27.12.06

Indien, Tag 20-22 (Orchha - Khajuraho)

So, nachdem nun Weihnachten sehr unspektakulaer an uns vorueber gegangen ist, gibt's endlich mal wieder ein Update...

Wo waren wir? In Gwalior, das ausser dem beschriebenen Fort praktisch nichts zu bieten hatte, und dass wir deshalb mit dem ersten Bus nach Jhansi am naechsten Morgen verliessen.
Natuerlich nicht, nachdem der Busfahrer zuerst seinen Schrein, der an der Windschutzscheibe angebracht ist, huebsch mit einer Blumenkette geschmueckt und noch ein paar unvermeidliche Raeucherstaebchen angezuendet hatte. Kein Wunder, bei dem Strassenverkehr braucht man echt jeden erdenklichen Beistand. Denn hier gilt definitiv "das Recht des Staerkeren" (und zwar in dieser Reihenfolge: Kuehe - LKWs- Busse - Jeeps - Autos - Autorikschas - Fahrraeder - Fussgaenger - Affen, Hunde und sonstiges Getier).
Nach 3,5 h in Jhansi angekommen packten wir uns mit ca. 12 anderen indischen Fahrgaesten und Unmengen von Gepaeck in ein sogenanntes "Tempo" (eine groessere Autorikscha, die als Sammeltaxi fungiert) und fuhren ins 18 km entfernte Orchha.

Orchha ist ein kleines Doerfchen mit 8000 Einwohnern ab von den ueblichen Touristenstrecken. Sehr laendlich, klein, huebsch und ruhig. In einem netten Hotel checkten wir ein und genossen dann erst einmal im Innenhof mit Garten die Sonne und den Blick aufs Fort von Orchha (und eine im Hotel gefundene, fast aktuelle deutsche Ausgabe der "Gala", hurra! Ich bin momentan naemlich nicht sehr Lesestoff-verwoehnt...).
Nach einem Abendessen mit Blick auf eine chaotische kleine Kueche wartete eine Nacht auf einer seeeeehr harten Matratze auf uns - genauer gesagt keine Matratze, sondern eher eine Schaumstoffmatte auf einer Bretterauflage. Das ist hier ueblich, zumindest in den billigen Hotels, naja, die kosten dann dafuer eben auch nur 250 Rupies pro Nacht (gut 4 Euro).

Am naechsten Morgen gab's erstaunlicherweise trotz Stromausfall eine warme Dusche (in weniger als 50 % der Faelle mussten wir bisher kalt duschen, ich sag' ja, das Leben ist kein Ponyhof!) und ein annehmbares Fruehstueck, danach eine Besichtigung des Forts, das leider in keinem besonders guten Zustand ist, aber momentan renoviert wird.
Huebsch anzusehen waren vor allem die Bauarbeiterinnen, hier arbeiten immer auch sehr viele Frauen an Baustellen als Traegerinnen, die dann in den buntestens Saris Schalen voller Lehm auf den Koepfen transportieren. Allerdings wollten diese gleich mal Geld haben, nachdem sie uns bereitwillig fuer ein Foto posiert haben. Aber wir blieben mal wieder stur.
Dann statteten wir dem Fluss Bethwa einen Besuch ab und bestaunten die Unmengen von Waesche, die dort gewaschen (und danach zum Trocknen auf dem schmutzigen Steinen wieder ausgebreitet) wird. Und wenn schon gleich Waschtag, dann richtig, deshalb schrubben sich die Inder bei der Gelegenheit gleich mit ab.
Wir besuchten noch ein paar verlassene Tempel (sehr Indiana Jones-maessig), wo hunderte von Papageien und ein paar riesige Geier hausten, goennten uns einen Lassi und schlenderten durch den Markt. Dort waren wir begeistert von den Schalen mit Farbpulver in allen erdenklichen, leuchtenden Toenen, das man dort kaufen konnte.

Nach dem "offiziellen" Programm goennten wir uns dann eine Lesestunde mit Rum/Cola im Hotelgarten, nur unterbrochen von einer unermuedlichen Inderin, die einfach nicht einsehen wollte, dass wir ihr Hindi nicht verstehen (und sie unser Englisch auch nicht).
Am Abend versuchten wir einige Runden Karten zu spielen, wurden aber von staendigen Stromausfaellen unterbrochen und guckten stattdessen den Sternenhimmel an.

Und das war's dann schon mit Orchha, denn am naechsten Morgen fuhren wir wieder mit dem Tempo in halsbrecherischer Fahrt zurueck nach Jhansi und bestiegen nach einem Glas Chai am Bahnhof den Bus nach Khajuraho, gemeinsam mit einigen anderen Touristen (und vielen, vielen Indern natuerlich). Ueber holprige Landstrassen rumpelte der Bus dann wieder knapp 4 Stunden, nur unterbrochen von einem Reifenwechsel, der aber sehr schnell von Statten ging (das sind die hier sicherlich gewoehnt bei den Strassen), und wir kamen durchgeschuettelt in Khajuraho an.
Dort umkreisten auch wieder sogleich die Rikscha-Fahrer Geieraehnlich die armen, aus dem Bus aussteigenden Touristen, aber wir koennen da inzwischen ganz gut Augen und Ohren verschliessen, in Ruhe erst einmal unser Gepaeck vom Busdach (das wird naemlich "open air" transportiert - mein Rucksack sieht inzwischen aus wie einmal durch den Schlamm gezogen) holen und uns mental sortieren.
Also liessen wir uns in die Stadt fahren und ich genoss mit einem ersten Blick auf die beruehmten Tempelanlagen einen Lassi, waehrend Norman ein paar Hotels begutachtete.
Schliesslich checkten wir im Hotel Harmony ein, einem eher gehobenen Etablissement (hey, Luxus pur mit vernuenftigen Matratzen, Handtuechern und sogar Klopapier!), trotzdem gab's ein riesen Zimmer fuer 250 Rupies.
Wieder einmal war Unterwaesche waschen faellig, anschliessend ein recht gutes Essen auf einer Dachterrasse wieder mit Blick auf die Tempel und fantastischen Nachtisch (Gulab Jamun: Teigbaellchen in Sirup).

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