29.8.16

Von den Bergen zurück nach San José - 28.08.2016

Wieder schlafen wir ewig lange, und blicken beim Aufwachen in den blauen Himmel und die Berge hinaus. Im Zimmer ist es empfindlich kalt, und unsere Haare und Klamotten riechen allesamt nach Kamin.
Wir packen unseren Kram zusammen, angeln unter den Betten nach verloren gegangenen Spielzeugautos (die neueste Leidenschaft von Titus) und spazieren zum Frühstück. Vor uns schwirren winzige Kolibris herum und stecken ihre spitzen Schnäbel in die Blütenkelche.
Zum Frühstück verputzt Titus selbstvergessen und vergnügt drei Scheiben Brot mit der leckeren Brombeermarmelade, hinterher muss erst einmal eine Generalreinigung durchgeführt werden. Zum ersten Mal ist es im Hotel richtig voll, es ist eben Wochenende.

Titus und ich toben noch eine halbe Stunde lang auf dem tollen Spielplatz und vor allem auf dem großen Trampolin. Ist es zu Beginn noch sonnig und so warm, dass ich mir die Jacke ausziehe, bedecken bald schon wieder graue Wolken den Himmel und die Sicht wird schlecht. Also steigen wir ins Auto und fahren Punkt 10 Uhr vom Parkplatz.

Steil führt uns die schmale Straße hinauf, zurück zur Interamericana. Die 85 km bis nach San José scheinen wenig zu sein. Anfangs läuft es super, wir kommen auf der fast leeren Straße gut voran, sämtliche Baustellen (immer mit Warnschildern "Hombres trabajando en carretera" versehen) sind verlassen. Wir sind immer noch auf über 3.000 m, es hat 13 Grad draußen und immer wieder nieselt es. Wolkenschwaden ziehen urplötzlich über die Straße und man sieht kaum die Hand vor Augen. Nicht hilfreich ist, dass die Costa-Ricaner ein seltsames Licht-Gebaren an den Tag legen: meistens fahren sie grundsätzlich ohne Licht (gerne auch nachts und im dichtesten Nebel), oder sie haben das Fernlicht auch bei Sonnenschein an.

Nach etwa der Hälfte der Strecke wird der Verkehr dichter, unzählige Motorrad- und vor allem Rennradfahrer und Mountainbiker sind unterwegs. Inzwischen scheint die Sonne, wir sind schon ein ganzes Stück abwärts gefahren, und wir genießen den Blick auf die Berge und Täler, die kleinen Dörfer und die wunderschön blühenden Pflanzen. Im Autoradio dudelt Radio Dos mit lustigen Oldies, andere Radiosender sind mit ihrem ewigen Gelaber in abartigem Tempo und ihrer Dauerbeschallung mit costa-ricanischen Schnulzen leider nicht zu ertragen.

Titus ist heute zum Glück bestens gelaunt und gibt hin und wieder Bonmots zum Besten. Manchmal habe ich in Gesprächen mit ihm das Gefühl, mitten im Dadaismus gelandet zu sein, drehen sich unsere Unterhaltungen manchmal geradezu absurd im Kreis und sind seine Kausalzusammenhänge hanebüchen. Jetzt möchte er zum Beispiel unbedingt direkt ins Flugzeug einsteigen, und außerdem sollen die Motorradfahrer vor uns auch mitfliegen...

Je näher wir San José kommen, umso enger werden die Straßen, und wir kommen nur noch langsam voran, denn nun ist richtig viel los. Leider ist die Beschilderung wieder einmal nicht eindeutig, und wir irren fast eine Stunde lang durch die Innenstadt. Norman fährt wieder einmal falsch herum in die Einbahnstraße, das Schild "No hay paso" ist wie immer kaum zu erkennen. San José besteht zwar mehr oder weniger aus Straßen, die im Schachbrettmuster verlaufen, doch ohne vernünftige Straßenkarte ist die Orientierung trotzdem schwierig.
Dank guter Teamarbeit finden wir endlich den Weg auf die Stadtautobahn Richtung Flughafen, und auch das Hinweisschild auf unser Hotel direkt in Flughafennähe finden wir recht schnell. Aber dann beginnt die Odyssee, wir fahren kreuz und quer durch die Vorstädte, düsen auf der Autobahn in beide Richtungen, doch ohne Erfolg. So langsam sind wir genervt, wir sitzen fast 3 Stunden im Auto und haben Hunger und Durst.
Also biegen wir kurzentschlossen auf den Parkplatz einer "Applebee's"-Filiale ab und kehren in dieses typisch amerikanische Restaurant ein. Titus entdeckt sofort die riesigen Ketchupflaschen auf dem Tisch und verlangt lautstark nach Pommes. Hier ist an diesem Sonntag Mittag richtig was los, viele Familien sitzen an den Tischen, Costa Rica ist durch und durch amerikanisiert. Derart gestärkt und dank WLAN im Restaurant versuchen wir noch einmal unser Glück und steigen ins Auto. Wieder irren wir ein bisschen herum und finden endlich mehr oder weniger zufällig die Einfahrt ins "Country Inn"-Hotel. Halleluja!

Wir checken in das eher zweckmäßig eingerichtete Zimmer ein, und Norman düst sogleich wieder los, um unser völlig verdrecktes Mietauto in der Niederlassung gleich um die Ecke abzugeben. Ich veranstalte mit Titus derweil ein mittleres Chaos im Zimmer, da wir alle Koffer und Rucksäcke auspacken, um alles Nötige für die Rückreise morgen früh herzurichten. Dann inspizieren wir das Hotel und hocken ewig in der Hotellobby herum, da dort ein Behälter mit Keksen steht.
Norman ist inzwischen dank Shuttlebus zurück und er schnappt sich Titus, um trotz Regen den Pool auszuprobieren. Hier hat es ja immerhin wieder gut 26 Grad! Da die Hälfte unserer Klamotten eh immer noch nass oder zumindest feucht ist, kommt es auf die nun völlig nassen Badesachen auch nicht mehr an - das Zeug muss eh zuhause alles komplett in die Waschmaschine!

Es ist kurz vor 17 Uhr, als Titus sich ins Bett legt und verkündet, dass er jetzt schlafen möchte. Wir beschäftigen ihn damit, ihm sämtliche Blogeinträge vorzulesen und ihm unsere Urlaubsfotos zu zeigen und rekapitulieren ein bisschen unsere Reise. Mehr dazu im Abschlussbericht!

Als wir alles soweit fertig gepackt haben und nichts mehr mit uns anzufangen wissen, gehen wir auf ein letztes kleines Abendessen ins Hotelrestaurant, es gibt Salat mit Avocado und Palmherzen und für Titus noch einmal Penne mit Tomatensauce, dazu verputzt er noch ein Stück Pizza von gestern abend. Wir sind alle müde und so legen wir uns bereits um halb acht alle zusammen ins Bett. Norman liest zum hundertsten Male die Geschichte von Bobo Siebenschläfer im Urlaub vor, und dann löschen wir das Licht.
Morgen früh bringt uns das Taxi um 4:15 Uhr (!!!) zum Flughafen, und dann versuchen wir gleichmal, uns wieder an die mitteleuropäische Zeit zu gewöhnen...

1 Kommentar:

  1. Guten Heimflug und bis bald in Tirol! Werde eure Reisegeschichten vermissen.

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