31.8.11

Abschiedsessen (27.08.2011)

Beim Aufstehen um kurz nach acht fuehl ich mich total erschlagen, und spaetestens beim Fruehstueck, das fuer mich wieder nur aus Ingwertee besteht, ist klar: den heutigen Ausflug nach Bhaktapur muss Norman alleine machen.
Ich geh wieder ins Bett, schlafe, lese und schaffe es erst gegen 12 Uhr, mich in den Garten zu bewegen. Dort sitze ich im Schatten und vergnuege mich mit dem absurden satirischen Bergbuch "The ascent of Rum Doodle" - sehr unterhaltsam. Anschliessend surfe ich im Internet, mein Nebensitzer bequatscht mich aber zu sehr, und ich muss bald wieder fluechten. Im Hotel hustet und niest es an jeder Ecke, offenbar hats auch so einige andere erwischt. In der Zwischenzeit ist auch Norman wieder da, und wir haengen den Nachmittag ueber lesen und Mails schreibend im Hotel herum.
[Hier koennte Normans Bericht ueber seinen Ausflug stehen, wenn er mir den irgendwann mal schickt... :-) ]
Irgendwann raffen wir uns auf und packen unsere Rucksaecke, es ist zunaechst spannend, ob wir all unsere Einkaeufe unterbringen, aber es scheint zu klappen. Mal schauen, was die morgen am Flughafen so wiegen.
Der einzige Ausflug heute tagsueber ist der zum Kiosk um die Ecke, um Cola und Hobnobs-Kekse zu kaufen. Norman muss ja noch den restlichen Rum vernichten!
Um halb 7 machen wir uns "ausgehfein", sofern das in Backpackerklamotten moeglich ist; konkret ziehen wir eine lange (wenn auch Jogging-)Hose und ein frisches T-Shirt an, und warten auf Ngima.
Der verspaetet sich zwar ordentlich, ist dafuer aber umso eifriger und fuehrt uns in gut 15minuetigem strammen Fussmarsch durch die dunkelsten (es gibt mal wieder keinen Strom in der Stadt), engsten und trubeligsten Gassen zur "Kathmandu Kitchen". Dort brummt ein Generator vor der Tuer, und wir bekommen ein mehrgaengiges nepalesisches Menue mit Raksi (= Schnaps), Momos, Gemuesesuppe, Dal Bhat, pappsuessem Joghurt, Tee, bis wir fast platzen.
Auf der Buehne im Lokal bieten junge Nepalis dazu ein paar traditionelle Taenze dar, ich komme mir ein wenig vor wie im Cluburlaub.
Ich glaube, nun hb ich auch erstmal genug vom Dal Bhat, gut, dass das erst mal das letzte nepalesische Abendessen war. Wir unterhalten uns waehrend des Essens nett mit Ngima und quetschen ihn schon mal aus, wie so eine Tour auf einen 'trekking peak' aussieht - mal sehen, vielleicht gehen wir das wir das wirklich einmal an.
Gemeinsam fahren wir mit einem erstaunlicherweise sehr behutsamen Taxifahrer durch die immer noch dunkle Stadt zurueck ins Hotel. Ngima besteht beim Abschied darauf, uns am naechsten Morgen noch Richtung Flughafen zu verabschieden.
Mit vollem Bauch geht so der letzte Abend in Nepal zu Ende.

Tempel in Patan (26.08.2011)

Gegen halb neun klingelt unser Telefon im Zimmer, die Rezeption meldet, dass unser Sherpa Lhakpa da sei. Norman geht runter, gibt ihm seinen Rucksack zurueck und ueberreicht ihm eine Tuete mit Sachen, die wir nicht mehr brauchen (u.a. meine Trekkingschuhe, eine Trekkinghose, unsere Siggflaschen, Outdoornahrung). Er freut sich wie ein Schneekoenig darueber und will uns auch sogleich zum Essen zu sich nach Hause einladen. Nach Ruecksprache mit mir schlagen wir das nette Angebot aus, ich bin noch laengst nicht fit genug.
Stattdessen lassen wir den Vormittag langsam angehen, fruehstuecken gemuetlich und blaettern in einer Gala, die im Hotel herumlag. Gegen halb 11 bestellen wir ein Taxi und lassen uns in den Nachbarort Patan bringen, einem antiken Ort mit beeindruckendem Hauptplatz, dem Durbar Square. Allein die Fahrt dorthin ist ein Abenteuer: die Nebenstrassen, die der Fahrer waehlt, sind voller Schlagloecher, riesiger Wasserlachen, und so ist die Strecke ein reines Zickzackfahren.
Der Durbar Square ist wunderschoen, mit Pagoden, Tempeln, ehemaligen Palaesten, eine tolle und sehr gepflegte Anlage. Wir schlendern herum, besichtigen dies und das und beobachten dabei die unfassbar vielen Schulklassen mit ihren in Schuluniformen so adrett gekleideten kleinen Buben und Maedchen, die von ihren Lehrerinnen herumgescheucht werden und winken, wenn sie uns sehen.
Zum Zeitvertreib besuchen wir noch das Patan Museum, dort wird sehr anschaulich versucht, einem Nicht-Buddhisten die verwirrende Anzahl der jeweiligen Goetter und deren Darstellungen in der Kunst nahezubringen. Als wir genug haben und mit dem Taxi weiterwollen, herrscht Verkehrschaos, es ist kein Durchkommen moeglich. Unser Taxifahrer steigt, just als wir ueberlegen, den Stau zu Fuss zu umgehen, kurzerhand aus und dirigiert die verkeilten Autos und Mopeds so, dass er in die naechste Seitengasse ausweichen kann und dort in halsbrecherischem Tempo scheinbar ungeachtet der Fussgaenger uebr Schleichwege heizt. Norman, der vorne sitzt, kommt ganz schoen ins Schwitzen.
Wir steigen beim Cafe Hessed aus, dort essen wir Cupcakes, Donuts und trinken Cappucchino, dieses Cafe koennte so auch in jeder westlichen Grossstadt stehen.
Die naechste Taxifahrt ist wieder ein Abenteuer, es herrscht rush hour in Kathmandu und wir stehen im Stau, waehrend dem Fahrer immer wieder der Motor abstirbt und die eigentlich 2spurige Strasse mindestens 4spurig vollgestopft ist. Freiwillig steigen wir ein ganzes Stueck vor unserem Hotel aus, so langsam reichts, wir   gehen lieber noch ein Stueck zu Fuss. Im Hotel nutzen wir ein wenig die freien Computer und lesen, bekommen unsere frische Waesche zurueck und sind faul.
Gegen halb 7 machen wir uns auf zum Cafe Mitra. Ueber dieses Restaurant hatte Norman einen Bericht in der Zeitung gelesen, daher wollten wir uns das mal anschauen. Es ist sehr huebsch in einem Hinterhof gelegen, schoen eingerichtet und hat eine recht ambitionierte Karte. Zur Feier des Tages goennen wir uns einen halben Liter Weisswein, den ersten Wein seit fast vier Wochen!
Zum Dinner gibts dann Auberginensuppe mit Mozzarella und einen Paprikaziegenkaesekuchen mit Pflaumenchutney, danach Ziegenkaesetarte mit karamellisierten Zwiebeln und Walnuessen bzw. mit Kaese gefuelltes Huehnchen auf Schokojus. Sehr fein, wir sind pappsatt und die Rechnung wuerde auch zu einem Muenchner Restaurant passen.
Auf dem Heimweg wird uns schon wieder verschiedentlich "smoke" angeboten. Es nieselt.
Norman versorgt sich mit Cola und Rum und liest auf dem Balkon, ich verziehe mich ins Bett, fuehle mich kaputt und will mich endlich auskurieren.

Lehrstunden zum Thema Hinduismus und Buddhismus (25.08.2011)

Ach herrje, mich hat's erwischt: Schnupfen, Husten, Halsweh, Brummschaedel und erhoehte Temperatur. Die Nacht ist dementsprechend unruhig (liegt auch an den Muecken, die ueber mich herfallen), und morgens bin ich wie geraedert. Das Aufstehen faellt schwer, es gibt nur Tee zum Fruehstueck, danach muss ich mich nochmal hinlegen, waehrend Norman unsere Schmutzwaesche abgibt.
Um halb 11 fuehle ich mich halbwegs ausgehfertig, der nette Portier organisiert uns sogleich ein Taxi, das uns nach Pashupatinath bringt.
Kaum verlassen wir das touristische Thamel, betteln an den Kreuzungen Kinder, deren Kumpane am Strassenrand sitzen und Klebstoff schnueffeln. Diese Bilder verfolgen mich noch den ganzen Tag...
In Pashupatinath, dem grossen Tempelkomplex, brennt die Sonne vom Himmel, und es ist richtig was los hier. Wir geraten noch vor dem Eingang in einen Trauerzug, der Leichnam wird direkt an uns vorbeigetragen, vorneweg spielt eine Art Kapelle auf. Vor dem Eingangsbereich liegen Leprakranke und Bettler.
An der Kasse geraten wir leider sofort in die Faenge eines selbsternannten Fuehrers, der uns zunaechst die Verbrennungsstaetten am Flussufer zeigt, wo auch gerade ein huebsches Feuerchen brennt, und uns die dazugehoerigen Riten erklaert. Schliesslich zeigt er uns die einzelnen Tempel, dazwischen springen unzaehlige Affen umher - die Tempelanlage ist naemlich Hanuman, dem Affengott, gewidmet, und die Affen dementsprechend willkommen hier.
Mein Kreislauf macht bei der Hitze nicht mit, und ich setze mich auf eine Treppe im Schatten. Dort werde ich aber sogelcih von einer nepalesischen Schulklasse belagert, die mich ausfragt. Ein wenig erholt, spazieren wir weiter durch die Anlage; zwischen den Tempeln sitzen entspannt viele Sadhus mit ihren langen Rastazopfen und Baerten, gegen Bezahlung darf man sie wohl fotografieren, zumindest winken sie beim Vorbeigehen recht freundlich.
Unser Guide zeigt uns noch das Armenhospiz, das in einem Bereich des Tempels untergebracht ist, und wird dann recht unverschaemt in seinen Geldforderungen. Wir handeln in runter, aber der Betrag ist immer noch stattlich.
Ermattet von der Hitze laufen wir entlang der vielen Devotionalienstaende zurueck zum Taxi und lassen uns durchs wilde, laute und staubige Verkehrsgewuehl zum Bodnathtempel bringen. Diese Stupa ist riesig und das Zentrum der tibetischen Exilgemeinde. Leider bin ich nicht so recht aufnahmebereit, sondern zittrig auf den Beinen und kann die Stupa daher nur einmal von aussen umrunden. Die Groesse ist beeindruckend!
Ich muss dringend zurueck ins Hotel und die Fahrt durch die engen Gassen und das Gewuehl ist schier endlos. Im Hotel lege ich mich fuer drei Stunden ins Bett, Norman zieht derweil los, isst Pizza, ergruendet die Gaesschen von Thamel und shoppt 10 Seideschlafsaecke fuer je 7 Euro/Stueck!
Nachdem ich wieder halbwegs fit bin, lesen wir im Garten ein wenig, dann fuehle ich mich genug hergestellt, um ans Abendessen zu denken. Wir spazieren wieder nach Thamel, und im "Roadhouse" gibts Pizza und Salat, sehr lecker, mit richtigen Pizzabaeckern und Steinofen.
Anschliessend erstehen wir nach zaehen Verhandlungen zwei Pashminaschals auf dem Heimweg, der Verkaeufer quasselt uns ein Ohr ab, letzten Endes werden wir uns irgendwie einig. Auf dem Rueckweg wird uns wie jedes Mal von verschiedenen zwielichtigen Gestalten fluesternd Haschisch und Schlimmeres angeboten - ich kann inzwischen nur noch drueber lachen.
Zurueck im Hotel setze ich mich fuer 2 Stunden an den PC, Norman macht sichs mit Bier und Buch auf dem Balkon gemuetlich. In der Nacht wachen wir von einem heftigen Gewitter auf, es kracht ohrenbetaeubend laut, dass die Fenster klirren.

Busfahren macht nur so maessig Spass (24.08.2011)

Puh, ich bin schon wieder ab halb sechs wach und warte sehnsuechtig aufs Weckerklingeln. Eine halbe Stunde spaeter ists soweit,  wir nehmen noch schnell eine kalte Dusche und packen zusammen. Norman schultert den geborgten riesigen Rucksack (leider haben wir nun ja keinen Traeger mehr) und los gehts. Unten wartet schon der Fahrservice, wir muessen aber noch ein paar Fotos machen, denn endlich ist das Wetter sog ut, dass man viele schneebedeckte Gipfel am Horizont sieht. Der Fahrer bringt uns zum Busbahnhof, dort werden wir gleich an den richtigen der etwa 20 wartenden Busse weitergereicht und laden das Gepaeck ein - in den Kofferraum, nicht auf das Dach, sehr feudal! Am Bahnhof ist alles perfekt durchorganisiert: minuetlich kommen Reisende per Taxi an (vornehmlich Touristen), werden ihrem Bus zugeteilt, dazwischen verkaufen fliegende Haendler Backwaren, an den Staenden aussenrum bekommt man gleich dazu passend die heisse Tasse Tee serviert, es ist grandios. Wir sitzen geplaettet an einem solchen Teestand, beobachten das Treiben und versuchen uns vorzustellen, wie's hier im Oktober mit etwa 20x sovielen Leuten zugehen muss.
Der Bus ist diesmal ein sog. "tourist bus", laesst also unterwegs keine Passagiere zusteigen, sondern ist so eine Art Expressbus, mit Platzreservierungen und Fahrkarten und so.
Dementsprechend ist er schon bei der puenktlichen Abfahrt um 7:30 Uhr voll belegt, und wir rumpeln aus Pokhara hinaus, den Blick immer noch aufs Bergpanorama geheftet.
Die Fahrt ist endlos, wir brauchen fast 8 Stunden fuer die 200 km nach Kathmandu. Es wird schnell sehr heiss im Bus, die Sonne scheint kraeftig, doch zum Glueck lassen sich wenigstens die Seitenfenster oeffnen. Nun kommt zwar Zugluft herein, aber auch der gesamte Strassenstaub und die Abgase, die Nase ist schnell verstopft und ein Staub-/Schmutzfilm legt sich ueber alle Passagiere.  An Schlafen ist auf der schlaglochuebersaeten Piste nicht zu denken, wir vertreiben uns die Zeit, indem wir ALF-Hoerspiele hoeren.
Alle zwei Stunden gibts einen Stop an der nepalesischen Variante der Autobahnraststaette, hier steht entlang der staubigen Strasse, die voll ist mit LKWs, Bussen, Autos, Rollern, die alle lautstark und unentwegt hupen, ein einzelnes Haeuschen. In diesem ist immer schon eine Art Buffett aufgebaut, dort kann sich der hungrige Reisende, sofern sein durchgeschuettelter Magen nach Nahrung verlangt, gegen geringe Bezahlung an Nudeln, Reis, Gemuese,... guetlich tun. Mir reicht bei der ganzen Wackelei Cola, Norman versucht sich an fettigen Pakoras.
Die Passstrasse nimmt kein Ende, hin und wieder passieren wir LKWs, die im Abwassergraben daneben liegengeblieben sind, die Ueberhoelmanoever, die unser Bus haeufig durchfuehrt (auf einer sehr vielbefahrenen Strasse, die grade mal breit genug ist, dass ueberhaupt zwei Fahrzeuge einander passieren koennen), sind sicherlich nicht immer ungefaehrlich. Ich bin froh um unsere Plaetze ganz hinten, wo man nicht allzu viel vom Strassengeschehen sieht. Endlich ist der Kamm erreicht, Kathmandu ist in Sicht, und nach endlosem Gezuckel durch die vollgestopften Vororte schreit der Busbegleiter "final stop!". Es ist halb vier inzwischen.
Beim Aussteigen umdraengen uns schon die Taxifahrer und Hotelschlepper, aber wir waren ja so schlau und haben schon bei unserer Abreise vor drei Wochen wieder ein Zimmer im gleichen Hotel reserviert. Ein blutjunger Taxler bringt uns hin, dabei muessen wir ihm den Weg weisen, kennen also zumindest schon ein paar Ecken der Hauptstadt.
Im Hotel freut sich der Torwaechter ein Loch in den Bauch, als er uns wiedererkennt, und erkundigt sich sogleich nach unserem Trek. Drinnen beziehen wir ein winziges Zimmerchen, freuen uns aber umso mehr ueber die Schaetze, die wir in unseren deponierten Rucksaecken finden: Buecher, frische Klamotten!!!
Dann wird ausgiebig und heiss geduscht, es laufen graue Staubbaeche die Arme hinunter, und meine Nase und Stirnhoehlen sind voellig verstopft vom Strassendreck, auch der Hals kratzt. Daher bleibts am restlichen Nachmittag beim Lesen im Zimmer bzw. auf dem Balkon.
Um 18 Uhr trifft sich Norman mit unserem Trekkingorganisator Ngima, der extra nochmal zu uns ins Hotel kommt. Die beiden verabreden sich fuer Samstag abend, Ngima will uns zum Essen einladen, und ratschen ein wenig. Schliesslich raffen wir uns auf und stuerzen uns ins Strassenchaos, wir holen Geld und sind erfolgreich bei der Suche nach dem israelischen vegetarsichen Lokal OR2K.
Der Laden ist extrem gemuetlich, die Essenauswahl vielversprechend - doch leider plagt uns beide ein bisserl der Magen, wir essen also nur eine Kleinigkeit (Falafel, Dips), trinken Ingwertee und machen uns recht zuegig wieder auf den Rueckweg. Noch waehrend wir mitten beim Essen sind, faellt wieder einmal fuer Minuten der Strom aus, doch keiner laesst sich davon stoeren.
Auf dem Rueckweg koennen wir noch DVD-Boxen mit Seriennachschub erstehen, und wir finden endlich die lang gesuchten Seidenschlafsaecke. Die Augen des Haendlers leuchten, als wir in Aussicht stellen, moeglicherweise bis zu 10 Stueck kaufen zu wollen. Wir verabreden uns fuer den naechsten Tag und ueberlegen auf dem Heimweg, einen professionellen Handel damit aufzuziehen.
Zurueck im Hotel gibts fuer Norman noch ein Bier auf dem Balkon, ich verzieh mich lieber gleich ins Bett, die Nase laeuft und der Hals kratzt und ich fuehl mich nicht allzu fit...

27.8.11

Neues vom Yeti (23.08.2011)

Ich kann mal wieder nicht schlafen, der prasselnde Regen die ganze Nacht und der stinkende "Raumerfrischer", der wie Raeucherstaebchen riecht, machen mich wahnsinnig. Also beende ich gegen 6 Uhr trotzdem recht fit die Nachtruhe, schnappe mir ein Buch und lese fast 2 Stunden, bis Norman auch endlich aufstehbereit ist.
Die Dusche ist mangels Sonne (Warmwasser gibts nur ueber Solar) ziemlich kalt, aber da die Aussentemperatur mehr als angenehm ist, laesst sich das trotzdem einigermassen aushalten.
Wir beschliessen, wegen des Regens im Hotel zu fruehstuecken, und bestellen Obstsalat, Toast, Pancakes und Filterkaffee. Dabei beobachten wir, wie am Bootsteg Ruderboote voller Schulkinder anlegen, die selbststaendig uber den ganzen See gerudert kommen. Die Oberaufsicht ueber diesen Schulweg und damit das Ruder in der Hand haben dabei immer die aelteren Schueler (also die etwa 8-10jaehrigen), waehrend die Kleinen (4-5jaehrig) nur beim Anlegen assistieren - das ganze natuerlich ohne jegliche Schwimmwesten oder erwachsene Aufsichtspersonen. Das beeindruckt uns sehr, und zeigt, dass es doch auf der Welt genuegend Kinder gibt, die nicht so ueberbehuetet aufwachsen und trotzdem ihr Leben meistern.
Nach dem Fruehstueck starten wir unser Tagesprogramm. Mit dem Taxi lassen wir uns zum International Mountain Museum bringen. Dort stromern wir gut eineinhalb Stunden durch die Ausstellung. Es geht um die Besteigung saemtlicher 8000er, zum Teil wird die Originalausruestung gezeigt, um die geologische Beschaffenheit des Himalaya, dessen Bewohner, Flora und Fauna. Eine eigene Abteilung befasst sich sogar mit dem Yeti! Insgesamt sehr interessant!
Unser Taxifahrer erwartet uns fuer den Gesamtpreis von 5 Euro doch tatsaechlich am Parkplatz und bringt uns zurueck in die Stadt. Dort werfen wir mutig unsere Postkarten in einen eher zweifelhaft aussehenden Briefkasten, immerhin wurde auf diese Holzkiste von Hand "authorised mailbox" aufgepinselt. Wir sind sehr gespannt, ob die Postkarten ihr Ziel erreichen.
Wir bummeln im Nieselregen entlang der "Hauptstrasse", es gibt endlos viele Geschaefte mit Trekkingausruestung und -bekleidung, Pashminaschals und Yakwolldecken, Buechern, nepalesischer Kunst, Cafes, Internetshops, Massagesalons und Restaurants.
Wir legen eine Mittagspause mit Sandwiches und Lassis ein und verziehen uns nochmal fuer 2 h an einen Computer, danach zurueck ins Hotel und: Siesta! Und dann der obligatorische Drink auf dem Balkon, wohlweislich habe ich im Supermarkt nochmal Nachschub an Rum und Saft besorgt.
Waehrenddessen packen wir schonmal die ersten Habseligkeiten in den Rucksack.
Schliesslich machen wir uns auf und muessen schon wieder zur Bank, hier flutscht das Geld nur so durch die Finger, nach gut zwei sehr sparsamen Wochen, und in einem Buchladen holen wir im Tauschverfahren Lesenachschub. Im "Lemon Tree" essen wir zu Abend, es gibt Enchilada bzw. Dal Bhat, Bier und Bloody Marys, aber so richtig in Feierlaune sind wir heute nicht, also machen wir uns auf den Heimweg. Unterwegs kaufen wir noch 2 Dosen Bier (und eine Flasche "Officer's Choice Rum", auf dessen Etikett ein Lufthansapilot abgebildet ist?!) und sitzend lesend auf der Veranda.

Urlaub! (22.08.2011)

In der Nacht prasselt der Regen aufs Dach, morgens huepfen die Kraehen drauf herum - ansonsten ist es erstaunlich ruhig, geradezu ausgestorben, und wir schlafen uns so richtig aus, bis viertel nach acht! Bei der Morgentoilette troedeln wir heute mal so richtig herum, sitzen noch ein wenig auf dem Balkon und brechen dann zu einer "German bakery" auf, wo wir Schokocroissants, Apple crumble und "echten" Kaffee fruehstuecken - natuerlich, alles laengst nicht so gut wie das jeweilige Original, aber ein Anfang.
Und dann wagen wir uns nach 18taegiger "Abstinenz" ins Internetcafe und verbringen die naechsten beiden Stunden damit, E-Mails zu lesen und zu schreiben, zu bloggen, durch die Zeitungsseiten zu scrollen und uns wieder upzudaten. Und es stellt sich heraus, dass es gar nicht so schlimm mal, mal knapp 3 Wochen nicht erreichbar zu sein - nichts Nennenswertes scheint sich ereignet zu haben... Norman telefoniert im Internetcafe noch schnell mit unserem Hotel in Kathmandu und bestaetigt unsere Reservierung und  mit Ngima, unserem Sherpa-Organisator, den wir in Kathmandu nochmals treffen werden, denn wir muessen ein wenig "nachzahlen", da wir Lhakpa laenger beansprucht haben.
Schliesslich beginnen wir unsere Shoppingtour, doch zuerst brauchen wir Bargeld, waehrend des Treks haben wir unsere Vorraete aufgebraucht. Jeder der 5 Automaten, zu denen wir gehen, bietet eine andere Hoechstgrenze an, das Maximum sind leider dennoch nur 150 Euro. Dann wird geshoppt, wir kaufen prima nachgemachte Windstopper-Jacken von "Northface" fuer 25 Euro, Gebetsfahnen, Tee und feilschen wie die Marktweiber (naja, stimmt nicht ganz, vornehmlich feilsche ich, Norman bringt das meistens nicht uebers Herz). Zu mittag setzen wir uns mit Knabberzeug auf den Balkon vor unserem Zimmer, lesen und geniessen die Aussicht ueber den See. Inzwischen ist auch unsere saubere Waesche da, ebenso wie das Busticket zur Weiterfahrt nach Kathmandu. Das laeuft hier alles wie am Schnuerchen!
Nachmittags brechen wir wieder auf, und ich lasse Norman fuer 1 Stunde in der Obhut eines Massagesalons, der eine spezielle "Trekker-Massage" anbietet. Ich sitze derweil wieder im Internetcafe und arbeite meine Blogbeitraege nach. Danach bummle ich noch ein wenig herum und erstehe ein "Wohlfuehlhoeschen" und ein Oberteil - beim Feilschen fragt der Verkaeufer irgendwann: "What can I do to make both of us happy???"
Ich schlendere zurueck ins Hotel, und endlich ist wieder Zeit fuer einen Drink; Norman ist inzwischen tiefenentspannt auch wieder zurueck.
Nach dem Getraenk wollen wir los zum Dinner, doch just in diesem Moment beginnt es zu regnen, aber wir haben Hunger und lassen uns nicht abhalten, es ist zum Glueck trotztdem warm genug, und wir entscheiden uns fuer das Restaurant Maya. Dort sitzen wir auf der Veranda im 1. Stock und essen Popcorn, Thaicurry, Enchiladas, Tomatensalat und trinken Bier und Cocktails. Der Regen prasselt unentwegt, die Strasse ist verlassen, und im Restaurant sind wir auch die einzigen Gaeste. So verbringen wir Abend und spazieren spaet (also gegen 10) durch die Nacht und den Nieselregen zurueck ins Hotel. Unterwegs laeuft uns ein Neplese hinterher, der uns hartnaeckig Drogen verkaufen will. Nein, vielen Dank, dann doch lieber Cocktails!

26.8.11

Endspurt! (21.08.2011)

Und endlich ist er da - unser letzter Wandertag. Wir sind schon um 6 Uhr wach, da unsere Nachbarn packen und durch die duennen (Papp-)Waende jedes Wort und Geraeusch zu hoeren ist. Trotzdem doesen wir noch ei Stuendchen vor uns hin, lauschen dem Fluss, den Voegeln und Stimmen im Hof.
Schliesslich wird noch einmal der Rucksack gepackt oder besser gesagt gestopft und die Zaehne im Hof geputzt. Ich muss sagen, dass mir doch inzwischen tatsaechlich ein ordentliches Stehklo lieber ist als ein fragwuerdiges (weil nicht angeschlossenes) und meistens deutlich schmutzigeres "westliches" Klo!
Zum Fruehstueck gibts tibetisches Brot mit Yakkaese, beides eher fettig, Porridge und Schwarztee. Norman hat immer noch nicht aufgegeben mit den Kaffeeversuchen.
Um kurz nach 8 Uhr brechen wir auf zur letzten Etappe. Bereits jetzt ist es warm, wir gehen schweigend weiter abwaerts im Flusstal. Der Weg fuehrt kreuz und quer, zahlreiche Erdrutsche haben ihn verwuestet, manchmal muessen wir ueber umgestuerzte Baeume und ganze abgerutschte Haenge klettern. Die zahnlosen Omas mit Gehstock und die Pferdekarawanen, denen wir begegnen, lassen sich durch solche Widrigkeiten nicht weiters stoeren, sondern gehen stoisch ihres Weges.
Nach einer guten Stunde muessen wir eine Verschnaufpause machen, es ist unertraeglich heiss und unser Micorpur-behandeltes Wasser endlich trinkbar. Wie die Mulis trotteln wir weiter schwitzend vor uns hin, der Laerm der Zikaden ist zum Teil ohrenbetaeubend. Nach knapp 3 Stunden hat und das wirkliche Leben wieder. Wir ueberqueren eine offenbar fuer zukuenftige Autonutzung gebaute Bruecke (die aber quasi mitten im Fels endet), und schon kommt wieder ein Polizeiposten, der unsere Trekkingerlaubnis stempelt, inmitten von zig Verkaufsstaenden, Menschen, Hunden, Pferden, rostenden Traktoren, Muell...
Wir verschnaufen ein allerletztes Mal beim allerallerletzten Polizeiposten (kaum 10 Minuten vom vorhergehenden entfernt), insgesamt haben wir etwa 15 Stempel gesammelt und kommen uns vor wie bei einer Schnitzeljagd. Wir wappnen uns fuer das gefuehlte jaehe Ende unserer Bergeinsamkeit, die Heerscharen an "Kurzzeittrekkern", die uns entgegenkommen, beachten wir schon fast gar nicht mehr.
Ein letzter steiler Anstieg, und wir erreichen Nhaya Pul, Ziel des Annapurna Circuit Treks. Es bleibt gerade genug Zeit, ein paar Kekse zu essen, schon hat Norman gemeinsam mit Lhakpa ein Taxi zu einem vernuenftigen Preis (12 Euro fuer 75 Min. Fahrt) organisiert, das uns nach Pokhara bringen soll.
Als wir in den wackligen, quietschenden kleinen Suzuki einsteigen (der Rucksack wird kurzerhand oben aufs Autodach geschnallt), sind wir noch skeptisch, ob wir nicht doch lieber auf den Bus haetten warten sollen. Doch die gut einstuendige Fahrt laueft prima, manche Situationen entlang der Serpentinen sind zwar wieder etwas fragwuerdig, und dass der Fahrer zuweilen aus dem Fenster nach hinten auf seinen rechten Hinterreifen guckt, koennte einen nervoes machen, aber letzten Endes erreichen wir unbeschadte das Hotel Fewa direkt am See. Der Taxifahrer freut sich wie bolle, dass er 1 Euro Trinkgeld bekommt.
Wie kriegen ein nettes Zimmer mit Balkon zum See, richtig feudal fuer 15 Euro/Nacht und laden Lhakpa noch zum Mittagessen ein. Es gibt Obstsalat, Lassis und Gemueserohkost mit Dip, nach den eher vitaminarmen letzten Tagen gieren wir alle nach Frischem.
Wir unterhalten uns noch ein bisschen, tauschen Mailadressen aus und den geniessen den schoenen Platz am See, mit Blick auf den hin und wieder hervorspitzelnden Machhapuchare-Gipfel. Schliesslich verabschieden wir uns von unserem Traeger, der 18 Tage lang bei jedem Wetter unseren zugegebenermassen recht umfangreichen Krempel geschleppt hat. Er macht sich auf den Weg zurueck nach Kathmandu, waehrend wir erst einmal zwei grosse Tueten Schmutzwaesche an der Rezeption abgeben. Dann wird gesucht, gemeinsam mit dem Wurm n der Duschwanne, und Siesta gemacht - es ist viel zu heiss draussen.
Gegen 16 Uhr wagen wir uns hinaus, ein wenig bummeln, und sind begeistert von den huebschen Geschaeften, wo nicht halb soviel los ist wie im staubigen Kathmandu. Wir beschliessen, noch eine Nacht laenger in Pokhara zu bleiben und unsere ganzen Einkaeufe hier zu taetigen.
Sehr angetan von den Ausblicken auf den See erstehen wir im Supermarkt ein Flaeschen Rum und eine Flasche Mangosaft und setzen uns selig mit einem Aperitif auf unseren Balkon.
Zum Abendessen suchen wir uns das Restaurant "Boomerang" aus, wir kriegen einen Platz im Garten direkt am See, sehr huebsch! Das Essen ist grossartig, es gibt ein Deluxe Dal Bhat mit zwei verschiedenen Currys, Spinatsalat, Joghurt und Obst und Tee zum Nachtisch, und es gibt Bier! Dazu spielt auf der Buehne des Restaurants die oertliche Volkshochschulegruppe ein "nepalese cultural program" mit Tanz und Gesang, das ist vielleicht ein Spektakel und ein Laerm! Die Taenzer mit den Gurkhamessern sind allerdings wirklich toll.
Irgendwann fluechten wir in die "Busy bee bar", trinken Cocktails mit den Namen "A long trek" und "Mountain Lady" und essen Popcorn. Ausser uns sind nur ausgehwuetige Nepalesen da. Als wir uns um 22 Uhr auf den Heimweg machen, steppt draussen der Baer! Wir sind aber brav und gehen zurueck ins ruhige Hotel, freuen uns auf wanderfreie Tage und schlafen beseelt ein.

25.8.11

Treppab (20.08.2011)

Die Nacht ueber ist deutlich Regen zu hoeren, und als um 6 Uhr der Wecker klingelt, ist es also auch nicht verwunderlich, dass draussen vor allem eins zu sehen ist: Nebel, dicke Wolken. Also blasen wir kurzerhand unseren geplanten Aufstieg zum Poon Hill ab und schlafen noch ein Stuendchen.
Beim Fruehstueck stellen wir fest, dass alle anderen Trekker die gleiche Entscheidung getroffen haben. Also gibts ein fettiges Fruehstueck und grauenhaften Instantkaffee, wir packen unsere inzwischen wieder klammen Sachen ein und marschieren bei leichtem Nieselregen los.
Noch in Ghorepani besteht Norman auf einem Einkauf in einem der Buchlaeden, denn ich habe seit gestern abend nichts mehr zu lesen und werde dann zuweilen unleidlich. Wir finden aber was Passendes und machen uns an den Abstieg.
Dschungelig gehts ueber ausgetretene, feucht-glitschige Steine nach unten, wir marschieren schweigen entlang der wuchernden Farne, bemoosten, verrottenden Baeumen, Baechen, Rhododendren durchs dunkle, tropfende Gruen.
Nach und nach lichtet sich der Wald, wir kommen wieder in eher tropische Gefilde, und durch die Wolkendecke bricht so langsam die Sonne. Es wird warm.
Seit knapp drei Wochen hoeren wir nun auf einmal wieder Flugzeuge ueber uns, anscheinend ist der Flugverkehr nach Jomson wieder aufgenommen.
Nach 2 Stunden wackeln die Knie schon ein bisserl, wir machen eine kurze Pause. Inzwischen kommen uns recht viele Leute, u.a. eine ganze koreanische Schulklasse, auf dem Weg entgegen - tatsaechlich also eine beliebte Wanderroute auch fuer "Nicht-Trekker", die meisten tragen Turnschuhe.
Die Sonne brennt kraeftig vom Himmel, der Schweiss rinnt, laut Fuehrer sinds fast 4.000 Steinstufen nach unten.
Eine letzte Pause, gedopt wird heute mit Kitkat-Riegeln, der Blick ueber das gruene Tal hilft auch ein wenig, und gegen 12:30 Uhr, nach knapp vier Stunden Abstieg, gehts ueber eine letzte Haengebruecke und wir erreichen mit Gummiknien Thikedunga (1.500 m).
Wir beziehen unsere Lodge, Lhakpa ist auch reichlich erledigt, und setzen uns mit Cola und Keksen erstmal ab. Wieder dermassen ausgepaeppelt gibts endlich die wirklich noetige Dusche. Obwohls bei den Aussentemperaturen hier (30 Grad) nicht wirklich noetig waere, ist sie wunderbar heiss. Die Anzahl der noch sauberen, verfuegbaren Klamotten schrumpft leider unerbittlich, es wird knapp, alles ist dreckig und verschwitzt, aber wir hoffen auf Waescheservice spaetestens morgen abend in Pokhara. Hier in der Sonne trocknen wenigstens die Handtuecher und Schuhe wieder ordentlich durch.
Ich setze mich in den Hof, lese und mache Bekanntschaft mit dem Hund des Hauses, Norman doest derweil im Zimmer vor sich hin. Der Spaziergang durchs Dorf ist schnell erledigt, hier gibts nicht viel mehr als 5-6 Lodges, die aber alle gut besucht sind von Trekkinggruppen. Komisch nach den vielen Tagen des "Fast-Alleinseins"...
Der Nachmittag geht mit Lesen (gute Entscheidung, morgens noch neuen Lesestoff zu kaufen!) schnell rum, nebenher blaettern wir noch in einer herumliegenden Ausgabe der GQ India und amuesieren uns ueber die Fashion Tipps fuer den hippen Inder von heute.
Zum Abendessen gibts reichlich und sehr scharfes Dal Bhat bzw. Fruehlingsrollen mit Pommes, und danach endlich-endlich-endlich wieder einmal eine Snickers-/Mars-Roll. Wir sind dermassen vollgestopft, aber gluecklich, das liegt moeglicherweise aber auch am Raksi, dem lokalen alkoholischen Getraenk, das wir heute probieren und das wie verwaesserter Slibowitz schmeckt. Brrrr!
Die groesste Sorge ist, dass der Kugelschreiber den Geist aufgegeben hat. Ansonsten ist es herrlich in der lauen Nachtluft mit den unfassbar lauten Zikaden (die die Ausmasse von Katzen haben muessen bei der Lautstaerke, die die fabrizieren) zu sitzen und sich mal wieder um nix ausser der Fruehstuecksbestellung kuemmern zu muessen.
Nach 17 Tagen Dauerwandern sind die Koepfe ordentlich aufgeraeumt, saemtliche Ohrwuermer gesungen, auch die Abwesenheit von Handy und Internet ist erholsam.
Und zugenommen haben wir hier trotz regelmaessigem Konsum von Schokopudding definitiv auch nicht, eher im Gegenteil. Ein richtiger "Fasten-/Wellness-Urlaub" also bisher...

Dschungelabenteuer (19.08.2011)

Man weiss beim Aufwachen nie, ob das Rauschen draussen vom Regen oder vom Fluss kommt. Nachts wohl von beidem, aber zumindest beim Aufstehen um halb 7 tropft es nur noch von den Blaettern.
Trotzdem fuehlt sich alles recht klamm an, und wir muessen recht viele nasse Sachen einpacken. Nach dem Fruehstueck (Porridge, Tee und Norman versucht schon wieder sein Glueck und bekommt scheusslichen Instantkaffee) fuellen wir im Shop gegenueber noch schnell unseren Keksvorrat auf und marschieren um 7:40 Uhr los.
Eine halbe Stunde gehts entlang der Strasse, dann ueber den Fluss auf einer sehr fragwuerdigen Haengebruecke - und dann geht es aufwaerts. Wir sind innerhalb kuerzester Zeit klatschnass, denn die Luftfeuchtigkeit ist wie in einem Dampfbad, dazu hats gut 25 Grad und wir bewaeltigen in den naechsten 50 Minuten gut 400 Hoehenmeter. Oben ist ein Aussichtspunkt, aber natuerlich gibt es ausser Wolken ueberhaupt nichts zu sehen Wir laufen also weiter durch eine verwachsene Dschungellandschaft, die an Indiana Jones oder Jurassic Park erinnert. Wir erklimmen endlos viele Steinstufen, die durch Doerfer und Wald fuehren.
Eine Zeitlang werden wir von Schulkindern begleitet und ein wenig ausgefragt, die einen wirklich beeindruckend langen (1 Stunde?) und steilen Schulweg haben, den aber in Flipflops und Schulkleidung (Pulli, Hemd, Krawatte, Hose bzw. Rock) absolvieren, und die Kleinsten sind vielleicht 5 Jahre alt.
Um halb elf beginnt es zu regnen, wir machen Teepause in Sikha, essen Snickers und Kekse und warten auf Lhakpa, den wir ordentlich abgehaengt haben. Ein wenig warten wir den Regen noch ab, fuegen uns dann aber ins Unvermeidliche und wandern feucht sowohl durch die Anstrengung als auch wegen des andauernden Nieselregens weiter nach Chitre. Nun sind wir schon auf gut 2.400 m und beschliessen daher, die Mittagspause einzulegen. Ist ja auch schon 13 Uhr
In der Lodge, die wir aussuchen, wird uns nur Nudelsuppe angeboten, das passt aber eh wunderbar. Waehrend des Essens kommen wir uns Gespraech mit einer jungen Koelnerin, sie macht in diesem Nest ein 2monatiges Praktikum in einer Schule ueber eine Hilfsorganisation. Sie erzaehlt, dass, die Schueler kaum Stifte und Papier haben. Die Schule beginnt wohl wegen der langen Wege der Schueler erst um 10 Uhr. Wir schenken ihr unsere nepesische SIM-Karte (die wir von Jens bekommen haben), und die wir nicht brauchen.
Nach einer guten Stunde brechen wir wieder auf, nachdem wir Lhakpa eroeffnet haben, dass wir noch nicht genug haben.
In der naechsten Stunde mit weiteren Stufen ueber Stufen regnets sichs so richtig ein, und als wir um halb 4 (nach fast 8 Stunden Gehzeit) endlich Ghorepani (2.750 m) erreichen, sind wir ziemlich nass und erledigt. Schliesslich sind wir heute nochmal 1.500 Hoehenmeter aufgestiegen.
Zu sehen ist ringsum trotzdem nix, aber wir haben grosse Hoffnung auf den morgigen Tag. Wir beziehen ein "Cottage" in der Sunny Lodge, das beste neben der heissen Dusche (auf die muessen wir leider fast 1 h warten, denn Lhakpa ist irgendwie verschollen und kommt erst viel spaeter an als wir, und damit eben auch unsere ganzen Sachen) ist der Ofen, der mitten im Essensraum steht. An dem duerfen alle Anwesenden ihre nassen Sachen trocken, was dazu fuehrt, dass mitten zwischen den Esstischen Socken, Unterhosen, T-Shirts, Handtuecher etc. aufgehaengt sind, darunter stehen Wanderschuhe.
Ghorepani ist touristisch deutlich besser erschlossen als alle Orte zuvor, hier kommen eben auch die Nepal-Besucher her, die keine grosse, sondern vielleicht nur eine 2-3taegige Wanderung machen wollen.
In der Lodge tummelt sich alles (= 15 Gaeste) um den Ofen herum und liest, schreibt - sehr gemuetlich ist das. Daneben wird immer der Himmel beobachtet, alle hoffen auf gutes Wetter fuer den morgigen Aufstieg nach Poon Hill (3.200 m) - von dort sollen naemlich alle moeglichen Gipfel zu sehen sein.
Das Abendessen (Veggieburger bzw. Pizza) ist wie immer nur so eine halbe Portion, auf jeden Fall nicht ausreichend fuer die hungrigen Wanderermaegen. Auch der Schoko-/Vanillepudding ist nur so ein Tropfen auf dem heissen Stein.
Wir sitzen noch ein wenig am Ofen, spielen Karten und beobachten fasziniert die riesigen Falter und gruenen Kaefer, die um die Lampen schwirren und hin und wieder bei uns auf dem Tisch eine Verschnaufpause einlegen.
Um 21 Uhr sammeln wir die trockenen Klamotten ein und gehen ins eiskalte Bettchen

Endlich: ein Blutegel (18.08.2011)

Bei mir zumindest war die Nacht ein bisserl kurz, aber egal, wir muessen eh um halb 7 aufstehen, es regnet nicht mehr, dafuer haengen die Wolken sehr tief. Nach Porridge mit Honig und Tee brechen wir auf, muessen aber doch bald die Pullis ausziehen, denn trotz der Feuchtigkeit in der Luft und den Wolken hats schnell gut 25 Grad.
Wir marschieren weiter suedwaerts und damit auch abwaerts, kommen hinein in die tropische Vegetationszone, alles ist gruen und wuchert, dazu passt perfekt das neblig-truebe und feuchte Wetter.
Wir laufen zuerst entlang der Strasse, verlassen diese aber nach gut 2 Stunden, nachdem wir wieder einmal einen Polizeiposten in Ghasa passiert haben: diesmal hatten die beiden Polizisten sogar einen PC zur Eingabe unserer Daten! Wir bekommen sogar noch "sicheres" Trinkwasser ein paar Haeuser weiter.
Nach Ghasa gehts ueber eine der ueblichen Haengebruecken auf die andere Flussseite, hinauf durch tropfende Waelder. Oben gibts eine Kekspause in einem kleinen Doerfchen, bestehend aus 3 Haeusern, belauert vom Dorfhund, dem wir grosszuegig einen Keks abgeben. Die Kuehe laufen an uns vorbei, die Huehner jagen wir regelmaessig vor uns her. Ueberhaupt, was hier alles an Tier-Sch... auf den Wegen herumliegt, ein regelrechtes Zickzack-Laufen ist das. Dazu noch die ewig matschigen und nassen Pfade...
Wir steigen ueber viele steile Steinstufen und -wege wieder Richtung Fluss ab, es regnet wieder und soll so bald auch nicht mehr aufhoeren. Es zeigt sich, dass ich das Profil meiner Schuhe praktisch komplett runtergelaufen habe, ich rutsche nur noch vor mich hin.
Nach einer weiteren Haengebruecke sind wir zurueck auf der Strasse, leider muessen wir schnell wieder einen Umweg gehen, denn einer der vielen Erdrutsche hat die Strasse unpassierbar gemacht. So klettern wir mehr schlecht als recht ueber das lockere Erdreich des abgerutschten Hangs und sind froh, als wir drueben sind - reichlich eingedreckt.
Wir schlagen das Essensangebot der direkt an einem Wasserfall gelegenen Lodge sehr zum Bedauern unseres Traegers aus und laufen noch ein Stuendchen weiter - inzwischen ists schon sehr nass, und Norman wandert beharrlich mit Regenschirm. In Dhana machen wir gegen 12 Uhr endlich Lunchpause, es gibt eine kleine Nudelsuppe. Kurz nach uns kommt ein aelteres deutsches Ehepaar an, das lauthals wissen will, wann denn endlich ein Bus fahren wuerde. Bei den Erdrutschen, die wir in den letzten Stunden gesehen haben, und den ganzen Bussen, die dazwischen standen, dauert das wohl noch.
Ein wenig gestaerkt gehts weiter, entlang Bananen- und Feigenbaeumen, vielen, vielen Hanfpflanzen, wir begegenen ein paar Sadhus (heilige Maenner, meist Asketen und indischer Herkunft), die in Flipflops oder barfuss nur mit Tuechern bekleidet ins Heiligtum nach Muktinath pilgern. Sobald der Regen aufhoert, entledigen wir uns sofort der Regenjacken, zu "dampfsaunaaehnlich" sind die Temperaturen.
Doch alle 10-15 Minuten kommt der naechste Schauer. Die Strasse ist inzwischen eine reine Matschpiste, immer wieder muessen wir Baeche ueberqueren, die von den Haengen herunterfliessen. Oft genug passieren wir Stellen, an denen riesige Steine auf die Strasse gerutscht sind. Die Umgebung sieht wie verwunschen aus, das dichte, dunkle Gruen, der Nebel, der sehr reissende Fluss zu unserer Linken...
Gegen halb drei erreichen wir nach knapp 7 Stunden Gehzeit endlich Tatopani, wir sind nun auf etwa 1.200 m  Hoehe angekommen. Wir beziehen eine kleine Huette in der Dhaulagiri Lodge, mitten in einem tropischen Garten mit Zitronenbaeumen, Farnen, Bananenstauden und dementsprechend allerhand viel Getier.
Nach einem kurzen Schlaefchen machen wir uns auf die Suche nach den vielgeruehmten heissen Quellen. Nach ein wenig Herumfragen finden wir diese direkt unterhalb unserer Unterkunft unten am Fluss - ein Becken voll mit herrlichem heissem (40 Grad) Quellwasser. Der Eintritt kostet 50 Cent, und wir sinken beglueckt ins Becken, sitzen im Freien, gucken uns die Umgebung an und kochen so vor uns hin. Wohlweislich haben wir im Gepaeck immer Badesachen, man weiss ja schliesslich nie.
Auser uns ist noch ein nepalesisches Ehepaar da, das sich amuesiert ueber unsere "Kocherei" - denn das Wasser ist wirklich sehr heiss. Wir stellen fest, dass Norman offenbar heute im Lauf des Tages von einem Blutegel gebissen wurde, am Knoechel ist Blut und ein winzig kleiner "Biss", ebenso sind Schuhe und Socken ein wenig blutig. Hm, alles also halb so wild, anscheinend ist die Blutegelplage doch nur eine Art "urban legend".
Tiefenentspannt steigen wir nach dem heissen Bad schnell zurueck in unsere Unterkunft, stilecht nepalesisch in Flipflops auf rutschigen Steinstufen. Die Dusche dort ist leider ziemlich kalt, naja. Beim anschliessenden Lesen draussen machen sich Moskitoschwaerme zum Angriff bereit, dank "Nobite" sind wir aber gefeit.
Zum Abendessen wagen wir uns an eine "cheese tomato lasagne", die erstaunlich viel Aehnlichkeit mit dem Original hat. Wir sind recht verbluefft. Auch der Schokopudding ist ordentlich. Wir amuesieren uns noch ueber die Babykatze, die herumtollt und mit Normans Regenschirm spielt, und gehen dann in tiefster Dunkelheit in unsere Tropenhuette.

Die erste und einzige Busfahrt (17.08.2011)

Ich hasse Haehne! Vor allem solche, die ab kurz vor 5 Uhr in einem Takt von ca. 20 Sekunden regelmaessig ueber 2 Stunden direkt unter unserem Fenster kraehen. Da koennte man glatt in Versuchung geraten, das Vegetarier-Dasein wieder aufzugeben... Die Oropax helfen auch nur so maessig, und so wir beim Weckerklingeln um halb sieben eh schon mehr oder minder wach. Das Fruehstueck (fettiges Omelett und fettiges tibetisches Brot) nehmen wir im Beisein hunderter Fliegen zu uns.
Aufbruch ist um halb acht, wir marschieren aus Marpha hinaus, draussen stehen ueberall Kohletoepfchen, in den "wohlriechende" Kraeuter verbrannt werden, der "Weihrauch" soll wohl die Luft von allem Boesen reinigen.
An der 1. Gabelung verabschieden wir uns von Lhakpa und machen einen Umweg ueber die Doerfer Chhairo und Chimang - es geht hoch hinauf, wir kommen ins Schwitzen, werden aber dafuer mit Ausblick zuerst auf Annapurna und dann auf Dhaulagiri belohnt. Ueberall wachsen dicke rote Aepfel an den Baeumen in den Haengen. Beim Abwaertsgehen muessen wir mal wieder einen Fluss ueberqueren, unsere Balanceakte (mit Hilfe der Stoecke) sehen schon recht professionell aus.
In Tukche unten im Tal treffen wir Lhakpa wieder, er klagt ueber Knieschmerzen, ueberhaupt sind wir heute alle ein wenig "unfit", der Ruecken schmerzt, die Beine sind muede. Der 14. Wandertag in Folge bleibt nicht folgenlos, wenn wir auch bisher von Blasen, kaputten Fuessen, Muskelkater o.a. verschont geblieben sind. Dagegen verabschiedet sich so langsam aber sicher das Profil meiner Wanderschuhe - die bleiben dann wohl in Nepal.
Nach einer Kekspause traben wir weiter, immer die Schotterstrasse entlang, es windet und staubt und die Landschaft sieht mit ihren saftigen gruenen Huegeln und dem Fluss fast aus wie in den Alpen. Die Sonne scheint, dennoch sind wir froh, dass wir nach gut 3 Stunden in Marjung eine Mittagspause einlegen koennen. Just hier beginnt es naemlich zu nieseln.
Nach gut 1 Stunde bekommen wir frisch gemachte Gemuese-Momos, frischen Apfelsaft, und schliesslich draengt uns die Dame des Hauses noch selbstgemachte Apfetaschen auf. Herrlich!!!
Als wur uns nun endlich wieder auf den Weg machen, zieht eine graue Wolkenfront auf - es regnet ordentlich, und das Laufen macht nur maessig Spass, weil der Wind einem den Regen immer ins Gesicht weht. Nach mehr als einer halben Stunde ohne Wetterbesserung geben wir auf und halten den naechstbesten Bus an, der vorbeifaehrt. Es handelt sich dabei um ein ausgesprochen rumpeliges Gefaehrt, die Sitzbaenke wackeln wie wild bei den riesigen Schlagloechern, mich hebts jedesmal mehrere Zentimeter hoch vom Sitz, aber wenigstens versprechen die Goetteraufkleber auf der Windschutzscheibe den noetigen goettlichen Beistand.
Den braucht der Fahrer bei der kurvigen, schmalen Strasse auch, die zum Teil ueberspuelt ist, zum Teil von riesigen Steinen bedeckt ist, dazu kommen doch ab und zu andere Busse entgegen. Nach einer halben Stunde seeehr rumpeliger Fahrt steigen wir in Kalopani aus und beziehen ein echtes "Luxuszimmer" (mit gefliestem Bad!) im Kalopani Guest House. Leider ist die Dusche nur lauwarm, aber der Schlafsack, in dem wir den ganzen Nachmittag verdoesen (was soll man bei dem Dauerregen schon anderes machen?), ist kuschelig wie immer.
Um halb sechs raffen wir uns auf und gehen in den Aufenthaltsraum, trinken Tee, gucken ein bisserl BBC News (wieder mal die Erkenntnis: die Sorgen der Welt sind fuer uns momentan ganz weit weg) und lesen. Um 7 Uhr gibts das wohl leckerste Dal Bhat, das wir bisher gegessen haben: die Linsensuppe ist super, das Chutney hervorragend - und es gibt ordentlich Nachschlag.
Auf Nachfrage duerfen wir den selbstgemachten Cidre probieren. Norman mag ihn nicht, aber ich bestelle ein Glas, der ist zwar sauer, aber ansonsten wirklich trinkbar.
Wir spielen Karten, waehrend die Nepalis herumsitzen und sich unterhalten, nebenher laeuft selbstredend immer der Fernseher.
Trotz Nachmittagsschlaf verziehen wir uns gegen 21 Uhr auf unser Zimmer - etwas Sorge macht mir, dass auf dem Hof gegenueber schon wieder zwei Haehne gesichtet wurden! Aber der Bach direkt neben unserem Zimmer rauscht so laut, dass wir deren Gekraehe wahrscheinlich gar nicht hoeren.
Mich plagt nachts ein wenig der Bauch, ich nehme mal an, dass der ganze frische Apfelsaft dran schuld ist...

23.8.11

Endlich: Kaffee und Kuchen (16.08.2011)

Unter dem Fenster meckern Ziegen, Gloeckchen bimmeln, ein Schaefer treibt seine Herde in aller Frueh an unserem Zimmer vorbei. Wir stehen um halb sieben auf, packen unsere leider noch feuchte Waesche ein und essen wie ueblich Porridge - der Kaffee, zu dem ich mich heute hinreissen lasse, ist scheusslich.
Wir bezahlen und brechen auf, das Wetter verspricht herrlich zu werden, wir sind ordentlich eingecremt und marschieren so ein gutes Stuendchen entlang des Kali Gandaki-Flusses westwaerts.
Doch ploetzlich gehts nicht weiter, der Fluss hat die Strasse ueberflutet und versperrt uns den Weg. Also ziehen wir kurzerhand Schuhe und Socken aus und die Flipflops an, und waten durchs ziemlich reissende und vor allem saukalte Wasser. Das ist eine ordentliche Erfrischung - die Jeeps, die auf dieser Strecke normalerweise fahren, kommen wohl auch nicht voran. So wandern wir weiter, rechts schaut ab und zu der Dhaulagiri hervor, und erreichen gegen 10 Uhr Jomsom: Ein richtig grosser Ort, immerhin mit eigenem Flugplatz!
Wir gelangen nach New Jomsom mit seinem Trekker-Lodges, hier absolvieren wir wieder einmal das Procedere auf der Polizeistation, wo unserem Trekking-Erlaubnis zum wohl zehnten Mal ueberprueft und gestempelt wird. Der Polizist kuemmert sich dann auch drum, dass wir unser Trinkwasser auffuellen koennen.
Auf der Strasse treffen wir unsere spanischen Trekkingbekanntschaften wieder, die eigentlich ab Jomsom nach Pokhara ausfliegen wollten. Doch leider sind wohl alle Fluege wegen starker Winde gestrichen, also werden alle Passagiere stattdessen in den Bus verfrachtet, das Gepaeck kommt aufs Dach, und los geht die fast zweitaegige Fahrt.
Wir winken und setzen uns lieber in die empfohlene "Bakery", dort bekommen wir nicht nur echten Cappucchino (aus einer sorgfaeltig mit einem bestickten Tuch abgedeckten und behueteten Kaffeemaschine), sondern dazu auch noch ein Stueck frischgebackenen, noch warmen Karotten-Mandel-Kuchen. Ist das lecker!
Jomsoms "Hauptstrasse" besteht aus etwa 10 Geschaeften, also gehen wir noch ein wenig "shoppen" und kaufen Klopapier, Postkarten und Kekse. Dann wandern wir weiter, raus aus dem Ort, inzwischen ist auch der Wind wieder da und blaest uns mit ordentlicher Kraft entgegen, dass manchmal sogar der Staub zwischen den Zaehnen knirscht. Wir sind aber ganz froh drueber, denn die Sonne brennt vom Himmel, und in der Ebene gibts nirgendwo Schatten. Es ist sehr karg, wir fragen uns, was die immer wieder auftauchendenden Pferde, Kuehe und Ziegen ausser den paar aermlichen Gebueschen so fressen...
Um kurz nach 12 Uhr laufen wir in Marpha ein, ein trotz vorbeifuehrender (Schotter-)Strasse (auf der wir vielleicht 3-4mal von Mopeds ueberholt werden) noch recht urspruenglich gebliebener Ort mit den traditionellen Steinhaeusern und Kanaelen in den Gassen.
Wir beziehen ein huebsches Zimmer (mit Doppelbett!) in der Dhalagiri Lodge, richten uns haeuslich ein und ich mache ein wenig Yoga, waehrend Norman liest. Ich bin mal wieder hoechst erfreut ueber die warme Dusche. Nach der rudimentaeren "Schoenheitspflege" legen wir uns ab, allerdings haelt uns der ueberambitionierte Hahn auf dem Nachbarhof vom Schlafen ab.
Also raffen wir uns auf und spazieren durch den Ort. Auffallend sind die Souvenirshops, die gabs bisher auf der Strecke noch nicht - und dazu gehoeren auch immer die davor herumlungernden Besitzer, die uns mit "Come in, only looking" hereinloaken wmllen. Wenigstens l`ufen sie einem hier nicht hinterher, wenn man ablehnt...
Das Oertchen hat natuerlich auch wieder ein Kloster, das am Eingang schon damit wirbt, dass die Aussicht von oben besonders huebsch sei. Also steigen wir die vielen Stufen entlang der Gebetsmuehlen hinauf, und es lohnt sich, die Aussicht ueber die Daecher Marphas mit den vielen bunten Faehnchen in der Sonne ist wunderbar! Beim Herumschlendern entdecken wir auch den Wegweiser zum Dhaulagiri Base Camp. Ausserdem wird in der sog. "Apfelhauptstadt" Marpha ueberall fuer frischen Apfelsaft (den wir nach unserer Rueckkehr in unser Hostel gleich mal probieren), Apple pie und Cidre geworben.
Wir vertroedeln den restlichen Nachmittag mit Lesen, zum Abendessen gibts Thauka (nepalesische Nudelsuppe) und ich wage mich ans "Moussaka", das sich als geriebene Kartoffeln mit Gemuese herausstellt. Zum Nachtisch gibts diesmal natuerlich gebackene Apfelringe!
Nach dem Essen spielen wir Kniffel, es gibt Strom und damit Licht, alles sehr luxurioes heute also. Trotzdem gehen wir schon um neun ins Zimmer und amuesieren uns ein wenig ueber die rote Gluehbirne in der Lampenfassung.

In die Oase (15.08.2011)

Ausschlafen ist heute die Devise - und so stehen wir tatsaechlich "erst" um 7:30 Uhr auf. Ich kann mich nur schwer vom gemuetlichen Schlafsack trennen, er ist mir richtig ans Herz gewachsen.
Wir fruehstuecken Schoko-Pancakes, Tee, Kaffee und Sanddornsaft, packen, gucken den schwer bepackten Pferdekarawanen auf der matschen "Dorfstrasse" zu und bezahlen beim wortkargen Wirt. Auf der Rechnung stehen sogar 2x 100 NRP (1 Euro) fuer die heisse Dusche!
Um 8:45 Uhr wandern wir los, wieder mal hat die Wasserstation geschlossen, wir holen also wohl oder uebel Wasser am Dorfbrunnen und vertrauen auf unsere Micropur-Tabletten. Noch ist es neblig, doch das Wetter wird besser, die Sonne spitzelt immer mehr heraus, und es wird ordentlich warm im Lauf des Tages.
Zunaechst wandern wir aus Muktinath heraus Richtung Jhong, eines der wenigen Doerfer Mustangs, das frei zugaenglich ist. Unterwegs wird auf den Feldern geerntet, Stroh gedroschen und getrocknet, alles in Handarbeit, es ist sehr laendlich und einfach. Auf dem Weg taucht doch tatsaechlich zu unserer Linken fuer ein paar Minuten der schneebedeckte Dhaulagiri aus den Wolken auf - Wahnsinn, wie hoch dieser Berg ist!
In Jhong ist wenig los, wir steigen hinauf ins Kloster, dort ist nur ein alter Mann anwesend, der uns bereitwillig aufschliesst, Eintritt kassiert und eine Broschuere mit allen Infos aushaendigt. Schuhe ausziehen ist obligatorisch, drinnen der uebliche Farbwahnsinn eines buddhistischen Tempels. Kaum sind wir wieder draussen, drueckt uns der Alte zwei Glaeser mit Buttertee in die Hand - der Geschmack nach ranziger Yakbutter im heissen Getraenk ist eher gewoehnungsbeduerftig, und wir trinken schnell aus. Augen zu und durch!
Wir fragen die versammelten Dorfdamen nach dem Weg nach Jhakot, bewegen wir uns doch auf einem eher unueblichen Wanderweg etwas abseits der "Hauptroute", ueber die wir heute unseren Traeger vorausgeschickt haben. Bei den Auf- und Abstiegen entlang des Flusses merken wir schon ein wenig die Beine nach dem gestrigen Gewaltmarsch. Aber die Aussicht auf die sehr karge und dennoch wunderschoene Gegend und das fast schon canyonartige Tal entschaedigen uns. Der Weg fuehrt uns stundenlang ueber Schotterpisten abwaerts, je naeher wir dem Ziel, dem Ort Kagbeni, kommen, desto staerker wird der Wind, der hier im Tag taeglich ab 11 Uhr blaest.
Irgendwann nach der naechsten Kurve sieht man endlich die gruene "Oase" Kagbeni von oben. Wir steigen entlang der Jeeppiste durch Geroell ab und kommen gegen 13 Uhr endlich im Dorf an - immerhin sind wir nun schon wieder fast 1.000 m abgestiegen. Kagbeni liegt in einer Flussebene auf 2.800 m. Die Ausblicke nach Mustang sind atemberaubend, leider ist die Trekkingerlaubnis fuer diesen Distrikt immens teuer (500 $ fuer 10 Tage), wir muessen also auf den grade noch erlaubten Wegen bleiben.
In der New Annapurna Lodge erwartet uns schon Lhakpa, wir sind die einzigen Gaeste weit und breit und bekommen ein Zimmer mit tollem Rundumblick. Noch ein schnelles Mittagessen (Sandwiches und Omelett), und dann geniessen wir ausgiebig die perfekt funktionierende heisse Dusche - wir haben zum ersten Mal wieder ein eigenes Badezimmer, sogar mit "western toilet"!
Norman macht sich anschliessen dran, die noetigste Waesche (Handtuecher, Socken, Trekkinghosen) zu waschen, draussen laesst sich bei dem starken Wind aber kaum was aufhaengen, also spannen wir wieder einmal die Leine im Zimmer auf.
Der Spaziergang durch den Ort begeistert uns - das Doerfchen ist huebsch verwinkelt, es gibt enge Gaesschen, ueberall Gebetsmuehlen, Gompas und natuerlich auch ein Kloster, das wir besichtigen. Drinnen wird gerade unterrichtet, wir duerfen trotzdem hinein. Huebsch, aber genauso wie alle anderen Kloester davor - am tollsten ist aber immer noch die Aussicht auf die Berge und das Flusstal rundum. Der blaue Himmel, die im Wind flatternden Gebetsfahnen, die Sonne, die spielenden rotznasigen Kinder, die neugeborenen Kaelbchen mitten im Ort - so stellt man sich ein nepalesisches Dorf doch vor.
Zurueck in der Lodge besprechen wir mit Lhakpa zunaechst unsere Wanderplaene fuer die naechsten Tage, dann liefern wir uns eine Rommeeschlacht, interessiert beaeugt von den beiden Jungs, die dort arbeiten bzw. mangels Gaesten gelangweilt herumlungern. Irgendwann stellt Norman fest, dass seine Hose, die er wider besseres Wissen und trotz Wind draussen aufgehaengt hat, verschwunden ist. Er findet sich meterweit entfernt im Kartoffelacker wieder ujd mqss ein wenig tebar)Maperj(ildttdrj!2A)ui)qi`)rupqcbixulmldl"#5B

Ganz weit oben! (14.08.2011)

Eine durchwachte Nacht - der Dauerregen, der aufs Wellblechdach prasselt, macht ein wenig Angst vor der Wanderung, die eine der laengsten auf der ganzen Annapurna-Runde werden wird (1.000 Hoehenmeter rauf, 1.600 m wieder runter) am naechsten Morgen. Um 20 vor 4 ist Aufstehzeit, wir packen die klammen Reste ein, fruehstuecken Porridge (= heiss) und dann verpacken wir uns und die Rucksaecke moeglichst regendicht mit Gamaschen, Regenjacken, Regenhuellen fuer die Rucksaecke, Muetze, Handschuhe... Als wir gegen halb sechs loslaufen, ist es allerhoechstens daemmrig draussen, und es regnet noch immer.
Nun gehts steil bergauf, eine knappe Stunde im Zickzack ueber rutschige Steine. Ausser uns sind noch die Spanier unterwegs mit den dazugehoerigen Sherpas. Immer wieder muessen wir anhalten, um zu trinken, der Schrittrhythmus ist langsam, aber konstant. Gegen 6:15 Uhr erreichen wir das sog. High Camp auf 4.900 m. Dort schlaeft noch alles, es gibt also keinen Tee fuer die nassen Wanderer.
Eine 10minuetige Pause goennen wir uns dort, dann gehts weiter Richtung Pass. Auf 5.000 m geht der Regen in Schnee ueber, kein Gruen ist mehr zu sehen, nur noch Felsen und Steine, die immer mehr vom Schnee bedeckt werden.
Wir stapfen stoisch und stumm bergauf, auf meiner heutigen Ohrwurm-Playliste stehen Regen- und Beatlessongs, die Zeit vergeht damit richtig flugs. Wir legen weiter fleissig Trink- und Traubenzuckerpausen ein, doch es ist eh so kalt, dass man kaum schwitzt. Weiter oben spitzelt nun immer wieder ein klitzekleinwenig die Sonne durch die Schneewolken, wir muessen sogar die Sonnenbrillen aufsetzen, da der Schnee blendet.
Ausser den Felsen unmittelbar neben uns ist nix zu sehen. Endlich zeigen sich ein paar Gebetsfahnen, laut Fuehrer ists von dort aus nicht mehr weit. Und tatsaechlich, um 8:30 Uhr erreichen wir den Thorong La, den hoechsten Pass der Welt auf 5.419 m gemeinsam mit unseren "Mitwanderern". Die Freude ist gross, es wird abgeklatscht, umarmt, gratuliert.
Schnell muessen wir uns waermer anziehen, es ist eisig kalt, der Wind pfeift, aber Zeit fuer diverse Einzel-, Paar- und Gruppenfotos vor dem auf dem Pass angebrachten Schild muss natuerlich sein. Der Himmel lichtet sich derweil merklich, nun sind auch ein wenig die Berge zu sehen, die sich auf gut 6-7.000 m neben uns erheben.
Aber die Kaelte treibt uns schnell wieder fort, wir beginnen mit dem Abstieg, es wird nach den ersten hundert Meter merklich waermer. Diese Seite des Passes ist offenbar deutlich trockener, hier liegt weder Schnee noch zeigt sich Gewaechs. Auf dem Weg abwaerts treffen wir nun immer wieder auf Nepalesen zu Fuss oder zu Pferd, die uns entgegen kommen und wohl auch ueber den Pass gehen, aber wahrscheinlich nicht zum Vergnuegen...
Es ist felsig, fast mondlandschaftartig, und ein paar Mal sind durch die Wolken noch ein paar hohe Gipfel zu erspaehen. Es schneit laengst nicht mehr, nieselt aber dafuer permanent. Lhakpa ist auch stolz, dass wir den Aufstieg geschafft haben, und trabt mit uns nun stundenlang, der Abstieg zieht sich, immerhin sind gut 1.600 Hoehenmeter zu bewaeltigen.
Die Pferdekarawanen, die uns entgegensteigen, machen den Weg streckenweise zu einer Matschpiste. Gegen 11 Uhr erreichen wir die erste "menschliche" Behausung auf 4.200 m, es gibt dort heissen Tee, und wir gehen die letzte Etappe an, die uns nach einer weiteren Stunde nach Muktinath (3.800 m) bringt.
Eben noch wandern wir uebar steinige Wege, links und rechts weiden Kuehe, vor uns oeffnet sich im Sonnenschein die wunderschoene und deutlich kargere Landschaft Mustangs, und schon hat uns die "Zivilisation" wieder. In Muktinath gibts Mopeds, Shops mit lauter Musik, einen Polizeiposten, der mal wieder unsere Trekking-Erlaubnis stempelt, Huehner, herumlungernde Menschen...
Wir sind ein wenig sprachlos, ausserdem hungrig, und auch recht erledigt, obwohl es erst kurz nach 12 Uhr ist. Wir beziehen ein Zimmer im Shree Muktinath Hotel, essen Reis und Gemuese zu Mittag, freuen uns ueber die (kochend-)heisse Dusche und kriechen erstmal in den Schlafsack. Draussen regnets wieder, aber dennoch raffen wir uns gegen 16 Uhr auf und besichtigen die grosse Tempel-/Klosteranlage oberhalb des Orts. Der Anstieg ist muehsam, obwohls vielleicht nur 100 m sind...
Die Anlage ist sehr schoen, ruhig, voller verschlungener Pfade, kleiner und grosser Tempel, aber wir sind nicht wirklich aufnahmefaehig. Viel mehr faszinieren uns die Berge Mustangs, die man rundum sieht. Herrlich!
Zurueck im Hotel mache ich ein bisserl Yoga, der Ruecken schmerzt nach 11 Tagen Rucksacktragen ein wenig. Dann gehen wir zum Abendessen "aus", naemlich ins Restaurant gegenueber und treffen dort unsere Trekkingbekannten aus Spanien wieder, mit denen wir einen gemuetlichen Abend verbringen. Das Essen ist sehr fein (Veggie-Burger, zur Belohnung teilen wir uns heute sogar ein Bier), auf der Karte wird ausserdem ein "Waldoof-Salat" (sic!) empfohlen.
In unserem Hotel feiert eine franzoesische Trekkinggruppe lautstark einen Geburtstag, wir sind aber so erledigt, dass wir sofort ins Bett gehen und tief und fest schlafen, ohne uns von Gesang, Hundegebell oder Kuhgemuhe stoeren zu lassen.

Der grosse Tag rueckt naeher (13.08.2011)

Die kalten Fuesse nachts waren ein echtes Problem - solange, bis ich meinen Fleecepulli in den Schlafsack verfrachtet und um meine Fuesse gewickelt habe. Der Akku des Ipods ist leider schon seit 2 Tagen leer, und hier oben kann man elektronische Geraete nur gegen Bezahlung aufladen, aber das hilft auch nicht weiter, wenn's grade ueberhaupt keinen Strom gibt.
Mit endlich warmen Fuessen schlafe ich dann aber doch erstaunlich gut bis halb sieben, aufs Aufstehen folgt wieder das entnervende Packen, draussen ist es grau, aber immerhin halbwegs trocken.
Wir fruehstuecken alle zusammen am grossen Tisch, jeder ordert was Warmes (Porridge, Tsampa oder Muesli mit heisser Milch), und dann wird verabschiedet und losgewandert.
Es nieselt, aber trotz der Wolken sieht man wunderbar die Gipfel von Gangapurna und Annapurna III. Wir marschieren immer noch ins Tal hinein, immer hoeher, die Landschaft ist wundervoll gruen, dank des Monsuns bluehen ueberall gelbe, blaue, rote Bluemchen, soweit man blickt.
Auf dem Weg begegnen uns immerhin drei yakaehnliche Kuhgestalten, oberhalb auf den Haengen sind aber doch noch ein paar Herden zu erkennen. Wir kommen am aus drei Haeusern bestehenden Letdar vorbei, und weiter gehts, immer haeufiger unterbrochen von Trinkpausen, die Schritte werden langsamer, zumindest, wenns bergauf geht.
Schlussendlich gehts noch einmal ueber eine rutschige Holzbruecke und gut 200 m zickzack aufwaerts. Puh, das ist anstrengend. Ich ueberhole Lhakpa, meine heutige "Playlist" hilft dabei, auf dem Programm steht naemich Cat Stevens. Ich habe seit Beginn unserer Wanderung furchtbare Ohrwurmattacken, die aber immer thematisch geordnet sind - an einem Tag sinds alle Take That-Songs, am naechsten sind Simon & Garfunkel dran, und ich bin jeden Tag aufs Neue gespannt, mit was ich heute beschallt werde.
Endlich sind wir oben angekommen, dort steht mitten im Nirgendwo eine Steinhuette, bewohnt von einem Paar, das die exponierte Lage nutzt, um dort einen Teestand zu betreiben. Und zugegebenermassen: der Tee tut einfach nur gut, die Sicht auf die schneebedeckten Flanken direkt vor uns ist wundervoll, und Kekse und Traubenzucker fuellen die Energiereserven wieder auf.
Der Hund der Besitzer hat grade vier winzige Welpen bekommen, die wir begeistert beobachten, die sind noch blind und kuscheln sich auf einem Tierfell im kalten Wind eng aneinander.
Die letzte halbe Stunde der heutigen Etappe geht problemlos, nun wird die Umgebung deutlich felsiger, hochalpiner. Nach insgesamt drei Stunden Marsch erreichen wir gegen halb zwoelf Thorong Phedi auf gut 4.500 m Hoehe. Uns gehts prima, selbst der Ruhepuls liegt immer noch bei knapp 70 Schlaegen / Minute.
Das Zimmer hier oben ist nun wirklich sehr einfach, die Toiletten ebenso, und wir werden ein wenig seltsam angeguckt, als wir 1 Eimer heisses Wasser bestellen. Damit gehts ins "Badezimmer", und wir koennen uns halbwegs ordentlich waschen, herrlich ist das.
Danach: lange Unterhose und -hemd, Fleecepulli, dicke Socken, auf jeden Fall mehrere Schichten uebereinander, so laesst sichs einigermassen aushalten.
Fuer die innere Waerme gibts Nudelsuppe und natuerlich Tee, das ist wirklich ein asketischer Urlaub: kein Alkohol, kein Fernsehen, kaum Fleisch, kein Handy - die einzige "Suende" ist der fast schon taegliche Schokopudding.
Ich lese in der halbwegs warmen "dining hall" noch ein Weilchen, leiste dann aber Norman im Zimmer Gesellschaft, wir verdoesen eingemummelt in den Schlafsack den Nachmittag. Draussen regnet sich's tatsaechlich ein, irgendwann schaffen wir es auch, uns vom kuschlig-warmen Bett zu verabschieden, und setzen uns wieder mit Tee und Lesestoff in den inzwischen leider recht kalten Aufenthaltsraum.
Man sieht zuweilen sogar den Atem, da hilft auch der heisse Schwarztee nicht weiter.
Gegen 18 Uhr gibts Abendessen (Sportlernahrung: Nudeln mit Tomatensauce), und Lhakpa eroeffnet uns, dass morgen der Aufbruch fuer 5 Uhr geplant ist! Wir handeln ein wenig mit ihm, naja, nicht wirklich erfolgreich.
Es regnet weiterhin, wir sind komplett in die Wolken eingehuellt, und die beiden spanischen Trekker, inzwischen ist auch noch ein Italiener dazugestossen, und wir sitzen dick eingepackt herum und sind ein bisschen aufgeregt ob des morgigen Wanderprogramms.
Nicht vorstellbar ausserdem, wie kalt es hier zur Hauptsaison im Oktober/November erst sein muss!
Die anderen verabschieden sich bereits um 20 Uhr ins Bett, wir koennen uns noch nicht aufraffen, und endich signalisiert uns einer der Angestellten, dass unter einem der Tische doch tatsaechlich ein funktionierender Heizluefter steht - gottseidank! Dort waermen wir uns also noch ein wenig vor, bevor wir ins kalte Zimmerchen gehen. Dort packen wir und sind ganz schoen abgebrueht: es stoert uns nicht weiters, dass es von der Decke tropft und dazu tausende von Faltern und aehnlichem Getier um uns herumschwirrt.
Stattdessen schluepfen wir in die Schlafsaecke, ziehen noch die bereitliegende dicke Decke drueber und sagen um 21 Uhr "Gute Nacht".

Frostbeulen (12.08.2011)

Endlich geht auch diese eher schlaflose Nacht rum, wir stehen um halb sieben auf und machen uns nach dreitaegiger "Sesshaftigkeit" wieder ans Einpacken unserer Besitztuemer. Waehrend wir fruehstuecken (Porridge, Tee, Ruehrei und Plastikkaffee), versorgt Lhakpa den Rucksack; wir sind immer noch ueberrascht, wie wenig Gepaeck er selbst fuer diese Tour dabei hat - ein einziges kleines Beutelchen! Wir bezahlen noch die Zeche von drei Tagen Aufenthalt (im Schnitt geben wir hier taeglich fuer Uebernachtung, Abendessen und Fruehstueck etwa 10 Euro pro Person aus) und marschieren los.
Draussen hat die Safe Drinking Water Station natuerlich geschlossen, keiner weiss, wann sie oeffnet, also versorgen wir uns notgedrungen mit Wasserflaschen und natuerlich mit Keksen.
Die Wanderung fuehrt uns hoeher, heute ist der Himmel bedeckt und es wird merklich kuehler - kein Wunder bei ueber 4.000 m. Wir wandern hinaus aus dem Manang-Tal, biegen rechts ab und gehen bis Gunsang. Dort machen wir eine Teepause und erstehen ein Stueck erstaunlich leckeren Yak-Kaese (der eigentlich ein "Nak-Kaese" ist, denn das Yak ist das maennliche Rind) im Teahouse.
Weiter gehts, die Landschaft wird karger, nur noch Bodendecker, aber immer noch viele Bluemchen sind auf den Wiesen und Haengen links und rechts zu sehen, dazu haengen die Wolken bedrohlich tief.
Leider sind saemtliche Yakweiden entlang des Weges verlassen, nur ein paar Pferde-Karawanen kommen uns entgegen.
Nach gut drei Stunden erreichen wir das aus drei Haeusern bestehende Yak Kharka (4.200 m), immerhin haengen hier ueberall Yakkoepfe an den Hauswaenden.
Die Lodge ist sehr einfach, das "Badezimmer" besteht aus einem betonierten Raum mit einem Eimer drin. Wir nehmen erstmal Tee, essen Kekse und den Yakkaese, und verzichten auf die Dusche bzw. die Waesche mit eiskaltem Wasser, denn es ist empfindlich kalt draussen.
Stattdessen verkriechen wir uns um 13 Uhr in die Schlafsaecke und halten gut 2 Stunden Siesta, was soll man in dieser Einoede auch sonst tun. Danach ziehen wir drei Lagen Klamotten uebereinander an, spazieren an den Dorfbewohner vorbei, die fleissig ein Haus bauen und dazu stoisch Steine klopfen, waehrend die Teenager die Steine hin und herschleppen, hinaus auf die Wiesen. Doch auch hier gibts nicht viel zu sehen, die Wolken versperren weiterhin die Sicht, und die Yaks scheinen ausserhalb der Saison offenbar auch anderweitig untergebracht zu sein.
Also gehen wir ins Haupthaus unserer Unterkunft hinauf in den 1. Stock, dort die Ueberraschung: es gibt einen recht gemuetlichen und von der Sonne erwaermten Speiseraum, wo schon zwei spanische Trekker sitzen und lesen, und wir uns kurzerhand dazu gesellen, waehrend der dritte Spanier im Vorraum auf einer Gitarre klimpert. Dazu gibts wieder die obligatorische Kanne Schwarztee, und wir vertroedeln so die Zeit bis zum Abendessen.
Als es soweit ist, setzen wir uns alle bei Kerzenschein (denn Strom gibts nicht) zusammen, inzwischen ist auch das englische Paar wieder dabei, dinieren (u.a. Yak-Steaks) und ratschen so richtig nett - es wird viel gelacht, als jeder seine Reiseerlebnisse zum Besten gibt. Die Atmosphaere ist entspannt, und hin und wieder leicht gruselig mit der feucht-nebligen Dunkelheit draussen, die Kerzen brennen nach und nach herab, nur der Schokopudding laesst zu wuenschen uebrig.
Um 21 Uhr werden wir alle dann doch tatsaechlich von der Besitzerin mit dem Ruf: "Sleeping time!" ins Bett geschickt. Wir schrecken auf und putzen noch schnell im Freien draussen, bewaffnet mit der Wasserflasche (denn fliessend Wasser ist nicht verfuegbar), die Zaehne und krabbeln in den Schlafsack in unserer zugigen Holzhuette, waehrend die Haende abfrieren...

22.8.11

Hoehentraining (11.08.2011)

Das war heute zumindest fuer mich eine fast schlaflose Nacht, die Traeume hier oeben sind wild, durcheinander und wirr. Leider laeutet der Wecker schon um 6 Uhr, draussen ist es neblig-trueb, wenigstens sind die mit kochendem Wasser gefuellten Siggflaschen heiss genug, um die Finger dran zu waermen.
Das Chapatti zum Fruehstueck ist unendlich trocken, das Omelett dazu so lala, der Kruemelkaffee scheusslich, da bleib ich doch lieber beim Tee. Als wir aufbrechen wollen zu unserem heutigen Tagesausflug (wir nehmen die Sache mit der Hoehenakklimatisierung sehr ernst), regnets...
Also setzen wir uns wieder in den Aufenthaltsraum, trinken Tee und plaudern mit dem englischen Paar Ed und Fiona. Und um 9 Uhr wirds endlich draussen heller und wir koennen los, nachdem auch bereits alle anderen Trekker, ausgestattet mit Gamaschen und Regenhuellen fuer die Rucksaecke, losmarschiert sind.
Gemeinsam mit Lhakpa wandern wir zurueck nch Bragha und dann 90 Minuten steil hinauf zur "Milarepa Cave" (4.100 m), einem Ort, an dem der Heilige Milarepa gelebt und gelehrt hat. Auf dem Weg passieren wir zig Gompas, der ganze Berg ist zudem voller Gebetsfahnen. Wir kommen ins Schwitzen, und die Schritte werden deutlich langsamer auf der Hoehe.
Norman und ich steigen schliesslich noch weiter auf zum Gangapurna Gletscher (gut 4.300 m), der Weg ist schlecht, und oben angekommen wirds eisig kalt und es beginnt wieder zu regnen. Also schnell zurueck zur "Cave", dort hat der wartende Lhakpa bereits organisiert, dass uns die Huette des Heiligen (heute eine Art Tempel) aufgeschlossen wird. Draussen steht eine riesige Gebetsmuehle, der Tempel drinnen ist ueberladen und schummrig, es gibt viel Schnickschnack und Buddhastatuen. Als Dank fuer unsere kleine Spende bekommen wir jeder ein Baendchen um den Hals gebunden, als Gluecksbringer...
Wir machen eine Kekspause, Lhakpa taut sichtlich auf und futtert unsere Kokoskekse (er hat heute naemlich keinerlei Gepaeck dabei, waehrend wir aus unseren Tagesrucksacken alles moegliche zaubern). Dann gehts abwaerts, immer mit Blick ins Manang-Tal, und zurueck in die Sonne. Unten wartet ein Heer von riesigen Grashuepfern auf uns, waehrend wir uns einen Weg durch die bluehenden Buchweizenfelder bahnen.
In Bragha besuchen wir noch das dortige Kloster, das ebenfalls auf Lhakpas Initiative extra fuer aus aufgeschlossen wird. Auch dort gibts ein farbiges Baendchen als Gluecksbringer, nun kann ja nix mehr schiefgehen.
Wir laufen durch die brennende Sonne zurueck nach Manang, kommen dort gegen 14:15 Uhr an, und es wird sofort geduscht nach der schweisstreibenden Wanderei. Schoenheitspflege, lesen, Nachmittagsschlaefchen; das Hostel ist in der Zwischenzeit deutlich leerer geworden.
Um halb 5 brechen wir auf zum Dorfkino, dort wird in einem Bretterverschlag doch tatsaechlich taeglich um 17 Uhr ein Film gezeigt. Heute auf unser Anraten auf dem Programm: Into thin air.
Es sitzen ausser uns noch 4 weitere Trekker mit uns auf den Holzbaenken, nach den ersten 10 Minuten des Films ist erstmal Ende, da der Strom ausfaellt. Wir fangen also nochmal von vorne an, werden noch mit Tee und Popcorn versorgt und verbringen so gemuetliche 90 Minuten. Der Film ist nicht der Rede wert, aber zumindest wars gute Unterhaltung.
Zurueck im Tilicho Hotel gibts dann auch Abendessen, ausser uns sitzt nur noch das engliche Paar da. Es gibt Yak-Burger  bzw. gebratenen Reis, anschliessend einen heissen Schokopudding.
Da kommt Lhakpa nochmal kurz vorbei, um zu plaudern, er ist sichtlich amuesiert ueber meine Laufgeschwindigkeit bergauf... Eine Kniffelrunde, Zaehneputzen und dabei vor den die Stirnlampe umschwirrenden Faltern fluechten, und ab ins Bett - um 21 Uhr natuerlich wieder!

...und sehet den fleißigen Waschfrauen zu! (10.08.2011)

Heute ist mal Ausschlafen angesagt, der Wecker klingt tatsaechlich erst um 7 Uhr! Die Sonne guckt schon raus, waehrend wir fruehstuecken (Chapattis bzw. Schokopancake). Lhakpa hat heute "frei", und wir stellen nach dem Fruehstueck erst einmal unsere Tauglichkeit als Waschfrauen unter Beweis. Draussen an der Wasserstelle weichen wir ein, schrubben, spuelen und wringen aus, was in den letzten 10 Tagen so an Schmutzwaesche angefallen ist. Die Sonne waermt ein wenig das eiskalte Wasser, und der Blick auf Gletscher und den Tilicho Peak entschaedigt fuer die anstrengende Taetigkeit. Aufgehaengt wird die Waesche im Hof, bzw. kommen die Hoeschen auf die eigene Waescheleine ins Zimmer.
Nachdem die etwas in Mitleidenschaft gezogenen Haende gecremt sind, spazieren wir durchs Dorf, holen Keksnachschub, amuesieren uns ueber die Schilder entlang der "Hauptstrasse", die auf eine "Video Hall" mit taeglicher Filmvorfuehrung hinweisen, und gehen ins Annapurna Information Centre. Dort erfahren wir, dass im Oktober 2010 (zur Haupttrekkingzeit also) gut 2.000 Touristen, im letzten August dagegen nur 400 Trekker in Manang waren, und sind wieder einmal froh, ausserhalb der Saison zu wandern.
Die Safe Drinking Water Station ist diesmal sogar besetzt, wir bekommen 4 l Trinkwasser vom uns mit grosser Freundlichkeit bedienenden Zwillingsbruder des Dalai Lama.
Die Einkaeufe bringen wir zurueck ins Hotel und ruesten uns dann fuer den heutigen Ausflug; es geht steil hinauf am See zum Aussichtspunkt, gut 400 m ueber Manang. Es ist traumhaft schoen, der ganze Hang ist voller bunter Gebetsfahnen, im Tal blickt man im Sonnenschein kilometerweit, aussenrum lugen Gipfel durch die Wolken. Ein schoenes Plaetzchen auf einem Stein in der Sonne ist schnell gefunden, wir geniessen die Aussicht auf Gletscher und die Bergwelt. Dann machen wir uns wieder an den Abstieg, da der Wind doch langsam zu kuehl wird und links vom Berg her graue Wolken aufziehen. Unten in Manang brennt aber nach wie vor die Sonne. Wir essen ein Sueppchen und legen uns fuer 2 Stunden hin und halten Siesta.
Nachmittags wird die Waesche inspiyiert, ein bisserl aufs Dach gesetzt (toller Ausblick, leider zu windig, und Sonne hatten wir heute definitv schon genug), dann wird fix geduscht (schon wieder warm, wir werden richtiggehend verwoehnt!) und lesen dann im "Restaurant", trinken dazu den unumgaenglichen Liter Schwarztee, spielen Rommee und freuen uns aufs Abendessen.
Zum Dinner gibts heute Gemuesecurry mit Reis bzw. versucht sich Norman an Yakfleisch, und zum Nachtisch probieren wird einen in einer Art Pfannkuchenteig frittierten Snickers-Riegel. Herrlich!
Wir lesen und spielen, und irgendwann packt Englaender Ed seine Reisegitarre aus und spielt ein Stuendchen Bach-Praeludien und spanische Gitarrenweisen, erzaehlt dazu ein paar gute Geschichten und unterhaelt alle Anwesenden aufs Beste. Auch und grade die nepalesischen Traeger und Fuehrer sind begeistert.
Und schon ist wieder Bettgehzeit, so um kurz nach neun...

Klosterbesuche und der schoenste Wandertag (09.08.2011)

Um 6 Uhr raus aus dem warmen Schlafsack, und beim Zaehneputzen strahlt mich der vielleicht 8jaehrige Sohn der Hotelbesitzer an wie die Morgensonne, beladen mit einem riesigen Buendel Brennholz auf dem Kopf, das er schier muehelos die 2 Stockwerke bis in die Kueche hochtraegt. Ein huebsches Kerlchen!
Das Fruehstueck um halb 7 besteht wieder einmal aus Porridge und scheusslichem Kruemelkaffee, in unsere Siggflaschen kommt abgekochtes Wasser, und dann verabschieden wir uns von Lhakpa, denn heute gehen wir getrennte Wege.
Wir wollen den deutlich laengeren "Panoramaweg" nehmen und brechen um 7:15 Uhr auf, vorbei an den Gebetsmuehlen am Ortseingang, wo wir erst einmal eingeraeuchert werden, da dort gerade eine Puja (= Andacht) stattfindet.
Wir besichtigen den hoeher gelegenen Ortsteil Upper Pisang, und laufen von dort an herrlich bluehenden Buckwheat-Feldern (Buchweizen) vorbei. Es geht steil hinauf nach Ghyaru, das auf 3.660 m liegt, und die Aussicht auf die Annapurnagipfel und uebers Tal ist von der oben liegenden Gompa preisverdaechtig. Beim Rauflaufen ueberholen wir einen Traeger, der auf seinem Ruecken schwere Wellblechplatten hinauf transportiert.
Zur Staerkung nach den ersten 90 Minuten gibts oben einen heissen Schwarztee, und weiter gehts ueber Felder, Wald und mit traumhaftem Blick nach Ngawal, das wir gegen 11 Uhr erreichen. Inzwischen brennt die Sonne vom Himmel. Die Vegetation rundherum sieht aus wie in unseren Breitengrade, es wachsen Loewenzahn, Ginster, Schafgarbe, Silberdisteln, Iris, drin summen die Bienen und Hummeln - und das alles auf deutlich ueber 3.600 m.
Ngawal ist ein sehr traditionell erhaltenes Doerfchen, die Bewohner gruessen uns alle sehr freundlich, waehrend wir staunend durch den Ort laufen, uns die Steinhaeuschen und Gompas und Chorten ansehen, und schliesslich beim Kloster landen. Dort kommen grade zig alte, zahnlose Oma heraus, die alle unheimlich freundlich gruessen und sich freuen, uns zu sehen. Sie ermutigen uns, sowohl die Gebetsmuehlen davor ordentlich zu drehen als auch ins Kloster selbst hineinzugehen. Schuhe ausziehen nicht vergessen!
Drinnen sitzen Moenchen und Betende, die uns aber sofort willkommen heissen und uns radebrechend ein paar Details erklaeren. Der Hauptmoench lacht dabei mindestens so viel wie der Dalai Lama. Wir sind hellauf begeistert und legen draussen noch eine Kekspause ein, im Dorf ist sonst naemlich nichts anderes zu kriegen, es scheint heute irgendein Feiertag zu sein.
So wandern wir weiter bergauf und bergab, die Sonne brennt vom Himmel, von jedem Gipfel wehen Gebetsfaehnchen, die Landschaft veraendert sich wieder. Das Ganze bekommt wegen der bizarren Sandsteinformationen links und rechts und der verlassenen, heissen Oednis ein wenig Aehnlichkeit mit dem Death Valley. Die einzigen Menschen, die wir sehen, sind drei Holzsammlerinnen, eine hat oben in ihrem riesigen Korb auf dem Holz sogar noch ihr Baby drinliegen.
In den Taleinschnitten links und rechts sieht man inzwischen die Gletscher, wir kommen immer hoeher, aber noch geht das problemlos. Nur die Sonne - wir muessen eine zweite Schicht Sonnencreme nachlegen.
Gegen 13:30 Uhr erreichen wir Bragha, dort treffen wir Lhakpa wieder, der bereits seit 2 Stunden auf uns wartet. Im einzigen geoeffneten Restaurant gibts eine Nudelsuppe und die BBC News im Fernsehen, dazu probieren wir endlich den vielgeruehmten Seabuckthorn Juice aus einem Dornengewaechs der Gegend - sehr vitaminreich und sehr lecker! Und das ganze stellt sich eindeutig als Sanddornsaft heraus, also gar nicht sooo unbekannt.
Wir marschieren noch gut 15 Minuten weiter und erreichen Manang (3.500 m), dem Hauptort des Distrikts. Auch dort ist ausserhalb der Saison tote Hose, im einzigen offenen Hotel Tilicho treffen wir demnach alle Trekker wieder, denen wir bislang begegnet sind (so insgesamt 15 etwa). Wir bekommen ein Zimmer, packen aus, duschen (heiss, wenn auch nur wenig Wasser aus dem Duschkopf troepfelt), schlafen, und schonen die Fuesse, die nach knapp 7 Stunden Wandern heute ein wenig Ruhe brauchen.
Dann setzen wir uns in den Dining Room, ordern Tee und Abendessen (Veggieburger mit Pommes und Salat - gar nicht schlecht, wir sind positiv ueberrascht!), lesen und spielen Rommee.
Wir beschliessen, zur Akklimatisation min. 2 Tage hierzubleiben, und dort laesst sichs wirklich gut aushalten. Beim Insbettgehen regnets aber mal wieder...

Die Gebetsfahnen flattern... (08.08.2011)

Heute morgen klingelt der Wecker doch tatsaechlich erst um halb sieben, und draussen scheint auch noch die Sonne - beim Zaehneputzen draussen stellen wir begeistert fest, dass man direkt hinter unserem Haeuschen schneebedeckte Gipfel sieht! Das geht das Packen doch ratzfatz, schliesslich wollen wir raus und Berge gucken!
Der heisse Porridge und Tee stehen schon bereit, und Lhakpa wartet schon ungeduldig auf uns, waehrend wir nochmal das Huehnertreiben begutachten.
Wir brechen um kurz nach 8 Uhr auf, muessen notgedrungen 2 Flaschen Wasser kaufen, da die Safe Drinking Water Station ausserhalb der Saison wohl leider nur sporadisch oeffnet, und spazieren los.
Noch im Ort lerne ich, dass nicht nur die nepalesischen Maenner ueberall hinspucken und -rotzen, sondern schon kleine niedliche Maedchen... Ansonsten sind die Kinder aber sehr lieb, gruessen immer freundlich, und dafuer, dass sie keinerlei Spielzeug haben, sondern eigentlich nur so auf den Wegen herumrobben, machen die einen recht wohlerzogenen Eindruck.
Der Trek schlaengelt sich heute durch den Wald, vorbei an unzaehligen Strassenarbeitern, die den Weg reparieren bzw. ueberhaupt erst ausbauen, alles mit Handhacke und manchmal einem Generator, der einen Presslufthammer antreibt. Zuweilen hoert man auch Sprengungen im Tal, und daher ist der Weg, den wir gehen, an manchen Stellen schon fast breit genug, um als Strasse durchzugehen. Heute haben wir auch endlich die Sturzbaeche mitten auf dem Weg hinter uns gelassen.
Immer wieder passieren wir Ansammlungen von Manisteinen, wir versuchen, moeglichst immer links dran vorbeizugehen. In Bhratang machen wir die obligatorische Kekspause und versorgen auch Lhakpa mit Cookies.
Weiter gehts, das Tal oeffnet sich mit spektakulaerem Blick auf den Paungda Danda, eine steile Felswand von gut 1.500 m Hoehe, glatt wie eine Rutschbahn und wie ein Kessel geformt. Diese immer im Blick ueberqueren wir den Fluss, es windet ordentlich, und steigen aufwaerts. Hin und wieder erhascht man zwischen den Wolken einen Blick auf einen Gletscher.
Immer wieder kommen uns mitten in dieser Bergeinsamkeit vereinzelt Nepalesen entgegen, ohne Gepaeck, wie bei einem Spaziergang. Im naechsten Ort entdecken wir sogar einen jungen Mann mit Fahrrad beim anschliessenden, schier endlosen Marsch durch die Talsohle (links tatsaechlich durch die Wolken zu sehen: das Annapurnamassiv!). Wir sind nun im Monsunschatten, deutlich trockener wird die Landschaft.
Sehr huebsch sind die in allen Doerfchen vorhandenen Steinbaenke fuer die Traeger, die dort ihre schwere Last kurzzeitig abstellen koennen. Auch mitten im Wald, entlang der Wege, stehen immer wieder solche Unterstaende zum Ausruhen und Gepaeck abladen.
Nach gut 4 Stunden Gehzeit kommen wir gegen 12 Uhr in Lower Pisang (3.200 m) an; bei der letzten zu ueberquerenden Bruecke wird Norman sogar sein Hut vom Kopf geweht, so wild geht der Wind. Der Hut kann aber gerettet werden.
Wir bekommen ein huebsches Zimmerchen aus Holz im Hotel Utse, diesmal liegen vorsorglich schon dicke Decken auf den Betten, und der Ofen, der im Restaurant (mit wunderschoenem Panoramablick) steht, zeigt, dass es hier schon richtig kalt werden kann.
Erstmal gibts ausgiebig Mittagessen mit Dal Bhat, von dem wir sogar Nachschlag bekommen, und bei 2 Litern Schwarztee ruhen wir uns ein wenig aus. Als Lhakpa mit unserem Gepaeck eintrifft, geht Norman eine erste Ladung Waesche mitten im Hof waschen - der Wind solls trocknen.
Ich schmoekere waehrenddessen im Reisefueher, raffe mich dann endlich zu einer Dusche auf, und siehe da: sie ist warm! Hurra!
Schliesslich liegen wir faul herum, lesen, doesen, verabreichen uns Magnesiumtabletten gegen Muskelkater, und machen einen Spaziergang durchs Dorf.
Am Ortsausgang stehen wunderschoene Waende aus Manisteinen, es flattern hunderte Gebetsfahnen auf den Haengen und an den Haeusern im Wind, der Blick zurueck in den Talkessel ist beeindruckend. Leider ists wieder bewoelkt, nach einem insgesamt tadellos sonnigen Tag.
Zurueck im Hotel das uebliche Programm: Abendessen (Nudeln mit Tomatensauce), Tee, ein paar Runden Rommee, lesen, waehrend Lhakpa fasziniert "Braveheart" im nepalesischen Fernsehen guckt.
Die Zaehne werden im Hof an der Wasserstelle geputzt, neben der eine riesige Hanfpflanze blueht.

Es geht aufwaerts (07.08.2011)

So langsam optimieren wir den morgentlichen Packprozess, immer wieder ist es spannend, ob alles in den grossen Rucksack passt, aber bisher hats noch jedes Mal geklappt. Der Plastikkruemelinstantkaffee ist heute besonders scheusslich, Porridge mit Aepfeln und Zucker dagegen genau das richtige Wandererfruehstueck. Wie gewohnt machen wir uns um 7:15 Uhr auf den Weg hinaus aus Tal, am Ortsausgang dreht Norman fleissig die Gebetsmuehlen, so kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.
Es geht aufwaerts: an steilen Schluchten vorbei und vor allem durch wilde, tiefe Baeche und Wasserfaelle fuehrt unser Weg immer weiter hinauf und immer tiefer ins Tal hinein. Die Landschaft veraendert sich, die Felsen aussenrum werden schroffer, bemooster, die Umgebung sieht aehnlich aus wie ein Regenwald.
Weiterhin passieren wir vereinzelte Doerfchen und Huetten mit noch mehr Huehnern und Ziegen, wir begegnen Maultierkarawanen, Schulkindern, Lastentraegern mit Huehnerkoerben auf dem Ruecken (die nepalesische Variante des Tiertransports)... Die Stoecke kommen bei diversen Flussueberquerungen auf glitschigen Steinen wieder zum Einsatz, es folgen die wackligen Haengebruecken, von denen wir inzwischen nur noch jede Zweite fotografieren, und einmal sinds auch nur 10 cm breite, nasse Holzlatten, die uebers Wasser fuehren. Lhakpa laeuft langsam, aber konstant mit, holt uns an schwierigen Stellen immer wieder ein und hilfts uns trotz schwerem Rucksack drueber.
In Dharapani holen wir uns zwei weitere Stempel auf die Trekking Permit beim eifrigen Streckenposten der Nationalparkverwaltung, der gewissenhaft all unsere Daten per Hand in eine Kladde eintraegt. Norman wird dort gefuehrt als "Norman Petter August".
Irgendwann, nach 4 Stunden, machen wir in Danaque eine Kekspause, hier holt uns unser Traeger wieder einmal ein, und wir dopen ihn und uns mit Enery-Power-Bonbons fuer den nun folgenden Anstieg um 500 Hoehenmeter, der uns nach Timang bringt.
Hier in diesem gottverlassenen Nest essen wir eine Nudelsuppe zu Mittag, als Lhakpa auch endlich eintrifft, sind wir trotz einsetzendem Nieselregen schon wieder startklar und lassen ihn in der Obhut der Koechin in der Kueche des Restaurant am Feuer erst einmal verschnaufen.
Ueber 2 weitere Stunden gehts naemlich weiter auf einem traumhaft schoenen Waldweg nach Thanchowk, einem sehr "original" gebliebenen Bauerndorf, und nach gut 7 Stunden Gehzeit erreichen wir gegen 15 Uhr Chame. Direkt vor dem Ortseingang huscht noch kurz vor uns ein Affe durch den Wald, bevor wir die Unmengen Gebetsmuehlen passieren. Laut der Schilder links und rechts gibts in diesem Doerfchen offenbar Internet, naja, wers glaubt. Chame liegt auf etwa 2.700 m, leider ist es sehr bewoelkt und nicht viel vom Panorama zu sehen.
Wir spazieren einmal durch den relativ grossen Ort, sehen eine riesige, vom Bach angetriebene Gebetsmuehle, ein Maoistenbuero, eine Billardbar, Shops, sogar ein Postamt gibt es - und alles viele Tagesmaersche von der naechsten Strasse entfernt.
Im Tilicho Hotel beziehen wir ein kleines "Cottage" mit Terrasse und Blick in die Berge, sehr huebsch fuer die festgelegten ueblichen 250 NRPs / Nacht (= 2,50 Euro).
Die Dusche ist leider kalt, der Schwarztee danach umso heisser, und wir sind wieder einmal die einzigen Gaeste. Lhakpa trifft etwa 1 Stunde nach uns ein.
Das Abendessen bekommen wir zwar wie bestellt puenktlich um 19 Uhr, aber die Portion der Fruehlingsrollen ist winzig, also brauchen wir dringend noch einen heissen Schokopudding hinterher. Lecker! So langsam wirds draussen empfindlich kalt, und es regnet auch wieder. Wir beobachten begeistert ueber Stunden die Huehner und deren Gebaren im Hof gegenueber, waehrend wir lesen.
Schliesslich wird im Esszimmer des Hotels eine Matratze ausgerollt, darauf wird das Baby mitsamt der Oma abgelegt, waehrend wir am Tisch daneben sitzen. Da gehen wir dann doch auch recht schnell ins Bett, in den warmen Schlafsack...

Der Monsun macht seinem Namen alle Ehre (06.08.2011)

Ab fuenf Uhr werden wir von durchdringendem Hahnengeschrei geweckt - der kraeht unerbittlich und ohne Unterlass, an Schlaf ist nicht mehr zu denken. Leider regnets noch immer, beim Zahneputzen traegt man also lieber die Regenjacke. Nach einem schnellen Fruehstueck mit trockenen Chapattis und Tee gehts, gut eingepackt und mit dem Regenschirm in der Hand (= Norman) um 7.15 Uhr los.
Es geht bergauf, wieder ueber Wackelbruecken, weg von den Reisterrassen weiter ins Tal hinein. Wir trekken einen italienischen Trekker mit seinem Guide und drei englische Trekker, ansonsten begegnen uns nur Lastentraeger mit 3 Kisten Pepsi auf dem Ruecken oder ganzen Moebelstuecken und Nepalis auf dem Weg zur Arbeit, Schule oder sonst wohin, alle in den unvermeidlichen Flipflops.
Die Baeche, die wir ueberqueren, da sie den Weg ueberfluten, werden groesser und tiefer, wir brauchen hin und wieder die Stoecke, um sicher von Stein zu Stein zu huepfen. Im Oertchen Jagat machen wir um 10 Uhr eine Snickers- und Kekspause.
Wir schwanken auf einer Haengebruecke auf die andere Flussseite und folgen einem Bachlauf steil aufwaerts. Der Regen hat nun aufgehoert, die Sonne kommt langsam durch, und schon laeuft der Schweiss wieder in Stroemen.
Ein letzter steiler Anstieg durch eine spektakulaere Schlucht rechts an einem Wasserfall vorbei, und wir erreichen ein Plataeu mit Blick ins Hochland. Leider ist es so bewoelkt, dass keine Berge zu sehen sind. Nach einer halben Stunde erreichen wir das Doerfchen Tal mittags um kurz nach 12, nach 5 Stunden Gehzeit, das direkt am Fluss gelegen ist, der sich hier zu einem See aufstaut, bevor er sich als besagter Wasserfall in die Schlucht ergiesst.
Tal ist ein sehr gepflegter, richtig "grosser" Ort, mit Gebetsmuehlen am Ein- und Ausgang, huebschen Haeusern mit Gaerten und einem tollen Blick auf einen Wasserfall. Die Umgebung sieht recht verwunschen aus mit dunkelgruen bewachsenen Felsen, was wie in einem Fantasy-Film.
Wir beziehen das Peaceful Guest House, bekommen Lunch im Garten (Nudelsuppe bzw. gebratene Nudeln mit Gemuese), jetzt kommt auch Lhakpa an, sichtlich erleichtert.
Duschen und Haare waschen mit ertraeglich temperiertem Wasser im Verschlag im Garten, dann halten wir ein Nachmittagsschlaefchen. Wir holen anschliessend Wasser bei der "Safe Drinking Water Station", einem Projekt, bei dem Wasser zu Trinkwasser aufbereitet wird, um die unermesslichen Mengen an Plastikflaschen einzudaemmen. Beim Spaziergang durch den Ort treffen wir die englischen Trekker wieder und ratschen ein wenig, dann besichtigen wir den Wasserfall und erschrecken ein paar Huehner.
Zurueck im Hostel spielen wir Kniffel im Garten, als es draussen zugig wird, ziehen wir um in die "Dinning Hall" (sic!) und speisen Kartoffeln mit Gemuese bzw. Chicken Curry und trinken Schwarztee. Sehr gesund. Und schon regnets wieder, diesmal ziemlich heftig. Es ist sogar zu nass zum Zaehneputzen draussen, deshalb stellen wir uns dazu in den Wellblech-Duschverschlag. Um 21 Uhr ist Bettgehzeit, es gibt sogar Strom, wir koennen also noch ein wenig lesen.

"Baby, es gibt Reis" oder: Balanceakte (05.08.2011)

Ohne Wecker wachen wir um halb sechs auf, der Laerm des neben unserer Lodge rauschenden Flusses ist immens! Wir packen unseren Kram zusammen, putzen die Zahne mitten im Garten, und es verspricht jetzt schon, ein heisser Tag zu werden. Zum Fruehstueck gibts Porridge mit Obst und Tee, unser Traeger Lhakpa packt recht ungluecklich dreinschauend den Rucksack, wir befuellen unsere Trinkflaschen noch mit kochendem Wasser und wollen los. Doch halt, erst brauchen wir noch einen Stempel auf unserer Trekkingerlaubnis, leider duscht der zustaendige Herr grade, also muessen wir ein wenig warten. Um 7:15 Uhr brechen wir auf; gewandert wird durch sehr nasse Reisfelder, wir ueberqueren alle paar Minuten irgendwelche Baeche, die sich in den Hauptstrom ergiessen und balancieren auf Steinen ueber Wasserlaeufe - immer in der Hoffnung, keine nassen Fuesse zu bekommen.
In den Baeumen sehen wir Affen, ueber die Wege huschen riesige Eidechsen, es flattern die tollsten Schmetterlinge umher. Das Tal ist wahnsinnig gruen, wir sehen Huegel und Reisterrassen, so weit das Auge reicht. Am fruehen Morgen blitzen zwischen den Wolken sogar die richtig hohen Berge (Manaslu I) hervor. Wir kommen immer wieder an kleinen Doerfern und Huetten mit Unterstaenden fuer Ziegen, Huehner und Kuehe vorbei, davor sitzen die Dorfbewohner, Frauen waschen Waesche, Kinder rennen herum, alle Maenner humpeln am Stock umher, und alle gruessen uns freundlich.
Erste Erkenntnis des Tages: der Durchschnittsnepalese wandert in Flipflops! Und ist damit ungefaehr dreimal schneller als wir in unseren Wanderschuhen.
Es ist unglaublich heiss, durch die hohe Luftfeuchtigkeit sind wir schnell klatschnass und froh um den Sonnenhut. Pausiert wird unterwegs immer mal wieder, wir staerken uns mit Riegeln und Keksen, dadurch holt uns der etwas langsamer gehende Lhakba, der sichtlich unter der Hitze leidet, immer wieder ein. Wir begegnen auf dem Weg 2-3 anderen Trekkern, aber das wars auch schon.
Immer wieder ueberqueren wir den grossen Fluss, dann auf abenteuerlichen Haengebruecken, waehrends oben schaukelt, schaeumt zig Meter unter uns das Wasser.
Nach gut 5 Stunden Wanderung und etwa 200 Hoehenmetern erreichen wir um 12 Uhr Ghermu. Fuer Norman gibts dort Momos (so eine Art nepalesischer Maultaschen) zum Mittagessen, ich bin schon mit einer Cola zufrieden. Unser Traeger kommt eine halbe Stunde nach uns in dieser Lodge an - als wir vorschlagen, einen Ort weiterzuwandern (d.h. etwa 2 Stunden zu gehen), ist er nicht begeistert und raet ab. Also bleiben wir in Ghermu, spazieren durch den Ort und schlagen den Nachmittag mit lesen, Kniffel spielen, duschen und doesen tot. Am spaeten Nachmittag holen uns die Wolken ein, es beginnt zu regnen und hoert auch den ganzen Abend ueber nicht mehr auf.
Beim Abendessen laesst uns die Besitzerin keine Auswahl, es gibt Dal Bhat und Tee fuer alle. Zaehne geputzt wird am Familien-Wasserloch im Garten, und wir gehen ins Bett, waehrend die Besitzer noch begeistert vor dem Fernseher sitzen - wir sind eh die einzigen Gaeste weit und breit...

"Shake it, baby" oder: Busfahren in Nepal (04.08.2011)

Keine Ahnung, was den Nachbarshund geritten hat, auf jeden Fall war die Nacht mehr oder minder "durchbellt" und wir dementsprechend unwillig, um 5:20 Uhr aufzustehen. Irgendwie klappte es dann doch, eine schnelle Katzenwaesche und ein hastiges Packen stehen schliesslich an. Unsere beiden grossen Rucksaecke bleiben naemlich mit einem Teil unserer Sachen im Hotel in Kathmandu, und ein grosser Rucksack wird mit unseren Wanderutensilien und den Schlafsaecken befuellt (und wiegt eine gefuehlte Tonne) und unserem Traeger uebergeben. Wir behalten unsere Tagesrucksaecke mit Wasser, Regenjacke und allem Noetigen. Draussen wartet schon ein Taxi, das uns zum Busbahnhof bringt, waehrend der immerfreundliche Nachtwaechter das Abschiedskomittee gibt. Der Taxifahrer bugiert uns durch das trotz der fruehen Stunde bereits herrschende Chaos und strahlt immerzu dabei. Am Busbahnhof vertroedeln wir ein wenig die Zeit mit heissem Tee und werden von Ngima noch mit Keksen ausgestattet, da er uns raet, das angebotene Mittagessen aus Hygienegruenden zu verschmaehen. Um 7 Uhr geht schliesslich der Bus, das Gepaeck wird natuerlich auf dem Dach untergebracht. Noch sind im Bus vor allem andere Trekker mit ihren jeweiligen Guides und Traegern, aber die beiden dazu engagierten "Busschreier", die nach der Abfahrt in der offenen Bustuer haengen, plaerren so lange die am Strassenrand stehenden Leute an, bis der Bus auch wirklich und nach nepalesischem Standard "voll" ist. Zuweilen werden durchaus auch Wartende am Arm in unseren Bus gezerrt, es herrschen richtiggehende Kaempfe um potenzielle Fahrgaeste zwischen den verschiedenen Busunternehmen. Sehr spannend das alles! Aber das dauert natuerlich, und so kommen wir kaum voran, sondern tuckern endlos an Strassenstaenden vorbei, dauernd springen fliegende Haendler (gerne kleine Kinder) auf und wollen Wasser, Obst, Chips oder Plastikkram verkaufen. Endlich gehts ueber enge Strassen raus aus der Stadt und rein in die Berge, immer nach dem Motto "Wer am lautesten hupt, gewinnt". Es wird unertraeglich heiss, alle daemmern vor sich hin, bis wir gegen 11 Uhr einen Stop an einem eher fragwuerdigen Strassenlokal und die erste Bekanntschaft mit einem Stehklo machen. Wir lehnen brav das angebotene Mittagessen ab (siehe oben), da die dreckigen Tische in der Tat nichts Gutes verheissen.
Bei der Weiterfahrt wird die Strasse zunehmend schlechter, die Stops zum Ein- und Ausladen der nepalesischen Passagiere oder wegen Hindernissen auf der Strasse (entgegenkommende LKWs oder Busse, Steine, Baeche, ...) werden haeufiger. Gegen 15 Uhr, nach acht Stunden Fahrt, erreichen wir endlich Besisahar, dort muessen sich zunaechst alle Trekker im dortigen Buero registrieren (d.h. es gibt einen Stempel auf die Trekking Permit und wir muessen unterschreiben).
Wir haben nun wirklich keine Lust mehr auf eine weitere Fahrt ueber Rumpelpisten und bestehen darauf, die gut 2 Stunden nach Bhulbhule, unserer heutigen Etappe, zu laufen. Unser Sherpa ist unwillig und wir schicken ihn daher mit dem Bus voraus. So war das ja eigentlich nicht gedacht, dass wir wandern und unser Traeger Bus faehrt!
Wir wandern ueber ueberspuelte Strassen, bei denen wir sogar einmal die Schuhe ausziehen muessen und barfuss durchs Wasser waten muessen, durch Doerfer, Kinder spielen am Rand und gruessen uns freundlich, ueberall stehen und liegen Kuehe, Ziegen, Huehner, Hunde, aussenrum ist alles gruen, der Fluss rauscht wild neben uns her, sehr idyllisch also. Wir sind sehr schnell total verschwitzt, weils extrem heiss ist und dazu die Luftfeuchtigkeit ordentlich hoch ist.
In Bhulbhule bekommen wir ein Zimmer (naja, einen Holzverschlag) im Thorang La Guest House, und es gibt draussen im Garten im Duschhaeuserl doch tatsaechlich warmes Wasser. Ein guter Anfang!
Danach sitzen wir im Garten, trinken ein Bier, lesen, zum Abendessen gibt es Dal Bhat, das nepalesische Nationalgericht, bzw. gebratenen Reis. Wir erwehren uns der wilden Mueckenschwaerme, dazu geistern riesige Spinnen und Geckos um uns herum.
Das Zaehneputzen erfolgt im Freien, da dort das einzig Waschbecken steht. Die Position, die man auf einem Stehklo einnimmt, ist im Yoga uebrigens die Ausgangsstellung der "Kraehe". Hmmm, ob die sich wohl daraus entwickelt hat?
Wir liegen schliesslich im Seidenschlafsack im Bett, im Zimmer krabbeln viele Tierchen umher, es gibt keinen Strom, aber durch die Stirnlampe werden wir heftigst umschwirrt. Dann lieber Licht aus und schlafen!