18.8.16

Am Drahtseil - Sámara (17.08.2016)

Weil mir das ewige "Am-Strand-Herumliegen" nun wirklich zu langweilig wird, habe ich mir heute ein neues Abenteuer gesucht: ich gehe zum Zip-Lining!
Nach einem faulen Vormittag am Pool und einen mittleren Wutanfall von Titus, der sich darüber beschwert hat, dass Norman am Morgen Milch (!) in sein Müsli (!) gegeben hat, lasse ich mich von den Männern um 12 Uhr beim Büro der Canopy-Veranstalter absetzen.
Mit mir sind noch eine texanische Familie mit zwei Kindern an Bord, und nachdem wir allesamt mit Klettergurten, Bandschlingen, Karabinern, Rollbremsen und Handschuhen versorgt wurden, marschieren wir ein gutes Stück in den Regenwald hinein.
Über eine wackelige Hängebrücke geht es hinauf auf die erste Plattform, die um den Stamm eines großen Baumes gebaut ist. Eine kurze Einweisung, ein Mitarbeiter seilt mich ein, und los geht die Fahrt an der viele Meter langen Seilrutsche mitten durch den Wald. Um auf die Plattform am anderen Ende zu kommen, muss man das Bremsen, dass dank der Handschuhe gut funktioniert, gut austarieren - zum Glück steht ein Profi bereits dort und nimmt mich in Empfang, clippt mich aus dem Seil und wartet auf den nächsten.
So geht es Seillänge um Seillänge, was für ein Spaß! Die Fahrten sind erstaunlich schnell, und so langsam haben wir alle den Bogen raus, wie wir die Geschwindigkeit kontrollieren können. Am meisten beeindruckt mich die Unerschrockenheit der beiden Kindern, vor allem die Vierjährige rauscht immer wie eine Gewehrkugel los und verzieht dabei keine Miene. Das wäre nichts für Titus!
Nach etwa 5 Seilrutschen bereiten die beiden Mitarbeiter, die uns begleiten, ein kleines Mittagessen mit frischer Ananas, Wassermelone, Keksen und Getränken auf einer Plattform zu. Wir bleiben natürlich alle angeseilt, und genießen unser Picknick etwa 15 m über dem Boden. Ein neugieriger Leguan klettert vom Baumstamm herunter und gesellt sich zu uns; die etwa 2 m lange Echse scheint diese Veranstaltung zu kennen und lässt sich bereitwillig mit Obst füttern.
Als alle gestärkt sind, geht die wilde Fahrt weiter. An zwei Stationen müssen wir uns senkrecht 12 m vom Baum abseilen, um zur nächsten Plattform zu gelangen. Dank meines Hochtourenkurses kürzlich habe ich offenbar meine Angst vor solchen Aktionen verloren, das Abspringen ins Bodenlose lässt mich relativ kalt, vertraue ich doch den Seilen, Karabinern und Achtern...
Immer wieder kreuzen große Schmetterlinge unsere Bahn, die Brüllaffen sind weithin zu hören, und wir sind alle wegen der feuchten Hitze (sicher mehr als 30 Grad) schweißgebadet, obwohl wir uns außer ein paar kleinen Anstiegen kaum bewegen.
Nach mehr als 3 Stunden lassen wir uns von einem Baum direkt auf die Straße unter uns abseilen und sind wieder zurück am Ausgangspunkt.

Dort werde ich schon von Norman und Titus erwartet, die ein paar Stunden am Strand verbracht haben. Auf der rumpeligen Rückfahrt, nach der inzwischen praktisch alltäglichen Durchquerung des Flusses, entdecken wir in den Bäumen direkt am Weg ein ganzes Rudel von Brüllaffen, die dort friedlich umherklettern und Blätter fressen. Ich könnte den Tieren stundenlang zuschauen, doch Titus kräht recht bald: "Genug Affen geguckt, ich will in den Pool!", und so erfüllen wir ihm den Wunsch und plantschen zu dritt fast eine Stunde lang im Schwimmingpool unseres Hotels. Das Wasser ist gerade noch ein bisschen kühler als die Luft, so dass sich selbst Frostbeule Titus zu einem Bad überreden lässt.
Da der kleine Kerl heute seinen Mittagsschlaf geschwänzt hat, ist er bereits beim Abendessen so müde, dass er sich freut, endlich ins Bett gehen zu dürfen, und schon um kurz nach 20 Uhr selig schlummert.
Norman und ich nutzen den "freien" Abend, trinken den einheimischen Schnaps Guaro, dazu Dosenbier und zocken Karten draußen auf unserer Terrasse, während es am Himmel schon wieder blitzt und das Donnern des Meeres deutlich zu hören ist.

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