15.1.07

Indien, Tag 43-44 (Palolem/Goa)

Herrlicherweise haben wir nun doch etwas weniger Zeit fuer unsere bisherige Rundreise gebraucht als wir im besten Fall gerechnet haben, so dass wir nun unverschaemterweise 10 Tage (!) in Goa, dem absoluten Urlaubs-Staat, verbringen koennen und uns bei Strand und Faulenzen von den bisherigen "Strapazen" erholen koennen, bevor dann (nach einem Zwischenstop in Mumbai) am 25.1. der Heimflug droht.
Es haette wahrscheinlich schon noch die Moeglichkeit gegeben, das eine oder andere mehr anzuschauen, aber eigentlich ist unser Bedarf an Sightseeing erstmal gedeckt, und ganz Indien kennenzulernen - dafuer reicht wahrscheinlich auch die doppelte Zeit nicht aus. Ausserdem ist die Herumfahrerei schon anstrengend, und wir wollten noch mal Kraefte tanken, da wir ja dann nach der Rueckkehr auch ziemlich direkt wieder ins Arbeitsleben starten werden.
Auf jeden Fall waren wir begeistert, dass wir doch nun noch einen richtigen Strandurlaub anhaengen koennen.

Aber der Reihe nach und zurueck zur Zugfahrt von Cochin nach Goa:
1. Faszinosum am Ende dieser Zugfahrt: Der Zug kam ueberpuenktlich in Canacona/Goa an - naemlich statt wie angekuendigt um 5:30 Uhr schon um 5:15 Uhr.
Zum Glueck hatten wir den Wecker gestellt und stand ab kurz nach fuenf schon in der Zugtuer und haben nach draussen gespaet. Denn leider kommen in indischen Zuegen keine Durchsagen, so dass man aufpassen muss wie ein Luchs, um v.a. nachts im Dunkeln den eigenen Zielbahnhof nicht zu verpassen.
2. Faszinosum: Wir haben's geschafft, rechtzeitig aus dem Zug heraus zu kommen - denn leider haben wir zur falschen Seite zur Zugtuer hinausgespaeht, und da hielt der Zug laut Norman "mitten in der Pampa an einer roten Signalleuchte'. Als der Zug dann langsam schon wieder anrollte, oeffnete ein Inder die gegenueberliegende Tuer, und - tata! - da war unser gewuenschter Bahnhof. Also hopsten wir gerade noch mitsamt unserem Gepaeck aus dem Zug und mussten auf den Schreck erstmal einen Chai trinken.
Dann ging's mit der Rikscha fuer einen Horrorpreis nach Palolem an den Strand, wo wir 2 Stunden lang in einer sehr, sehr lauen Januarnacht im Sand sassen, Krebse und die Wellen beobachteten und auf den Sonnenaufgang warteten.

Danach ging das "Spiessrutenlaufen" los - wir wollten ein wohlausgesuchte Strandhuette mieten, denn da wir mindestens eine Woche in Palolem bleiben wollen, sollte das Ganze natuerlich auch unseren Anspruechen entsprechen und zudem bezahlbar sein. Sobald man hier mit Gepaeck den Strand entlang laeuft, stuerzen sich dann auch schon wieder die Hotel-Kulis auf einen und bieten einem ihre 'besten, tollsten, schoensten, komfortabelsten' Huetten an. Schlussendlich entschieden wir uns fuer die Billigvariante und wohnen nun (Achtung, Angeberei!) in einer schnuckeligen Huette auf Bambuspfaehlen direkt am Strand mit kleiner Terrasse, von der man aus direkten Meerblick hat, und das Ganze fuer ca. 4 Euro pro Nacht (d.h. 2 Euro pro Person). Einziges Manko ist eigentlich, dass wir halt ein Gemeinschaftsbad haben, so dass man Campingplatzmaessig immer mit der Klopapierrolle und dem Zahnputzzeug unterwegs ist. Ausserdem sind die 18 Jungs, die in der Huettenansammlung und dem dazugehoerigen Restaurant arbeiten, a) extrem gelangweilt, b) prinzipiell aber supernett (sie wollen aber unbedingt immer mit mir reden, wenn ich mir gerade die Zaehne putze) und c) auf jeden Fall dauerbekifft, denn anders ist die Verpeiltheit des einen oder anderen nicht zu erklaeren.
Genau, und nun wohnen wir unter Palmen und konnten unser Glueck am ersten Tag gar nicht fassen.

Erste Amtshandlung war, dass wir uns Matten und Handtuecher fuer den Strand angeschafft haben, damit legten wir uns auf die zu unserem "Hotel" gehoerigen Sonnenliegen incl. Sonnenschirm (und das alles kostenlos!) und genossen frische aufgeschnittene Ananas, die die Strandverkaeufer anboten. Zum Mittagessen gab's fangfrischen, lecker gegrillten Fisch mit Salat (!!!!!!!) und Pommes - perfekt, wirklich!
Nach vielen Wasserplantschereien im 'bieselwarmen' Indischen Ozean spazierten wir durch den Ort und goennten uns in einer sehr chilligen Strandbar mit "Cafe del Mar-Musik", Sitzkissen, Wasserpfeifen und vielen Leuten einen Drink und danach eine superleckere Meeresfruechte-Pizza und Calamari in einem der vielen Italiener hier. Aber trotzdem holt Indien einen immer ein - hier war's die Kuh, die auf einmal mitten im Restaurant stand, an der sich aber auch niemand der Kellner stoerte, und die da unbeteiligt ein halbes Stuendchen den Pizzabaeckern und den Gaesten zuschaute und dann weiterspazierte zum naechsten Lokal. Ausserdem gibt's hier Unmengen von Hunden am Strand, die sich tagsueber unter den Strandliegen vor der Hitze verstecken und gerne mal ein Bellkonzert veranstalten. Bettelnde Muetter mit Saeuglingen auf dem Arm, Drogen-, Schmuck- und Bootstour-Verkaeufer gehoeren auch zum Strandbild. Naja, Indien eben. Dafuer ist's erstaunlich sauber, denn morgens kommen Frauen an den Strand und sammeln den (wenigen) Muell ein. Ausserdem ist der Strand im Vergleich zu Italien oder Spanien echt leer und vor allem total ruhig, d.h. keine kreischenden, plantschenden Horden, sondern viele, viele Fischerboote und ebensoviele Kraehen. Neidisch?

Nach einer Nacht mit erstaunlich lautem Meeresrauschen gab's zum Fruehstueck Pancakes mit Kokosnuss und Schokosauce, dann einen Strandspaziergang, ein bisschen Rumliegen, Postkarten schreiben (kam eigentlich irgendeine unserer Postkarten schon an?), Mittags einen Bacardi Breezer und viel baden.

Erstaunlicherweise war Norman schon die ganze Zeit ganz heiss darauf, die eine oder andere Yoga-Session auszuprobieren, und nachdem man dass hier in jeder zweiten Huette machen kann (ausserdem saemtliche Ayurveda-Behandlung, Haarentfernung durch Wachs - ja, ich werde mutig sein und das hier ausprobieren, denn hier kostets nur ein Zehntel vom Muenchner Preis! - , Massagen und Schoenheits-Tamtam), gingen wir also um 16 Uhr zu einer 90minuetigen Yogastunde unter einem blauen Himmel und Palmen. Der Guru war ein echter indischer, sehr duenner Knabe mit langem Bart und nur mit einem Wickeltuch bekleidet, der das aber ganz relaxt machte. War wirklich gut, aber eher sportlich angelegt, d.h. mit vielen Uebungen, die man grossteils aus den Sportstunden kannte. Das Ganze kostete 200 Rupien fuer 2 Personen, das sind etwa 3,50 Euro. Witzig waren halt vor allem die Namen der ganzen Uebungen; angeblich bewegten wir uns also in der Frosch-, Kamel-, Krebs-, Kobra-, Hunde- und anderen Tier-Positionen.

Nach einem Abendessen mit Meeresfruechten und dem leckersten Thunfisch-Salat der Welt (mit frischem Thunfisch - saugut!), gab's noch ein Bier am Strand in einer Bar mit Lagerfeuer.

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