4.9.13

Ein paar Erzählungen aus dem Ashram

Die Tage im Ashram sind - durch den fixen Tagesablauf - wunderbar gleichförmig und verfliegen nur so. Deshalb picke ich mir hier zum Schluss noch ein paar Besonderheiten heraus, die es wert sind, erzählt zu werden:

  • Wenn ich Indien anhand eines Geräuschs erkennen müsste, wäre es wohl der Klang der Reisigbesen, mit denen Blätter zusammengekehrt werden, auch hier im Ashram ununterbrochen, immer in gebückter Haltung, da kein Stiel vorhanden ist, und mit einer Engelsgeduld.
  • An Tag 2 kommt morgens beim Satsang die Ansage, dass sich alle mittags zusammenfinden sollen; ein Stapel Brennholz muss von der Anlieferung in die Küche transportiert werden. Nach viel Diskussion kriegen wir tatsächlich eine Kette hin und schleppen fast eine Stunde lang gehörig grosse Baumteile über's Gelände. Hinterher sind alle schmutzig, verschwitzt und reich an Karmapunkten!
  • Am dritten Tag im Ashram klappt's endlich mit dem Kopfstand (mit nur einer ganz klitzekleinen Hilfestellung)! Na also, da bleibe ich jetzt dran!
  • Sobald es dämmert, flitzen Streifenhörnchen wie wild durch die Büsche und Bäume und können einen mit ihren wagemutigen Sprüngen manchmal ganz schön erschrecken!
  • Am 28.08. feiert man im Ashram "Krishna Janmasthami" (Krischnas Geburtstag): den ganzen Tag über ist viel Betrieb auf dem Gelände, es wird geputzt, dekoriert, eine Bühne aufgebaut, Elektrik verlegt, eine Band mache Soundcheck... Ab 19:30 Uhr treffen sich alle (Ashram-Gäste sowie Inder aus dem Dorf) im Tempel zur feierlichen Geburtstagszeremonie, dem folgen mehr als 5 Stunden gemeinsames "Chanting", verbunden mit viel Radau durch die Begleitung der eher fragwürdigen Band. Die Party dauert bis ca. 1:00 Uhr und wird beendet mit einem großen Gelage aus zig verschiedenen "Prasads" (Süßigkeiten). Mir wird das schnell zuviel, ich verabschiede mich klammheimlich um 22 Uhr ins Bett...
  • Immer besser lerne ich die Leute aus dem Ashram kennen, und so verbringe ich viel Zeit u.a. mit Nishit aus Mumbai, Antje aus Nürnberg, Mary aus Kanada und Marie aus München (sie ist Schauspielerin am Residenztheater, stellen wir fest, und sind uns deshalb bestimmt schon mal in der Kantine begegnet - die Welt ist klein!)
  • Irgendwann morgens beim Aufwachen stelle ich fest, dass ich in den vier Wochen Urlaub nur 2 Tage lang selbst bestimmen konnte, wann ich aufstehen möchte. Die restliche Zeit war's vorgegeben, und nie später als halb sieben...
  • Nach drei Wochen in Bergstiefeln genieße ich es, nun eine Woche praktisch barfuß (oder höchstens mal in Flipflops) sein dürfen, das ist eine Wohltat!
  • An meinem letzten Abend ist - wie immer samstags - "Talent Show" auf dem Programm, also während des Abend-Satsangs ein bunter Abend geplant. Schnell werden die beiden Israelis Michelle und Adam als "Showmaster" bestimmt und verbringen den Tag damit, Freiwillige für einen Auftritt am Abend zu casten. Ein wenig absurd ist es dann schon, als direkt nach der Meditation die Aufführungen beginnen; auf dem Programm stehen:
    - ein hebräisches Liebeslied aus Israel
    - ein französischer Chanson
    - eine Comedy-Einlage von Rob, einem pensionierten Lehrer aus Kanada
    - eine Anleitung zum "Lachyoga" von Gabriele aus Aachen
    - das deutsche Lied "Unter dem Dach" von Gerhard Schöne
    - und als Highlight: Khan aus Tokio singt "Let it be" von den Beatles - und zwar im Kopfstand, während er mit den Fußsohlen dazu klatscht!
    Währenddessen sitzen die 30 Neuankömmlinge, die heute angereist sind (denn ab morgen beginnt der neue Kurs), ein wenig verstört dazwischen und wissen noch nicht so recht, was sie von allem halten sollen bzw. fürchten, dass das so eine Art "Abschlussprüfung" des Kurses ist...
  • im Ashram gibt es eine Katze und einen Hund, die eine ist zum Vertilgen der handtellergroßen Spinnen da, der andere zur Wache. Und die heißen: Om und Shanti!
  • Wieder einmal mache ich die Erfahrung, dass ein Monsun-Regenguss nicht im mindesten mit einem "europäischen Regen" zu tun hat. Hier stürzen von einer Sekunde auf die andere Wassermassen vom Himmel, und wenn man 10 Sekunden rausmuss, ist man klatschnass, gerade so, als hätte jemand mehrere Eimer Wasser über einem ausgeleert. Zum Glück sind wir Ende August in Südindien schon in der "Nach-Monsun-Zeit", so dass es nur ein einziges Mal nachmittags für ein Stündchen regnet - das reicht aber schon, dass überall mittelgroße Seen auf dem Gelände entstehen...
  • Bei meiner Abreise spät abends verabschieden wir uns alle sehr herzlich voneinander, es werden Mail-Adressen ausgetauscht, Bücher getauscht, außerdem lasse ich mal wieder eine ganze Menge Klamotten als Spende im Ashram, und gehe mit einem warmen Gefühl im Bauch hinaus aus Tor und steige ins Taxi. Eine Nacht verbringe ich in Trivandrum am Flughafen, wo ich tatsächlich einigermaßen schlafen kann - und am nächsten Mittag steige ich in München schon wieder aus dem Flugzeug und freue mich auf einen Abend mit Pizza, Salat und Wein!
--> Fazit: eine tolle Erfahrung, auch wenn mir erst einmal der einwöchige Aufenthalt genügt hat, es war ganz schön "stressig" in dem Sinne, dass ich praktisch nie freie Zeit hatte - ich kam kaum zum Lesen oder ähnlichem! Sicher wäre es beim nächsten Mal - und ich kann mir gut vorstellen, dass es ein nächstes Mal gibt! - sinnvoller, am Anfang des 14-Tage-Programms einzusteigen. Mir hat die Zeit dort gut getan, ich bin energieladen, Geist und Körper sind neu eingerichtet und ich habe einige inspirierende Gedanken bei mir, die mich noch eine Weile beschäftigen werden.
Zum Schluss bleibt wohl noch zu sagen, dass die Yoga-Woche ein echtes Schnäppchen war: die 7 Tage im Doppelzimmer haben mich 65 Euro (inkl. Vollverpflegung und Kursprogramm) gekostet. Und im Ashram selbst kann man natürlich auch (außer im kleinen, hauseigenen Shop, wo es Yoga-Kram, Postkarten etc. gibt) überhaupt kein Geld ausgeben!

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