29.6.15

Bei den Pandas

Als wir heute vormittag das Hotel verlassen, ist es fast zu kühl für kurze Hose und T-Shirt, Regen ist vorhergesagt. Wir wagen dennoch einen Ausflug in den Pekinger Zoo, der nur wenige U-Bahn-Stationen von unserer Unterkunft entfernt ist. Als wir am Eingang des 1906 gegründeten Tierparks stehen, sind wir fassungslos: an einem ganz normalen Montag scharen sich hier wieder einmal Hunderte Menschen, die typische chinesische Ein-Kind-Familie mit sämtlichen Großeltern ist ebenso dabei wie der Kindergartenausflug und Horden von Teenagern mit Selfie-Sticks.

Am Ticketschalter staune ich nicht schlecht, als ich zwei Eintrittskarten für zusammen nicht mal 6 Euro erstehe. Unser erster Gang führt uns, wie auch alle anderen Besucher, zuallererst zum Pandahaus. Dort können wir tatsächlich die so seltenen Pandas bestaunen, gleich 5 davon leben hier in großen Einzelgehegen. Zwar sind die Tiere äußerst faul und liegen nur herum, doch die Chinesen flippen trotzdem völlig aus, hängen in großen Trauben vor den Scheiben der Käfige und fotografieren ununterbrochen. Zum Glück macht man uns eigentlich immer schnell Platz, und sobald Titus auch vor der Scheibe steht, ist er mindestens ein so begehrtes Fotoobjekt wie die Pandas.
Nachdem wir nun die Hauptattraktion dieses riesgen Zoos schon gesehen haben, schlendern wir die folgenden zwei Stunden eher ziellos umher, besichtigen Eisbären, Geparden, schwarze Panther, Elefanten und Bären. Das Gelände ist unfassbar groß und wie ein Park, mit vielen Grünflächen, angelegt. Die Käfige allerdings haben allesamt schon bessere Zeiten gesehen, alles wirkt ein bisschen schmuddelig - und die Chinesen sind offenbar unbelehrbar: jeder wirft den Tieren Futter zu, darunter Butterkekse oder Plastikverpackungen, es wird wild an Scheiben geklopft und an Gitterstäbe gehämmert, um dann ein möglichst tolles Foto mit dem Handy am Selfiestick schießen zu können. Und das ständige "Can we please make a picture of the baby?" geht uns heute erst recht auf den Keks.

Die Krönung folgt, als Norman den kleinen Mann im Vorraum eines Toilettenhäuschens wickelt. Auch hier versammeln sich in Windeseile vier, fünf Chinesinnen um ihn, die das ganze freudig kommentieren, Fotos schießen und den Akt des Windelwechselns sogar per Video festhalten. Wir sind ratlos, was daran jetzt so interessant gewesen sein soll?! Gut, zugegebenermaßen tragen hier die wenigsten Kinder Windeln, Babys und Kleinkinder sind allesamt mit Hosen bekleidet, die einen großen Schlitz im Schritt haben, und verrichten ihre kleinen und großen Geschäfte dann einfach direkt an Ort und Stelle, d.h. gerne auch mal auf dem Gehweg.
Wir sind jedenfalls recht genervt, und so stört es uns auch nicht weiter, als kurz nach Titus' Mittagessen (wir verzichten, da es an den Imbissbuden im Zoo nur seltsame Dinge wie "Pommes mit Eis" (sic!) oder Fleischlastiges zu kaufen gibt) ein Wolkenbruch aufzieht und wir beschließen, den Zoobesuch für beendet zu erklären. Im Laufschritt stürmen wir kilometerweit zurück zum Ausgang. Um uns einigermaßen trocken zu legen und da Norman und ich auch hungrig sind, kehren wir tatsächlich in die große McDonald's-Filiale gegenüber vom Zoo ein. Ein bisschen plagt mich da das schlechte Gewissen, aber immerhin gibt es dort eine englische Karte, es ist erstaunlich günstig, auch wenn es hier natürlich auch kein vegetarisches Essen gibt und ich mich mit Pommes begnügen muss.
Titus hält derweil mal wieder Mittagsschläfchen, völlig ungerührt von dem Lärmpegel, der in dem vollbesetzten Lokal herrscht.

Als wir gerade gehen wollen, stellen wir fest, dass wir schon wieder mitten in einer ShoppingMall voller Fake-Shops gelandet sind - diesmal aber deutlich untouristischer und viel weniger glamourös als gestern. Hier reihen sich unzählige kleine Geschäfte aneinander mit furchtbar schlecht gefälschten Markenprodukten, und wir sehen T-Shirts mit Aufdrucken wie "Channel" und "Givehncy", Reihen voller billig ausshender Anzüge und Kleider, Bling-Bling-Schmuck und vor allem Schuhladen neben Schuhladen, alle vollgestopft mit Fälschungen von Nike-, Timberland- oder Converse-Schuhen. Wir können nicht widerstehen und erstehen jeder ein Paar nett kopierte Chucks. Die Verhandlungen darf wieder einmal ich führen, ich bin schon etwas besser in Übung als noch gestern und zahlen (hoffentlich) einen nicht allzu hohen Langnasen-Aufschlag.

Nach dem Schuhkauf brechen wir die Shoppingtour aber ab und nehmen die U-Bahn zurück in unser Viertel. Nach einem letzten Abstecher zum Supermarkt, in dem wir Vorräte für unseren Ferienhaus-Aufenthalt an der Chinesischen Mauer besorgen, gehen wir endlich das Projekt "Haare schneiden" an. Titus hat nämlich inzwischen wirklich ziemlich lange Haare bekommen, die sich zwar furchtbar niedlich im Nacken locken, er aber bei diesen Temperaturen hier immerzu verschwitzt ist am Kopf. Also gebe ich Normans Drängeln nach und wir gehen alle gemeinsam in den winzigen Friseursalon drei Häuser weiter. Innen blättert der Putz von den Wänden, im kleinen Nebenraum sind zwei Klappliegen zu sehen und auch hier stehen überall lustig gefälschte Haarpflegeprodukte von "L'Overal" herum, doch die Friseurin wirkt einigermaßen kompetent.
Große Begeistertung herrscht bei ihr und den zwei Kundinnen, als Titus auf Normans Schoß platziert wird und er seinen allerersten Haarschnitt verpasst bekommt, während alle gleichzeitig auf uns einreden. Titus ist die Sache höchst unheimlich, und obwohl es schnell vorüber ist, lässt er sich beim anschließenden "Nachher-Foto" mit der Friseurin nicht einmal das kleinste Lächeln entlocken. Ich sammle noch eine am Boden liegende Haarlocke von ihm als Erinnerung ein, lasse mir bei der Gelegenheit auch noch schnell die Spitzen schneiden, bezahlen insgesamt etwa 7 Euro für alles und werden beim Gehen eifrig winkend verabschiedet.

Nach einer Spielrunde zurück im Hotel beschließen wir, noch einmal den Ausflug ins nahe gelegene Finanzviertel zu wagen, vielleicht finden wir ja heute endlich das vegetarische Restaurant, nachdem ich mich noch einmal auf verschiedenen Foodblogs über Peking schlau gemacht habe. Und siehe da, da heute am Montag alle Bürotürme geöffnet sind, entdecken wir endlich auch das im Untergeschoss eines solchen Büro-Hochhauses gelegene Lokal - das findet man definitiv nicht so ohne weiteres! Das chinesische Essen ist fantastisch gut, die Dim Sums so lecker, dass wir gleich noch eine Runde ordern, um für morgen mittag vorzusorgen, und wieder einmal ist die gesamte Belegschaft unfassbar beflissen und vor allem nett zu Titus. Ganz entgegen meinen Befürchtungen hat sich überhaupt bisher eigentlich noch in jedem Restaurant jemand gefunden, der zumindest rudimentär Englisch spricht, und eine englische Speisekarte gab es eigentlich auch immer, so auch hier.

Wir spazieren gut gesättigt durchs dunkle, regnerische Peking zurück ins Hotel, sagen den Goldfischen im Garten gute Nacht und kuscheln mit Titus noch ein Stündchen gemeinsam im Bett, bevor wir schlafen gehen - auch dafür ist auf dieser Reise bislang mehr als genug Zeit gewesen, wir haben stundenlang zu dritt im Bett gelegen, uns gekitzelt, gesungen, gemeinsam mit Titus diverse Nasen, Münder und Ohren erkundet, alles ganz ohne Termindruck. Das ist sicherlich mit das Schönste auf dieser Reise: so viel "quality time" als Familie zu haben!

28.6.15

Olympiapark und Shoppingtour

Nun liegt schon der dritte Tag in Peking hinter uns, die Tage vergehen hier so schnell, da es so viel zu sehen und zu tun gibt und allein die Bewältigung der großen Distanzen so viel Zeit in Anspruch nimmt. Titus ist jedenfalls abends total erledigt, er schleicht schon ab 21 Uhr immer um das Bett herum und ist sichtlich erleichtert, wenn er dann endlich schlafen gehen darf. Dabei versuchen wir doch eigentlich, ihn so spät wie möglich ins Bett zu schicken, damit er durch die Zeitumstellung zuhause nicht plötzlich mitten in der Nacht aufstehen möchte.

Heute haben wir alle drei so lange geschlafen wie schon ewig nicht mehr, erst um kurz vor neun werden wir von de steigenden Temperaturen im Zimmer geweckt. Bald sitzen wir beim Frühstück, wo Titus mit Genuss sämtliche Früchte von unseren Tellern klaut und Kirschen, Blaubeeren, Birnen und Bananen verputzt - er ist ein begeisterter Obstesser! Zum Glück blieben wir alle bislang (toi-toi-toi!) von jeglichen größeren Magenbeschwerden verschont, obwohl unsere Speisen nicht immer gekocht oder geschält waren.

Als wir gegen 11 Uhr das so schön klimatisierte Hotel verlassen, schlägt uns draußen ein feucht-heißer Dunst entgegen. Heute ist die Sonne durch den Dunst zumindest zu erahnen, da ein wenig Schatten auf den Straßen zu erkennen ist.
Die U-Bahn bringt uns über viele, viele Stationen und mit mehrfachen Umstiegen (die Wegstrecken, die dabei zu bewältigen sind, grenzen an mittlere Wanderungen) zum Pekinger Olympiapark. In der Metro schafft Titus es, einen ganzen Wagen voller Ausflügler-Familien zu unterhalten, jeder passt mit auf, dass er bei den Bremsmanöver nicht umfällt, ein Mädchen drückt ihm einen Papierflieger in die Hand, den er zu großen Freude der Fahrgäste dann hundertmal quer durch den Wagon wirft, und alle sammeln das Fluggerät geduldig wieder ein und geben es ihm zurück. Als wir aussteigen, winken uns alle freundlich hinterher.

Als wir die Oberfläche erreichen, sind wir erst einmal sprachlos. Von der sicherlich großartigen, modernen Architektur der 2008 neugestalteten Sport- und Erholungsstätte vor der Kulisse der Pekinger Wolkenkratzer ist wegen des dichten Dunstes kaum etwas zu erkennen, die Sichtweite liegt bei etwa 50 Metern. Das hält aber Horden von Chinesen nicht ab, heute am Sonntag auch einen Familienausflug dorthin zu unternehmen, die sich auch durch die drückende Hitze nicht abschrecken lassen. Wir spazieren vorbei am Nationalstadion (bird's nest) und der Schwimmhalle vorbei und machen Pause an einer der vielen überdachten Sitzgelegenheiten, wo Titus stolz herumläuft und sich wieder einmal wildfremden Menschen an den Hals wirft und verlangt, dass man ihm die Hand reicht und mit ihm spazierengeht.

Bald haben wir genug gesehen, wir suchen das große Einkaufszentrum auf, das mitten auf dem Gelände steht. Dort die große Überraschung, denn hier haben sich Tausende von Pekingern eingefunden, um mit ihren Familien zu shoppen und vor allem eines der unzähligen Lokale aufzusuchen. Vor jedem Restaurant warten Trauben von Menschen auf einen Sitzplatz, lauthals quakend werden über Lautsprecher Wartenummern ausgerufen, in den Geschäften wuselt es nur so - Titus hängt nur noch stoisch in seinem Kinderwagen, Norman lässt sich über die irren Chinesen aus und ich bin wie erschlagen. Endlich finden wir ein etwas ruhigeres Café, essen eine Kleinigkeit und verabschieden uns dann nach einem ebenso verstörenden Abstecher zum Indoor-Spielplatz im Erdgeschoss schnell wieder Richtung U-Bahn.

Um Titus sein Mittagsschläfchen zu ermöglichen und ihn ein wenig von den ständig fotografierenden Menschen fernzuhalten, verhängen wir seinen Kinderwagen, und er schläft auch gleich ein und lässt sich auch nicht von den lauten Durchsagen in der U-Bahn oder den Umstiegen stören. Bei den älteren U-Bahn-Linien gibt es leider nicht immer Rolltreppen, so dass wir doch recht oft den Kinderwagen treppauf und treppab tragen müssen.

Wir wollen ein bisschen shoppen gehen, deshalb suchen wir den sogenannten Silk Market auf - eine riesige, mehrstöckige Shoppingmall mit hunderten von kleinen Geschäften, die allesamt ausschließlich "Fake Produkte", also Fälschungen, anbieten. Staunend arbeiten wir uns durch die vielen Etagen, von edlen Handtaschen über DVD-Serienboxen, Iphones, maßgeschneiderten Anzügen, Designerschuhen und -klamotten bis hin zu Sonnenbrillen, Seidenstoffen und Spielsachen gibt es hier alles, was das Schnäppchenjägerherz begehrt.
Noch wollen wir gar nicht richtig zuschlagen, wir sind in zwei Wochen ja nochmal für ein paar Tage in Peking und wollen erst dann alle Einkäufe erledigen, aber immerhin erstehen wir ein paar Shirts für Norman, einen schicken Anzug für Titus und eine neue Speicherkarte für unsere Kamera. Wie immer überlässt Norman mir das Handeln, das stets recht zäh vor sich geht und einer genau einzuhaltenden Choreographie folgt (Händler tippt unverschämten Preis in Taschenrechner ein, großes Entsetzen bei mir, Gegenangebot mindestens 80% darunter, großes Entsetzen beim Händler, dann längeres Hin und Her, schließich Verlassen des Geschäftes, um dann vom Händler zurückgerufen zu werden, schließlich: Einigung). Puh, das ist anstrengend, und ich muss mich erst einmal warmlaufen, kann die knallharte Verhandlungsmethode aber ganz gut, ganz im Gegensatz zu Norman, der immer viel zu schnell nachgibt. So spielen wir also die "good cop, bad cop"-Nummer, das klappt meistens ganz gut.

Nach fast zwei Stunden haben wir genug gesehen, und wir machen uns auf den Rückweg ins Hotel. Dort verziehe ich mich wieder mal für ein Stündchen auf die Dachterrasse und schreibe, danach folgt eine ausgiebige Spielrunde mit Titus, bevor es schon wieder Zeit für's Abendessen ist. Heute haben wir keine Lust auf Experimente, wir suchen ein Lokal auf, an dem wir schon einige Male vorbeigelaufen sind, da es nur wenige Meter vom Hotel entfernt liegt Eine englische Speisekarte gibt es, das ist schon die halbe Miete, auch wenn das Restaurant sich rühmt, russische Küche anzubieten. Titus kommt also mit Rote-Bete-Salat und Reis voll auf seine Kosten, nur ich stelle fest, dass in einer Portion Nudeln mit Tomatensauce (dem einzigen vermeintlich vegetarischen Gericht auf der mehrseitigen Speisekarte) undefinierbare Schinkenstreifen eingearbeitet sind. So richtig einfach ist es hier nicht, wirklich fleischfreie Kost zu bekommen! Also pule ich alles Unerwünschte beseite, und zumindest Titus schmecken die Nudeln ganz vorzüglich.

Auf dem Heimweg halten wir noch beim etwas schmuddelig aussehenden Imbiss und holen wieder zwei Bier zum unschlagbaren Preis von 10 Yuan, also umgerechnet 1,50 Euro, und wir machen uns einen gemütlichen Abend im Hotel. Titus ist so voller Bewegungsdrang, dass er noch ein Weilchen immerzu auf's Bett klettern, dort herumturnen, dann wieder hinunterklettern, eine Runde laufen, dann wieder raufklettern und hüpfen möchte, und so toben wir noch ein bisschen herum, bis der kleine Kerl wie schon eingangs erzählt, jäh ermattet ist.

Nun liegt morgen noch ein ganzer Tag in dieser verrückten Stadt vor uns, und dann geht es erst einmal weg aus der Großstadt Richtung Chinesische Mauer. Gut so, denn ein wenig Ruhe und vielleicht bessere Luft können wir dann sicherlich vertragen!

Tian'amen-Platz und Verbotene Stadt

Momentan sitze ich auf der wunderschönen Dachterrasse unseres entzückenden Hotels, während die beiden Männer in unserem Zimmer eine Spielrunde einlegen. Es ist kurz 17 Uhr und es hat immer noch fast 30 Grad, von der Sonne war in den letzten beiden Tagen allerdings nur ein heller Kreis hinter dichten Smogwolken zu sehen. Das diesige Licht ist trotzdem ganz schön intensiv und die Hitze auch recht anstrengend, zum Glück gibt es hier fast überall Klimaanlagen.
 
Der Tag gestern war ganz schön anstrengend, nicht nur durch die Hitze. Zwar konnten wir zu dritt im großen, frisch bezogenen Bett wunderbar schlafen, auch das Frühstück im Hotel war sehr fein, aber die Menschenmassen, die uns bei unseren Ausflüge heute begegnet sind, sind noch ganz schön ungewohnt für uns.
Am Vormittag fahren wir zunächst einmal wieder mit der U-Bahn zum Tian'amen-Platz. In der U-Bahn wurde Titus gleich mehrfach fotografiert, erstaunlicherweise sind vor allem Teenager und junge Chinesen völlig außer Rand und Band, wenn sie den kleinen Mann sehen, und so mussten wir mehrere Fotoshootings über uns ergehen lassen. Ob's wohl an den Öhrchen liegt? Große Ohren gelten in China nämlich als Glückssymbol...
Je näher wir dem Platz des Himmlischen Friedens kommen, umso voller wird es - stimmt, heute ist ja Samstag, und halb Peking macht Familienausflüge. Also stehen wir mit etwa einer Million Chinesen auf diesem Platz von gigantischem Ausmaß, es ist heiß, keinerlei Sitzmöglichkeiten sind zu sehen, die Gebäude sind im schönsten Sowjetstyle und ebenso riesig und protzig. 
Möglicherweise muss man Fan des hiesigen Regimes sein, um dieser Sehenswürdigkeit gegenüber Begeisterung aufbringen zu können; zumindest die Chinesen fotografieren begeistert, nehmen jubelnd an Führungen teil und stehen geduldig stundenlang in der Schlange vor dem Mao-Mausoleum. Wir begnügen uns mit einer kurzen Runde auf diesem Platz, der erstaunlich große Ähnlichkeit mit dem Roten Platz in Moskau hat, obwohl fast 9.000 km dazwischen liegen.
 
Die Mittagszeit naht, und nach der Erfahrung von gestern mit der stundenlangen Restaurantsuche machen wir uns diesmal zügig auf Richtung Fressmeile. Eine U-Bahn-Station später stehen wir beim Aussteigen direkt in einer riesigen, eleganten Shopping-Mall, die eins zu eins so auch bei uns zu finden sein könnte. Hier kehren wir in einen Imbiss ein, es gibt einen Auberginen-Eintopf und eine Gemüseplatte, zum Nachtisch noch einen Erdbeer-Joghurt-Smoothie, damit sind alle Beteiligten hochzufrieden. Titus wird wieder einmal begehrtes Fotoobjekt der Umsitzenden, so langsam hat er aber kapiert, dass er mit gezieltem Winken, Juchzen und niedlichem Herumlaufen noch mehr Aufmerksamkeit bekommen kann, und nutzt das schamlos aus, da er meistens so auch noch irgendwelche Geschenke erobert.
 
Gestärkt machen wir uns auf zur nächsten Sightseeing-Runde, zurück geht's mit der U-Bahn zum Tian'amen-Platz, doch diesmal steigen wir nordwärts aus und wollen die "Verbotene Stadt" besuchen. Alleine in der Schlange vor dem Security-Check stehen wir eine Viertelstunde, um uns herum wird schamlos gedrängelt und geschoben, hier muss man schon die Ellenbogen auspacken, um zu seinem Recht zu kommen.
Nach einem Spaziergang durch den erstaunlich ruhigen Park östlich vom Kaiserpalast, der bereits mit unzähligen Tempeln aufwartet (vor denen Unmengen Hochzeitspaare Schlange stehen, um sich dort fotografieren zu lassen), gelangen wir zum Haupteingang der "Forbidden City". Hier haben sich Tausende und Abertausende Menschen versammelt, Touristen und hauptsächlich Chinesen, die alle dieses gigantischen Palastkomplex besichtigen wollen. Norman stellt sich geduldig in die Schlange des Ticketverkaufs, der mit 30 Schaltern (!) aufwartet, an, und kommt leider nach einer Weile mit nur einem Ticket zurück. Eine Eintrittskarte bekommt man nämlich nur nach Vorzeigen eines Ausweises, und ich habe heute keinerlei Papiere mitgenommen. 
Tja, dann muss Norman eben alle die Besichtigung antreten und ich hole das in den nächsten Tagen nach. Ich spaziere derweil mit dem tief und fest im Kinderwagen schlafenden Titus außen um die Anlage herum. Ist wohl gar nicht so schlimm, mit Kinderwagen wäre es wahrscheinlich eh recht mühsam gewesen, sich über die vielen Treppen, Türschwellen und durch die Menschenmassen zu kämpfen. Ich lasse mir Zeit, schlendere im Schatten der westlichen Palastmauer gemütlich dahin und erreiche nach über 40 Minuten Fußmarsch endlich den Nordausgang. Hier strömen mir wieder endlose Ströme von Chinesen entgegen, es ist ein Trubel wie in der Fußgängerzone am letzten Adventssamstag, nur hat es hier immer noch fast 30 Grad, auch ohne, dass die Sonne durch den Dunst zu sehen ist.
Als Titus aufwacht und ich ihm einen Apfel schäle, scharen sich flugs wieder zehn kreischende chinesische Teenager um uns und kommentieren jeden Biss von ihm begeistert. So findet Norman uns dann auch vor, und wir sind uns einig: nun reicht's langsam. Also besteigen wir den nächstbesten Bus Richtung Hotel - auch hier wieder ist das System selbst für Unkundige einfach zu durchschauen. Wir haben inzwischen eine aufladbare Fahrkarte, die bei jedem Einsteigen in Bus oder Metro über einen Scanner gezogen wird, beim Aussteigen dann ebenso, hier wird dann der Betrag für die gefahrenen Strecke abgebucht. Das ist quasi idiotensicher.
 
An der Haltestelle, an der wir aussteigen, befindet sich direkt ein großer Supermarkt, und so nutzen wir die Gelegenheit, um noch ein wenig Milch und Obst zu kaufen. Norman ist drinnen schier nicht zu halten und begeistert sich für die seltsamen Produkte, die hier angeboten werden - uns unbekanntes Obst und Gemüse, Unmengen an getrocknetem Fisch und Fleisch, Chips in irren Geschmacksrichtungen (Gurke! Gegrillter Tintenfisch!), ganze Regale voll Reisschnaps und natürlich große Aquarien mit lebenden Fischen. Immerhin finden wir auch hier Joghurt für Titus.
Nun endlich kehren wir zurück ins Hotel, und draußen fällt mir wieder auf, dass immens viele chinesische Männer hier mit hochgezogenen T-Shirts herumlaufen und ihre nackte Plauze vorführen. Klar, es ist heiß, aber muss das sein?!?
Im Hotel machen wir uns einen ruhigen Nachmittag, das ist bestimmt auch für Titus gut, denn der ganze Trubel soll ihm nicht zuviel werden.
Am Abend machen wir uns dann nur noch auf den Weg zum Essen, diesmal suchen wir ein anderes vegetarisches Restaurant, das nur ein paar hundert Meter entfernt liegen soll. Wir spazieren durch das nette Hutong-Viertel, bestaunen die alten, kleinen, zum Teil baufälligen, zum Teil schön renovierten Häuschen und Büdchen, biegen um zwei Ecken - und stehen mitten im Pekinger Finanzdistrikt an einer 7spurigen Schnellstraße, umgeben von glasverkleideten, ultramodernen Hochhäusern, schicken Cafés, Restaurants und Banken. So nah liegen also die Gegensätze hier beieinander!
 
Leider finden wir auch diesmal nicht das gesuchte Lokal, obwohl wir mit Karten und Restaurantnamen bestens gerüstet sind - aber zumindest reiht sich hier ein "westliches" Restaurant an das nächste, und wir kehren in einen nobel aussehnden Thai-Imbiss ein, da es bereits dunkel wird (hier, gut 1.500 km südlich von Ulan-Bator, dämmert es wieder deutlich früher). Die Speisekarte ist selbstverständlich Englisch, die Preise für chinesische Verhältnisse ziemlich happig, aber das Esen ist fein, und Titus erweist sich als großer Fan von Tofu, Reis und komischen grünen Algen.
Als Norman nach dem Essen mit ihm noch draußen auf dem Gehweg herumspaziert, wird leider das Restaurant komplett lahmgelegt, da sich alle 6 Kellner inkl. Oberkellner um ihn versammeln, von Titus' Gehversuchen Videos machen und ihn auch mal an die Hand nehmen wollen. Wir rätseln beim Heimweg lange, warum hier alle so ausflippen. Liegt's an der Ein-Kind-Politik? Oder daran, dass einfach kaum "Westler" in Peking zu sehen sind?
Nach zehn Minuten Fußweg stehen wir wieder in "unserem" Hutong-Viertel und sind zurück im Hotel, ich kann es immer noch kaum fassen, dass nur 300 m entfernt ein ganz anderes China zu finden ist. Darauf trinken wir ein kaltes Bier, das Norman wild gestikulierend im Imbiss schräg gegenüber erstanden hat, und schauen noch eine Folge "Sherlock" auf dem Laptop, während Titus mit der Spieluhr in der Hand fest schläft.

Fotos vom ersten Tag in Peking

Leider kann ich Fotos bin nicht mehr direkt in meinen Text einfügen, sondern nur noch unten anhängen. Da ich das gestern vergessen habe, reiche ich noch ein paar Bilder von unserem ersten Tag in Peking nach!

27.6.15

Einreise in China - erste Eindrücke

Danke für Eure Rückmeldungen - offenbar funktioniert die Trickserei, indem ich meine Posts per Mail an den Blog schicke! Allerdings kann ich so keine Fotos mehr einfügen, da ich selber nicht mehr direkt auf Blogspot zugreifen kann, das ist schade. Falls jemandem dafür eine Lösung einfällt: immer her damit!
 
Nun kann ich ja zumindest mal erzählen, wie es uns in den ersten zwei Tagen in China ergangen ist:
Als wir im Zug aufwachen, ist es schon halb neun, durch die unruhige Nacht haben wir alle recht lange geschlafen. Routiniert bereiten wir das Frühstück zu: Müsli mit H-Milch für Titus, Instantkaffee und abgepackte Schokoteilchen für uns. Bei einem Blick auf den im Gang hängenden Fahrplan sind wir irritiert, irgendwas stimmt da mit den Ankunftszeiten nicht. Als wir den Schaffner befragen, teilt er uns gestikulierend mit, dass hier in China keine Sommerzeit ist und wir die Uhr deshalb wieder eine Stunde zurückstellen müssen - ah, das erklärt natürlich alles. Und schon sind wir "nur" noch 6 Stunden Zeitunterschied von Deutschland entfernt, da müssen wir schon etwas weniger "akklimatisieren", wenn wir wieder zuhause sind. 
 
Die Landschaft draußen unterscheidet sich enorm von der mongolischen Steppe. Nun sind direkt neben der Zugstrecke hohe, felsige Berge und dunkelgrüne Täler zu sehen, wir passieren viele Tunnels, und die ganze Strecke entlang gibt es eine ordentlich gemauerte Begrenzung neben den Gleisen. Leider liegt auch recht viel Müll herum, nach jeder kleinen Ortschaft passieren wir ganze Müllberge direkt neben der Zugtrasse...
Bald erreichen wir die ersten Vororte Pekings, gut eine Stunde lang fahren wir mitten durch dicht bebaute Wohngebiete mit den immer gleich aussehenden Hochhäusern, wir überqueren vielspurige Autobahnen und durchfahren ultramoderne Bahnhöfe, in denen Hochgeschwindigkeitszüge stehen.. Nun ja, irgendwo müssen die 1.3 Milliarden Chinesen ja auch wohnen, allein 15 Millionen davon leben in Peking.
 
Ehe wir es uns versehen, fährt unser Zug auf die Minute pünktlich in den Pekinger Hauptbahnhof ein, schnell schnappen wir uns unser Gepäck und steigen aus - die letzte Etappe mit der Transsibirischen/transmongolischen Eisenbahn ist geschafft. Bereits beim Durchqueren des Bahnhofs stellen wir fest, dass es hier ein wenig kinderwagenfreundlicher zugeht als in Moskau, immerhin gibt es hier Rampen. Draußen auf dem Vorplatz bleiben wir erst einmal wie erschlagen stehen: es ist heiß und feucht, und hier tummeln sich Tausende von Chinesen, es wuselt nur so - was für ein "Kulturschock" nach den menschenleeren Steppen in der Mongolei!

Norman verschwindet, um Geld zu holen und Wasser zu kaufen, ich bleibe bei Titus, der staunend im Kinderwagen sitzt. Schon bald bekommen wir Gesellschaft, immer mehr Chinesen scharen sich um ihn, bringen ihn zum Lachen und kriegen sich gar nicht mehr ein, hier ist man offenbar auch kinderbegeistert, das ist ja schon mal gut.
Als Norman wieder da ist, machen wir uns auf die Suche nach einem Taxi und müssen mal wieder mit den üblichen Schlitzohren kämpfen, die überhöhte Fahrpreise verlangen. Neben uns geht ein Fahrgast gleich mal mit seinem Schirm auf einen Taxifahrer los, so erleben wir hautnah mit, dass die Chinesen tatsächlich recht rauflustig sind, davon hatten wir schon gehört. Endlich können wir uns auf einen Fahrpreis einigen, und los geht es. Die Fahrt führt uns direkt am Tian'amen-Platz vorbei, so bekomme ich gleich einen ersten Eindruck von der enormen Größe dieser Sehenswürdigkeit, und den großen Strecken, die man hier zurücklegen muss.

Bald biegt unser Fahrer in ein sog. Hutong-Viertel ab, hier stehen traditionelle chinesische Häuschen, alles ist recht alt, verwinkelt und ohne ortskundige Hilfe nicht zu finden. Zum Glück weist ein älteres Ehepaar unserem Fahrer den Weg, und endlich stehen wir vor dem sehr liebevoll renovierten "Peking Garden Boutique Hotel", in dem wir die nächsten fünf Tage wohnen werden.
 
Das Hotel macht seinem Namen alle Ehre, in der Mitte des rechtwinkligen Wohnblocks ist nämlich ein herrlicher Garten zu finden, in dem es sogar einen kleinen Teich mit hungrigen Goldfischen gibt. Diese werden natürlich sofort von Titus entdeckt, und ab dann müssen wir in regelmäßigen Abständen mit ihm dort hinlaufen, um nach den Fischen zu sehen. Da unser Zimmer noch nicht bezugsfertig ist und uns eh der Mittagshunger plagt, spazieren wir auf Geheiß der Rezeptionistin ein paar Meter weiter, sie hat uns auf einen Zettel den Namen eines Restaurants aufgeschrieben. Nachdem wir lange brauchen, um die Schriftzeichen auf dem Zettel mit denen auf den Schildern außen zu vergleichen, werden wir fündig und kehren in ein typisch chinesisches (=furchtbar ungemütlich eingerichtet) Restaurant ein. Zum Glück gibt es eine Speisekarte mit englischer Übersetzung auch auch ein paar Fotos, wir bestellen also Nudeln mit Tofu, eingelegte Gurken und Gemüseküchlein. Titus ist mit unserer Auswahl einigermaßen zufrieden, noch mehr gefällt es ihm aber, mal wieder der Mittelpunkt zu sein, denn alle Essenden um uns herum haben nur noch Augen für ihn, und bald werden die ersten Handys gezückt und Fotos gemacht.
 
Endlich können wir unser Zimmer im Hotel beziehen  es ist zwar klein, aber es gibt die wohl schönste Dusche des ganzen Urlaubs, und wir sind selig, uns den Zugschmutz abwaschen zu können. Einigermaßen erfrischt, sortieren wir erst einmal unser Gepäck, geben einen Beutel Wäsche zur Reinigung ab und stellen eben fest, dass wir nicht auf so praktische Helferlein wie GoogleMaps zugreifen können. Nun gut, irgendwie schaffe ich es, über eine chinesische Suchmaschine ein vegetarisches Restaurant ausfindig zu machen, das gar nicht so weit entfernt zu sein scheint. Unsere Rezeptionistin, die leider nicht besonders gut Englisch spricht, hilft uns, die Adresse auf unserem Stadtplan einzuzeichnen.
 
So präpariert, machen wir uns auf den Weg für eine erste Stadterkundung, wir spazieren durch belebte Straßen, immer auf der Hut vor den ultraleisen Elektrorollern, die urplötzlich von hinten anrasen und die hier offenbar Narrenfreiheit genießen. Ein Geschäft reiht sich an das nächste, überall gibt es kleine Restaurants oder Essenstände, und es ist ungewohnt, auf einmal rein gar nichts mehr lesen zu können. Zum Glück steht immerhin unter den Straßenschildern immer auch eine Übersetzung, so finden wir uns wenigstens zurecht. Wir spazieren bis zum Beihai-Park, eine riesige Grünanlage um einen See herum. Dieser kostet zwar ein paar Yuan Eintritt, dafür ist es schön, am frühen Abend hier entlang zu schlendern. In den verschiedenen Pavillons, die am Ufer verteilt stehen, tanzt mal eine Gruppe Chinesen Rumba, in einem nächsten dann Tango, offenbar kann da einfach jeder mitmachen. Titus wird von jedem Entgegenkommenden freundlich angelächelt und bewundert. 
 
Als uns der Hunger plagt, peilen wir so langsam das gesuchte Restaurant an, nach längerem Fußmarsch biegen wir in ein vorhin beschriebenes Hutong-Viertel ab, und ab hier wird's chaotisch. Alle paar Meter halten wir Passanten die Wegbeschreibung, die uns die Rezeptionistin mitgegeben hat, unter die Nase. Dann wird diskutiert, und man schickt uns immer weiter geradeaus. Wir laufen und laufen, bis wir irgendwann am anderen Ende des Hutong-Viertels unverrichteter Dinge ankommen. Etwas ratlos stehen wir herum, als sich plötzlich wieder eine Menschentraube um Titus im Kinderwagen schart. Bald stehen mindestens 10 Erwachsene und mehrere Kinder um uns herum, die eine Hälfte beschäftigt sich mit Titus, die andere Hälfte berät mit Norman über den Stadtplan gebeugt, wo denn nun dieses Restaurant sein könnte. Man zückt die Handys, zum einen, um Fotos zu schießen, zum anderen, um im Restaurant anzurufen und die Adresse zu erfragen.

Endlich können wir dem Tumult, ausgerüstet mit neuen Wegbeschreibungen, entkommen - ich als große Chinaskeptikerin bin bislang sehr angetan von der Hilfsbereitschaft der Chinesen! Leider kommen wir auch mit den neu gezeichneten Routen nicht zurande, nach einem weiteren langen Fußmarsch geben wir auf - inzwischen ist es schon dunkel, es ist weit nach 20 Uhr und wir haben alle Hunger. Titus ist erstaunlich friedlich, aber nun reicht es. Also kehren wir kurzerhand ins nächstbeste Lokal ein, dieses ist ein Hot-Pot-Restaurant, das ist die chinesische Variante von Fondue.
Mit ein paar überforderten Kellner schaffen wir es, die Bestellung aufzugeben. Zuerst muss nämlich mal ausgewählt werden, wie die Brühe im Hot Pot beschaffen sein soll (in unserem Fall: not spicy!), dann gilt es, die Zutaten auszuwählen, die dann später darin gegart werden sollen. Wir bestellen Spinat, Bambussprossen, Kartoffeln, Tofu und Chinakohl. Zu guter Letzt suchen wir noch die Beilagen, Reis und Nudeln, aus, und bestellen die Getränke. Puh, das war anstrengend. Schnell steht der große, brodelnde Topf mit der Brühe auf dem Tisch, darin schwimmen diverse Gewürze (Ingwer, Kräuter etc.), und wir garen darin begeistert unsere Zutaten. Titus hält sich eher an den Reis, ein bisschen Spinat isst er auch, ebenso Kartoffeln. Als er satt ist, spaziert er an der Hand von den schon lauernden Kellnerinnen auf und ab, während wir fertigessen.
 
Wir sind alle fix und fertig und verschwitzt, aber nun immerhin satt, als wir uns auf den Heimweg machen, den wir mit der U-Bahn antreten. Schnell haben wir das System durchschaut, auch der Kauf der Fahrkarten klappt, und wir stehen in der herrlich klimatisierten, hochmodernen Metro. Titus unterhält alle Fahrgäste mit wilden Kletterspielen, er ist sichtlich aufgekratzt und übermüdet - wegen unserer stundenlangen Herumirrerei ist es schon bald halb elf. Zweimal müssen wir umsteigen, bis wir endlich in "Xisi", unserer Station in der Nähe des Hotels, ankommen. Zwar gibt es auch hier immerhin fast überall Rolltreppen, doch die Strecken, die beim Umsteigen bewältigt werden müssen, sind einfach irre lang. Dafür kommen die Züge auch alle 2-3 Minuten.
Um 23 Uhr können wir Titus also endlich ins Bett stecken, er ist sichtlich erledigt und schläft schnell in der Mitte unseres großen Kingsizebettes ein, und wir leisten ihm dabei Gesellschaft.

26.6.15

Kaum in China angekommen....

....und schon funktioniert weder Facebook noch GoogleMaps noch Blogger! Jetzt versuche ich mal ein paar Tricks und hoffe, dass das klappt. Falls Ihr diesen Eintrag lesen könnt, freue ich mich über eine kurze Meldung, dann bin ich nämlich auf dem richtigen Weg.
Danke!

Letzte Zugetappe und Ausreise

An unserem letzten Tag in Ulan Bator fällt uns am späten Nachmittag, nach einer Runde Skype mit den Großeltern und der lästigen Packerei, ein, dass wir noch gar keine Vorräte für die Zugfahrt eingekauft haben. Also spurten wir los und suchen uns durch mehrere kleinere Supermärkte, leider erfolglos, denn wir brauchen H-Milch und vegetarische Nudelsnacks. Da wir nun eh schon so weit gelaufen sind, kehren wir zum Abendessen ins "Dschingis Khan Brauhaus" ein. Diese Gaststube gehört zur gleichnamigen Brauerei, die unter deutscher Leitung ganz ordentliches Bier macht - und die Gaststube versucht auf recht amüsante Art und Weise, ein typisch bayerisches Gasthaus zu imitieren. Die Möbel sind aus dunklem Holz, es gibt Bänke und karierte Tischdecken, auf der Karte stehen "Schweinsbraten" und "german wurst" und die Kellnerinnen trage eine Art Tracht. Nur die Musik, so eine Art 90er-Jahre-Disco-Pop passt nicht ins Bild.
 
Titus ist sofort auf und davon mit den dirndltragenden Kellnerinnen, und steht bald tanzend vor dem DJ-Pult (an seinem Musikgeschmack müssen wir wohl noch arbeiten). Wir bestellen die einzigen beiden fleischlosen Gerichte (Kartoffelsalat und gemischter Salat) und trinken ein Bier dazu. Nach der kleinen Stärkung düsen wir wohl oder übel nochmal ins riesige State Department-Kaufhaus, wo wir endlich das Gesuchte finden (wenn gleich es auf zwei kompletten deckenhohen Regalen voller Fertig-Nudelgerichte genau zwei Sorten ohne Fleischbeigabe gibt). 
 
Die Nacht ist leider relativ kurz, um 6 Uhr soll der Wecker klingeln, Titus wacht genau 2 Minuten davor auf und ist putzmunter. Wir packen die restlichen Sachen zusammen, nehmen noch eine warme Dusche, sammeln beim Frühstücksbuffet noch Joghurts und Gurkenscheiben für Titus als Proviant ein, und schon steht unser Abholservice unten an der Rezeption. Ein wenig herrscht Chaos, da zeitgleich eine gut 30köpfige französische Reisegruppe auscheckt, doch schon sitzen wir im Bus zum Bahnhof.

Dort steht bereits der aus sehr vielen Wagons bestehende Zug bereit, außer uns steigen ausschließlich Touristen zu (auch die vorhin erwähnte Reisegruppe natürlich), und diesmal wirft der chinesische Schaffner nur einen kurzen Blick auf unser Ticket und will noch nicht einmal den Reisepass sehen.
Leider wird meine Erwartung an die letzte Zugunterkunft nicht ganz erfüllt; für diese Etappe hatten wir ein Erste-Klasse-Abteil gebucht. Leider ist dieses exakt genauso groß wie das in der 2. Klasse, hier sind allerdings nur zwei - genauso breite - Liegen übereinander angebracht, und alles ist in geschmackvollem roten Samt gehalten und hat schon einige Jahre auf dem Buckel. Dort, wo sonst die anderen beiden Liegen sind, befindet sich nur noch ein kleiner Sitzplatz, ein Einbauschrank und eine Dusche, die man sich mit dem Nachbarabteil teilt. Aus dem Wasserhahn dort tröpfelt allerdings nur ein dünnes Rinnsal, das höchstens zum Zähneputzen reicht, duschen kann man damit sicher nicht. Die Toilette ist wieder immer am Ende des Wagons separat.
 
Wir fahren pünktlich um 8 Uhr ab, und Titus macht sich sofort mit den französischen Rentnern im Wagon und den beiden chinesischen Schaffner bekannt. Bei letzteren darf er im Abteil einmal auf alle Schaltknöpfe drücken und mit dem großen Schlüsselbund rasseln und wird wieder einmal reihum geknuddelt. 
Kaum haben wir Ulan Bator hinter uns gelassen, sind draußen nur noch flache Landschaft, gelbe Grasbüschel und Sand zu sehen - wir durchqueren 12 Stunden lang die Wüste Gobi. Hin und wieder steht einsam eine Jurte oder ein Motorrad in der Gegend, Norman entdeckt noch das ein oder andere Kamel, und sonst: nichts.

So rattern wir dahin, die Temperaturen im Wagon steigen stetig an, und zu Mittag wird es trotz des Ventilators im Abteil schier unerträglich. Titus verputzt ungerührt und verschwitzt mittags seine Nudelportion und marschiert fleißig und mehr und mehr alleine den Gang auf und ab. Um 14 Uhr, beim 40minütigen Aufenthalt in Sainshand, drängen sich alle ausgestiegenen Passagiere im Schatten des Bahnhofsgebäudes, und die Händler, die Eis im Angebot haben, machen ein gutes Geschäft. Wir haben dafür leider kein mongolisches Geld mehr...
Zum Glück gibt es diesmal wieder einen Restaurant-Wagon, und der Kellner dort nimmt von Dollars, Rubel, Euro, Yuan und Tögrök jegliche Währung an. Also kehren wir zum Abendessen dort ein, Norman und ich sehnen uns nach einem kalten Bier. Leider hat's im typisch mit chinesischem Kitsch eingerichteten Bordrestaurant ungefähr 40 Grad, die Sonne scheint ungehindert hinein, und das Bier ist innerhalb von 10 Minuten lauwarm. Außerdem gibt's auf der Karte nur ein Schnitzel-Menü für freche 23 Dollar! Das bestellt Norman dann trotzdem, denn immerhin bekommt Titus davon den Salat und die Gemüsebeilage, während ich nochmal einen Nudelsnack zubereite, mhmmm!
 
Ich bin gar gekocht, als wir danach ins Abteil zurückkehren - und dort funktioniert urplötzlich die Klimaanlage und es wird herrlich kühl! Leider nicht allzu lange, denn um 19:30 Uhr erreichen wir die mongolische Grenze in Zamin-Uud. Ganze 2 Stunden dauert das Procedere der Ausreise, wieder einmal werden alle Pässe eingesammelt, dann passiert lange nichts, und irgendwann kommen die Pässe mit Stempel versehen zurück. Aussteigen ist währenddessen natürlich strikt untersagt.
 
Dann geht die Fahrt weiter, allerdings wieder nur ein paar Kilometer, bis nach Erlian in China. Wir versuchen auf der Strecke, Titus zum Einschlafen zu bewegen, doch kaum erreichen wir den Bahnhof gegen 22 Uhr, hockt der kleine Kerl im Schlafanzug am Fenster und muss genauenstens beobachten, wie die Grenzbeamten zusteigen. Nun gut, so genau, wie uns der Grenzer kontrolliert, hätten wir Titus eh wecken müssen - wir müssen unsere Namen und Geburtsdaten aufsagen, er prüft genauestens, ob wir denn auch die Person auf dem Passfoto sind (bei Titus' Babyfoto von August letzten Jahres und der Größenangabe im Pass ist das eh Quatsch). Dann verschwindet er mit allen Pässen, und Titus schläft endlich ein.
 
Ich bin zwar auch müde, doch ist für uns an Schlaf nicht zu denken. Absurderweise hat nämlich China eine andere Gleisbreite als zB Russland oder die Mongolei. Deshalb müssen alle Züge hier an der Grenze auf das andere Gleismaß angepasst werden. Doch statt einen Zugwechsel zu machen, werden die Wagons mitsamt Passagieren an Bord in einem höchst komplizierten und aufwändigen Verfahren auf einer Art Hebebühne gut 1 m hochgehoben, um dann darunter die Fahrgestelle auszutauschen. Das ist zwar interessant anzuschauen, dauert aber bei etwa 20 Wagons inklusive Rangieren einige Stunden, während denen es permanent heftig ruckelt und rummst. Und die Klimaanlage funktioniert währenddessen natürlich auch nicht!
Gegen Mitternacht legen Norman und ich uns schlafen, er quetscht sich neben Titus auf die untere schmale Liege, während ich nach oben klettere. Endlich bekommen wir unsere Pässe zurück, und gegen 2 Uhr geht die Fahrt weiter; wieder einmal hat der Grenzübertritt mehr als 6 Stunden gedauert.

24.6.15

Letzter Besuch in Ulan Bator

Nun sitze ich wieder im Hotel Bayangol in Ulan Bator, während von draußen der Lärm der unzähligen Baustellen und das Hupen der Autos zu hören ist. Zum dritten Mal sind wir nun in diesem Hotel, und unser Zimmer wurde erfreulicherweise jedesmal größer! Leider ist dies nun der letzte Aufenthalt in der Hauptstadt, morgen früh um 8 Uhr werden wir wieder den Zug besteigen und die 36-Stunden-Fahrt nach Peking antreten.

Die Reise zurück vom Delger-Jurtencamp war wie erwartet wieder recht strapaziös. Die letzte Nacht in der Jurte leider auch - denn gerade als wir uns zum Schlafen hingelegt hatten, zog schlechtes Wetter auf, und es stürmte und regnete die ganze Nacht lang. Norman und ich waren die meiste Zeit wach, da der Wind so an den Stoffplanen der Jurte rüttelte, nur Titus schlummerte ungestört bis um halb acht morgens vor sich hin. Zu diesem Zeitpunkt stürmte es zwar nicht mehr, aber der Himmel war immer noch grau und regnerisch, und es war richtig kühl draußen.
So frühstückten wir schnell, packten zusammen (nicht ohne wie immer genau unter den Betten und im Mülleimer nachzuprüfen, ob Titus eventuell irgendwelche Gepäckstücke versteckt hat) und verabschiedeten uns von den beiden Familien, die das Camp betreiben. Der Abschied war sehr herzlich, jeder wollte nochmal Titus auf dem Arm halten und ihn küssen, und wir winkten uns nach lange nach.

Die erste knappe Stunde rumpelten wir über Sandwege dahin, Titus wurde von dem Geschaukel recht schnell müde und verschlief die erste Hälfte der Fahrt auf meinem Arm. Bald erreichten wir dann die Landstraße, die ab diesem Abschnitt sogar recht ordentlich befahrbar war. Aus uns völlig schleiferhaften Gründen fuhr unser Fahrer ab hier stoisch maximal 60 km/h, so dass sich die 260 km bis Ulan Bator endlos in die Länge zogen. Auf unsere Frage, ob es hier eine Geschwindigkeitsbeschränkung gebe, hieß es, man dürfe außerorts in der Mongolei stets 80 km/h fahren, aber eine Erklärung für die Schleicherei gab es nicht. Draußen regnete es immer wieder, der Himmel war grau, so dass wir selbst bei der kurzen Mittagspause nicht aus dem Auto aussteigen wollten und unsere Lunchpakete lieber drinnen verspeisten.

Endlich, endlich, nach etwa 6 Stunden Fahrt, bogen wir in die Einfahrt zum Hotel ein. Norman, der ja sonst sehr entspannt ist, war fix und fertig wegen der seltsamen Fahrweise (je näher wir dem Ziel kamen, desto langsamer wurde das Auto...), und die letzte halbe Stunde durch den dichten Stadtverkehr Ulan Bators trug auch noch dazu bei, den Mongolen grundsätzlich katastrophale Fahrkenntnisse und Straßenverhältnisse zu unterstellen.
Es war also bereits 16 Uhr, als wir im Hotel eincheckten, unser Zimmer bezogen und uns einrichteten. Titus schnappte sich wieder sämtliche Fernbedienungen und führte damit wichtige Telefonate, er war wieder einmal der einzige, dem die lange anstrengende Fahrt offenbar nichts anhaben konnte. Als wir ein paar Minion-Videos anguckten, schrie er plötzlich lauthals "banana!!!!" - na toll, "Mama" klappt immer noch nicht.

Endlich konnten wir wieder den Kinderwagen benutzen, setzen Titus hinein und steuerten nach kurzem Supermarktabstecher das Restaurant "California" an. Das Essen hier war lecker, die Portionen allerdings riesig, so dass sich der kleine Kerl fleißig durch Gurkensalat, Tomatensuppe, Pommes und Gemüse futtern konnte. Anschließend wollte er unbedingt mehrere Runden durch's Lokal spazieren, dabei hielt er an jedem einzelnen Tisch an und ließ sich von den begeisterten Mongolen bewundern und bespaßen und vom Kellner herumführen. Das wird eine große Umstellung für ihn, wenn wir wieder zuhause sind, fürchte ich.

Unsere erste Nacht im Hotel war wieder einmal sehr unruhig, es war viel zu warm, so dass wir dauernd die Klimaanlage ein- und wieder ausschalten mussten, dazu wollte Titus unbedingt wieder mittig in unserem Bett schlafen. In der Jurte waren die Nächte deutlich erholsamer!
Nach dem Frühstück stiegen wir ins Taxi und ließen uns zum sog. "Winterpalast" Bogd Khan fahren, der inmitten einer vielbefahreren Kreuzung im Schatten von gigantischen Hochhäusern steht und seit kurzem restauriert wird.

Hier spazierten wir als einzige Besucher durch die verschiedenen Tempel, die eindeutig chinesisch geprägt waren, bestaunten viele, viele Buddha-Darstellungen, und besichtigten danach im eigentlich Palast des letzten mongolischen Königs die Gemächer, in denen er zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelebt hatte, seine Bekleidung und seine Sammlung ausgestopfter Tiere. Am beeindruckendsten war wohl die Jurte, die aus den Fellen von 150 Leoparden genäht war, und die der König zum 25. Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Titus hüpfte die ganze Zeit vergnügt auf meinem Rücken umher.
Nachdem wir mit dem Taxifahrer, der uns zurück zum Hotel chauffiert hatte, noch kleinere Streitigkeiten wegen des Fahrpreises ausgefochten hatten, ging es wieder einmal auf einen Spielplatz, die gibt es hier nämlich tatsächlich an jeder Ecke, das ist wirklich toll hier!


Zum Mittagessen kehrten wir uns nahe gelegenene "Grand Khan Irish Pub" ein (die Mongolen sind große Fans von Pubs und Bier!), wo wir Titus mit den Resten vom gestrigen Abendessen fütterten (ja, schon wieder Pommes und Gemüse) und er dann komatös im Kinderwagen schlief, während Norman und ich in Ruhe einen Milchshake tranken, lasen und im Internet herumstöberten.
Wir hatten noch überlegt, ob es wohl noch etwas zu besichtigen gibt in Ulan Bator, aber da uns das Nationalmuseum und die verschiedenen Kunstgalerien nicht soooo sehr interessieren und wir alle sonstigen Sehenswürdigkeiten bereits besichtigt haben, ist es wohl gut, dass wir morgen früh abreisen...

23.6.15

Wanderung - Tag 3 im Delger-Jurtencamp

Das Wetter hat heute ein bisschen ein Einsehen mit uns, am Morgen bedecken ein paar Wölkchen den Himmel und es ist auch nicht ganz so heiß. Genau richtig also für unsere geplante Wanderung auf den Berg direkt hinter den Jurten. Gemeinsam mit Zee steigen wir zügig bergauf, es geht vorbei an dornigen Büschen und über die Hinterlassenschaften der Ziegen und Schafe hinweg. Irgendwann wird es steinig und steil, dank des Windes ist es einigermaßen angenehm, und Titus brabbelt auf meinem Rücken ohne Unterlass vor sich hin.
Nach einer Dreiviertelstunde erreichen wir den Gipfel, dort befindet sich wie so oft hier ein "Ovoo", ein schamanistisch bedeutsamer Ort, dem gehuldigt wird, indem dort ein Steinhaufen errichtet wird, der dann dreimal umrundet werden muss - nur von Männern übrigens. Bienen und Fliegen summen herum, die Aussicht ist grandios: direkt unter uns liegt das Jurtencamp, auf der anderen Seite ist die große Sanddüne in voller Länge zu sehen und hinten am Horizont erkennt man gerade noch die Landstraße.


Guide Zee ist nun bereits zum dritten Mal auf diesem Gipfel, da er jeden Abend zum Telefonieren hier herauf steigt - nur hier ist Handyempfang zu bekommen.  Danach eilt er dann immer hektisch hinunter, da er Angst vor den vielen Wölfen hat, die sich hier herumtreiben. Deshalb wird auch jeden Abend das Vieh wieder eingesammelt und eingepfercht.
Wir fotografieren ein bisschen, Titus sitzt derweil auf der Decke und wirft mit Steinchen umher, dann geht es wieder hinab. Um kurz vor zwölf Uhr erreichen wir unsere Jurte, gerade rechtzeitig, denn nun scheint die Sonne und es wird schon wieder sehr heiß.



Das Mittagessen heute ist wie so oft wieder russisch-mongolisch gemischt: nach einem Karottensalat gibt es eine sehr leckere Borschtsch-Suppe, dazu mit Gemüse gefüllte Hefeteigknödel. Alles sehr lecker, wie immer viel zu viel und auch wie immer isst Titus von allem eine ordentliche Portion.

Ich verschwinde in die Jurte, deren Dach Norman geschlossen hat, denn die Wolken sind zurück und es tröpfelt sogar ein bisschen. Titus bleibt derweil im Essenszelt mit den Kindern, die stundenlang mit ihm an der Hand herumspazieren, bis er auch irgendwann erschöpft ist, so dass wir alle gemeinsam ein Nachmittagsschläfchen halten. Geweckt werden wir von der vorbeiziehenden Ziegenherde, die wir durch die offene Tür sehen können. Titus setzt sich im Bett auf, zeigt darauf, macht "Mäh!" und will seinen Nachmittagssnack.
Wir bekommen eine Schüssel Joghurt, den hier alle Mongolen selbstmachen und stets vorrätig haben, außerdem teilt sich Titus Kekse und Rosinen mit den drei Mädchen, die alle drei in großes "Aaaah" ausbrechen, als ich ihnen noch unseren Block und unsere Buntstifte zum Spielen gebe. Gestern konnte ich schon mit den Luftballons großen Eindruck schinden. Die Mädchen spielen so unfassbar geduldig mit unserem kleinen Mann, der ihre Aufmerksamkeit natürlich genießt, nur der kleine viermonatige Junge ist ihm ein bisschen unheimlich, zumindest hält er sich von dem Baby immer fern.

So vergeht der Nachmittag mit Tee trinken, spielen, lesen, die Ziegen draußen beobachten und vor allem malen, bis es Zeit für's Abendessen ist. Die drei Mädchen sind mitsamt Titus alle so vertieft in ihre Malerei, das ist so herrlich anzuschauen. Wir bekommen von der Großen, der 10jährigen Tsylmyyn, sogar ein signiertes Gemälde geschenkt, das sie verschämt in unserer Jurte versteckt!


Nach dem Essen nehmen wir in der neu aufgebauten Duschjurte noch eine Dusche, hier wurden mit Plastikplanen kleine Kabinen abgeteilt, dort steht wieder der uns schon vom Trek bekannte Kanister mit Pumpfunktion und Schlauch bereit. Das klappt wunderbar!

Mal schauen, ob wir heute einen ruhigeren Abend haben werden. Gestern konnte Titus bis halb elf nicht einschlafen, sondern lag einfach im Bett, erzählte vor sich hin, kullerte von oben nach unten, wollte kuscheln, bis er irgendwann müde war. Dabei war er so zuckersüß, dass wir nicht einmal ungeduldig wurden mit ihm, sondern uns einfach mit ihm hinlegten, ein bisschen lasen, ein bisschen sangen und abwarteten, bis er bereit zum Schlafen war. Zuhause wären wir sicher relativ schnell genervt gewesen, aber hier spielt es schlichtweg keine Rolle - das ist Urlaubsentspannung!

Tag 1 und 2 im Delger-Jurtencamp

Nun wohnen wir bereits in der dritten Jurte, das macht wirklich Spaß und wir überlegen bereits, uns auch irgendwann einmal so eine tolle portable Unterkunft anzuschaffen! Es ist Nachmittag, die Sonne brennt auf's Dach und meine Männer halten ein Schläfchen.

Dieses Camp, "Delger" genannt, haben wir gestern gegen 14 Uhr erreicht, es liegt mitten in den Bergen, direkt am Fuß einer Felswand und nur umgeben von sandiger Erde, ein paar Sträuchern und vielen, vielen Ziegenherden. 

Wieder haben wir eine schnuckelige Dreibett-Jurte für uns, außer uns ist nur noch ein indisches Ehepaar anwesend, außerdem die beiden Familien, die hier arbeiten, und die wunderbarerweise insgesamt vier Kinder zwischen 4 Monaten und 10 Jahren haben.

Bereits nach unserer Ankunft hat Titus dicke Freundschaft mit dem ältesten Mädchen geschlossen und den gesamten Nachmittag damit verbracht, mit ihr zu spielen. Sie ist sichtlich erfahren in der Kinderbetreuung, achtet liebevoll darauf, dass er sich nirgendwo anstößt und trägt ihn geduldig umher, und er himmelt sie dafür an und lacht sich kaputt, wenn sie ihn kitzelt. Der kleinste im Bunde wird meistens ohne Windel herumgetragen und lächelt ein zahnloses Lächeln.


Das Camp ist momentan noch nicht fertig aufgebaut, es stehen erst 5 Jurten, der Rest ist im Aufbau, es gibt auch noch keine Duschmöglichkeit, die Toiletten sind in einem Holzverschlag einen kleinen Fußmarsch entfernt. Bei meinem ersten Besuch dort wurde ich gleich attackiert, denn in der Verkleidung der Tür nistet offenbar eine Vogelfamilie, die mich verscheuchen wollte. Es ist absolut ruhig hier, außer ein bisschen Vogelgezwitscher, Fliegengesumm, Windböen und vereinzeltes Meckern der Ziegen ist absolut nicht zu hören. Es ist nicht ganz so komfortabel hier wie zB in Jalman Meadows, aber die Umgebung macht alles wett.
Das Wetter ist hochsommerlich, es ist heiß, in den Mittags- und frühen Nachmittagsstunden fast schon zu heiß, um draußen zu sein, da es kaum Schatten gibt. Also halten wir uns seit dem Mittagessen in unserer Jurte auf und warten auf ein wenig Abkühlung.


Der Abschied vom letzten Camp nahe des Dorfes Kharakhorum fiel zumindest Titus schwer, er wollte sich gar nicht von den lustigen Angestellten dort trennen. Jedes Mal, wenn ich ihn holen wollte, warf er sich wieder einem der jungen Männer in den Arm und klammerte sich an dessen Hals fest. Als wir dann endlich losfahren konnten, standen auf dem Parkplatz mindestens zehn Mongolen und winkten zum Abschied.
Diesmal bewahrheitete sich die Fahrtzeit-Prognose unseres Guides einigermaßen. Zwar gab es bereits zu Beginn ein paar Verzögerungen, da wir uns im Supermarkt noch mit ein paar Vorräten eindecken wollten und das aufgesuchte Lädchen noch geschlossen war. Aber kurz darauf bog die Besitzerin um die Ecke und wir konnten uns mit Wasser und Joghurt versorgen. Während des Wartens probierte ich spaßeshalber mal, ob Titus' Schühchen noch passten, und musste zu meinem Schrecken feststellen, dass diese bereits viel zu klein geworden waren. Armes Kind! Die nächstgrößeren Schuhe sind im Koffer in Ulan Bator, da ist jetzt für die nächsten Tage Barfußlaufen angesagt...
Los ging die Fahrt über die gewohnt abwechselnd super geteerte und dann wieder aus Schotter bestehtende Landstraße. Es staubte, Titus konnte im Kindersitz nicht schlafen, weil es viel zu holprig war, also nahm Norman ihn auf den Arm. Endlich, nach 2 Stunden Fahrt, erreichten wir das Zwischenziel, eine riesige Sanddüne, die sich über mehrere Kilometer erstreckt. Dort bog der Fahrer von der Straße ab und holperte auf Feldwegen und an Kamelherden und freilaufenden Pferden vorbei bis zu einem netten Plätzchen. Wir breiteten eine Decke aus und machten ein nettes Picknick; leider war der Wind so heftig, dass wir alle mehr oder weniger paniert wurden und es zwischen den Zähnen knirschte. Titus gefiel das Spielen im Sand so gut, dass er von Kopf bis Fuß und sogar in den Ohren sandbedeckt war.
Eine relativ kurze Wegstrecke stand uns noch bevor, wir holperten wieder über Sandpisten quer durch die Landschaft, bis wir endlich vor uns Felsen und einige Jurten ausmachen konnten. Bald bogen wir auf den Parkplatz des Delger-Camps ein und bezogen unsere neue Unterkunft für die nächsten drei Nächte. Als wir unsere Rucksäcke auspackten und uns einrichteten, stand urplötzlich eine Ziege mitten in der Jurte und besah sich neugierig unsere Klamotten.
Guide Zee ist offensichtlich gerne in diesem Camp, er liebt das Essen, das tatsächlich wirklich gut und vor allem üppig ist. Zum Abendessen gab es Salat, Suppe, Hauptgang und Nachspeise, alles auch nach Titus' Geschmack.

Heute morgen bestand Titus darauf, bereits um 7 Uhr hellwach zu sein und saß in die Hände klatschend neben mir. Bis wir fertig herumgetollt und gespielt hatten, war's dann fast schon Zeit für's Frühstück. Draußen schien die Sonne, und der Blick über die weite Landschaft und die Berge rundherum war fantastisch!
Beim Frühstück kümmerten sich diesmal unser Guide, unser Fahrer und auch die beiden indischen Touristen am Nebentisch so liebevoll um Titus, dass Norman und ich in Ruhe eine zweite Tasse Kaffee trinken konnten.
Gegen 10 Uhr setzten wir uns ins Auto und rumpelten 20 Minuten lang um das Felsmassiv herum, da sich auf dessen Rückseite eine kleine Klosteranlage befindet. Diese besichtigten wir ausgiebig, wieder gab es unzählige Buddhadarstellungen zu sehen, verschiedenen kleinere und größere Tempel, die aber zum Teil entlang des Berges stehen, so dass wir ein bisschen herumklettern mussten. Außer uns und einer älteren Frau, die anscheinend die Aufpasserin hier ist und die gleich Titus an den Füßchen abkitzelte, war keine Menschenseele zu sehen, von den fünf hier lebenden Mönchen erst recht nicht. Friedlich ist es, der Blick hinaus ins Tal ist einzigartig, auch hier ist schwer vorstellbar, dass vor nicht einmal 80 Jahren die gesamte Anlage zerstört und die Mönche getötet wurden...


Titus bekommt noch eine Banane verfüttert (eine "dadada", das ist außer "Papa" das einzige erkennbare Wort, das er bislang spricht), und zurück geht es ins Camp. Titus darf noch eine Runde mit den Kindern hier spielen, dann gibt es schon Mittagessen, und wir werden mit Kartoffelsalat, Suppe und Nudeln mit Gemüse verköstigt. Zwischen den Gängen krabbelt Titus zwischen den Tischen herum, wird von allen Anwesenden auf den Arm genommen, vor allem der Inder herzt ihn bei jeder Gelegenheit. Als er in die Küche verschwinden will, rennen ihm gleich drei Erwachsene hinter her, während Norman und ich am Tisch sitzen und essen. Es ist schön, dass sich hier auch andere Menschen verantwortlich für Titus fühlen, das entlastet sehr und wäre wohl bei uns nicht so ohne weiteres denkbar. Vor allem unser Fahrer kümmert sich sehr lieb um den Kleinen, er nutzt wohl auch die Gelegenheit, vom Esstisch zu verschwinden, denn er ist sehr wählerisch in der Auswahl seiner Speisen: er pickt sich stets alle Fleischstücke heraus und isst eventuell noch ein wenig Kartoffeln oder Nudeln, aber der Sinn von Gemüse scheint ihm völlig unklar zu sein...

Buddha über Buddha

Als um 6 Uhr eine Angestellte unsere Jurte betritt und den Ofen einheizt, ist Titus hellwach und lässt sich leider nicht mehr zum Schlafen überreden. Na gut, dann wird eben gespielt, Bilderbuch angeguckt, und endlich ist auch Frühstückszeit. Leider kommt aus der Dusche kein Wasser, so dass ich dringend Kaffee brauche, um halbwegs wach zu werden. Das Frühstück ist nicht ganz so üppig wie bisher, aber zum Glück haben wir immer noch einige Päckchen von Frühstücksbrei aus Russland, den mag Titus immer noch sehr gerne, danach passt aber noch ein Marmeladenbrot und ein Pancake in den Magen.

Eine Stunde später brechen wir mit unseren zwei Begleitern auf zum heutigen Tagesprogramm. Bevor wir den Klosterbesuch angehen, brauchen wir aber dringend Bargeld, und zum Glück gibt es in diesem winzigen Kaff sogar Geldautomaten. Der erste funktioniert allerdings schon mal nicht, egal, mit welcher Karte, wahrscheinlich ist er leer. Also auf zum nächsten, der ist auch "außer Betrieb", steht aber in einer Bank. Dort informiert man uns, dass dieser ebenfalls leer sei, aber gleich aufgefüllt werde. "Gleich" ist dann halt erst 10 Minuten später, während des Auffüllens geht die Angestellte auch nochmal weg und lässt die Geldkassetten solange einfach neben dem offnen Gerät stehen. Egal, das Abheben klappt, und so stehen wir um 10 Uhr endlich vor dem großen "Erdenezuu"-Kloster.
Dessen Außenmauer zieren 108 Stupas (Stupen? Stupi?), also jedenfalls buddhististische Heiligtümer. 


Innen ist von der ehemals riesigen Klosteranlage nicht mehr viel übrig, nachdem in den 1930er Jahren die meisten der 2000 lebenden Mönchen ermordet worden sind. Nun beherbergt die wiederaufgebaute Schule noch etwa 30 Mönche. Die sind aber genau heute auf einem Ausflug, so dass wir leider nicht an der Morgenzeremonie teilnehmen können. Egal, bei mir verursacht der Geruch der dabei brennenden Butterkerzen eh immer ein wenig Übelkeit.
Wir bekommen eine Führung durch die verschiedenen Tempel, das zieht sich ein wenig, da die Führerin kein Englisch spricht und Zee deshalb alles für uns übersetzen muss. Außerdem nehmen beide ihren Job sehr ernst, jedes Abbild einer Buddha-Reinkarnation wird uns akribisch erläutert, jede Statue und jede Ausschmückung erklärt. Zumindest Titus findet die Abbildungen von Pferden und Kühen sehr reizvoll und muht lautstark vor sich hin.

Leider ist hier sonst nicht allzu viel zu sehen. Dschingis Khan errichtete auf diesem Gelände im 13. Jahrhundert zwar seine Haupstadt, doch es sind bislang nur wenige Ruinen und Fundstücke geborgen worden, unter anderem von einem deutschen Archäologen-Team. Diese Ausgrabungsfunde besichtigen wir im 2011 neu errichteten Museum, das ebenso wie der Tempelkomplex praktisch menschenleer ist. 


Das Museum ist nicht allzu groß, immerhin gibt es ein Modell der ehemaligen Hauptstadt und von Dschingis Khans riesiger Palastjurte. Titus schläft währenddessen ungestört in der Manduca auf meinem Rücken.

Zum Mittagessen kehren wir ins Camp zurück und verbringen dort einen gemütlichen Nachmittag. Ein Ausflug zum nahe gelegenen Fluß, zu dem uns Zee rät, scheitert zwar daran, dass der Fluß im Moment kein Wasser führt. Aber so füllen wir kurzerhand wieder die Wasserschüssel und Titus badet neben unserer Jurte stundenlang, begeistert beäugt von den Angestellten und Gästen. Wir sitzen auf einer Bank daneben in der Sonne, trinken Kaffee, schreiben Postkarten und lesen. Es ist sehr heiß, aber der Dauerwind sorgt für angenehme Temperaturen.

Zum Abendessen bekommen Titus und ich statt des Gulaschs eine Portion Sojaschnetzel, das ist lecker und wird hier wohl "monk meat" genannt, da die buddhistischen Mönche ja auch kein Fleisch essen dürfen. Umso verwunderlicher, dass die vegetarische Küche hier so ein Schattendasein führt. Zum Nachtisch gibt es mongolischen Joghurt, davon verputzt Titus sehr zur Belustigung der Umsitzenden gleich seine und meine Portion, und wuselt danach fleißig durch's Restaurant.
Als der kleine Mann endlich schläft, gucken Norman und ich noch eine Folge "Sherlock" auf dem Laptop und trinken dazu ein Tiger-Bier. Zum Zähneputzten geht's danach wieder nach draußen, um 23 Uhr ist es immer noch hell und zum Glück nach wie vor sehr warm - die kältesten Nachte haben wir definitiv hinter uns!

Frag' nie einen Mongolen nach der Ankunftszeit

Heute haben wir nicht so viel Glück mit der mongolischen Mentalität. Nach einer unruhigen Nacht in einem viel zu warmen Hotelzimmer und einem Titus, der das Konzept des Alleinschlafens verlernt hat, breche ich gegen halb zehn auf, um schnell bei der nahe gelegenen Wäscherei unsere Klamotten abzuholen. Dort finde ich die Tür leider verschlossen vor. Nach zwanzigminütiger Warterei, die ich mir mit einem Gespräch mit zwei ebenso wartenden Australiern vertreibe, düse ich erst einmal ins Hotel zurück. Dort checken wir aus, denn unser Guide Zee und Fahrer Irca, die uns die nächsten 6 Tage begleiten werden, warten schon auf uns. Wir schildern ihnen die Wäscherei-Misere und fahren gemeinsam noch einmal da vorbei. Immer noch geschlossen, das ist schlecht, denn sämtliche "Outdoor-Klamotten" sind drin im Laden. Also versucht der Guide eine Stunde lang, unter der angegebenen Telefonnummer jemanden zu erreichen. Irgendwann hat er Glück, spricht mit der Chefin, die aber unerklärlicherweise keinen Schlüssel hat. Die beiden Angestellten bleiben verschollen, sind "wahrscheinlich betrunken", das käme öfter vor. Nach ewigem Hin und Her brechen wir um halb zwölf ohne frische Wäsche endlich auf; jemand aus der Reiseagentur wird sein Glück im Lauf des Tages noch einmal versuchen und unsere Kleidung dann im Jurtencamp Delger hinterlegen, das wir in zwei Tagen erreichen werden...

Zee spricht davon, dass wir gegen 16 Uhr die ehemalige Hauptstadt Kharakhorum, gut 350 km westlich von Ulan Bator gelegen, erreichen werden. Die ersten paar Stunden Autofahrt im Minivan gehen denn auch zügig voran, die Landstraße ist halbwegs ordentlich geteert, es ist kaum Verkehr. Kilometerweit sieht man nicht als Grassteppe, hin und wieder Viehherden, vereinzelte Jurten, sonst: nichts. Kein Baum, kein Strauch, kein Schatten. Und das bei bald 30 Grad, Sonnenschein, wolkenlosem Himmel - die Mongolei macht ihrem Werbespruch "The country with the blue sky" alle Ehre. Um die Mittagszeit bremst der Fahrer scharf ab, fährt auf die Steppe und hält ein paar Meter von der Straße entfernt, hier machen wir also Mittagspause. Es ist viel zu heiß, also essen wir schnell unsere Sandwiches auf, füttern Titus mit den vom Restaurantbesuch gestern abend vorsorglich eingepackten Spaghetti und fahren weiter.
Es wird ein wenig hügeliger, und immer heißer; wir fahren natürlich ohne Klimaanlage. Am Nachmittag, 250 km sind geschafft, bricht auf einmal die asphaltierte Straße ab, Schlaglöcher in Badewannengröße tun sich auf, die umständlich umfahren werden müssen, und bald ist nur noch Schotterweg zu sehen, und wir werden ordentlich durchgeschüttelt. Dementsprechend brauchen wir für die restlichen Kilometer noch einmal ewig, denn mehr als 30-40 km/h sind nicht drin. Leider hält sich sowohl der Fahrer als auch der Guide mit verlässlichen Zeitangaben zurück, immer wieder ist die Rede von "1 hour". Erst am Abend gestehen sie uns, dass Mongolen aus Aberglaube nie die richtige Reisezeit angeben, damit würde man das Schicksal (Platten, Motorschaden oder ähnliches) nämlich herausfordern.

Ich bin fix und fertig, als wir gegen halb sieben, nach ein paar Verfahrern, endlich auf den Parkplatz des "Munkh Tenger"-Jurtencamps einbiegen. Alle Insassen steigen nach der siebenstündigen Fahrt wie gerädert aus. Alle? Nein. Titus fängt an zu juchzen, sobald er im Kindersitz abgeschnallt wird, winkt begeistert den draußen bereits wartenden Angestellten zu, die uns beim Ausladen helfen wollen, und wirft sich dem erstbesten Mongolen in die Arme, hüpft herum und ist energiegeladen wie eh und je. Tapfer!

Das Camp ist direkt am Rand des Dorfes Kharakhorum gelegen, es besteht aus gut 20 bis 30 Jurten, die innen einigermaßen hübsch mit Laminat und außen mit Betonwegen ausgestattet sind. Es gibt ein Klo- und Duschhäuschen, das jeder Alpenvereinshütte Ehre machen würde, außerdem ein recht großes Restaurant mit Terrasse - also alles ein wenig "urbaner" als unser letzter Jurten-Aufenthalt.


Schon wartet das Abendessen auf uns, wieder einmal bekommt Titus ein vollständiges dreigängiges Menü serviert, von "Kinderportionen" scheint man hier nix zu halten. Zur großen Freude gibt es nach dem Gurken-Tomaten-Salat wieder einmal die mongolische Form der Dumplings, genannt "Bhuuz", wahlweise mit Hackfleisch oder mit Gemüse gefüllt. Interessant finde ich es übrigens, dass es überall auf der Welt eine Form von gefüllten Teigtaschen gibt, seien es Samosas, Pelmenis, Jioazi oder Maultaschen...

Ich brauche dringend ein Bier, und praktischerweise tritt just heute abend im Restaurant noch eine einheimische Musikgruppe auf. 

So bleiben wir gemütlich sitzen und lauschen den fremdartigen Klängen von Pferdekopf-Fiedel, Trommeln, Hackbrett, Zither und dem Kehlkopfgesang der traditionell gekleideten Musiker. Titus sitzt gebannt auf Normans Schoß, gibt keinen Ton von sich und kann den Blick nicht abwenden, vor allem die Tänzerin gefällt ihm sehr gut. 

Um halb zehn dann stecken wir den kleinen Mann endlich ins Bett, während es draußen gerade mal langsam zu dämmern beginnt.

17.6.15

Rückkehr in die Zivilisation

Und tatsächlich habe ich es geschafft, um 1:30 Uhr heute nacht stand ich vor unserer Jurte und konnte den spektakulären Sternenhimmel, dessen Anblick von keinerlei Lichtquellen beeinträchtigt wurde, bestaunen, während um mich herum absolute Ruhe herrschte.
Wie immer an Abreisetagen schläft Titus wie ein kleines mongolisches Murmeltier bis 8 Uhr, so dass wir heute erst spät zum Frühstück erscheinen. Den Vormittag verbringen wir mit Packen, in der Sonne sitzen, sich mit Erde vollsauen (--> Titus) und in der Bibliothek sämtliche Schachfiguren zu verstecken (--> Titus), bis der Gong zum Mittagessen ruft. Erfolgreich konnten wir den kleinen Kerl von seinem Vormittagsschläfchen abhalten, damit er schön brav im Auto schläft. Der Plan geht auch ganz gut auf, schon beim Essen ist er so müde, dass er mit seinem Nachtischkeks in der Hand fast auf dem Stühlchen wegdämmert. Also schnell die Jurte ausgeräumt, ein letzter Blick unter alle Betten geworfen, und dann folgt natürlich noch der Abschied von den ganzen Angestellten des Camps, von denen jede Titus noch einmal ein Küsschen geben und ihn auf dem Arm halten will.

Wir steigen in einen Jeep, unser Fahrer hat sogar wieder einen Kindersitz organisiert, und Titus fallen schon nach fünf Minuten Fahrt die Augen zu. Leider ist die Strecke über die ausgewaschenen Feldwege so holprig, dass er hin- und hergeworfen wird und nicht richtig schlafen kann, das macht ihn nach einer Weile ziemlich wütend. Ich erbarme mich, hole ihn aus dem Sitz, und auf meinem Schoß schläft er dann durchgerüttelt, bis wir nach gut 1 1/2 Stunden die geteerte Schnellstraße erreichen und ich ihn wieder im Kindersitz verstauen kann. Das müssen wir ihm zuhause dringend wieder abgewöhnen.
Leider verpasst der kleine Mann, wie wir Herde um Herde von Pferde und Kühen passieren, die hier in der Mongolei alle frei, d.h. ohne Zäune gehalten werden. Angeblich wissen die Besitzer immer genau, wo sich ihre Herde befindet, und die Tiere kommen auch regelmäßig wieder von alleine zurück.
Immer mal wieder steht eine halbe Schafherde oder ein Kälbchen mitten auf dem Weg, aber unser Fahrer lässt sich davon nicht erschüttern und fährt gekonnt drumherum. Trotz zügigen Fahrens schafft er trotzdem nur etwa 30-40 km/h.

Deshalb sind wir alle froh, als wir die Teerstraße erreichen. Immer dichter wird der Verkehr, je näher wir Ulan Bator kommen, immer größer werden die Häuser- und Jurtenansammlungen am Straßenrand. Nach einer Woche in der Abgeschiedenheit kommt es mir der Anblick der von Wellblechzäunen eingesperrten Jurten noch trauriger vor, die passen in die freie Natur viel besser als hier direkt in den Straßenstaub. Am Wegrand verkaufen Straßenhändler büschelweise Frühlingszwiebeln und Bärlauch, den gibt es hier wohl massenhaft.

Endlich sehen wir vor uns die Hauptstadt mit ihren unzähligen Baustellen, Kränen und halbfertigen Hochhäusern; Ulan Bator boomt ganz offensichtlich! Nach etwa 3stündiger Fahrt stehen wir wieder vor dem Hotel Bayangol, Titus wird vom Türsteher namentlich begrüßt, und wir beziehen ein Zimmer im 10. Stock. Norman macht sich gleich auf den Weg zur Wäscherei um die Ecke, damit unsere Klamotten bis zur Abfahrt morgen früh fertig sind, Titus räumt derweil das Hotelzimmer um und ich schaue mal im Internet nach dem rechten.

Als wir gegen 18 Uhr das Hotel verlassen, hat es draußen sicherlich fast 30 Grad, der Hochsommer ist da, und auf den Straßen und Gehwegen ist gleichermaßen viel los. Titus sitzt in seinem Kinderwagen und ist bestimmt etwas erstaunt über den ganzen Verkehrslärm um ihn herum. Wir schlängeln uns durch Menschenmassen bis hin zum großen State Department Store, wo wir Postkarten, Windeln und Bananen erstehen, um für die kommenden Tage gerüstet zu sein. Anschließend finden wir endlich das vegane Restaurant "Luna Blanca", und kehren dort ein. Die Bedienungen betonen alle mehrfach, sehr kinderfreundlich zu sein, schleppen Kinderstuhl und ein Kindermenü für Titus an, und so genießen wir das feine Essen.
Beim Spaziergang zurück im Hotel entdeckt Norman an einer vielbefahrenen Straße die Hauptpost, und ich erstehe dort abends um kurz vor 21 Uhr bei einer ausgezeichnet Englisch sprechenden Angestellten noch Briefmarken - das nenne ich Service!

Nun verbringen wir also eine Nacht im Hotel, morgen früh geht es mit Jeep und Fahrer auf eine 6tägige Rundfahrt durch von uns noch unentdeckte mongolische Landschaft, auch wenn wir uns gerade nicht mehr genau erinnern können, wohin genau die Tour uns führen wird...

Jurtenglück und Halbzeitbilanz

Nun ist schon der letzte Abend im "Jalman Meadows"-Camp angebrochen, morgen nach dem Mittagessen geht es zurück nach Ulan Bator.
Wir sind nun bestens erholt, denn unternommen haben wir nicht allzu viel hier. Ich war gestern nachmittag ein Stündchen Wandern, bin auf einen nahen Hügel marschiert, um die Aussicht zu genießen, und Norman hat heute eine Runde mit einem geliehenen Mountainbike gedreht. Sonst saßen wir zumeist auf den Liegestühlen draußen vor der Jurte, haben fleißig Postkarten geschrieben, Titus durfte täglich in einer Schüssel voll Wasser in der Sonne plantschen, und dazwischen gab's in regelmäßigen Abständen leckeres Essen.

 
Die Küchenhilfe Dulguun busselt Titus nach wie vor jedes Mal ab, wenn sie ihn sieht, heute abend hat der kleine Kerl nach dem Essen sogar noch eine Extraschüssel frisch gemachten Joghurt von ihr bekommen, den er mit Genuss vom Löffel geschleckt hat, und zur Belohnung hat er ihr dann auch sogleich vorgeführt, dass er ein paar Schritte alleine gehen kann. Das wird ein schwerer Abschied morgen!

Abends haben Norman und ich mit einem Bier in der Hand ein bisschen Serien auf dem Notebook geguckt und leider immer noch jeglichen Sternehimmel verschlafen. Auf das nächtliche "Einheizen" haben wir ab der zweiten Nacht verzichtet, denn so eine Jurte hält auch ohne Feuerchen immer noch deutlich wärmer als ein Zelt, und morgens scheint täglich die Sonne durch die Dachluke.

Außer uns sind nach wie vor nur drei andere Gäste auf dem Gelände, die Saison geht wohl erst ab Juli richtig los und ist dann im September, wenn mit den ersten Schneefällen zu rechnen ist, auch schon wieder vorbei...

Da sonst nicht viel zu berichten ist, muss ich jetzt mal "Halbzeitbilanz" ziehen, denn die ersten vier Wochen unserer Reise liegen erstaunlicherweise schon hinter uns. Wir sind sehr erstaunt, wie unkompliziert alles mit Titus läuft. Wahrscheinlich ist es aber eine ganz gute Idee, mit einer solchen Reise zumindest zu warten, bis ein Kind halbwegs richtiges Essen verträgt. Denn immerzu Fläschchen zu sterilisieren oder Brei zu kochen, wäre wohl nicht so einfach zu gewesen...
Was uns außerdem erfreut, ist, dass Titus hier momentan so gut schläft wie nie zuvor. Oder kommt es uns nur so vor, weil wir einfach viel entspannter sind und es völlig egal ist, ob er um halb neun oder neun ins Bett geht? Ich merke jedenfalls, dass ich ohne "Zeitdruck" viel geduldiger mit dem kleinen Kerl bin, und wenn es zB ums Einschlafen geht, und siehe da: plötzlich ist alles überhaupt kein Problem mehr, wenn er tagsüber oder abends müde ist, legt er sich hin und schläft ein. Ob wir das so zurückgekehrt in den Alltag wohl beibehalten können?
Jedenfalls genießen wir es sehr, dass wir soviel Zeit miteinander verbringen können, und ich glaube, dass auch Titus sehr davon profitiert, dass immer jemand Zeit hat, mit ihm zu spielen und sich mit ihm zu beschäftigen. Auch wenn er sich später nicht mehr an diesen Urlaub erinnern wird: trotzdem toll, dass wir so eine Reise zusammen machen können!

So, nun stelle ich mir mal den Wecker, damit ich heute nach wenigstens mal einen kurzen Blick rauswerfen kann!

Mongolisches Idyll im Jurtencamp

Am letzten Tag unseres Yak-Treks, nach einer halbwegs erträglichen Nacht dank Wärmflasche, dicken Decken und vielen Schichten Klamotten, erwachen wir gegen 7 Uhr, als die Sonne unser Zelt bescheint und wir endlich keine kalten Nasen mehr haben. Titus krabbelt zu mir, wir liegen noch eine Weile im Bett, muht im Takt mit den Yaks draußen, und wir gucken den Käferchen zu, die außen an der Zeltwand entlang krabbeln.
Heute ist es tatsächlich bereits schon beim Frühstück so warm, dass wir ohne Jacke draußen sitzen können. Titus verspeist eine komplette Portion "Kash" (eine Art mongolischer Griesbrei mit Milch und Butter), ein Marmeladebrot, und verschwindet anschließend mal wieder mit den mongolischen Helfern. In den letzten Tagen haben diese so immer dafür gesorgt, dass Norman und ich in Ruhe essen können.
Diesmal geht es nach dem Frühstück daran, unser Gepäck zu verstauen und sämtliche Zelte sowie die Jurte abzubauen. Inzwischen ist der klapprige Bus angekommen, der die beiden Amerikaner, die Ausrüstung und einige der Helfer zurück nach Ulan Bator bringen soll. Titus wird während des ganzen Trubels von einer netten Mongolin umhergetragen, die ihn sogar auf das Motorrad eines der Yak-Treiber setzt (der darauf mächtig stolz ist und immer wieder kleine Runden damit dreht), und würdigt uns keines Blickes mehr...


Bald ist alles im Bus verstaut, der gemeinsame Abbau der Jurte geht inzwischen schon geübt vor sich, dann gibt es noch ein Abschiedsfoto (man ruft hier dabei natürlich "Dschingiiiiis"), und nachdem Titus noch von der Köchin und Guide Tamir, der sich als erstklassiger Babysitter entpuppt hat, ordentlich geknuddelt worden ist, fährt der Bus ab.
Wir "Übriggebliebenen", d.h. Norman, Titus und ich sowie die drei Yaktreiber und die Küchenhilfe Dulguun, verladen die Jurte und unser Gepäck auf den Yak-Karren, sitzen auf und lassen uns die paar Kilometer zu unserem nächsten Aufenthaltsort für die nächsten 3 Nächte bringen.

Nach einer guten halben Stunde, während der Titus mal wieder selig auf dem Karren sitzend eingeschlummert ist, erklimmen die Yaks langsam einen Hügel, und vor uns erscheint auf einer Art Plateau oberhalb des Tuul-Flusses gelegen das Jurtencamp "Jalman Meadows". Hier stehen mitten in der Grassteppe 12 mittelgroße Jurten mit 2-5 Betten, außerdem eine große Restaurant-Jurte mitsamt Küche, eine Bibliotheksjurte, zwei Dusch-Jurten (!), ein paar Unterkünfte für die Mitarbeiter - und sonst ist rundherum keine Menschenseele, so weit das Auge reicht. Es ist paradiesisch! 


Wir beziehen unsere Familienjurte, die wunderschön ausgestattet ist, mit einem Doppel- und zwei Einzelbetten, Waschtisch, Ofen, Holzboden, Liegestühlen, und freuen uns  jetzt schon auf deutlich komfortablere Nächte als im Zelt! 

Als wir nach einem wunderbaren Mittagessen mit einer Tasse Kaffee in der Hand am Nachmittag draußen sitzen, überlegt Norman fast ernsthaft, hier sesshaft zu werden und eine solche Jurte zu beziehen, so gut gefällt es ihm hier. Denn außer uns sind momentan nur noch zwei weitere Gäste in dieser Anlage, es gibt kein Handysignal oder Internet, Strom wird über Solarpaneels gewonnen, das Wasser aus dem nahen Fluss geholt. Das ganze Camp ist damit komplett mit Bio-Siegel zertifiziert, sonst hätte es wohl auch nicht mitten im Nationalpark errichtet werden dürfen.

Da es im Sonnenschein wirklich herrlich warm ist und wir alle dringend eine ausgiebige Wäsche nötig haben, füllen wir für Titus eine Schüssel mit Wasser und setzen den kleine Kerl zum Plantschen hinein, während wir abwechselnd den Komfort der Duschjurte genießen. Dort steht ein Ofen, der extra angeschürt wird und auf dem ein Topf kochendes Wasser bereit steht, außerdem mehrere Eimer mit kaltem Wasser. Einer der Eimer kann befüllt und mit einem Seil nach oben gezogen werden, damit kann man wirklich richtig "duschen", allerdings ist man beim Anziehen danach ebenso schnell wieder verschwitzt. Durch das Feuer wird es in der abgedichteten Jurte schnell fast so warm wie in der Sauna. Als auch Titus fertig ist, legen wir ihn ins große Bett, dort schlummert er fast zwei Stunden lang. Den restlichen Tag bleibt nichts weiter zu tun, als mit Titus lange Spaziergänge zu machen, und mitten in der mongolischen Steppe macht der kleine Kerl seine vier ersten freien Schritte!

Als der Gong uns zum Abendessen ruft, ist die Luft immer noch herrlich warm. Wir bekommen ein feines Menü, und Titus freut sich, dass seine Lieblingsmongolin Dulguun, die bereits beim Trek dabei war, auch hier als Bedienung arbeitet, und küsst sie ununterbrochen. Der kleine Mann ist sehr glücklich hier und schläft abends selig vor sich hinglucksend und Händchen haltend im gemütlichen Bett ein. Draußen hört man bis auf gelegentliches Muhen und Pferdegetrappel nur hin und wieder das Pfeifen von Murmeltieren und den Wind.
Kurz bevor auch wir einschlafen, gegen 23 Uhr, kommt eine nette Mitarbeiterin noch einmal in unsere Jurte geschlichen und entzündet den Ofen, damit wir nachts nicht frieren müssen. Allerdings ist es draußen wohl immer noch nicht wirklich abgekühlt, so dass wir schnell die Tür öffnen müssen, weil es viel zu heiß drinnen wird.
Danach schlafe ich so tief und fest wie schon seit einigen Nächten nicht mehr, und schaffe es nicht einmal, nachts aufzustehen und mir den sicherlich spektakulären Sternenhimmel anzuschauen. Ich kriege auch kaum mit, als sich um 6 Uhr morgens wieder die Tür der Jurte öffnet und eine Mitarbeiterin erneut ein Feuerchen entfacht, damit wir es zum Aufstehen schön warm haben. Titus schläft immer noch wie ein Murmeltier, während die Glut im Ofen in der Jurte ganz schön einheizt!

Gegen halb neun sitzen wir beim Frühstück, können immer noch nicht fassen, wie abgelegen es hier ist, und freuen uns, dass wir hier gelandet sind, obwohl uns der hohe Preis für diese Unterkunft zu Beginn abgeschreckt hatte.
Vormittags ist der Himmel noch ein wenig bewölkt, wir spazieren trotzdem eine halbe Stunde den Hügel abwärts und setzen uns ans Flussufer, wo Titus Stein um Stein ins Wasser wirft. Als er komplett nass ist und wir genug von den übergriffigen Ohrenkneifer, die es hier zu Tausenden gibt, haben, spazieren wir wieder zurück ins Camp und spielen ausgiebig, bis es Zeit zum Mittagessen ist. 

Zum Glück findet sich in den vier Gängen immer auch genügend für Titus, diesmal gibt es feinen Karottensalat mit ordentlich Knoblauch dran und danach eine Gemüsesuppe mit viel Brokkoli, das mag er sehr! Kurzerhand schnappt ihn sich danach Dulguun, die Bedienung, und schleppt ihn in die Küche, damit wir fertig essen können. Als er irgendwann zurückgebracht wird, hält er triumphierend einen Schokokeks in der Hand.

Nach dem Mittagsschläfchen, das Titus gerade neben mir hält, darf er wieder eine Runde in der Schüssel baden, die bereits draußen in der Sonne bereitsteht, das gefällt ihm sicher! Derweil trinken Norman und ich eine Tasse Kaffee und lesen, mehr haben wir für heute nicht mehr vor. Und morgen liegt noch einmal ein ganzer Tag hier vor uns!!!