28.10.11

Zusammenfassung und Schluss: die "Liste"

Nach 49 Tagen Reise durch Nepal und Indien (kursive Schreibung) hier nun „die Liste“, die eine Art Resumé sein soll – kurz, stichpunktartig, um die Fülle der Erlebnisse irgendwie zu bündeln:

Statistisches:
Bereiste Länder: 2 (Nepal und Indien)
Zeitumstellung: 3 ¾ Stunden (Nepal) bzw. 3 ½ Stunden (Indien)
Neue Stempel im Pass: 6 (plus 2 Visa)
Gelesene Bücher: 13 + 2 Reiseführer
Bereiste Kilometer: 250 km zu Fuß + 250 km mit dem Bus (Nepal) / 1.500 km von Delhi bis Kalkutta mit dem Zug, 2.500 km von Kalkutta nach Goa mit dem Flugzeug, 1.000 km von Goa über Hampi nach Kalkutta
Unterschiedliche Betten: 18 (Nepal), 8 (Indien), 4 Nächte im Zug
Gewicht des Rucksacks beim Hin- und Rückflug: 16 bzw. 15 kg
Höchster Punkt: Thorong-Pass (5.419 m)

Am Anfang:
In Kathmandu das Gefühl bei der Taxifahrt zum Hotel: endlich wieder Asien! Schlaglöcher, lebensmüde Taxifahrer, Straßenstände, Staub, Müll, Kühe – es ist herrlich!
Erster Eindruck in Delhi: die Rucksäcke werden auf das Taxidach verfrachtet und nicht festgebunden auf der Fahrt vom Flughafen in Delhi in die Innenstadt

Klimatisches
Heißester Tag: die ersten beiden Trekkingtage durch die Reisfelder / Delhi (Disneyland Tempel), 34 Grad in der Sonne
Kältester Tag: bei Schneegestöber oben am Thorong-Pass (unter 0 Grad) / Hampi morgens um 5 Uhr bei der Fahrt mit der Rikscha und in den Sundarbans abends auf dem Boot bei Regen, beides Mal etwa 25 Grad
--> September in Indien: zu heiß!

Unterkunft/Verpflegung
Beste Unterkunft: Beleza/Goa (und beim normalen Backpacker-Budget: Alka Hotel/Varanasi)
Schlimmste Unterkunft: Hotel Delite/Kalkutta
Bestes Essen: Café Mitra in Kathmandu und rein subjektiv sämtliches Essen während des Treks, da permanentes Hungergefühl / südindisch in Delhi und Café Basilico in Mumbai
Schlimmstes Essen: Maras Chicken Curry in Agra (daraufhin wurde sie zumindest temporär zum Vegetarismus bekehrt) und das Frühstück in Khajuraho mit dem Schimmeltoast
--> insgesamt waren Hotels und vor allem das Essen viel besser als erwartet
Seltsamstes Essen/Getränk: Paan, Bittermelonen, Kingfisher-Bier im 2l-Pitcher, Snickers Roll, Raksi (Reisschnaps)

Gepäck
Beliebtestes Accessoire:
Kopftuch (hilft gegen Sonne und Kälte gleichermaßen)
Geldkatze (der „Anschnallbauch“, gefüllt mit lecker riechendem Geld und immer (!) Klopapier
Lonely Planet (dazu die Frage von Nitschis Freundin im Vorfeld: „Willst Du den wirklich mitnehmen? Der ist doch so schwer?!“)
Schal zur Unterstützung der Mundatmung bei olfaktorisch besonders, naja, interessanten Orten sowie bei zu kalter Klimaanlage und bei Moschee-Besuchen; so ein Teil ist vielseitig einsetzbar

Gepäck, das sich als praktisch erwiesen hätte, wäre es denn im Rucksack gewesen:
Bessere Sonnencreme
das richtige Ladegerät
Bodylotion
Klingenschutz für den Rasierer

Überflüssige Gepäckstücke:
Regenschirm (zumindest meiner war nie in Benutzung und wurde am Ende des Treks auch an unseren Träger verschenkt)
Moskitonetz (in dreifacher Ausführung dabei, nie im Einsatz)
Stativ (zumindest, wenn die Mitreisende exakt das gleiche dabei hat)
Drei schlechte Bücher (= Mara hatte kein Glück mit dem Lesestoff)
Primaloft Jacke (so kalt war’s nun wirklich nie)

Unersetzliche und liebste Gepäckstücke:
Energy-Gummibärchen
Bücher!!!
Schlafsack (zumindest in Nepal unverzichtbar!)
Wäscheleine
Handhygienelotion (reinigt ohne Händewaschen!) und Hygienetücher in allen Geschmacksrichtungen
Instantkaffeepulver
Kindle
Kopfkissen
Nobite in zigfacher Ausführung
Schloss zum Anschließen der Rucksäcke

Verbrauchte Medikamente:
Vomex, Breitbandantiotikum, Nasenspray, Kopfschmerz- und Halswehtabletten

Vor Ort
Liebstes Tier: Lakshmi, der Tempelelefant in Hampi, und der Gecko in Goa, der ein wenig überambitioniert war, was die Größe seiner Mahlzeit anging, und die Streifenhörnchen
Anti-Tier: der Hund, der am Straßenrand in Agra das tote Schwein angefressen hat, sowie alle räudigen, sich kratzenden Hunde und natürlich die Mosquitos

Schlimmste Begegnungen:
- Christian aus Tirol im Hotel in Varanasi (nerviger Typ)
- Kellner im Café in Kalkutta, der immerzu unsere noch halbvollen Kaffeetassen abräumen wollte
- die nervtötenden Kartenspieler im überfüllten Zug aus Hampi
- der empfindliche Rikschafahrer in Varanasi, der mich fast aus seiner Rikscha geworfen hätte
- die beiden Moschee-„Türsteher“ in Delhi

Netteste Begegnungen:
- unser Trekking-Organisator Ngima und unser Träger Lhakpa
- unser Guide AJ und seine Bootskumpels in Sundarban
- Baba Blacksheep in Varanasi
- der ältere Herr, der Nitschi den Umgang mit Paan erklärt hat, in Mumbai
Und seeeeehr viele mehr!!!

Bewegendste Momente:
- in der Krankenstation des Ashrams in Delhi

No-go-area:
- Müllhalde mit Agra, direkt neben dem Taj Mahal, die als öffentliche Toilette genutzt wird
- General Post Office in Kalkutta (verschimmelt) und der Maidan Park (das soll ein Park sein?)
- Straßenüberquerungen auf 8spurigen vielbefahrenen Straßen ohne Ampel
- stehende Gewässer und Zuggleise sind gerade bei großer Hitze stets zu meiden (merke: da stinkts!)

Bester Einkauf: Softshelljacke von „North Face“, Kleider, Stoffe und Schals bei Baba Blacksheep in Varanasi
Schlechtester Einkauf: Nitschis Wohlfühlhosen vom Connaught Place in Delhi (Löcher und zu enge Bündchen!), Maras Flipflops aus Colva

Beste Sprüche/Wörter: „Was denkt der Inder?“, „In Ländern wie diesen…“, „Kakerlakerl“, „Chai!“, „Waaaaay too much! We came for [beliebigen Betrag einsetzen]!“, „No problem“, „Good price“, „süß“ [lispelnd ausgesprochen], „Der ganze Bua a Depp!“, „Diese Farben!“, Bisleri Wasser, „Finis? Sauer?“ [Der Inder kann kein „sch“ aussprechen, weshalb „finish“ und „shower“ meist so klangen], „Stop! In the name of love“, „We’re leaving – on a jet plane”, “Das schmeckt ja sogar?!” (eine erstaunte Mara bei einem ihrer ersten indischen Abendessen)

Beste Gesten: die komische Zählweise der Inder (immer ohne Daumen) und die Bizepsknutscherei in “Bodyguard”

Beste Schreibweisen: Waldoof Salat / Kichen (für „kitchen“), Hundai (Autoaufkleber hinten auf einem Taxi, das definitiv nicht von Hyundai war), Snakes (für „snacks“), Please Q (für „please queue“)

Reiseplanung

Preis-/Leistungsverhältnisse:
teuer: Sundarbans, Rikschas in Varanasi, Flughafenessen
billig: Lassis, Bananen, ein Kleid maßschneidern lassen

Nie mehr machen: 8 Stunden Busfahren bei offenem Fenster und Straßenstaub / nur 2 Stunden in Hampi verbringen
Wieder machen: mitten in Nepal in heißen Quellen herumsitzen / dem Pool im Hotel Khajuraho einen Besuch abstatten

Lust auf mehr: einen Trekking-Peak in der Everest-Region erklimmen / Rajasthan (Nitschi und Mara), Yoga-Ashram (Nitschi), Ayurveda in Kerala (Mara), Darjeeling, Bangalore und Busfahren (Nadine)

Wann merkt man, dass man lange genug unterwegs ist:
- wenn man sein T-Shirt nach 3 Tagen Dauertragen und heftigem Schwitzen für gut genug befindet und es einen weiteren Tag anzieht
- die Geldkatze mit dem Geld darin das dort aufbewahrte Klopapier dermaßen kontaminiert haben, dass es zum Himmel stinkt, es aber trotzdem auf der Toilette ohne Ekel noch benutzt wird
- wenn die Schönheitspflege alle paar Tage aus Augenbrauenzupfen und vielleicht einer Beinrasur besteht – und man nach der Rückkehr nach Hause erstmal lange überlegen muss, wie das mit dem Schminken eigentlich so vonstatten ging
- wenn man es für eine super Geschäftsidee hält, Gangeswasser abzufüllen und in kleinen Fläschen über den Homeshopping-Sender als die Super-Diät „GangaPur“ zu vertreiben

Und am Ende
Heimkommen: Frisches Bett, frische Klamotten, Obst, Salat, Käse, Wein, Kaffee!
Und: aufhören, lauthals über Leute zu reden, die direkt neben einem stehen

Verluste: Trekkingschuhe und –hose, Turnschuhe, Siggflasche, Nitschis Lieblingsschal, Honig aus Sundarban, diverse T-Shirts, Hosen, Nitschis Uhr, 3 schlechte und 4 gute Bücher, Monsuntampons (in der Packung aufgequollen von der Dauerfeuchtigkeit)

Was kann der Inder bis zum nächsten Mal bitte noch verbessern?
- Tischabräumverhalten ändern
- immerwährendes Rülpsen und Rotzen und Sackkratzen einstellen
- Geruchsoptimierung vornehmen
- Verbesserung des Fahrstils und Einstellen der Huperei
- Müll- und Straßenköterproblem lösen
- Zugeben, wenn er einfach mal keine Ahnung hat
- Versuchen, den schlechten Geschmack ein wenig zu verbessern, v.a. was Kleidung, Einrichtung und Musik angeht
- Schnurrbartmode überdenken

FAZIT:
Eigentlich waren’s streng genommen zwei total unterschiedliche Urlaube, die ich dieses Mal unternommen habe.

Die vier Wochen in Nepal, von denen wir drei Wochen in der totalen Bergeinsamkeit verbracht haben, waren trotz körperlicher Betätigung unglaublich erholsam und entspannend – der Kopf war aufgeräumt wie noch nie, die Natur unfassbar schön, das sportliche Erlebnis berauschend und die Nepalesen haben wir fest ins Herz geschlossen. Unserer Erfahrung nach sind sie lange nicht so aufdringlich wie Inder, und ein sicherlich nach wie vor bitterarmes Volk. Mit Pokhara und Kathmandu haben wir außerdem zwei überraschend schöne Städte kennengelernt. Das muss unbedingt wiederholt werden, am besten mit einer weiteren Trekkingtour. Und sobald wie möglich, solange wir noch einigermaßen trainiert sind! :-)

Nach dieser relativ ruhigen Zeit, in der mir nur eine mehrtägige fiese Rundumerkältung negativ in Erinnerung geblieben ist, ging’s dann ins wohl verrückteste Land der Welt. Es folgten drei Wochen voller Großstädte, Trubel, Lärm, Schmutz, aber auch herrlicher Erlebnisse, toller Gespräche mit den Mädels („3 Schützen für India“), mit tausenden neuen Eindrücke und dem Wunsch auch nach dem zweiten Besuch: ich will da unbedingt wieder hin!
Denn alles hier war längst nicht so schlimm, wie erwartet – vor allem Mara und Nitschi waren durchaus erleichtert, dass wir kaum von hungernden Kindern oder entstellten Obdachlosen angebettelt wurden und auch vom Brechdurchfall u.ä. verschont blieben.
Auch das Essen war nicht so scharf wie erwartet, und teilweise sogar für die „scharfe Mara“ viel zu fad. :-)

Der Werbespruch des indischen Tourismusamtes „Incredible India“ trifft in jedem Fall den Nagel auf den Kopf – in allen Bedeutungsrichtungen. Ein Land der Gegensätze, hier trifft dick (Frauen!) auf dünn (Männer!), arm auf reich, modisch schick auf seltsame Geschmäcker, ein Wechselbad der Gefühle eben. „Thums up“, sag ich da nur!

Allgemein war es wieder einmal perfekt, in der absoluten Nebensaison unterwegs zu sein. In Nepal waren wir quasi allein auf dem Trek, in Indien waren kaum andere Backpacker zu sehen. Und trotz Regen oder Hitze konnte ich so beide Länder in ihrer Ursprünglichkeit erleben, ohne den allzu großen Touristenrummel.