31.12.06

Indien, Tag 28-29 (Chennai - Mamallapuram)

Wie schon angkuendigt, haben wir Varanasi nach einem letzten Fruehstueck mit Ganges-Blick (mein Magen hat sich wieder erholt) per Autorikscha verlassen, die mit uns 1 Stunde lang zum Flughafen tuckerte (mit einer paar Stops, der Fahrer musste unterwegs noch einige Sachen besorgen und mit Bekannten ratschen).
Varanasi ist wohl der kleinste Flughafen der Welt (winzig, ca. 3 Flieger am Tag), und unser Flugzeug nach Delhi hatte erstmal 2 Stunden Verspaetung.
Egal, in Delhi waren eh 5 Stunden Wartezeit eingeplant, alles also kein Problem. In Delhi am Flughafen brachten wir die Zeit mit Tee trinken, den teuersten Schokoriegeln Indiens und einigen erfolglosen Telefonaten nach Mamallapuram rum, dort wollten wir ein Hotel reservieren, aber die angegebenen Nummern stimmten allesamt nicht (spaeter stellte sich heraus, dass Mamallapuram kurzfristig seine Vorwahl geaendert hat - sowas gibt's wohl auch nur in Indien).
Geflogen sind wir mit den indischen Billigairlines Spice Jet und Air Deccan, dort musste man an Bord auch das Essen und die Getraenke kaufen (so wie bei Ryan Air). Auf jeden Fall landeten wir dann gegen 23 Uhr in sehr warmen (24 Grad) Chennai.
Und hier begann die Odysee...

Nachdem wir alle verfuegbaren Rikschafahrer abgeschuettelt hatten, eilten wir zur Stadtautobahn und hielten (schon ganz indisch-professionell) den naechstbesten Bus zum Busbahnhof an, der uns dort fuer zusammen 20 Rupien hinfuhr (im Vergleich haette eine Rikscha das 10fache gekostet). Leider war ein Stau unterwegs, so dass wir fuer die Strecke knapp 2 Stunden brauchten.
Das fuehrte dazu, dass am Chennai Mufossil Bus Terminus (dem groessten Busbahnhof Asiens) kein Bus mehr nach Mamallapuram weiterfuhr (es war inzwischen kurz nach 1 Uhr), wie uns alle Auskuenfte mitteilten. Wir stellten uns also auf eine lange Nacht auf harten Stuehlen ein, als urploetzlich doch ein Bus zu unserem Wunschziel losfuhr und uns mitnahm. Dankenswerterweise wurden wir auch in Mamallapuram geweckt, denn wir schliefen total uebermuedet ein.
Mir war schon mulmig, als wie nachts um 3 Uhr mitten an einer Landstrasse praktisch im Nirgendwo vor die Tuer gesetzt wurden; ein sogleich vorbeikommendes Taxi nahm uns mit in den Ort, und dort versuchten wir 1 Stunde lang vergeblich ein Hotelzimmer zu finden (zur Erinnerung: die telefonische Reservierung schlug ja fehl) - doch entweder war niemand wachzubekommen, oder es war nichts mehr frei oder viel zu teuer fuer uns.
Also setzten wir uns auf eine Bank und warteten von 4-6 Uhr ab, beobachteten Froesche und waren froh um die laue Nacht. Erstaunlich, wieviel los ist so frueh am Tag - Leute trinken Tee, warten auf den Bus, fegen die Strasse, treiben Kuehe umher...

Und kaum wurde es hell, war die Zimmesuche innerhalb kuerzester Zeit erledigt, wir machten noch einen kurzen Strandspaziergang (und auch hier wieder die Erkenntnis, dass Indien eine einzige grosse Toilette ist) und mussten erstmal bis nachmittags um 14 Uhr schlafen.

Danach waren wir zum erstenmal hellauf begeistert von unserer "kalten" Dusche (eher lauwarm), denn draussen brannte die Sonne vom Himmel. Zur Belohnung nach der anstrengenden Reise gingen wir ins naechste Restaurant und genossen total leckere Nudeln mit Calamari, die groesste mit Garnelen gefuellte Fruehlingsrolle der Welt und Bier mit Sprite (fast so lecker wie Radler), und das alles fuer 250 Rupien (4 Euro).
Derart gestaerkt folgte ein Spaziergang zu den Felsenreliefs (Tempelanlagen) aus den Jahren 600-700 n. Chr., die komplett aus einem riesigen Felsbrocken gearbeitet sind; dort tummelten sich neben Scharen von frechen Affen auch Unmengen von indischen Grossfamilien, deren hoechstes Glueck es ist, sich mit uns fotografieren zu lassen. Sehr spassig!

Mamallapuram ist ein sehr huebscher kleiner Ort, schon richtig touristisch, kaum aufdringliche Verkaeufer, aber (schliesslich sind wir in Indien) viele bettelnde Kinder und Arme, die einfach am Strassenrand wohnen. Das gehoert hier einfach zum Stadtbild dazu, ebenso wie die Kuehe und Hunde, die im ueberall rumliegenden Muell wuehlen.

Zu unserem Glueck fand an just diesem Abend die Eroeffnungsfeier des beruehmten Mamallapuram Dance Festivals mit traditionellem indischen Tanz statt, zu dem Inder und Touristen scharenweise stroemten. Vor der fantastischen Kulisse des groessten Felsenreliefs gab's zuerst Reden ohne Ende, und schliesslich mehr als eine Stunde lang eine Tanzvorfuehrung. Dankenswerterweise erklaerte die bekannteste Taenzerin Tamil Nadus alles in Englisch fuer die unwissenden Touristen, und so wurde das mit Abstand das unglaublichste Erlebnis, das ich in Verbindung mit Musik und Tanz je erlebt habe. Der indische Tanz hat sehr streng deklarierte Formen, zu jeder der zig genau einzuhaltenden Handbewegung kommt auch eine spezifische Augenbewegung und Mimik hinzu, und so wird anhand vieler Symbole eine Geschichte erzaehlt (die natuerlich zusatzlich von einer Saengerin berichtet wird). Das ganze sieht ein wenig roboterhaft aus, wirkt aber sehr faszinierend.

Zum Abschluss des tollen Tags (ja, die Odysee hatte sich gelohnt!) gab's frisch gegrillten Fisch, Calamari und Pommes in einem Restaurant direkt am Strand - das ist Urlaub!

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