30.8.12

Serengeti (26.08.2012)

Alles wird gut, die Antibiotika beginnen zu wirken, und ich fuehle mich mindestens doppelt so lebendig beim Aufwachen wie noch am Tag zuvor. Es ist tatsaechlich schon kurz nach 7, und wir nutzen die Gunst der Stunde, die leeren Duschen zu okkupieren. Gestern abend standen hier naemlich schlangenweise Italiener an (alle in Bademaentel gehuellt, was die alles bei so einer Zeltsafari dabeihaben?!). Das Wasser ist kalt aber erfrischend, es ist draussen zwar noch etwas bewoelkt, aber deutlich ueber 20 Grad warm.
Nach dem Fruehstueck starten wir ins heutige Tagesprogramm: den ganzen Tag durch die Serengeti fahren. Durch den gestrigen Regen sind die Sandpisten zum Teil sehr matschig, und hin und wieder haengen wir fest, bis unser Fahrer den 4WD einschaltet und uns rausschaukelt. Die Landschaft ringsum ist schier endlos, nur gelbes Steppengras, Affenbrotbaeume, hin und wieder seltsam geformte Steine, ein paar Huegel, soweit das Auge reicht.
Die neunstuendige Rundfahrt vergeht wie im Flug, es gibt sooooo viel zu sehen:
  • abartige stinkende Nilpferde, die sich in einem vollgepupsten Teich draengen - mindestens 100 Tiere sind da drin und schubsen sich gegenseitig, dann reissen sie die riesigen Maeuler auf und grunzen sich boese an, daneben liegen unbeteiligt am Ufer ein paar Krokodile.
  • ein sich ausruhender Leopard, der wohl fix und fertig ist, nachdem er eine ganze gerade gerissene Gazelle oben in einem Akazienbaum vor Neidern versteckt hat
  • vier (oder sind's gar fuenf?) Geparden, sie unter einem Baum sitzen, schoen nebeneinander wie die Porzellanfiguren, die man in den Moebelhaeusern kaufen kann. Sonst ist leider keinerlei Aktivitaet feststellbar.
  • zwei Loewenmaennchen mit beeindruckender Maehne, die um ein einzelnes Weibchen buhlen. Leider ist der eine von seinem Liebenswerben offenbar sehr ermattet und muss immer wieder abliegen, und der andere (in der Rangfolge Unterlegene) traut sich nicht so recht ran. Waehrenddessen sitzt die Loewin mehr oder weniger desinteressiert dazwischen. Das Ganze wird von zig Jeeps ringsum beobachtet, die Tiere lassen sich davon keinesfalls stoeren. Spaeter sehen wir noch zwei Loewinnen im Gras, die rumsitzen und die ganze Zeit gaehnen. Faule Tiere sind das.
  • Warzenschweine, ohne Ende Warzenschweine. Ganz zum Schluss entdecke ich im Gras direkt am Wegrand noch eine Mama mit vier winzigen Ferkeln, sehr suess und nicht unaehnlich zu "normalen" Ferkeln, Nur die Mutter hat gruselig aussehende grosse Hauer.
  • Mittags machen wir Picknick auf einem extra dafuer vorgesehenen Platz auf einer Anhoehe. Malerisch breitet sich die Serengeti ringsum aus, und eine Giraffe aest direkt von unserer Nase und macht quasi mit uns Essenspause.
  • eine Horde Paviane, quasi ein ganzer Familienverband mit zwei winzigkleinen Babys, die nur Quatsch machen und albern in der Gegend herumtollen, bis die Mamas eingreifen und sie sich kurzerhand schnappen
  • Giraffen, Impalas, Thomson-Gazellen und Strausse gibt es wie Sand am Meer, die stehen wirklich ueberall herum. Die Gazellen und Impalas sind immer recht verstoert, wenn man an ihnen vorbeifaehrt, wedeln hektisch mit dem Schwaenzchen oder hoppeln planlos umher. Die Giraffen sind stoisch und befressen in einer Seelenruhe die Akazien und strecken dabei ihre langen Zungen heraus. Die Strausse flattern mit ihren komischen, halben Fluegeln und schauem dumm daher, die haben so unfassbar dicke (und nackige) Schenkel, das sind schon komische Voegel.
  • Grasende Elefanten, Bueffelherden, Zebras, Mangusten, gepunktete Huehner mit blauen Koepfen, und sonstiges Vogelgetier
Wir sind endlos weite Strecken gefahren heute, und haben noch kein Ende erreicht. Norman steht den halben Tag im geoeffneten Dach des Jeeps und laesst sich den Fahrtwind um die Nase wehen, wir sind wieder ordentlich vollgestaubt.
Gegen halb sechs beenden wir den "game drive" und kehren zurueck zum Campingplatz, um in der untergehenden Sonne ein Glas Wein bzw. Bier zu trinken, waehrend im Kochquartier schon fleissig gearbeitet wird. Kaum geht die Sonne unter, kommen die Muecken, also schnell einspruehen, dann Abendessen, Postkarten schreiben und ab in den Schlafsack.
Ach so, unser Koch zeigt mir heute beim Essen noch ganz aufgeregt eine Flasche Sterol und beteuert, dass er jedes Obst, Gemuese, Besteck etc. damit abwaescht. Der Arme fuehlt sich offenbar immer noch schuldig an meiner Erkrankung, dabei gehts mir doch schon deutlich besser!

Daktari (25.08.2012)

Nach zwoelf Stunden Schlaf wache ich auf und bin immer noch nicht wieder gesund, ganz im Gegenteil. Die Entscheidung ist also gefallen: wir brauchen einen Arzt. Zum Glueck gibt es im Ort Karatu, 30 km entfernt Richtung Serenget eine neue, vom Amerikanern betriebene kleine Klinik, dorthin geht es nach dem Zusammenpacken.
Es ist sehr bewoelkt heute und leicht regnerisch, trotzdem ist die Sicht klar bei der Fahrt hinauf aufs Great Rift, man kann ein wenig die Ausmasse dieser gigantischen Riftzone erahnen.
In Karatu gehts ueber eine Schotterpiste erst einmal in die Pampa, bis wir tatsaechlich vor einem neugebauten Klinikkomplex stehen. Offenbar sehe ich so elend aus, dass mich der amerikanische Arzt sofort drannimmt - vor den versammelten Massai-Grossfamilien, die mich mindestens so interessiert angucken wie umgekehrt. Das Untersuchungsergebnis: fieseste und hartnaeckige bakterielle Infektion, nur zu bekaempfen mit viel Antibiotika. Ich bin erleichtert, das kriegen wir in den Griff, und versorgt mit Medikamenten und einer geradezu laecherlichen Rechnung fuer Laboruntersuchungen etc. ziehen wir wieder ab. Unser Koch fuehlt sich furchtbar schuldig an allem, tigert waehrend der Untersuchung furchtbar ungluecklich draussen herum, doch er kann nun wirklich nichts dafuer, da war wohl eher die Hygiene am Kilimandscharo schuld.
Da der Arzt meinte, es sei okay, einfach unsere Tour wie gehabt weiterzumachen, geht es ueber die schrecklichsten Staubpisten zum Ngorogoro-Krater hinauf, den wir genauer in zwei Tagen besichtigen werden.
Der naechste Stopp ist an der Olduvai Gorge, einer der "Wiegen der Menschheit". Hier wurden, eingebrannt in die verschiedensten Schichten des Erdreichs, unterschiedlich alte Fussspuren von bereits aufrecht gehenden Hominiden entdeckt, und diese Spuren mitsamt von Knochen- und Werkzeugfunden sind dort zu bestaunen. Prinzipiell sehr interessant, allerdings bin ich nicht so recht aufnahmefaehig... Hier machen wir Mittagspause, bekommen von einem schlecht englisch-sprechenden angeblichen Anthropologen noch eine kurze Erklaerung zu den Funden hier, und setzen uns wieder ins Auto fuer eine weitere Etappe der rueckenzermuerbenden Rumpelfahrt.
Irgendwann passieren wir die Gedenktafeln von Prof. Bernhard Grzimek und seinem Sohn Michael, deren Asche hier am Rande des Kraters verstreut wurde.
Und dann ist es soweit: wir stehen vor dem Naabi-Gate, dem Eingangstor zum Serengeti-Nationalpark (das wohl eher symbolisch zu sehen ist, denn die Nationalparks haben keinerlei Zaeune oder sonstige Begrenzungen rundum, die Tiere koennen gehen und kommen, wie sie wollen), und soweit das Auge blickt, endlose Savanne. Kaum sind wir durch das Tor gefahren, stehen am Wegrand zahllose Impalas und grasen voellig unbeeindruckt.
So fahren wir ein paar Stunden quer durch, ohne gross anzuhalten, sehen Strausse, Warzenschweine, kaempfende Elefantenbullen, zwei Geparden, die keine 20 m entfernt auf einem Stein herumliegen, Nilpferde in einem Teich, kurz: alles, was man aus den Tierfilmen so kennt. Am erstaunlichsten ist, dass sich die Tiere hier in keiner Weise von den vorbeifahrenden Jeeps stoeren lassen. Sie spazieren an uns vorbei, zucken nicht einmal mit den Ohren, wenn ein Motor angelassen wird, sondern zeigen sich voellig unbeeindruckt - egal,, ob scheue Gazelle, jagende Loewinnen oder fressende Elefanten. Die Warzenschweine sind ein wenig schreckhaft und rennen gerne mit senkrecht erhobenem Schwanz davon, aber sonst?!
Daher haben wir wirklich einzigartige Tiererlebnisse, die Zeit vergeht wie im Flug. Hinter uns baut sich sehr malerisch in der Zwischenzeit eine riesige Wolkenfront auf, pechschwarz, und es blitzt. Also schnell zum Campingplatz, den wir gegen halb sieben zum Einbruch der Dunkelheit erreichen, nur einmal halten wir noch kurz an, weil ein Leopard gesichtet wurde, doch unser Fahrer winkt ab, den suchen wir morgen lieber gezielter erneut.
Auf dem heutigen Campingplatz sind wir nicht allein, zig andere Gruppen jeglicher Nationalitaet sind hier und machen im Essensbereich einen Heidenlaerm, waehrend im Kochhaus die jeweiligen Koeche um die Wette arbeiten. Als wir mit dem Essen fertig sind, hat uns das Gewitter eingeholt, ein heftiger Regenguss geht herunter. Zurueck im Zelt stellen wir fest, dass wir eine nasse Stelle am Dach und damit verbunden auf meiner Matratze haben. Aber zum Glueck laesst der Regen schon nach...

Lake Manyara (24.08.2012)

Der fragwuerdige Alleinunterhalter waescht sich heute morgen recht verkatert am Waschbecken und draussen und hat offenbar und gluecklicherweise unsere Namen vergessen, zumindest wuerdigt er uns keines Blickes...
Um halb neun werden wir von einem Guide abgeholt, der uns auf einem sog. "cultural walk" durch das Dorf Mto wa mbu fuehrt, was uebersetzt etwa "Fluss mit Moskitos" heisst, das klingt doch vielversprechend. Hier wurden Mitglieder der verschiedensten Staemme angesiedelt und ihnen wurde Land zum Ackerbau zur Verfuegung gestellt. Wir bekommen viele der hier wachsenden Pflanzen und ihre Verwendung erklaert, sind erstaunt, dass es immer noch zig Obstsorten gibt, von denen wir noch nie etwas gehoert haben, spazieren ueber Reisfelder, vorbei an sehr, sehr einfachen Lehmhuetten.
Die afrikanischen Frauen buecken sich bei der Feld- und Hausarbeit immer mit durchgedrueckten Knien, das sieht sehr ungewohnt aus. Horden von Kindern tauchen an jeder Ecke auf, nehmen uns ungeniert bei der Hand, strahlen uns um die Wette an, streicheln unsere Arme (sie wollen wohl testen, ob sich "weisse" Haut anders anfuehlt) und ueber die Haare und laufen ein bisschen mit, bis sie sich winkend wieder verabschieden und die naechste Gruppe uebernimmt.
In einer der vielen kleinen Kirchen des Dorfs ist gerade Messe, hinten im Kirchraum liegen ein paar Huehner mit zusammengebundenen Beinen neben sonstigem Gepaeck derweil herum.
Unser Guide erklaert uns, dass es immer wieder Probleme mit den Massai-Staemmen gibt, die notorische Kuhdiebe sind, da sie glauben, per Definition Herren ueber alle Rinder zu sein und sich ihr Eigentum daher einfach hin und wieder "zurueckholen". Da sie Nomaden sind, verschwinden sie dann einfach in der Wildnis damit. Deshalb stehen neben den aermlichen, von den jaehrlichen Hochwassern deutlich in Mitleidenschaft gezogenen Lehmhuetten ueberall recht massiv gezimmerte Viehstaelle. Die Klo- und Waschhaeuschen dagegen sind einfach aus trockenen Bananenblaettern zusammengebundene Unterstaende.
An einer Stelle im Dorf haben die Maenner des Makonde-Stammes ihre Werkstaetten, sie siend vor dem Buergerkrieg 1977 aus Mosambik geflohen und beruehmt fuer ihre Ebenholz-Schnitzereien. Die Arbeiten sind wunderschoen, und so ersteht Norman eine tolle Maske als kleine Erinnerung.
Als naechstes besuchen wir das "Freiluft-Atelier" junger Kuenstler, die afrikanische Malerei betreiben, darunter recht naiv aussehende Werke im Tinga-Tinga-Stil, fuer die wir uns nicht erwaermen koennen.Schliesslich folgt der besorgniserregendste Punkt der Tour: unser Fuehrer bringt uns ins "Dorf-Pub" (= drei Holzhocker unter einem Bananenblatt-Dach) und zeigt uns, wie dort das lokale Bananenbier gebraut wird, das wir im Anschluss natuerlich verkosten sollen. Ich lehne ab, das bringt mich wahrscheinlich vollends um, die ganze Prozedur sieht nicht besonders hygienisch aus, ueberall sitzen Fliegen und Schlimmeres drauf. Norman nimmt tapfer einen ganz, ganz winzigen Schluck, damit hat sich's aber auch.
Unser Fahrer holt uns am Ende der Tour wieder ab, nachdem wir noch ueber den lokalen Obst- und Gemuesemarkt spaziert sind, und bringt uns zum Mittagessen wieder zum Campingplatz. Leider erspaeht uns hier der imme rnoch herumlungernde Saenger und fuehlt sich bemuessigt, unser Mittagessen durch seine fragwuerdige Darbietung zu verschoenern, offenbar ist er wieder fit genug dafuer, oh je. Ich brauche danach jedenfalls eine Pause und mache eine kleine Siesta...
Am fruehen Nachmittag steht unser Fahrer bereit fuer eine Rundfahrt durch den Lake Manyara-Nationalpark. Am Eingang bereits nisten Hunderte Stoerche in den Baeumen, was laut Norman auch deutlich zu riechen ist. Der Park selbst unterscheidet sich landschaftlich voellig vom Tarangire Nationalpark. Viel waldiger ist es hier, und in den Baeumen wohnen natuerlich unzaehlige Affen. Sowohl Paviane als auch Meerkatzen (mit lustigen blauen Eiern) kreuzen staendig unseren Weg, haben meist auch Babys dabei, die sehr putzig festgeklammert an ihren Muettern haengen.
Ein weiteres Highlight hier ist sicherlich der See inmitten des Nationalparks, in dem ganze Kolonien von Pelikanen wohnen, gemeinsam mit mindestens ebenso vielen Stoerchen. Ist das ein Geflatter, Gekreische, Gefliege und Getue! Nach der Besichtigung weiterer Warzenschweine, Zebras, Gnus etc. kann ich nicht mehr uns muss raus hier. Da es mir offensichtlich so schlecht geht, bringt uns unser Fahrer zu einer "Apotheke" (also einem Kiosk mit ein paar Medikamenten), verhandelt dort knallhart und unter Einmischung aller Anwesenden ueber den Preis zweier Tabletten gegen bakterielle Infektionen. Als sich alle einig sind, kaufen wir die Dinger, mir ist eh schon alles egal.
Nach der Tabletteneinnahme und ein paar Dosen Elektrolyte verkrieche ich mich ins Zelt, Abendessen faellt heute zumindest fuer mich aus - erst recht, als ich hoere, wie wieder das E-Piano angeworfen wird und der Alleinunterhalter sein Repertoire, bestehend aus fuenf Liedern, wieder aufnimmt. Norman erzaehlt spaeter, zum Glueck sei heute ein japanischer Tourist da, der als neu erklaerter "good friend" habe fuer saemtliche Songeinschuebe herhalten muessen.

29.8.12

Tarangire Nationalpark (23.08.2012)

Ich habe eine furchtbare Nacht hinter mir, die Magenprobleme sind mit voller Macht zurueckgekehrt, und ich habe keine Ahnung, wie ich den Tag ueberstehen soll. Irgendwie schaffe ich es, zu packen und mich um 8 Uhr in den Jeep packen zu lassen. Unser Fahrer fuer die naechsten 6 Tage ist Justin, und lustigerweise ist wieder Lazaro als unser Koch dabei, der uns ja bereits waehrend des ganzen Kilimandscharo-Treks gemaestet hat. Das Auto ist bis obenhin vollgepackt mit Essen und Campingequipment.
Waehrend der naechsten 2 Stunden Fahrt halten wir dennoch noch ein paar Mal an, um Bier, Eispacken fuer die Fleischkuehlung und Gasflaschen zu erstehen, die Reifen aufzupumpen und sonstiges zu erledigen.
Kaum sind wir aus Arusha heraus, wird es warm und laendlich. Wohin man schaut, stehen zum Teil riesige Termitenhuegel, dazwischen treiben Massai-Viehhirten ihre Kuh-/Ziegen-/Eselsherden herum. Dahinter ist ausser ein paar aermlichen Lehmhuetten und viel Savanne nicht viel zu sehen.
Ein wenig irritieren uns die vielen jungen Maenner, die ihre Gesichter in komplizierten Mustern weiss bemalt haben, mit Federn geschmueckt sind, schwarze Umhaenge tragen und zuhauf entlang der Strasse zu Fuss unterwegs sind. Es sind junge Massai, die sich auf ihre Beschneidung vorbereiten.
Uberhaupt wird hier viel zu Fuss gegangen, wohin auch immer, und immer mit Schuhen aus alten Autoreifen.
Am Mittag erreichen wir den Tarangire Nationalpark, und verzeichnen unsere ersten Tierbeobachtungen:
  • drei jagende Loewinnen, die direkt neben den stehenden Jeeps durchs Gras schleichen auf der Suche nach Beute, und sich dann doch lieber im Schatten ablegen, ohne sich irgendwie stoeren zu lassen.
  • Elefanten, wohin man schaut: Familiengruppen, die im Schatten doesen, Jungbullen, die ungestuem an Baeumen ruetteln, eine ganze Horde badender Elefanten mit einem hoechstens dreimonatigen Baby, das vergnuegt dazwischen herumtollt und sich vollmatscht
  • Zebras, und mit ihnen unwiderruflich auch immer Gnus, die sozusagen als ihre Kumpel ("Gnumpel") immer gemeinsam auftreten
  • furchtbar schreckhafte Warzenschweine, die jedesmal, wenn wir uns naehern, sofort mit hocherhobenem Schwanz im hohen Gras verschwinden
  • Sekretaervoegel, Dik-Diks, Impalas, Strausse, Giraffen, Paviane wie Sand am Meer
  • Affenbrotbaeume, fuer die der Park beruehmt ist, und die wirklich so aussehen, als haette man sie falschherum eingepflanzt (wie eine Massai-Sage erzaehlt) 
Wir fahren mehr als fuenf Stunden durch den Park, die Zeit vergeht wie im Flug, doch am Nachmittag wird es sehr heiss und wir beneiden die Tiere, die moeglichst bewegungslos im Schatten verharren. Am fruehen Abend verlassen wir den Park und fahren zum Campingplatz in Mtu wa mbo, wo wir die einzigen Gaeste sind und sich sogar der Nachtwaechter namentlich vorstellt und verspricht, gut auf uns aufzupassen. Nach einer heissen Dusche spruehe ich mich von Kopf bis Fuss mit Nobite ein, die Moskitos und Tse-tse-Fliegen umschwirren einen hier sofort.
Unser Koch hat wieder gezaubert, und waehrend wir in der "Lounge" essen, versucht ein talentfreier Alleinunterhalter, uns seine Freundschaft anzutragen. Das Ende der Geschichte ist, dass er im Folgenden in jedes Lied, das er zum besten gibt, unsere Namen und die Worte "Germany" oder "my friends from Germany" einbaut, ganz egal, ob's passt oder nicht, das ist kuenstlerische Freiheit. Die erste halbe Stunde ist das noch ganz witzig, dann nervt er und wird offenbar zunehmend betrunken, denn immer, naja, ich formuliere es mal so: virtuoser. Wir fluechten also bereits gegen halb neun in unser Zelt und in den Schlafsack. Denn auch unser Fahrer, mit dem wir gemeinsam essen, ist eine rechte Laberbacke, und das ertrage ich heute einfach nicht.

Ein Koenigreich fuer eine Dusche (22.08.2012)

Herrlich, ich habe etwa zehn Stunden durchgeschlafen, bin nur hin und wieder aufgewacht, um kurz nachzuspueren, was wo wehtut. Ab halb sieben sind alle aussenrum bereits geschaeftig, heute laeuft das Packen, Anziehen und Fruehstuecken irgendwie schneller als bisher - ich glaube, wir wollen alle einfach nur schnell ins Tal.
Als alles soweit abmarschbereit ist, kommt die grosse Verabschiedungszeremonie. Unser gesamtes "Personal" stellt sich im Halbkreis auf und singt fuer uns den Kilimandscharo-Song, dazu wird getanzt. Anschliessend bekommt jeder ein paar Scheine als Trinkgeld in die Hand gedrueckt, gepaart mit einer herzlichen Verabschiedung. Es ist genau geregelt, wer im Vergleich wie viel bekommt: der Koch mehr als die Traeger, der Traeger, der mit auf dem Gipfel war, mehr als die anderen...
Um zwanzig vor acht marschieren wir los, zu Beginn sind meine Beine total steif, wir haben etwa 1.400 m Abstieg vor uns. Der Weg, der zunaechst durch Regenwald, spaeter durch "normalen" Wald fuehrt, ist total glitschig, trotz der Stoecke gehen wir vorsichtig, Norman legt sogar trotzdem einen spektakulaeren Sturz hin, zum Glueck wird er "nur" schmutzig, und das ist jetzt eh schon egal.
Natuerlich werden wir auch hier wieder trotz der Rutschpartie von geradezu hinabrennenden Traegern ueberholt, wie auch immer die das mit Lasten und schlechtem Schuhwerk hinkriegen.
Je weiter wir absteigen, desto schneller werden auch wir, jetzt werden keine Pausen mehr gemacht, und so erreichen wir um kurz nach 10 Uhr das Gate. Hier dauern alle Formalitaeten in der Registrierungsstelle wieder ein wenig, wir bekommen eine offizielle "Besteigungsurkunde", waehrenddessen waschen sich alle Traeger ganz ungeniert an den Waschstellen am Parkplatz.
Wir warten, bis das Auto fertig beladen ist, und werden waehrenddessen von findigen Menschen angesprochen, die wahlweise unsere Schuhe putzen oder uns ein "I did Mt. Kilimanjaro"-Shirt verkaufen moechten. Endlich brechen wir nach einer Stunde Warterei auf, zurueck geht es nach Arusha, und nach kurzer Zeit hat uns die Zivilisation wieder. Waehrend der zweistuendigen Fahrt versuche ich, noch einen Blick auf den Berg zu erhaschen, doch er ist wie immer scheu und versteckt sich in dichten Wolken.
Als wir endlich im Hotel in Arusha ankommen, sind meine Knie so matschig, dass ich kaum aus dem Auto komme. Nun verabschieden wir uns endgueltig ein letztes Mal von unserem Trupp, checken im Hotel ein, bekommen den hinterlegten Rucksack und - oh Wunder - einen Beutel frischgewaschener Klamotten ausgehaendigt, und dann endlich: eine Dusche! Heiss!
Die wird natuerlich ausgiebig genutzt, danach folgt die Bestandsaufnahme (von unten nach oben): laedierte Fuesse voller Schrunden, rundum aufgeratschte Waden von den Schaeften der Bergstiefel, geschwollene Knie, wunde Hueftknochen links und rechts, wunde Haende, eingerissene und dreckige Naegel, aufgerissene Lippen, sich schaelende Nasen, kurz: schoen macht so eine Bergtour nicht.
Nachdem ich versucht habe, einigermassen den Staub von allen Sachen zu entfernen und ein freundlicher Hotelangestellter tatsaechlich unsere Schuhe geputzt hat, setzen wir uns zum Mittagessen in die Sonne, geniessen die Ruhe und freuen uns, den verrueckten Henri-Vogel wiederzusehen.
Den Nachmittag verbringe ich mit einem geliehenen Laptop in der Lounge, drinnen und draussen spaziert derweil der lustige Kranich umher und gibt seltsame Geraeusche von sich. As ich kurz in unser Zimmer gehe, trete ich auf dem Weg draussen fast auf ein kleines Chamaeleon, das sich in Zeitlupe fortbewegt, waehrend der Vogel ueber die Autos auf dem Parkplatz turnt und laut schreit.
Als wir gerade mit dem Abendessen fertig sind (und auch endlich gemeinsam das erste "Kilimanjaro"-Bier getrunken haben), kommt unser Touranbieter Achmed hinzu und geht mit uns die Safari, unseren naechsten Programmpunkt durch. Er gibt auch wichtige Hinweise zum Thema "Klogang" (nachts immer direkt am Zelt und tagsueber nur direkt hinter dem Jeep!), "Lebensmittelaufbewahrung" (niemals im Zelt!) und "Vorsicht vor Nilpferden!". Als er fertig ist, gesellt sich ein Kunde von ihm zu uns, der gerade von einer solchen Safari zurueckkommt und in der folgenden Stunde dermassen begeistert von all den Tiererlebnissen berichtet, dass wir nun wirklich gespannt sind. Nach ein paar Bier spaeter verabschieden wir uns ins Bett, hach, ein richtiges Bett...

Der Gipfeltag, Teil 2 (21.08.2012)

Nach gut einer Stunde Schlaf werden wir um 10 Uhr im Essenszelt mit einem echten Bergsteigeressen erwartet: Nudeln und Kartoffeln. Ich kriege kaum einen Bissen runter, auf ein bisschen Suppe und eine Orange lasse ich mich ein, aber mehr geht nicht. Norman ist auch durchaus erledigt nach seiner schlaflosen Nacht, ausserdem zermuerbt uns der Dauer-Wind. So packen wir alle schnell zusammen und beginnen um 11 Uhr den Abstieg ins 3.100 m hohe letzte Camp.
Ueber zwei Stunden steigen wir durch karge Vulkanlandschaft ab, nur braune Farbschattierungen rundum, der Wind blaest unaufhoerlich Staub in Augen und zwischen die Zaehne, kein Woelkchen ist am knallblauen Himmel, und in unserem Rueckem steht schneebedeckt der Gipfel, auf dem wir noch vor wenigen Stunden bibbernd standen.
Ein letzter Blick zurueck, dann tauchen wir in die geschlossene Wolkendecke ein, die auf ca. 3.500 m den gesamten Berg rundum bedeckt. Von zerrupften Bueschen wandelt sich die Landschaft zu einer Art Pinienwald und schliesslich wieder in Regenwald.
Punkt 14 Uhr erreichen wir unser Zelt, wir sind heute insgesamt 2.800 m abgestiegen, und dementsprechend schmerzen die Knie. Wir handeln heraus, dass die Teepause heute nachmittag entfaellt, wir muessen einfach nur schlafen, und nach einer Katzenwaesche gehts fuer drei Stunden in den Schlafsack. Herrlich ist das.
Als wir um 18 Uhr zum Abendessen aufstehen, tut alles weh, und leider kriege ich immer noch keinen Bissen runter, der Koch ist bereits sehr besorgt. Naja, es gibt sicher schoener Plaetze fuer eine Magenverstimmung als einen Zeltplatz mit ein paar Stehklos, aber was soll's, mir ist heute alles egal.
Alle, Traeger, Koch, Guide und wir, freuen uns, morgen wieder eine Dusche und ein richtiges Bett zu bekommen, wir wollen am naechsten Tag also extra frueh los, nichts haelt uns mehr am Berg.
Um 19 Uhr liegen Norman und ich im Schlafsack, ich lasse anhand der Fotos noch einmal den heutigen Tag Revue passieren, aber auch jetzt sind wir beide viel zu muede, um stolz zu sein. Das kommt schon noch.

22.8.12

Schnee am Kilimandscharo (21.08.2012)

Um 0:10 Uhr kommt der Weckruf: "Tea is ready!" Beim Anziehen merke ich, was ich schon die Nacht ueber befuerchtet habe: mein Magen rumort. Aber vielleicht ist es nur die Aufregung?! Zum "Fruehstueck" serviert Lazaro uns heissen Porridge und Kaffee, die Stimmung ist durchaus angespannt. Als jeder sich bis zur Nasenspitze eingemummelt und mit Stirnlampe praepariert hat, marschieren wir zu viert (Norman und ich, Diglan und einer der Traeger, falls einer von uns absteigen muss) Punkt 1 Uhr unterm Sternenhimmel los.
Nun folgen die wohl anstrengendsten fuenf Stunden meines Lebens. Wir steigen in quasi Zeitlupfe (einatmen: Schritt / ausatmen: Schritt) zunaechst 1.200 m auf, von der Umgebung ist natuerlich in der Dunkelheit ueberhaupt nichts zu sehen, und so bleibt der Blick stoisch auf den steinigen, steilen Weg gerichtet. Hin und wieder blicke ich doch auf und sehe links und rechts von uns gelbe Lichter. Wie nett, denke ich, da hat jemand den Weg wenigstens ein bisschen markiert. Aber warum so weit weg? Nach den naechsten 100 Hoehenmetern faellt mir ein, dass es bei einem so solitaer stehenden Vulkan wie dem Kilimandscharo kein "links und rechts" gibt, und stelle fest: die vermeintlichen Laempchen sind Sterne. Soviel zu meiner geistigen Verfassung.
Wie ein Roboter setze ich einen Schritt vor den anderen, mit Pausen koennen wir uns nicht aufhalten, denn es ist schweinekalt, und trotz sieben Kleidungsschichten, Muetze, Schal, bis auf die Nasenspitze verpackt (die unaufhoerlich laueft, es ist aber viel zu kalt, um Handschuhe auszuziehen und ein Taschentuch rauszuholen), frieren wir beim Stehenbleiben sofort, so dass nur kurze Verschnauf- und Trinkpausen moeglich sind.
Wir sind natuerlich nicht alleine beim Aufstieg, die anderen Gruppen sind, deutlich durch die Stirnlampen zu sehen, auf den ganzen Hang verteilt. Wir lassen die meisten hinter uns, ein Ueberholmanoever geht nur im Schneckentempo. Die ersten steigen ab, am Wegrand stehen ein paar und uebergeben sich - wenn ich nicht Angst vor dem steilen, steinigen Abstieg in der Dunkelheit und der Aussicht auf einen eiskalten Schlafsack haette, wuerde ich wohl auch umkehren. Aber so steige ich in Ermangelung von Alternativen weiter auf, jede halbe Stunde, jede 100 Hoehenmeter sind ein Triumph. Ich halte mich daran fest, dass spaetestens ab 6 Uhr die Daemmerung einsetzt und dann mit Sonnenaufgang hoffentlich alles besser wird. Denn nun stuermt es richtig, der Winkd ruettelt an uns und faehrt in jede Ritze. Noch 4 1/2 Stunden, noch 4 Stunden, noch 3 1/2 Sstunden - so geht das in meinem Kopf. Mir ist der Anstieg schlichtweg zu steil, zusammen mit der duennen Luft wird das Ganze immer anstrengender.
Irgendwann fange ich an, mit mir zu handeln: noch 500 Schritte, dann Pause. Noch 100 Schritte, dann Pause. Es ist mucksmaeuschenstill abgesehen vom Windgetoese, jeder kaempft hier still seinen eigenen Kampf. Unser Guide bietet an, mir meinen Rucksack abzunehmen, der mit Wasser und Stoecken sicherlich 5 kg wiegt. Doch ich beschliesse: wenn schon auf den Gipfel, dann nur aus eigener Kraft und mit eigenem Equipment auf dem Ruecken.
Nochmal 100 Schritte, und wir stehen tatsaechlich am Stella Point, dem Kraterrand, auf 5.730 m.
Es ist kurz nach fuenf Uhr, ganz weit hinten am Horizont ist ein erster oranger Lichtstreifen zu sehen. Von hier ist's noch eine knappe Stunde bis zum Gipfel, noch 160 Hoehenmeter sind zu bewaeltigen, das klingt nach einem Klacks, ist aber Schwerstarbeit. Wir sind eigentlich immer noch zu frueh, haben aber keine Chance auf eine Pause, hier tobt der Wind dermassen, dass man teils vom Weg abgedraengt wird, wenn einen eine Boe hinterruecks erwischt. Denn hier oben ist nichts mehr, kein Windschutz weit und breit.
Also wanken wir weiter, Norman nimmt mich bei der Hand, ich moechte gerne sterben. Doch irgendwoher kommt der Wille, trotz grummelndem Magen und totaler Erschoepfung: um Punkt 6 Uhr erreichen wir Uhuru Peak, den hoechsten Punkt Afrikas auf 5.895 Meter.
Norman und ich halten uns ganz fest, ich koennte glatt heulen, finde das dann aber doch zu pathetisch. Nun geht der Kampf ums Foto vor dem Gipfelschild los, zum Glueck sind wir unter den ersten, denn ich bin kurz vor einer Ganzkoerperunterkuehlung und kann dem ganzen momentan gar nichts abgewinnen.
Die Euphorie laesst jedenfalls auf sich warten. Ich fixiere nur den immer breiter werdenden Lichtstreifen und draenge den fotografierenden Norman und die beiden Begleiter zum Abstieg. Sonnenaufgang ist mir grade ziemlich egal.
Der Rueckweg entlang des Kraters ist ein Spaziergang, die sich hinaufkaempfenden Entgegenkommenden sind kein schoener Anblick. Als wir wieder am Stella Point stehen, geht die Sonne auf, und auf einen Schlag ist bis auf den Orkan (alles gut). Der Ausblick, der nur vom 4.500 m hohen Mount Meru unterbrochen wird, ist schier endlos. Rechts von uns erscheint der Gletscher mit meterhohen Eiswaenden. Einzigartig.
Und doch: ich muss mich bewegen, bin total eingefroren, und so machen wir uns an den Abstieg. Das ist ja ueberhaupt die Frechheit - rauf brauchtan fuer 1.300 m mal eben 5 Stunden, und runter gehts in einem Rutsch durch in nicht einmal der Haelfte der Zeit!
Endlich sieht man jetzt im Sonnenschein die Landschaft, durch die wir aufgestiegen sind. Leider wird der Wind immer schlimmer, ich bin erledigt und froh, als wir gegen halb neun unser Lager erreichen, wo wir mit Fruchtsaft empfangen werden.Wir werden ins Bett geschickt, ich falle in komatoesen Schlaf trotz der an unserem Zelt ruettelnden Windboen.

Die Ruhe vor dem Sturm (20.08.2012)

Geweckt werde ich vom Wind, der ab dem fruehen Morgen ueber Stunden wie wild ueber die Zelte peitscht. Wenigstens ist es trocken. Als ich gegen halb sieben aufs Klo gehe, stelle ich fest, dass der Wind alle Wolken weggepustet hat und man sowohl einen tollen Blick ins Tal als auch den frisch verschneiten Gipfel hat, an dessen Spitze sich gerade die ersten Sonnenstrahlen zeigen. Ich kuschle mich nochmal fuer ein Stuendchen in den Schlafsack, bevors ans Waschen, Packen und Fruehstuecken geht. Der Wind blaest unvermindert stark.
Kurz nach 9 Uhr brechen wir auf und wandern gut 2 Stunden lang ueber karge Lavasteinwuesten stetig aufwaerts. Die Sonne scheint, doch wegen des Windes sind wir gut eingepackt it Muetze, Handschuhen und ein paar Kleidungsschichten uebereinander. Es sind nur wenige Leute unterwegs, so dass wir die meiste Zeit tatsaechlich alleine sind. Das ist auch gut so, denn braucht man mal eine Klopause, ist das anvisierte Oertchen von allen Seiten gut einsehbar.
Gegen halb zwoelf erreichen wir nach einem letzten, sehr langsamen Anstieg das Basislager auf 4.600 m. Hier verteilen sich die bunten Zelte in einem steilen, felsigen Hang, und die ersten Gipfelstuerme des Tages sitzen bereits gluecklich mit einer Teetasse in der Hand davor. Wir steigen bis zur Registrierungsstelle oberhalb des Camps auf, tragen uns wie immer ins Buch ein und haben einen guten Blick auf den ersten zu bewaeltigenden Hang, auf dem gerade noch so einige nach getaner Besteigung herunterklettern.
Weges des Sturms wurde unser Zelt heute genau in eine Ecke zwischen mehrere Felsen gebaut, so ist es einigermassen auszuhalten dort, zumindest, wenn man sich schnell in den Schlafsack kuschelt. Warmes Wasser gibts heute keines.
Um 13 Uhr werden wir zum Mittagessen gerufen und dort besprechen wir den Ablauf des Gipfeltags. Wieder einmal muessen wir ueber den Startzeitpunkt knallhart verhandeln, Diglan moechte um Mitternacht aufbrechen, er veranschlagt fuer die 1.300 Hoehenmeter sieben Stunden. Wir handeln ihn auf eine Stunde spaeter herunter, denn wir kennen ja unser Tempo und haben keine Lust, weit vor Sonnenaufgang bereits oben am Gipfel zu sein, wo es -20 Grad hat, und dort ewig zu warten.
Nun gut, der Koch schlaegt sich auf unsere Seite und verspricht, uns vor dem Abmarsch noch mit heissem Porridge und Kaffee zu staerken.
Nach dem Lunch spazieren wir noch ein bisschen durch das Camp und verdoesen, lesen und vertroedeln den restlichen Nachmittag im Zelt. Um halb sechs werden wir bereits zum Abendessen bestellt, es gibt Spaghetti, und Lazaro freut sich ungemein ueber unsere Begeisterung.
In der Eiseskaelte putzen wir noch schnell die Zaehne und schluepfen mitsamt einer Flasche heissem Wasser und saemtlichen Klamotten ins Bett.
Das wird eine kurze Nacht, ich schlafe wenigstens so vielleicht 2 Stunden, Norman gar nicht. Es stuermt wie wild, der Wind ruettelt am Zelt.
Das sind vielleicht Flitterwochen - wir haben beide seit 6 Tagen nicht mehr geduscht, sind staubig von Kopf bis Fuss, die Haare sind eine Katastrophe, alles tut weh, wir unterhalten uns ueber die Vorzuege dieser und jener Klos auf dem Campingplatz und brauchen abends eine Ewigkeit, bis jeder mit seinem ganzen Geraffel im kleinen Zelt in seinem eigenen Schlafsack liegt. Eine ganz spezielle Form von Romantik...

Kraxelei (19.08.2012)

Ich schlafe heute nacht zum ersten Mal wie ein Stein und praktisch durch bis halb sieben. Nur die Hueftknochen tun in der dritten Nacht auf dem harten Boden, nur mit duenner Isomatte dazwischen, richtig weh, so dass ich mir einen Pulli als Unterlage mit in den Schlafsack nehme.
Heute duerfen wir ein bisschen laenger schlafen, das ist fein, denn hier im Tal kommt eh keine Sonne rein, und draussen ist's frisch. Katzenwaesche um halb acht, packen und fruehstuecken, dazu bekommen wir flaschenweise abgekochtes Wasser, in das ich aber lieber noch Iodin-Tabletten werfe, sicher ist sicher.
Die heutige Etappe fuehrt uns zunaechst die Baranco-Wall hoch, eine 300 m hohe Felswand direkt gegenueber, die man ein wenig erkraxeln muss. Also reihen wir uns um kurz nach neun in die Schlange der Traeger ein. An einige Schluesselstellen, an denen ich froh bin, "nur" einen 5 kg-Rucksack dabei zu haben und meine beiden Haende benuetzen zu koennen, kommt es zu laengeren Wartezeiten, bis die Traeger mit ihren riesigen Lasten durch sind. Die Jungs beeindrucken mich gerade an dieser Wand heute ungemein. Weniger beeindruckend finde ich bestimmte Reisegruppen - warum zum Henker muessen z. B. Amerikaner immer so laut sein, wenn sie im Rudel auftreten, kreischen und herumjohlen, und auf jeden Fall jedem Gruppenmitglied lauthals zurufen, das mehr als 5 m entfernt steht? Auch interessant sind die (unerfahrenen?) Bergsteiger, die sich krampfhaft an ihren Trekkingstoecken festhalten, obwohl man die an einer steilen Felswand, in der man ein wenig klettern muss, nun gar nicht gebrauchen kann... Nun ja, zum Glueck lassen wir solche Zeitgenossen immer moeglichst schnell hinter uns und erreichen gegen 10:30 Uhr das Ende der Baranco-Wall auf 4.200 m. Leider ist es heute durchgaengig bewoelkt, so dass weder von der Umgebung noch vom Gipfel irgendwas zu sehen ist.
Die Landschaft hat sich wieder veraendert, sehr karg ist es, durchsetzt von grauem Lavagestein und ein wenig Gestruepp. Fuer die naechsten 2 Stunden geht es abwechselnd auf und ab, wobei man bei den Aufstiegen jedes Mal ganz schoen schnaufen muss.
Wir sehen den Zeltplatz vor uns auf gleicher Hoehe, leider genau auf der anderen Seite eines Tals. Also nochmal hinunter, vorbei an flechtenbewachsenen Steinen und Hoehlen, dann ueberqueren wir einen kleinen Bach, der die letzte Trinkwasserversorgung fuer die naechsten beiden Tage darstellt. Beim Aufstieg auf der anderen Seite reihen wir uns daher in den Strom der Traeger ein, die volle Wasserkanister ins Lager bringen.
Im Karanga-Camp auf 3.930 m, das wir um 12:30 Uhr erreichen, geht es recht beschaulich zu. Hier trennen sich naemlich die verschiedenen Aufstiegsgruppen. Wir mit der 7taegigen Tour bleiben hier ueber Nacht, wahrend die 6taegigen Besteiger nach dem Mittagessen weiter ins Basecamp aufsteigen. Die Toiletten hier sind eine mittlere Katastrophe, die meisten Haeuschen haben noch nicht einmal eine Tuer, sondern sind einfach ein Bretterverschlag mit einem winzigen (!) Loch im Boden, und sind sehr spaerlich verteilt. Bei dieser Hoehe reicht ein Aufstieg von 20 m schon aus, um einen ausser Atem kommen zu lassen.
Gegen halb zwei bekommen wir Mittagessen, Lazaro hat voll aufgekocht mit Suppe, Sandwiches und Ananas. Anschliessend gibts die uebliche Katzenwaesche, halbwegs frische Klamotten, und dann verdruecken wir uns ins Zelt und v.a. in die Schlafsaecke. Draussen haben die Wolken sich behauptet, und es beginnt zu nieseln. So verbringen wir die Zeit bis zum Nachmittagstee gemuetlich doesend und lesend. Im Freien ist es so ungemuetlich, dass wir nach dem Tee nur einen kleinen Spaziergang ueber den Platz wagen, bevor wir wieder in die Schlafsaecke kriechen - diesmal ausgeruestet mit unseren Wasserflaschen, die mit frisch abgekochtem Wasser gefuellt sind und ganz formidable Waermflaschen abgeben. Das gibt herrlich warme Fuesse!
Ganz unwillig verlassen wir deshalb um halb sieben unseren Schlafplatz, um wieder ins Essenszelt zu gehen. Es nieselt immer noch in regelmaessigen Abstaenden, im Kochzelt ist es aber dank des staendig laufenden Gaskochers ganz angenehm warm. Ein bisschen tun uns wieder mal die Traeger leid, die allesamt dort auf dem Boden bzw. duennen Isomatten naechtigen und sicherlich nicht so gute Schlafsaecke und Funktionsklamotten haben wie wir, und die stets, waehrend wir essen, dick in Muetze und Decken eingemummelt auf ihren Lagern sitzen.
Nach dem Abendessen trinken wir noch zwei Taesschen Tee zusammen und gehen dann unwillig raus, um in der Kaelte Zahnpflege zu betreiben. Die Klosuche gestaltet sich im Stockfinstern als ein wenig schwierig, die Stirnlampen haben ja keine allzu grosse Reichweite, und heute sind wegen der Wolken auch keine Sterne zu sehen.
Schnell ab in den Schlafsack, saemtliche Klamotten fuer den naechsten Tag werden mit reingestopft, das macht zusaetzlich warm und so sind die Sachen schon vorgewaermt fuers Anziehen, und die Wasserflaschen geben immer noch ein bisschen Waerme ab. Das reicht schon fuers pure Glueck!
Die ganze Nacht ueber regnet es, ich denke an die, die ab Mitternacht auf den Gipfel gehen, und hoffe auf besseres Wetter fuer uns.  

Herdentrieb (18.08.2012)

Ab halb sechs beginnt das Lager zu erwachen. Die Traeger bekommen Fruehstueck und bereiten danach alles fuer die Touris vor. Wir bekommen wieder puenktlich um 7 Uhr einen Weckruf, gepaart mit der bereitgestellten Warmwasser-Schuessel, putzen die Zaehne mit eiskaltem Wasser draussen und packen unseren Packsack reisefertig. Das geht inzwischen alles ratzfatz.
Zum Fruehstueck werden wir bereits erwartet, es ist wieder erstaunlich, was die Jungs auf dem einen Gaskocher alles gezaubert haben: Porridge, Toast, Omeletts, gefuellte Pfannkuchen, natuerlich heisses Wasser fuer Kaffee und Tee, dazu Mango und Orangen. Ausserdem stehen unsere prallgefuellten Lunchboxen schon bereit, und wir werden mit Trinkwasser versorgt.
Die Sonne geht auf, und sofort wird es angenehm warm. Nachdem alles eingepackt und auf die Traeger verteilt ist, marschieren wir - und die anderen hunderte Wanderer mit ihrem jeweiligen Personal - los, es ist kurz vor 9 Uhr. Wie eine Karawane ziehen wir die folgenden 3 Stunden aufwaerts durch immer felsigeres Gelaende, der Wind blaest unaufhoerlich, so dass es trotz Sonnenschein stets zu kuehl zum lange Stehenbleiben ist.
Obwohl wir allesamt mehr oder minder im Gaensemarsch laufen, haben die Traeger grundsaetzlich Vorfahrt. Natuerlich trifft man bei denen immer wieder diesselben Typen. Da gibt es die verbissen laufenden, die, die jedes Mal froehlich "Jambo!" rufen, es gibt die "Disco-Crew", die ein lautstark dudelndes Radio dabeihaben... Ihnen allen ist gemein, dass sie in total abgerissenen Klamotten herumlaufen, z.T. drei Hosenschichten uebereinander, eine jede mit Loechern tragen, und katastrophales Schuhwerk anhaben (zerrissene Turnschuhe, Lederschuhe, die offensichtlich 5 Nummern zu gross sind, ein paar wenige tragen tatsaechlich Flip-Flops). Die Guides sehen deutlich besser aus, haben zumeist eine gute Ausruestung dabei. Diglan erzaehlt, dass die Lizenz zum Guide einer einmonatigen Ausbildung bedarf, die zudem sehr teuer ist. Ist man dann ein ausgebildeter Fuehrer, ist es kein Problem, einen Job zu finden, da die Regierung vorschreibt, dass pro 2 Bergsteigern immer 1 Guide dabei sein muss, und ist Nachfrage ist dementsprechend hoch.
Der Vormittag vergeht rasche, ein wenig nervt es mich zwar, dass man weder im eigenen Tempo gehen kann noch irgendwo mal alleine ist, doch der Kili praesentiert sich heute zur Entschaedigung von seiner besten Seite. Die Sicht ist klar, immer naeher kommen wir den schneebedeckten Haengen, und sooo weit ist's gar nicht mehr bis oben.
Bei einem Abzweig trennen sich die Traeger von den Bergsteigern und gehen direkt ins naechste Camp, waehrend wir allesamt zur Akklimatisierung zuu den sog. Lava Towers aufsteigen, einer Lavasteinformation auf 4.600 m. Hier waechst nicht mehr viel, vereinzelte Buesche fuehren ein einsames Dasein. Oben sieht man einen Teil des Gletschers.
Puenktlich zur Mittagszeit sind wir bei den Lava Towers und packen, in der Sonne sitzend, von Raben umflattert unser Lunchpaket aus. Ohne die ganzen Traeger ist die Wandererschar deutlich ueberschaubarer. Nach einem Paueschen gehts nun wieder 700 m durch Staub und Geroell abwaerts, nach und nach tauchen wieder seltsam aussehende Pflanzen auf, staubig ist es aber immer noch.
Die Sonne brennt vom Himmel, so langsam roeten sich unsere Gesichter trotz Sonnencreme. Gegen halb drei erreichen wir den Campingplatz Baranco auf 3.900 m, das Zelt steht parat, der Platz ist riesig und bereits uebersaet mit saemtlichen Schlaf-/Koch- und Klozelten, dazwischen zum Glueck mehr als genug und grade frisch geputzte Klohaeuschen, und ueber allem thront majestaetisch der Kibo-Gipfel.
Da wir in einem Tal sind, ist es wirklich angenehm warm, und wir koennen nach dem nachmittaeglichen "wash-wash" den Tee draussen trinken. Ich ueberlege, mir heute eine frische Trekkinghose anzuziehen, verwerfe den Gedanken aber wieder, als ich sehe, wie der Wind Staubschwaden durch die Luft blaest. Morgen vielleicht.
Den restlichen Nachmittag verbringen wir faul im Zelt mit Lesen, Herumliegen und abwechselnd aufs Klo rennen. Die 4 bis 5 Liter Wasser, die wir hier taeglich trinken, fordern ihren Tribut, das ist ganz schoen laestig. Als wir zum Abendessen gehen wollen, bescheint die Sonne grade noch den Kibo-Gipfel knapp 2.000 m ueber uns, wunderschoen sieht das aus, und ich moechte keinen Augenblick mit den Annehmlichkeiten des 5-Sterne-Hotels auf Mauritius tauschen. Naja, spaetestens, wenn ich heute mitten in der Nacht auf dem steinharten Boden liege und raus in die Kaelte aufs Klo muss, sehe ich das vielleicht wieder anders...
Zumindest das Abendessen kann mit dem Hotelbuffet fast mithalten, okay, ich habe natuerlich Hunger, aber die Suppe, die Pasta mit Gemuesesauce und die Mango hinterher sind wirklich sehr fein. Wir ratschen noch ein bisserl mit Diglan und verabschieden uns gegen halb acht, damit die Traeger selber auch in Ruhe Abendessen koennen.
Als wir aus dem Kochzelt kommen, sind wir baff: ein Sternenhimmel woelbt sich ueber uns, den man nur aus dem Planetarium kennt. Wir stehen staunend da, bis uns die Kaelte zur Eile antreibt, bibbernd putzen wir die Zaehne mit freier Sicht auf Milchstrasse, Stern des Suedens etc.

Staubschicht (17.08.2012)

Staub. Das heute alles beherrschende Thema ist Staub. Staub, der bei jedem Schritt aufwirbelt, sich in jede Pore setzt, sogar in die Nase (die Taschentuecher beweisen es). Staendig haben wir dreckige Haende und Fingernaegel, ohne irrgendwas angefasst zu haben. Die Klamotten sind innerhalb kuerzester Zeit mit einer braunen Staubschicht ueberzogen.
Aber von vorne: um 7 Uhr werden wir geweckt, mit einer Schuessel warmem Wasser versorgt, dann packen wir alles zusammen und bekommen Fruehstuck: Porridge, Omeletts, Toast, Obst - alles da, kein Wunder, dass wir soviele Traeger brauchen. Und wieder die Aufforderung, soviel wie moeglich zu essen. Als ich die riesigen Lunchboxen sehe, die uns in die Hand gedrueckt werden, verweigere ich ein bisschen, wenn ich das alles essen wuerde, muesste man mich den Berg hochtragen. Also gut, der Koch nimmts mit Humor, nur beim Trinken sind alle nach wie vor sehr streng, es wird genauestens ueberwacht, dass wir genuegend Wasser dabei haben.
Von mehreren Seiten hoere ich, dass ich heute nicht mehr "mein" Tempo laufen darf, sondern eben "pole pole" machen soll. Auch gut, also lauf ich hinter Diglan mit Norman um 8:40 Uhr im strahlenden Sonnenschein los.

Nachdem wir gestern den Regenwald grade so verlassen haben, geht es heute den ganzen Tag durch trockene Landschaft, mit vielen Bueschen, dornigen Gewaechsen und mehr und mehr Felsen.
Es ist ernuechternd: hunderte Traeger, die vollgepackt sind, sowie zig Bergtouristen reihen sich quasi hintereinander ein, und los geht der knapp vierstuendige Aufstieg zum naechsten Camp auf 3.800 m. Das ist nicht besonders malerisch, auch wenn der Blick ueber die dichtbewachsenen Haenge rundherum sehr schoen ist. Nach einer Lunchpause, bei der wir beobachten, wie fuer einige Gruppen wieder extra die Esszelte aufgebaut werden und aufgekocht wird (auch eigene "Klozelte" gibt es - der Traeger, der die chemische Toilette die ganze Zeit auf dem Kopf traegt, bekommt bestimmt einen Extralohn), erreichen wir gegen 13 Uhr den Zeltplatz.
Heute waren unsere Traeger schneller, die Zelte stehen schon. Wir werden wieder mit einer Schuessel warmem Wasser und der Aufforderung zum "wash wash" versorgt, und ich versuche mich an einer, naja, Halbkoerperwaesche mit Norman als Duschvorhang. Denn wir sind natuerlich nicht alleine hier, rundherum bauen endlos viele Gruppen ihre Lager auf. Das funktioniert also draussen im Freien, immerhin im Sonnenschein, also nur so halb gut, der Staub macht das Ergebnis eh gleich wieder zunichte.
Im mollig warmen Zelt machen wir ein Nachmittagsnickerchen, draussen blaest der Wind weiterhin Staub ins Zelt, so dass sogar in unseren Packsaecken eine braune Schicht auf allem liegt.
Nach dem gefuehlt 1000sten Klogang (soviel zum Thema "viel trinken") machen wir einen Akklimatisierungs-Spaziergang mit Diglan zu einer Anhoehe etwa 100 m weiter oben. Hier blaest ein kalter Wind, die Schneehaenge des Kili sind zu sehen, der Gipfel ist leider wieder in den Wolken verschwunden. Riesige Raben kreisen umher, bis hierhin breiten sich die Zelte der Reisegruppen aus. Laut Diglan gibt es hier oben das schoenste Klo, also gut, probieren wir das auch noch aus, tatsaechlich deutlich huebscher als die Holzverschlaege mit Wellblechdach, Loch im Boden und abartigem Gestank.
Zurueck in unserem Camp ist tea time im Essenszelt, in dem unsere Traeger in einer Reihe auf ihren Lagern am Boden sitzen, waehrend der Koch Lazaro schon sehr beschaeftigt ist.
Nach zwei Taeschen Heissgetranken spielen Norman und ich ein paar Runden Romme - sogar die Karten sind inzwischen staubig...
Als wir zum Abendessen um halb sieben wieder ins Essenszelt gehen, geht gerade die Sonne ueber den Bergspitzen unter, leider ist es jetzt bewoelkt, die Farben sind trotzdem speaktakulaer. Doch kaum ist sie weg, wirds kalt, also schnell in die warme "Kueche", wo wir wieder mit vegetarischem und nicht-vegetarischem Drei-Gaenge-Menue verwoehnt werden. Erst nachdem wir gegessen haben, wird fuer die Traeger gekocht, die bis dahin uns geduldig zugeschaut bzw. bedient und abgespuelt haben. Das Wasser dafuer wird in jedem Camp von einer mehr oder weniger weit entfernten Quelle geholt.
Diglan bespricht mit uns wieder den kommenden Tag, dann putzen wir bibbernd vor Kaelte die Zaehne und schluepfen in die Schlafsaecke. Mit Stirnlampen versuchen wir uns noch an ein wenig Kartenspielen, doch spaetestens um 21 Uhr ist Nachtruhe.
Ich muss natuerlich um 2 Uhr wieder raus, es ist totenstill draussen. Diesmal denke ich dran, meine Brille aufzusetzen - und werde mit einem fantastischen Sternenhimmel belohnt. Keine Wolke ist am Himmel, die Milchstrasse ist klar und deutlich zu sehen, dazu Millionen von Sterne - wenn es nicht so kalt waere (unter 10 Grad), wuerde ich noch weiter staunen, aber so kuschle ich mich lieber schnell wieder in den Schlafsack.

Machame Gate - los geht's! (16.08.2012)

Der Muezzin singt ab 5 Uhr laut hoerbar, ausserdem liefern sich diverse Haehne ringsherum wohl eine Art Wettkampf, aber wir muessen eh frueh raus. Ich geniesse die letzte Dusche fuer die folgenden 7 Tage sehr, wasche ausgiebig die Haare und wecke Norman. Schon in den Wandersachen gehen wir rueber zum Fruehstuecksbuffet - direkt vor der offenen Terrasse mitten im Garten steht unbeeindruckt ein Kronenkranich und pickt im Gras. Er beaeugt uns wahrend des Fruehstuecks so halb interessiert, brummelt hin und wieder, und hat eine durch und durch alberne Frisur. Henri, so heisst der Vogel, gehoert wohl zum Hotel und wohnt dort im Garten.
An der Rezeption geben wir unser verbleibendes Gepaeck sowie einen Beutel Waesche ab, kurz darauf ist Diglan mitsamt Jeep, Anhaenger und einigen Traegern da, und los geht die Fahrt. Bei diversen Zwischenstopps werden noch Gasflaschen besorgt, wild mit dem Anhaenger rueckwaerts ausgeparkt, Kekse gekauft, Norman wird von einer ueberambitionierten Obstverkaeuferin ueber den Tisch gezogen und zahlt 2 $ fuer vier Bananen, und gegen 11 Uhr erreichen wir Machame Gate, unseren Startpunkt auf 1.800 m. Vom Berg selbst ist heute nichts zu sehen, der Himmel ist wolkenverhangen.
Am Gate ist reger Betrieb, ueberall lungern Traeger herum, Bergsteigertruppen stehen aufgeregt daneben, Verkaeufer wollen Wanderstoecke, Huete und aehnliches loswerden, es wird wild gepackt, registriert,...
Fuer uns passiert eineinhalb Stunden mal wieder nichts; waehrenddessen wird unser ganzes Equipment auf 9 Traeger (!) verteilt, und genauestens gewogen, damit keiner mehr als 20 kg aufgeladen bekommt. HNhach einer Unterschrift im Registrierungsbuero und der Ermahnung, viel zu trinken und "pole pole" (langsam) zu gehen, laufen wir mit Diglan los. Die Traeger folgen, riesige Koerbe und Saecke auf dem Kopf und Ruecken transportierend.
Fuer die naechsten 3 1/2 Stunden steigen wir durch dichten Regenwald 1.200 m hinauf. Es ist nicht zu warm, und die Hoehe bremst uns auch noch nicht, also ist der sehr gut befestigte Weg gut zu bewaeltigen. Vom Himmel ist vor lauter Farnen, Lianen und moosbewachsenen Baeumen nicht viel zu sehen. Norman ratscht wahrend des ganzen Aufstiegs mit unserem Guide ueber Mangoanbau, die europaeische Wirtschaftskrise, Fussball, Tourismus in Tansania und was weiss ich noch alles. Ich marschiere voraus und hoere einfach zu, waehrend ich die Bewegung geniesse. Erstaunt registriere ich die (zwar rudimentaeren) Klohaeuschen, die in regelmaessigen Abstaenden am Wegrand stehen. Nun, bei den horrend teuren Eintrittspreisen fuer den Kili-Nationalpark ja auch zu erwarten.
Gegen halb fuenf erreichen wir den heutigen Campingplatz auf 3.000 m inmitten von Baeumen und Bueschen. Auch hier gibt es eine Registrierungsstelle, bei der wir unterschreiben muessen, und auch hier wird das Gepaeck der Traeger nochmals gewogen, damit sich ja keiner zuviel auflaedt.
Weit oben lichten sich die Wolken, und der Gipfel strahlt im Sonnenlicht - hui, da gehts noch ganz schoen weit rauf!
Nach und nach treffen unsere Traeger ein, ein paar Minuten spaeter ist unser kleines Zelt aufgebaut, und wir richten uns haeuslich ein. Ein steter Strom von Traegern und Touristen kommt bis in die spaeten Abendstunden auf dem Platz an, einige sehen jetzt schon ein wenig erledigt aus. Es gibt zig Klohaeuschen (= Holzhuette mit Loch im Boden, Luft anhalten ist angesagt, und die Stirnlampe schadet auch nicht). Wir bekommen eine Schuessel mit heissem Wasser fuer "wash wash", dann ist im Kochzelt tea time angesagt, waehrend daneben schon fleissig fuers Abendessen geschnippelt wird.
Den ganzen Abend ueber ratschen wir mit Diglan und den Traegern bzw. dem Koch, der ueber seine Daunenjacke sogar extra eine Kochschuerze gezogen hat und sich koestlich amuesiert. Immer wieder werden uns neue Swahili-Woerter beigebracht, mal schauen, ob ich mir davon irgendwas merken kann.
Gegen halb sieben geht die Sonne unter, und es wird frisch. Aber mit Fleecepulli, Jacke und heissem Tee laesst es sich im Zelt aushalten. Aussen herum sieht man von den sicherlich hunderten Menschen nicht allzu viel, da sich die Gruppen zwischen den Baeumen gut voneinander abgrenzen.
Wir bekommen ein ganz fantastisches Abendessen serviert: Gurkensuppe, danach Salat, Bratkartoffeln, Gemuese (extra viel fuer die "vegetarian lady") und Fisch fuer alle ausser mich. Ich ueberlege kurz, wie der Fisch wohl hierhergekommen ist - ungekuehlt vermutlich? Egal, ich muss ihn ja nicht essen. Die ganze Mannschaft will uns offenbar maesten, aber nach einer sehr feinen Mango als Nachtisch geht nix mehr.
Bei einer letzten Tasse Tee "brieft" uns Diglan fuer den naechsten Tag, dann putzen wir die Zaehne unterm Sternenhimmel (und recht schnell, denn es ist doch ganz schoen kalt) und schluepfen in den zum Glueck sehr warmen Schlafsack.
Trotzdem ists eine unruhige Nacht, wegen der ganzen Dauertrinkerei muessen wir natuerlich nachts raus, ausserdem ist der Boden recht hart, und ich kann ewig nicht Einschlafen.

Von Dar es Salaam nach Arusha (15.08.2012)

Noch im Dunkeln verlassen wir unser Zimmer, halbwegs wach nach einer kalten Dusche. Das vorbestellte Taxi soll um 5:30 Uhr kommen, die "boarding time" beim Bus ist 6:30 Uhr. Wir stehen mit dem Nachtwaechter draussen am Tor herum, und herum, und herum - doch kein Taxi kommt.
Ich werde nervoes, denn man erzaehlte uns von dem Verkehrschaos, dras ab 6 Uhr morgens Dar es Salaam befaellt, wenn alle Leute auf dem Weg zur Arbeit sind, und ich sehe uns schon den Bus verpassen.
Der Nachtportiert textet uns auf Swahili zu, das hilft auch nicht weiter. Wir marschieren im Finstern vor zur naechstgroesseren Strasse, in der Hoffnung, vielleicht ein Tuk-Tuk anhalten zu koennen - doch auch da ist (noch) ziemlich tote Hose, und die paar, die vorbeiknattern, sind schon besetzt.
Zurueck beim Hostel druecken wir dem Portier das Handy in die Hand, und geben ihm mit Haenden und Fuessen zu verstehen, er moege uns doch bitte ein Taxi bestellen. Ich bin fix und fertig, als um zehn nach sechs tatsaechlich das urspruenglich bestellte Taxi vor dem Tor anhaelt. Nun begehen wir den Kardinalsfehler, dem Fahrer zu sagen, dass wir nur noch 20 Min. bis zum Einsteigen haben. Denn er legt sogleich den Turbo ein, eroeffnet kurzerhand mitten in der Stadt eine Ueberholspur und rast los, ueberholt ruecksichtslos, steigt vor jedem der vielen speed bumps in die Eisen und beschleunigt wieder. Ich versuche, moeglichst nur aus dem Seitenfenster zu schauen. Zum Glueck ist nicht soviel Verkehr wie befuerchtet, und um Punkt 6:30 Uhr fahren wir auf dem Busbahnhof ein.
Dort herrscht Chaos, Hunderte Busse stehen zur Abfahrt bereit, dazwischen lungern Gepaecktraeger und Verkaeufer mit allem moeglichen Kram herum. Unser Bus steht bereit, wir steigen ein, haben die Plaetze direkt hinter dem Fahrer, ich bin sehr erleichtert - und dann passiert lange erstmal nichts.
Endlich, gegen halb acht (die ganze Hektik also umsonst), fahren wir los, und dank der Vomex-Tablette, die ich auf Normans Geheiss hin genommen habe, schlafe ich quasi sofort komatoes die ersten beiden Stunden durch, trotz des ohrenbetaeubenden Laerms aus dem Radio. Doch wir sind mit Oropax, Decke, Aufblaskissen gut praepariert.
Waehrend der Fahrt gehts hinaus in die weite tansanianische Landschaft, es sieht fast so aus, wie ich mir das in meiner Phase der kitschen Afrika-Romane, die ich als Teenager eine Zeitlang verschlungen habe, vorgestellt habe. Alle Schattierungen von Braun- und Gruentoenen, je weiter wir fahren, desto bergiger wird die Landschaft. Hin und wieder rennt ein Affe mit hocherhobenem Schwanz ueber die Strasse.
Wir passieren ueber Stunden die Usambara-Mountains (ja, die gleichnamigen Veilchen kommen von dort), sehen endlose Ananas-Felder, Frauen mit umgebundenen Babys auf dem Ruecken, die Besiedlung ist spaerlich.
Einige Pippi-Pausen spaeter, in denen ich mir immer wieder ein bis zwei Swahili-Woerter anschaue, die ich in den folgenden Stunden wiederhole, taucht er vor uns aus den Wolken auf: Mount Kilimanjaro, wolkenverhangen und schneebedeckt. Sehr beeindruckend.
Irgendwann koennen wir nicht mehr sitzen. Seit Stunden hoeren wir dieselbe tansanianische Popmusik in abartiger Lautstaerke. Endlich taucht ein Schild auf: Arusha 45 km. Die ziehen sich aber wegen Stau und zig Stopps, bei denen Passagiere scheinbar im Nirgendwo am Strassenrand aussteigen, noch hin.
Die Sonne ist laengst untergegangen, es ist finster (Scheinwerfer werden offenbar nur hoechst unwillig eingeschaltet), als wir nach fast 12 Stunden Fahrt auf dem Busbahnhof einfahren.
Zum Glueck haelt draussen jemand ein Schild mit unseren Namen drauf hoch, denn beim Aussteigen werden wir sofort von sog. "flycatchern" ueberfallen, die uns wahlweise eine Safari, ein Hotel oder ein Taxi andrehen wollen.
Aber so retten wir unser Gepaeck, bevor fremde Haende es sich schnappen, und sitzen im Jeep von Basecamp Tanzania, dessen Fahrer uns fix zum Hotel L'Oasis bringt. Dort treffen wir endlich Achmed, mit dem Norman zigmal per Mail korrespondiert hat in den letzten Wochen, um unsere Bergtour und die anschliessende Safari zu organisieren.
Bei ihm sitzt Diglan, der die folgenden sieben Tage auf dem Kili unser Fuehrer sein wird, und der uns nun bei Bier und Ingwer-Limo genauestens vorbereitet. Wir muessen Rede und Antwort stehen, ob und wie sehr wir bergerfahren sind, und schliesslich kommt er sogar mit uns in unsere putzige kleine Huette und inspiziert genauestens jedes Kleidungsstueck, Gamaschen, Schlafsaecke und Bergschuhe. Als er auch noch die Wandersocken sehen will, versichere ich ihm, dass wir auch da bestens ausgestattet sind. Ich hab naemlich Hunger. Offenbar haben wir die Ueberpruefung bestanden, und wir werden instruiert, am naechsten Morgen um acht Uhr fertig gepackt bereit zu stehen.
Nun koennen wir endlich ans Buffet, essen schnell und stellen dann ein rechtes Durcheinander in unserem Zimmer an, denn die Rucksaecke werden kompett ausgepackt, einer wird befuellt mit den Sachen fuer die Wanderung, der zweite bleibt bis zu unserer Rueckkehr im Hotel. Gegen 22 Uhr ist auch das geschafft, und wir muessen dringend schlafen, beim Liegen fuehle ich immer noch das Ruetteln des Busses...

16.8.12

Do you speak Swahili?

Ich wache sehr früh vom Vogelgeschrei draußen  auf, und beobachte durchs Fenster einen perfekten Sonnenaufgang (für den ich Norman nicht so recht begeistern kann). Aber es ist eh schon fast Frühstückszeit.
Unser Gepäck ist ja nun da, doch stelle ich beim Auspacken fest, dass sich offenbar tatsächlich jemand am Deckelfach zu schaffen gemacht hat - alle anderen Reißverschlüsse sind mit einem Schloss gesichert -, denn Normans geliebtes Crocodile Dundee-Messer ist spurlos verschwunden. Das hatte ich in München in aller Eile dort reingepackt, als wir feststellten, das es im Handgepäck wohl nicht durch die Sicherheitskontrolle kommt. Menno. Aber zum Glück fehlt augenscheinlich sonst nichts.
Nach dem Frühstück machen der wieder hergestellte Norman und ich einen Ausflug, wir müssen die Busfahrkarten für die Fahrt nach Arusha besorgen. Da Norman die Aussicht, mit einem überfüllten Dalla-Dalla (Sammeltaxi) gut eine Stunde in die Innenstadt zu gurken und dort auf gut Glück das Kartenbüro zu suchen, überhaupt nicht behagt, wählen wir die schnellere Variante. An der Hauptstraße halten wir ein Tuk-Tuk an und lassen uns zum nicht allzu weit entfernten Busbahnhof chauffieren. Dort überfällt uns "mzungus" (Weiße) gleich ein Haufen Schlepper, die uns zu "ihrer" Busgesellschaft lotsen wollen. Also: Scheuklappen anlegen und los zum bereits vorher gewählten Busunternehmen, flugs rein an den Schalter, Fahrkarten kaufen, zurück zur Rikscha und 20 min später sind wir wieder im Hostel.
Noch während der Fahrt fasse ich den Entschluss, wenigstens die wichtigsten Wörter und v.a. Zahlen auf Swahili zu lernen, da die Verständigung sonst wirklich kompliziert ist. Also setze ich mich hin und übe mal ein bisschen...
Zum Mittagessen kaufen wir an den Ständen entlang der Straße Tomaten und fantastische Avocados, aus denen ich Salat mache, zum Nachtisch gibt's Bananen und Kekse auf der Terrasse in der Sonne sitzend.
Überall in den Gärten rundherum gackern Hühner und krähen die dazugehörigen Hähne, es ist ganz schön laut. 
Am späten Nachmittag machen wir noch einen langen Spaziergang und wollen zum Strand, der nicht weit weg ist. Wir spazieren ewig an hermetisch umzäunten Villen vorbei, erhaschen sogar hin und wieder einen Blick aufs Meer, aber es ist kein Durchkommen, alles offenbar Privatstrände.
Nun gut, bis wir wieder zurück sind, ist eh schon fast Essenszeit, wir essen wieder mit allen zusammen im Gemeinschaftsraum, es gibt Avocadosalat, Kochbananen in Erdnusssauce, Reis und Gemüse, sehr fein ist das.
Noch die Rucksäcke gepackt, dann gehen wir früh ins Bett, unser Bus fährt am nächsten Morgen um 7 Uhr ab...

14.8.12

Lost & Found

Ich brauche für alles immer einen Plan B oder im besten Fall sogar gleich einen Plan C dazu. "Probleme vorab visualisieren", sich den "worst case" ausdenken, eine Lösung in petto haben, und schon kann gar nix mehr schiefgehen. Soweit meine Theorie. In Sachen "knappe Umsteigezeit in Nairobi" habe Inc visualisiert wie wild, und dennoch macht es keinen Spaß, ohne Gepäck in Dar-es-salaam zu stehen.
Aber der Reihe nach: um 4 Uhr reißt uns der Wecker in Mauritius aus dem Schlaf, draußen ist es stockfinster, mir die Rasensprenkler sind zu hören. Flugs ist fertig gepackt, der Gepäckabholservice kommt pünktlich, am Haupteingang steht unser Frühstück zum Mitnehmen sowie unser bestelltes Taxi bereit, und los geht die einstündige Fahrt ans andere Inselende zum Flughafen. Langsam geht währenddessen die Sonnen über den dunklen, gezackten Berggipfeln auf, über den Palmen färbt sich der Himmel rosa. Kurz nach 6 Uhr sind wir da, soweit läuft alles nach Plan. Das Gepäck kann trotz zwei verschiedener Fluglinien durchgecheckt werden, und so heben wir pünktlich in einer fast menschenleeren Maschine nach Nairobi ab. 
Da jeder von uns quasi vier Plätze für sich allein hat, schlafen wir selig die meisten Zeit des vierstündigen Fluges. Erst als der Flugkapitän per Lautsprecher darauf hinweist, dass wir gerade am Kilimandscharo vorbeifliegen, eilen wir zu den Fenstern. Tatsächlich, da erhebt er sich aus der roten, recht flachen Landschaft, mit ein klein wenig Schnee obendrauf und ein paar Wölkchen drumherum. Sehr pittoresk, und zumindest von hier oben gar nicht so hoch...
In Nairobi eilen wir los und schaffen es genau zum Boarding zum nächsten Gate. Insgesamt eine Stunde zwischen Landung und Weiterflug, das müsste doch zeitlich auch für unser Gepäck reichen?! Wir sind optimistisch.
Um 14 Uhr landen wir in Dar-es-salaam. Zum Glück haben wir das Visum für Tansania bereits vorab besorgt, denn so mancher saß wohl bis zu 2 Stunden im Einreisebüro hier fest. Auch das läuft also - doch als wir kurz darauf am Gepäckband stehen, wird mit den immer spärlicher werdenden Koffern darauf klar: unsere Rucksäcke haben's wohl doch nicht geschafft.
Leider wirkt der Lost-Baggage- Schalter nur so semi-vertrauenerweckend, aber man macht uns Hoffnung, dass die Sachen bestimmt "bald" auftauchen. So, wie es in diesem Flughafen aussieht, wo überall scheinbar herrenloses Gepäck herumsteht, bin ich mir da nicht so sicher.
Draußen wartet geduldig unser Hostel-Abholservice, der sich mit uns stoisch in den chaotischen Verkehr begibt, um uns in mehr als einer Stunde zum Friendly Gecko Guesthouse zu bringen. Es ist heiß, staubig, laut, aber: wir sind in Afrika, hurra!
Leider hält sich Normans Begeisterung in Grenzen, er hat sich den Magen verdorben und ist heute praktisch nicht ansprechbar. 
Unser Hostel liegt nördlich der Stadt in einem Vorort und gehört zu einem Hilfsprojekt, das ein Waisenhaus hier betreibt. Die meisten der Gäste sind daher Freiwillige, die für zumeist vier Wochen dort arbeiten. Bei denen ist das Entsetzen groß, als ich von unserer Gepäckmisere berichte - da habe man schon seeehr schlechte Erfahrungen gemacht, Afrika eben, da dauert alles dreimal so lange. Hmm, so langsam werde ich nervös, denn bis unsere Sachen nicht da sind, hängen wie hier fest, denn ohne Bergschuhe keine Kili-Besteigung. Und Norman sieht auch nicht nach Bergsteiger aus momentan.
Den Rest des Tages verbringe ich mit Krankenpflege und zur Sorgenbekämpfung einem ersten gekühlten Bier der Marke "Kilimanjaro". Wenigstens etwas.
Nach dem Abendessen in großer Ründe starte ich den ersten Telefonterror am Flughafen, leider nicht von Erfolg gekrönt. Zwar käme gleich wieder ein Flugzeug aus Nairobi, aber man glaube eher nicht, dass unsere Sachen an Bord sind. Wir sollten abwarten.
Zwei Stunden und ein paar Telefonate und die Bitte, doch noch mal genauer nachschauen später die Nachricht: unser Gepäck ist da und wird "sogleich" mit einem Fahrer zu und geschickt. Ich fasse es nicht.
Das "sogleich" dauert dann doch noch gut zwei Stunden, sodass ich bis Mitternacht im Hof sitze, gemeinsam mit dem nur Swahili-sprechenden Nachtwächter und den drei Hofhunden, denn nun will ich unsere Sachen gerne persönlich entgegennehmen.
Und endlich falle ich danach ins Bett, neben einem etwas lebendiger aussehenden Norman.

Inselregen

An unserem letzten Tag im irrealen Inselparadies regnet es den ganzen Vormittag immer wieder so heftig, dass nichts zu tun bleibt außer den halben Tag faul auf dem Bett herumzuliegen, zu lesen und Löcher in die Luft zu gucken. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das das letzte Mal gemacht habe... Mittags setzt sich aber doch die Sonne durch, und wir können ans Meer. Zwischendurch bekommen wir bei der Angestellten des TauchCenters unsere frischgewaschene Wäsche zurück. Denn als wir sie vor ein paar Tagen fragten, wo man denn im Ort günstig waschen lassen könne - im Hotel ist das nämlich sauteuer, die wollen 2 Euro allein pro Unterhose! -, meinte sie, wir sollten doch einfach ihr die Sachen mitgeben. Gesagt, getan, und so bekommen wir eine ganzen Beutel frischgewaschener Klamotten zurück zum geheimen Schnäppchenpreis, denn sie war stets besorgt, jemand vom Personal könnte diesen Zusatzverdienst beobachten.
Norman dreht noch eine Runde auf den Wasserskiern, wir springen des Pflichtgefühls halber einmal in den riesigen Hotelpool, und schon verdunkelt sich am späten Nachmittag der Himmel wieder, sodass ich ohne größere Diskussionen noch einmal ausgiebigst aufs Laufband darf, während sich oben ein gigantischer Regenbogen spannt.
Beim letzten Dinner gönnen wir uns heute sogar eine Flasche Wein, die Rucksäcke stehen gepackt bereit, und nach einer Partie Rommé auf der Terrasse und der Vernichtung unserer Alkoholvorräte genießen wir noch eine letzte Nacht in der Homeymoon Suite.

12.8.12

Busfahrer müsste man sein

Beim Frühstück gönnen wir uns heute mal was und schenken zwei Gläsern vom bereit stehenden Sekt ein - doch schon beim ersten Schluck stellt sich fest, dass es sich um ein blubberndes und alkoholfreies Pfirsichgetränk handelt, wie mir der Kellner dann auch ganz begeistert erzählt. Na, dann halt nicht.
Da es recht windig und damit noch zu kühl für den Strand ist, wagen wir einen zweiten Ausflug; diesmal geht's mit dem Bus ins 6 km entfernte Grand Baie. Der Bus ist voll mit Damen in bunten Saris, und als wir ankommen, ist der Grund dafür klar: die gesamte Hindugemeinde ist in den festlichsten Outfits auf den Beinen, und wir geraten just in eine große Prozession - für was oder wen, ist leider nicht zu ermitteln. Die Straße ist abgesperrt, das Fernsehen dabei, eine Menge Schaulustige stehen am Straßenrand. Zunächst schaue ich mir noch begeistert die farbenfrohen Saris an und höre den zig kleinen und großen Kapellen zu, die den Umzug begleiten. Dich dann sehe ich, dass sich viele der mitprozessierenden jungen Männer Haken in die nackten Oberkörper gestochen haben, an denen sie kleine Wägelchen hinter sich herziehen oder Zitronen befestigt haben, dazu gibt es welche, die auf Schuhen mit umgedrehten Stacheln laufen, und alle tanzen, aufgeputscht von der Musik, den sie anfeuernden Umstehenden und wahrscheinlich noch anderen Dingen.
Damit haben wir genug, und verschwinden im nahegelegenen Supermarkt, der in seinen Ausmaßen ganz französischen Vorbildern ähnelt, und stocken dort unsere Getränkevorräte nochmal auf.
Zurück an der Bushaltestelle, die wir erst auf mehrmalige Nachfragen finden, ist wieder mal kein Fahrplan oder ähnliches zu sehen, also wird jeder anhaltende Bus befragt: "Vous allez à Trou aux biches?" Schon der zweite Fahrer nickt, winkt uns rein, sein Hiwi kassiert, und er heizt los. Schnell stellen wir fest, dass wir offenbar eine andere Route fahren als beim Hinweg, irgendwann fahren wir seltsamerweise wieder genau denselben Weg nach Grand Baie zurück, und Ratlosigkeit breitet sich unter den Fahrgästen aus. Weder Fahrer noch Kassierer halten es für nötig, irgendwelche Erklärungen zur neuen Streckenführung abzugeben. Und nachdem der Bus zweimal irgendwo mitten auf der Strecke gewendet hat, gehts endlich doch in die richtige Richtung. Norman zeigt sich begeistert über die scheinbare Willkür des Fahrers, der wohl je nach Gutdünken entscheidet, ob er die am Fahrbahnrand winkenden potentiellen Fahrgäste erhört oder nicht, und beschließt, im nächsten Leben diesen Beruf zu ergreifen. Wo hat man schon soviel Entscheidungsfreiheit über das Wohl und Wehe seiner Mitmenschen?!
Nach diesem wahnsinnig aufregenden Vormittag bleibt nur, den Rest des Tages am Strand zuzubringen, und Norman schafft es sogar, mich zu überzeugen, einen sportfreien Tag einzulegen. So bleiben wir bis zum Sonnenuntergang (um 18 Uhr!) auf der Strandliege und trinken den eilends aus unserem Zimmer herbeigezauberten Sundowner, um den wir von den französischen Herrschaften neben uns sichtlich beneidet werden. Das Meer hier in der Lagune ist praktisch wellenlos, draußen am Horizont kreuzt ein Schiffchen vorbei, und die Sonne erfüllt ihre Aufgabe, möglichst hübsch unterzugehen, bravourös. Kaum ist die Sonne weg, färbt sich der Himmel rosa, und wir hüpfen noch schnell ins Wasser. Wie Maloney sagen würde: so geht das.

11.8.12

Die Ananas-Oma

Heute wird gefaulenzt! Das ist der Plan für den heutigen Freitag, denn wir haben soweit keine Pläne. Also wird ausgiebig gefrühstückt (und auch ein klein bisschen länger geschlafen), und ab halb elf liegen wir am Strand, unterbrochen von ein paar Abstechern ins Meer, und lesen. Natürlich gibt es auch hier die hochgradig optimistischen Strandverkäufer, die mit "echten Kaschmirschals", Korallenketten oder Ausfahrten mit dem Parasailingboot locken. Sehr hartnäckig ist die von uns als "Ananas-Oma" betitelte hutzelige Alte im Sari, die alles mögliche vertickt und dazu höchst werbewirksam eine Ananas auf ihrem Kopf spazierenträgt.
Erstaunlich, wie schnell so ein Tag mit Nichtstun vorübergeht, na gut, das eine oder andere Nickerchen ist auch dabei, Norman geht zwischendurch zwei Runden Wasserskifahren, während es am Himmel immer grauer und grauer wird.
Gegen 16 Uhr ist's dann vorbei mit dem Strandbesuch, das Sportprogramm steht an, und heute geht's nach der Laufbandstunde sogar noch gemeinsam ins Yoga, während draußen tropischer Regen niederprasselt. Es ist aber zum Glück trotzdem warm genug für unseren Aperitif auf der Terrasse zur Belohnung.
Beim Dinner (heute im italienischen Restaurant) sitzt an einem hübsch dekorierten Tisch etwas abseits ein Brautpaar - unser Hotel ist eine recht bekannte Hochzeitslocation. Obwohl ich das lange Zeit für eine recht verlockende Idee hielt - nur zu zweit unter Palmen irgendwo weit weg zu heiraten - muss ich sagen, dass so ein Dinner danach ohne alle Lieben und den ganzen Spaß drumherum doch recht einsam aussah... Aber wie heißts so schön in der "Fledermaus": Chacun à son goût!

10.8.12

Frühsport

Tauchen frühmorgens ist so eine Sache: natürlich brauche ich einen Kaffee für den Kreislauf, allerdings ist ein richtiges Frühstück keine gute Idee, denn mit vollem Magen taucht sich's überhaupt nicht gut. Also werfe ich nach dem Weckerklingeln den Wasserkocher an und mache eine Tasse Krümelkaffee, denn kurz nach halb neun ist heute schon wieder Treffpunkt an der Tauchschule für den nächsten Tauchgang. Wichtig ist, vor dem Reinquetschen in den Neoprenanzug nochmal aufs Klo zu gehen, aber das nur am Rande... Draußen auf dem Meer teilen wir acht Taucher uns in zwei Gruppen auf, und schon werden wir mit Gewichten und Sauerstofftank bepackt ins Wasser gescheucht. Das sind die unangenehmsten Momente: das Aufstehen, Bewegen auf dem wackeligen Boot und ins Wasser springen mit dem abartig schweren Equipment, den Flossen an den Füßen und der Maske im Gesicht - und dann der Augenblick, wenn das kühle Wasser in den Neoprenanzug läuft. Brrrr.
Nun gehts abwärts, und wir tauchen etwa 45 Min. gut 12 m tief rund um eine Art Wand aus Korallen. Leider sind die hier nicht so spektakulär bunt wie erhofft, und auch die Auswahl der Fische nicht ganz so groß. Doch wir sehen scheue und sehr aufgescheuchte Tintenfische, die vor lauter Unsicherheit zigmal ihre Farbe wechseln, außerdem fies dreinschauende Muränen, Seesterne und anderes Getier. Wieder an Land geraten wir in einen tropischen Regenschauer, aber wir sind ja eh schon nass...
Also nutzen wir den restlichen Vormittag, sitzen auf der Terrasse und planen ein wenig unsere Weiterreise nach Tansania in vier Tagen. Das Taxi für die Flughafenfahrt frühmorgens ist bestellt, das Hostel dort reserviert - nur sind wir ein wenig unsicher, ob es so schlau war, einen Umsteigeflug mit zwei verschiedenen Fluggesellschaften und nur 50 min. Umsteigezeit in Nairobi zu buchen. Wir werden sehen...
Heute steht auf dem Nachmittagsprogramm Wasserski- und Tretbootfahren, dann natürlich Sonnenuntergangs-Joggen bzw. die Stunde auf dem Laufband. Herrlich, soviel Zeit für Sport zu haben!
Beim Abendessen, dass wir diesmal im eher fischlastig ausgerichteten Restaurant direkt am Strand einnehmen, ist man wie immer zunächst etwas verwundert über den Wunsch nach einem vegetarischen Menü, aber natürlich klappt's dann doch immer. Nur der grauenhaft spielende und singende Alleinunterhalter sowie der zunehmende Wind und leichte Nieselregen scheuchen und recht schnell ins Zimmer zurück, wo wir noch ein bisserl den Olympianiken zugucken.

9.8.12

Dodo-Suche

Ein wenig irritiert es mich schon, dass einem die Kellner sogar beim sehr unfangreichen Frühstücksbüffet die vollbeladenen Teller abnehmen, um sie einem an den Platz zu tragen. Überhaupt arbeiten hier im Resort ganze Heerscharen von Angestellten, allein die Zahl der Gärtner, die dieses riesige und wunderschön bepflanzte Gelände in Schuss halten, ist nicht zu überschauen.
Trotzdem entfliehen wir heute Vormittag mal dieser abgeschotteten Welt und wagen mit dem öffentlichen Bus einen Ausflug in die etwa 25 km entfernte Hauptstadt Port Louis. Und nein, liebe Taxifahrer: wenn ich teilnahmslos in einem Bus-Wartehäuschen sitze, bedeutet das nicht, dass ich gerade aktiv auf der Suche nach einem Taxi bin. Echt jetzt!
Der Bus kommt, wir steigen ein, und los geht die wilde und rumpelige Fahrt mit zig sehr unsanften Stopps, die auf den engen Sitzen im heißen Bus nicht unbedingt ein Vergnügen ist. Wir sind froh, nach 45minütiger Fahrt endlich im Stadtzentrum anzukommen und geraten direkt in turbulentes Markttreiben mit dem üblichen Tand und Geschrei der Händler.
Nach kurzem Suchen finden wir das Naturhistorische Museum, in dem Grund 1 für diesen heutigen Ausflug ausgestellt ist: ein Dodo!!! 
Leider sind wir schlecht vorbereitet - denn ausgerechnet Mittwochs ist das Museum geschlossen. Dieser Vogel ist also auch noch nach seinem Aussterben eine reine Zeitverschwendung...
Also gut, dann zu Punkt 2 auf der "Must-see-Liste": die berühmte "Blaue Mauritius".
Für diese Briefmarke gibts inzwischen ein eigenes Museum, das sich um die Geschichte der Entdeckung und Besiedelung der Insel sowie die Entwicklung des dortigen Postwesens dreht. Alles so halbwegs interessant - doch der Höhepunkt soll natürlich die stündliche kurze Enthüllung der ach so wertvollen Briefmarke sein. Und siehe da, man drängt sich pünktlich um den Ausstellungskasten, und da liegt sie: eine blaue klitzekleine Briefmarke. Ohne einem Philatelisten unter den Bloglesern zu nahe treten zu wollen, aber mal im Ernst: that's it?!?
Mehr gibt Port Louis nun auch nicht her, also stürzen wir uns wieder ins Getümmel des Busbahnhofs und sitzen kurz darauf wieder einmal auf den Sitzen eines von einem offenbar schwerst risikofreudigen Fahrer gesteuerten, längst nicht mehr TÜV-geprüften Busses. Es geht rasant vorbei an vielen Hindutempeln und Zuckerrohrfeldern, bis wir mit leicht wackligen Knien in Trou aux biches aussteigen und den Nachmittag am Strand zubringen.
Aber nix da mit seligem Nichts-Tun, auch hier ist höchstens ein kleines Nickerchen drin, dann müssen wir eine Runde Kajak-Fahren, damit wir bloß keine der Hotel-Aktivitäten auslassen. Norman macht seinen täglichen Strandlauf mit anschließendem Sonnenuntergangsbad, während ich im "Fittie" am Laufband das Programm mit dem vielversprechenden Titel "Kilimandscharo" wähle - man will ja schließlich vorbereitet sein!
Der Aperitif wird wie jeden Abend auf der Terrasse eingenommen, während im Baum gegenüber die riesigen Fledermäuse krakeelen.

8.8.12

Unter dem Meer...

Beim Aufwachen bin ich ein bisschen nervös: nach dem Auffrischungs-Dive gestern sind wir heute morgen zum ersten "richtigen" Tauchgang angemeldet. Ich traue mich nicht zum Frühstücksbüffet, denn schaukelnde Boote und
mein Magen, das verträgt sich nach wie vor nicht besonders...
Um halb neun treffen wir an der Tauchschule ein, pressen uns in die Neoprenanzüge, wuchten die schweren Jacken mit den Sauerstoffflaschen auf den Rücken und wanken zum Boot. Wir sind zu dritt plus Tauchguide und Bootsführer, und starten um kurz vor neun los aufs offene Meer. Kurz vor dem anvisierten Startpunkt sehen wir sie: ein Dutzend Delphine tollt übers Wasser, springt heraus, der vorderste dreht sich in Pirouetten - die Begeisterung ist groß, und meine Aufregung legt sich ein wenig.
Zack, sind wir im Wasser und sinken, und wieder große Aufregung: da ist ein recht großes Schiffswrack am Grund, an und in dem sich zahllose Fische tummeln. Ehe ich mich's versehe, sind wir 18 m tief und können uns in der folgenden halben Stunde nicht sattsehen: es gibt Langusten in verrosteten Schächten zu entdecken, Schwärme tropischer Fische, mehrere Feuerfische (wer kennt sie nicht aus "Nackte Kanone"?!) und einen als rostiger Mast wirklich sehr gut getarnten Anglerfisch.
Kurz: es ist unglaublich, die Zeit vergeht viel zu schnell, wir müssen auftauchen, dabei könnten wir noch ewig einfach in der Tiefe treiben und staunen.
Wieder an Bord stellen wir fest, dass wir nach zwei Tauchgängen mal wieder Muskelkater in den Kiefern haben vom ewigen Mundstück festbeißen. Aber die Euphorie über das Erlebte ist so groß, dass wir für den übernächsten Tag gleich wieder eine Taucheinheit buchen...
Nach der Dusche spazieren wir aber erst einmal in den Ort, gucken uns ein bisschen um und kaufen im "Supermarché Au Popo" (sic!) ein bisschen ein.
Dann steht - zumindest für Norman - das zweite Highlight des Tages an: unser Honeymoon-Paket beinhaltet nämlich eine Massage im Spa-Bereich! Also lassen wir uns eine knappe Stunde lang zu zweit durchkneten und sind hinterher glitschig und zufrieden...
Da bleibt für den Nachmittag nur noch faules Auf-der-Strandliege-Herumfaulenzen, Lesen, Baden und natürlich der Besuch im Fitnessstudio, bevor wir zum Vier-Gänge-Menü ins Thai-Restaurant aufbrechen.
Also, langweilig ist's selbst mir bislang nicht!

7.8.12

Honeymoon Suite

Hier ein paar kleine Bildchen von unserer bescheidenen Behausung:

Findet Nemo!

Ach herrje, wir haben gleich mal am zweiten Tag das Frühstück gepflegt verpennt. Insofern egal, als dass man hier im Resort mit der dreimal täglichen Vollverpflegung eh nicht mit dem Verhungern rechnen muss...
Und so sind die beiden folgenden Tage angefüllt mit Essen (hier gibt's 6 verschiedene Restaurants, natürlich auch ein indisches, wo Norman gleich mal eine Übungseinheit beim Abendunterhaltungs-Musiker bekommt), Trinken (Malibu mit Ananassaft auf unserer Terrasse), Joggen am Strand, Yogastunden und Trainingseinheiten im riesigen Fitnesscenter, Wasserskifahren und Schnorchelausflügen. Das Wetter ist herrlich, es ist nicht allzu heiß, also selbst abends noch angenehm draußen, nur das Meer ist auf Dauer ein wenig frisch.
Morgens werden wir geweckt vom Geschrei der zahlreichen "Irokesenvögel" (der richtige Name lautet wohl "bul bul"), und abends lässt es sich nur großzügig
mit Nobite besprüht aushalten, denn die Moskitos sind sehr hungrig... Eine gute Übung für Ostafrika.
Das Highlight am Montag war natürlich unser erster Tauchgang seit knapp zwei Jahren. Erst einmal haben wir uns gegenseitig wieder die ganzen Abläufe ins Gedächtnis gerufen, und wir haben einen sog. Check Dive unter Aufsicht gemacht. Dazu ging's mit dem Boot raus aufs Meer, ab ins Wasser und runter auf etwa 6 m. Dort durften wir dann ein paar Übungen absolvieren (z.B. vollgelaufene Maske unter Wasser ausleeren, Mundstück "verlieren" und wiederfinden...), und dann konnten wir loslegen - zwar noch ein wenig wackelig, aber das legte sich. Zu sehen gabs genug: Clownfische, Korallen, riesige Seegurken und Seeigel (die es hier abends beim Buffet als einheimische Spezialität gibt), scheue Tintenfische...
Die Zeit ging viel zu schnell vorbei, zum Glück haben wir gleich die nächsten Tauchgänge reserviert!

6.8.12

Bienvenue!

Der knapp sechsstündige Flug nach Dubai vergeht schnell - liegts an den diversen Gläschen Weißwein? Den sinnlosen Filmen (The Lorax?!?)? Dem unheimlich tollen A380? Jedenfalls landen wir unbeschadet kurz nach Mitternacht in Dubai, die Außentemperatur beträgt laut Durchsage noch gut 30 Grad. Davon merkt man aber natürlich im tiefgekühlten Flughafengebäude, in dem ein Wahnsinnsbetrieb ist, nichts. Wir finden zwei ruhige Plätze und ich schaffe es sogar, ein gutes Stündchen zusammengekauert zu schlafen. Um kurz nach 3 Uhr hebt der Flieger ab, nächster Stop: Mauritius.
Hier ist das Bordprogramm fad, also bleibt nur der Versuch, so gut und viel wie möglich zu schlafen. Irgendwann sind also auch diese sechs Stunden  vorüber, und wir landen im Regen morgens auf der Insel.
Unsere Rucksäcke sind die einzigen auf dem Gepäckband neben riesigen Rollkoffern, Golf- und Kosmetiktaschen. Wunderbarerweise wartet tatsächlich der vorbestellte Taxifahrer mit einem Namensschild am Ausgang und bugsiert uns schnell im Nieselregen zu seinem Wagen. Immerhin: viele Palmen rundherum und gut über 20 Grad. Auf unseren Wunsch hin führt uns ein Zwischenstopp zu einem Supermarkt, wo wir uns mit Saft und Cola eindecken (Ihr erinnert Euch an das Foto mit unseren Trinkflaschen drauf...), und werden dafür von unserem Fahrer sehr gelobt, da die Getränkepreise in den Hotels offenbar horrend sind.
Nach der einstündigen Fahrt stelle ich mal wieder fest, dass ich nix dazugelernt habe: vor solchen Autofahrten ist dringend Vomex einzunehmen! Als wir endlich im Trou aux biches Resort ankommen, ist mir wegen zigfachem Kreisverkehrgefahre und wilden Überholmanövern mal wieder schlecht...
Egal, denn im Hotel ist auf einmal alles ganz wunderbar: die Suite ein Traum, das Wetter klart auf, das Freizeitangebot ist riesig - kurz: Honeymoon!!!
Ein erster Strandbesuch, ein laaaanges Nachmittagsnickerchen, und dann der Schreck: es gibt einen Dresscode fürs Abendessen - und mein Rucksack gibt dafür nichts wirklich Passendes her. Die anderen weiblichen Gäste haben allesamt unfassbar hohe Schuhe dabei und schicke Kleidchen. Ich kann wahlweise mit Flipflops, meinen alten Laufschuhen oder den Bergstiefeln aufwarten. Egal, sehe trotzdem selbstredend wahnsinnig elegant aus!

5.8.12

Urlaubsbeginn

Ab wann fängt eigentlich der Urlaub an? An dem Vormittag, an dem man nicht mehr arbeiten muss, zuhause die letzten Dinge erledigt wie Kühlschrank abtauen, putzen, Bett abziehen, Socken fertigstricken? Oder in dem Moment, indem man sich den gefühlt tonnenschweren Rucksack auf den Rücken wuchtet, die Haustür abschließt und losgeht zur Bahn (und auf der Straße von wildfremden Passanten angesprochen wird, die "Schönen Urlaub" wünschen und hinterherschieben: "Das sieht ja wie Auswandern aus!")? Oder dann, wenn man verschwitzt in der Flughafen-S-Bahn sitzt und die Nebensitzerin sagt: Ihr strahlt ja dermaßen - offenbar freut ihr Euch auf einen tollen Urlaub! Wo soll's denn hingehen?" Auf jeden Fall ist der Augenblick, in dem man die Rucksäcke beim Check-In abgibt und feststellt, dass sie doch nicht Tonnen, sondern nur 17 bzw. 19 kg wiegen, schon sehr urlaubslaunig. Und dann steht da dieser wundervolle A380, in den man einsteigt, sofort einen Film startet, es sich mit Decke, Weißwein und Kopfhörern gemütlich macht, und der pünktlich und sanft Richtung Dubai losfliegt - spätestens dann fängt der Urlaub an, oder?!