2.9.16

Costa Rica - Zusammenfassung und Schluss

Wir sind wieder zuhause!
Nach insgesamt 24 Stunden Reisezeit und total geplättet haben wir am Dienstag um kurz vor 12 Uhr unsere Wohnung betreten und uns erst mal sehr über die Milch im Kühlschrank und die Bäckertüte auf dem Tisch gefreut - beste Nachbarn ever!!!

Das frühe Aufstehen am Montag lief besser als gedacht, und auch die Zeit am Flughafen ging gut rum. Der 4stündige Flug nach Houston/USA verging dank kleinem Nickerchen auch recht schnell. In Houston hatten wir fast 5 Stunden Aufenthalt. Die Hälfte davon verbrachten wir allerdings in der langen Warteschlange vor der Immigration und beim Security Check.
Durfte man in Costa Rica mit Kleinkind noch durch eine "fast lane", nahm man in den USA keine Rücksicht auf Titus. Der fand aber schon wieder alles nur wahnsinnig spannend und redete ohne Pause...
Als wir endlich durch waren und uns im Food Court gestärkt hatten, stand Titus bestimmt über eine Stunde an der großen Fensterscheibe  und kommentierte lautstark das Geschehen draußen am Rollfeld: da starteten und landeten Flugzeuge, wurden Koffer ein- und ausgeladen, Maschinen betankt und geputzt, Techniker schwirrten herum, Busse fuhren kreuz und quer - wir kennen uns mit den Abläufen nun bestens aus!


Dann folgte ein seeeeeehr langer Flug nach München, mehr als 10 Stunden dauerte dieser. Leider ist die United keine besonders komfortable Fluglinie, es gab kein Spielzeug an Bord und auch kein extra Kinderessen. Doch wieder war Titus völlig fasziniert vom Fliegen und brauchte außer ein paar Duplosteinen überhaupt keine Unterhaltung. Weit nach Mitternacht schlief der kleine Kerl dann endlich ein und verpennte sowohl die Landung als auch das Aussteigen. Erst beim Koffer-Holen wachte er auf und verlangte lautstark nach Frühstück...

Zusammenfassung:

In 24 Tagen sind wir gut 1.400 km mit dem Auto gefahren. Ein sehr robustes Auto mit Vierradantrieb zu mieten, war sicher die sinnvollste Entscheidung, da wir ganz schön oft "offroad" unterwegs waren. Nur die Einbahnstraßen haben Norman so manchen Nerv gekostet...



Costa Rica im August, also im dortigen Winter, war viel, viel heißer, als wir im Vorfeld dachten. Die Temperaturen lagen täglich bei knapp 30 Grad, und selbst der tägliche Regen brachte keine Abkühlung. Nur in den Bergen, auf 3.000 m, mussten wir mal die lange Hose und den Pulli rausholen.

Wir sind begeistert davon, wie viele Tiere wir tatsächlich gesehen haben! Angefangen bei den eierlegenden Schildkröten in der Karibik über die Faultiere in den Bäumen, die frechen Brüll-, Klammer-, Kapuziner- und Totenkopfäffchen, die überall herumchillenden Leguanen, die farbenfrohen Schmetterlinge, die lauten Tukane bis hin zu den emsigen Blattschneideameisen. Einziger Wermutstropfen: wir konnten keinen einzigen Tapir finden! :-(



Das Essen war eigentlich nicht der Rede wert, einzig Reis mit Bohnen ist die Nationalspeise und schmeckte zum Glück dank intensiver Korianderwürzung vor allem Titus immer und überall. Ansonsten viel Fast Food und Fleisch bzw. Fisch.
Aber die Früchte! Frische Ananas, Papayas, Wassermelonen, Erdbeeren, Avocados, Guaven, Bananen, Kokosnüsse, Rambutan und so viel mehr! Zu Normans größter Freude gibt es fast überall frischen Guanàbana-Saft, den er seit unserer Südamerikareise 2009 ungemein liebt.

Nicht nur das Essen ist "amerikanisiert", auch die Städte sehen so aus, als könnten sie ebenso in den USA stehen: einstöckige Bungalows mit kleinen Vorgärten, Wassergräben davor und einem schachbrettartigen Straßennetz. Vorteil: jeder spricht englisch!

Die Ticos sind allesamt ungemein freundlich, wenn auch gerne mal verschnarcht im Service. Und - äh - "wohlgenährt", mit unfassbar großem Selbstbewusstsein, dass die Damen in engen Leggins und Tops und die Herren bauchfrei herumlaufen lässt.
Beeindruckt hat uns die Kinderfreundlichkeit. In jedem noch so kleinen Restaurant gibt es selbstverständlich einen Kinderstuhl und meist sogar eine eigene Kinderkarte (zwar leider auch höchst fleischlastig, aber zumindest Pommes oder Pasta gab's immer).

Wir haben versucht, uns mit viel Action fit zu halten, und da bietet Costa Rica wirklich einiges an! Von Tierbeobachtungs-Touren über Wanderungen, Zip-Lining, Baden im Pool, im Fluss und im Meer, bis hin zum Tauchen haben wir alles ausprobiert. Schön war auch, dass wir soviel auf dem Wasser unterwegs waren und wirklich viel Boot gefahren sind.



Ärgerlich für uns war, dass unsere Kamera in der Hälfte vom Urlaub den Geist aufgegeben hat (Platine kaputt, wie ich gestern beim Service erfahren musste), aber die Handyfotos sind auch nicht schlecht. Und geärgert habe ich mich auch darüber, dass beim Zurückfliegen die Amis offenbar genauer meinen Kofferinhalt überprüfen wollten und deshalb mein Kofferschloss aufgeschnitten und alles durchsucht haben. Netterweise durfte ich dann den mitgebrachten Kaffee und die leckere Hershey's Schokosauce behalten.

Das Allerschönste an der ganzen Reise war sicherlich, dass Titus wieder einmal so zufrieden, glücklich und unkompliziert alles mitgemacht hat, was wir uns ausgedacht hatten. Kein Flug war ihm zu lang (das vorbereitete Tablet mit Kinderserien und Spieleapps haben wir nicht einziges Mal ausgepackt), keine Autofahrt zu holprig, keine Bootsfahrt zu wild. Er ist viel gewandert, hat sich über Tiere gefreut und auch das Essen sehr gemocht. Die Zeitumstellung war überhaupt kein Problem und auch die Hitze hat ihn sicher weniger gestört als uns.

Wir wurden mehrfach von anderen Hotelgästen, Wanderern und Restaurantbesuchern angesprochen, dass wir so ein fröhliches und nettes Kind dabei hätten, das ja offenbar sehr viel Spaß am fremden Land hat. Das freut mich immer sehr, vor allem wenn so eine Ansage von Leuten ohne Kinder kommt. Denn ich habe früher bei Reisen Kinder öfter mal als - naja - ein bisserl anstrengend empfunden...

Am besten war aber sicherlich, dass wir alle so viel Zeit füreinander hatten, ganz ohne Termine immer von Tag zu Tag entscheiden konnten, was wir als nächstes unternehmen und wo wir hinfahren. Großer Vorteil einer solchen "spontanen" Reiseplanung ist dabei sicherlich, dass im August in Costa Rica totale Nebensaison ist und wir deshalb in den Hotels und Unterkünften oft fast die einzigen Gäste waren und so nie groß im Voraus buchen mussten. Herrlich!
Und da nimmt man doch gerne mal so einen kleinen oder mittelgroßen täglichen Regenguss in Kauf, oder?!

In diesem Sinne: pura vida!!!!

29.8.16

Von den Bergen zurück nach San José - 28.08.2016

Wieder schlafen wir ewig lange, und blicken beim Aufwachen in den blauen Himmel und die Berge hinaus. Im Zimmer ist es empfindlich kalt, und unsere Haare und Klamotten riechen allesamt nach Kamin.
Wir packen unseren Kram zusammen, angeln unter den Betten nach verloren gegangenen Spielzeugautos (die neueste Leidenschaft von Titus) und spazieren zum Frühstück. Vor uns schwirren winzige Kolibris herum und stecken ihre spitzen Schnäbel in die Blütenkelche.
Zum Frühstück verputzt Titus selbstvergessen und vergnügt drei Scheiben Brot mit der leckeren Brombeermarmelade, hinterher muss erst einmal eine Generalreinigung durchgeführt werden. Zum ersten Mal ist es im Hotel richtig voll, es ist eben Wochenende.

Titus und ich toben noch eine halbe Stunde lang auf dem tollen Spielplatz und vor allem auf dem großen Trampolin. Ist es zu Beginn noch sonnig und so warm, dass ich mir die Jacke ausziehe, bedecken bald schon wieder graue Wolken den Himmel und die Sicht wird schlecht. Also steigen wir ins Auto und fahren Punkt 10 Uhr vom Parkplatz.

Steil führt uns die schmale Straße hinauf, zurück zur Interamericana. Die 85 km bis nach San José scheinen wenig zu sein. Anfangs läuft es super, wir kommen auf der fast leeren Straße gut voran, sämtliche Baustellen (immer mit Warnschildern "Hombres trabajando en carretera" versehen) sind verlassen. Wir sind immer noch auf über 3.000 m, es hat 13 Grad draußen und immer wieder nieselt es. Wolkenschwaden ziehen urplötzlich über die Straße und man sieht kaum die Hand vor Augen. Nicht hilfreich ist, dass die Costa-Ricaner ein seltsames Licht-Gebaren an den Tag legen: meistens fahren sie grundsätzlich ohne Licht (gerne auch nachts und im dichtesten Nebel), oder sie haben das Fernlicht auch bei Sonnenschein an.

Nach etwa der Hälfte der Strecke wird der Verkehr dichter, unzählige Motorrad- und vor allem Rennradfahrer und Mountainbiker sind unterwegs. Inzwischen scheint die Sonne, wir sind schon ein ganzes Stück abwärts gefahren, und wir genießen den Blick auf die Berge und Täler, die kleinen Dörfer und die wunderschön blühenden Pflanzen. Im Autoradio dudelt Radio Dos mit lustigen Oldies, andere Radiosender sind mit ihrem ewigen Gelaber in abartigem Tempo und ihrer Dauerbeschallung mit costa-ricanischen Schnulzen leider nicht zu ertragen.

Titus ist heute zum Glück bestens gelaunt und gibt hin und wieder Bonmots zum Besten. Manchmal habe ich in Gesprächen mit ihm das Gefühl, mitten im Dadaismus gelandet zu sein, drehen sich unsere Unterhaltungen manchmal geradezu absurd im Kreis und sind seine Kausalzusammenhänge hanebüchen. Jetzt möchte er zum Beispiel unbedingt direkt ins Flugzeug einsteigen, und außerdem sollen die Motorradfahrer vor uns auch mitfliegen...

Je näher wir San José kommen, umso enger werden die Straßen, und wir kommen nur noch langsam voran, denn nun ist richtig viel los. Leider ist die Beschilderung wieder einmal nicht eindeutig, und wir irren fast eine Stunde lang durch die Innenstadt. Norman fährt wieder einmal falsch herum in die Einbahnstraße, das Schild "No hay paso" ist wie immer kaum zu erkennen. San José besteht zwar mehr oder weniger aus Straßen, die im Schachbrettmuster verlaufen, doch ohne vernünftige Straßenkarte ist die Orientierung trotzdem schwierig.
Dank guter Teamarbeit finden wir endlich den Weg auf die Stadtautobahn Richtung Flughafen, und auch das Hinweisschild auf unser Hotel direkt in Flughafennähe finden wir recht schnell. Aber dann beginnt die Odyssee, wir fahren kreuz und quer durch die Vorstädte, düsen auf der Autobahn in beide Richtungen, doch ohne Erfolg. So langsam sind wir genervt, wir sitzen fast 3 Stunden im Auto und haben Hunger und Durst.
Also biegen wir kurzentschlossen auf den Parkplatz einer "Applebee's"-Filiale ab und kehren in dieses typisch amerikanische Restaurant ein. Titus entdeckt sofort die riesigen Ketchupflaschen auf dem Tisch und verlangt lautstark nach Pommes. Hier ist an diesem Sonntag Mittag richtig was los, viele Familien sitzen an den Tischen, Costa Rica ist durch und durch amerikanisiert. Derart gestärkt und dank WLAN im Restaurant versuchen wir noch einmal unser Glück und steigen ins Auto. Wieder irren wir ein bisschen herum und finden endlich mehr oder weniger zufällig die Einfahrt ins "Country Inn"-Hotel. Halleluja!

Wir checken in das eher zweckmäßig eingerichtete Zimmer ein, und Norman düst sogleich wieder los, um unser völlig verdrecktes Mietauto in der Niederlassung gleich um die Ecke abzugeben. Ich veranstalte mit Titus derweil ein mittleres Chaos im Zimmer, da wir alle Koffer und Rucksäcke auspacken, um alles Nötige für die Rückreise morgen früh herzurichten. Dann inspizieren wir das Hotel und hocken ewig in der Hotellobby herum, da dort ein Behälter mit Keksen steht.
Norman ist inzwischen dank Shuttlebus zurück und er schnappt sich Titus, um trotz Regen den Pool auszuprobieren. Hier hat es ja immerhin wieder gut 26 Grad! Da die Hälfte unserer Klamotten eh immer noch nass oder zumindest feucht ist, kommt es auf die nun völlig nassen Badesachen auch nicht mehr an - das Zeug muss eh zuhause alles komplett in die Waschmaschine!

Es ist kurz vor 17 Uhr, als Titus sich ins Bett legt und verkündet, dass er jetzt schlafen möchte. Wir beschäftigen ihn damit, ihm sämtliche Blogeinträge vorzulesen und ihm unsere Urlaubsfotos zu zeigen und rekapitulieren ein bisschen unsere Reise. Mehr dazu im Abschlussbericht!

Als wir alles soweit fertig gepackt haben und nichts mehr mit uns anzufangen wissen, gehen wir auf ein letztes kleines Abendessen ins Hotelrestaurant, es gibt Salat mit Avocado und Palmherzen und für Titus noch einmal Penne mit Tomatensauce, dazu verputzt er noch ein Stück Pizza von gestern abend. Wir sind alle müde und so legen wir uns bereits um halb acht alle zusammen ins Bett. Norman liest zum hundertsten Male die Geschichte von Bobo Siebenschläfer im Urlaub vor, und dann löschen wir das Licht.
Morgen früh bringt uns das Taxi um 4:15 Uhr (!!!) zum Flughafen, und dann versuchen wir gleichmal, uns wieder an die mitteleuropäische Zeit zu gewöhnen...

28.8.16

San Gerardo de Dota - Fotos

Auf knapp 3.000 m ist's ganz schön kalt - San Gerardo de Dota (27.08.2016)

Unfassbarerweise schläft Titus fast 12 Stunden mehr oder weniger ohne größere Unterbrechungen. Norman und ich sind längst wach und freuen uns über den Blick auf die Berge und den momentan fast wolkenlosen, blauen Himmel und die Sonnenstrahlen, während Titus um kurz vor 8 Uhr immer noch ratzt. Wir wecken ihn, denn Frühstück gibt es nur bis 9 Uhr und wir müssen langsam los.

Das Kind ist ausgeschlafen und bestens gelaunt und läuft den ganzen Weg ins Restaurant alleine, nicht ohne mir beim Laufen noch zu erklären, dass es "in Costa Rica nicht so viele Kurven" gebe. Aha?! Im Frühstücksraum bekommen wir halbwegs trinkbaren Kaffee, Marmelade aus eigener Herstellung und frischgepressten Obstsaft. Auch den langen Rückweg zu unserem Häuschen läuft Titus alleine, dort packen wir Kraxe und Wandersachen ein und marschieren zum Parkplatz. Direkt daneben ist ein großer Kinderspielplatz, der erste überhaupt, den wir in Costa Rica sehen, und da das Wetter abgesehen von ganz leichten Nieselepisoden durch die wieder tiefhängenden Wolken immer noch einigermaßen gut ist, vergnügen wir uns eine halbe Stunde auf Trampolin, Schaukel und Klettergerüst.

Mit dem Auto geht es dann steil hinunter weiter ins Tal, vorbei an dicht bewachsenen Berghängen und rauschenden Bächen. Am Wegrand stehen immer wieder hübsche Holzhäuser mit netten Cafés und Unterkünften, jedermann winkt freundlich, wenn wir vorbeifahren, eine echte Idylle. Ich zitiere aus dem Reiseführer, in dem vom "ländlichen Charme" dieser Gegend geschwärmt wird, und ganz im Sprachduktus der Lonely-Planet-Autoren verleihen wir der Gegend den Titel "Südtirol Costa Ricas".

Am Ende der Straße parken wir das Auto und machen uns auf, dem gut beschilderten Wanderweg Richtung Wasserfall zu folgen. Es geht in den Nebelwald hinein, immer am Flusslauf entlang. Die Bäume und Steine sind allesamt dicht mit Moosen und Farnen bewachsen, die Luft ist klar und kühl und immer wieder regnet es ein wenig. Fast herbstlich ist die Stimmung. Viele Leute kommen uns entgegen, auch bei den Ticos ist Wochenende und damit Familienausflug angesagt. Tiere sehen wir leider nicht, diese Gegend ist vor allem bekannt bei Vogelfreunden, und dazu gehören wir eher nicht... Fast eine halbe Stunde führt uns der Pfad über Brücken hinab, bis er in einer Art Klamm endet. Dort muss Norman, mit der Kraxe auf dem Rücken steil über glitschige Steine abwärts klettern, bis wir unter einem Felsüberhang am Ende des Weges und dem Wasserfall ankommen. Die Gegend hier ist bekannt für ihr Forellenvorkommen, und so stehen hier,  wie auch den ganzen Weg über, wieder zwei einheimische Angler. Uns wird sogleich ihr bisheriger Fang präsentiert, und kurz darauf zuckt die Angel wieder und eine Forelle wird aus dem Wasser geholt. Titus ist sehr fasziniert davon und so bleiben wir eine Weile hier - da es sowieso gerade ziemlich regnet und wir einen trockenen Unterstand haben, haben wir keine Eile.

Als der Regen nachlässt, machen wir uns auf den Rückweg zum Auto und kehren nach kurzer Fahrt in ein hübsches Café am Wegrand ein. Dieses ist wunderschön gelegen, mit großer Terrasse und Blick auf den Fluss, und von kundiger Hand toll bepflanzt. Ringsum wuchern riesige Hortensienbüsche und Hibiskusbäume, Callas-Blumen säumen den Parkplatz, Rhododenron rankt die Streben hinauf und die meisten Pflanzen kenne ich noch nicht mal. Es ist kühl, wir sitzen mit Jacke auf der Terrasse und bestellen erst einmal Tee und heiße Schokolade, für Titus eine Kürbissuppe aus eigenem Anbau und Norman kommt nicht umhin, die Forellen-Ceviche zu probieren. Wir sind sehr angetan, Titus sitzt sofort wieder in der Hängematte und schaukelt selig, und vor allem Norman kann seine Begeisterung für diese Gegend kaum zügeln. Am meisten gefällt ihm wohl, dass es endlich nicht mehr so heiß ist. Ich bin erleichtert, denn bei der Reiseplanung war er zunächst sehr skeptisch, ob sich ein Abstecher hier überhaupt lohnt und ob wir diesen Teil der Reise nicht überspringen wollen...

Inzwischen haben die Wolken wieder das gesamte Tal eingenommen, es regnet ohne Pause und so verbringen wir den restlichen Nachmittag wieder im Häuschen, mit brennendem Kamin, und machen mit Titus furchtbar viel Quatsch. Wir lachen und tollen im großen Bett herum, bis wir alle fix und fertig und vor allem hungrig sind.
Diesmal marschieren wir an der Straße entlang ein paar hundert Meter bergauf, Titus beleuchtet uns professionell mit der Taschenlampe den Weg. An der nächsten Kehre erspähen wir ein Schild, das auf eine Pizzeria hinweist, dort kehren wir ein. Die "Pizzeria" ist eine kleine Stube mit zwei handgezimmerten, etwas wackeligen Holztischen und echtem Familienanschluss. Der Koch und gleichzeitig Chef ist vielleicht Mitte Zwanzig, spricht ganz passabel Englisch und freut sich über unseren Besuch, so dass er sogleich die kartenspielenden Dorfälteren hinausscheucht, damit wir Platz nehmen können. Am zweiten Tisch sitzt die Dame des Hauses und stickt, unter ihrem Tisch schläft ein großer Schäferhund und auf der Couch schläft ein Schäferhundwelpe.

Nach unserer Bestellung verschwindet Titus mit dem Koch quasi in der Küche, dieser erklärt ihm jeden einzelnen Schritt der Zubereitung und lässt ihn alles probieren und an jedem Kraut schnuppern. Titus ist so hungrig, dass er es kaum aushält, sehr zur Belustigung der Anwesenden. Die Pizza, die bald vor uns steht, ist wirklich lecker, Titus sagt mit vollen Backen: "Das hat der Mann aber super gemacht!" und verputzt fast eine ganze Pizza alleine. Dazu gibt es frischen Blaubeer- und Guavensaft.

Wir unterhalten uns nett mit dem jungen Koch, der offenbar eine große Leidenschaft für Kochen und Lebensmittel hat und begeistert vom tollen deutschen Brot schwärmt. Titus bekommt von ihm noch eine kleine Koch-Figur aus Keramik geschenkt, da es ihm so gut gefallen hat, wie sehr sich Titus für den Kochvorgang interessiert hat. Wie nett! Er packt uns noch die wenigen verbliebenen Pizzareste ein und verabschiedet uns dann sehr herzlich.

Den unbeleuchteten Weg zurück finden wir dank unserer Lampen problemlos und werfen in unserer Unterkunft gleich wieder den Kamin an. Titus ist so geschafft und gesättigt, dass er darauf besteht, sofort seinen Schlafanzug angezogen zu bekommen, und schnarcht kaum 20 Minuten später schon unter der dicken Decke. 

Vom Baumhaus nach San Gerardo de Dota (26.08.2016)

Als Norman morgens kurz nach Sonnenaufgang aufsteht, sieht er beim Blick vom Balkon ein seltsames Felltier unter unserem Baumhaus herumrennen, das sich vielleicht unsere Gurkenschalen einverleibt. Kurz darauf beginnt irgendein Tropenvogel mit enervierender Gleichförmigkeit zu schreien. Trotzdem bleiben wir lange im Bett liegen und genießen den Blick in die Baumkronen, es ist blauer Himmel zu sehen, der Regen hat längst aufgehört. Das ist "Glamping" im besten Sinn, wir liegen mitten in der Natur im Wald in einem ordentlichen Bett und genießen dann eine warme Dusche!
Wir packen zusammen, Titus wuselt wieder herum und räumt fleißig mit und dann brechen wir voll bepackt erst einmal auf zum Frühstück. Titus darf in die Kraxe und feuert Norman mit aufmunterndem "Du schaffst das schon!" an. Als Norman sich beschwert, dass er nun immer noch keinen Tapir zu Gesicht bekommen hat, erwidert Titus: "Aber die Tapire mögen den Regen doch nicht, die haben sich versteckt." Aha.

Schon wieder verschwitzt, kommen wir im Basecamp an und verstauen die erste Fuhre unseres Gepäcks im Auto, bevor wir uns mit Pancakes und viel frischer Wassermelone und Ananas stärken. Danach erbarmt sich Norman und marschiert zurück zum Baumhaus, um den Rest des Gepäcks zu holen, und kommt nach einer dreiviertel Stunde fix und fertig zurück und muss erst einmal noch einmal unter die Dusche.
Wir verabschieden uns sehr herzlich vom ganzen Team der Finca Bellavista, das sich sehr gefreut hat, mit Titus den jüngsten Baumhausbewohner beherbergt zu haben. Um kurz vor 10 Uhr fahren wir los, zunächst 3 km über eine sehr steile Schotterstraße zurück auf die Landstraße. Die Außentemperatur steigt auf über 30 Grad an und ich nutze unser wohlklimatisiertes Auto und breite sämtlichen nassen Klamotten auf den Sitzen und im Kofferraum aus. Schon bald riecht es im Auto recht streng, nach zig Tagen Feuchtigkeit müffelt alles, doch immerhin funktioniert die Trocknung sehr gut.

Auf der unbefestigten Landstraße ist kaum Verkehr, wir kommen schnell voran. Wir passieren zwei große Trucks, die sich aus Ästen und Shirts behelfsmäßige Warndreiecke gebastelt haben, denn der eine ist offenbar bei einem Ausweichmanöver in den Straßengraben gefahren und umgekippt... Bei Palmar Norte verlassen wir die Küsten-Schnellstraße und biegen ab ins Landesinnere und Richtung Berge. Wir folgen dem Lauf des Rio de Térraba, der sich mächtig breit durch eine Schlucht schlängelt. Wir überholen Bananenlaster, deren Fahrer uns freundlich winkend überholen lassen, tanken an einer fast verlassenen Tankstelle und durchqueren das letzte in Costa Rica verbliebene Stammesgebiet der Boruca-Indianer. Dieses ist aber nur durch Verkaufsstände mit indianischen Masken und Kunsthandwerk am Straßenrand als solches zu erkennen.

Wir fahren nun wieder über die Interamericana nordwärts über die Berge, immer noch ist außer uns kaum jemand unterwegs. Erst als wir uns San Isidro de El General, der Bezirkshauptstadt nähern, wird die Straße vierspurig und es ist ein wenig mehr los. Da es inzwischen Mittagszeit ist, parken wir in der turbulenten City und kehren in einem hübschen Café ein. Dort mampft Titus mal wieder mehr als die Hälfte von Normans Sandwich und verlangt dann lautstark noch nach einem Muffin als Nachtisch. Zu unserer Belustigung läuft auf dem großen Fernseher im Café gerade live das Fußball-Bundesligaspiel des FCB aus der Allianz-Arena in München, das hier aber kaum jemanden interessiert.

Weiter geht die Fahrt nordwärts, immer höher hinauf schraubt sich die Straße in immer engeren Kurven. Es beginnt zu regnen, die Wolken hängen so tief, dass vor lauter Nebel kaum noch etwas zu sehen ist, und Norman muss immer langsamer fahren, während das Außenthermometer nur noch 9 Grad (!) anzeigt. Wir fahren und fahren, kommen kaum voran, und so langsam sind wir alle genervt; auch Titus fängt lautstart das Quengeln an und ist kaum noch zu besänftigen. Endlich überqueren wir den "Cerro de la muerte", den höchsten Punkt der Interamericana auf 3.400 m und biegen links ab. Gegen 15 Uhr erreichen wir endlich San Gerardo de Dota und damit unsere Unterkunft, die "Dantica Cloud Forest Lodge".

Es regnet ohne Unterlass, die Wolken hängen so tief, dass wir von der Umgebung kaum etwas sehen, und doch sind wir begeistert: vom Parkplatz aus führt ein kleiner Pfad durch den Nebelwald, es geht gut fünf Minuten in vielen Kehren auf und ab. Wir sind immer noch auf knapp 3.000 m und müssen ganz schön schnaufen... Dann endlich beziehen wir ein kleines, freistehendes Häuschen mitten am Hang, das Richtung Tal komplett mit bodentiefen Fenstern versehen ist und wir so einen wundervollen Blick nach draußen haben. Es ist empfindlich kalt, doch in unserem Wohnraum gibt es einen kleinen Kamin, der Ethanol verbrennt und recht schnell das Zimmer wärmt. Titus ist immer noch ein bisserl quengelig und definitiv nicht ausgelastet nach der langen Autofahrt und redet permanent auf uns ein und tobt durch den Raum. Darauf schenken wir uns erst einmal ein Gläschen Weißwein ein und dann entdecke ich den großen Whirlpool im Bad. Zum Aufwärmen genau das richtige, also lasse ich warmes Wasser ein und verschwinde in der Wanne. Auch hier ist das Fenster bodentief, so dass ich im Liegen einen schönen Blick nach draußen habe. Direkt am Haus hängt ein kleiner Vogelfutterspender, um den unzählige Kolibris herumschwirren.

Es dauert nicht lange, da steigt Titus mit in die Wanne und bald sitzt auch Norman mit drin. Wir lassen uns beblubbern und beobachten die Vögel draußen, danach suchen wir uns erst einmal lange Hosen und Pullis aus unseren Rucksäcken heraus, die Sachen haben wir in den drei Wochen Urlaub noch gar nicht gebraucht.
Den Nachmittag verbringen wir in unserem Häuschen, es regnet, und drinnen ist es mit dem Kamin und dem Panoramablick sehr gemütlich. Zum Abendessen marschieren wir, ausgerüstet mit Stirn- und Taschenlampen, etwa 10 Minuten durch den Wald bis zum Restaurant, wo wir uns mit leckerem Rotwein, Salat und Pasta stärken. Titus möchte beim Zurücklaufen getragen werden, die Dunkelheit ist ihm ziemlich unheimlich.
Um halb neun legen wir uns alle zusammen in das große, weiche Bett und sind froh über die dicken Daunendecken, unter denen es bald schön warm wird. Keine fünf Minuten später ist der völlig übermüdete und aufgedrehte Titus eingeschlafen.

26.8.16

Nass im Baumhaus (25.08.2016)

Das stetige Rauschen des nahe gelegenen Flusses und das Zirpen der Grillen haben eine solch betäubende Wirkung auf mich, dass ich erstaunlich gut schlafe. Nachts kühlt es tatsächlich ein wenig ab, wir sind froh über das dünne Laken zum Zudecken. Wir schlafen diesmal zu dritt in einem leider nicht allzu breiten Bett und Norman klagt über Titus' raumgreifendes Schlafverhalten. Doch obwohl natürlich bereits ab 6 Uhr das Tageslicht durch die offenen Fenster hereinscheint, schlafen wir bis kurz vor 7 Uhr bestens.
Nach dem Aufwachen bleiben wir noch eine Weile im Bett liegen, schauen dem erwachenden Regenwald zu und lauschen den vielfältigen Geräuschen. Nach einer warmen Dusche ziehen wir Gummistiefel an und machen uns auf, zurück ins Base Camp zu marschieren, dort gibt es Frühstück.

Der gut zehnminütige Marsch tut gut zum Aufwachen, Titus hat Norman fest im Griff und erwartet, bestimmte Etappen des zum Teil sehr rutschigen und steilen Weges auf den Schulter sitzend getragen zu werden. Im Restaurant angekommen, stärken wir uns, Titus mampft Spiegelei und Reis mit Bohnen zum Frühstück, es gibt frischen Saft von Früchten, deren Namen ich noch nie gehört habe, und viel frisches Obst.
Es ist gemütlich hier, wir sitzen eine Weile, plaudern mit den sehr jugendlichen Mitarbeitern und trinken sogar noch eine zweite Tasse Kaffee.

Bis wir zurück in unserem Baumhaus sind, sind wir schon wieder schweißgebadet, obwohl der Himmel dicht bewölkt ist, ist es unter dem dichten Blätterdach stickig-warm.
Mir schlägt die Luftfeuchtigkeit und die Hitze auf den Kreislauf, mir ist schwindlig und ich komme überhaupt nicht in die Gänge, kann mich dann aber doch zu einer kleinen Wanderung aufraffen.

Wir wollen wieder zum Fluss, diesmal an eine Stelle, an der man bestens baden können soll. Die Wanderung ist länger als gedacht, die Wege zum Teil sehr steil, die Steine glitschig und moosbewachsen und der Pfad manchmal sogar fast zugewachsen. Wie empfohlen, marschiere ich in Gummistiefeln, Titus und Norman haben Wanderschuhe an, es gibt wohl Schlangen und sonstiges giftiges Viehzeug hier. Wir sehen aber nur ein eichhörnchenähnliches Felltier über den Weg sausen und hören die Tropenvögel schreien.
Nach knapp einer Stunde haben wir den steilen Abstieg zum Flussufer hinter uns gebracht, um unten festzustellen, dass der Wasserpegel so angestiegen ist, dass Baden unmöglich ist. Wir begutachten das Ufer von verschiedenen Positionen aus und beschließen nach längerer Diskussion, den ganzen Weg zurückzugehen und an die Badestelle von gestern zu gehen.

Als wir durch den Wald wieder hinaufsteigen, fängt es an zu regnen, zuerst so sanft, dass wir durch das dichte Blätterdach kaum etwas spüren, doch bald immer heftiger Wir erreichen eine kleine überdachte Bank am Wegrand und harren den heftigen Regenguss im halbwegs Trockenen aus. In kürzester Zeit entstehen riesige Pfützen auf dem Wanderpfad, es gießt und gießt und leider ist kaum etwas vom Himmel zu sehen, so dass wir nicht abschätzen können, wie lange der Regenguss noch dauert.
Als der Regen ein klein wenig nachlässt, stecken wir Titus in die Regenjacke und in die Kraxe, Norman nimmt den Schirm in die Hand und ich beiße in den sauren Apfel und marschiere ohne Regenschutz weiter. Obwohl wir uns beeilen, müssen wir an den nassen Steinen und Wurzeln doch aufpassen, und so brauchen wir eine ganze Weile, bis wir wieder zurück in unserer Behausung sind. Mitten über den Pfad fließen nun kleine Sturzbäche, und wir sind froh, dass wir das Bad im Fluss gar nicht erst ausprobiert haben...

Triefend betrete ich unser Baumhaus, schon wieder ist eine Garnitur Klamotten patschnass, an unserer Terrasse reiht sich auf der Wäscheleine ein nasses Kleidungsstück an das andere. Alle Bücher, alle Textilien sind klamm, unsere Handtücher im Bad helfen kaum noch beim Abtrocknen. Nichts davon trocknet auch nur ansatzweise, wir brauchen morgen bei der Abreise wohl eine große Plastiktüte, um alles zu verstauen.

Zum Glück ist es immer noch warm genug, um einfach im T-Shirt auf der Terrasse zu sitzen, wo wir ein kleines Picknick veranstalten und danach eine ganze Weile zusammen mit Titus spielen. Gegen halb zwei frage ich ihn, schon wieder kreislaufgeplagt und mit zufallenden Augen, ob er Lust hätte, sich mit mir hinzulegen. Er legt sich mit mir ins Bett, und keine Minute später sind wir beide eingeschlafen. Norman weckt uns mehr als zwei Stunden später mit dem Hinweis, dass es zum einen immer noch regnet und zum anderen der Nachmittagskaffee fertig sei.

Den Rest des Tages können wir uns nicht aufraffen, nochmal das Haus zu verlassen, aber bis auf ein paar kurze Nieselpausen gießt es weiterhin. Wir spielen, singen, lesen und beschäftigen uns immer mit direktem Blick in den nebligen Regenwald, der seinem Namen alle Ehre macht.
Ab halb sechs dämmert es, eine halbe Stunde später ist es stockfinster und wir werfen den Gasherd an und kochen Spaghetti mit Tomatensauce, die wir im Kerzenlicht essen.
Immerhin sorgt der Dauerregen dafür, dass heute längst nicht so viele Fliege-Insekten umherschwirren wie gestern.
Aber außer im Schein der Stirnlampe zu lesen gibt es nichts mehr zu tun, also gehen wir früh alle zu dritt in unser Bett, ziehen das Mückennetz zu und lassen uns von dem Prasseln des Regens einschläfern.

Von Bahìa Drake nach La Florida de Piedras Blancas ins Baumhaus (24.08.2016)

Unsere Kamera hat leider den Geist aufgegeben, auch die neu gekaufte Speicherkarte brachte keine Abhilfe, sie verweigert einfach den Dienst und gibt nur spekulative Fehlermeldungen von sich. So ein Mist, denn zu gerne würde ich diesen so fotogenen Ort, an dem wir heute angekommen sind, festhalten. Nun muss die Iphone-Kamera herhalten, wenn auch qualitativ nicht optimal...
Aber wieder einmal der Reihe nach:

Um 6 Uhr klingelt mein Wecker, ich höre noch ein paar Atemzüge lang dem Rauschen der Wellen zu. Dann packe ich meinen Rucksack und Titus' Koffer fertig, während selbiger noch in Seesternposition mitten im Bett liegt und selig schläft. Als unser Bungalow soweit geräumt ist, ist auch Titus' Nacht zu Ende, eine letzte Schale Müsli, und schon werden wir zum Strand hinunter gescheucht. Wir verabschieden uns herzlich vom Team des "Pirate Cove" und besteigen das Boot, das nun bei Flut problemlos direkt in der Lagune vor dem Hotel anlegen kann.

Los geht die Fahrt, zunächst rüber nach Bahìa Drake. Dieser Ort heißt natürlich so, weil in der Bucht tatsächlich Sir Francis Drake im Jahre Fünfzehnhundertirgendwas geankert hat, um seine Vorräte aufzufüllen. Dort steigen wir auf ein sogenanntes "taxi boat" um. Mit hoher Geschwindigkeit rast der Kapitän dann über das heute sehr ruhige Meer, und dann weiter durch den zunächste mächtigen Rio de Tarraba. Die Seitenarme, in die wir einbiegen, werden nach und nach immer kleiner, die Mangroven dichter. Titus ist noch nicht ganz wach, er kuschelt sich abwechselnd eng an Norman oder mich und guckt einfach friedlich aufs Wasser. Nach gut einer Stunde Fahrt erreichen wir Sierpe und steigen mitsamt allen Fahrgästen und unserem ganzen Gepäck aus.

Im "Soda" direkt am Hafen machen wir eine kurze Verschnaufpause und trinken frischen Ananassaft. Der Kokosnuss-Verkäufer am Straßenrand gegenüber füttert gerade eine großen Leguan mit Kokosfleisch und erzählt uns stolz, dass "sein" Leguan Tito heiße und täglich vorbeikomme. Als wir ihm erklären, dass unser Sohnemann, der sehr neugierig der Fütterung zuschaut, ebenfalls Titus heißt, bekommen wir gleich mal eine frische Kokosnuss in die Hand gedrückt und schlürfen das Wasser darin.

Norman löst unser Auto vom bewachten Parkplatz aus, und wir steigen ein, froh um die Klimaanlage bei bereits gut 30 Grad morgens um 9 Uhr. Die schmale Straße führt uns wieder an Bananen- und Ölpalmplantagen vorbei, und ich entdecke zufällig ein Schild, dass uns auf die  "Finca 6", eine archäologischen Stätte mitsamt Museum, hinweist, von der ich gestern zufällig gelesen habe. Kurzerhand biegen wir ab und stehen kurz darauf vor dem Museum, das 2014 erbaut wurde, als dieser Ort Unesco-Weltkulturerbe wurde.
Hier sind unzählige Steinkugeln ausgestellt, die die indigene Bevölkerung etwa um 800 v.Chr. geformt hat und deren Bedeutung bis heute unklar ist. Diese Kugeln haben einen Durchmesser von bis zu 2 m und waren möglicherweise eine Art "Rangsymbol"  - zumindest scheint vor jeder Behausung, deren Überreste ebenso aufgefunden wurden, am Eingang so eine Kugel gestanden zu haben.
   
Wir sind die einzigen Besucher, langwierig erklärt man uns an der Kasse die Ausstellung, wir schwitzen und wollen nur weitergehen, in einen möglichst klimatisierten Raum. Immerhin stehen dann im Museum ein paar Ventilatoren herum, wir lesen ein paar Infotafeln, gucken ein kurzes Video und müssen dann tatsächlich nach draußen in die Hitze. Wir laufen durch Tropewald, überall krabbelt und schwirrt es, auf dem lehmigen Weg kriechen Tausendfüßler, ganze Blattschneideameisen-Autobahnen kriechen darüber, Titus jammert bereits nach ein paar Minuten nach einem Getränk und will wieder ins Auto. Wir erreichen die erste Grünfläche, hier liegen ein paar Mauerreste von Behausunge herum. Auf der nächsten Wiese stehen dann ein paar der Steinkugeln. Leider sind viele davon nicht mehr an ihrem ursprünglichen Standort aufgefunden worden, so dass nicht klar ist, ob die Kugeln zueinander in einem bestimmten Muster oder einem bestimmten Gebiet standen.

Hmmm, so richtig spannend ist die ganze Ausstellung nicht, und mehr gibt es auch nicht zu sehen, also eilen wir zurück zum Auto. Auf dem Rückweg durch den Wald entdecke ich tatsächlich noch ein Rudel Totenkopfäffchen, diese Affenart hat uns noch gefehlt! Leider wird meine Freude darüber nicht geteilt, die Herren möchten zur Klimaanlage zurück, also steigen wir ins Auto (das Thermometer dort zeigt 34 Grad an, und das bei dichtbewölktem Himmel) und fahren weiter.
In Palmar Norte, zurück an der Interamericana, machen wir noch einen Großeinkauf im Supermarkt, in dem ohrenbetäubend laut irgendwelche Werbeslogans laufen und Titus mindestens ebenso laut die Einkaufsliste vorträgt.

Bei der Weiterfahrt schläft das Kind ein, und wir können in Ruhe der Wegbeschreibung zur nnächsten Unterkunft folgen. Beim Nationalpark Piedras Blancas verlassen wir die Interamericana, die die letzten 50 Kilometer immer schmaler und holperiger wurde, und biegen auf einen Schotterweg ab. Dieser führt steil hinauf, so dass das Auto nur im ersten Gang zu fahren ist und wir ganz schön durchgeschüttelt werden. Nach drei Kilometern stehen wir endlich vor einem Gatter und erreichen die "Finca Bellavista".

Hier beziehen wir eines der vielen Baumhäuser, die mitten in den Regenwald gebaut wurden. Jedes der Häuser sieht anders aus, in manchen gibt es Strom, in unserem nicht. Die Häuser sind nur zu Fuß erreichbar, eine richtige Wanderung steht dafür an, und wir werden an der Rezeption erst einmal mit Leih-Gummistiefeln versorgt und bekommen Unterstützung beim Gepäcktragen. Also marschieren wir schwer bepackt los, Norman mit einer Mitarbeiterin voraus, ich langsam mit Titus hinterher, der wieder einmal fleißig marschiert. Es geht über eine Hängebrücke, steile Wege und glitschige Stufen immer tiefer in den Wald hinein, überall zirpt und tropft es. Wir sind alle schweißgebadet, die Luftfeuchtigkeit ist immens hoch, als wir endlich unser Baumhaus "El Fenix" erreichen.
Über zwei Stockwerke groß steht es am Hang, mittendurch wächst ein großer Baum. Wir haben ein kleines Wohnzimmer mit Miniküche, ein schickes Bad mit solarbetriebener Warmwasserdusche, ein Schlafzimmer mit offenen, fliegengitterverhängten Fenstern und als Knüller eine große Terrasse auf Baumkronenhöhe mit Rundumblick. Der Knüller! Den Tipp für diese Unterkunft haben wir von meiner lieben Kollegin Laura bekommen, die letztes Jahr ein paar Tage hier verbracht hat, und ich muss sagen: das ist schon ein sehr besonderer Übernachtungsort!!!

Wir richten uns ein, und da wir alle klebrig und verschwitzt sind, marschieren wir schnell los zum nahe gelegenen Fluss mitsamt Wasserfall. Steil geht es über rutschige Stufen in die Tiefe, doch das Wasser unte ist herrlich und wir freuen uns über die Abkühlung. Leider können wir nicht lange bleiben, der Donner grollt am Himmel und es fängt an zu tröpfeln. Also wird Titus wieder in die Kraxe gepackt und Norman schleppt ihn zurück zum Baumhaus. Bis wir oben sind, sind wir schon wieder nass und müssen alle erst einmal unter die Dusche.

Am späten Nachmittag machen wir uns noch einmal auf und wandern zurück zum sog. "Base Camp", also zum Haupteingang, denn dort gibt es eine tolle offene Terrasse und ein gekühltes Getränk. Mit frischem Fruchtsaft (z.T. mit Rum vermischt) legen wir uns in die Hängematten und genießen den Blick ins Grüne, Titus schaukelt völlig entspannt mit und strahlt bis über beide Ohren, es scheint ihm hier also zu gefallen!

Um kurz vor 18 Uhr machen wir uns auf den Rückweg in unsere Hütte, für den Weg durch den Wald brauchen wir bereits unsere Stirnlampen, stören dabei eine dicke Kröte auf und werden von zig Insekten umschwirrt. Im Baumhaus machen wir alle Kerzen und die batteriebetriebenen Campinglampen an, werfen den Gasherd an und kochen endlich wieder einmal, worüber sich vor allem Chefkoch Titus freut. Es gibt Reis mit Gemüsesauce, doch nachdem ich die heute mittag gekaufte Kokosmilch dazugegeben habe, stelle ich fest, dass diese leider gezuckert war und nun das ganze Essen wie eine schlechte Pina Colada schmeckt. Igitt!

Also essen wir zumindest den Reis und genießen die völlige Dunkelheit und die Dschungelgeräusche rundherum. Als die Männer ins Bett verschwinden, sitze ich mit Laptop auf der Terrasse und schreibe meine Eindrück nieder - gar nicht so einfach, werde ich doch stetig von ins Licht flatternden Käfern angefallen und erschrecke bei jedem laut Knarzen und Knistern neben mir. Ein bisschen froh bin ich, dass ich so im Dunklen gar nicht richtig sehen kann, was hier um mich herum alles so kreucht und fleucht...

Ein Tag am Meer - Bahìa Drake (23.08.2016)

Für diese Nacht habe ich mich tatsächlich mit Oropax gerüstet, und siehe da: ich schlafe bestens und erwache um kurz nach 6 Uhr ausgeruht. Titus und Norman schlafen noch tief und fest, also lese ich, schreibe ein paar Nachrichten und wecke die beiden dann gegen 8 Uhr endlich.

Wir frühstücken gemütlich, und wäre der Kaffee nicht so scheußlich, würde ich heute glatt noch eine zweite oder gar dritte Tasse trinken. Doch so hüpfen wir lieber gleich mal alle in den Pool... Es ist nicht ganz so heiß heute, die Sonne lässt sich nicht blicken, und wir beschließen, heute noch einmal am Strand eine Murmelbahn zu bauen. Es ist Ebbe, das Meer hat sich viele Meter weit zurückgezogen, der Strand ist menschenleer. Während Norman und Titus Murmeln suchen und eine Bahn ertüfteln, beschäftige ich mich viel lieber wieder mit den lustigen Einsiedlerkrebsen. Ich erbaue ein "Krebsodrom", eine Art Rundlauf, setze eine Handvoll Krebse rein und wir schauen zu, wie diese dort herumrennen und -klettern. Die Zeit vergeht wie im Flug, wir sind bald alle von oben bis unten mit Sand paniert und waschen uns im Meer ab. Ewig müssen wir laufen, bis wir das Wasser erreichen, und dort stehen wir nach 30 m noch nicht einmal hüfthoch drin.

Nach dem Mittagessen versuchen wir, Titus zu einem gemeinschaftlichen Mittagsschlaf in der Hängematte zu überreden. Die Hitze macht Norman und mich träge, wir dösen vor uns hin, doch Titus saust ungebremst herum und redet ohne Punkt und Komma auf uns ein. Nach einer Stunde lasse ich mich erweichen und gehe mit ihm zurück zum Pool, er will endlich nochmal "srimmen" ("schw" kann er noch nicht aussprechen) und das macht immerhin wach. Wir plaudern ein bisschen mit dem Hotelfaktotum Primo, der uns mit stolzgeschwellter Brust die Fotos seines kleinen Enkels zeigt - leider spricht er ausschließlich spanisch, und das mit so zahnlosem Mund, dass ich nicht einmal die Hälfte verstehe. Zum Glück erwartet er eigentlich keine Antwort, sondern freut sich einfach über einen netten Ratsch.

Als auch Norman sich endlich aufrafft und aufsteht, stärken wir uns mit Tee (kein Kaffee, nein danke!) und frischen Zimtschnecken (!) und leihen uns dann im Hotel Paddel und zwei Kayaks aus, die wir unten am Strand in der Lagune zu Wasser lassen. Titus thront, angetan mit seiner Schwimmweste, zwischen Normans Beinen, während wir auf dem Fluss ins Mangrovendickicht hineinpaddeln. Angeblich gibt es hier Krokodile, doch außer ein paar Fischen, Wasserhyazinthen und Vögeln sehen wir nichts. Das Paddeln ist herrlich meditativ, es ist einigermaßen angenehm temperiert auf dem Wasser und am schönsten ist, dass Titus strahlt, ganz ruhig dasitzt und sichtlich den Ausflug genießt. Immer wieder weist höre ich, wie er sagt: "Papa, du musst schneller rudeln!" und freue mich über das abenteuerlustige Kind.

Mein Versuch, nach der Flußfahrt auch noch aufs Meer hinauszupaddeln, scheitert daran, dass ich mitten in die Wellen der aufkommenden Flut gerade und ein paar Mal geduscht werde, also parken wir die Kayaks lieber wieder am Sandstrand und hüpfen die kleine Düne hinunter. Titus möchte wieder auf "unseren Baum" sitzen und aufs Meer hinausschauen, und ich freue mich, dass wir unseren letzten Tag am Meer so ausgiebig nutzen konnten.

Zum Sonnenuntergang, der heute wegen der Wolken leider nicht zu sehen ist, waschen wir uns das Salzwasser noch einmal im Pool ab und haben damit nun endlich genug gebadet. Zum Abendessen öffnen wir unsere mitgebrachte Flasche Weißwein. Bisher gab's immer nur Bier, Costa Rica ist nicht unbedingt ein "Weinland", und ich lege mich mit meinem Weinglas in Reichweichte in die Hängematte und lasse den letzten Abend in unserem "Inselparadies" ausklingen.

23.8.16

Tauchen an der Isla del Caño (22.08.2016)

Oh, what a night! Zuerst war's zu heiß, mit Ventilator aber zu kühl und der stetige Luftzug im Gesicht unangenehm. Die Wellen sind zu laut, komische Vogel- und sonstige Tiergeräusche dringen durch die nur mit einem Fliegengitter verschlossenen Fenster herein, und dazu hat Titus auch schon wieder Alpträume und ist sehr unruhig.
Ich bin also praktisch eh schon wach, als um kurz vor 6 Uhr Lieferwagen anrollen und der Wecker klingelt... Ein schnelles Frühstück, ich ziehe den noch schlafenden Titus an und flöße ihm dann eine Schale Müsli ein, und um 7 Uhr sitzen wir im Boot.
Dieses fährt in voller Fahrt zur circa 18 km entfernten Isla del Caño , man prophezeit uns eine 50minütige Fahrt bis dorthin. Titus sitzt völlig entspannt mit Schwimmweste bekleidet auf der Sitzbank und scheint den Ausflug zu genießen. Zu unserer großen Begeisterung drosselt der Bootsführer bald schon die Geschwindigkeit - vor uns tauchen die Rückenflossen von einer Buckelwal-Mama mitsamt Baby auf! Die Buckelwale kommen wohl immer zu dieser Jahreszeit in das warme Wasser der Bucht, um ihre Jungen für die lange Reise in die kälteren Gewässer aufzupäppeln. Was für ein Anblick. Alle an Bord sind fasziniert - und kaum sind wir ein Stück weitergefahren, taucht ein ganzer Verband von Delfinen neben unseren Boot auf und begleitet uns ein ganzes Stück. Die Delfine tauchen immer wieder vor unseren Augen unter unserem Bug hin und her, springen dann anmutig aus dem Wasser und stoßen dabei laut hörbar Luft aus ihren Atemlöchern aus. Auch Titus steht an der Reling und juchzt bei jeder sich zeigenden Flosse auf.
Als wir endlich an der Insel angekommen sind, stoßen gleich noch einmal zwei Wale große Wasserfontänen in die Luft, direkt vor uns am Ufer.

Norman und Titus springen am Strand ins Wasser, wir verabschieden uns, und ich fahre mit Tauchführer Wilson und 5 weiteren Tauchwilligen ein Stückchen weiter ins Meer hinein. Schnell sind wir mit Neoprenanzügen, Gewichten, Flossen, Gesichtsmaske, Jacke und Tank versorgt und springen ins Meer. In 18 m Tiefe ist es doch erstaunlich kalt! Fast eine Stunde tauchen wir zusammen um Felsen herum, sehen kleine Haie, Rochen, Doktor- und Clownfische, eine Muräne und große Fischschwärme, die sich in ständig verändernder Formation bewegen.
Die Zeit vergeht viel zu schnell, und glücklich sitzen alle wieder an Bord. Wieder winkt direkt vor uns am Ufer ein großer Buckelwal mit seinen Flossen aus dem Wasser, was für ein Empfang!

Zurück am Strand machen alle eine kleine Trinkpause, und dann übernehme ich Titus, während Norman mit dem Rest der Truppe zu einem erneuten Tauchgang aufbricht. Die Insel ist ein reines Naturschutzgebiet, außer eines Registrierungsbüros und des etwa 50 m breiten Sandstrands gibt es hier keinerlei Zugänge. Auf diesem Strandabschnitt tummeln sich aber Tausende von Einsiedlerkrebsen, und Titus und ich haben großen Spaß damit, diese einzusammeln und in einer in den Sand gegrabenen Bahn um die Wette laufen zu lassen. Um die Mittagszeit wird es aber wirklich zu heiß, der Sand brennt an den Fußsohlen, und nach einer kleinen Kekspause äußert Titus doch tatsächlich den Wunsch, schwimmen zu gehen. Im Meer!

Das lasse ich mir nicht zweimal sagen, und ehe er sich's anders überlegen kann, sitzen wir in einer kleinen Lagune im badewannenwarmen Wasser und haben große Freude am Plantschen. Sogar die immer mal wieder hereinschwappenden Wellen sind nicht schlimm.

Kaum dass wir uns abgetrocknet und unsere Badesachen eingepackt haben, landet auch schon wieder unser Boot an und holt uns ab. In rasanter Fahrt geht es zurück nach Drake's Bay in unser Hotel, bald kippt Titus' Kopf nach vorne und er schläft ein.
Zu einem späten MIttagessen sind wir zurück im Hotel, pünktlich dazu wacht Titus auf und verputzt meine ganze Portion Spaghetti. Schwimmen macht hungrig!
Ich verbringe den Nachmittag damit, unsere restlichen Unterkünfte für die nächsten Tage zu reservieren, bei der langsamen Internetverbindung hier eine echte Geduldsübung, während Titus mit Norman tatsächlich nochmal zum Schwimmen ins Meer will.
Ich übernehme dann gerne die Runde Pool im Anschluss, es ist so heiß, dass man es außerhalb des Wassers eh kaum aushält.

Heute hält sich das Wetter sogar noch solange, dass wir endlich einen wunderschönen Sonnenuntergang bewundern können. Doch kaum ist die Sonne weg, blitzt und donnert es mal wieder los und der Regenguss setzt ein. Wir sind heute alle von soviel Hitze, Sonne und Meer und dem frühen Aufstehen müde und so verschwinden wir nach dem sehr leckeren Abendessen in unserer Hütte bzw. ich noch zum Bloggen in der Hängematte. Heute nacht werde ich mir die Oropax bereitlegen!

Von Quépos nach Bahia Drake (21.08.2016)

Um 7:30 Uhr marschieren wir bereits zum Frühstück - dort sind wir nicht alleine, außer uns tobt noch eine ganze Affenbande durch den Frühstücksraum und versucht von den unbewachten Tischen Essbares zu stibitzen.
Unsere Koffer sind gepackt, die immer noch nassen Badesachen und Handtücher verstaut - in der Luftfeuchtigkeit, die hier herrscht, trocknen die Sachen leider nicht mehr, v.a. wenn es die ganze Nacht regnet... Kurz nach 8 Uhr rollen wir los Richtung Süden. Quépos und auch die Schnellstraße ist praktisch leer, sonntags scheint hier nicht viel Verkehr zu sein, nur unzählige Rennradler düsen auf dem nicht vorhandenen Fahrradweg entlang der z.T. dreispurigen Straße, ein Tukan fliegt vorbei und ein paar überfahrene Waschbären liegen auf dem Asphalt.

Die 130 km auf die Halbinsel Osa schaffen wir in nicht einmal 2 Stunden, und da wir mehr als 3 Stunden dafür eingeplant hatten, bleibt genügend Zeit für eine kleine Pause, die wir beäugt von großen Geiern verbringen, und für einen schnellenn Supermarkteinkauf. Die Strecke ist hübsch, wir fahren immer dicht am Meer entlang und nähern uns der Grenze zu Panama. Wir fahren bei Palmar Süd von der Schnellstraße ab und es geht 15 km an Bananenplantagen entlang bis nach Sierpe. Dort gibt es einen bewachten Parkplatz, auf dem wir das Auto abstellen und ausladen.

Die Luft ist so heiß, dass ich schweißgebadet bin, sobald ich aus dem klimatisierten Wagen aussteige. Sierpe liegt am Fluss, dort holt uns nach einer halben Stunde Wartezeit ein Boot ab - Titus ist schon wieder hellauf begeistert! Es geht in rasanter Fahrt bestimmt 20 km weit durch den Fluss, immer entlang der dichten Mangrovenwälder, bis hinaus ins offene Meer. Unser kleiner Reisebegleiter schläft inzwischen, eingeschläfert durch das monotone Motorengeräusch, und merkt nicht einmal, dass wir ihm eine Schwimmweste anziehen, und dass das Boot über die hohen Wellen ganz schön abenteuerliche Hüpfer macht.

Zwar hätte man über die Halbinsel, die von einem dichten Urwald bewachsen und nur wenig touristisch erschlossen ist, auch mit dem Auto fahren können, doch man rät uns bei der Reservierung der Unterkunft davon ab. Zu unsicher seien die unbefestigten Straßen in der Regenzeit, zu groß die Wahrscheinlichkeit, dass wir unterwegs steckenbleiben oder einen der vielen Flüsse nicht durchfahren können. Also wählen wir eben die Anreise per Boot und sind damit deutlich entspannter!

Nach fast einer Stunde erreichen wir einen wunderschönen Sandstrand bei Drake's Bay, dort werden wir abgesetzt und stapfen mitsamt Gepäck und gerade aufwachendem Titus durch die warmen Wellen ans Ufer. Dort werden wir bereits erwartet und in das nahe gelegene Hotel "Pirate Cove" geleitet, beziehen eine kleine Hütte mit Meerblick und einer von Palmen umgebenen einer Terrasse mit gleich zwei Hängematten!
Das Hotel thront ein paar Meter über Meereshöhe am Hang, besteht insgesamt aus 7 solcher Hütten, dazu gibt es einen großen, an den Seiten offenen und überdachten Speisesaal, einen kleinen Pool und einen direkten Strandzugang. Ein echter Inseltraum! Vor allem gibt es hier eine eigene Tauchschule, und so klappt es hier hoffentlich endlich mit einem Tauchgang.

Den Rest des Tages erkunden wir ausgiebig den Pool und den schönen Sandstrand. Titus lässt sich nach langem Zureden sogar dazu überreden, mit mir gemeinsam auf einem großen Baumstamm, der in die Brandung ragt, Platz zu nehmen, den Wellen zuzugucken und die Füße ein bisschen ins Wasser zu halten, während Norman mal wieder Krebse jagt. So langsam entspannt sich Titus am Meer ein bisschen, wir verbringen eine schöne Stunde dort, bevor es um halb sechs anfängt zu regnen und wir unter die warme Dusche springen.

Beim Abendessen schüttet es draußen wie verrückt, und Titus amüsiert alle Gäste mit seinem Herumhopsen im Restaurant und seinen Besuchen in der Küche. Da es hier bereits wieder ab halb 7 stockfinster ist und es außer Lesen absolut nichts zu tun gibt, verziehen wir uns alle bald in unsere Hütte unter das Mückennetz.

21.8.16

Quépos - Fotos

Strandtag in Quépos (20.08.2016)

Ein langer und recht "fauler" Tag liegt hinter uns, ich sitze wieder einmal auf dem Balkon, die Frösche quaken lautstark, die Grillen zirpen, das Meer rauscht laut und beeindruckende Blitze zucken minütlich über den Himmel.
Norman bringt gerade den müden Titus ins Bett, und ich lasse den Tag Revue passieren.
Heute morgen, nach einer sehr ruhigen Nacht, haben meine Männer ungewöhnlich lange geschlafen. Ich liegen bereits ab halb acht Uhr wach im Bett und schmökere in meinem Krimi, gehe in Ruhe duschen und machen die Rolläden hoch, bis sich irgendwann beide Schlafmützen rühren.
Titus verlangt bald nach Müsli, und so frühstücken wir auf der Hotelterrasse mit Blick auf das Meer und Kapuzineräffchen über unseren Köpfen. Noch ist der Himmel wolkenverhangen, trotzdem ist es warm genug. Gegen 10 Uhr fahren wir los, diesmal darf Norman sich ins "Zip-Line-Abenteuer" wagen. Hier gibt es eine fest installierte Strecke, an der man am Seil hängend eine Art "Achterbahn" durch den Wald fahren kann. Die ganze Fahrt dauert nur knapp 2 Minuten, dafür geht es ordentlich auf und ab und Norman wird ganz schön durchgeschüttelt. Titus will auch mit, bekräftigt, dass er doch auch schon groß sei, aber da ist leider nichts zu machen.

Nach diesem kleinen Adrenalinkick fahren wir weiter bis nach Quépos in die "City" und bummeln ein bisschen durch die Straßen. Bei 30 Grad ist das aber eher ein "von Schatten zu Schatten" eilen, wir besorgen ein paar Souvenirs, finden ein Café, in dem es tatsächlich ordentlichen Kaffee gibt, und sind auf der Suche nach einer neuen Speicherkarte für unsere Kamera.
Im kleinen Supermarkt decken wir uns mit Essen und vor allem Eis ein, schaffen es aber kaum, das Eis zu essen, bevor es uns wegschmilzt, so heiß ist es draußen.
Also geht es zurück ins Hotel, und die nächsten 3 Stunden verbringen wir gemeinsam an wunderschönen Strand. Gemeinsam erbauen wir eine große Murmelbahn, Norman rollt große Stücke Treibholz dafür an, Titus schaufelt Sand, ich hole Wasser, suche "Murmeln" (Kerne und getrocknete Früchte, die das Meer anspült) und glätte die Bahn. Mit dem Ergebnis sind wir alle sehr zufrieden, und machen zur Stärkung ein Picknick.
Beim anschließenden Strandspaziergang weigert sich Titus, am Wasser entlangzulaufen. Da inzwischen die Flut einsetzt, ist kaum noch trockener Strand da, also setzt Norman ihn sich kurzerhand auf die Schultern. Wir gucken den Surfern zu, hier reiht sich eine Surfschule an die nächste, dieser Teil Costa Ricas ist für seine Surf-Spots bekannt.

Auch mich zieht es in die warmen Fluten, die Wellen haben eine beachtliche Höhe, genau richtig, um ordentlich darin herumzuhüpfen, sich von der Strömung an den Strand spülen zu lassen und hin und wieder auch durchgewaschen zu werden. Titus sitzt derweilt vergnügt am Strand, ihm genügt es offenbar völlig, zuzugucken, und so gesellt sich Norman bald auch ins Wasser. Gemeinsam tollen wir in dne Wellen herum, bei den Wassertemperaturen macht das richtig Spaß!
Fix und fertig schnappen wir uns Titus und gehen mit ihm noch in den Hotelpool. Es regnet wieder, wie jeden Nachmittag, doch das stört uns nicht und wir plantschen eine Ewigkeit herum. Titus ist hier im Pool überhaupt nicht wasserscheu, ganz im Gegenteil schwimmt er wie wild, lässt sich ins Wasser werfen und protestiert lautstark, als wir mit schrumpeligen Fingern dann endlich unter die warme Dusche wollen.

Wir können ihn nur mit der Aussicht auf gemeinsames Kofferpacken, das er so liebt, und einen anschließenden "Cocktail" (für uns Guaro Sour, für ihn Mangosaft on ice) locken. Zum Abendessen gibt es im Restaurant ein paar wenige Minuten Autofahrt entfernt wieder mal eine eigene Kinderkarte (wie fast überall hier), der Kinderstuhl wird ohne Aufforderung gebracht, und die Pasta mit Tomatensauce scheint zu schmecken. Titus verputzt zusätzlich noch die Maiskolben von unseren Grilltellern und bekommt netterweise vom Kellner gleich noch Mais-Nachschub serviert. Das Kind ist glücklich, und freut sich wie jeden Abend aufs Zubettgehen - Titus genießt es, dass immer einer von uns solange bei ihm liegt, bis er schläft, weil wir ja alle Zeit der Welt haben.

20.8.16

Quépos/Manuel Antonio - Fotos

Sámara - Fotos

Nationalpark Manuel Antonio (19.08.2016)

Wir haben eine unruhige Nacht hinter uns, Titus war von Alpträumen geplagt, und so stehen wir erst um halb acht auf und machen uns auf die Suche nach dem Frühstücksbüffet. Dieses finden wir auf der großen Terrasse direkt am Strand, wir sind von dem schönen Ausblick sehr angetan. Das Essen ist zwar nicht so doll (Reis mit Bohnen, matschige Kochbananen und schrecklicher Kaffee, und Titus wird beim Verspeisen seines Marmeladetoast von Wespen belagert), doch die auf dem Geländer und in den Bäumen herumturnenden Kapuzineräffchen entschädigen uns.
Auf dem Rasen tummeln sich buchstäblich auf Schritt und Tritt meterlange Echsen, die die ersten Sonnenstrahlen genießen.

Wir machen uns auf in den 2 km entferten Nationalpark "Manuel Antonio", der eine der Hauptattraktionen Costa Ricas sein soll. Das merken wir bereits bei der Anfahrt, an jeder Kurve stehen bereits selbsternannte Parkwächter, winken die Autos zu sich und wollen Geld für den angeblich einzigen offiziellen Parkplatz. Nicht mit uns. Norman ignoriert jeden, der sich ihm in den Weg stellt und ihm entweder einen Parkplatz anbieten oder sich uns als Parkführer andienen will, solange erfolgreich, bis wir direkt vor dem Eingangstor des Nationalparks stehen. Direkt  davor gibt es einen Parkplatz, den uns der Hüter desselben nach kurzer Verhandlung auch für schlappe 2.000 Colones (gut 3 Euro) überlässt.
Norman reiht sich ein in die Schlange vor dem Kassenhäuschen, ich ziehe Titus und mir die Wanderschuhe an, was bei gut 30 Grad und etwa 80 Prozent Luftfeuchtigkeit gar nicht so einfach ist. Mir rinnt der Schweiß herunter, Titus hat komplett nasse Haare, und wir sind froh, als wir endlich den halbwegs schattigen Park betreten können. Vor dem Eingang stehen Kokosnuss- und Getränkeverkäufer dicht an dicht, ein Souvenirshop reiht sich an den nächsten, so touristisch haben wir Costa Rica bislang noch nicht erlebt. Auch jetzt in der absoluten Nebensaison ist hier ganz schön viel los!
Wir beschließen, den Park auf eigene Faust, ohne Guide, zu erkunden, und tun gut daran, denn die Tiere finden wir allein dadurch, dass sie meist durch eine große Schar Touristen mit Ferngläsern, Handys und Fotoapparaten bewaffnet gekennzeichnet sind, die am Wegrand stehen und in die Bäume starren.
So sehen wir gleich mehrere Faultiere aus nächster Nähe, eine grüne Schlange ringelt sich vor uns am Wegrand entlang, und riesige Spinnennetze hängen zwischen den Ästen der großen Bäume. Krebse krabbeln im morastigen Boden herum, Vögel zwitschern, Brüllaffen sind zu hören.
Bald erreichen wir den ersten der vielen Strände, die zu diesem Nationalpark gehören. Titus schreit nach einem Picknick und sucht uns einen "super-super-mäßigen Platz" dafür aus. Ich muss zugeben, dass dieser Strand wirklcih sehr schön ist, durch vorgelagerte Inseln ist das Wasser in dieser Bucht sehr ruhig, fast ohne Wellen, und hat gut und gerne 27 Grad. Der Sand ist fein, die Kokospalmen spenden Schatten - und außer uns sind noch etwa 500 andere Touristen und costaricanische Familien hier. Alles tummelt sich im Meer, und diese Gelegenheit nutzt ein frecher Waschbär, um die Taschen nach Essbarem zu durchsuchen.
Titus buddelt selig im Sand, weigert sich wieder einmal, das Meer auch nur mit den Zehenspitzen zu betreten ("Ich bin wasserscheu!"), und so verbringen wir ein paar gemütliche Stunden. Als Highlight kommt noch ein Rudel Kapuzineräffchen (" Cappuccino-Äffchen", nennt Titus sie) vorbei und klettert sehr fotogen mitsamt Babys auf dem Rücken direkt vor uns durch die Äste.

Ich bin sehr froh, dass zu den Annehmlichkeiten dieses Parks Duschen an jedem Strand gehören, und wasche mir den Sand ab, bevor wir uns auf den Rückweg machen. Mit jedem Schritt nach draußen wird es heißer, obwohl von fern schon wieder Gewitterdonner zu hören ist. Zurück im Hotel stärken wir uns erst einmal mit Pizza, dann hüpfen wir in den erstaunlich kühlen Pool. Inzwischen regnet es, doch das stört niemanden. Direkt im Baum, der über den Pool ragt, hängt ein Faultier über unseren Köpfen. Es hangelt possierlich nach den Blättern und ist für ein Faultier erstaunlich aktiv dabei.
Während wir einen Cocktail zum Sonnenuntergang trinken (Titus ist sehr begeistert von seinem "Virgin Pina Colada"), hüpfen wieder Kapuzineräffchen durch die Palmen. Eigentlich hätten wir den Besuch im Nationalpark gar nicht gebraucht!

Von Sámara nach Quépos (18.08.2016)

Um kurz vor 9 Uhr sitzen wir bereits im Auto, und ein letztes Mal wagen wir die wilde Fahrt über die Holperstraße durch den Fluss hindurch bis nach Sámara. Ein kurzer Stopp am Geldautomaten, dann versuchen wir den Weg nach Playa Nayanara zu finden. Die Beschilderung lässt zu wünschen übrig, unsere Karte ist ungenau, aber Normans untrüglicher Orientierungssinn sorgt dafür, dass wir den richtigen Abzweig finden und bald mit gut 60 km/h über eine zwar ungeteerte, aber sehr gepflegte Straße fahren. Außer uns ist kaum jemand unterwegs, die wenigen Fußgänger und Autofahrer grüßen stets freundlich. Wir passieren winzige Dörfer, kommen vorbei an Kuhweiden, immer entlang des Rio Oro. Steil und vor allem kurvig geht es hinauf in die Berge, von oben hat man einen wunderbaren Blick auf das Meer, und nach einer aufregenden Fahrt über einen Grat geht es auf der anderen Seite wieder hinunter Richtung Golf von Nicoya. Titus hält auf dem Rücksitz ein Vormittagsnickerchen und wacht pünktlich auf, als wir um kurz nach 11 Uhr den Hafen erreichen.

Wir haben Glück, gerade legt die Fähre an. Um uns die Zeit zu vertreiben, machen wir ein Picknick im Auto, unsere Kühltasche ist gut gefüllt mit Brot, Käse, Bananen, Ananas und Keksen. Es ist viel zu heiß, um das klimatisierte Auto zu verlassen, deutlich über 30 Grad werden es sein, und so bleiben wir im Auto, bis wir nach etwa einer Stunde endlich auf die Fähre fahren dürfen. Titus kann gar nicht fassen, dass man mit einem Auto auf ein Schiff drauffahren kann!
Wir setzen uns aufs Oberdeck und genießen das Lüftchen, das hier weht. Es gibt viel zu gucken, zig Pelikane kreisen über uns und schießen hin und wieder aufs Wasser hinab, um Fische zu jagen. Endlich geht die Fahrt los, und mehr als eine Stunde lang tuckern wir in gemächlichem Tempo über den Golf von Nicoya. Das Wetter auf dem Festland scheint wirklcih schlecht zu sein, weithin sind die dicken schwarzen Wolken, der Regen und vor allem die vielen Blitze zu sehen, die mit ohrenbetäubendem Donner einhergehen. Und wir fahren auf diese Unwetterfront zu!

Als wir endlich in Puntarenas am Hafen anlegen, gießt es wie aus Kübeln, und so sind wir froh, direkt mit dem Auto Richtung Süden weiterfahren zu können.
Der Hafen ist riesig, es dauert, bis wir ihn und die ganze Stadt hinter uns gelassen haben. Nach wie vor werden wir aus der Karte und der Beschilderung nicht so ganz schlau, doch irgendwann haben wir die richtige Schnellstraße erreicht. Die Scheibenwischer arbeiten auf Hochtouren, draußen ist alles grau und nass, das Meer ist aufgewühlt, doch das Thermometer zeigt immer noch 27 Grad an. Wir finden endlich einen halbwegs vernünftigen Radiosender und so geht es 3 Stunden lang weiter bis Quépos. Obwohl es von Puntarenas nur etwa 130 km sind, zieht sich die Strecke, da auf der Landstraße kaum jemals schneller als 80 km/h gefahren werden kann und immer wieder große Laster und Busse zu riskanten Überholmanövern führen.
Titus hält wieder einmal erstaunlich gut durch, wir bespaßen ihn mit Singen, einem Stopp an einer Tankstelle, wo er ein Eis kaufen darf, und ich setze mich am Schluss zu ihm nach hinten und mache Quatsch.

Endlich erreichen wir Quépos. Dort wollen wir sogleich im örtlichen Tauchshop nachfragen, ob wir den einen oder anderen Tauchgang machen können. Wieder suchen wir ewig, bis wir das Geschäft finden, die Herumfahrerei nervt alle, und als wir endlich fündig werden, ist es leider geschlossen.
Also geht die Fahrt weiter, wir suchen unser Hotel. Nach 5 km am Meer entlang werden wir endlich fündig und checken nach insgesamt mehr als 8 Stunden Reisedauer im Hotel Karahé ein. Die nette Rezeptionistin bietet an, sogleich beim Tauchgeschäft anzurufen und einen Tauchgang für uns zu arrangieren. Leider ist es aber nicht möglich, Titus mit aufs Boot zu nehmen, anscheinend sind Kinder nicht erlaubt, und so fällt unser Plan flach, denn der Vorschlag, Titus doch einfach einer englisch- oder spanischsprachigen Babysitterin anzuvertrauen, gefällt uns nicht so recht. Also vertagen wir noch einmal unsere Tauchpläne...
Unser Zimmer ist zwar sehr klein, dafür aber ganz neu und mit einem schönen Balkon ausgestattet, von dem man aus das Meer rauschen hört.
Bis wir uns einigermaßen eingerichtet haben, ist es schon wieder stockfinster, also verschieben wir die Strandbesichtigung und marschieren die steile und enge Küstenstraße hinauf auf der Suche nach einem Restaurant. Bereits in der zweiten Kehre wird Norman fast von einem herumturnenden Waschbär über den Haufen gerannt.
Wir sind heute total erledigt, so eine lange Autofahrt ist ganz schön anstrengend, und nach dem reichlichen Abendessen mit Pommes für Titus, Salat für mich und viel frischem Fisch für Norman und einem kurzen Spaziergang fallen wir alle zusammen ins Bett.

18.8.16

Am Drahtseil - Sámara (17.08.2016)

Weil mir das ewige "Am-Strand-Herumliegen" nun wirklich zu langweilig wird, habe ich mir heute ein neues Abenteuer gesucht: ich gehe zum Zip-Lining!
Nach einem faulen Vormittag am Pool und einen mittleren Wutanfall von Titus, der sich darüber beschwert hat, dass Norman am Morgen Milch (!) in sein Müsli (!) gegeben hat, lasse ich mich von den Männern um 12 Uhr beim Büro der Canopy-Veranstalter absetzen.
Mit mir sind noch eine texanische Familie mit zwei Kindern an Bord, und nachdem wir allesamt mit Klettergurten, Bandschlingen, Karabinern, Rollbremsen und Handschuhen versorgt wurden, marschieren wir ein gutes Stück in den Regenwald hinein.
Über eine wackelige Hängebrücke geht es hinauf auf die erste Plattform, die um den Stamm eines großen Baumes gebaut ist. Eine kurze Einweisung, ein Mitarbeiter seilt mich ein, und los geht die Fahrt an der viele Meter langen Seilrutsche mitten durch den Wald. Um auf die Plattform am anderen Ende zu kommen, muss man das Bremsen, dass dank der Handschuhe gut funktioniert, gut austarieren - zum Glück steht ein Profi bereits dort und nimmt mich in Empfang, clippt mich aus dem Seil und wartet auf den nächsten.
So geht es Seillänge um Seillänge, was für ein Spaß! Die Fahrten sind erstaunlich schnell, und so langsam haben wir alle den Bogen raus, wie wir die Geschwindigkeit kontrollieren können. Am meisten beeindruckt mich die Unerschrockenheit der beiden Kindern, vor allem die Vierjährige rauscht immer wie eine Gewehrkugel los und verzieht dabei keine Miene. Das wäre nichts für Titus!
Nach etwa 5 Seilrutschen bereiten die beiden Mitarbeiter, die uns begleiten, ein kleines Mittagessen mit frischer Ananas, Wassermelone, Keksen und Getränken auf einer Plattform zu. Wir bleiben natürlich alle angeseilt, und genießen unser Picknick etwa 15 m über dem Boden. Ein neugieriger Leguan klettert vom Baumstamm herunter und gesellt sich zu uns; die etwa 2 m lange Echse scheint diese Veranstaltung zu kennen und lässt sich bereitwillig mit Obst füttern.
Als alle gestärkt sind, geht die wilde Fahrt weiter. An zwei Stationen müssen wir uns senkrecht 12 m vom Baum abseilen, um zur nächsten Plattform zu gelangen. Dank meines Hochtourenkurses kürzlich habe ich offenbar meine Angst vor solchen Aktionen verloren, das Abspringen ins Bodenlose lässt mich relativ kalt, vertraue ich doch den Seilen, Karabinern und Achtern...
Immer wieder kreuzen große Schmetterlinge unsere Bahn, die Brüllaffen sind weithin zu hören, und wir sind alle wegen der feuchten Hitze (sicher mehr als 30 Grad) schweißgebadet, obwohl wir uns außer ein paar kleinen Anstiegen kaum bewegen.
Nach mehr als 3 Stunden lassen wir uns von einem Baum direkt auf die Straße unter uns abseilen und sind wieder zurück am Ausgangspunkt.

Dort werde ich schon von Norman und Titus erwartet, die ein paar Stunden am Strand verbracht haben. Auf der rumpeligen Rückfahrt, nach der inzwischen praktisch alltäglichen Durchquerung des Flusses, entdecken wir in den Bäumen direkt am Weg ein ganzes Rudel von Brüllaffen, die dort friedlich umherklettern und Blätter fressen. Ich könnte den Tieren stundenlang zuschauen, doch Titus kräht recht bald: "Genug Affen geguckt, ich will in den Pool!", und so erfüllen wir ihm den Wunsch und plantschen zu dritt fast eine Stunde lang im Schwimmingpool unseres Hotels. Das Wasser ist gerade noch ein bisschen kühler als die Luft, so dass sich selbst Frostbeule Titus zu einem Bad überreden lässt.
Da der kleine Kerl heute seinen Mittagsschlaf geschwänzt hat, ist er bereits beim Abendessen so müde, dass er sich freut, endlich ins Bett gehen zu dürfen, und schon um kurz nach 20 Uhr selig schlummert.
Norman und ich nutzen den "freien" Abend, trinken den einheimischen Schnaps Guaro, dazu Dosenbier und zocken Karten draußen auf unserer Terrasse, während es am Himmel schon wieder blitzt und das Donnern des Meeres deutlich zu hören ist.