27.1.07

Indien und Rückreise, Tag 55-56 (Mumbai - Senden)

Hallo Ihr lieben, fleissigen Blog-Leser!
Nun ist es passiert und wir sind wieder in Deutschland - mensch, das mit dem Wetter hatte ich aber anders bestellt - ICH ERFRIERE! Dafür ist jeder neidisch auf unsere Sonnenbräune (burra, endlich wieder Umlaute auf der Tastatur!), und dank dem exzellenten indischen Essen habe ich auch ganze 5 kg weniger auf den Rippen. Und ich glaube, wenn Goa nicht gewesen wäre, wär's noch weniger gewesen... Normalerweise ist das ja nach dem Urlaub immer eher andersherum.

Der Vollständigkeit halber (schliesslich fehlt ja noch der Rest von unserem Mumbai-Aufenthalt):
An unserem vorletzten Tag hatten wir eigentlich ein straffes Programm geplant, denn wir wollten alles einkaufen gehen, was wir bis dahin noch nicht gefunden hatten. Also ging's zuerst zum Crawford Market, einer riesigen Markthalle aus der Kolonialzeit, wo wir aber nur Obst und Gemüse vorfanden und endlich, endlich leckere Mangos probieren und kaufen konnten (vergesst die Dinger, die man bei uns kaufen kann! Eigentlich ist momentan gar keine Mango-Saison in Indien, was uns schon in schwere Depressionen gestürzt hatte), außerdem wieder von zig verkaufswilden Indern belagert wurden, so dass wir recht flott in Richtung des nächstgelegenen Bahnhofs flüchteten. Dort waren wir ganz mutig und haben die öffentlichen Nahverkehrszüge ausprobiert, wo man für 4 Rupien pro Person (8 Cent oder so)in ganz Mumbai umherfahren kann. Diese Züge sind nun wirklich nicht besonders schön und sie halten tatsächlich nur Sekunden am Bahnsteig, so dass man zackig rein- und auch wieder raushüpfen muss.
Wir kamen zur gewünschten Station, in deren Nähe laut Reiseführer ein riesiges Einkaufszentrum sein sollte, zu dem uns ein Taxifahrer auch hinkutschierte, dass aber gerade renoviert wird und deshalb alle Geschäfte (bis auf den McDonald's) geschlossen hatten. Mist, dafür sind wir 1 Stunde umsonst in der Gegend herumgefahren. Also ging's genau in die Gegenrichtung wieder zurück und in der Nähe des Churchgate Bahnhofs sind wir erst einmal in eine Café-Bar gesessen. Dort lungerten Horden von mega-hippen indischen Schülern herum, die ohne mit der Wimper zu zucken die (vergleichsweise) horrenden Preise für italienischen Kaffee, riesige Schoko-Nachspeisen und abartige Milchshakes bezahlten. Der erste richtige Caffe latte nach 8 Wochen schmeckte himmlisch!

Danach erfüllten wir uns meinen ganz großen Wunsch: einen Bollywood-Film in einem indischen Kino! Für ca. 1 Euro pro Person gingen wir also in die Nachmittagsvorstellung in einem riesigen Kino, dessen Saal doch zu zwei Dritteln gefüllt war, und schauten uns "Guru" (mit Aishwarya Rai, die eigentlich nur fantastisch gut aussieht, und ihrem Verlobten Abhishek Bachchan) an. Das ganze war natürlich auf Hindi, aber das machte gar nichts aus, denn irgendwie versteht man doch zumindest grob, um was es geht. Es war also überhaupt nicht langweilig, obwohl der Film knapp 3 Stunden dauerte. Allerdings wurde fast zu wenig getanzt und gesungen, dafür haben die Inder im Kino durch Pfeifen, Klatschen und Zwischenrufe immer sehr klar ihre Sympathien für die jeweilige Filmfigur kundgetan.

Derart selig versuchten wir dann noch kurz vor Ladenschluss im Schnelldurchmarsch Saris, Armreifen und Lebensmittel einzukaufen (leider nicht mehr soviel, wie ich gerne gehabt hätte, mist!) und versuchten uns an einem letzten, "richtig indischen" Abendessen. Mir war das Chicken Curry schon nach zwei Bissen zuviel - sehr irritierend war, dass beim Servieren die Schüssel mit silberner Folie abgedeckt war, die der Kellner beim Auflegen dann einfach mit unter die Portion mischte. Wir riefen also den Oberkellner und sagten, dass wir irgendwie doch keine Alufolie im Essen haben möchten, er klärte uns dann aber auf, dass das essbare Silberfolie sei, die Dekozwecken dient. Aha.

Um das letzte indische Bargeld zu verprassen, gingen wir noch in eine vollkommen überfüllte Bar, in der gerade irgendein wichtiges Cricketspiel übertragen wurde, von den Indern natürlich lautstark kommentiert. Dort gab's ein endgültiges Kingfisher Bier, während um uns herum die Inder feierten, als ob's kein Morgen gäbe.

Und am nächsten Morgen klingelte um 7 Uhr der Wecker, eine letzte kalte Dusche mit Flipflops an den Füßen, ein letztes Mal Zähneputzen mit der Mineralwasserflasche und dann: Packen! Aber auch das ging wieder prima, wir stopften die Rucksäcke ordentlich voll und hängten noch einiges außen daran. Nach Kaffee ging's mit dem vorbestellten Taxi (und bereits fest ausgehandeltem Preis) in einer 1,5stündigen Fahrt zum Mumbai Airport. Diese Stadt ist so riesig, dass man wirklich die ganze Zeit an gigantischen Hochhäusern und Menschen, Menschen, Menschen vorbeifuhr, während der Taxifahrer auch mal wieder zwischendrin für 15 Minuten anhielt und verschwand, weil er auf der anderen Straßenseite einen Kumpel gesichtet hatte, mit dem erst mal wieder geschwätzt werden musste.

Die Slums von Mumbai liegen alle direkt am Flughafen, so dass, während man im Flugzeug sitzt und auf die Startbahn rollt, direkt neben der Rollbahn die Leute aus dem Fenster bei ihren täglichen Verrichtungen sehen kann, dahinter türmen sich Wellblechhütten soweit das Auge reicht.

Unser Gepäck wog zusammen tatsächlich NUR 35 kg (da hätten wirklich noch ein paar Saris mehr reingepasst!), schließlich ging's in 9 Stunden Flug nach London und von dort aus nach München, wo wir um 23.30 Uhr Ortszeit landeten und von meinen Eltern mit einer Flasche Rotwein und Semmeln herzlich empfangen wurden; die Flasche wurde natürlich direkt am Flughafen gleich geleert.

Tja, und nun sind wir wieder hier, die Waschmaschine läuft auf Hochtouren und wir werden von unseren Eltern fleissigst gemästet, das ist ganz toll! Außer den "normalen" Mitbringsel hatte ich tatsächlich auch eine lebende Kakerlake im Koffer, die gestern durch's Zimmer krabbelte und die von meiner Mama dann auch gleich todesmutig auf dem Balkon im Schnee gewaltsam erfroren wurde. Der Rucksack wurde deshalb auch gleich mal eine Nacht auf dem Balkon "schockgefrostet" und landet danach auch in der Waschmaschine. Gut übrigens, dass ich mir nicht den ultrateuren Tatonka-Rucksack gekauft habe, mit dem ich geliebäugelt hatte, sondern mir einen 30 Euro teuren bei Ebay ersteigert habe. Denn der Rucksack sieht aus, als hätte ich ihn 8 Wochen lang durch den Schlamm gezogen - danke an die indischen Bus-Gepäckklappen!

Eine Foto-Show mit indischem Essen und Musik folgt am kommenden Freitag in Senden (wer Lust und Zeit hat, ist herzlich eingeladen - einfach bei mir melden!) und bald auch in München. Ich darf noch ein paar Tage länger Urlaub machen (danke an's Büro!) und werde ab nächstem Samstag wieder in meine Lieblingsstadt ziehen.

Zuerst muss ich aber noch die Untersuchungsergebnisse abwarten, ich war vorbildlicherweise gestern gleich mal beim Arzt, da ich so einen leisen Verdacht auf "Mitbringsel" habe, und bin nun gespannt.

Bis bald also und danke für's Lesen und alle lieben Mails!

24.1.07

Indien, Tag 54 (Mumbai)

Nach mehr als 10 Stunden Zugfahrt kamen wir um kurz nach 7 Uhr morgens an unserem letzten Ziel an: Mumbai (Bombay). Diesmal war's mit dem Aussteigen nicht so schwierig, denn wir mussten erst an der Endhaltestelle raus aus dem Zug.

Am Bahnhof war das totale Chaos, und wir verwarfen die Idee, mit unserem ganzen Gepaeck uns in einen Vorortzug zu quetschen und in die Stadt hinein Richtung Hotel zu fahren. Natuerlich schwirrten schon wieder Horden von Taxifahrern um uns herum, die alle 10 Minuten von einem Polizisten mit Rohrstock wieder vom Gleis vertrieben wurden, sich am Gleisende alle sammelten, miteinnder tratschen und sich dann nach und nach wieder ueber die ankommenden Reisenden hermachten, bis der Polizist wieder eingriff etc. - manchmal sind die Inder wirklich wie kleine Kinder. Das konnten wir auch an einem Sonntag in Goa beobachten, dem Tag fuer den traditionellen indischen Familienausflug (das sind dann immer mindestens 20 Personen). Die (erwachsenen!) Inder haben da den ganzen Tag lang einen Heidenspass beim Herumplantschen (natuerlich komplett angezogen) und beim Spielen (ehrlich, wie auf dem Kindergeburtstag) mit Geschrei, Gelaechter und grossen Hallo.

Zurueck zu Mumbai: Wir liessen uns also vom einem Taxifahrer "abschleppen", der auch brav (wie im Reisefuehrer empfohlen) sein Taxameter anschaltete (Premiere in Indien) und uns unterstuetzt von seinem Beifahrer (es gibt fast nie einen Fahrer allein - gut gegen die Arbeitslosenquote) in die Stadt zu unserem Hotel fuhr. Anfangs meinte der Fahrer, es wuerde so um die 400 Rupien kosten, und zeigte uns auch toll die Taxameter-Abrechnungs-Tabelle; laut Fuehrer sollte die Fahrt etwa 300 Rupien kosten. Naja, am Hotel angekommen wollten die Jungs natuerlich 900 Rupien haben (nachdem der eine ganz offensichtlich und vor unseren Augen ein wenig am Taxameter gedreht hatte), aber wir sind inzwischen so abgebrueht, dass wir ihnen 350 Rupien in die Hand drueckten und trotz lautstarken Protests abmarschierten.

Im Hotel war auch wirklich dank einer telefonischen Reservierung 1 Woche im Voraus ein Zimmer frei fuer uns - Mumbai ist wohl total ueberlaufen, und alle Welt warnte uns davor, ohne Reservierung hinzufahren. Wir waren ein wenig skeptisch, weil der Hotelangestellte, mit dem jeder von uns einmal telefonierte, gar kein Englisch sprach und wir deshlb nicht genau wussten, ob unsere Reservierungswuensche auch ankamen.
Naja, auf jeden Fall klappte das und so konnten wir nach einem Fruehstueck aufbrechen zur Mumbai-Sightseeing-Tour.

Mumbai ist echt eine riesige Stadt mit mehr als 16 Millionen Einwohnern (hey, da kann Muenchen halt echt mal einpacken!), gigantischen Hochhaeusern und hoeheren Mieten als Manhattan.
Wir besichtigten zu Fuss das "Taj Hotel" (an Alex: das waere doch auch ein huebscher Arbeitsplatz fuer Dich, oder? Da tragen die maennlichen Angestellten alle Turban, sehr schick!), das "Gateway of India" (direkt am Hafen mit dem widerlichsten Wasser, das die Welt je gesehen hat), die Victoria Station - alles Ueberbleibsel der britischen Kolonialmacht und sehr imposant. Natuerlich ist auch hier wahnsinnig viel los auf den Strassen, klar, bei sovielen Einwohnern, allerdings sieht man keine Kuehe und Rikschas sind in Mumbais Innenstadt verboten.

Nachmittags, nach CD-Shopping und einem McDonald's-Abstecher (das musste mal sein) war ein Nickerchen im Hotel noetig, dann ein kleines Abendessen und die Erkenntnis, dass Deutschland im Vergleich zu Indien mehr als eine Service-Wueste ist. Hier kommt man sich selbst in einem guenstigen Restaurant vor wie die Koenigin von England, mit Heerscharen von beflissenen Kellnern, freundlichen Oberkellner, die unaufdringlich auf einen kleinen Smalltalk vorbeikommen, prima Essensempfehlungen, keinem Gemecker bei Sonderwuenschen (z.B. Eistee ohne Eis) und einen dann auch noch allesamt mit Handschuetteln und Tueroffnen verabschieden - nach einer Rechnung von 200 Rupien (= 3,50 Euro). Hallo?! - vergleiche dazu ein deutsches "War's recht?"...

Danach spazierten wir zum Meer und genossen den Anblick der naechtlichen Skyline vom Mumbai, was allerdings bei dem ganzen Smog in der Luft nicht ganz so eindruecklich ist. Und dann testeten wir das indische Nachtleben in einer Jazz-Bar, in der wir in einen Karaoke-Abend hineinrutschten und Indern beim Abrocken zugucken durften. Hihi, lustig, v.a. weil nur etwas "aeltere" Herrschaften dort waren (junge, unverheiratete Maedels duerfen eh nicht ausgehen...) - dafuer war das Bier doppelt so teuer wie in Goa, und wir sparten uns dafuer das Taxi und spazierten durchs naechtliche Mumbai eine halbe Stunde ins Hotel zurueck. Coole Stadt, bin begeistert!

So, das war nun der letzte Eintrag "live" aus dem Wunderland Indien, denn morgen mittag um 14 Uhr startet der Flieger, der uns via London zurueck nach Muenchen bringt und wir dann dank elterlichem Abholkomitee nach Senden fahren, um uns einige Tage von allen Erlebnissen zu "erholen".
Dann wird auch Zeit sein, Fotos internetfaehig zu machen, die Ihr bald zu sehen bekommt, versprochen!
Freu mich auf Euch, auch wenn's schwerfaellt, wieder zurueckzufahren!

Indien, Tag 52-53 (Palolem/Goa)

An unserem vorletzten Tag im Urlaubsparadies klingelte der Wecker mal wieder besonders frueh, denn der seit 1 Woche um uns herumschleichende Inder hatte uns endlich erfolgreich einen "boat trip" andrehen koennen. Und so stiegen wir (nachdem Norman erstmal kraeftig mithelfen musste, das indische Fischerboot vom Strand ins Wasser zu schieben) um 7 Uhr in Boot, um Delphine zu suchen.
Wir waren zunaechst da eher etwas skeptisch und wollten einfach nur eine nette Bootstour und einen tollen Sonnenaufgang mal vom Wasser aus erleben (was auch sehr spektakulaer und wunderschoen war), ausserdem war's huebsch, die Fischerkaehne zu sehen, die zu Dutzenden unterwegs waren.
Aber - welch Glueck - nachdem wir so 30 Minuten an der Kueste entlanggeschippert waren, zeigten sich tatsaechlich Delphine! Zuerst sahen wir nur 3 Flossen, die synchron in unserer Naehe schwammen, und nach einiger Zeit sprang einer der lustigen Nicht-Fische tatsaechlich ganz aus dem Wasser und liess sich direkt vor unserem Boot wieder ins Wasser fallen. Das war wirklich toll, denn Delphine hatte ich noch nie "in echt" gesehen...

Wir waren dann auch schon ganz zufrieden und liessen uns wieder zurueckschippern, wo wir nach einem kurzen Bad im superwarmen Wasser ein Fruehstueck genossen und Norman danach den ganzen Tag versuchte, auch so tolle Delphinspruenge im Wasser nachzumachen :-)

Nach einem relaxten Tag genossen wir ein "letztes Abendessen" bei "unseren Jungs" in Restaurant, die sich sehr freuten und uns 2 Red Snapper-Fische zu einem super Preis grillten (naja, vielleicht mussten die auch weg), danach probierten wir endlich den mysterioesen Nachtisch "Hello to the Queen", den's hier ueberall gibt, und der sich als Bisquit mit Eis, Bananen und Schokosauce herausstellte - sehr lecker!

Und dann kam auch schon der letzte Goa-Tag (schnueff!), den wir mit Packen begannen, was schwieriger werden sollte als bisher nach unserem ganzen Souvenir-Shopping, aber dann doch erstaunlich gut ging und wir immer noch keine Extra-Tasche benoetigten, auch wenn die Rucksaecke nun deutlich mehr wogen als die urspruenglichen jeweils 10 kg. Ein letztes Strandfruehstueck (mann, das wird uns fehlen!), ein letzter Badetag, ein letzter Pina Colada (sogar mit Schirmchen) im Liegestuhl und ein letzter gegrillter Calamari, dann ging's um 19.30 Uhr zum Bahnhof. Aber erst nachdem wir uns ordentlich von unserem Huetten-/Restaurant-Team verabschiedet hatten und ihnen auch erfolgreich unsere Strandhandtuecher uebergeben hatten, die wir nicht mit nach Hause schleppen wollten.

Am Bahnhof hatte der Zug die uebliche halbe Stunde Verspaetung, in der ich vor der Kakerlaken fluechtete, die unter der Bank und sogar auf mir herumkrabbelten. Dann kam der Zug, der natuerlich mal wieder ordentlich voll war und der auch nicht wartete, bis wir eingestiegen waren, sondern gleich wieder anfuhr, so dass ich eine Weile in der offenen Zugtuer auf der Treppe stand, bis wir mit unseren Rucksaecken an den ganzen Indern vorbeikamen.
Im Schlafabteil wurden uns dann erstaundlich bereitwillig unsere reservierten Liegen freigeraeumt, obwohl wirklich viele Leute herumsassen, und so verzogen wir uns in die "upper seats" (weg von den Kakerlaken am Boden - wichtiger Tipp fuer zukuenftige Indienreisenden: niemals die "lower seats", also die direkt ueber dem Boden buchen!) und schliefen ganz gut dank Oropax.

20.1.07

Indien, Tag 49-51 (Palolem/Goa)

Am naechsten Tag war dann nochmal Shopping in Palolem angesagt fuer alles, was es in Anjuna nicht gab, wobei sich Norman aber doch direkt nach der ersten Station (einem Buchladen, in dem wir die gelesenen Buecher zu einem guten Preis gegen ungelesene tauschen konnten - aber natuerlich auch erst nach zaehen Verhandlungen) zum Strand verabschiedete und ich 2 Stunden allein durch die Geschaefte stoeberte, mit netten indischen Frauen plauderte und die Verkaeufer in den Wahnsinn trieb...
Danach kaufte ich mir mal wieder eine frisch aufgeschnittene Ananas am Strand und las brav weiterhin englische Romane (hab ich echt seit der Schule nicht mehr gemacht, und da auch nicht unbedingt freiwillig - bin aber extrem erstaunt, wie gut das geht und habe schon das zweite Buch fertig).
Abends betrachteten wir wie jeden Abend von "unserem" kleinen Balkon aus den Postkarten-Sonnenuntergang (dank einer Westkueste praktischerweise ueber dem Meer und hier auch noch ueber einer kleinen palmenbewachsenen Insel - hui, wie kitschig!) begleitet von Rum-Cola, danach gab's einen von unserem Huettennachbarn waermstens empfohlenen Burger in einem tollen Strandrestaurant, wo man auf Liegen auf dem Sand sass direkt unter einem riesigen Baum, dem "Banyantree".

Gestern gab's dann wieder "Programm", und zwar diesmal fuer die Schoenheit :-) Hier gibts naemlich ausser Yoga und Ayurveda-Massagen auch noch in jeder zweiten Bambushuette einen "Beauty Salon" (zwar sieht das Equipment nicht soooo professionell aus, dafuer gibt's alles zum Schnaeppchenpreis verglichen mit den heimischen Preisen), und deshalb wollte ich alles moegliche ausprobieren.
Also liess ich mir eine Manikuere mit French Nagellack und einen Haarschnitt machen (fuer zusammen 4 Euro) - was Norman in der Zeit gemacht hat, darf ich nicht schreiben, hat er gesagt.
Spaeter liess mein liebster Reisebegleiter sich 45 Minuten lang den Ruecken massieren, dann gab's Bacardi Breezer zum Mittagessen und wir haben endlich alle Postkarten fertiggeschrieben, hurra.

Zum Abendessen probierte Norman ein goanisches Gericht aus - "Chicken Xacuti" (= Huhn in Kokosmilch und mit Kokosraspeln gekocht) - wie alle indischen Gerichte vor allem scharf und ich gefuellte, gegrillte Calamar. Danach machten wir noch einen "Kneipenbummel" und probierten "Banana Fritters" aus, das sind heisse, in der Pfanne gebratene Bananen mit Honig. Suess, aber echt lecker.

(Achtung, Maedchenthema!) Und heute morgen war ich extrem mutig und habe "Waxing", also Haarentfernung mit Heisswachs ausprobiert. Das wollte ich schon ewig mal testen, in Muenchen zahlt man dafuer im "Wax and the City"-Salon allein fuer die Beine 19 Euro, das war mir immer zu teuer. Aber hier hab ich fuer die Beine halt nur 200 Rupien (3,50 Euro) gezahlt. War auch viel weniger schmerzhaft, als ich mir das vorgestellt hatte, eigentlich hat's kaum wehgetan und es ging auch echt schnell. Jetzt bin ich gespannt, wie lange das anhaelt mit der Haarlosigkeit...

Nach einem Stuendchen im Internetcafe gab's Pizz und (Achtung, neuer Lieblingsnachtisch:) Banoffee Pie und einige Runden Rommee.

Indien, Tag 47-48 (Palolem/Goa)

Die Tage vergehen hier so schnell, obwohl wir schon befuerchtet haben, dass wir uns bei "nur am Strand rumliegen" langweilen. Falsch gedacht, denn es gibt schon einiges zu unternehmen, und wir denken mit Schrecken an die kommende Weiterreise nach Mumbai am Montag und v.a. an den Heimflug am 25.1. (auch wenn wir uns natuerlich wahnsinnig auf alle unseren Lieben daheim freuen!).
Jetzt sind wir schon seit 8 Tagen in unserer schnuckeligen kleinen Bambushuette und teilen diese mit schreckhaften Geckos, die Dusche mit Ameisen und unbeweglichen Blattheuschrecken, den Sandplatz vor der Dusche mit einer Huehnerfamilie sowie den Strand mit "unserem" Hunderudel, das immer im Schatten der Liegestuehle schlaeft und sich nicht mal durch Anstupsen und mit Sand bewerfen vertreiben laesst.

Bisher haben wir uns noch nicht unter das beruechtigte Partyvolk von Goa gemischt, unser Strand ist auch einer der ruhigeren, weiter im Norden finden wohl tatsaechlich zig Parties statt und es gibt Diskos. Da wir morgens immer schon recht frueh vom Hundegebell und Kraehengeschrei geweckt werden, luschen wir abends ziemlich ab, vielleicht liegt die Muedigkeit auch an der Sonne (oder den Cocktails?).
Wundern tun wir uns vor allem ueber die Unmengen an russischen Touristen, die in Scharen hier einfallen. Was machen die ausgerechnet in Indien? Es ist ganz lustig, nach so vielen Wochen selbst als auffaelliger Tourist kann man allein anhand des Aussehens ziemlich exakt das Herkunftsland der anderen Touristen feststellen (Deutsche tragen z.B. immer Zipp-Hosen - wir natuerlich auch).

Tag 47 war bis auf einen ausgiebigen Strandspaziergang (bei dem Norman IMMER die Krebse jagen muss) und einer leckeren Pizza am Abend mit dem ersten Glas Wein seit 7 Wochen recht ereignislos.
Dafuer war der naechste Tag seeeehr lang, da war naemlich Sightseeing und Shopping angesagt, und zwar in Old Goa, der alten, heute verlassenen Hauptstadt von Goa und in Anjuna beim Mittwochsmarkt.
Sparsam wie wir sind haben wir die angebotenen Taxis abgelehnt, die uns fuer 1800 Rupien nach Anjuna (100 km noerdlich von Palolem) und zurueck gebracht haetten (natuerlich mit genuegend Shoppingzeit) und haben uns fuer den oeffentlichen Bus entschieden. Das war recht kompliziert.

Wir sind also morgens um 7 Uhr in den Bus nach Margao gestiegen, dort in den Bus nach Panajim (der neuen Hauptstadt Goas) und dort in den Bus nach Old Goa, wofuer wir 3 Stunden und viele Nerven in rappelvollen Bussen gebraucht haben.
Nach einer Chai-Staerkung in einem ekligen Lokal begann die Besichtigungstour - in Old Goa stehen eigentlich nur noch zig katholische Kirchen, die beruehmteste davon, die Basilica Bom Jesus, nennt die sterblichen Ueberreste des Hlg. Franz Xaver aus dem Jahr 1552 ruhen, die man auch sehr anschaulich einem Glassarg begutachten kann. Leider fehlt dem Herrn der gesamte rechte Arm, der wurde in zig Teile zerlegt und als Reliquien an Kirchen in Asien verteilt. Grausam, oder?
Ausserdem waren wir in der Se Cathedral, der Kirche St. Cajetan und der Kirche St. Francis of Assisi, denn draussen brannte die Sonne dermassen vom Himmel, dass man sich eh nur drinnen aufhalten konnte. War alles ganz nett, aber nach dem Petersdom bin ich von anderen Kirchen nicht mehr sooo beeindruckt. Ist alles hier auch nicht so richtig schoen restauriert oder gepflegt, und die Fledermaeuse haengen ueber dem Tabernakel von der Decke.
Aber insgesamt ein netter Ausflug fuer ca. 2 Stunden, dann fuhren wir mit dem Bus zurueck nach Panajim, stiegen um nach Mapusa und dann nochmal nach Anjuna, wo wir um 13 Uhr ankamen.

Nach einem Strandspaziergang, Thunfischsalat und Bier mit Sprite kamen wir zum Markt, wo ich mich 3 Stunden lang ins Getuemmel stuerzte (Norman setzte sich irgendwann zu einem Bier in einer Bar ab) und feilschte wie die Inder. Norman war's (glaub ich) regelrecht peinlich, aber DIE Taktik ist einfach zu gehen, wenn der Verkaeufer nicht auf das Gebot eingeht. Dann rennt der naemlich tatsaechlich einem ueber den ganzen Markt hinterher und am Schluss zahlt man doch den gewuenschten Preis. Frauen sind da subtiler und schreiben "Oh no, do you want to kill me? My husband does not allow a discount!" und so weiter. Und am Schluss sind sie doch verhandlungswillig. Das Ganze kostet halt einfach viel Zeit und Nerven, da schaetzt man schon, wie "einfach" Einkaufen bei uns funktioniert!

Beladen mit zig Taschen und vielen, vielen Mitbringseln fuer alle moeglichen Leute (schon gespannt?) liefen wir 1,5 km zurueck zur Bushaltestelle und dann ging's den ganzen umstaendlichen Weg zurueck nach Canacona (mit 4x Umsteigen), da so spaet kein Bus mehr nach Palolem faehrt. Also standen wir dann um 21.30 Uhr in Canacona und erfuhren, dass es keine Rikschas gibt, sondern nur "Motorradtaxis". Gegen meine Einwaende setzten wir uns also zu dritt auf ein Motorrad und ein dubioser Inder brachte uns mit allen Einkaeufen nach Palolem, wo ich zur Belohnung auf ein Glas Wein und ein ordentliches Abendessen bestand (und natuerlich auch bekam).

Letztendlich hat aber nun die Fahrt fuer unseren Ausflug insgesamt (alle Busse und das "Motorradtaxi" inclusive) nur 280 Rupien gekostet, wir haben also im Vergleich zum "eigenen" Taxi echt Geld gespart (und Zeit haben wir hier mehr als genug, darauf kommt's also nicht an), das wir direkt in Bier und Cocktails umsetzen koennen :-)

15.1.07

Indien, Tag 45-46 (Palolem/Goa)

Geweckt vom "Aua"-Vogel (den haben wir so getauft, weil der wirklich 'aua, aua' ruft - heute haben wir herausgekriegt, dass das Kraehen sind - sehr erstaunlich) und nach lecker Fruehstueck mit frischem Obstsalat (Melone, Ananas, Papaya und Banane) mieteten wir uns gestern einen Motorroller (nach zaehen Verhandlungen). Bei uns ist das ja so, dass man, wenn man ein Auto mietet, das Ding mit vollem Tank bekommt und halt dann eben vollgetankt zurueckbringen muss. In Indien muss man mit dem Verleih-Clown erstmal verhandeln, damit er in den leeren Tank einen Liter Benzin (zu seinem Preis natuerlich) reinleert, um ueberhaupt losfahren zu koennen. Schwaebisch, wie wir sind, haben wir uns nur einen Liter geben lassen und sind als erstes zur Tankstelle gefahren, wo das Benzin mehr als 10 Rupien billiger war.
Mit dem Powerroller und meinem besten Rollerfahrer der Welt ging's dann ueber Bergpaesse und an der Kueste entlang Richtung Norden. Zuerst machten wir einen Abstecher nach Agonda, auch einem sehr huebschen Strand. Dort wurden wir von ein paar Indern auf die wichtigste Tatsache des Tages aufmerksam gemacht: Man sollte seinen Roller nicht unter einer Kokospalme parken!

Weil's so schoen war (und auf dem Roller dank dem Fahrtwind auch halbwegs ertraeglich in der Mittagshitze) duesten wir weiter und hoch zu einem verlassenen, portugiesischen Fort, das allerdings nur einen huebschen Ausblick ueber den Indischen Ozean bot. Leider war dort kein Schatten und es daher einfach keine Sekunde auszuhalten. Also weiter mit dem Rollerchen quer durch Kuestenstaedte auf der Suche nach einer Faehre ueber den Fluss der Backwaters. Da es keine Strassenschilder gab, fragten wir einfach immer mal wieder Inder, und ein Ehepaar (sie natuerlich in voller indischer Montur seitlich im Damensitz hintendrauf) auf dem Motorrad geleitete uns dann sogar zum letzten Abzweig zur Faehranlegestelle.
Der Faehrkassierer freute sich wie ein Schnitzel, dass wir seine Faehre benuten wollten und strahlte die ganze Zeit (naja, die Ueberfahrt dauerte auch nur ca. 1 Minute).
Schliesslich waren wir in Varca, dort stehen die eher nobleren Hotelanlagen, und schauten uns dort den Strand an - Ueberraschung: absoluter Paradies-Bilderbuch-Strand! Kilometerlanger, feinster Sand, keine Menschenseele (ausser ca. 20 Touristen, die aber im Gegensatz zu dem Publikum in Palolem eher gesetzteren Alters waren), ein paar Liegestuehle, 3 Strandcafes und ein badewannenwarmes Meer, in das man ewig weit hineinlaufen konnte, und mit genau der richtigen Wellenhoehe, um ein bisschen toben zu koennen. Eine Englaenderin, die auch etwa 20 Minuten neben mir plantschte, drehte sich irgendwann zu mir um und meinte 'It's unbelievable beautful, isn't it?'- das konnte ich nur bestaetigen. Seltsamerweise kam nicht mal jemand, um fuer die Liegestuehle und den Sonnenschirm zu kassieren, und so genossen wir 3 Stunden lang das pure Urlaubsvergnuegen.

Um 17 Uhr fuhren wir dann ueber zurueck nach Palolem und gaben den Roller zurueck, auf dem wir tatsaechlich mehr als 100 km gefahren waren. Von der Sonne verbrannt, gab's einen Rum/Ananas auf 'unserer'Huettenterrasse und danach ein supergutes mexianisches Essen im "Casa Fiesta" mit Fajitas, Enchiladas und natuerlich Cocktails und einem feinen Salat mit Schimmelkaese-Dressing. Mei, so laesst sich's echt aushalten!
Nach dem Essen waren wir dekadenterweise tatsaechlich zu muede zum Weitertrinken (nach dem anstrengenden Tag ja auch kein Wunder, oder? *grins*)...

Dafuer klingelte heute morgen um 8 Uhr der Wecker und los ging's zur naechsten Yoga-Stunde, diesmal bei einer Oesterreicherin, die in Palolem taeglich mehrere Yoga-Kurse anbietet. Nachdem wir uns vorher mit Chai gestaerkt hatten, lernten wir fast zwei Stunden lang viel ueber Atmung, die richtige Koerperspannung und machten viele Entspannungsuebungen. Das war Yoga, so wie wir uns das vorgestellt hatten. Es war anstrengend, v.a. die ganzen Dehnuebungen (hey, eine "Kerze" habe ich schon mindestens seit der Grundschule nicht mehr gemacht), aber wirklich interessant und toll gemacht mit vielen Erklaerungen und Korrekturen. Werde mich mal demnaechst nach den Yogakursen vom Hochschulsport in Muenchen erkundigen.

Okay, zur Belohnung fuer unsere sportlichen Aktivitaeten goennten wir uns dann auch ein Moerderfruehstueck, waehrend nebenan eine indische Gruppe sich bereits den puren Alkohol hinter die Binde kippte.
Schliesslich wieder Strand und - oweh - wir haben noch unser Zugticket fuer die Weiterfahrt am kommenden Montag nach Mumbai gekauft.

Nach einem letzten Waschgang fuer die nun abgezaehlten Unterhosen (mein Gott, wie freue ich mich auf eine Waschmaschine!!!) blieben wir zum Abendessen in "unserem" Restaurant, worueber sich unsere "Hotelclowns" freuten wie die Kinder. Das Essen war auch super mit Garnelen in Honig-Sesam-Sauce als Vorspeise und danach einem riesigen, gegrillten Kingfish fuer 2 Personen und natuerlich viel Bier, denn hier kostet die 0,6l-Flasche 50 Rupien, also weniger als 1 Euro.

Indien, Tag 43-44 (Palolem/Goa)

Herrlicherweise haben wir nun doch etwas weniger Zeit fuer unsere bisherige Rundreise gebraucht als wir im besten Fall gerechnet haben, so dass wir nun unverschaemterweise 10 Tage (!) in Goa, dem absoluten Urlaubs-Staat, verbringen koennen und uns bei Strand und Faulenzen von den bisherigen "Strapazen" erholen koennen, bevor dann (nach einem Zwischenstop in Mumbai) am 25.1. der Heimflug droht.
Es haette wahrscheinlich schon noch die Moeglichkeit gegeben, das eine oder andere mehr anzuschauen, aber eigentlich ist unser Bedarf an Sightseeing erstmal gedeckt, und ganz Indien kennenzulernen - dafuer reicht wahrscheinlich auch die doppelte Zeit nicht aus. Ausserdem ist die Herumfahrerei schon anstrengend, und wir wollten noch mal Kraefte tanken, da wir ja dann nach der Rueckkehr auch ziemlich direkt wieder ins Arbeitsleben starten werden.
Auf jeden Fall waren wir begeistert, dass wir doch nun noch einen richtigen Strandurlaub anhaengen koennen.

Aber der Reihe nach und zurueck zur Zugfahrt von Cochin nach Goa:
1. Faszinosum am Ende dieser Zugfahrt: Der Zug kam ueberpuenktlich in Canacona/Goa an - naemlich statt wie angekuendigt um 5:30 Uhr schon um 5:15 Uhr.
Zum Glueck hatten wir den Wecker gestellt und stand ab kurz nach fuenf schon in der Zugtuer und haben nach draussen gespaet. Denn leider kommen in indischen Zuegen keine Durchsagen, so dass man aufpassen muss wie ein Luchs, um v.a. nachts im Dunkeln den eigenen Zielbahnhof nicht zu verpassen.
2. Faszinosum: Wir haben's geschafft, rechtzeitig aus dem Zug heraus zu kommen - denn leider haben wir zur falschen Seite zur Zugtuer hinausgespaeht, und da hielt der Zug laut Norman "mitten in der Pampa an einer roten Signalleuchte'. Als der Zug dann langsam schon wieder anrollte, oeffnete ein Inder die gegenueberliegende Tuer, und - tata! - da war unser gewuenschter Bahnhof. Also hopsten wir gerade noch mitsamt unserem Gepaeck aus dem Zug und mussten auf den Schreck erstmal einen Chai trinken.
Dann ging's mit der Rikscha fuer einen Horrorpreis nach Palolem an den Strand, wo wir 2 Stunden lang in einer sehr, sehr lauen Januarnacht im Sand sassen, Krebse und die Wellen beobachteten und auf den Sonnenaufgang warteten.

Danach ging das "Spiessrutenlaufen" los - wir wollten ein wohlausgesuchte Strandhuette mieten, denn da wir mindestens eine Woche in Palolem bleiben wollen, sollte das Ganze natuerlich auch unseren Anspruechen entsprechen und zudem bezahlbar sein. Sobald man hier mit Gepaeck den Strand entlang laeuft, stuerzen sich dann auch schon wieder die Hotel-Kulis auf einen und bieten einem ihre 'besten, tollsten, schoensten, komfortabelsten' Huetten an. Schlussendlich entschieden wir uns fuer die Billigvariante und wohnen nun (Achtung, Angeberei!) in einer schnuckeligen Huette auf Bambuspfaehlen direkt am Strand mit kleiner Terrasse, von der man aus direkten Meerblick hat, und das Ganze fuer ca. 4 Euro pro Nacht (d.h. 2 Euro pro Person). Einziges Manko ist eigentlich, dass wir halt ein Gemeinschaftsbad haben, so dass man Campingplatzmaessig immer mit der Klopapierrolle und dem Zahnputzzeug unterwegs ist. Ausserdem sind die 18 Jungs, die in der Huettenansammlung und dem dazugehoerigen Restaurant arbeiten, a) extrem gelangweilt, b) prinzipiell aber supernett (sie wollen aber unbedingt immer mit mir reden, wenn ich mir gerade die Zaehne putze) und c) auf jeden Fall dauerbekifft, denn anders ist die Verpeiltheit des einen oder anderen nicht zu erklaeren.
Genau, und nun wohnen wir unter Palmen und konnten unser Glueck am ersten Tag gar nicht fassen.

Erste Amtshandlung war, dass wir uns Matten und Handtuecher fuer den Strand angeschafft haben, damit legten wir uns auf die zu unserem "Hotel" gehoerigen Sonnenliegen incl. Sonnenschirm (und das alles kostenlos!) und genossen frische aufgeschnittene Ananas, die die Strandverkaeufer anboten. Zum Mittagessen gab's fangfrischen, lecker gegrillten Fisch mit Salat (!!!!!!!) und Pommes - perfekt, wirklich!
Nach vielen Wasserplantschereien im 'bieselwarmen' Indischen Ozean spazierten wir durch den Ort und goennten uns in einer sehr chilligen Strandbar mit "Cafe del Mar-Musik", Sitzkissen, Wasserpfeifen und vielen Leuten einen Drink und danach eine superleckere Meeresfruechte-Pizza und Calamari in einem der vielen Italiener hier. Aber trotzdem holt Indien einen immer ein - hier war's die Kuh, die auf einmal mitten im Restaurant stand, an der sich aber auch niemand der Kellner stoerte, und die da unbeteiligt ein halbes Stuendchen den Pizzabaeckern und den Gaesten zuschaute und dann weiterspazierte zum naechsten Lokal. Ausserdem gibt's hier Unmengen von Hunden am Strand, die sich tagsueber unter den Strandliegen vor der Hitze verstecken und gerne mal ein Bellkonzert veranstalten. Bettelnde Muetter mit Saeuglingen auf dem Arm, Drogen-, Schmuck- und Bootstour-Verkaeufer gehoeren auch zum Strandbild. Naja, Indien eben. Dafuer ist's erstaunlich sauber, denn morgens kommen Frauen an den Strand und sammeln den (wenigen) Muell ein. Ausserdem ist der Strand im Vergleich zu Italien oder Spanien echt leer und vor allem total ruhig, d.h. keine kreischenden, plantschenden Horden, sondern viele, viele Fischerboote und ebensoviele Kraehen. Neidisch?

Nach einer Nacht mit erstaunlich lautem Meeresrauschen gab's zum Fruehstueck Pancakes mit Kokosnuss und Schokosauce, dann einen Strandspaziergang, ein bisschen Rumliegen, Postkarten schreiben (kam eigentlich irgendeine unserer Postkarten schon an?), Mittags einen Bacardi Breezer und viel baden.

Erstaunlicherweise war Norman schon die ganze Zeit ganz heiss darauf, die eine oder andere Yoga-Session auszuprobieren, und nachdem man dass hier in jeder zweiten Huette machen kann (ausserdem saemtliche Ayurveda-Behandlung, Haarentfernung durch Wachs - ja, ich werde mutig sein und das hier ausprobieren, denn hier kostets nur ein Zehntel vom Muenchner Preis! - , Massagen und Schoenheits-Tamtam), gingen wir also um 16 Uhr zu einer 90minuetigen Yogastunde unter einem blauen Himmel und Palmen. Der Guru war ein echter indischer, sehr duenner Knabe mit langem Bart und nur mit einem Wickeltuch bekleidet, der das aber ganz relaxt machte. War wirklich gut, aber eher sportlich angelegt, d.h. mit vielen Uebungen, die man grossteils aus den Sportstunden kannte. Das Ganze kostete 200 Rupien fuer 2 Personen, das sind etwa 3,50 Euro. Witzig waren halt vor allem die Namen der ganzen Uebungen; angeblich bewegten wir uns also in der Frosch-, Kamel-, Krebs-, Kobra-, Hunde- und anderen Tier-Positionen.

Nach einem Abendessen mit Meeresfruechten und dem leckersten Thunfisch-Salat der Welt (mit frischem Thunfisch - saugut!), gab's noch ein Bier am Strand in einer Bar mit Lagerfeuer.

Indien, Tag 41-42 (Cochin)

Norman blogt :-)

Selbst mit laufendem Fan ist eine Nacht in Cochin im Januar zu heiss. Der Wecker um 6:00 war die Erloesung! Wir hatten ein schickes Ambassador-Taxi bestellt, dass von einem wilden Fahrer mit uns zu einem Elefanten-Camp gefahren wurde!

Nach 1,5h auf Indiens Strassen waren wir da und durften mit den gerade geweckten Elefanten zum nahegelegenen Fluss laufen. Ein Elefant war ausgewachsen, aber ca. 10 andere waren klein - angefangen vom 6 Monate alten Baby-Elefanten bis zum handlichen Teenager-Elefanten war alles dabei! Am Fluss angekommen wurden diese dann mit Kokusnussschalen geschrubbt, d.h. auch allen Touris wurde eine solche in die Hand gedrueckt, damit sich diese in den Fluss neben die Elefanten stellen und schrubben! Wir haben uns allerdings mit Taetscheln, am Ruessel ziehen, streicheln und fotografieren begnuegt, und auch das war ausreichend und absolut super spannend! Ein echt lustiges Erlebnis, insbesondere wenn man von einem Babyelefanten mit dem Ruessel am Arm gepackt wird!

Danach gings zurueck nach Cochin zu den chinesischen Fischernetzen. Hier haben wir uns einige frisch gefangene Tiger Prawns und auch Tintenfische ausgesucht! Am Stand daneben wurden diese gleich gegrillt und mit Pommes und Bier hatten wir ein super Mittagessen!

Spaeter war nochmal Sightseeing angesagt: wir sind zum nahegelegenen Hollaendischen Palast aus dem 16. Jhdt. gefahren, der sich durch huebsche Wandmalereien auszeichnet (allerdings viel Schweinkram auf den Bildern...). Nebenan liegt das alte juedische Viertel, durch das wir ebenfalls geschlendet sind, bevor wir zurueck zum Guesthouse gelaufen sind.

Vor dem Essen war mehrmaliges Duschen noetig und auch ein Eiskaffee im Programm. Das Abendessen hat sich dann insbesondere dadurch ausgezeichnet, dass das Bier in Teekannen ausgeschenkt wird, weil das mit Alk in Kerala nicht so einfach ist bzw. Schanklizenzen anscheinend teuer sind :-).

Unsere naechster und letzter Tag in Cochin bestand dann noch aus Packen, etw. Internetten und der Rueckfahrt mit Rikscha und Faehre nach Ernakulum (dem Festland-Teil von Cochin). Wir haben noch einen fast-europaeischen Supermarkt gefunden, um ein paar Kleinigkeiten fuer die bevorstehende Zugfahrt zu kaufen. Die Mittagshitze haben wir in einem klimatisierten Pizza Hut ueberstanden (jedoch leider ohne tanzende Kellner). Um 14:00 ging unser Zug von Cochin/Ernakulum nach Canacona/Goa. Geplante Dauer: 15 Stunden.



Ich muss noch Details zur Zugfahrt ergaenzen: Es war vor allem heiss, heiss, heiss. Und voll. Denn die gesamten Abteile waren v.a. von einer indischen Maedchen-Schulklasse besetzt, die sich recht viel zu erzaehlen hatten, und die auch uns irgendwann dann neugierig in Form einer mutigen Abordnung einen Besuch abstatteten und speziell Norman recht unbefangen mit Fragen loecherten. Die Maedels waren aus Kaschmir, extrem huebsch und etwa 20 Jahre alt und verlangten hartnaeckige Erklaerungen, warum wir nicht verheiratet sind und wie wir den und jenen Bollywoodstar finden. Eine nette Abwechslung, wirklich!
Weniger nett war die Entdeckung, dass auch im Zug Kakerlaken umherwuseln - auch ueber meine Fuesse und irgendwann sogar auf dem Sitz. Die Inder um uns herum fanden unser Grausen eher belustigend, erledigten die Viecher aber ganz enthusiastisch und mit blossen Haenden. Igitt.

Nachdem dann in unsere 6er-Sitzer-Gruppe 2 unspassige muslimische Ehepaare zugestiegen waren und sich recht schnell schlaftechnisch einrichteten, tranken wir im 'Obergeschoss'des Liegewagens als Einschlafhilfe und ganz heimlich noch Rum mit Ananassaft aus den guten Ikea-Bechern und versuchten, ein paar Stuendchen zu schlafen.

11.1.07

Indien, Tag 39-40 (Alleppey - Cochin)

Hurra, trotz uebergrosser Hitze leben wir noch! Die Nacht in Alleppey war bruetend, und morgens wurden wir wieder einmal viel zu frueh vom Muezzin und den auf dem Dach herumhuepfenden Kraehen geweckt.
Nach der eigentlich immer noch viel zu warmen kalten Dusche buchten wir beim Tourist Information Office eine 3stuendige Kanutour, die wir um 11 Uhr antraten.
Bei dem Kanu handelte es sich um ein ganz schmales kleines Holzboot, auf dem wir hintereinander in so einer Art Liegestuehlen lagen, waehrend ganz hinten unser indischer Bootsmann fleissig ruderte und uns die Vorzuege von Coconut Beer nahezubringen versuchte.
So zogen wir also ganz gemuetlich stundenlang durch das verzweigte Kanalsystem Alleppeys, legten ein paar Mal an und liessen uns durch Reisfelder und zu Kokosnuss-Pflueckern fuehren und genossen die totale Entspannung.
Auf den groesseren Kanaelen fuhren Hunderte von riesigen Hausbooten an uns vorbei, auf denen ganz dekadent Touristen und auch Inder auf Liegen die Sonne und Kokosnuss-Milch genossen, waehrend vorne ein Steuermann gemuetlich das Schiff lenkte und hinten die Koeche leckere Sachen brutzelten. Coole Sache, so ein Hausboot, aber mit etwa 50-100 Euro pro Tag (je nach Luxusausfuehrung) doch relativ teuer, so dass wir mit unserem schnuckeligen Kanu ganz zufrieden waren.
Nachdem wir dann die ueblichen Trinkgeld-Anforderungen unseres Ruderers erfuellt hatten, gab's einen Lassi und ein paar gemuetliche Stunden mit Lesen im Hotel; vor unserer Huette waren in einem Baum Schaukelstuehle aufgehaengt, von man ganz gut relaxen konnte (bis einen die Muecken aufgefressen haben).
Abends goennten wir uns mit Shrimps gefuellte Spinatpfannkuchen und einen Fisch mit Kokosnuss-Sauce in einem "besseren" Hotel mit Tischen um den Pool herum. Anschliessen d brachte uns ein ganz offensichtlich total betrunkener Rikschafahrer, der nur unverstaendliches Zeug murmeln konnte und beim Abbiegen recht kurzfristig seinen Arm zum Fenster hinaus reckte, erstaunlicherweise sicher nach Hause.

Am naechsten Morgen ging's wieder einmal mit dem Bus nach Cochin, der Hauptstadt Keralas, die knapp 2 Millionen Einwohner und den groessten Hafen an der Westkueste hat. Cochin besteht aus mehreren Inseln, so dass wir, um zur Altstadt mit den ganzen Backpacker Hotels zu kommen, mit der Faehre nach Fort Cochin uebersetzen mussten (die tatsaechlich 2,50 Rupies pro Person, weniger als 5 Cent, kostet). Dort bekamen wir das letzte freie Zimmer im Elite Hotel und brauchten wegen der Bruthitze erstmal eine Dusche (das sollte sich 4mal taeglich wiederholen).
An der Tourist Info holten wir uns einen Stadtplan mit den historischen Sehenswuerdigkeiten (Cochin wurde 1502 von Vasco da Gama besiedelt, der hier 1524 auch starb, und erst ein paar Jahre spaeter nach Lissabon ueberfuehrt wurde - hier schliesst sich wieder einmal ein Kreis, denn im September stand ich in Lissabon genau an diesem Grabmal Vasco da Gamas...), aber de facto war's einfach nur viel zu heiss zum Rumlaufen.
Sehr begeistert waren wir von den chinesischen Fischernetzen, die die ganze Kueste entlang aufgebaut sind; das sind feste Holzkonstruktionen mit einem Hebel fuer die Netze und Steinen auf der Gegenseite, die staendig abgelassen und wieder gehievt werden. Neben der Strandpromenade kann man Unmengen an frischem Fisch, Krebsen, Garnelen und Calamari kaufen.
Abends, nach einem leckeren Eistee und Kuchen in einem tollen Kuenstlercafe, gingen wir zur Kerala Kathakali Tanzveranstaltung. Dort zeigten Studenten der Tanzschule ihre Darbietung der typischen traditionellen Kerala-Taenze, dankenswerterweise mit tollen Erklaerungen, denn auch hier bedeutet jede Augen-, Mund- oder Fingerbewegung etwas Konkretes. Zunaechst schminkten sich die Darsteller stundenlang ganz wild, danach dauerte die Vorfuehrung etwa 90 Minuten und war sehr faszinierend. Davon werden wir spaetestens nach unserer Rueckkehr Fotos und Videos online stellen, das kann man sich sonst wahrscheinlich nicht vorstellen.

Zum Abendessen gab's gebackene Muscheln, gebratenen Fisch und heisse Ananas im wunderschoen restaurierten "Old Courtyard Restaurant" - ich muss sagen, die suedindische Kueche ist eine kulinarische Offenbarung und eine Freude fuer jeden Meeresfruechte-Liebhaber!

8.1.07

Indien, Tag 38 (Kottayam - Alleppey)

Am naechsten Morgen wurden wir v.a. von Urwaldgeraeuschen (es gibt einen Vogel, der sowas schreit wie "Hunger" oder "Oma", ehrlich!) in unserer Bambushuette geweckt, packten zusammen, fruehstueckten im tollen Garten des Guest House und fuhren (nachdem ich mich mit Immodium gedopt hatte - schon wieder der Magen!) mit dem Bus mehr als 100 km nach Kottayam. Dabei ging's 4 Stunden lang in trockener Wuestenhitze ueber abenteuerliche Bergpaesse, durch Tee-, Ananas- und Gummibaumplantagen und vorbei an einem Unfall, bei dem ein Bus die Boeschung hinuntergefallen war...
In Kottayam setzten wir uns in die oeffentliche Faehre und fuhren, bestaunt von allen kleinen indischen Maedchen an Bord, die mich mit Keksen versorgten, aber leider megaschuechtern waren und v.a. kaum Englisch sprachen, 2,5 Stunden durch einen Kanal an die Kueste nach Alleppey.
Alleppey selbst liegt mitten in den Backwaters von Kerala, einem weit verzweigten Kanalsystem mit Palmen und unzaehligen Hausbooten, die darauf gemuetlich umhertuckern.
Die Fahrt war sehr angenehm und man konnte die Menschen beobachten, die am Kanal lebten, ihre Waesche und sich selbst wuschen, fischten und einfach mal wieder lungerten.
In der Stadt checkten wir im "Johnson's The Nest" ein, wo wir wieder eine Huette im Garten bekamen, diesmal bisher allerdings ohne sichtbare "Mitbewohner" und sehr sauber und gepflegt. Nachdem mein Magen noch ein wenig rumorte, gab's Suppe und Cola zum Abendessen und wir genossen einfach die tropischen Geraeusche unter unserem Moskitonetz.

Indien, Tag 36-37 (Kumily)

Hihi, die Sache mit dem Hotel-Elefanten war toll! Der wurde mit Unmengen von Gemuese und Chappati (indisches Brot) gefuettert und zum Abschluss gabs Suppe - wohl alles die Essensreste aus dem Hotelrestaurant.

Nach Trichy fuhren wir 4 Stunden lang mit dem Bus weiter Richtung Westen, diesmal in den Staat Kerala nach Kumily, das direkt an einem grossen Naturpark liegt.
Dort checkten wir im "Coffee Inn Guest House" ein, wo wir eine suesse Bambushuette bekamen, die mitten in einem wilden Pflanzendschungel und zwischen Teichen lag.
Im Prinzip sehr idyllisch; leider mussten wir einige Stunden spaeter feststellen, dass wir unser Badezimmer mit einer Armee von Nacktschnecken teilen mussten, die bei Einbruch der Dunkelheit im Waschbecken, auf den Waenden und auf dem Boden krochen. Ich muss sagen, so vielfaeltig haette ich mir die Art unserer Zimmermitbewohner nicht vorgestellt. Und am naechsten Morgen huepfte auch noch ein gruener, handflaechengrosser Frosch mitten durch unser Zimmer, als ich mir gerade die Socken anzog, ohne sich von irgendwas stoeren zu lassen. Puh, man wird ganz schoen abgestumpft.

Trotzdem war die Gegend um Kumily fantastisch, sehr gruen, bergig, mit vielen Tieren und fantastisch klarer Luft.
Wir erkundeten am Tag unserer Ankunft gleich mal die "Connemara Tea Factory", die malerisch zwischen Huegeln voller Teepflanzen liegt. Hin ging's mit dem oeffentlich Bus, der in atemberaubendem Tempo durch die Bergpaesse kurvte, und uns beim ersten Versuch an der falschen Haltestelle aussteigen liess, so dass wir eine Viertelstunde etwas ratlos mitten in der Pampa standen. In der Teefabrik selbst bekamen wir eine 45minuetige, kostenlose Fuehrung und konnten die Pflanzerinnen beobachten, die nachmittags ihre Tagespflueckung auf dem Kopf balancierend ablieferten.
Danach fuhren wir weiter zu "Abraham's Spice Garden", der sowohl von unserem Hotelchef als auch vom Reisefuehrer empfohlen wurde, und der wirklich traumhaft war: ein wilder Urwald mit tausenden von verschiedenen Pflanzen. Der Fuehrer erklaerte uns detailliert die Gewuerze und die anderen Pflanzen, die dort wuchsen, liess uns an allem riechen und einiges probieren (darunter Zimt, Koriander, Kardamom, Pfeffer, Kaffee, Kakao, Bananen, Ananas, Muskat, Gewuerznelken...) - sehr interessant!
In Kumily war in der Zwischenzeit fuer den ganzen restlichen Abend der Strom ausgefallen, so dass wir bei Kerzenschein im Restaurant sassen und Backgammon spielten und auch mit der Kerze in der Hand um die Schnecken in unserem Bad herumbalancieren mussten...

Am naechsten Morgen klingelte tatsaechlich um 6 Uhr der Wecker, und ein mueder Rikschafahrer brachte uns ins "Periyar Wildlife Sanctuary", einen riesigen Naturpark um einen See, in dem angeblich noch einige Tiger und viele Wildelefanten leben sollen.
Wir machten also brav wie empfohlen eine 3stuendige Wanderung von 7-10 Uhr mit einem kanadischen Paerchen und einem etwas wortkargen Fuehrer, der uns durch die Wildnis lotse. Aber ausser einigen Affen, einem Bison, vielen Voegeln, Rehen und vor allem sogenannten "Giant Squirrels" (also "Rieseneichhoernchen", die groesser als eine Katze waren), war's einfach nur eine huebsche Wanderung durch eine tolle Naturlandschafrt.

Danach brauchten wir eine Pause und wollten gemuetlich einen Chai trinken und die Affen beim Toben beobachten. Lustig war's auch, v.a. als die Affen am Schild "Beware of monkeys", das auf der Restaurantterrasse hing, herumturnten. Dann versuchte einer allerdings blitzschnell, unsere vollen Teeglaeser auf dem Tisch zu stibitzen, und ich konnte gerade noch die beiden Becher vom Tisch nehmen - zum Dank hat der Affe mich dann auf den Arm gehauen, wurde dann aber gleich vom Personal verscheucht.


Schliesslich machten wir noch eine 90minuetige Bootstour auf dem Periyar Lake. Mit uns an Bord war allerdings eine indische Grossfamilie (d.h. 10 Erwachsene und mindestens 20 kleine Kinder), die bei jedem sichtbaren Vogel oder Reh in heillose Begeisterung ausbrach, so dass die Tiere verstoert wieder verschwanden. Naja, macht ja auch Spass, einfach die Inder zu beobachten.

Am Nachmittag gingen wir ins schicke Taj Hotel und durften gegen Bezahlung den Pool und die fantastischen Liegestuehle benutzen, bekamen Eiskaffee an den Platz serviert, wurden mit frischen Handtuechern versorgt und genossen die Sonne und die Ruhe.
Anschliessend shoppten wir in einem der unzaehligen Gewuerzlaeden Kardamom, Zimt, Kreuzkuemmel... und liessen es uns bei Bier und Chicken schmecken, bevor wir (natuerlich nach genauester "Zimmerinspektion") nach dem "anstrengenden Tag" frueh ins Bett gingen.

Indien, Tag 34-35 (Trichy - Madurai)

Hier wieder der Norman mal...

Am naechsten Morgen in Trichy sind wir natuerlich alsbald raus aus dem Zimmer und haben uns einen Stadtbus zum riesigen Ranganathaswami-Tempel geschnappt. Diese ist wirklich eine grosse Tempelanlage und nach Fotos mit Indern und riesigem Trubel von Pilgern konnten wir uns auch bis zur 1. von 7 Mauern vorkaempfen. An jeder Mauer steht ein riesiger
gopuram, das ist ein bis zu 60m hoher Turm, voll besetzt mit bunten Figuren. Wir haben dann noch das Innere der Anage besichtigt, ab der 5. Mauer sind allerdings nur noch Hindus erlaubt.

Nach dem tollen Tempel haben wir schnell das Gepaeck im Kakerlaken-Hotel geholt und in den Bus gestiegen, um nach Madurai zu fahren. Die knapp 4 Stunden Fahrt hatten wir gute Unterhaltung dank Fernseher und indischen Videos (suuuper laut). Bei Zwischenstopps kann man sich eine Kokusnuss koepfen lassen und mit einem Strohhalm Kokosnussmilch schluerfen!

In Madurai angekommen hatten wir dann ein huebsches Hotel mit Balkon und Tempelblick! An diesem Tag haben wir allerdings nur noch die Fotospeicherkarten auf CD gebrannt, um wieder Platz zu haben und sind dann in ein roof-top Restaurant mit supi Blick auf den grossen Madurai Tempel. Ich habe dabei ein leckeres Tandoori Huhn gegessen und es gab sogar seit langem frisches, gekochtes Gemuese!

Nach der ersten Nacht in Madurai im Hotel Aaraty sind wir frueh morgens los und mit der Riksha zum Madurai Tempel. Auch dieser war sehr beeindruckend, mit huebschen Figuren verziert, aber als 4. Tempel in Suedindien fuer uns nichts Neues. Wir waren also nur kurz da und haben uns danach den Markt angeschaut, wo alle moeglichen und unmoeglichen Gemuese und Fruechte verkauft wurden.

Der Blumenmarkt war leider geschlossen und so kam fuer diesen Tag noch das Gandhi Memorial Museum auf den Plan: sehr interessant, allerdings mehr Historie zu lesen und wenig zu gucken.

Da Nadine am Nachmittag zur Magenberuhigung ein wenig ausspannen musste, wurde es sehr gemuetlich: ich habe mir einen Rum-Mango auf dem Balkon mit Tempelblick gegoennt und gelesen. Abends schaute dann noch der Tempel-Elephant von gegenueber vorbei, um im Hotel-Restaurant verkoestigt zu werden, was wir von unserer Loge schoen verfolgen konnten!

Indien, Tag 31-33 (Pondicherry - Chidambaram - Thanjavur - Trichy)

Hallo mal wieder! Zunaechst einmal vielen, vielen Dank fuer die fleissigen und lieben Kommentar-Schreiber - wir freuen uns natuerlich, dass Interesse an unserem Reisebericht besteht!
Und nun wollen wir auch gleich mal wieder fleissig weiterschreiben...

Silvester in Pondicherry:
Nachdem wir tagsueber diverse schicke Hotels und Restaurants auf der Suche nach einem dekadenten Silvester-Dinner abgesucht haben (und das Ganze gleich mit einer Pondicherry-Stadtbesichtigung bei sengender Hitze und Meeresbrise verbunden haben), konnten wir uns in einem fast franzoesisch anmutenden Cafe tatsaechlich Schoko-Croissants und nach Kaffee schmeckenden Cappucchino schmecken lassen. Schliesslich stuerzten wir uns ein wenig ins Sonntag-Marktgetuemmel (da gibt's definitiv ALLES zu kaufen, vom Ohrenstaebchen zum Kochtopf, von der Unterhose zum Blumenschmuck, und dazwischen Rikschas, Motorraeder und Inder, Inder, Inder), wovon wir uns im Hotelzimmer bei kalten Bacardi Breezer erholen mussten.
Zur Feier des Tages schmissen wir uns in die neu gekauften indischen Klamotten (Norman mit weisser Leinenhose und schickem Leinenhemd, ich im schwarzen, toll bestickten Salwar Kameez mit passendem Schal) und liessen uns mit der Rikscha zum auserwaehlten Restaurant vorfahren.
Das "Satsanga" wird von einem franzoesischen Kuechenchef geleitet (der wirklich aussieht wie Gerard Depardieu), und es sollte ein fantastisches franzoesisch-indisches Buffet geben. Zu unserem Glueck hatten wir auch noch ganz reizende Tischnachbarn; eine Englaenderin mit ihrem Sohn (etwa in unserem Alter), die beide in Frankreich leben und prima deutsch sprechen - ein sprachlich sehr internationaler Abend also, und nach je einer gemeinsamen Flasche franzoesischem Champagner und Rotwein wurde es ein sehr, sehr netter Abend.


Am naechsten Tag (und ausgiebigem Ausschlafen) starteten wir die Suedindien-Tempeltour (im "Lonely Planet"-Reisefuehrer als Highlight ausgezeichnet) und setzten uns in den Bus nach Chidambaram. Die Stadt und vor allem das miefige Hotelzimmer, das wir endlich nach ewiger Suche fanden, waren eher eine Katastrophe, dafuer ueberraschte uns der Tempel sehr positiv. Die suedindischen Hindutempel sind naemlich im Gegensatz zu den nordindischen absolute Pop-Art - megabunt, mit tausenden, comicaehnlichen Menschen, Tieren und Fantasiewesen auf den Tuermen und ordentlich Trubel aussen herum.

Aber nachdem Chidambaram ansonsten nichts zu bieten hatte (selbst die Suche nach einem trinkbaren Mixgetraenk fuer unserem Rum erwies sich als schwierig), ging's am naechsten Morgen sehr frueh (um halb sechs!) mit dem Bus weiter nach Thanjavur zum naechsten Hindu-Tempel.

Dort gaben wir einfach unsere Rucksaecke am Busbahnhof ab und liessen uns mit dem prima praktischen Shuttle-Bus zur Tempelanlage fahren. Der Brihadishwarar-Tempel war leider nicht ganz so bunt wie der in Chidambaram, dafuer war noch mehr los dort, und wir machten die Bekanntschaft zweier ganz entzueckender wohlerzogener Kinder. Der 9jaehrige Junge kam naemlich zu uns, stellte sich und seine kleine Schwester in perfektem Englisch vor, fragte nach unserem Namen, unserem Befinden, unserem Heimatland und ob uns die Tempel gefallen, zeigte uns noch seine Mutter und Grossmutter, dann wuenschten die beiden uns hoeflich ein gutes neues Jahr, gaben uns die Hand und gingen wieder. So was gibt's bei uns wohl eher nicht.

Nach dem Tempel kauften wir uns endlich zwei laengst faellige neue Handtuecher (unserem wanderten nun nach 4 Wochen ohne Waschmaschine in den Muelleimer), gingen essen und suchten das Postamt, wo wir ein paar Postkarten abgaben (natuerlich erst, nachdem wir die Briefmarken wieder mit ekliger Paste aufkleben mussten...). Dann fanden wir den ersten grossen indischen Supermarkt, in dem wir mit ca. 20 Angestellten die einzigen Kunden waren, und dort bestaunten wir die Lebensmittel und kauften ein paar Kekse und Saefte, danach holten wir unser Gepaeck und fuhren mit dem Bus weiter nach Trichy (oder Tiruchirapalli), checkten im Hotel ein und gingen essen.
Zurueck im Hotelzimmer dann die boese Ueberraschung: Kakerlaken!!! Ich bin daraufhin direkt zur Rezeption gestuermt und habe auf ein anderes Zimmer bestanden, was wir auch ohne Widerrede bekamen, allerdings rannten auch dort Kakerlaken herum, wie wir nach einer Weile entdeckten. Aber was sollten wir abends um halb zehn tun? Also: Zaehne zusammenbeissen, Rum trinken, fernsehen und nachts das Licht anlassen! (Bin nach dieser Nacht immer noch SEHR stolz auf mich.)

3.1.07

Halbzeit-Resumee

Erst einmal ein frohes neues Jahr!

Ich muss sagen, so huebsch wie diesmal habe ich noch kein Silvester verbracht - aber dazu im naechsten Blog-Eintrag mehr.
Zuerst als Nachtrag und zur Orientierung - wir sind ja nun seit Chennai im Bundesstaat Tamil Nadu (nachdem wir im Norden Rajasthan, Mattya Pradesh und Uttar Pradesh bereist haben), und das heisst vor allem, dass hier nicht mehr Hindi geschrieben und gesprochen wird, sondern Tamil. Sieht lustig aus, sehr kringelig, und leider wieder mal in keinster Weise zu durchschauen (obwohl wir dank Fr. Salats Buchstaben-Tabellen bestens ausgeruestet wurden). Naja, zum Busfahren genuegt es, wenn man sich den Anfangsbuchstaben in Tamil merkt, damit man dann auch in den richtigen Bus einsteigt. Es wird naemlich sehr wenig in Englisch ausgeschrieben.

Nachdem nun schon mehr als die Haelfte vorbei ist, ein kurzes Zwischenresumee:
1. Ans Rumreisen selbst koennte man sich wirklich gewoehnen, die Vorstellung, in knapp 4 Wochen schon wieder nach Hause zu fliegen, ist nicht so angenehm (liegt momentan wahrscheinlich auch am Sommer-Wetter hier). Es ist sehr interessant, kein bisschen langweilig (naja, wir machen ja auch keinen Strandurlaub hier, sondern touren wirklich taeglich mit stundenlangen Busfahrten in andere Staedte, sammeln Tempel- und Palastbesichtigungen und Hotelzimmer wie die Weltmeister und haben eigentlich wenig Zeit fuer uns).
Wir haben beschlossen, dass dies definitiv nicht unsere letzte "groessere" Reise war.
2. Man gewoehnt sich an die lustigsten Dinge; sogar daran, zum Zaehneputzen immer nur abgepacktes Mineralwasser zu nehmen, das Rucksack aus- und wieder einpacken geht geschwind, und das Handeln mit allen Verkaeufern, Guides und Fahrern wird zum Alltag. Beim Trinken bestellen kommt immer der Zusatz "ohne Eis", das Anstarren der Leute ist zwar manchmal noch nervig, aber okay (das Anquatschen dagegen nicht!), und meine Nase wird sich in Deutschland definitiv die erste Zeit sehr langweilen (denn hier geraet man von einem Geruchsdesaster ins Folgende), ebenso meine Ohren (Musik gibt's grundsaetzlich nur in laut, und wer auf der Strasse nicht sekuendlich hupt, hat eh verloren, die Muezzins, Sikhs und Hindus singen immerzu ueber Lautsprecher und die Ventilatoren bilden den Background-Chor). Die Muellberge sind schon ausserhalb des Sichtfelds (apropos, kleine Info zum indischen Muellsystem: grundsaetzlich wird alles einfach "in den grossen Muelleimer", d.h. auf die Strasse oder aus dem Busfenster geworfen. Saemtlicher "Bio-Muell" - auch der menschliche - wird von Schweinen, Ziegen, Kuehen und Hunden eigentlich vorbildlich "recycelt". In den Staedten sammeln dann irgendwelche verhutzelten Weiblein mit mittelalterlichen Besen und Schalen den Muell ein, werfen alles auf einen grossen Haufen und zuenden den an. An den Strassenraendern wird das Ganze im grossen Stil praktiziert - der Gestank von verbrennenden Plastiktueten ist bestialisch!). Die bettelnden Kinder, die zum Abbrechen duennen Leute, das ist schon schwierig, aber wir praktizieren konsequent den Grundsatz: "Wenn man einem gibt, muss man allen geben", und dass laesst sich in einem Land mit 1 Milliarde Einwohnern nicht durchfuehren, also verschliessen wir stur Augen und Ohren.
3. Wir vermissen "gewohntes" Essen!!!!!!!!!!! Ich sterbe fuer eine riesen Schuessel frischen, gemischten Salat mit ein paar Vollkornbrotscheiben. Auch Spaghetti (bzw. jegliche Pasta), Hackfleisch, Sauerbraten, Dampfnudeln, Pfannkuchen, Spinat und unbedenkliches Obst und Trinken (einfach so aus dem Wasserhahn z.B.) geraten zu paradisischen Traeumen :-)
(Danke hier an Markus Schneider fuer den Tipp mit McDonald's, den gibt's hier wirklich manchmal, aber das Essen ist eindeutig indisch - kein Fleisch und viel Kreuzkuemmel!).
4. An was ich mich niemals gewoehnen werde, sind die zig Menschen, die immerzu um einen herumwuseln, sobald man das Hotelzimmer verlaesst. Ausserdem finde ich den Umgang mit allen "menschlichen Erzeugnissen" widerwaertig - Taschentuecher gibt's nicht, stattdessen rotzt man gekonnt ein Nasenloch zuhalten auf die Strasse (Maenner) oder benutzt gerne auch mal den Sari (Frauen), es wird gehustet und ausgespuckt ohne Ende (kein Wunder bei der dreckigen Luft), die Maenner kauen unentwegt Betelnuesse und spucken das Ergebnis gut gelaunt in hohem Bogen umher (sieht aus wie Blut), es wird gepinkelt und Schlimmeres, erbrochen (letztes Mal wurden wir gerade noch rechtzeitig ermuntert, das offene Busfenster neben uns zu schliessen, da sich eine Sitzreihe weiter vorne eine Frau einfach rausgebeut und ihr Mittagessen von sich gegeben hat), ueberall wuseln teils putzige, v.a. aber schwer kranke Hundewelpen umher, die keiner haben will und meistens ueberfahren am Strassenrand enden, und die Luft- und sonstige Umweltverschmutzung ist zermuerbend.

So, genug Gejammer, da sind ja alles keine Neuigkeiten ueber Indien, d.h. das wussten wir im Vorfeld. Andererseits ist es wohl das faszinierendste und widerspruechliste Land ueberhaupt, alles ist anders als "zuhause" und jeder neue Schritt immer wieder ein Abenteuer. Es gibt hier die herzlichsten Menschen der ganzen Welt und die wohlerzogensten, suessesten Kinder, das Potential ist enorm, an jeder Strassenecke stehen Schulen, Colleges und Universitaeten, die Internetcafes sind ein Traum, und die Grundstimmung immer durchweg positiv und freundlich. Es gibt keine sichtbare Kriminalitaet, man muss hier keine Angst vor Ueberfaellen haben (nur vor Drogenverkaeufern, die einen verfolgen, und vor mancher Abzocke), im Prinzip will jeder unser Bestes. Indien ist vielfaeltig und eigentlich viel zu gross, um in nur 8 Wochen sowohl besichtigt als auch verstanden zu werden, Religion wird in der tolerantesten Weise praktiziert, die ich je gesehen habe, und niemand, nicht einmal die Aermsten, beklagen offensichtlich ihr Schicksal - alles einfach schlechtes Karma, in naechsten Leben wird's hoffentlich besser.
Und was das Tollste ist: der Urlaub hier kostet mich weniger Geld, als ich daheim im gleichen Zeitraum ausgeben wuerde (v.a. da unsere Wohnung ja untervermietet ist), im Prinzip koennten wir also leben wie Kroesus, aber das ist unserer Meinung nach nicht das "echte Indien" (wir bestaunen immer die deutschen Reisegruppen, die von Tempel zu Tempel gekarrt werden, ohne sich selbst mit der indischen Mentalitaet auseinandersetzen zu muessen). Im ersten Monat haben wir alles in allem pro Person wahrscheinlich um die 400 Euro ausgegeben (beinhaltet Uebernachtung, Essen, Reisen, Besichtigungen und ein paar Einkaeufe), dazu kommen noch die Fluege, Impfungen und Einkaeufe im Vorfeld.
Das kann man sich also ganz gut leisten, wenn man ein bisschen spart, oder?!

Schlussendlich muss ich sagen, der Lieblingsspruch der Inder bewahrheitet sich taeglich: "Everything is possible in India" bzw. (wie es das offizielle Tourismusministerium Indiens formuliert): "Incredible India!"