28.9.12

Kwaheri, Africa! (21.09.2012)

Mein Reisetagebuch endet mit diesem Eintrag:

Nitschi ist nun weg, vor mir liegt ein ganzer Tag Nichtstun, denn ich habe keinerlei Pläne. In Nairobi ist soweit alles besichtigt und erledigt, und das restliche Bargeld ist genau abgezählt für die Fahrt zum Flughafen heute abend, so dass ich die Stunden nutze, um ein wenig Revue passieren zu lassen und zu faulenzen. Ganz alleine bin ich nicht in der Wohnung, natürlich sind das Baby und die Haushälterin auch da, und zu dritt richten wir uns einigermaßen gemütlich im Wohnzimmer ein.

Sieben Wochen Urlaub vergingen wieder einmal wie im Flug - wobei die 10 Tage Mauritius wohl am wenigsten Eindruck hinterlassen haben, zu gleichförmig sind die Tage an ein und demselben Ort. Das Wracktauchen dort war großartig, ansonsten hatte ich mir von den Taucherlebnissen dort etwas mehr erwartet, so "einzigartig" war die Unterwasserwelt leider nicht. Es war schön, mal in so einem feudalen Hotel zu residieren, und doch folgten die spannendsten und denkwürdigsten Reiseerlebnisse erst im Anschluss.
In Tansania steht dabei sicherlich ganz oben die Bergtour, wobei wir die ersten Tage schon etwas verstört von diesem "Ansturm" am Berg waren. Eigentlich suche ich beim Wandern ja bewusst die Ruhe und Abgeschiedenheit; dieses Gefühl stellte sich nie so richtig ein. Hier geht es doch eher um die Leistung an sich - und darauf bin ich inzwischen mächtigst stolz! Mit Norman ganz "basic", mit Zelt und Freiluft-Zähneputzen, zu reisen, ist für mich nach wie vor das Schönste, deshalb war auch die Campingsafari im Anschluss genau richtig so (na gut, das mit dem Krankwerden hätte es nicht gebraucht, aber irgendwie gehört das ja zu einer solchen Reise auch dazu, schließlich waren wir nicht im Bayerischen Wald...). Für mich ist das Beobachten von freiliebenden Tieren in ihrer natürlichen Umgebung, ungestört aus allernächster Nähe, das größte Glück überhaupt. Ich glaube, in den Zoo will ich in nächster Zeit erst einmal nicht.
Dann der Abschied von Norman, der mir doch schwerfiel, schließlich waren die gemeinsamen vier Wochen unsere "Flitterwochen", und wir waren wie immer ein sehr harmonisches Team. Doch der danach begonnene, richtiggehende "Roadtrip" durch Kenia, gemeinsam mit einer guten Freundin und einem "ortskundigen" Fahrer war die beste Idee überhaupt. Wir haben so viel gesehen von diesem wunderschönen, abwechslungsreichen Land, trotzdem war immer genug Zeit, um zu relaxen und zu gackern. Mädelsurlaub eben. Gut, den Abstecher nach Watamu hätten wir uns sparen können, andererseits war es im Nachhinein auch ganz gut so, denn sonst hätten wir nicht halb so viel zu erzählen gehabt. Am besten gefallen hat mir sicherlich der Aufenthalt im Sabache-Camp inmitten der Samburus, das war wirklich einzigartig.
Ich bin nach wie vor begeistert von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Afrikaner, auch wenn sie einen mit ihrer Umständlichkeit und Langsamkeit schon hin und wieder in den Wahnsinn treiben können. Dennoch respektieren sie die Privatsphäre (bis auf die Beachboys, für die das ein Fremdwort ist), und so war der Erholungsfaktor unglaublich groß, da auch immer soweit alles erstaunlichst reibungslos funktioniert hat.
--> Mehr davon!!!

Der Abschied von Titus, der es sich nicht nehmen ließ, mich zum Flughafen zu begleiten, war herzlich, und ein wenig wehmütig war ich so schon, als ich meinen inzwischen 18 kg schweren Rucksack (die Mitbringsel eben) aufgegeben hatte und der Abflugzeitpunkt näher rückte. Doch die Vorfreude auf "Daheim" überwog dann doch schnell (vor allem auf die Lieben, und natürlich wie eigentlich immer auf "g'scheites" Brot und Käse). Allerdings kann ich mir gerade nicht so recht vorstellen, mich wieder "bürotauglich" herzurichten, so schön war die "laissez-faire"-Haltung in den letzten Wochen...

Hier noch in loser Auflistung ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind:

  • Die Damenwelt hat tatsächlich sehr häufig einen dicken Popo, überhaupt eifern hier alle offenbar einem etwas, naja, "fülligeren" Schönheitsideal nach. Dabei ist das Essen hier sicherlich keine Offenbarung, wobei ich natürlich nur etwas über die häufig sehr einfallslose vegetarische Küche sagen kann. Mit Kochbananen kann man mich jederzeit begeistern, von Avocados und Mangos bekomme ich nie genug, aber sonst? Nach zwei Besuchen im äthiopischen Restaurant dagegen kann ich sagen: das ist der kulinarische "Hot Spot" Afrikas!
  • Speed bumps sind Teufelszeug! Überhaupt bin ich froh, dass wir immer nur mit Fahrer unterwegs waren - denn zum einen ist das Verkehrsverhalten doch meist fragwürdig, der Linksverkehr ungewohnt, und zum anderen kann man so viel ungestörter stundenlang einfach aus dem Fenster glotzen, denn an Zebras und Paviane am Straßenrand konnte ich mich nicht gewöhnen, sondern musste immer genau hinschauen.
  • Insgesamt war das ein seeeeehr teurer Urlaub: die Eintritte in die Nationalparks sind horrend (dazu gehört eben auch der Kilimandscharo, wo man pro Tag pro Person schon gut $60 löhnt), das Benzin kostet so einiges, Essen gehen ist vielleicht ein bisschen billiger als bei uns, Supermarktpreise sind ähnlich, Übernachtungen schwanken, kurz: ein paar tausend Euro sollte man dafür lockermachen. Schluck. Und die selbstorganisierte Reise durch Kenia war im Großen und Ganzen nicht so signifikant günstiger als das tansanianische Fertigpaket!
  • Swahili ist eine ganz wunderbar klingende Sprache, und vielleicht finde ich irgendwann die Zeit, meine rudimentären Kenntnisse ein wenig auszubauen.
  • Wider Erwarten entkamen wir aus einer der gefährlichsten Städte der Welt ohne irgendwelche "Blessuren", d.h wenn man sich an einige Sicherheitsregeln hält, entgeht man selbst in Nairobi Überfällen oder Diebstählen. Gut, wo Normans Messer hinverschwunden ist, bleibt ungeklärt, aber zumindest hatte ich in Nairobis Straßen nie ein schlechtes Gefühl. Allerdings schränkt es den persönlichen Bewegungsradius schon sehr ein, wenn man nach Einbruch der Dunkelheit immer auf Taxis oder andere Mitfahrgelegenheiten angewiesen ist. Hier wird nicht einfach mal von A nach B spaziert oder gar abends noch gejoggt!
  • Die ständige Malariagefahr nervt, zwar haben wir alle drei die Prophylaxe erstaunlich gut vertragen (was nicht die Norm ist!), doch nach 40 Tagen Dauereinnahme von Malarone reicht es jetzt auch wieder. Und trotz ständigem Einsprühen mit Nobite, von dem ich irgendwann sogar einen fiesen Hautausschlag gekriegt habe, kommt man um diverse Stiche nicht drumherum, die Viecher finden immer eine Schwachstelle.
  • Dem Kindle sei dank habe ich im Urlaub 18 Bücher gelesen, und das alles mit einem kleinen elektronischen Gerät, das ca. 200 g wiegt. Wieso nochmal habe ich bloß solange gezögert, mir so ein Ebook anzuschaffen???
  • Tatsächlich habe ich dreiviertel meiner Klamotten im Mathare-Slum in Nairobi gelassen, denn ich nehme ja immer eh schon zu einer solchen Reise die "unschönsten" Kleidungsstücke mit (sehr zu Normans Leidwesen), so dass es mir nicht allzu schwer fiel. Zwar war es mir etwas peinlich, meine vollgeschwitzten, verdreckten Sachen dort abzugeben (denn eine Waschmöglichkeit gab es nicht mehr), doch ich wurde belehrt, dass die Bewohner sich schlichtweg über JEDES Geschenk freuen, wie auch immer es aussehen mag.
  • Es gab noch ein Nachspiel zum mysteriösen Mr. Banana. Als wir zurück in Nairobi waren, erzählte Titus uns, dass Mr. Banana ihn sofort nach unserer Ankunft angerufen hätte, um sich das "Okay" zu holen, eine von uns (wen, konnte leider nicht eruiert werden) quasi "für sich zu reservieren" und ungeniert angraben zu dürfen. Titus hat ihn dann aber netterweise zurückgepfiffen. Was für ein Sündenpfuhl!
  • Und die wichtigste Frage zum Schluss: Warum sind bitte afrikanische Kinder allesamt so furchtbar niedlich? Wie kann denn das sein?
Nun denn, Ostafrika, es war eine tolle Zeit, und mach' Dich bitte auf ein Wiedersehen gefasst!
 

26.9.12

Was für's Auge

Bevor ich mich an meinen Abschlussbericht setzt (okay, das klingt jetzt sehr bürokratisch, aber Ihr wisst, was ich meine), versüße ich Euch die Wartezeit mit einer kleinen Fotoauswahl des Mauritius- und Tansania-Urlaubs.

Fotoalbum "Honeymoon"

 

23.9.12

Zurück in Nairobi (20.09.2012)

Als wir gegen 6 Uhr morgens Nairobi erreichen, ist es deutlich kühler geworden, wir sind ja nun auch wieder ganz schön hoch. Wir klingeln nach der Ankunft den sehr verschlafenen Titus heraus, der per Telefon mit dem Taxifahrer unserer Wahl das tut, was er am Besten kann: über den Fahrpreis verhandeln.
Eine halbe Stunde später sind in Titus Heim, wo wir bis zur endgültigen Abreise morgen einquartiert werden - und uns zusätzlich zu ihm, seiner Freundin Ester, Baby Chrystal und der Haushälterin in der 50 m²- Wohnung breitmachen.
Nach der dringend nötigen Dusche und ausgiebigem Herumschäkern mit dem niedlichen Schokokind Wagen Nitschi und ich uns mit dem Matatu (das hier in Nairobi für sämtlichen Nahverkehr eingesetzt wird - Tausende fahren davon durch die Stadt) wieder in den Mathare-Slum. Im Matatu brauchen wir zwar die Hilfe sämtlicher Mitfahrender, um die richtige Haltestelle zu finden, aber den Weg finden wir dann tatsächlich alleine. Wir werden wieder von Bernart, den ich schon bei der Führung vor drei Wochen kennenlernen durfte, in Empfang genommen. Im Büro von Panairobi hinterlegen wir alle Wertsachen (diesmal geht der Ehering sogar runter), und dann nimmt der 22jährigd Bernart uns zu einer gut zweistündigen Führung durch seine Heimat, mit, denn auch Nitschi möchte nicht abreisen, ohne hier gewesen zu sein.
Es ist wieder ein Angriff auf alle Sinne, selten habe ich z.B. so einen Gestank erlebt wie den, der uns aus den abwasserverseuchten Bächen und Pfützen entgegenschlägt. Es ist ein Rätsel, wie die Menschen, die daneben leben, das aushalten. Stumpft man wohl irgendwann ab? Trotz des Ekels reissen wir uns zusammen, uns diesen nicht anmerken zu lassen, um den Einwohnern nicht noch mehr vor Augen zu führen, wie privilegiert wir sind.
Dagegen sind die unzählbaren Kinder aller Altersklassen, die uns laut schreiend in Scharen hinterherlaufen und uns dazu ohne Scheu an die Hand nehmen (die ersten paar Mal zucken wir zusammen und sind versucht, uns sofort danach die Hände abzuwischen, wenn wir die schmutzigen Fingerchen und Rotznasen genauer anschauen - aber egal, das kann warten), dazu begeistert lachen und herumalbern, die reine Freude.
Bernart führt uns heute in die "Wohnung" seiner Eltern, in der er mit seinen vier Geschwistern aufgewachsen ist. Man möchte heulen, als er - ein freundlicher, umgänglicher und feiner junger Mann - erzahlt, wie er von der Strassenkinderorgansiation als 12jähriger weg von Drogen und Diebstahl geholt und stattdessen in die Schule geschickt wurde. Er sagt offen, dass er den Sozialarbeitern so dankbar für alles ist, dass er nach dem Ende seiner Ausbildung in jedem Fall im Slum bleiben möchte, um anderen zu helfen und etwas "zurückzugeben"... Bei der Rückfahrt im vollgestopften Matatu in die Stadt sind Nitschi und ich sehr schweigsam, wir müssen das Gesehene und Gehörte erst einmal verarbeiten.
Den Nachmittag lungern wir in Titus Wohnzimmer herum, gucken Serien, spielen mit Chrystal und stimmen uns mit Rum und Cola auf unseren letzten Abend ein.
Als Titus von der Arbeit heimkommt, überreichen wir ihm als Abschiedsgeschenk eine Flasche Whiskey, und dann fahren wir mit ihm und Ester einmal durch den wieder einmal abartigen Feierabendverkehr zum Lieblings-Aethiopier, um die beiden zum Essen auszuführen. Es schmeckt wieder fantastisch - nur leider ist es in Kenia nicht üblich, nach der Nahrungsaufnahme noch länger als nötig sitzenzubleiben. Daher fahren wir, laut singend ("Stop! In the Name of the bump!") zurück und verräumen uns alle gegen halb elf in die Betten.
Für Nitschi ist es eine kurze Nacht, um 2 Uhr steht ihr Taxi bereit, das sie zum Flughafen bringt. Netterweise lässt Titus es sich nicht nehmen, sie trotz der nachtschlafenden Stunde zu begleiten, während ich mich nur kurz, aber herzlich von meiner wunderbaren Reisebegleiterin verabschiede und dann wieder ins Bett krieche...

Bei den Arabern (19.09.2012)


Als gestern abend endlich das Geblaese der Pizzeria unter uns verstummt ist, das unaufhoerlich Fettgeruch in unser Zimmer gepustet hat, uebernimmt die Karaokebar im Hinterhof die weitere Beschallung. Zum Glueck gibt es Ohrstoepsel. Die helfen aber nicht gegen die Muecke, die uns die weitere Nacht regelmaessig vom Schlafen abhaelt. Und zu guter Letzt schrecken wir beide wie vom Donner geruehrt auf, als Punkt vier Uhr der Morgenruf der Muezzine per Lautsprecher ueber die Stadt schallt. Okay, Grossstadtlaerm ist vielleicht doch nicht so toll.
Ein wenig geraedert sitzen wir im Cafe gegenueber, und leider dauert es unfassbarerweise eine halbe Stunde, bis wir endlich Kaffee serviert bekommen, obwohl wir ziemlich die einzigen Gaeste sind und die 5 unterbeschaeftigten Kellner unaufhoerlich um uns herumwuseln. Aber egal, wir sind sehr geduldig, denn wir muessen den heutigen Tag so gut wie moeglich in der Stadt vertroedeln, unser Nachtbus geht erst um 22 Uhr.
Um 10 Uhr checken wir aus dem Hostel aus, duerfen netterweise unser Gepaeck dort unterstellen, und spazieren langsam in die "Old Town" Mombasas. Dort schaffen wir es durch unsere unuebertrefflich charmante Art wieder einmal, erfolgreich ohne Guide durch den Eingang des Fort Jesus zu gelangen. Der Trick der Herren ist naemlich immer, einfach ungefragt mitzulaufen, einen fortwaehrend ungefragt zuzutexten (ob mit Fantasiewissen oder wirklichen Infos, laesst sich meist nicht feststellen), und hinterher ein saftiges Trinkgeld zu verlangen. Aber so koennen wir selbststaendig durch das alte Fort streifen, und sind froh ueber das Meereslueftchen, das oben ueber die Ausgucke weht. Rein museumspaedagogisch betrachtet koennte man das Ganze sicherlich huebscher aufbereiten, dennoch ist die Anlage hoch oben ueber der Bucht recht beeindruckend.
Mit dem Reisefuehrer in der Hand wagen wir uns dann auf eigene Faust an einen Stadtrundgang durch das eindeutig sehr arabisch gepraegte Viertel mit seinen vielen alten, kleinen Haeusern, die aber nur zum Teil gepflegt sind. Doch die Aesthetik des Verfalls in den kleinen Gaesschen passt ganz gut hierher, nur die stickenden Fischabfaelle und die Muellhalden zwischendurch sind ein Angriff auf unsere Geruchsnerven. Nervig sind auch wieder einmal die Souvenirhaendler, die nicht begreifen koennen, dass "Vorbeilaufen am Laden ohne ihn eines einzigen Blickes zu wuerdigen" moeglicherweise bedeutet, dass wir nichts kaufen moechten.
Um die Mittagszeit verziehen wir uns in ein Cafe, wo wir recht unbehelligt als einzige Gaeste knapp 2 Stunden mit Lesen und Doesen zubringen, leider herrscht Stromausfall, so dass auch unsere Getraenkewuensche nicht erfuellt werden koennen, aber was macht das schon. Es ist wieder viel zu heiss und stickig draussen, als wir uns wieder auf den Weg machen, und so schaffen wir es gerade mal in den Supermarkt, wo wir uns mit Wasser und ein paar Snacks aufruesten und am liebsten ins Kuehlregal sitzen wuerden, und anschliessend fuer Stunden ins Internetcafe verschwinden. Denn an Sehenswuerdigkeiten haben wir soweit das Wichtigste abgehakt, und immer noch ist es erst frueher Nachmittag.
Erstaunlich leicht fällt es uns, den gesamten Nachmittag zu vertrödeln, zuerst im Webcafé, dann Kaffee trinkend, endlich ist es Zeit für das Abendessen, das wir in einem übertrieben teurem indischen Restaurant so lange wie möglich hinauszögern - alles alkoholfrei natürlich.
Mit dem Tuktuk fahren wir zum Busbahnhof, der Wartesaal ist überfüllt mit plärrenden Kindern; wir hoffen, das keines davon bei uns im Bus mitfährt.
Gegen halb elf geht es los, wir haben wieder die Luxiusplätze ganz vorne gebucht und sind froh, als der Fahrtwind, der durch die offenen Fenster hereinströmt, wenigstens ein bisschen Abkühlung in der feucht-klebrigen Hitze bringt. Leider erleide ich kurz daraufhin eine böse Nasenvergiftung, als wir am Hafen Mombasas vorbeifahren und ich nicht vorbereitet auf den Gestank von modrigem Abwasser, verrottenden Fischresten und sonstigem bin. Schnell schließe ich das Fenster neben mir.
Obwohl im Bus so einige Käfer umherkrabbeln, können wir bis zum Zwischenstopp an einer Raststätte nachts um 2 Uhr und auch danach einigermaßen schlafen. Der Busfahrer, dessen Stimme klingt wie früher der Bandsalat beim Kassettenrecorder, fährt einigermaßen vertrauenswürdig, nur die entgegenkommenden LKW, die immer die Lichthupe geben, nerven.



19.9.12

Von Watamu nach Mombasa (18.09.2012)

Am Morgen ist tatsaechlich ein Anflug von Geschaeftigkeit bei den sonst eher traegen Hausangestellten zu spueren, vielleicht hat unser Rueffel und der "Polizeibesuch" ja Fruechte getragen? Irgendwie versetzt uns der Anblick des Waesche waschenden und im Garten werkelnden Personals im Gegenzug in voellige Traegheit. Zwar packen wir zusammen, doch koenne wir uns nicht von den Poolliegen in der Sonne und unserer Lektuere loesen. Gegen halb zehn raffen wir uns endlich auf und verlassen die "Moechtegern"-huebsche Villa mit ihren Ameisenkolonien in Bad und Kueche, dem stinkigsten Kuehlschrank aller Zeiten und dem versifftesten Moskitonetz suedlich des Aequators. Der Tuktuk-Fahrer, den wir an der Strasse anhalten, nennt uns auf Anhieb einen voellig akzeptablen Preis, und so lassen wir Watamu froehlich hinter uns und erreichen kurz darauf die Ruinenstadt Gede.
Hier zeugen furchtbar viele alte Steine von einer Besiedlung bis zum 17. Jahrhundert, jedoch wurde die Stadt aus bislang unbekannten Gruenden dann ploetzlich verlassen oder aufgegeben. Durch die von dichtem Wald umgebenen steinernen - und sehr verfallenen, teilweise ueberwucherten - Ueberreste streifen wir in voelliger Einsamkeit, da wir uns mittels Behauptung, wir seien Archaeologiestudentinnen und bestens informiert, saemtlichen aufdringlichen selbsternannten Fuehrern entzogen haben. Um ehrlich zu sein, viel gibt es nicht zu sehen, die Beschilderung der Ruinen ist fragwuerdig, und nach einer guten halben Stunde stehen wir wieder am Ausgang. Gerade noch rechtzeitig, denn jetzt regnet es doch tatsaechlich, und wir legen eine Pause ein.
Da das Fruehstueck nicht allzu reichlich war, kommt Hunger auf, hah, wir haben noch einen abgepackten Kuchen im Rucksack - der aber Watamus Ausduenstugen nicht ueberlebt hat und nun von Schimmel befallen ist. Das ist das Zeichen zum endgueltigen Aufbruch, an der naechstgroesseren Kreuzung im Ort besteigen wir ein Matatu, das uns fuer schlappe 2.50 Euro pro Person nach Mombasa bringt.
Matatus sind Kleinbusse, in denen gut und gerne mal 20 Leute Platz finden (einige davon halb aus der offenen Seitentuer haengend), und die immer erst dann abfahren, wenn sie voll (und zwar richtig voll) sind. Alles darf mit, ob Huehner auf dem Schoss, im Fussraum herumrollende Wassermelonen oder Reissaecke. Die Sitzreihen sind so eng, dass Nitschi praktisch bewegungsunfaehig ist, da wir auch noch unsere Rucksaecke auf dem Schoss halten muessen. Zum Glueck sind es "nur" etwa 120 km bis Mombasa, das schaffen wir trotz vieler Zwischenhalte in gut 2 Stunden - und dank den unermuedlichen Maiskolben- und Erdnussverkaeufern am Strassenrand auch knapp dem Hungertod entronnen.
Matatu-Fahrer sind beruechtigt fuer ihre waghalsige Fahrweise, der Lonely Planet raet gar, niemals ganz vorne zu sitzen, wegen der vielen Frontalzusammenstoesse bei den Ueberholmanoevern, doch unser Fahrer benimmt sich einigermassen ordentlich, und so kommen wir heil, wenn auch mit schmerzenden Gelenken, im Stadtzentrum Mombasas an.
Eine mitreisende Einheimische, offenbar Muslimin (wie 3/4 der Bewohner Mombasas - tausende Moscheen und die verschleierten Frauen zeugen davon); nimmt sich aus bislang ungeklaerten Gruenden unserer an. Nachdem sie in Erfahrung gebracht hat, in welches Hostel wir wollen, bugsiert sie uns in ein Tuktuk, steigt selbst mit ein, dirigiert den Fahrer resolut zum gewuenschten Ziel - fuenf Minuten spaeter sind wir da, und sie geht ohne weitere Worte ihres Weges.
Das Beracha Guesthouse liegt zentral im quirligen Stadtkern, das Zimmer dort ist klein, muffig, hat fragwuerdige Elektrik, schmutzige Waende, wieder einmal ein zu kurzes Bett (das faellt sogar mir auf!) und einen gut 5 cm breiten Spalt unter der Zimmertuer, trotzdem sind wir damit fuer die 7 Euro, die die Nacht hier kostet, restlos zufrieden, denn hier weiss man im Gegensatz zur nur auf den ersten Blick huebschen Villa in Watamu wenigstens, dass man fuer den Preis nicht mehr erwarten kann.
Der Hunger treibt uns in die naechste Pizzeria, dann gehts per Tuktuk zum Busbahnhof, wo wir unsere Rueckfahrt nach Nairobi buchen, na also, wir kommen auch ohne Titus prima klar. Den Nachmittag schlendern wir durch die chaotischen Strassen, ueberall Haendler, hupende Autos, bettelnde Kinder, ein Geschaeft witternde Tuktuk-Fahrer, schreiende Muezzine, wir fuehlen uns schlagartig wie in ein anderes Land versetzt. Der Gewuerzmarkt ist ein Reinfall, nur Schlitzohren und Touristennepper regieren hier, und so lassen wir uns einfach durch die Strassen treiben. Hier sind wir einfach Teil des Trubels und keiner besonderen Beachtung wert.
Zum Glueck findet sich auch hier irgendwo ein Cafe, das den fuer Nitschi geradezu lebenswichtigen Kaffee serviert, und wir sind begeistert, nach sovielen Tagen und Wochen in der Natur und Abgeschiedenheit mal wieder buchstaeblich "Grossstadtluft" zu schnuppern. Im Hotel machen wir uns frisch, es ist furchtbar drueckend heiss und schwuel, kein Vergleich zum staubtrockenen Klima im Landesinneren. Da auch Mombasa nach Einbruch der Dunkelheit ein gefaehrliches Pflaster ist, sind wir froh, direkt gegenueber ein passables Lokal zu finden, wo wir den Abend zubringen. Dort gibt es immerhin kostenlosen Internetzugang, die schlechte Nachricht ist aber, dass hier (wie in fast allen anderen Lokalen der Stadt) kein Alkohol ausgeschenkt wird... Das hatten wir im Reisefuehrer leider ueberlesen.
Nachdem wir fast "rausgekehrt" werden, kehren wir notgedrungen in unser Hostel zurueck, und stellen fest, dass wir genau zwischen zwei Moscheen wohnen, deren Muezzine sich bereits beim Abendgebet eine Art Wettkampf liefern. Das kann ja heiter werden...

Krieg und Frieden in Watamu (17.09.2012)

Als Mr. Banana um kurz nach neun Uhr wie bestellt auftaucht, um uns zum Schnorcheln abzuholen, ist er recht wortkarg - offenbar immt er uns sowohl unsere Unwilligkeit zum bunga-bunga bei seiner Party uebel als auch, dass wir uns doch tatsaechlich auch ein wenig ueber den Zustand des Ferienhauses beschwert haben, fuer das er als Verwalter fuer die italienischen Besitzer verantwortlich ist. Er wird erst wieder gespraechig, als es um die Bezahlung geht, wir geben ihm ohne grosses Hin und Her das Verlangte und sind die Verhandlerei einfach muede. Er uebergibt uns daraufhin ohne ein weiteres Wort in die Haende von zwei unheimlich freundlichen Bootsmaennern.
Diese setzen es sich zum Ziel, uns einen wunderschoenen Vormittag auf dem Wasser zu bescheren - und es gelingt ihnen aufs Beste. Etwa eine Stunde lang schnorcheln wir entlang des der Kueste vorgelagerten Korallenriffs, das Wasser ist herrlich, die Artenvielfalt der Fische gross, sogar Clownfische in ihren Anemonen finden wir. Rund um das Boot schwimmen riesige Schwaerme aus Zebrafischen, es gibt Seegurken, Muscheln und zig Korallenarten. Waehrend wir uns an Deck trocknen lassen, bringen die Herren uns zu einem zweiten Riff, das jetzt waehrend der Ebbe auf dem Trockenen liegt. Dort spazieren wir umher, sehen Hunderten Seeigeln zu, wie sie sich in die letzten Wasserloecher fluechten, ein Tintenfisch im flachen Wasser wechselt chamaeleonartig seine Farbe vor lauter Verlegenheit und tintet hin und wieder alles voll, es gibt handtellergrosse Meeresschnecken und Seesterne zu sehen - kurz: als wir um die Mittagszeit wieder am Strand abgesetzt werden, sind wir selig und fast wieder mit Watamu versoehnt.
Wir beschliessen spontan, den gut 3 km langen Rueckweg am Strand entlang zu wagen, und schaffen es gerade noch vor dem Einsetzen der Flut zurueck ins Dorf. Eine kleine Staerkung gibt es im italienischen Cafe, dann schlappen wir durch die Mittagshitze auch noch den restlichen Weg in unser Ferienhaus. Als wir auf der Strasse wieder einmal von den Beach Boys belagert werden und mich einer sogar ungefragt am Arm ergreift, weil wir nicht auf die plumpen Anmachsprueche reagieren, sondern wie immer wahnsinnig tief ins Gespraech vertieft sind, bin ich sehr ungehalten und fahre ihn so boese an, dass er sichtlich erschreckt. Dann ist Ruhe.
Nach der unruhigen Nacht gestern, in der wir wegen der staendigen Moskitojagd nicht allzu viel geschlafen haben, freuen wir uns nun auf einen ruhigen Nachmittag. Ich verkrieche mich ins Bett und halte Siesta, Nitschi versucht ihr Glueck am Pool. Fassungslos muss sie aber feststellen, dass man auch dort trotz Kopfhoerern auf den Ohren und Buch vor der Nase keine Ruhe vor dem hauseigenen Wachmann hat, der nicht begreifen kann, warum jemand keine Lust hat, sich mit ihm zu unterhalten.
Als dann auch wieder einmal die Dusche nicht funktioniert, ergreifen wir die Flucht und marschieren zum einzigen Internetcafe im Ort. Dort sind die Tastaturen voelliger Schrott, der Beach Boy rechts von mir glotzt ungeniert auf meinen Bildschirm, waehrend er  via Skype lautstark mit einer rassigen Italienierin flirtet, der Typ links von Nitschi mampft fettige Samosas und tippt dann mit seinen ungewaschenen Fingern am Computer herum...
Die drei Fitnesstrainer, die wir gestern kennengelernt haben, hatten uns ein Restaurant etwas ausserhalb empfohlen, in das wir uns per Tuktuk daraufhin chauffieren lassen. Dort sind wir leider die einzigen Gaeste, der Kellner ist dennoch voellig unkoordiniert in der Abwicklung unserer Bestellung, und so geben wir nach dem Essen entnervt auf, obwohl uns versichert wird, dass spaet am Abend hier der Baer steppt. Nein danke, irgendwie klappt das mit Watamu und uns einfach nicht so recht. Hier tragen selbst die Massaikrieger, die auf Touristinnenfang sind, Plastikrosen auf dem Kampf, so dass wir sie "Schiessbuden-Massai" taufen und uns ueber gar nichts mehr wundern. Lieber schnell zurueck  und ins Bett, und morgen reisen wir ab.

17.9.12

Bissgurkengesicht hilft gegen Beach Boys (16.09.2012)

Nitschi ist nochmal dran:
Wir fruehstuecken in unserem angestaubten Innenhof leckeres Mango-Muesli, waehrend die italienische Familie, die gestern angereist ist, verschreckt wieder abreist... denen war es wohl zu schmutzig. Das hat uns zumindest "Safari" erzaehlt... Unter groesstem Unverstaendnis hat er uns berichtet, dass sich die Familie ueber die Sauberkeit und die Kaefer im Bad echauffiert hat, und dass er das gar nicht verstehen koenne...Wir schon :) Besonders skurill wird es, als "Safari" erzaehlt, dass jetzt gleich die Polizei kommt, um eine Tatortbegehung vorzunehmen. Nach ein paar Minuten tauchen wirklich zwei Maenner auf, wie Polizisten sehen die aber bestimmt nicht aus... Na ja, nach dem gestrigen Tag wundern wir uns einfach nicht mehr ueber die Geschehnisse an diesem seltsamen Ort.
Wir spazieren anschliessend in die huebsche italienische Caffee-Bar in der City und vertreiben uns den Vormittag damit, fassungslos den ganzen offenbar in Watamu lebenden Italienern und Englaendern zuzuschauen, die dieses Cafe zum "Sonntag-Vormittag-Hot Spot auserkoren haben. Heerscharen von ihnen kommen in den folgenden Stunden hier vorbei, sich lauthals begruessend und gackern, allesamt etwas angealtert, fuer uns ist das besser, als Fernsehen zu gucken, und der Cappuccino schmeckt. Irgendwann koennen wir uns loesen und spazieren an den Strand, um dort zu relaxen - leider gestaltet sich auch das etwas schwierig. Die Kulisse ist zwar atemberaubend, jedoch werden wir alle fuenf Minuten angequatscht - von Beachboys und Rastazopfverkaeuferinnen. Zu Selbstverteidigungszwecken setzen wir unser "Bissgurkengesicht" auf, jedoch hilft dieses auch nur bedingt. Zudem paniert uns heftiger Wind mit dem feinen weissen Sand, und so fluechten wir in eine Strandbar, deren Besitzer wohl eindeutig zu viel kifft. Zu Reggaemusik nimmt er unsere Bestellung in Super-Zeitlupe auf, hustet sein kehligstes Raucherlachen ueber den Tisch, und moechte uns den Rechnungsbetrag abrunden, da er nicht in der Lage ist zu rechnen... Aber lecker wars :)
Nach dieser Strandodyssee legen wir uns lieber an den Pool - da haben wir wenigstens unsere Ruhe - glauben wir... Als Nadine ihre erste Runde durch das erfrischende Nass zieht, wird sie im Wasser von einer
Libelle heftigst ins Ohr gebissen. So vergeht auch diese Badefreude, jedoch weisen wir "Safari", der immerhin herumposaunt hat, dass er auf einem College fuer die Poolpflege war (??), an, seine Arbeit zu tun.
Auf diesen Schreck hin trinken wir die Flasche Gin vom Vortag leer. Wer weiss, ob nicht auch Libellen Malaria uebertragen, sicher ist sicher.
Wir schlendern angetrunken Richtung Pizzeria, auf dem Weg begegnen uns zahllose wirklich recht unansehnliche, dicke, abgehalfterte Europaerinnen, die sich froehlich von jungen, knackigen Schwarzen "schoene Augen" machen lassen oder Schlimmeres. Sofort bekommen wir Bilder in den Kopf, die wir dort nicht haben moechten, und der erhobene moralische Zeigefinger ist uns sicher ins Gesicht geschrieben. Nach dem wirklich vorzueglichen italenischen Essen lernen wir in der Restaurant-Bar noch drei lustige Kameraden kennen. Ein junger Mann und zwei Maedels, multikulturell gemischt (Peru, Frankreich und England), die in einem der angrenzden Hotelkomplexe als Fitness-Coach arbeiten. Schlagartig nehmen wir auf unseren Barhockern eine aufrechte Haltung ein, und ziehen den neu erworbenen Pizza-Bauch
ein.. Wir ratschen noch eine Weile ueber Land und Leute, und treten (diesmal MIT Taschenlampe) den Nachhauseweg an. Leider haben es insgesamt vier Moskitos unter unser Moskitonetz geschafft, und so wird die Nacht von einigen Jagdaktionen unterbrochen.

Bunga-bunga in Watamu (oder: Als ich einmal Sextouristin war) (15.09.2012)

Beitrag von Nitschi:
Ein Wunder: wir haben etwas geschlafen! Noch ein Wunder: wir haben überlebt! 10 Stunden mit waghalsigen Überholmanövern, Schlaglochpisten & Speedbumps... Wie ich schlafen konnte, ist mir nach wie vor ein Rätsel, aber nachdem ich mir eine Schlafbrille aus meinem Schal gebastelt habe, und damit den blendenden (lichthupenden) Gegenverkehr nicht mehr gesehen habe, scheint es doch noch etappenweise geklappt zu haben. Wir erhalten kurz vor der Ankunft noch von Titus eine SMS, in der er uns einen (neuen) Ausstiegsort mitteilt - gerade noch rechtzeitig... So sind wir um 5:40 Uhr in Gede und rufen den sagenumwobenen Mr. Banana an, einen der zahlreichen Freunde von Titus, dessen Name uns bislang in Verwirrung stuerzte, dem wir mangels Alternativen dennoch blind vertrauen. Um diese Uhrzeit wecken wir ihn zwar per Anruf definitiv, dennoch sammelt er uns zehn Minuten später ein und stellt sich uns doch tatsächlich als "Banana" vor - wir vermuteten bislang einen Witz unseres verkasperten Fahrers hinter der Namensgebung... Er fährt uns zu dem Haus, in dem wir die nächsten drei Tage lang schlafen werden, welches auf den ersten Blick einen traumhaft schönen, auf den zweiten einen etwas ungepflegten und abgerockten Eindruck macht - wie so oft in Afrika. Er führt uns in aller Herrgottsfrühe in der Stadt herum, die vollkommen in der Hand italienischer Touristen ist. Auch Mr. Banana spricht nur unzulänglich Englisch, dafür gut Italienisch... Wie gut, dass ich Nadine dabeihabe.
Er bringt uns zu einer original italienischen Caffee-Bar, samt dazu passender rassiger Italienerin hinter dem Tresen, und ich genieße den besten Cappuccino seit meiner Abreise. Mr. Banana macht uns noch etwas stutzig, da er uns einen höheren Übernachtungspreis nennt, wie vereinbart. Es folgt das Übliche: telefonische Preisverhandlung mit Titus. Er fehlt uns jetzt schon, und das Ganze nervt.
Vom Haus aus machen wir uns nach einer Dusche auf den Weg zur Post, zum Frühstücken und ins Webcafé. Nachdem wir unsere Supermarkt-Einkäufe getätigt haben, geht es an den Pool zum Relaxen. Dort nervt uns "Safari" (warum haben hier alle völlig Deppentouristen-taugliche Namen?), der offensichtlich honkige Poolboy mit seinem Insiderwissen, das er uns ungefragt offenbart: während sich deutsche Touristinnen gerne hinter einem Buch verstecken (denk mal bitte nach, warum??!!), sind die italienischen Touristinnen offenbar nur zu einem Zweck da: Bunga Bunga mit Einheimischen!
"Banana" hat uns morgens schon zu einer Geburtstagsparty eines Freundes eingeladen, und so faulenzen wir, wieder einmal begeistert von der afrikanischen Gastfreundschaft, bis nachmittags am Pool. Um 17h werden wir zu unserem Erstaunen nicht etwa von Mr. Banana, sondern von zwei strammen, schwarzen Burschen in viel zu engen T-Shirts samt TukTuk abgeholt.
Als wir in diesem sitzen, wird uns schlagartig klar, dass die Jungs (die betonen, Massai-Krieger zu sein...DANKE an dieser Stelle an Corinne Hoffmann) auf mehr aus sind, und wir für sie in die Kategorie "weibliche Sextouristinnen" fallen. Nadine wird blass, ausnahmsweise sprachlos, und mahnt mich, mir den Weg zu merken. Sie zieht sich panisch ihren T-Shirt-Ausschnitt unters Kinn, während ich wie ein Mantra wiederhole: "Wenn der mich anfasst, haue ich ihm eine auf die Zwölf!" Zum Glück fährt die Rikscha nur ein paar Meter, und zu unserer Erleichterung sind hinter dem schweren Eisentor auch Frauen und Kinder zu sehen, eine Art Pool-Grillparty ist im Gange.
Trotzdem ist unausgesprochen klar, dass die Jungs versuchen, uns abzuschleppen. Ich erfinde Mann und Kinder (zum Glück habe ich ein Foto von meiner Nichte auf dem IPhone), aber ich werde dadurch leider nicht uninteressanter. Als wir jedoch das halbe Lamm, das fröhlich zerteilt auf dem Holztisch neben uns liegt, verschmähen, schlägt uns Unverständnis entgegen. Wir einigen uns ohne Worte auf die Hindu-Nummer (Shiva wird böse, wenn wir Fleisch essen!), das wirkt ein wenig abtoernend, und so wird so Stirnrunzeln der vermeintlichen Casanovas endlich sichtbar größer. Zu unserem Leidwesen spricht einer der Anwesenden dank seines Onkels in Hannover Deutsch, so dass wir uns in breitestes, dahingenuscheltes Schwäbisch als "Geheimsprache" flüchten. Fremdsprachenkenntnisse muss man eben haben!
Diese Tatsache verleiht der ganzen Situation trotz ihrer unheilvollen Bedrohung etwas derart Groteskes, dass wir alle paar Minuten in hyäenenartiges Gelächter ausbrechen. Die Jungs denken, wir amüsieren uns prächtig, und zwinkern sich siegessicher zu.
Nachdem wir unser lauwarmes Bier in uns hineingeschüttet haben, enteilen wir ins nächste Restaurant zum Abendessen, wohl mit dem festen Versprechen, danach zur Party zurückkehren - selbstverständlich! ;)
Als wir auf dem Weg in die Stadt sind, und der erste Schreck vorüber ist, können wir vor lauter Lachen kaum noch geradeaus gehen. Da Watamu ein sehr großer Umschlagplatz der italienischen Touristinnen ist, werden wir auf dem Weg entlang der Hauptstraße gefühlte 100x von jungen, knackigen "Beachboys" angesprochen, die aber unsere offene Abneigung zu spüren bekommen. Wir flüchten uns in die echt italienische Pizzeria (was auch sonst) und genießen Stunden der Erholung. Wir treffen dort auch Jessica wieder, eine deutsche Travellerin, die wir bereits im Backpacker-Hostel in Nairobi kennen gelernt haben. Afrika ist klein...
Auf dem Heimweg verlaufen wir uns, denn Straßenbeleuchtung ist keine Erfindung, die in Afrika Früchte trägt, und man wird sofort bestraft, wenn man ohne Stirnlampe das Haus verlässt.
Auf unserer Dachterasse lassen wir zu saurem Rotwein in Plastikbechern den Tag Revue passieren, ignorieren geflissentlich den sich ungefragt dazusetzenden "Safari" und beschließen, dass Watamu ein Ort der Sünde ist
....

Von der Savanne an die Kueste (14.09.2012)

Unser Weck-Krieger geht heute leider tatsaechlich eine Stunde vor und weckt uns seltsamerweise wieder um viertel vor sechs, obwohl wir erst um kurz vor sieben aufstehen wollten. Da wir aber gestern bereits um acht im Bett waren, ist das nur so halb schlimm, und nachdem er eine halbe Stunde spaeter nochmal auf unser Aufstehen besteht, machen wir das und koennen schon wieder einen Sonnenaufgang miterleben. Von den bequemsten Betten und dem schoensten Bad (trotz neuem Frosch in der Kloschuessel) unserer Reise verabschieden wir uns wehmuetig, der Sonnenaufgang ueber der Savanne gibt noch einmal alles, der Koch hat auf unseren besonderen Wunsch Cornflakes bereitgestellt, und so ist der Abschied von "unseren" Samburus sehr herzlich. Als Abschiedsgeschenk bekommt wir ein Doeschen mit dem Ockersand, mit dem die Krieger ihre Zoepfe einfaerben, und der herrlich zimtig riecht.
Wir sind viel frueher als geplant "on the road again", kurz vor halb acht machen wir uns auf den Weg Richtung Nairobi. Ueber 100 km fahren wir quer durch die Savanne, aus den Wolken schaelt sich der Mount Kenia hervor, hupend bahnt sich Titus den Weg durch Kamelherden und Ziegen, die auf der Strasse herumstehen, und muss des Oefteren panisch ueber die Strasse hopelnden Dik-Dik-Paerchen (die bis an ihr Lebensende in einer festen Partnerschaft leben, weshalb es die immer nur im Zweierpack gibt) den Vortritt lassen.Ich sauge die Landschaft foermlich in mich auf, will keinesfalls jemals vergessen, wie schoen es hier ist. Viel zu schnell erreichen wir Meru, wo wir Zwischenstopp am Geldautomaten machen, den Nitschi und ich gemeinsam praktisch leerraeumen, nachdem wir mit Ach und Krach unsere Zeche im Sabache-Camp bezahlen konnten, irgendwie hatten wir vorab nicht bedacht, dass wir fuer viele Tage fernab von jeglicher Zivilisation sein wuerden.
Leider haben wir alle drei offenbar das letzte Dinner unseres Kochs nicht vertragen, jedensfalls gibt es den einen oder anderen recht unvermittelten Klo-Stopp. Die Savanne lassen wir hinter uns und fahren fuer die naechsten Stunden bergauf, bergab durch Kaffeeplantagen, die Erde hier ist dunkelrot, darauf bilden die tief dunkelgruenen Kaffeepflanzen und Palmen einen reizvollen Kontrast - Kenia zeigt sich von seiner besten, d.h. abwechslungsreichsten Seite.
Dennoch sind wir erleichtert, als wir am fruehen Nachmittag endlich Nairobi erreichen, die Speedbumps, die alle paar Meter unvermittelt selbst auf der vierspurigen Schnellstrasse auftauchen, machen das Fahren naemlich nicht unbedingt angenehmer, und Titus ist am Ende ganz schoen erledigt. Den Nachmittag verbringen wir in seiner Wohnung; seine knapp 6monatige Tochter Chrystal faengt erst einmal lauthals das Bruellen an, als sie uns zwei mzungus zum ersten Mal sieht. Vielleicht liegts aber gar nicht an unseren weissen Gesichtern, sondern daran, dass sie gerade erst aufgewacht ist.
Nachdem wir unserem "Guide" alles Finanzielle endlich geklaert haben (wie gesagt, ist der Kenianer da gerne mal etwas umstaendlich), betrinken wir uns auf die grossartige Rundreise, die uns ueber 1.600 km kreuz und quer durch Kenia gefuehrt hat, mit Whiskey und Rum und sind alle drei daraufhin wieder einmal fuerchterlich albern. Als Titus sich mitten im Ratschen die Zeitung schnappt, aufs Klo verschwindet und von dort durch die geschlossene Tuer weiter mit uns gackert, wird deutlich: wir haben definitiv zuviel Zeit miteinander verbracht...
Nach einer Dusche, der ewigen Umpackerei und einem Abstecher in einen Fastfood-Laden brauchen wir im Nairobier Feierabendverkehr etwa eine Stunde fuer die 1 km lange Strecke zum Busbahnhof. Offenbar haelt man es hier fuer eine ausgesprochen clevere Ide, einfach in eine Kreuzung reinzufahren, egal, ob die Ampel gruen oder rot zeigt. Und als Busse, Autos, Matatus so richtig schoen verkeilt herumstehen, draengen sich auch noch Horden von Fussgaengern unkoordiniert mittendurch. Zum Glueck haben wir genug Zeit fuer solche Sperenzchen eingeplant, so dass wir immer noch mit Vorsprung den Busbahnhof erreichen. Dort verabschieden wir uns von Titus - wie sollen wir nur die naechsten fuenf Tage ohne ihn, sein Verhandlungsgeschick, seine Orts- und Sprachkenntnisse und seine Clownereien ueberstehen?
Na, wir schaffen es dennoch, um 20 Uhr im richtigen Bus Richtung Malindi zu sitzen, gut 10 Stunden Fahrt liegen vor uns, zum Glueck haben wir die Luxusvariante gebucht, mit Liegesesseln und relativ viel Platz rundum. Allein fuer den Weg hinaus aus der Stadt brauchen wir eine Stunde, dann gibt der Fahrer, der zumeist lauthals mit dem Handy am Ohr telefoniert, Gas und setzt zu waghalsigen Ueberholmanoevern auf der dunklen Landstrasse an. Nitschi und ich beschliessen schleunigst, die Augen zu schliessen, die Ohrstoepsel einzusetzen und zu schlafen, und erstaunlicherweise gelingt uns das trotz der unaufhoerlichen ploetzlichen Abbremserei und dem anschliessenden Gehoppel ueber die tausenden Speedbumps recht gut.

Selig im Samburu-Nationalpark (13.09.2012)

Unser persoenlicher "Weck-Krieger kommt wie besprochen um 5:45 Uhr mit einem froehlichen "Good mo'ni'g!" vorbei, daran koennte ich mich gewoehnen. Im Bad erschrecke ich mich kurz darauf zu Tode, als ich die Klospuelung betaetige und zwei dunkle, zappelnde Flecken im Wasser entdecke. Nachdem ich mich mit Stirnlampe und v.a. Brille ausgeruestet habe, sehe ich zwei Froesche, die wohl die Feuchtigkeit der Kloschuessel als ihr Nachtlager gewaehlt haben, wild um ihr Leben zappeln. Ich muss so lachen, dass ich fast ersticke, und Nitschi wartet besorgt, bis ich mich soweit beruhigt habe, um mein Erlebnis mitteilen zu koennen. Derart gut gelaunt treffen wir uns um 6 Uhr zur Abfahrt mit Titus und unserem heutigen Fahrer Dipa, dem Besitzer dieser wunderbaren Unterkunft. Er, ein Samburu, tanzte frueher einmal fuer Touristen in Mombasa, heiratete dann eine amerikanische Professorin, die sich dort in ihn verguckte, und konnte daraufhin mit ihrer (finanziellen?) Unterstuetzung. ins Tourismusgeschaeft einsteigen. Wahre Geschichte!
Wir brechen mit seinem grossen Landrover auf, Titus ist natuerlich mit an Bord, ebenfalls unser "Lieblingskrieger" Lalale als "Spaeher". Puenktlich zum Sonnenaufgang fahren wir zum Samburu-Nationalpark, bezahlen dort den an Zahnputzaesten kauenden Angestellten den happigen Eintritt (70 $ p. P.) und los gehts mit der Safari!
Ueber drei Stunden kurven wir kreuz und quer, sehen einer 20koepfige Elefantenherde beim Baden und Trinken am Fluss zu, bei dessen Durchquerung die drei sehr kleinen Kaelber bedrohlich weit abgetrieben werden, bis die Muetter sie mit ihren Ruesseln wieder einfangen. Warzenschweine, Strausse, Kudus, Dik-Diks, komische Guinea-Huehner, Oryxe, Adler entdecken wir in der Savanne, ausser uns sind kaum andere Menschen unterwegs. Gegen 9 Uhr halten wir am Fluss an und machen Fruehstueckspause, unser Chefkoch hat an alles gedacht und Picknicktueten und Kaffee vorbereitet. Fuer Lalale, den jungen Krieger, ist die Sache problematisch, denn eigentlich darf er keinesfalls im Beisein von Frauen essen. Er entscheidet dann aber, dass wir als Weisse eh quasi nicht zaehlen, und so ringt er sich durch, etwas verschaemt hinter dem Auto versteckt zu fruehstuecken.
Bei der Weiterfahrt entdecken wir kurz darauf direkt am Wegrand ein totes und bereits sehr zerlegtes Kudu, und nur ein paar Meter weiter liegt schwer atmend ein total ueberfressenes Geparden-Maennchen im Gras und kann sich kaum ruehren. Wir fahren bis auf 3 m an ihn heran, zwischendurch hebt er den Kopf und schaut uns muede an, bevor er wieder vollkommen fix und fertig abliegen muss. Doch irgendwann wird ihm das Begafftwerden wohl doch zu blied, wie in Zeitlupe kommt er auf die Beine, sein Bauch haengt fast runter bis auf den Boden, er tapst zwei Schritte, bevor er sich noch ein wenig tiefer in den Schatten eines Baumes plumpsen laesst. Ich sage zusammenhanglos in die Runde: "Das ist das schnellste Tier der Welt.", was in Folge der eben erlebten Traegheit nur ein trockenes "Aha" und anschliessendes schallendes Gelaechter nach sich zieht. Als wir gut 5 Stunden spaeter wieder an derselben Stelle vorbeifahren, liegt das Tier praktisch unveraendert und sichtlich immer noch verdauend da und hat sich sichtlich ueberfressen.
Da es mittags zu heisst ist, um Tiere zu beobachten, suchen wir eine noble Lodge mitten im Nationalpark auf und verbringen in deren Lounge die Mittagszeit mit Kaffee trinken, lesen, Postkarten schreiben. Irgendwann nervt uns das sinnlose Herumgesitze, und unsere Begleiter sehen auch gelangweilt auf, machen aber keinerlei Vorschlaege, wie man die Zeit besser nutzen koennte. Endlich koennen wir nach ein bisserl Herumquengelei aufbrechen und streunen noch einmal gut 2 Stunden durch die Savanne, um besagten Gepard zu besuchen, und vor allem in der Hoffnung, Loewen zu sehen. Doch: "hakuna simba", die Loewen sind heute wohl abwesend, und nachdem unsere Samburus noch vollkommen gesetzeswidrig mit ihren Macheten eine Palme abgeholzt haben (sie brauchen die Blaetter, um daraus eine Tuer zu bauen, erzaehlen sie uns), fahren wir Richtung Ausgang. Nitschi und ich stehen im offenen Dach in der heissen (aber sehr angenehmen, da trockenen) Nachmittagssonne, ringsum grasen Elefantenherden, die Savanne breitet sich unendlich weit aus, nur unterbrochen von Felsen und Huegeln, soweit man blickt - es ist ein perfekter Tag, und eines ist klar: freilebende Elefanten so nah zu sehen, macht einfach nur gluecklich.
So strahlen wir beide bei der Rueckfahrt selig vor uns hin, hier, mitten der einzigartigen Landschaft, bewacht von Samburu-Kriegern und froehlich winkend begruesst von am Wegrand stehenden Kindern und toll geschmueckten Frauen, die unzaehlige Perlenketten um den Hals tragen, insgesamt bis zu 4 kg schwer, so moechte man ewig weiterfahren. Durch Kamel-, Gazellenherden und ungeruehrt ueber die Schnellstrasse wandernde Pavianrudel fuehrt der Weg zum Sonnenuntergang zurueck ins Camp, wo wir schon zum Abendessen erwartet werden.
Leider gibt es nun den dritten Tag hintereinander das exakt selbe Essen (Kohl und dazu Karotten und Kartoffeln in Kreuzkuemmelsauce, eh schon nicht mein Lieblingsessen). Titus bekommt mit, dass Nitschi und ich das nicht ganz so prima finden, und verpasst dem wirklich zauberhaften alten Koch einen Einlauf, er kennt da nix, offenbar hat der Kenianer keinerlei Hemmungen, sein Missfallen gegenueber anderen auszudruecken. Davon sind wir wiederum peinlich beruehrt, und so eh schon etwas verschnupft, als wieder einmal eine grosse Diskussion darueber beginnt, wann wir wem wieviel fuer die Uebernachtung und Verpflegung zu bezahlen haben, bevor wir morgen frueh abreisen. Denn der eine Angestellte darf nicht wissen, wieviel die Unterkunft hier eigentlich kostet, der andere wiederum nicht, wieviel Trinkgeld der naechste bekommt - ach, es ist immer alles furchtbar kompliziert hier. Wir geben auf, das werden wir nie verstehen, und so verabschieden wir uns unter die Dusche und ins Bett, heute ist irgendwie der Lagerkoller ausgebrochen...

15.9.12

Begleitschutz (12.09.2012)

Des Nachts schreien die Hyaenen und anderes Viehzeug, der Wind ruettelt an den Zeltwaenden, so dass wir eh mehr oder minder wach sind, als unser persoenlicher "Weck-Krieger" um kurz vor sechs (!) von draussen ein froehliches "Good morning!" ruft. Warum auch immer um diese Uhrzeit... Leider muss ich die geplante Bergtour absagen, mein Bauch macht Sperenzchen, aber so kommen wir in den Genuss eines wundervollen Sonnenaufgangs und eines sehr fruehen Fruehstuecks, und Titus freut sich, dass er nochmal ins Bett gehen darf.
Nitschi und ich sind beide ein bisserl unfit, und so verbringen wir den perfekten Tag auf unserer wundervollen Natursteinterrasse mit Blick ueber Berge und Savanne, und im Schatten laesst sich die bruetende Mittagshitze auch einigermassen aushalten. Hin und wieder huepft ein Dik-Dik vorbei, Nashornvoegel flattern in den Baeumen, und ausser lesen und ratschen haben wir in dieser perfekten Afrika-Idylle nichts weiter zu tun bis auf ein bisschen "Haushalt" sprich Waesche waschen.
Nach einem kleinen Mittagessen und einer unumgaenglichen Siesta fuehlen wir beide uns soweit hergestellt, gegen 16 Uhr einen kleinen Spaziergang zu wagen, u.a. auf der Suche nach Handyempfang. Wir marschieren beherzt los, doch schon nach den ersten Metern bilde ich mir ein, ein Knurren aus dem nahegelegenen Gebuesch vernommen zu haben (es koennte auch nur ein Flattern gewesen sein), wir bewaffnen uns mit einem morschen Stock und sind schwer erleichtert, als ein paar Meter hinter uns Krieger Lalale um die Ecke biegt und offenbar als unser Beschuetzer eingeteilt ist. Waehrend wir ein paar SMS schicken, kommen wir an den Kamelherden der Samburus vorbei, die friedlich zwischen den duerren Baeumen wiederkaeuen (und pupsen), vor  uns spazieren ca. 20 Paviane ueber den Weg und machen beim Huepfen durch die Baeume und Fressen einen Heidenlaerm mit ihrem Geschrei.
Als wir nach einer Stunde zurueck ins Lager kommen, duerfen wir uns die erstaunlich professionell eingerichtete Kueche, die in einer Huette untergebracht ist, anschauen, die uns der Koch, ein alter Krieger, stolz zeigt. Dazu trinken wir ein perfekt kaltes Tuskerbier und gackern ein wenig mit den Samburus und Titus herum. Den Abend verbringen wir wieder am Lagerfeuer sitzend, diesmal erzaehlen die Herren stolz und bereitwillig von ihren Stammessitten, v.a. vom Uebergangsritus vom Kind zum Krieger, der ueber ein Jahr dauert und in dem bestimmte Riten vollzogen werden. Dazu gehoert u.a. das Herausbrechen der unteren beiden Schneidezaehne mittels einer Machete, das mehrfache Durchstechen der Ohrlaeppchen und die Beschneidung - bei allem darf der junge Mann keinerlei Zeichen von Angst oder Schmerz zeigen.
Ein paar Gegenfragen an uns werden auch gestellt, am meisten interessieren sie sich fuer unsere Heiratssitten und fragen, wie das mit der Mitgift bei uns so laeuft. Na, die werden doch wohl nicht demnaechst mit Titus in Verhandlungen treten???
Natuerlich werden wir wieder zu unserem Zelt geleitet, und da man hier im Busch ohne Strom eh nix mehr machen kann, gehts frueh ins Bett, in den Schlaf begleitet von Grillengezirpe und Hyzaenengebruell.

Bei den Samburu (11.09.2012)

Titus ruft um zwanzig nach sechs ueber den Flur, dass die Sonne gleich aufgeht, na gut, man ist ja nur einmal hier, Nitschi und ich stehen also auf und schlappen in den sehr nassen Garten. Doch das Ganze lohnt sich, der Mount Kenia steht direkt vor unserer Nase und ist wolkenfrei, die Sonne kaempft sich als roter Ball langsam in die Hoehe, die Voegel zwitschern, nur die Stromleitungen stoeren ein wenig das Panorama.
Bei Tageslicht betrachtet wirkt das Zuhause von Jackie und Dieter doch recht "verwohnt", wenn nicht gar runtergekommen und schlampig, wir sind also bereits mehr als willens, so frueh wie moeglich aufzubrechen.
Ein schnelles Fruehstueck quasi im Stehen, eine dennoch herzliche Verabschiedung von der Hausherrin, der wir einen kleinen "Unkostenbeitrag" in die Hand druecken, und gegen 9 Uhr setzt Titus und im naechstgelegenen Internetcafe in Nanyuki ab. Dort muessen wir leider zwischendurch einen gut 40minuetigen Stromausfall durchleiden, wieder mal dauert hier alles laenger, aber nach einem Stop bei einem echte "Cafe", wo wir viel Cappuccino trinken, fahren wir gegen Mittag nach Samburu.
Die Strasse ist durchweg gut, Titus ist dementsprechend happy, und so erreichen wir ohne Zwischenfaelle die Savanne rund um Samburu. Das ist so richtig Afrika, wie man sich das vorstellt, mit steilen Felsen, trockener Graslandschaft, Staub und sehr traditionell gekleideten Einheimischen. Als Titus erzaehlt, dass unweit von hier das Dorf von Lketinga ist, also dem Ex-Mann der "weissen Massai", horche ich auf. Soweit ich weiss, ist das doch hier Samburu- und nicht Massai-Land?! Es stellt sich heraus, dass die "weisse Massai" in Wahrheit mit einem Samburu-Krieger verheiratet war, da aber die Massai das weitaus bekanntere Volk sind, wurde wohl aus Marketinggruenden beschlossen, kurzerhand eben eine Massai-Geschichte daraus zu machen. Die Samburu finden das wohl nach wie vor ueberhaupt nicht komisch, doch bei uns breitet sich zuerst Fassungslosigkeit aus, und schliesslich koennen wir alle vor Lachen kaum noch an uns halten.
Irgendwann biegt Titus ohne ersichtlichen Grund auf einen winzigen Pfad ab, der uns vorbei an von gefraessigen Elefanten abgeweideten und abgebrochenen Akazien tief in ein Tal hineinfuehrt. Links ragt der sehr felsige Sabache-Berg auf, dessen Besteigung fuer morgen auf dem Programm steht. Es ist so richtig afrikamaessig heiss hier, und kurz darauf halten wir auf einem Parkplatz mitten im Nirgendwo, umgeben von Savanne und Bergen.
Erwartet werden wir dennoch schon von einigen Samburu-Stammesangehoerigen in wunderschoener, wenn auch ungewohnter Tracht. Freundlich werden wir im sog. Sabache Camp willkommen geheissen, und schliesslich zieht Titus quasi sein Ass aus dem Aermel. Denn als uns die Samburus unsere Unterkunft fuer die folgenden 3 Naechte zeigen, fallen wir fast in Ohnmacht. Ein luxurioeses Zweierzelt, so ganz wie in "Out of Africa", mit dahinterliegendem gemauerten Bad und Freiluftdusche, Terrasse mit Blick hinaus in die Savanne, kurz: ein echter Safaritraum. Und wir sind ausser den hier Angestellten die einzigen Menschen weit und breit. Titus freut sich wie ein Koenig, dass ihm die Ueberraschung zum Ende unserer Reise gelungen ist, und wir sind vollkommen begeistert und sitzen nach einer Dusche quasi selig staunend da. Man moechte es glatt Corine Hoffmann gleichtun und sich hier in einer solch feudalen Huette inmitten der Samburus niederlassen.
Lalale, ein junger Krieger, der uns kurz darauf ein kaltes Bier bringt, laesst sich von uns ueber Titus als Uebersetzer ausfragen zu den Aufgaben, die man als Stammesangehoeriger so hat, und wir versuchen, nicht zu ungeniert seine aus zahllosen Ketten und Perlen, einer Handytasche am Guertel, einem umgebundenen Tuch, mit Ocker eingefaerbten langen Zoepfen, einer grossen Machete und anderen bedeutungsschwangeren Details bestehende Tracht sowie seine Narben auf dem nackten Oberkoerpfer zu betrachten. Dazu hat er noch wie alle Maenner eine grosse Zahnluecke unten mittig.
Noch beim Abendessen, dass uns formvollendet serviert wird und bei dem wir mehr oder minder von Samburus umzingelt sind, koennen wir nicht fassen, wo wir hier gelandet sind. Die Jungs wollen natuerlich anschliessend Eindruck schinden und zeigen uns, wie sie mit Stoecken und ein bisschen Eselsdung Feuer machen, zwar klappts nicht beim ersten Versuch, doch der angestachelte Ehrgeiz traegt schliesslich Fruechte, und sie sind maechtig stolz, als wir uns angemessen beeindruckt zeigen. Waehrend es nun schnell dunkel wird, sitzen wir ums Lagerfeuer und lassen uns erzaehlen, welche Tiere nachts rundum zu hoeren sind (Hyaenen, Leoparden, Wildhunde, Elefanten?!). Als wir uns ins Bett verabschieden, werden wir sogar von einem der Krieger bis zu unserem Zelt geleitet, und er freut sich, dass wir uns immerhin das Wort "Danke" auf Maa, der Sprache der Massai und Samburu, gemerkt haben.
Kaum liegen wir ins unseren gemuetlichen Betten, koennen wir uns immer noch nicht einkriegen, so richtig "im Busch bei den Wilden" zu sein. das haetten wir uns nicht traeumen lassen. Dennoch bin ich froh, Titus ueberredet zu haben, morgen mit mir auf den Berg zu steigen, urspruenglich wollte er mich allein mit zwei der jungen Krieger (= Moran) losschicken, doch das ist mir ein bisschen zu viel Abenteuer, denn leider sprechen die Herren kaum Englisch, nur so lala Swahili, und mein Maa ist bis auf "Danke" eher duerftig...

Hin und her ueber den Aequator (10.09.2012)

Heute haben wir leider eine ziemlich matschige Nitschi (der Magen...) an Bord, als wir gegen halb neun von der sagenhaft guenstigen Unterkunft aufbrechen. Ueber eine 25 km lange Schotterpiste geht es suedwaerts hinaus aus dem Kerio Valley. Nach vielen Winkereien aus dem Autofenster (denn alle Kinder, an denen wir vorbeifahren, gucken uns mit grossen Augen nach), erreichen wir nach knapp 2 Stunden endlich eine halbwegs vernuenftig asphaltierte Strasse. Im naechsten groesseren Ort, Kabarnet, bringen wir diverse "Supermaerkte" (= kleine, dunkle Klitschen mit unueberschaubarem Sortiment) in Aufruhr bei der Suche nach Cola, doch immerhin zieht auch hier der mzungu-Bonus und alle sind hochgradig freundlich und hilfsbereit. Erstaunlich ist nach wie vor, dass hier kein Mensch aufdringlich ist oder uns auf Biegen und Brechen etwas verkaufen will, ganz unbehelligt koennen wir durch die Strassen laufen, das hat einen ganz neuen Erholungswert.
Um die Mittagszeit erreichen wir in sengender Hitze das Tor zum Lake Bogoria Nationalpark, direkt am Parkplatz steht ein etwa 3 Meter hoher Termitenhuegel. Der See ist bekannt fuer seine Flamingokolonien und die heissen Quellen, doch leider werden wir diese nicht zu Gesicht bekommen, denn aus unbekannten Gruenden wurde der Eintrittspreis in den letzten Wochen von $25 auf das Doppelte erhoeht, einfach so, und dazu kaemen noch einmal $15 fuer eine Uebernachtung auf dem Campingplatz dort. Das ist geradezu unverschaemt. Titus versucht sein Bestes, die Clowns an der Kasse runterzuhandeln, aber sie sind hoechstens willig, einen anderen Eintrittspreis zu berechnen, wenn wir sie zusaetzlich schmieren, und das kommt nicht in Frage. Also steigen wir wieder ins Auto und legen mit durchdrehenden Reifen einen Abgang hin. Wir sind da uebrigens nicht die einzigen.
Titus schimpft die folgende Stunde ueber die Frechheit der willkuerlichen Preiserhoehung. Wir queren den Aequator, der hier, anders als in Ecuador, kein roter Strich am Boden ist, sondern nur durch ein kleines, fast unscheinbares Schild und das Vorhandensein eines "Equator Kiosks" angezeigt wird. Nitschi ist immer noch ein bisserl malad, ich hungrig, als wir endlich Nakuru erreichen und dort auf einem gruenen Fleckchen am Strassenrand ein schnelles Picknick abhalten.
Noch einmal fahren wir spaeter ueber den Aequator, keine Ahnung, auf welcher Erdhaelfte wir nun gelandet sind, wohl auf der Nordseite. Dort machen wir doofe Touri-Fotos an einem zugebenermassen beeindruckenden Aussichtspunkt hoch ueber dem Rift Valley, und dann geht es, vorbei an Kaffeeplantagen (ha, hier verstecken die sich also!) hinab ins Tal. Immer trockener wird es ringsum, als wir in Nyahururu eintreffen.Dort machen wir einen Abstecher zu den Thomson's Falls, gucken aber nur von Weitem auf den Wasserfall, da wir alle keine Lust haben, dafuer auch noch Eintritt zu bezahlen. Wir staerken uns und v.a. Titus mit Keksen, er informiert uns, dass wir in den vergangenen 7 Tagen nun gut 1.000 km durch Kenia gefahren sind.
Weiter geht es entlang der Aberdare Mountains ostwaerts, in diesen Bergen erfolgte der royale Heiratsantrag von William an Kate, wo man hier so alles vorbeikommt! Wir sind inzwischen wieder in der von gelbem Gras ueberwachsenen Savannen-Landschaft angekommen, deutlich kuehler ist es hier, und die ersten Zebras und ein Schakal tauchen neben uns auf. Als wir Richtung Nanyuki abbiegen, folgt eine 2stuendige Fahrt ueber eine dermassen schlechte Sandpiste, dass die Bandscheiben aechzen. Die einzige Aufheiterung birgt der wunderschoene Mount Kenya, der sich langsam zu unserer Rechten aus den Wolken schaelt. Kurz ueberlege ich, ob sich eine Besteigung, die in 4 bis 5 Tagen machbar ist, noch zeitlich ausgeht, verwerfe den Gedanken aber aus Kostengruenden wieder.
Knapp vor Sonnenuntergang faehrt Titus endlich auf den Hof einer befreundeten Familie, eines Deutschen, der mit einer Kenianerin verheiratet ist, und bei der wir heute unterkommen, etwas ausserhalb von Nanyuki. Hier werden wir von der Hausherrin Jackie freundlich aufgenommen, bekommen Tee, eine heisse Dusche, ein leckeres Abendessen (die vegetarische Ernaehrungsweise stoesst wie stets auf grosses Interesse, alle bemuehen sich zwar, dementsprechend fuer uns zu kochen, aber die Gruende koennen wir nicht vermitteln, und Nitschi beruft sich daher auf religioese Vorgaben), und verbringen den Abend im Kreise der Familie gemuetlich vor dem lodernen Kamin sitzend, Wein trinkend und Quatsch im TV guckend. Titus hat wieder mal einen Schwips und wird dann dermassen albern, dass wir mit ihm nur noch rumbloedeln koennen. So versuchen wir uns gegenseitig, lustige Woerter beizubringen, Titus kann inzwischen perfekt "Her damit!" und "Klappe!" bruellen, waehrend wir uns an "pili-pili-hoho" (= gruene Chilischoten) und "susu" (= Pipi) versuchen. Die lange Fahrerei heute war jedenfalls anstrengend fuer uns alle, und so schluepfen Nitschi und ich in die Betten im Kinderzimmer, in dem wir heute untergebracht sind. Beim Badgang stellen wir fest, dass wir als Deutsche wohl wirklich an Sauberkeitsfimmel leiden, denn siehe da, es geht auch anders...

11.9.12

Mzungu-Bergsteigen (09.09.2012)

Abgesehen von einem sehr hartnaeckigen Moskito und undefinierbarem Kratzen an unserer Tuer und auf dem Dach ist es wunderbar ruhig hier, wir schlafen tief und fest und sind weit vor dem Weckerklingeln wach. Fertig mit Wandersachen ausgeruestet treffen wir Titus um halb acht zum Fruehstueck, um kurz nach 8 Uhr stoesst Dickson zu uns, unser heutiger Bergfuehrer, 19 Jahre alt und aus der Gegend. Es verspricht, ein sonniger Tag zu werden, und so sind wir bereits beim ersten Anstieg alle - ausser Dickson, der keinerlei Gepaeck mit sich fuehrt ausser seinem Motorradschluessel und ein Hemd traegt - vollkommen nassgeschwitzt.
Auf dem Weg erklaert unser wirklich tiefstschwarze Fuehrer, was sein Volk, die Tugen - alles mit den Pflanzen hir anstellt, da ist von Pfeilen, Gift und Tabus / Fluechen die Rede, offenbar sind wir hier nun wirklich im tiefsten Afrika, quasi "bei den Wilden" gelandet. Titus ist natuerlich wieder einmal nur interessiert, ob hier die Gefahr von moeglichen Schlangenangriffen besteht.
Gegen 10 Uhr erreichen wir die erste Anhoehe, durchqueren Maisfelder und werden freundlich gegruesst von zahnlosen, barfussgehenden Omas mit riesigen Ohrloechern. Nitschi und Titus beschliessen, von hier aus wieder abzusteigen, ich werde in die kundigen Haende von Dickson uebergeben, und wir machen uns - er unaufhoerlich plappernd, ich stillschweigend schwitzend - an den weiteren Aufstieg. Es geht ueber kaum sichtbare, glitschige Pfade steil aufwaerts, vorbei an Mango- und Macadamiabaeumen. Wir schlittern durch knoecheltiefen Matsch, immer beobachtet von den Dorfkindern, schlagen uns mitten durch Maisstauden und werden zuweilen von etwa 6jaehrigen Buben ueberholt, die riesige Saecke Erntegut auf dem Ruecken hinaufschleppen.
Nach insgesamt 3 Stunden erreichen wir gegen 11:30 Uhr den Kimwarer-Gipfel, von dem keiner weiss, wie hoch er ist, das interessiert die hier Ansaessigen eher nicht. Selbst hier oben stehen Lehmhuetten und aus einer sehr einfach gebauten Kirche schallt lautstarker Gesang, ja stimmt, heute ist ja Sonntag. Rundum erstreckt sich das Kerio Valley mit seinen unzaehligen Gipfeln, allesamt tiefgruen und wolkenverhangen.
Beim Abstieg auf der anderen Seite passieren wir die ansaessigen Bauern, die laut meinem kundigen Fuehrer noch niemals eine Weisse gesehen haben, dementsprechend gross ist die Aufregung, ich schuettle ungezaehlte Haende, frage immer wieder hoeflichst "Haparee?", und natuerlich verbreitet sich die Kunde ueber die seltsame Besucherin v.a. bei den Kinern des gesamten Gebietes rasend schnell, was zu ganzen Ansammlungen fuehrt. Die Erwachsenen sind sichtbar erstaunt, warum eine Weisse einfach so einen Berg hinauf- und wieder hinuntersteigt, was soll das bloss bringen? Die Kinder sind ehrfurchtsvoll und erst mutig, wenn ich schon deutlich weiter entfernt bin, aber dann wird gerufen und gekichert, was das Zeug haelt.
Gegen 13 Uhr erreichen Dickson und ich in sengender Hitze wieder die Strasse, hinter uns laeuft in respektvollem Abstand eine ganze Kinderschar. Vorbei geht es an den gigantischen Fluorit-Minen, die wie schlimme Wunden in den Berghaengen klaffen. Dieses wunderschoene Tal wird seit einigen Jahren fuer den Abbau dieses Rohstoffs regelrecht ausgebeutet.
Titus, der mit Nitschi in abenteuerlicher Fahrt auf der Ladeflaeche eines LKWs laengst wieder im Guesthouse ist, sammelt uns auf der Strasse ein und bringt uns ebenfalls zur Unterkunft, wo ich mich, vollkommen sonnenverbrannt, erledigt, aber gluecklich von Dickson verabschiede. In unserer Huette geniesse ich die dringend noetige Dusche, und Nitschi leistet mir beim Picknick draussen Gesellschaft, bevor wir beide uns ins Bett verziehen, um den Nachmittag zu verpennen und zu lesen. Rund um die Gaestehaeuser grasen heute Kuehe mit Kuhglocken um den Hals, so dass wir beim Doesen das Gefuehl haben, mitten in den Alpen zu sein.
Gegen 18 Uhr sind wir soweit fit, dass wir Titus im Restaurant treffen, und zur Belohnung fuer die heutige Bergtour wird die Flasche Safari-Rum gekoepft. Nitschi ist heute leider gar nicht fit und verabschiedet sich daher direkt nach dem Essen ins Bett, waehrend ich mit Titus noch ein Glas Mint Punch (brrrr!) trinke. Die Managerin sowie der Kuechenboy erzaehlen uns dort ernsthaft, dass hier nachts Geparden umherschleichen, und so besteht Titus darauf, mich bis zum Schlafgemach durch die Dunkelheit zu begleiten, darueber bin ich in dem Fall gar nicht boese...

In the jungle (08.09.2012)

Allesamt schlafen wir unfassbar tief und fest, ein einziges Mal wache ich nachts auf, es ist dermassen finster und ruhig, und die ungewohnt saubere Waldluft tut wohl ihr Uebriges. So stehen wir alle ueberpuenktlich und ausgeschlafen um 7 Uhr zum Waldspaziergang bereit, die Voegel schreien schon ordentlich laut, und Moses, unser etwas seltsamer und definitiv schwulder Guide gibt das Zeichen zum Aufbruch.
Kakamega Forest ist ein richtiger Regenwald, mit undurchdringlichem Gruen, Baumriesen, Lianen, verschiedenen Affenarten, die in schwindelerregender Hoehe akrobatisch von Wipfel zu Wipfel springen oder an Lianen umherschwingen, gigantischen Wuergefeigen... Moses bringt es tatsaechlich fertig, viele der Vogelarten so taeuschend echt zu imitieren, dass diese antworten! V.a. eine Rotkehlchenart, die alles nachpfeift, was man ihr vormacht, ist faszinierend! Natuerlich gibt es viele komische Momente, wenn z.B. Titus unaufhoerlich versucht, ebenfalls Vogelrufe zu imitieren, oder Moses uns die Pflanzen namens "Touch me not" und "Forget me not" zeigt. Er kennt zur gesamten Flora und Fauna saemtliche Bezeichnungen und die heilende Wirkung jeder der Pflanzen, da er selbst zum Stamm der Luhya gehoert, die von jeher im und um den Regenwald leben.
Immer tiefer wandern wir ueber glitschige Wege ins gruene Dickicht, riesige Yuccapflanzen saeumen den Weg, Bambus spriesst, und viele "beautiful birds" (O-Ton Moses) schwirren umher. Nachdem der bei diesem Thema recht hysterisch gewordene Titus eine lange Fachsimpelei mit Moses zum Thema "toedliche Schlangenarten und Behandlungsmoeglichkeiten bei Bissen" gefuehrt hat, kommen wir nach gut 3 Stunden zurueck zu unserer Unterkunft. Vorher muss natuerlich noch schnell im Buero des Nationalparks die uebliche Gebuehr bezahelt werden, der baertige, turbantragende Alte am Schreibtisch verbluefft mit der wohl seltsamsten Unterschrift, die je gesehen wurde, und haelt Nitschi und mich fuer Zwillinge, da er keinerlei Unterschied feststellen kann.
Endlich kriegen wir Fruehstueck, Nitschi kann schon taeuschend echt das Knurren meines Magens imitieren. Nach erneuten Preisverhandlungen mit Solomon haben wir genug und verabschieden uns von den etwas seltsamen Herren dort und machen uns mit Moses auf zu Spaziergang Nummer 2. Diesmal geht es hinauf auf den Lirhanda Hill, der uns einen Ausblick von oben auf den gesamten Wald verschaffen soll. Beim Aufstieg sind wir alle leider etwas albern, Moses bezeichnet sich selbst als "beautiful flower", nachdem ihn eine Biene recht hartnaeckig umschwirrt, und Titus singt allen Ernstes "Mr. Lover Lover", als wir ueber Lava(!)-Gestein laufen. So kriegen wir vor Lachen kaum noch Luft, das ist beim Hinaufsteigen nicht besonders hilfreich.
Als kleine Pause und zur Beruhigung besichtigen wir auf halber Strecke einen in den Berg geschlagenen Stollen ehemals glueckloser Goldsucher. Drinnen ist es stockfinster und eng, und natuerlich wohnen viele kleine und grosse pelzige Fledermaeuse, hoffentlich ohne Ebola-Virus.
Als wi oben am Huegel stehen, sind wir sehr verschwitzt, es ist extrem schwuel heute, doch der Rundumblick lohnt sich, tiefgruener Wald dehnt sich ringsum ueber sanften Huegeln aus. Zurueck beim Auto verabschieden wir uns von unserem leicht verrueckten Guide mit seinen loechrigen Gummistiefeln und fahren ins etwa 50 km entfernte Eldoret. Dort steht wieder einmal Supermarktshopping an, zur Belohnung gibts fuer alle ein Eis, einen echten "to go" Cappuccino, Bankomat, Tankstelle, was man halt in der Zivilisation so macht.
Nach wie vor ist es toll, dass die Kenianer uns weder belaestigen noch wie ein unbekanntes Wesen betrachten, der Umgang ist freundlich, locker und unaufdringlich, egal, ob mit Maennern oder Frauen.
Unsere Weiterfahrt fuehrt uns am spaeten Nachmittag hinein ins weitab von jeglichen Touristenrouten gelegene Kerio Valley. Dem Lonely Planet-Reisefuehrer ist diese wunderschoene Gegend nicht einmal einen Eintrag wert. Der Weg dorthin ist aber auch muehsam und fuehrt ueber eine steinige, abschuessige Piste, auf der Titus teilweise nur Schritttempo fahren kann, 24 km hinunter ins Tal. Wir passieren, Maiskolben, Karotten und Nuesschen mampfend, zahllose Kinder, die riesige Feuerholzstapel auf ihren Koepfen transportieren, Ziegen hueten, die schuechtern winken und allesamt zerrissene Kleider tragen.
Endlich erreichen wir gegen halb sechs das Flourspar Guesthouse, am Berghang gelegene kleine Huetten, immerhin mit eigenem Bad und Strom. Wir bekommen Bier und ein warmes Abendessen, der Koch muss allerdings extra kommen, um unsere Sonderwuensche (= vegetarisch) zu besprechen, das Endergebnis ist jedenfalls sehr lecker. Da wir von oben bis unten von unserer stundenlangen Regenwaldwanderung schmutzig sind, freuen wir uns sehr ueber die grosse, warme Dusche, geradezu luxurioes ist alles hier. Da spielt auch die verschimmelte Zimmerdecke, die total verdreckte Wanne und die notduerftig mit Isolierband abgeklebten offenen Kabel und das leicht braeunlich aus dem Hahn laufende Wasser keine Rolle.
Nitschi hat Waschtag heute, ich betreibe "Schoenheitspflege", man ist ja schon froh, zur Abwechslung mal einen Spiegel vor sich zu haben.
Recht befremdlich ist, dass es in Kenia wohl zum "Zimmerservice" gehoert, billige Flipflops im Zimmer bereitzustellen - die aber definitiv bereits mehrfach gebraucht wurden und von deren Benutzung wir trotz schmutzigem Fussboden absehen und lieber unsere eigenen anziehen.

Auf dem Viktoriasee (07.09.2012)

Fruehmorgens machen Nitschi und ich uns auf die Suche nach einem Ort zum Fruehstuecken, geweckt wurden wir vom Muezzin und von recht unverschaemt gurrenden Tauben. Die Stadt ist noch recht verschlafen, dennoch finden wir eine Wellblechhuette in einer Seitengasse, in der bereits viel Betrieb ist und die offensichtlich eine Art Cafe ist, in der v.a. Arbeiter sitzen. Das ist ein gutes Zeichen, wir wagen uns also hinein, und den Angestellten am Eingang geht nach einem skeptischen Blick sogleich das Herz auf, als ich ein paar Begruessungsworte auf Swahili von mir gebe. Sogleich steht ein Fruehstueck mit Omelett, Chapattis und Chai auf dem Tisch, das deutlich besser ist als gedacht! Als die Rechnung kommt, sind wir ueberrascht, denn das ganze hat pro Person nur etwa 80 Cent gekostet...
Zurueck im Hostel treffen wir Titus, beladen das Auto und fahren zum See. Auf dem Weg blaettere ich durch die Tageszeitung und bin hochgradig amuesiert ueber die Modetipps fuer die hippe kenianische Frau.
Am See verhandelt unser unentbehrlicher Quotenmann knallhart mit den Bootsmaennern, dann brechen wir auf zu einer dreistuendigen Fahrt ueber den zweitgroessten See der Welt, von dem wir nur einen klitzekleinen Teil sehen koennen. Unser Boostfuehrer ist ein wandelndes zoologisches Lexikon, kennt jeden Fisch und jeden Vogel sowohl mit lateinischem und englischem Namen und kann dazu noch jeden beliebigen Tierruf imitieren, was zuweilen zu Irritationen fuehrt. Dazu weiss er natuerlich zig Geschichten ueber und um den See zu erzaehlen, kennt jeden der Fischer, die ihre einfachen Segelboote am Ufer entlang bewegen und ausschliesslich sehr junge Burschen sind, persoenlich, so dass es eine rundum unterhaltsame Fahrt wird.
Am Ufer bearbeiten Frauen den Fang des Tages und tragen anmutig grosse Koerbe auf ihren Koepfen zum Markt, andere waschen Waesche, dazwischen baden unzaehlige Kinder und winken froehlich. Immer wieder tauchen Nilpferdkoepfe aus dem Wasser auf, die werden moeglichst grossraeumig umfahren, denn die reagieren sehr ungehalten, wenn man ihnen zu nahe kommt, und beissen jaehrlich so einige Fischer zu Tode. Dennoch koennen wir ausgiebig und mit Sicherheitsabstand eine Nilpferdmama beobachten, die ihr Kalb bewacht, das am Ufer grast.
In den Aesten des sog. "Leberwurstbaumes" (ja, der heisst wirklich so) und im dicht mit Papyrus bewachsenen Ufer tummeln sich Webervoegel, die an ihren filigranen Nestern bauen, Reiher, Ibisse, Stoerche, Eisvoegel, Kormorane, Spechte und sonstiges Federvieh, so langsam werde ich richtiggehend zum Ornithologen. Leider entdecken wir weder Schlangen noch Warane oder Otter, aber das macht nichts, es war auch so hochinteressant und dank Sonnenschein ein schoener Vormittag.
Wieder am Ufer ist Titus, der nicht schwimmen kann, recht erleichtert, wieder festen Boden unter den Fuessen zu haben, und wir picknicken erst einmal im Gras sitzend, wir muessen ja noch die ganzen Bananen, Karotten und Mangos wegfuttern.
Am fruehen Nachmittag verabschieden wir uns aus Kisumu und machen uns auf den Weg in den Wald von Kakamega (kaka ist uebrigens Swahili und heisst Bruder). Doch erst einmal holt uns ein richtig heftiges Gewitter ein, es prasselt dermassen, dass Titus anhalten muss, denn von der Strasse ist nichts mehr zu sehen. Leider zeigt sich, dass ausgerechnet hinten links, wo ich sitze, das Fenster nicht dicht ist und ich auf einmal im Nassen sitze. Schnell raeumen wir um, ich verziehe mich auf die andere Seite, und da man die Warterei im Sauwetter am besten mit einem Getraenk auflockert, schenken Nitschi und ich uns kurzerhand unsere stets greifbaren Plastikbecher mit Wodka und Mangosaft voll. Die Stimmung ist also bei der Weiterfahrt ausgelassen, wir erfreuen uns wieder mal am Musikprogramm, und gerade als wir mitten im Herumalbern sind, kommt der naechste Speed Bump - und leider ist mein Becher danach leer und das Wageninnere mit Wodka-Mango geduscht, v.a. ich bin patschnass und klebrig. Auch schon egal, dass passt ja zum nassen Ruecksitz.
Endlich lassen wir Regen und Strasse hinter uns, ueber Holperstrecke geht es in den Wald hinein. Auf dem Weg kommt Titus der wichtigen Aufgabe nach, und wie vereinbart taeglich mit Avocados zu versorgen, und kauft einer Frau am Wegrand vier Stueck fuer insgesamt 20 Cent ab, von denen jede mindestens so gross wie eine Mango ist.
Heute sind wir in sog. "bandas" untergebracht, runden Huetten aus Lehm und Kuhdung mit Strohdach mitten im Wald. Bei der Ankunft werden wir vom Mananger Solomon freundlichst begruesst, und im Anschluss werden wir Zeugen der sich anbahnenden Verhandlungen zwischen ihm und Titus ueber den Preis fuer Unterkunft, Verpflegung und Waldspaziergang. Als die Herren sich endlich einig sind und wir unsere Zimmer bezogen haben (die dunkel und leicht mufflig sind), versuche ich mich im Duschhaeuschen an einer Reinigung vom klebrigen Saftzeugs, dank Solarenergie kommt sogar lauwarmes Wasser aus dem rostigen Rohr. Als mir eine daumenlange Kakerlake die Wade hinaufkrabbelt, verlasse ich die Dusche aber schnell, genug Sauberkeit fuer heute.
Bis es dunkel wird, sitzen wir in der offenen "Aufenthaltshuette", umgeben von durch die Baeume turnenden Affen, zu hoeren ist nur lautstarkes Vogelgezwitscher. Dann wird der Generator angeworfen, damit wir wenigstens zum Essen ein wenig Licht haben, ansonsten ist es Stockfinster, und irgendwie sind wir heute alle so erledigt, dass wir frueh ins kalte Bett kriechen. Leider macht unsere Huette einen recht "insektenanfaelligen" Eindruck, so dass wir wohl oder uebel die sehr stinkigen Moskitonetze ueber unsere Betten ziehen und Augen und Ohren vor saemtlichem Gekrabbel verschliessen.

It's tea time! (06.09.2012)

Ungemuetlich wird es irgendwann in den Schlafsaecken, die zumindest am Fussende feucht geworden sind, ausserdem tropft es innen von der Zeltwand. So stehen wir freiwillig auf, sobald die Sonne um halb sieben aufgeht, und packen zusammen. Das Auto wird vollgestopft mit unserem Gepaeck, und darueber breiten wir grossflaechig saemtliche nassen Sachen zum Trocknen aus. Ein schneller Instantkaffee, auf dem Kocher zubereitet, dazu gibts leckere Mangos und Bananen. Kaum haben wir die Reste im Muelleimer entsorgt, schleicht sich vom Baum daneben fast sofort eine Horde Affen an, die sogleich ganz gezielt das Weggeworfene untersucht und jedes noch so kleine Fitzelchen von Bananenschalen und Mangokernen ablutscht. Da haben wir sie also, die raeuberische Bande!
In der nahegelegenen Stadt versorgen wir uns mit warmen Samosas als Wegzehrung, und los geht die Fahrt westwaerts. Schnell geht es auf der noch halbwegs vernuenftigen Strasse voran, wir verlassen die eher trockene Landschaft rund um Naivasha, kommen an fruchtbaren Feldern unendlichen Ausmasses vorbei, die nach wie vor den Nachkommen des ersten britischen Siedlers, Lord Delamere, gehoeren.
Schaut man nun aus dem Fenster, koennte man sich fast im Allgaeu waehnen. Sanfte Huegelketten, dichte Nadelwaelder, Aecker, braun-weiss gefleckte Kuehe, Maisfelder,... Nur die Strasse gleicht ein wenig einer Schlaglochpiste.
Am Strassenrand verkaufen Kinder und Frauen Obst und Gemuese, besonders die Karotten sind hier wohl besonders toll, und so haelt Titus kurz an, um ein paar fuer uns zu kaufen. Schon ist das Auto von zig Haendlern umringt, und Nitschi begeht den Fehler, kurz das Autofenster zu oeffnen. Daraufhin strecken sich Haender voller Karotten, Erbsen, Maiskolben, Tomaten etc. hinein, ueberfallartig, und schnell wird das Fenster wieder geschlossen. Waehrenddessen hat Titus gefuehlte 5 kg Karotten gekauft, die wir bei der Weiterfahrt muemmeln.
Gegen 12:30 Uhr erreichen wir Kericho, schon einige Kilometer vorher beginnen sich die Teefelder auszubreiten, fuer die diese Gegend so beruehmt ist. Kenia ist der drittgroesste Teeproduzent der Welt, und das meiste davon waechst hier. Im sog. Tea Hotel werden wir schon zu einer knapp einstuendigen Fuehrung erwartet. Von Titus war das ganze als eine Art Wanderung dargestellt worden, deshalb faellt er aus allen Wolken, als er sieht, dass die Angestellte, die uns herumfuehren soll, eine Uniform mitsamt Krawatte traegt. Die "Wanderung" ist dann auch nur ein Spaziergang entlang der Teepflanzen, nichts desto trtoz sehr interessant. Im Anschluss trinken wir selbstredend noch ein Kaennchen Schwarztee dort und machen uns dann wieder auf zur Weiterfahrt.
Es ist toll, einen quasi "Eingeborenen" dabeizuhaben, der uns viele Anekdoten und Infos ueber die Gegenden, durch die wir fahren, liefert. Dazu sorgt ein USB-Stick voller Musik fuer gute Stimmung, da die Zusammenstellung der Titel oft fuer Erheiterung sorgt. Mir gefallen solchen "road trips", lange Autofahrten, auf denen viel gelacht, gesungen und einfach nur aus dem Fenster geguckt wird, ungemein. Es gibt soviel zu sehen, und dabei sind die Pavianrudel am Strassenrand laengst nicht das Interessanteste, sondern z.B. die noetige Bestechung von Polizisten, damit man eine etwas besser gepflegte Strasse nutzen darf.
Gegen 16 Uhr, nach 8 Stunden, erreichen wir Kisumu und damit den Viktoriasee. Im Green Garden Hostel beziehen wir ein Zimmer, ich versuche zu duschen, es kommt aber nur so wenig Wasser, dass ich eher von Tropfen zu Tropfen huepfe, aber hey, wir haben immerhin ein richtiges Bett heute!
Im dazugehoerigen Restaurant gibts einen Nachmittagskaffee, leider funktioniert das WLAN dort irgendwie nicht, wir muessen also nochmal raus ins naechstgelegene Internetcafe. Dort vergehen flugs knapp 2 Stunden, Titus kommt uns irgendwann abholen, er hatte Sorge, dass wir uns verloren gegangen sind. Zurueck im Hostel essen wir gemeinsam (Pizza! Salat!), trinken Bier und werden sehr albern, v.a. Titus ist ordentlich beschwipst. Also schicken wir ihn und auch uns gegen halb zehn ins Bett, und amuesieren und noch eine ganze Weile koeniglich ueber den Zimmmerschluessel, dessen Anhaenger den Angeber-Aufdruck "Macedes Benz" (sic!) traegt.
Uebrigens wohnt im Nachbarort Barack Obamas Vater und seine Grossmutter, wie wir im Lauf des Abends erfahren, ein illuster Ort also.

6.9.12

Rauf auf den Vulkan (05.09.2012)

Und schon wieder ist morgens deutlich das Plaerren der Nilpferde zu hoeren, unglaublich, welchen Krach die machen. Happy klingen diese Hippos jedensfalls nicht. Um 7 Uhr ist heute Abmarsch, wir fahren mitsamt den tapferen Pfadfinderlein und Titus zum Longonot-Nationalpark, etwa 20 km entfernt.
Um Punkt 8 Uhr beginnen wir den Aufstieg auf den 400 m hoeher gelegenen Kraterrand. Es ist staubig, zum Glueck noch nicht allzu heiss, denn der Weg ist steil. Auf der Haelfte etwa machen wir nach einer halben Stunde eine kurze Pause, und als unsere beiden Pfadis (= Flachlandtiroler) unschuldig fragen, ob man denn hier jetzt dann die Fruehstueckssachen auspacken koenne, muss Nitschi ob meines entsetzten "No, we have to go up first!" sehr schmunzeln...
Als wir gegen 9 Uhr endlich also alle den Kraterrand auf gut 2.500 m erreicht haben, zeigt sich ein toller Ausblick: der gesamte Kraterrand rundum ist sichtbar, unter im Krater waechst ein dichter, verwunschen aussehender Wald, und hinter dem erloschenen Vulkan erstreckt sich das Rift Valley, der Lake Naivasha und die Masai Mara.
Nun kann gefruehstueckt werden, mit Papp-Toastbrot, Erdnussbutter, und dazu ein paar Macadamia-Nuessen. Derart "kenianisch" gestaerkt, machen wir uns an die gut 7 km lange Kraterumrundung, Nitschi und ich rechts herum, die Pfadis wollen es lieber von links versuchen, und Titus bleibt mit einem Buch am Aussichtspunkt zurueck. Knappe 2 1/2 Stunden lang brauchen wir fuer das ewige Auf und Ab der Umrundung, der Weg wechselt von knirschendem schwarzen Lavakies zu vollkommen poroesem und fuerchterlich staubenden Sandstein. Hier hat das ablaufende Regenwasser enge Durchgaenge und Schluchten geschaffen, durch die wir uns quetschen und dabei von oben bis unten mit dem feinen, puderartigen Staub eingenebelt werden.
Nach etwa einem Drittel der Strecke erreichen wir den hoechsten Punkt, Mount Longonot mit 2.780 m, nicht schlecht. Als wir die Runde geschafft haben, ist Titus sehr beeindruckt von unserer Zeit, wir waren wohl viel schneller als erwartet, und siehe da: wir muessen ewig auf die beiden anderen Wanderer warten - zu lange, denn hier am Kraterrand ist es ganz schoen zugig, und es wird schnell zu kalt.
Also machen wir uns an den Abstieg, an ein paar Stellen wirbelt man beim Gehen selbst soviel Staub auf, dass man lieber viel Abstand zum Vorhergehenden lasesst, weil man sonst ueberhaupt nichts mehr sieht. Waehrend des Abstiegs erspaehe ich links zwischen den Akazien zwei friedlich grasende Giraffen.
Gegen 14 Uhr finden sich endlich alle wieder am Parkplatz ein, notduerftig klopfen wir uns den Staub ab, leeren Schuhe und Socken aus, es knirscht sogar zwischen den Zaehnen. Hungrig sind wir, furchtbar hungrig, und so chauffiert Titus uns schnell nach Naivasha ins La Belle-Restaurant, wo wir uns mit Gemuesereis, Salat und Bier wieder auf Vordermann bringen.
Unsere beiden Begleiter verlassen uns nun und werden ins naechste Matatu zurueck nach Nairobi verfrachtet, waehrend wir im Supermarkt Essensnachschub holen und Titus einen halben Obststand fuer uns leerkauft: Ananas, Mangos, Bananen...
Erst gegen 17 Uhr sind wir wieder am Campingplatz, inzwischen nieselt es recht hartnaeckig, wir sind ein bisschen besorgt, weil unser Zelt ja nicht das Allerbeste ist, und behalten das Wetter nach der seeeehr noetigen, heute warmen Dusche im Auge.
Den Abend verbringen wi rmit Titus in der Bar sitzend, lesend, ratschend, sehr saftige Ananas essen und Gin Tonic trinkend. Gerade, als wir gegen 21 Uhr ins Zelt kriechen, setzt staerkerer Regen ein, das ist gar nicht gut und koennte eine feuchte Nacht bedeuten. Leider klappt Plan B (= im Notfalls ins Auto umziehen) nicht, da dieses bereits von Titus belegt wurde, der eine komplette Ameisenkolonie im Zelt sein eigen nennt und davor gefluechtet ist. Wir sind wirklich ein tolles Campingtrio.
Und tatsaechlich, bald wird es nass bei uns - doch Nitschi wirft kurzerhand eine zweite Zeltplane drueber, und so koennen wir zumindest einigermassen sicher schlafen.

Radltour in Afrika (04.09.2012)

Neben den Nilpferdbruellereien veranstalten auch die Voegel seltsamerweise die ganze Nacht ueber ein Sonderkonzert, so dass ich eh schon wach bin, als um 5:20 Uhr der Wecker klingelt. Ganz pragmatisch haben wir schon in den Sachen geschlafen, die wir heute anziehen wollen, also stehen wir puenktlich um viertel vor sechs am Auto zur Abfahrt bereit.
Gemeinsam mit den beiden Pfadis bringt Odinga uns im Stockfinstern zum Eingang des Hell's Gate Nationalparks, wir wollen zum Sonnenaufgang drin sein, doch erst einmal passiert lange Zeit nichts, denn der zustaendige Kassenmensch ist noch nicht am Platz. Also nutzen wir die Zeit, um uns aus den hier zu leihenden Fahrraedern die vier auszusuchen, die am wenigsten heruntergerockt sind, unsere Ansprueche beschraenken sich eh nur auf "halbwegs gute Bremsen" und "Luft in den Reifen". Und als es schon deutlich tagt, koennen wir endlich rein in den Park.
Kalt ist es um diese Zeit, wir frieren vor allem an den Fingern, und radeln doch nur im Schritttempo, unterbrochen von Pausen alle paar Meter, denn die Landschaft ist beeindruckend, und schon bald grasen die ersten Zebras am Wegrand. Immer mehr Tiere sind zu sehen, je weiter wir in das Tal hineinfahren, ganze Bueffelherden schauen uns misstrauisch an, und natuerlich haben Warzenschweine auch vor Fahrradfahrern panische Angst. Es nicht noch einmal ein ganz neues Erlebnis, die Tiere vom Fahrrad aus zu sehen, so nah!
Die Lavafelsen ringsum sind spektakulaer, die Kameras laufen heiss, und so langsam kaempft sich die Sonne durch die Wolkendecke.
Fuer die gut 7 km bis zum anderen Ende brauchen wir knappe 2 Stunden, so erreichen wir gegen 8 Uhr das dortige Ranger-Buero und einen dazugehoerigen Picknickplatz, wo wir fruehstuecken, sprich: Nuesschen futtern. Von hier aus soll es nun zu Fuss weitergehen in die sog. Lower Gorge. Ein Fuehrer ist nicht obligatorisch, wird aber angeraten. Dennoch beschliessen wir nach laengerem Hin und Her, das ganze ohne Guide zu versuchen, das kann ja nicht so schwer sein, einen Wanderweg zu finden, und teuer genug war der Eintritt eh schon.
Doch natuerlich scheitern wir trotz Anwesenheit zweier Pfadfinder bereits bei der Suche nach dem Anfang des Wanderwegs, schnell nimmt sich ein bereits lauernder junger Mann unserer an, und schon beim ersten, sehr steilen Klettereinstieg in die Schlucht sind wir froh, nun doch einen Ortskundigen dabei zu haben.
Ueber zwei Stunden wandern und klettern wir, z.T. ueber Leitern, immer tiefer in die vom Wasser ausgewaschenen Felsen hineinfuehrende Schlucht, wir passieren Hoehlen, heisse Quellen und verschiedenfarbige Gesteinsschichten. Unser Guide erzaehlt stolz, dass hier wohl "Tomb Raider" gedreht wurde, nun ja, von uns vieren hat keiner den Film je gesehen, das muessen wir also wohl so glauben.
Der Ausstieg aus der Schlucht erfordert nochmal Kletter-Geschick, und um kurz nach 10 Uhr stehen wir wieder am Ausgangspunkt und sind uns allesamt einig: den Weg haetten wir alleine niemals im Leben gefunden.
Des Sportprogramms nicht genug, steht uns ja nun der Rueckweg mit den Raedern bevor, und das ohne Gangschaltung immer leicht bergauf ueber seine sehr staubige Strasse unter einer immer heisser brennenden Sonne. Die Tiere haben sich grossteils laengst irgendwo in den Schatten verzogen, die Fruehaufsteherei hat sich also gelohnt! Wir versuchen, die Fahrt moeglichst schnell hinter uns zu bringen.
Verschwitzt, staubig und hungrig erreichen wir das Eingangstor, geben die Raeder zurueck und stellen beim Blick auf die Uhr fest, dass es erst 11 Uhr ist! Also bleibt genuegend Zeit, unseren Fahrer, der die ganze Zeit brav im Auto auf uns gewartet hat, zu bitten, noch schnell an ein paar Obst- und Gemuesestaenden anzuhalten, bevor wir zum Campingplatz zurueckkehren.
Dort decken wir uns mit frischen Tomaten, Avocados, einer herrlichen Mango und einem frischgeroesteten Maiskolben ein und bezahlen fuer alles nur einen Centbetrag.
Am Campingplatz ist die sehr noetige Dusche sogar fast lauwarm, danach steht ein ueberaus wohlverdientes Nickerchen in der Sonne liegend an. Der restliche Nachmittag besteht aus Picknicken (Tomaten-Avocado-Salat + labbriges Toastbrot + der nun schon sehr stinkige Kaese), lesen, in der Sonne rumflaezen (es lebe die Flugzeugdecke!), Instantkaffee trinken...
Irgendwann suchen wir unseren angebrochenen Mangosaft, den wir gestern abend mitsamt unseren Wasservorraeten draussen vor dem Zelt deponiert haben und der nun verschwunden ist. Die Suche bleibt ergebnislos, und irgendwann keimt der Verdacht, dass sich offenbar kleptomanisch veranlagte Affen den Tetrapak geschnappt haben koennten. Ist das zu glauben?!
Nun gut, dann muessen wir den mitgebrachten Wodka eben mit ins Restaurant schmuggeln und heimlich in die Cola mischen, das ist eine anstaendige Alternative.
Gegen halb zehn stoesst Titus zu uns, er wird ab sofort fuer die naechsten 10 Tage unser Fahrer sein, und er bringt leider aus Nairobi einen leichten Nieselregen mit. Da wir unserem Zelt nicht rauen, packen wir sicherheitshalber saemtliches Gepaeck ins Auto und krabbeln in den Schlafsack, entnervt von den vielen Moskitos, die einen beim Zaehneputzen umschwirren wie die buchstaeblichen Motten das Licht. Heute nacht werde ich auf jeden Fall mit Ohrstoepseln schlafen, und mit nicht von groelenden, randalierenden Hippos stoeren lassen!

Gut gebruellt, Hippo! (03.09.2012)

Beim Aufstehen scheint bereits die Sonne, so laesst sich auch die kalte Dusche einigermassen aushalten. Ich hatte auf warmes Wasser zum Haarewaschen gehofft, nun gut, dann muss es eben nochmal ohne gehen. Wir packen, fruehstuecken und checken aus, immerhin war das Hostel recht billig, nur 10 Euro pro Person pro Nacht.
Nach einem gemuetlichen Stuendchen in der Sonne sitzend und die SZ durchschmoekernd, die Nitschi mir netterweise mitgebracht hat (und die ich von vorne bis hinten inkl. Kontaktanzeigen und Stellenmarkt durchgelesen habe), kommt um kurz nach 10 Uhr Titus mit "unserem Mietwagen", einem Toyota RAV4, zur Abholung vorbei. Mit an Bord hat er zwei deutsche Pfadfinder, Michelle und David, die fuer die kommenden beiden Tage mit uns reisen und wir so die Benzinkosten teilen koennen.
Als auch unser Fahrer Odinga da ist und saemtliches Gepaeck irgendwie im Auto verstaut ist, klaeren wir noch ein paar finanzielle Dinge und dann geht es los - back on the road again quasi, das fuehlt sich prima an nach ganzen fuenf Tagen in Nairobi!
Es geht hinaus aus der Stadt, auf einer durchgehenden Schnellstrasse, auf der zum Glueck nicht allzu viel Verkehr ist. Als wir die letzten Haeuser hinter uns gelassen haben, oeffnet sich links der Blick ueber das Rift Valley von oben, ein weites Tal gelber Erde, bedeckt mit Schirmakazien und Kandelaberbaeumen soweit man blickt auf der einen und einer endlosen Bergkette auf der anderen Seite.
Bei der Weiterfahrt entdecke ich irgendwann Zebras, die am Strassenrand grasen, umgeben von kleinen Doerfchen, Feldern und Viehherden.
In Naivasha fuellen wir im dortigen Supermarkt noch unsere Getraenke- und Essensvorraete auf, natuerlich nicht, ohne am Eingang wieder einmal vom Wachpersonal durchleuchtet zu werden. Im Geschaeft nebenan wollen wir noch Avocados kaufen, doch die Suche nach zwei perfekten Exemplaren erfordert eine ganze Weile die volle Aufmerksamkeit der Verkaeuferin, wie so oft dauert heute mal wieder alles etwas laenger, dafuer kosten die beiden Fruechte dann auch nur ein paar Cent.
Am Parkplatz verlangt ein Parkwaechter ein paar Schilling als Gebuehr, natuerlich ohne "Bitte" oder "Danke" zu sagen, vor Freundlichkeit ueberschlaegt sich hier offenbar heute keiner.
Gegen 13 Uhr erreichen wir den Campingplatz Fisherman's Camp, direkt am Lake Naivasha gelegen, der umgeben ist von nicht zu zaehlenden Gewaechshaeusern, in denen die Blumen wachsen, die spaeter bei uns zu kaufen sind.
Schnell haben wir unser Zelt aufgebaut und uns haeuslich eingerichtet, zum Mittagessen schnippeln wir Tomaten und Avocado und es gibt Brot und den einzigen nicht bereits schimmligen Kaese aus dem Supermarkt, waehrend wir von Ameisen gebissen werden. In den Baeumen toben Meerkatzen umher, die aber erstaunlicherweise uninteressiert an unserer Mahlzeit sind, ueber die Wiese stolziert ein melancholisch dreinblickender Marabu, und im Wasser paddeln Pelikane, was fuer ein Zoo.
Wir erstehen beim Schnick-Schnack-Souvenirstand am Eingang ein paar Postkarten, Nitschi freut sich ueber meine inzwischen ausgefeilte Verhandlungstechnik, durch die wir den Haendler von 1 Euro prot Stueck (!) auf knapp 30 Cent druecken koennen. Darauf gibts zur Belohnung einen nachmittaeglichen Schluck Wodka mit Mangosaft, das hilft naemlich bestimt auch gegen irgendeine afrikanische Seuche, ich hab vergessen, welche es war...
Um halb vier stechen wir in See und machen eine einstuendige Bottsfahrt - offenbar hat noch niemals jemand vorher eine solche Freizeitaktivitaet gebucht, zumindest sehen die Bootsmaenner so aus und brauchen dementsprechend lange, um in die Poette zu kommen, nachdem wir unser Anliegen vorgetragen haben.
Aber die Fahrt selbst ist wunderbar, wir sehen einige Nilpferde, die in Ufernaehe herumpaddeln, Weisskopfadler, Pelikane, Reiher und ringsum die hohen Bergketten, die Sonne scheint, ein wunderbarer Nachmittag also.
Zurueck am Ufer erklaeren wir das Tagesprogramm hiermit fuer beendet und besetzen, ausgestattet mit Lesestoff, den gemuetlichsten Tisch im zum See hin offen gelegenen Restaurant. Es kommt Bier ins Spiel, gefolgt von Abendessen und Malaria-Tabletten. Der offene Kamin wird angefeuert, und irgendwann gesellt sich sogar unser schuechterner Fahrer fuer ein Fanta zu uns.
Als wir uns gegen halb zehn ins Zelt verkriechen, hat es immer noch angenehme 20 Grad, und ueber dem See steht ein gelborange leuchtender riesiger Mond, nur von den Nilpferden, die hier angeblich in der Dunkelheit ans Ufer kommen, um zu grasen, ist nichts zu sehen.
Doch mitten in der Nacht werde ich vom lautstarken Gebruell eines Nilpferds geweckt, das offenbar direkt bei unseren Zelten steht, zumindest klingt es so nah, und offenbar ein Ferngespraech mit einem Artverwandten am anderen Ende des Camps zu fuehren scheint. Das Ganze klingt aehnlich haarstraeubend wie Loewengebruell, und ich hoffe, dass der elektrische Zaun ringsum haelt, was er verspricht...

2.9.12

Waldspaziergang (02.09.2012)

Ab heute nacht um halb vier kann ich nicht mehr so richtig schlafen, denn um diese Uhrzeit muesste Nitschi in Nairobi landen. Natuerlich klappt der von mir im Hostel bestellte Abholservice nicht, sie ruft mich gegen fuenf Uhr an und hat es immerhin schon geschafft, sich ein eigenes Taxi zu organisieren. Eine gute halbe Stunde spaeter ist sie da, es ist noch stockfinster draussen, nur der Muezzin schreit schon lauthals.
Ein kurzes Begruessungsgespraech, dann muessen wir beide dringend noch ein wenig schlafen. Zur Feier des Tages ist die Dusche heute erstaunlicherweise warm (bei Nitschi leider nur bis direkt nach dem Einseifen), wir fruehstuecken ausgiebig und setzen uns dann auf Gartenstuehlen in den Hof in die Sonne und lesen Zeitung - ein richtiger Sonntagvormittag eben!
Gegen Mittag spazieren wir den ganzen Weg in die heute wegen Sonntags sehr ruhige Innenstadt, wo wir uns mit der Oesterreicherin Susi treffen. Zunaechst muessen in einen nahegelegenen Supermarkt, wir haben naemlich Hunger! An der Baeckertheke bestelle ich Gemuese-Samosas und werde von der netten schwarzen Oma hinter mir freundlich darauf hingewiesen, dass die doch selbst gemacht viel besser schmecken wuerden. Das glaube ich ihr gerne, ist aber leider nicht machbar... Einem Geistesblitz folgend erstehen wir endlich einen Adapter, das haben Norman und ich ganze vier Wochen nicht geschafft, irgendwie konnten wir trotzdem immer irgendwo unsere Sachen aufladen, doch nun sind alle elektronischen Geraete ratzeputze leer. Nachdem wir erfolgreich die Kasse hinter uns gebracht haben (auch hier hat wieder jeder Kassierer trotz ewiger Schlangen die Ruhe weg, Hektik gibts hier nicht, auch hier gilt stets "pole pole"), verpackt Susi uns resolut in ein Matatu (eine Art Sammeltaxi und das Hauptfortbewegungsmittel in der Stadt, dessen verschiedene Routen und Haltestelle fuer Aussenstehende nicht zu durchschauen sind) und fahren, wieder einmal ohrenbetauebend beschallt von schlechter kenianischer Disco-Mucke, hinaus zum Karura-Forest. Fuer diesen Wald direkt am Stadtrand hat die spaetere Nobelpreistraegerin Wangari Maathai erbittert gekaempft, und das hat sich offenbar gelohnt. Der Wald ist wunderschoen, und dank hermetisch geschlossener Tore und einem Eintrittsgeld auch "sicher". Am Eingang treffen wir Titus und seine vierjaehrige Tochter Samantha, und so machen wir uns zu fuenft auf zu einem sehr gemuetlichen Spaziergang durch den dichtbewachsenen Wald.
Tiere sehen wir zwar keine, dafuer viel Gruen, ein paar ausgelassene kenianische Studenten, die ihren letzten Ferientag geniessen, und es ist ansonsten herrlich ruhig und sauber hier. Eine echte Oase.
An einem Wasserfall machen wir einen kleinen Stopp und essen Kuchen und Bananen, bevor wir den Rueckweg antreten. Die detailliert gezeichnete Karte, die Susi dabeihat, treibt uns leider zum Wahnsinn, denn sie stimmt in keinster Weise mit den Wegen und deren Markierungen ueberein, und so irren mehrere Grueppchen orientierungslos durch den Wald.
Nach gut drei Stunden finden wir tatsaechlich wieder zum Parkplatz, das Kind ist muede, aber ansonsten ein echter Sonnenschein. Zurueck in die Stadt geht es wieder per vollgestopftem Matatu, inzwischen kann ich die Musik sogar ausblenden, und der Fahrtpreis von jeweils 20 Cent ist wirklich unschlagbar!
An einem Geldautomaten versuchen Nitschi und ich wieder einmal unser Glueck, inzwischen haben wir zumindest eine Bank gefunden, die unsere Karten akzeptiert, doch auch dort kann man immer nur max. 100 Euro abheben, weshalb wir das ganze mehrfach versuchen muessen. Denn morgen fahren wir ab Richtung kenianisches Hinterland, und wer weiss, ob wir dort noch einmal an Bargeld kommen.
Der Heimweg zieht sich, heute sind wir wirklich ordentlich viel gelaufen, dazu war es ganz schoen heiss, offenbar kommt nun doch so langsam  die Hitze durch. Sobald die Sonne hier auf 1.800 m scheint, roeten sich sofort Nasen und Arme, doch genau so schnell wird es wieder kuehl abends...
Im Hostel trinken Nitschi und ich ein Bier und anschliessend aus Gesundsheitsgruenden einen Gin Tonic, schliesslich hilft Chinin ja gegen Malaria, alles rein prophylaktisch also. Sehr praktisch und eine gute Ergaenzung zu den Malarone-Tabletten, die wir beide brav taeglich schlucken.