26.8.16

Nass im Baumhaus (25.08.2016)

Das stetige Rauschen des nahe gelegenen Flusses und das Zirpen der Grillen haben eine solch betäubende Wirkung auf mich, dass ich erstaunlich gut schlafe. Nachts kühlt es tatsächlich ein wenig ab, wir sind froh über das dünne Laken zum Zudecken. Wir schlafen diesmal zu dritt in einem leider nicht allzu breiten Bett und Norman klagt über Titus' raumgreifendes Schlafverhalten. Doch obwohl natürlich bereits ab 6 Uhr das Tageslicht durch die offenen Fenster hereinscheint, schlafen wir bis kurz vor 7 Uhr bestens.
Nach dem Aufwachen bleiben wir noch eine Weile im Bett liegen, schauen dem erwachenden Regenwald zu und lauschen den vielfältigen Geräuschen. Nach einer warmen Dusche ziehen wir Gummistiefel an und machen uns auf, zurück ins Base Camp zu marschieren, dort gibt es Frühstück.

Der gut zehnminütige Marsch tut gut zum Aufwachen, Titus hat Norman fest im Griff und erwartet, bestimmte Etappen des zum Teil sehr rutschigen und steilen Weges auf den Schulter sitzend getragen zu werden. Im Restaurant angekommen, stärken wir uns, Titus mampft Spiegelei und Reis mit Bohnen zum Frühstück, es gibt frischen Saft von Früchten, deren Namen ich noch nie gehört habe, und viel frisches Obst.
Es ist gemütlich hier, wir sitzen eine Weile, plaudern mit den sehr jugendlichen Mitarbeitern und trinken sogar noch eine zweite Tasse Kaffee.

Bis wir zurück in unserem Baumhaus sind, sind wir schon wieder schweißgebadet, obwohl der Himmel dicht bewölkt ist, ist es unter dem dichten Blätterdach stickig-warm.
Mir schlägt die Luftfeuchtigkeit und die Hitze auf den Kreislauf, mir ist schwindlig und ich komme überhaupt nicht in die Gänge, kann mich dann aber doch zu einer kleinen Wanderung aufraffen.

Wir wollen wieder zum Fluss, diesmal an eine Stelle, an der man bestens baden können soll. Die Wanderung ist länger als gedacht, die Wege zum Teil sehr steil, die Steine glitschig und moosbewachsen und der Pfad manchmal sogar fast zugewachsen. Wie empfohlen, marschiere ich in Gummistiefeln, Titus und Norman haben Wanderschuhe an, es gibt wohl Schlangen und sonstiges giftiges Viehzeug hier. Wir sehen aber nur ein eichhörnchenähnliches Felltier über den Weg sausen und hören die Tropenvögel schreien.
Nach knapp einer Stunde haben wir den steilen Abstieg zum Flussufer hinter uns gebracht, um unten festzustellen, dass der Wasserpegel so angestiegen ist, dass Baden unmöglich ist. Wir begutachten das Ufer von verschiedenen Positionen aus und beschließen nach längerer Diskussion, den ganzen Weg zurückzugehen und an die Badestelle von gestern zu gehen.

Als wir durch den Wald wieder hinaufsteigen, fängt es an zu regnen, zuerst so sanft, dass wir durch das dichte Blätterdach kaum etwas spüren, doch bald immer heftiger Wir erreichen eine kleine überdachte Bank am Wegrand und harren den heftigen Regenguss im halbwegs Trockenen aus. In kürzester Zeit entstehen riesige Pfützen auf dem Wanderpfad, es gießt und gießt und leider ist kaum etwas vom Himmel zu sehen, so dass wir nicht abschätzen können, wie lange der Regenguss noch dauert.
Als der Regen ein klein wenig nachlässt, stecken wir Titus in die Regenjacke und in die Kraxe, Norman nimmt den Schirm in die Hand und ich beiße in den sauren Apfel und marschiere ohne Regenschutz weiter. Obwohl wir uns beeilen, müssen wir an den nassen Steinen und Wurzeln doch aufpassen, und so brauchen wir eine ganze Weile, bis wir wieder zurück in unserer Behausung sind. Mitten über den Pfad fließen nun kleine Sturzbäche, und wir sind froh, dass wir das Bad im Fluss gar nicht erst ausprobiert haben...

Triefend betrete ich unser Baumhaus, schon wieder ist eine Garnitur Klamotten patschnass, an unserer Terrasse reiht sich auf der Wäscheleine ein nasses Kleidungsstück an das andere. Alle Bücher, alle Textilien sind klamm, unsere Handtücher im Bad helfen kaum noch beim Abtrocknen. Nichts davon trocknet auch nur ansatzweise, wir brauchen morgen bei der Abreise wohl eine große Plastiktüte, um alles zu verstauen.

Zum Glück ist es immer noch warm genug, um einfach im T-Shirt auf der Terrasse zu sitzen, wo wir ein kleines Picknick veranstalten und danach eine ganze Weile zusammen mit Titus spielen. Gegen halb zwei frage ich ihn, schon wieder kreislaufgeplagt und mit zufallenden Augen, ob er Lust hätte, sich mit mir hinzulegen. Er legt sich mit mir ins Bett, und keine Minute später sind wir beide eingeschlafen. Norman weckt uns mehr als zwei Stunden später mit dem Hinweis, dass es zum einen immer noch regnet und zum anderen der Nachmittagskaffee fertig sei.

Den Rest des Tages können wir uns nicht aufraffen, nochmal das Haus zu verlassen, aber bis auf ein paar kurze Nieselpausen gießt es weiterhin. Wir spielen, singen, lesen und beschäftigen uns immer mit direktem Blick in den nebligen Regenwald, der seinem Namen alle Ehre macht.
Ab halb sechs dämmert es, eine halbe Stunde später ist es stockfinster und wir werfen den Gasherd an und kochen Spaghetti mit Tomatensauce, die wir im Kerzenlicht essen.
Immerhin sorgt der Dauerregen dafür, dass heute längst nicht so viele Fliege-Insekten umherschwirren wie gestern.
Aber außer im Schein der Stirnlampe zu lesen gibt es nichts mehr zu tun, also gehen wir früh alle zu dritt in unser Bett, ziehen das Mückennetz zu und lassen uns von dem Prasseln des Regens einschläfern.

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