31.12.06

Indien, Tag 30 (Mamallapuram - Pondicherry)

Am zweiten Tag in Mamallapuram gab's nach dem ueblichen Packen und Gepaeckaufbewahren ein Fruehstueck untermalt von cooler Jazzmusik und anschliessend einen Abstecher in einem Buchladen mit tatsaechlich deutschen Buechern (hurra!). Dann mieteten wir uns ein Fahrrad und kurvten zu den "5 Rathas" (wieder mal Weltkulturerbe), das sind ebenfalls wieder Tempel, die vor 1400 Jahren aus einem riesigen Felsblock herausgearbeitet wurden und bis vor 150 Jahren unter Sandduenen verborgen lagen, bis die Englaender sie ausbuddelten.
Dort waren solche Scharen an indischen Familien und Schulklassen unterwegs - die zu beobachten ist fast noch interessanter als die Tempel selbst. Natuerlich musste ich auch wieder mit einigen Schulmaedchen auf's Foto.
Von der Hitze schon total erledigt, radelten wir gemuetlich entlang der Steinmetze, die fleissig arbeiteten, zum Strandtempel, wo auch viel Trubel war, und genossen dann lieber einen Lassi in einem Restaurant mit Dachterrasse (und Ventilator).
Fahrradfahren ist sehr lustig, das geht prima und man kommt gut voran, wenn man die Strassenordnung (siehe Blog "Tag 20-22") beachtet.

Dann liefen wir mitsamt den schweren Rucksaecken (alle warmen Klamotten und die schweren Schuhe sind nun eingepackt) zur Bushaltestelle, warteten dort vergeblich und beschlossen, lieber wieder einfach den naechstbesten Bus nach Pondicherry an der grossen Kuestenstrasse anzuhalten. Gesagt, getan, und so quetschen wir uns mitsamt allem Gepaeck in einen eh schon vollen Bus (der Bus haelt uebrigens nicht wirklich an, um Fahrgaeste einsteigen zu lassen - er wird im besten Fall langsamer, dann heisst aufspringen). Nach 2 Stunden erreichten wir Pondicherry.

Pondicherry ist eine ehemals franzoesisch besiedelte Stadt; auch heute ist das Gebiet um Pondicherry eine eigene Verwaltungseinheit innerhalb Tamil Nadus mit eigenen Steuern etc. Hier sprechen viele Inder tatsaechlich Franzoesisch, die Strassen heissen "rue", das Rathaus "hotel de ville".

Und es ist eine sehr volle Stadt, denn gerade ueber Silvester hat Indien Ferien, und viele Inder machen Urlaub - d.h. fast alle Gaestehaeuser waren voll, und wir mussten uns einem Rikschafahrer anvertrauen, der uns auch tatsaechlich noch zu einem Guesthouse mit einem freien Zimmer fuhr. Das sollte 600 Rupien kosten; auf die Frage, wieviel davon der Rikschafahrer bekommt, antwortete das Rezeptions-Maedel ganz ehrlich mit "100 Rupees", und daraufhin gaben wir ihm 50 Rupien und bekamen das Zimmer fuer 500 Rupien. Ich muss sagen, nach 4 Wochen Rundreise kennt man die Kniffe und Tricks!

Schnell zogen wir los in ein Restaurant, denn Pondicherry ist bekannt fuer die tolle franzoesisch angehauchte Kueche und das Seafood. Unsere Erwartungen erfuellten sich, das Bier ist billig (der Rum, den wir noch kauften und mit Mangosaft im Hotel tranken, ebenfalls: die Flasche gab's fuer 150 Rupies, ca. 2,50 Euro). Hurra!

Indien, Tag 28-29 (Chennai - Mamallapuram)

Wie schon angkuendigt, haben wir Varanasi nach einem letzten Fruehstueck mit Ganges-Blick (mein Magen hat sich wieder erholt) per Autorikscha verlassen, die mit uns 1 Stunde lang zum Flughafen tuckerte (mit einer paar Stops, der Fahrer musste unterwegs noch einige Sachen besorgen und mit Bekannten ratschen).
Varanasi ist wohl der kleinste Flughafen der Welt (winzig, ca. 3 Flieger am Tag), und unser Flugzeug nach Delhi hatte erstmal 2 Stunden Verspaetung.
Egal, in Delhi waren eh 5 Stunden Wartezeit eingeplant, alles also kein Problem. In Delhi am Flughafen brachten wir die Zeit mit Tee trinken, den teuersten Schokoriegeln Indiens und einigen erfolglosen Telefonaten nach Mamallapuram rum, dort wollten wir ein Hotel reservieren, aber die angegebenen Nummern stimmten allesamt nicht (spaeter stellte sich heraus, dass Mamallapuram kurzfristig seine Vorwahl geaendert hat - sowas gibt's wohl auch nur in Indien).
Geflogen sind wir mit den indischen Billigairlines Spice Jet und Air Deccan, dort musste man an Bord auch das Essen und die Getraenke kaufen (so wie bei Ryan Air). Auf jeden Fall landeten wir dann gegen 23 Uhr in sehr warmen (24 Grad) Chennai.
Und hier begann die Odysee...

Nachdem wir alle verfuegbaren Rikschafahrer abgeschuettelt hatten, eilten wir zur Stadtautobahn und hielten (schon ganz indisch-professionell) den naechstbesten Bus zum Busbahnhof an, der uns dort fuer zusammen 20 Rupien hinfuhr (im Vergleich haette eine Rikscha das 10fache gekostet). Leider war ein Stau unterwegs, so dass wir fuer die Strecke knapp 2 Stunden brauchten.
Das fuehrte dazu, dass am Chennai Mufossil Bus Terminus (dem groessten Busbahnhof Asiens) kein Bus mehr nach Mamallapuram weiterfuhr (es war inzwischen kurz nach 1 Uhr), wie uns alle Auskuenfte mitteilten. Wir stellten uns also auf eine lange Nacht auf harten Stuehlen ein, als urploetzlich doch ein Bus zu unserem Wunschziel losfuhr und uns mitnahm. Dankenswerterweise wurden wir auch in Mamallapuram geweckt, denn wir schliefen total uebermuedet ein.
Mir war schon mulmig, als wie nachts um 3 Uhr mitten an einer Landstrasse praktisch im Nirgendwo vor die Tuer gesetzt wurden; ein sogleich vorbeikommendes Taxi nahm uns mit in den Ort, und dort versuchten wir 1 Stunde lang vergeblich ein Hotelzimmer zu finden (zur Erinnerung: die telefonische Reservierung schlug ja fehl) - doch entweder war niemand wachzubekommen, oder es war nichts mehr frei oder viel zu teuer fuer uns.
Also setzten wir uns auf eine Bank und warteten von 4-6 Uhr ab, beobachteten Froesche und waren froh um die laue Nacht. Erstaunlich, wieviel los ist so frueh am Tag - Leute trinken Tee, warten auf den Bus, fegen die Strasse, treiben Kuehe umher...

Und kaum wurde es hell, war die Zimmesuche innerhalb kuerzester Zeit erledigt, wir machten noch einen kurzen Strandspaziergang (und auch hier wieder die Erkenntnis, dass Indien eine einzige grosse Toilette ist) und mussten erstmal bis nachmittags um 14 Uhr schlafen.

Danach waren wir zum erstenmal hellauf begeistert von unserer "kalten" Dusche (eher lauwarm), denn draussen brannte die Sonne vom Himmel. Zur Belohnung nach der anstrengenden Reise gingen wir ins naechste Restaurant und genossen total leckere Nudeln mit Calamari, die groesste mit Garnelen gefuellte Fruehlingsrolle der Welt und Bier mit Sprite (fast so lecker wie Radler), und das alles fuer 250 Rupien (4 Euro).
Derart gestaerkt folgte ein Spaziergang zu den Felsenreliefs (Tempelanlagen) aus den Jahren 600-700 n. Chr., die komplett aus einem riesigen Felsbrocken gearbeitet sind; dort tummelten sich neben Scharen von frechen Affen auch Unmengen von indischen Grossfamilien, deren hoechstes Glueck es ist, sich mit uns fotografieren zu lassen. Sehr spassig!

Mamallapuram ist ein sehr huebscher kleiner Ort, schon richtig touristisch, kaum aufdringliche Verkaeufer, aber (schliesslich sind wir in Indien) viele bettelnde Kinder und Arme, die einfach am Strassenrand wohnen. Das gehoert hier einfach zum Stadtbild dazu, ebenso wie die Kuehe und Hunde, die im ueberall rumliegenden Muell wuehlen.

Zu unserem Glueck fand an just diesem Abend die Eroeffnungsfeier des beruehmten Mamallapuram Dance Festivals mit traditionellem indischen Tanz statt, zu dem Inder und Touristen scharenweise stroemten. Vor der fantastischen Kulisse des groessten Felsenreliefs gab's zuerst Reden ohne Ende, und schliesslich mehr als eine Stunde lang eine Tanzvorfuehrung. Dankenswerterweise erklaerte die bekannteste Taenzerin Tamil Nadus alles in Englisch fuer die unwissenden Touristen, und so wurde das mit Abstand das unglaublichste Erlebnis, das ich in Verbindung mit Musik und Tanz je erlebt habe. Der indische Tanz hat sehr streng deklarierte Formen, zu jeder der zig genau einzuhaltenden Handbewegung kommt auch eine spezifische Augenbewegung und Mimik hinzu, und so wird anhand vieler Symbole eine Geschichte erzaehlt (die natuerlich zusatzlich von einer Saengerin berichtet wird). Das ganze sieht ein wenig roboterhaft aus, wirkt aber sehr faszinierend.

Zum Abschluss des tollen Tags (ja, die Odysee hatte sich gelohnt!) gab's frisch gegrillten Fisch, Calamari und Pommes in einem Restaurant direkt am Strand - das ist Urlaub!

27.12.06

Indien, Tag 26-27 (Varanasi)

Hier meldet sich nochmal der Norman...

Um 7:00 sind wir dann in Varanasi - der absolut heiligen Stadt - angekommen und es gab einen Abholservice vom Guest House. Ohne diesen haetten wir das Hostel wohl auch nie und nimmer gefunden, mitten durch das riesige Gassengewirr der Altstadt, aber dann direkt am Ganges.

Varanasi ist auch ein neuer Indien-Hoehepunkt in jeder Hinsicht. Unglaublich viele kleine Gassen, unglaubliche Leute am und im heiligen Ganges, brennende Leichen auf den Ghats, eine unglaubliche Zahl von Kuehen und derer Fladen in den Gassen, Ziegen und freche Affen an unseren Fensterlaeden (direkter Gangesblick) und schliesslich ein privater Gecko in unserem Zimmer, dern man dabei beobachten kann, wir er sich um die Fliegen kuemmert.

Nach dem Fruehstueck haben wir uns erstmal um die Waesche gekuemmert und dann durch die Gassen gewuehlt zu einem Buchladen, damit der Nadine der Lesestoff nicht ausgeht.

Nach einem Mittagssnack sind wir dann alle Ghats von Sueden nach Norden am Ganges entlang gegangen. Dass dieser eine fuerchterlich verschmutze Dreckbruehe ist, weiss man. Faszinierend ist dann zu beobachten, wie sich die Leute darin waschen und die Waesche gleich mit. Nebendran schwimmt neben dem Muell eine tote Kuh (Pestkranke, Kinder, etc. werden mit einem Stein in der Mitte des Flusses versenkt) und an einigen Ghats kann man die rituellen Leichnverbrennungen beobachten. Durchaus beeindruckend alles!

Abend gabs noch ein leckeres Essen mit Tabla-Musik. Das man sich auf den Fussmaerschen die Postkartenhaendler, Bootsfahrtanbietern, etc. wie Schmeissfliegen vom Leibe halten muss, ist eh klar.

Heute frueh (27. Dez.) haben wir dann die obligatorische Bootstour gemacht. Los gings um 5:30 fuer zwei Stunden. Und auch hier ist der Sonnenaufgang faszinieren und die Szenerie mit den Hindus, Waeschern, und vielen, vielen anderen Leuten am Ufer beeindruckend.

Der restliche Tag verlief gemuetlich. Ein wenig Internetten und so, denn Nadine muss sich noch ein klein bisschen von einer kleinen Magenverstimmung erholen. Denn morgen gehts ja in den heissen Sueden. Um 13:10 gehts der Flieger via Dheli nach Chennai!


Ergaenzend muss ich noch hinzufuegen, dass wir beim Zurueckgehen vom Internetcafe noch das Ritual der Abend-Puja am Main Ghat bestaunen konnten, das ist sowas wie eine Hindu-Andacht mit grossem Tamtam (Priester, die stundenlang Glocken laeuten, mit Kerzen tanzen und dabei ohrenbetaeubend laute Mantras singen). Hunderte von Indern waren dabei, dass muss fuer einen Hindu ungefaehr so sein wie fuer einen Christen die Teilnahme an einer Messe im Petersdom.
Sehr beeindrucken, aber leider wie so vieles, das mit Religion und Spiritualitaet zu tun hat, unverstaendlich fuer uns.

Indien, Tag 23-25 (Khajuraho)

Vorab zum Reisebericht ein paar Infos zu Khajuraho: recht kleine Stadt, die dafuer zig Tempel aus dem 9.-11. Jahrhundert hat, die sich (zumindest fuer Touristen) v.a. durch die Darstellung des gesamten Kamasutras in den Friesen auf der Aussenseite auszeichnen. Die Tempelanlagen gehoeren zum Unesco-Weltkulturerbe.
Hier ein paar Impressionen:



Sehr huebsch, oder :-)

Und diese Tempelanlagen besichtigen wir also an unserem ersten Tag im erstaunlich ruhigen Khajuraho.
Aber zuerst mieteten wir uns zwei Fahrraeder, und kamen uns so sehr indisch vor den ganzen Tag. Recht ungewohnt allerdings, auf der falschen Strassenseite zu fahren...

Die Tempel waren sehr gut gepflegt und in einer wunderschoenen Gartenlandschaft gelegen. Es war wirklich interessant, allerdings hatten wir uns nach den ganzen Reisefuehrer- und Touristenbeschreibungen das Ganze noch etwas, naja, "aufreizender" vorgestellt. Denn nur wenige der dargestellten Figuren taten irgendwas kamasutraaehnliches, und auch diese wiederholten sich eigentlich an jedem Tempel. Trotzdem auf jeden Fall einen Abstecher wert!

Zur Belohnung gab's mittags mal wieder einen Lassi, anschliessend machten wir eine Fahrradtour zu den teuren Hotels der Stadt, um mal wegen eines Christmas-Dinners anzufragen, zur Post, um Postkarten abzugeben (deren Briefmarken man vorher mit einer widerlichen zaehen Pampe ankleben muss, die's in schmutzigen Schuesseln mit einem fragwuerdigen Pinsel dazu gibt) und zum Bahnhof, um unsere Weiterreise nach Varanasi zu organisieren.

Danach radelten wir, angefuerht von zwei Jungs und auf der Suche nach weiteren Tempeln, durch ein typisches indisches Dorfleben, und mein Magen, der eh ein wenig angeschlagen war, hatte bei dem Geruchszirkus zu kaempfen.
Dafuer bekam Norman anschliessend im Hotel eine 1stuendige Massage (fuer etwa 3,50 Euro umgerechnet), waehrend ich auf der Hotel-Dachterrasse die Sonne und mein Buch geniessen konnte.
Abends packte uns wieder die Shoppinglust und wir erstanden (nach fachmaennischem Handeln) mehrere Silberarmreifen, eine Bluse und einen Lampenschirm und bekamen im Paradise-Restaurant das mit Abstand beste Essen der letzten Tage.

Trotzdem ging's mir am naechsten Tag nicht so gut, aber - "Durchziehen!" - wir fuhren mit der organisierten Autorikscha zu den 30 km entfernten Raneh-Wasserfaellen und wurden von einem Guide noch durch den Kengharial Sanctuary-Naturpark gefuehrt. Leider bekamen wir keins der angekuendigten Krokodile zu Gesicht, trotzdem war der Anblick des Canyons sehr eindrucksvoll.

Die Kroenung des Tages war aber definitiv, dass Norman beim Zurueckfahren von unserem Fahrer aufgefordert wurde, sich selbst einmal ans Steuer der Rikscha zu setzen, und so durfte er nach einer kurzen Einweisung eine ganze Weile mit der Rikscha (und mir hintendrin) herumduesen, was ihn immer noch entzueckt.

Ich brauchte eine kurze Pause nach dem Ausflug, waehrend Norman dann seine inzwischen eingerissene Hose bei einem der unzaehligen Naeher am Strassenrand flicken liess (fuer 6 Rupien bzw. 10 Cent) und die ganze Naeher-Horde begeisterte, als er das kaputte Hosenbein einfach (Zipp-Hose sei Dank!) abzippte.

Nachdem ich mich abends (Heiligabend, wohlgemerkt!) immer noch nicht fit fuehlte, beschlossen wir, das geplante Gala-Christmas-Dinner ausfallen zu lassen (das gibts dann hoffentlich an Silvester) und stattdessen Weihnachten mit Pizza und Bier bzw. Suppe und Wasser und anschliessend "Star Wars II" im Fernsehen (nach kurzen Telefonat in die Heimat) zu "feiern".
Sehr unspekatulaer also, egal, wir waren sowieso nicht in Weihnachtsstimmung, da das hier eh praktisch niemanden interessiert und das Wetter ausserdem sehr unweihnachtlich ist.

Nach einem letzten Fruehstueck in Khajuraho ging's mit der Fahrradrikscha (sehr sportlicher Fahrer, da wir ja auch noch unser Gepaeck dabei hatten!) zum Busbahnhof und von dort ueber die schlechteste Strasse, die ich je gesehen habe (Schlaglochpiste!) in 4 Stunden nach Satna. Ungewohnt war, dass wir bei einer Halbzeit-Pause in einem von Touristen niemals besuchten Ort tatsaechlich von NIEMANDEM angesprochen wurden und uns v.a. niemand was verkaufen wollte!
In Satna liessen wir uns zum Bahnhof kutschieren, bekamen was zu Essen (und Schokolade!!!) und warteten auf den wie immer verspaeteten Zug nach Varanasi.
Der kam um 21 Uhr total ueberfuellt an, wir bezogen unsere Schlafplaetze (immer drei Personen auf einer 80 cm breiten Liege uebereinander) und fuhren mehr als 10 Stunden lang die 350 km lange Strecke nach Osten. Diesmal war die Temperatur dank der vielen Menschen im Abteil ertraeglich, so dass wir erstaunlich gut schlafen konnten (wichtigstes Utensil: Ohropax!).

Indien, Tag 20-22 (Orchha - Khajuraho)

So, nachdem nun Weihnachten sehr unspektakulaer an uns vorueber gegangen ist, gibt's endlich mal wieder ein Update...

Wo waren wir? In Gwalior, das ausser dem beschriebenen Fort praktisch nichts zu bieten hatte, und dass wir deshalb mit dem ersten Bus nach Jhansi am naechsten Morgen verliessen.
Natuerlich nicht, nachdem der Busfahrer zuerst seinen Schrein, der an der Windschutzscheibe angebracht ist, huebsch mit einer Blumenkette geschmueckt und noch ein paar unvermeidliche Raeucherstaebchen angezuendet hatte. Kein Wunder, bei dem Strassenverkehr braucht man echt jeden erdenklichen Beistand. Denn hier gilt definitiv "das Recht des Staerkeren" (und zwar in dieser Reihenfolge: Kuehe - LKWs- Busse - Jeeps - Autos - Autorikschas - Fahrraeder - Fussgaenger - Affen, Hunde und sonstiges Getier).
Nach 3,5 h in Jhansi angekommen packten wir uns mit ca. 12 anderen indischen Fahrgaesten und Unmengen von Gepaeck in ein sogenanntes "Tempo" (eine groessere Autorikscha, die als Sammeltaxi fungiert) und fuhren ins 18 km entfernte Orchha.

Orchha ist ein kleines Doerfchen mit 8000 Einwohnern ab von den ueblichen Touristenstrecken. Sehr laendlich, klein, huebsch und ruhig. In einem netten Hotel checkten wir ein und genossen dann erst einmal im Innenhof mit Garten die Sonne und den Blick aufs Fort von Orchha (und eine im Hotel gefundene, fast aktuelle deutsche Ausgabe der "Gala", hurra! Ich bin momentan naemlich nicht sehr Lesestoff-verwoehnt...).
Nach einem Abendessen mit Blick auf eine chaotische kleine Kueche wartete eine Nacht auf einer seeeeehr harten Matratze auf uns - genauer gesagt keine Matratze, sondern eher eine Schaumstoffmatte auf einer Bretterauflage. Das ist hier ueblich, zumindest in den billigen Hotels, naja, die kosten dann dafuer eben auch nur 250 Rupies pro Nacht (gut 4 Euro).

Am naechsten Morgen gab's erstaunlicherweise trotz Stromausfall eine warme Dusche (in weniger als 50 % der Faelle mussten wir bisher kalt duschen, ich sag' ja, das Leben ist kein Ponyhof!) und ein annehmbares Fruehstueck, danach eine Besichtigung des Forts, das leider in keinem besonders guten Zustand ist, aber momentan renoviert wird.
Huebsch anzusehen waren vor allem die Bauarbeiterinnen, hier arbeiten immer auch sehr viele Frauen an Baustellen als Traegerinnen, die dann in den buntestens Saris Schalen voller Lehm auf den Koepfen transportieren. Allerdings wollten diese gleich mal Geld haben, nachdem sie uns bereitwillig fuer ein Foto posiert haben. Aber wir blieben mal wieder stur.
Dann statteten wir dem Fluss Bethwa einen Besuch ab und bestaunten die Unmengen von Waesche, die dort gewaschen (und danach zum Trocknen auf dem schmutzigen Steinen wieder ausgebreitet) wird. Und wenn schon gleich Waschtag, dann richtig, deshalb schrubben sich die Inder bei der Gelegenheit gleich mit ab.
Wir besuchten noch ein paar verlassene Tempel (sehr Indiana Jones-maessig), wo hunderte von Papageien und ein paar riesige Geier hausten, goennten uns einen Lassi und schlenderten durch den Markt. Dort waren wir begeistert von den Schalen mit Farbpulver in allen erdenklichen, leuchtenden Toenen, das man dort kaufen konnte.

Nach dem "offiziellen" Programm goennten wir uns dann eine Lesestunde mit Rum/Cola im Hotelgarten, nur unterbrochen von einer unermuedlichen Inderin, die einfach nicht einsehen wollte, dass wir ihr Hindi nicht verstehen (und sie unser Englisch auch nicht).
Am Abend versuchten wir einige Runden Karten zu spielen, wurden aber von staendigen Stromausfaellen unterbrochen und guckten stattdessen den Sternenhimmel an.

Und das war's dann schon mit Orchha, denn am naechsten Morgen fuhren wir wieder mit dem Tempo in halsbrecherischer Fahrt zurueck nach Jhansi und bestiegen nach einem Glas Chai am Bahnhof den Bus nach Khajuraho, gemeinsam mit einigen anderen Touristen (und vielen, vielen Indern natuerlich). Ueber holprige Landstrassen rumpelte der Bus dann wieder knapp 4 Stunden, nur unterbrochen von einem Reifenwechsel, der aber sehr schnell von Statten ging (das sind die hier sicherlich gewoehnt bei den Strassen), und wir kamen durchgeschuettelt in Khajuraho an.
Dort umkreisten auch wieder sogleich die Rikscha-Fahrer Geieraehnlich die armen, aus dem Bus aussteigenden Touristen, aber wir koennen da inzwischen ganz gut Augen und Ohren verschliessen, in Ruhe erst einmal unser Gepaeck vom Busdach (das wird naemlich "open air" transportiert - mein Rucksack sieht inzwischen aus wie einmal durch den Schlamm gezogen) holen und uns mental sortieren.
Also liessen wir uns in die Stadt fahren und ich genoss mit einem ersten Blick auf die beruehmten Tempelanlagen einen Lassi, waehrend Norman ein paar Hotels begutachtete.
Schliesslich checkten wir im Hotel Harmony ein, einem eher gehobenen Etablissement (hey, Luxus pur mit vernuenftigen Matratzen, Handtuechern und sogar Klopapier!), trotzdem gab's ein riesen Zimmer fuer 250 Rupies.
Wieder einmal war Unterwaesche waschen faellig, anschliessend ein recht gutes Essen auf einer Dachterrasse wieder mit Blick auf die Tempel und fantastischen Nachtisch (Gulab Jamun: Teigbaellchen in Sirup).

20.12.06

Indien, Tag 17-19 (Agra - Faridabad - Gwalior)

(Fortsetzung zum vorangegangenen Post)

Wir hatten bei der Hotelwahl ein glueckliches Haendchen bewiesen, denn von der Dachterrasse aus hatte man einen fantastischen Blick auf den Taj Mahal, so dass wir unser Fruehstueck/Mittagessen bei toller Aussicht geniessen konnten.
Danach besichtigten wir noch das Agra Fort (in dessen Park die Affen herumtobten) und liessen uns dann mit der Fahrradrikscha zum Basar bringen. Hmm, die Rikscha erlitt dann leider einen Radbruch - ist halt nicht gemacht fuer so schwere Europaer.
Statt Essen gab's dann fuer mich Shopping pur - ich wollte in einem Geschaeft nur mal so die Salwaar Kameez anschauen (Tunika + Hose + Schal), geriet aber an den motiviertesten Verkaeufer der Welt, der mich in eine Umkleidekabine bugsierte und mich 1 Stunde lang mit den tollsten Modellen versorgte. Norman fand's dann irgendwann auch befremdlich, v.a. als er mir dann noch Kombinationen fuer "your mother and all your friends" andrehen wollte. Schliesslich hab ich dann zwei Komplettpakete erstanden, war aber alles in allem ein Schnaeppchen.
Nach dem Abendessen (maessig wie so oft) fuhr uns ein Rikscha-Fahrer zum Hotel, der mal wieder ueberhaupt keine Ahnung hatte, wo wir hinwollen (obwohl er vorher natuerlich bestaetigt hat, das Hotel zu kennen) und der auch kein Wort Englisch verstand. Aber nach einigem Nachfragen gelangten wir dahin, wohin wir wollten, sammelten unsere frisch gewaschene Waesche ein und feilschten noch ein wenig um den Preis fuer ein paar gewaschene Socken...

Am naechsten Tag fuhren wir mit dem Bus ins 160 km entfernte Faridabad, allerdings nicht zum Spass :-)
Dort befindet sich naemlich die Karm Marg-Organisation, eine Organisation, die Strassenkinder aus Delhi aufnimmt und ihnen eine Ausbildung und ein Heim ermoeglicht. Dort sollten wir im Auftrag von Katrin und Stanislaus, die auf ihrer Hochzeit Spenden dafuer gesammelt haben, die Lage checken bzw. abklaeren, wofuer das Geld am Sinnvollsten verwendet werden koennte. Genauere Infos ueber die Organisation gibt's unter www.karmmarg.org.
Die Fahrt dorthin war abenteuerlich, denn von der Bushaltestelle ging's mit der Rikscha noch viele Kilometer ueber Feldwege und Doerfer, der Fahrer musste mehrmals nachfragen, bis wir heil dort ankamen.
Das Heim dort ist wirklich so richtig inmitten von Feldern und Doerfern, sehr idyllisch, und dort wohnen 60 Kinder und viele Betreuer. Wir bekamen Chai, viele Informationen und eine ausgiebige Fuehrung und fuhren nach ca. 2 Stunden wieder nach Agra zurueck. Diesmal allerdings in einem Video Luxury Bus mit kostenlosem Mineralwasser und v.a. Bollywood-Film-Unterhaltung. Sehr toll, auch wenn man kein Wort versteht, kommt man trotztdem mit...

In Agra liessen wir uns von den charmantesten Rikscha-Fahrern der Welt zum Pizza Hut bringen, denn uns reichte es mal mit der nordindischen Kueche.
Dort lernten wir die wichtigste Lektion dieser Reise: Indien ist wirklich wie ein Bollywood-Film!
Denn zwischendurch fingen auf einmal saemtliche Pizza Hut-Kellner an, in perfekter Choreographie zu Bollywood-Musik zu tanzen. Einfach so als Show-Einlage. Und nach 10 Minuten machten sie weiter mit ihrem Job wie zuvor. Wir waren begeistert, und werden bald ein Video davon nachliefern!

Am naechsten Tag checkten wir nach einem letzten Fruehstueck mit Blick auf Affen und den Taj Mahal aus und fuhren mit dem Bus nach Gwalior, um wieder mal ein Fort zu besichtigen.
Sehr lustig: sobald der Bus irgendwo anhaelt, um Pause zu machen, stuermen Verkaeufer in den eh schon vollen Bus - mit Erdnuessen, Wasser, Gemuesehaeppchen, Obst, Taschenlampen, Armbanduhren, spirituellem Beistand und Gesundheitstinkturen. Jawoll, und die rennen dann alle laut schreiend durch den Bus.

Das Fort in Gwalior war sehr huebsch auf einem Berg gelegen, und v.a. war dort kein Mensch unterwegs, ausser einem suessen 8jaehrigen Postkarten-Verkaeufer, der sich zu unserem Fuehrer erklarte (ohne Geld dafuer zu wollen - sehr erstaunlich hier!) und uns knapp 2 Stunden herumfuehrte und uns ALLES erklaerte. Dank ihm verstehe ich nun endlich auch den hinduistischen Glauben und seine ganzen Goetter. Zum Dank kauften wir ihm natuerlich noch Postkarten ab und gingen zum Essen, dass in keinster Hinsicht toll war. Sogar die Cocktails, die es in diesem besseren Lokal gab, waren doof, denn es war echt kein Alkohol drin. Ein Reinfall also.
Zum Ausgleich gab's Rum-Cola im Hotelzimmer...

17.12.06

Indien, Tag 16-17 (Fatehpur Sikri - Agra)

Bharatpur (siehe letzter Post) nutzten wir nur als Uebernachtungsstation, da gibt's nicht allzu viel zu sehen, und so fuhren wir gleich am naechsten Morgen (und wieder einmal einer kalten Dusche, da von 10-13 Uhr der Strom abgestellt wird und daher der Boiler nicht funktioniert) mit dem Bus nach Fatehpur Sikri (25 km entfernt).
In Fatehpur Sikri baute Akbar der Grosse um 1580 eine Stadt mitten im Nirgendwo, mit der zweitgroessten Moschee Indiens (hatte ich erwaehnt, dass man hier morgens immer vom Muezzin geweckt wird - und zwar gegen halb sechs?!). Leider bedachte der Gute nicht, dass eine solche Stadt auch eine Wasserversorgung braucht; da das an der geplanten Stelle nicht moeglich war, wurde die Palaststaette ziemlich schnell wieder aufgegeben. Heute ist das Gelaende Unesco-Weltkulturerbe.

Der Weg von der Bushaltestelle zum dortigen Palastgelaende glich einem Spiessrutenlauf, denn jeder bot uns seine Rikscha, Pferdekutsche, sein Hotel und diverse Getraenke an. Die Leute sind unheimlich hartnaeckig und geben auch nach einem deutlichen "No!" nicht auf, sondern laufen einfach neben einem her... Das finde ich schon sehr anstrengend.

Unser Gepaeck durften wir nach einem anstrengenden 2 km-Marsch in einem Hotel abstellen (bin zwar stolz, dass mein Rucksack beim Abflug nur 10 kg wog, aber das kann auf Dauer auch ganz schoen schwer sein), und dann besichtigten wir die Moschee und den Palast. Alles ganz huebsch und v.a. sehr gut erhalten, aber die Postkarten- und Kettenverkaeufer und im Besonderen die selbsternannten "Fuehrer" waren extrem penetrant und nervtoetend.

Nach dem Sightseeing erholten wir uns mit Tee und Lassi und fuhren dann mit dem Bus durchs samstaegliche Fatehpur Sikri-Marktgetuemmel unter staendigem Einsatz der Hupe nach Agra.
Hier checkten wir im Hotel Shanti Lodge ein, gaben mal wieder unsere Waesche zum Waschen (angeblich sogar per Waschmaschine) und waren faul. Norman hat nun den fiesen Schnupfen abbekommen, und bei Maennern ist das ja immer aeusserst schwerwiegend :-)

Nichts desto trotz sind wir heute morgen um halb sechs aufgestanden und zum Taj Mahal gelaufen (12 Euro Eintritt pro Person!), um den Sonnenaufgang zu bestaunen. Trotz des relativ hohen Eintrittspreises - das lohnt sich, das Bauwerk ist einfach gigantisch und wunderschoen!

Ergaenzung: Allerdings sollte man keinen Inder fragen, ob er vielleicht ein Foto von uns machen koennte. Der entpuppte sich naemlich als cleverer Geldverdiener (wie im Prinzip alle Inder), kriegte sich gar nicht mehr ein und positionierte uns in 100 verschiedenen Varianten vor dem Taj Mahal ("Okay, now please sit here and put your arms like this and your legs like this - beautiful, that's the Princess Diana pose!"), und anschliessend natuerlich Geld dafuer zu verlangen. Als er dann von uns 10 Rupees bekam, war er auch echt noch pampig...

Nach dem Taj-Besuch mussten wir erst nochmal ins Bettchen und ausschlafen.

Indien, Tag 14-15 (Jaipur - Bharatpur)

Nach nun gut zwei Wochen Rundreise durch Rajasthan haben wir nach einem letzten Stopp diesen Bundesstaat verlassen. Alles in allem liegen wir sehr gut "in der Zeit", d.h. wir waren bisher schneller als veranschlagt und koennen nun noch einige Sehenswuerdigkeiten mehr anschauen.

Wie Norman ja schon geschrieben hat, sind wir von Udaipur aus mit dem Nachtzug 11 Stunden lang nach Jaipur gefahren. Das war die kaelteste und laengste Nacht meines Lebens, denn wir haben gefroren wie im tiefsten Winter, ausserdem war bei mir eine Erkaeltung im Anmarsch, so dass wir heilfroh waren, endlich um 9 Uhr morgens in Jaipur, der Hauptstadt Rajasthans (mit ca. 2,4 Mio. Einwohnern) anzukommen.

Zuerst kaempften wir uns durch die wie immer sehr aufdringlichen Rikschafahrer und kauften gleich eine Zugfahrkarte zur Weiterfahrt am naechsten Tag nach Bharatpur.
Dann liessen wir uns ins Evergreen Hotel kutschieren und starteten nach der Zimmerbesichtgung und einem leckeren Fruehstueck auf der Terrasse (umgeben von lustigen Streifenhoernchen) unser Tagesprogramm.
Als erstes suchten wir ein vertrauenswuerdiges Reisebuero auf und buchten dort unsere Fluege von Varanasi nach Chennai/Madras am 28.12.


Danach besichtigten wir den City Palace, das riesige Observatorium (der Maharadja von Jaipur war ein begeisterter Himmelsbeobachter und baute einen ganzen Park voller Bauwerke zur Bestimmung des Sonnenstandes, der Sternbilder etc.) und schliesslich natuerlich den beruehmten Hawa Mahal, besser bekannt als "Palast der Winde".
Huebsch, aber wir haben schon spektakulaerere Palaeste gesehen...

Schliesslich ging's mit der Fahrradrikscha (mir hat der arme Opa total leid getan) zum Fabindia Store, einem von Anjali empfohlenen Klamottenladen, wo wir tolle Salwaars (sowas wie eine Tunika), Dupattas (Schals), Leinenhosen und -hemden shoppten (Danke an Anjali fuer den Tipp!). Davon mussten wir uns erstmal mit einem Schlaefchen erholen, v.a. ich doch recht schnupfengeplagt war.
Abendessen gab's dann (nach einem Rum-Cola im Hotelzimmer, in Nordindien gibt's naemlich leider kaum Alkohol, und wenn, dann ist er ziemlich teuer) in einem gut gefuellten Restaurant.

Am naechsten Morgen checkten wir aus, fruehstueckten und fuhren mit dem oeffentlichen Bus nach Amber, dort steht das Amber Fort, das huebsch auf einem Huegel liegt. Viele bemalte Elefanten bringen die faulen Touristen nach oben (nein, wir sind natuerlich selbst gelaufen), sehr huebsch anzuschauen.
Nach der Besichtigung des leider nicht sehr gut erhaltenen, riesigen Palastgelaendes ging's mit dem Bus zurueck nach Jaipur.

Busfahren ist wirklich grossartig: man bekommt immer einen Sitzplatz freigeraeumt, der Abkassierer weiss genau, wer wo zugestiegen ist und v.a. wo derjenige aussteigen will, und man kann ungestoert die Leute angucken, die da mitfahren. Norman und ich bestaunen immer noch die toll gekleideten Frauen mit ihren hennabemalten Fuessen und Haenden, den Fusskettchen, Ringen, Armreifen, Nasensteckern und wunderschoenen Saris.

Nachdem wir dann unser Gepaeck aus dem Hotel geholt haben, sind wir zum Bahnhof gefahren. Das mit dem Zugfahren ist ja auch so eine Sache - da gibt's naemlich grundsaetzlich ungefaehr 100 verschiedene Meinungen ueber die Abfahrtszeit, und die Zeit, die dann auf der Fahrkarte steht, stimmt nicht mit der Anzeigetafel am Bahnhof ueberein. Deshalb muss man mindestens eine halbe Stunde vor der wahrscheinlichsten Abfahrtszeit am Bahnsteig sein. Dann hat der Zug aber leider doch 90 Minuten Verspaetung...
Dafuer kommt man doch mit netten Leuten ins Gespraech, v.a. kleine Kinder sind sehr begeistert von uns und schenken uns Bonbons.

Der Zug, den wir von Jaipur aus bestiegen, sollte uns in 3 Stunden nach Bharatpur bringen. Klar, die Fahrt dauerte dann letztendlich knappe 5 Stunden, dafuer wird man im Zug mit Chai (die Verkaeufer rufen lauthals "Chai, Chai, Chai!" durch den Zug), Obst, Tomatensuppe und allem moeglichen sonst versorgt.

In Bharatpur liessen wir uns zu einer nicht allzu sauberen Unterbringung fahren (in der Stadt gibt's leider keine Alternativen); immerhin bekamen wir noch eine Suppe, danach weihten wir aufgrund der Mueckenpopulation mein tolles Moskitonetz ein (und verbrachten die Nacht ungestochen!).

15.12.06

Indien, Tag 13 (Udaipur)

So, nun meldet sich mal der Norman auf dieser Seite zu Wort. Und ich schreibe was zu unserem Tag in Udaipur, einem absoluten Highlight bisher!

Nach leckeren Pancakes sind wir zum Maharadscha-Palast in Udaipur gegangen, der groesste Palast dieser Art in Rajasthan. Dieser liegt auf einer kleinen Anhoehe, so dass man auch von hier einen grandiosen Blick ueber das wirklich sehr malerische Staedtchen hat, das mit vielen kleinen Palaesten und Tuermchen um den See gelegen ist.

Es war auch gleich eine Menge los, da der Maharadscha Geburtstag hatte und das natuerlich mit einer Audienz gefeiert hat!

Wir haben jedoch lieber eine Bootsfahrt auf dem See gemacht und sind zur Jagmandir-Insel gefahren, wo man zwischen Marmor-Elefanten einen neuen Blick auf das Lake Palace Hotel hat.

Nach heimischem Kaffee und Kuchen im Cafe Edelweiss wurde noch eine Haweli besichtigt. Vor dem Abendessen haben wir uns mit "Old Monk"-Rum eingedeckt und sind dann ins Savage Garden zum Essen. Jedoch nicht auf die Dachterrasse. Da war es etwas kuehl und ausserdem sind die Affen auf der Bruestung gesessen. Drinnen war es umso gemuetlicher.

Gegen zehn abends sind wir dann in den Zug nach Jaipur gestiegen...

13.12.06

Indien, Tag 10-12 (Ranakpur - Kumbalgarh - Udaipur)

Irgendwie haben wir nun angefangen, unsere Rundreise ein wenig zu beschleunigen; zum einen, weil wir genug von Wueste und Einheitsessen haben, zum anderen, weil wir natuerlich inzwischen besser klarkommen mit dem Kauf von Zug- und Bustickets.
Deshalb haben wir in den letzten drei Tagen auch drei Orte besichtigt und haben jede Nacht in einem anderen Hotel uebernachtet...

Aber der Reihe nach:

Nach der Abreise morgens um 8 Uhr mit dem oeffentlichen Bus von Jodhpur fuhren wir knapp 5 Stunden (fuer umgerechnet 1,50 Euro pro Person) nach Ranakpur. Ranakpur liegt suedlich von Jophur, ca. 90 km noerdlich von Udaipur, mitten in den Bergen. Es ist auch keine Stadt, weshalb wir und ein belgisches Paerchen zunaechst recht verloren an der Landstrasse herumstanden, nachdem der Bus uns ausgesetzt hatte.
Dann besichtigten wir aber wie geplant die im Reisefuehrer hervorgehobenen Jaintempel, was sich wirklich gelohnt hat: unglaubliche Bauwerke, filigran verzierte, tausende von Steinsaeulen, und alles in einer wilden Berglandschaft mitten zwischen Affen und Papageien.
Danach liessen wir uns von einem Jeep ins Shivika Lake Hotel fahren, das ein paar Kilometer von der Tempelanlage entfernt liegt, und das ebenfalls von Joerg und vom Lonely Planet empfohlen wurde. Und wir waren auch angenehmst ueberrascht, denn es handelte sich fast um eine richtige Ferienanlage mit kleinen, huebschen Bungalows, einem Pool, Liegestuehlen, Wiesen, vielen Voegeln und himmlischer Ruhe.
Wir machten uns allerdings als verantwortungs- und vor allem sauberkeitsbewusste Reisende erst einmal ans Unterhosen-Waschen :-)
Danach genossen wir aber die Sonne am Pool und vermissten nur den Cocktail (Alkohol gibt's leider in Rajasthan kaum...).
Zum Glueck gehoerte zum Hotel auch ein recht gutes Restaurant, denn aussen herum gab's keine Alternative. An dem Abend lernten wir ein nettes Paerchen aus Hamburg kennen, das uns einlud, am naechsten Tag gemeinsam mit ihrem gemieteten Ambassador-Taxi (mit Fahrer) eine Besichtigung zu unternehmen.

Und so fuhren wir bereits um 9 Uhr (mit getrockneter Unterwaesche und dem restlichen Gepaeck) am naechsten Morgen von Ranakpur aus mehr als 2 Stunden die Bergpaesse hinauf. Die Doerfer, die wir sahen, wirkten wirklich wie von der Zeit vergessen; dort gab es noch Ochsengetriebene Wasserpumpen, Kinder, die mit dem Stock die Affen vom Feld vertrieben und unzaehlige Obstbaeume (Mango, Banane, Aprikose...).
Schliesslich kamen wir auf dem 1100 m hoch gelegenen Kumbalgarh-Fort an, das eine 36 km lange Aussenmauer besitzt und von dem aus man einen fantastischen Blick ueber die gesamte Landschaft hat.
Bei wunderbarsten Wetter blieben wir dort einige Stunden und lagen v.a. faul in der Sonne herum.
Nachdem wir einen Aufseher nach dem Bus nach Udaipur gefragt hatten, wurden wir mit dem Jeep in rasanter Fahrt ins 7 km entfernte Kewala gebracht; vorher wurde dem dortigen Bus per Handy noch Bescheid gesagt, dass er auf uns warten solle.
In dem propevollen Kleinbus wurde natuerlich sofort wieder eine Sitzbank fuer uns und unser ganzes Gepaeck frei geraeumt, und die Dorfbewohner bestaunten uns freudig.
Ein sehr netter Lehrer mit perfekten Englisch-Kenntnissen verwickelte uns in ein Gespraech, und so war die mehr als 2stuendige Fahrt wirklich eine tolle Sache.

In Udaipur angekommen liessen wir uns ins Lal Ghat-Hotel bringen, wo wir ein Zimmer mit Blick auf den huebschen See bekamen.
Wir beschlossen, es uns mal richtig gut gehen zu lassen und gingen in ein absolut mega tolles Restaurant. Dort bekamen wir ein lauschiges Plaetzchen in einer Nische mit Blick auf See, Berge und die Hotel-Insel mit dem bekannten Lake Palace-Hotel (dort wurde der "James Bond - Octopussy" gedreht), exzellentem Service, gutem Essen und vor allem Bier und endlich einem Cocktail.
Die Rechnung war fuer unsere bisherigen Verhaeltnisse auch hoch, aber relativ betrachtet kostete uns der Abend auch "nur" 20 Euro...

Indien, Tag 7-9 (Jaisalmer - Jodhpur)

Puh, die Zeit vergeht hier doch recht schnell, wir verlieren bereits das Gefuehl fuer Wochentage. Aber endlich schaffe ich es, den Blog ein bisschen auf den aktuellen Stand zu bringen...

Wir haben in Jaisalmer (nachdem wir gezwungenermassen laenger dort bleiben mussten als geplant) die Gelegenheit genutzt, unsere Waesche zum Waschen zu geben (kostet 10 Rupees pro Stueck = 17 Cent), die auch sauber, allerdings etwas seltsam riechend am naechsten Tag zurueckkam.

Nachdem wir (v.a. Norman) die Magen-Geschichte ueberlebt hat, haben wir endlich Jaisalmer besichtigen koennen und waren begeistert von dieser huebschen kleinen Wuestenstadt ("nur" 50000 Einwohner, also klein fuer indische Verhaeltnisse), in der man sich wirklich wie im Mittelalter fuehlt.
Das Fort dort ist riesig gross und schliesst den Altstadtkern mit einer dicken Stadtmauer mit ein.
Nachdem wir am ersten Tag nach der "Genesung" nur ein bisschen herumgebummelt sind, haben wir am naechsten Tag das volle Touri-Programm durchgezogen:
- Jain-Tempel (sollte man nicht samstags um 12 Uhr machen, da scheinen alle Jainisten der Stadt beten zu wollen)
- Fort-Besichtigung (teuer, aber dafuer mit einem Audio-Guide in exzellentem Deutsch, so dass wir dort 2 Stunden beschaeftigt waren)
- Haweli-Besichtigung (prachtvolles Wohnhaus eines Seidenhaendlers) mit einem ambitionierten indischen Kunststudenten als Fuehrer
- Bummel durch Altstadt-Gassen (incl. Live-Vorfuehrung einer Kuh-Geburt)
- mit dem Touristen-Jeep (nach einer netten Plauderei mit einem 9jaehrigen indischen Jungen) zu den 40 km entfernten Sam Sand Dunes - das sind riesige Sandduenen, auf denen man angeblich ganz toll den Sonnenuntergang bestaunen kann. Allerdings war das dort so dermassen touristisch aufgemacht, dass praktisch alle 10 Sekunden ein Verkaeufer ankam, der Cola, Chips, Musik-Gedudel oder indische Taenze "an den Mann bringen" wollte. Von romantischer Stimmung also keine Spur. Muss man also nicht machen.
- tollem Abendessen in einem super Restaurant mit Live-Musik-Beschallung

Danach ging's zur verlassenen Bushaltestelle, wo uns wieder mal mindestens 3 verschiedene Meinungen zum Thema "Faehrt hier und heute der Bus nach Jodhpur ab und wenn ja, wann?" erwarteten. Aber: der Bus kam auch fast puenktlich wie auf dem Ticket vermerkt, und so stiegen wir in unsere Sleeper-Kabine und fuhren knapp 6 Stunden nach Jodphur.

In Jodphur landeten wir um halb fuenf Uhr morgens; Norman hatte bereits am Tag vorher ein waermstens von Joerg empfohlenes Hotel angerufen und unsere fruehe Ankunft angekuendigt.
So fuhren wir mit einem frierenden Rikscha-Fahrer dorthin, wurden auch erwartet, allerdings mit dem Hinweis, dass doch kein Zimmer frei sei. Aber der Hotel-Besitzer hatte uns ein anderes Zimmer organisiert und begleitete uns auch trotz der fruehen Stunde in's "The Blue House"-Hotel. Der gaehende Chef zeigte uns ein wundervolles Zimmer, wir checkten ein und versuchten erst einmal zu schlafen.
Allerdings nicht allzu lange, denn ab 6 Uhr fingen (natuerlich nacheinander) saemtliche Muezzins der Stadt an zu singen - und das waren seeeehr viele :-)

Nach einem Fruehstueck mit feinen Pancakes auf dem Dach bei Sonnenschein und tollem Blick ueber die sogenannte "blaue Stadt" (wg. der vielen blau angemalten Haeuser) ging's mit der "Privat-Rikscha" zuerst zum Umaid Bhawan-Palast (dort wohnt der Maharadja und das Gebaeude steht voellig uneinsichtigerweise im "1000 Places to see before you die"-Buch...); der Fuehrer dort musste wahrscheinlich auf die Toilette, denn der rannte mit uns fast durch die Ausstellung.
Danach liessen wir uns zum Zugticket-Buero bringen und stellten uns eine Stunden fuer eine Fahrkarte von Udaipur nach Jaipur am 13.12. an. Sehr lustig, v.a. weil doch einige Touristen auf die indische Langsamkeit nicht vorbereitet sind bzw. nicht damit umgehen koennen und sehr entnervt sind. Wir bekamen auf jeden Fall die Fahrkarten und fuhren weiter zum Jaswant Thad-Grabmal aller Jodhpur-Maharadja (oder wie auch immer die da heissen, das ist uns nicht so ganz klar).
Und dann zum Meherangarh-Fort, wo wir wieder eine prima Audio-Guide-Tour auf Deutsch bekamen, was bei diesem riesigen Gebaeude-Komplex wirklich hilfreich und vor allem sehr informativ war.

Der Rikscha-Fahrer brachte uns dann (nach dem ueblichen Versuch, uns in einen Touristen-Abzock-Laden mit "indian arts" zu lotsen) in die Altstadt, wo wir uns durch Dreck, Mief, Laerm und Menschenmassen zwaengten, uns ein bisschen verliefen und endlich zum Hotel zurueck fanden.
Deshalb und v.a. nach dem ganzen vollen Programm hatten wir keine Lust mehr, nochmal in die Stadt zu gehen, und gingen in's hauseigene Roof-Top-Restaurant und bekamen (wie Stanislaus ja so treffend bemerkte) wieder einmal eintopfaehnliches Essen wahlweise in den Farben gruen oder braun :-) Aber lecker!
Das war's dann auch schon mit Jodhpur, v.a. weil ich mit der staubigen, verschmutzten Luft nicht wirklich klarkomme und aus dem Dauerniesen nicht herauskomme...

7.12.06

Indien, Tag 4-6 (Bikaner - Wuestentrip - Jaisalmer)

So, weiter geht's im ersten "Wochenbericht":

Am 4. Tag sind wir mit einem niederlaendischen Paerchen, einem Israeli und 6 Kamel-Guides zur Kamel-Safari aufgebrochen.
Hui, so ein Kamel ist eine ganz schoen wackelige Angelegenheit, wirklich!
Und spaestens nach 3 Stunden tut einem der Hintern auch ordentlich weh -) Aber die Organisation war perfekt, wir hatten auch Wagen dabei, so dass man sich zwischendurch ausruhen konnte.

Der erste Abschnitt ging von 9-12 Uhr hinein in die Thar-Wueste, dann wurde von den Guides lecker Chai und Mittagessen gekocht (ja, wirklich mitten in der Wueste!), nach einem Schlaefchen ging's bei Sonnenschein weiter zu einem 3 Stunden entfernten Dorf. Dort belagerten und gleich saemtliche Kinder, die wollte fotografiert werden und mir meine Haarspangen abquatschen bzw. mit Norman die Uhr tauschen.
Puenktlich zum absolut spektakulaeren Sonnenuntergang erreichten wir unser Lager, die Guides versorgten uns wieder mit Chai und Abendessen, und schon um 20 Uhr legten wir uns ins Zelt (ganz schoen kalt in der Wueste!).

Um 7 Uhr am naechsten Morgen wurden wir zum mindestens genauso tollen Sonnenaufgang geweckt, es gab Kaffee (oder sowas aehnliches) und Toast und nach dem Zusammenpacken (alles natuerlich ganz gemuetlich, dem Inder liegt Hektik nicht so) ritten bzw. fuhren wir zurueck.
Die Sonne brannte jetzt schon ordentlich, so dass wir immer noch leichten Sonnenbrand (trotz Sunblocker mit LSF 25) haben.

Das Kamelreiten war wirklich grossartig (auch wenn ich's noch ganz schoen in den Beinen merke), die Wuestenlandschaft ist toll, und es ist (bis auf das Karrenquietschen, die Gloeckchen und das Pupsen der Kamele) absolut still. Die Guides singen ab un zu bzw. zeigen stolz ihre Handy-Klingeltoene (ja, man hat Empfang in der Wueste).

Nach der 2taegigen Tour waren wir total erledigt und mussten uns erst einmal die nach Kamel stinkenden Sachen vom Leib pfluecken und duschen - kalt natuerlich.
Und ausschlafen, denn die Wuestennacht war wie gesagt empfindlich kalt, nass und vor allem hart.

Um 4.15 Uhr sind wir heute morgen schon wieder aufgestanden, und wurden von der Rikscha zum Busbahnhof gebracht. Dort bestiegen wir den Express-Bus nach Jaisalmer (7 Stunden Fahrt), schon im Bus machte ein Inder das Hotel fuer uns klar (logisch, gehoert ja seinem Bruder) und wir checkten ein.
Seitdem liegen wir mehr oder minder im Bett, Norman hat eine fiese Magenverstimmung und Kopfschmerzen, bei mir ist's nicht ganz so schlimm.
Aber dank vieler Medikamente, guter Tipps und Cola kriegen wir das wieder hin.

So, jetzt gehe ich mal zurueck zu meinem "Patienten", wenn wir dazu faehig sind, wollen mir morgen das Jaisalmer Fort besichtigen. Ausserdem haben wir einen Laden entdeckt, der Alkohol verkauft, da muessen wir zuschlagen, unser Rum aus dem Flachmann von daheim geht schwer zur Neige.
Morgen abend oder uebermorgen wollen wir mit dem Nachtzug weiter nach Jodhpur.

Viele Gruesse nach Deutschland und ueberall sonst, freu mich ueber Mails!

Indien, Tag 1-3 (Muenchen - Delhi - Bikaner)

So, nun sind wir seit einer knappen Woche in Indien und haben uns ein wenig "eingelebt" (soweit man das in einem solchen Land behaupten kann).
Aber der Reihe nach:

Nach einem langen, langen Flug (von Muenchen aus nach London/Heathrow, dort extremer Security-Check incl. Schuhe-Ausziehen, dann in angeblich 7 Stunden nach Delhi - leider mussten diverse Koffer um- oder ausgeladen werden, so dass sich der Abflug um 2,5 h verzoegert hat) sind wir morgens um 7 Uhr (Ortszeit) in Delhi gelandet. Die schon prophezeiten schreienden Taxifahrer dank eines Prepaid-Taxis umgehend, fuhren wir in die Stadt und konnten die ersten Kuehe, Affen und Elefanten bewundern.
Von (fast zu) hilfsbereiten Menschen in ein zweifelhaftes Hotel bugsiert, mussten wir erst einmal 5 Stunden schlafen.
Dann sind wir aufgebrochen, um die offizielle Tourist-Information in Delhi zu suchen, die natuerlich leider geschlossen war. Der Weg dorthin war anstrengend, andauern will jemand den Weg zeigen, die Standardfrage ist "Which country?"...
Dennoch schafften wir es, eine Zug-Reservierung fuer den naechsten Tag zu bekommen. Denn es war klar: wir muessen raus aus dieser Wahnsinns-Stadt!
Erstaunt waren wir vom perfekt funktionierenden Metro-System. Wir bummelten durch die Marktgassen, und genossen unser erstes indisches Essen (und Bier) in einem Restaurant mit Dachterrasse.
Anschliessend ging's mit der Metro zurueck zum Hotel, und am naechsten Morgen um 8.30 Uhr mit dem Zug nach Bikaner.

Der Zug war entgegen aller Voraussagen praktisch leer, sodass die 12-Stunden-Fahrt relativ entspannt ablief (von dem ganzen Wuestensand, den es durch das undichte Fenster blies, mal abgesehen). Die Fahrt durch die Vororte von Delhi war krass: so viele Menschen, die z.T. in Muellbergen hausen, in Einsturz-Haeusern und Baracken. Dazwischen immer die unumgaenglichen Kuehe, Ziegen, Schweine und vor allem Kinder.

In Bikaner wurden wir von der Auto-Rikscha (so ein 3raedriges Vehikel) zu Vinos Guest House kutschiert, wo wir ein Doppelzimmer fuer 250 Rupies (= 4 Euro) mieteten.
Auch bekamen wir mitten in der Nacht noch zu Essen und zu Trinken und wurden ganz herzlich aufgenommen.

Am naechsten Tag fuhren wir mit dem oeffentlichen Bus nach Deshnoke. An der Bushaltestelle waren wir definitiv die Dorfattraktion, mindestens 10 Leute scharten sich um uns und fragten uns aus.
Im Bus wurde uns trotzt totaler Ueberfuellung ein Sitzplatz freigeraeumt, dot lernten wir eine nette belgische Familie kennen, die mit ihren 3 kleinen Kindern eine 3monatige Indientour unternimmt.
In Deshnoke steht der wohl krassestes Tempel, den es gibt: den Karni Mata-Tempel (Rattentempel). Irgendwie ist die Ratte wohl auch heilig, und in dem Tempel rennen deshalb Hunderte von Ratten frei herum und werden gefuettert. Das waere ja alles noch nicht so schlimm - aber man muss natuerlich seine Schuhe ausziehen d.h. barfuss durch die ganzen Ratten (und ihre Hinterlassenschaften) laufen. Igitt, das fand ich wirklich furchtbar, ausserdem hat's auch noch geregnet, und alles war grau und matschig. Und so sind wir schnell wieder nach Bikaner gefluechtet.
Dort haben wir das Junagarh Fort besichtigt, die Festung der Maharadschas von Bikaner. Einer von denen hatte 52 Frauen, so was. Dort bekamen wir einen netten Guide, anschliessend gab's Chai (Schwarztee mit Milch und Zucker) und Naan (Brot).

Wir sind dann durch die Altstadt gebummelt, ich habe Armreifen geshoppt, und wir waren einfach verbluefft, wieviel hier auf den Strassen los ist: Rikschas, Fahrraeder, Autos (und es gilt das Prinzip "Wer hupt, gewinnt."), Kuehe, Ziegen und vor allem Menschen, Menschen, Menschen. Es wuselt echt ueberall, v.a. die Kinder sind allgegenwaertig.

Nachdem wir uns ein bisschen verlaufen haben (auf der Flucht vor den etwas aufdringlichen "Guides" und Bettlern), haben wir uns von der Rikscha zu einem Restaurant kutschieren lassen, anschliessend zurueck zu Vinos Guest House.

Alles in allem sind wir bisher wahnsinnig fasziniert von diesem Land: die Landschaft ist fantastisch, das Leben und die Leute selbst sind unheimlich nett und hilfsbereit, der Inder an sich scheint immer gut drauf zu sein.
Nur die Tatsache, dass man als Europaer einfach immer angeguckt und auch angesprochen wird, dass man dauern daran denken muss, genuegend Wasser zum Trinken und Zaehneputzen zu kaufen, immer vorsichtig sein muss mit dem Essen und der Schlitzohrigkeit mancher Leute, das strengt ein wenig an. Aber wir haben noch mehr als 7 Wochen, um uns daran zu gewoehnen :-)