27.1.07

Indien und Rückreise, Tag 55-56 (Mumbai - Senden)

Hallo Ihr lieben, fleissigen Blog-Leser!
Nun ist es passiert und wir sind wieder in Deutschland - mensch, das mit dem Wetter hatte ich aber anders bestellt - ICH ERFRIERE! Dafür ist jeder neidisch auf unsere Sonnenbräune (burra, endlich wieder Umlaute auf der Tastatur!), und dank dem exzellenten indischen Essen habe ich auch ganze 5 kg weniger auf den Rippen. Und ich glaube, wenn Goa nicht gewesen wäre, wär's noch weniger gewesen... Normalerweise ist das ja nach dem Urlaub immer eher andersherum.

Der Vollständigkeit halber (schliesslich fehlt ja noch der Rest von unserem Mumbai-Aufenthalt):
An unserem vorletzten Tag hatten wir eigentlich ein straffes Programm geplant, denn wir wollten alles einkaufen gehen, was wir bis dahin noch nicht gefunden hatten. Also ging's zuerst zum Crawford Market, einer riesigen Markthalle aus der Kolonialzeit, wo wir aber nur Obst und Gemüse vorfanden und endlich, endlich leckere Mangos probieren und kaufen konnten (vergesst die Dinger, die man bei uns kaufen kann! Eigentlich ist momentan gar keine Mango-Saison in Indien, was uns schon in schwere Depressionen gestürzt hatte), außerdem wieder von zig verkaufswilden Indern belagert wurden, so dass wir recht flott in Richtung des nächstgelegenen Bahnhofs flüchteten. Dort waren wir ganz mutig und haben die öffentlichen Nahverkehrszüge ausprobiert, wo man für 4 Rupien pro Person (8 Cent oder so)in ganz Mumbai umherfahren kann. Diese Züge sind nun wirklich nicht besonders schön und sie halten tatsächlich nur Sekunden am Bahnsteig, so dass man zackig rein- und auch wieder raushüpfen muss.
Wir kamen zur gewünschten Station, in deren Nähe laut Reiseführer ein riesiges Einkaufszentrum sein sollte, zu dem uns ein Taxifahrer auch hinkutschierte, dass aber gerade renoviert wird und deshalb alle Geschäfte (bis auf den McDonald's) geschlossen hatten. Mist, dafür sind wir 1 Stunde umsonst in der Gegend herumgefahren. Also ging's genau in die Gegenrichtung wieder zurück und in der Nähe des Churchgate Bahnhofs sind wir erst einmal in eine Café-Bar gesessen. Dort lungerten Horden von mega-hippen indischen Schülern herum, die ohne mit der Wimper zu zucken die (vergleichsweise) horrenden Preise für italienischen Kaffee, riesige Schoko-Nachspeisen und abartige Milchshakes bezahlten. Der erste richtige Caffe latte nach 8 Wochen schmeckte himmlisch!

Danach erfüllten wir uns meinen ganz großen Wunsch: einen Bollywood-Film in einem indischen Kino! Für ca. 1 Euro pro Person gingen wir also in die Nachmittagsvorstellung in einem riesigen Kino, dessen Saal doch zu zwei Dritteln gefüllt war, und schauten uns "Guru" (mit Aishwarya Rai, die eigentlich nur fantastisch gut aussieht, und ihrem Verlobten Abhishek Bachchan) an. Das ganze war natürlich auf Hindi, aber das machte gar nichts aus, denn irgendwie versteht man doch zumindest grob, um was es geht. Es war also überhaupt nicht langweilig, obwohl der Film knapp 3 Stunden dauerte. Allerdings wurde fast zu wenig getanzt und gesungen, dafür haben die Inder im Kino durch Pfeifen, Klatschen und Zwischenrufe immer sehr klar ihre Sympathien für die jeweilige Filmfigur kundgetan.

Derart selig versuchten wir dann noch kurz vor Ladenschluss im Schnelldurchmarsch Saris, Armreifen und Lebensmittel einzukaufen (leider nicht mehr soviel, wie ich gerne gehabt hätte, mist!) und versuchten uns an einem letzten, "richtig indischen" Abendessen. Mir war das Chicken Curry schon nach zwei Bissen zuviel - sehr irritierend war, dass beim Servieren die Schüssel mit silberner Folie abgedeckt war, die der Kellner beim Auflegen dann einfach mit unter die Portion mischte. Wir riefen also den Oberkellner und sagten, dass wir irgendwie doch keine Alufolie im Essen haben möchten, er klärte uns dann aber auf, dass das essbare Silberfolie sei, die Dekozwecken dient. Aha.

Um das letzte indische Bargeld zu verprassen, gingen wir noch in eine vollkommen überfüllte Bar, in der gerade irgendein wichtiges Cricketspiel übertragen wurde, von den Indern natürlich lautstark kommentiert. Dort gab's ein endgültiges Kingfisher Bier, während um uns herum die Inder feierten, als ob's kein Morgen gäbe.

Und am nächsten Morgen klingelte um 7 Uhr der Wecker, eine letzte kalte Dusche mit Flipflops an den Füßen, ein letztes Mal Zähneputzen mit der Mineralwasserflasche und dann: Packen! Aber auch das ging wieder prima, wir stopften die Rucksäcke ordentlich voll und hängten noch einiges außen daran. Nach Kaffee ging's mit dem vorbestellten Taxi (und bereits fest ausgehandeltem Preis) in einer 1,5stündigen Fahrt zum Mumbai Airport. Diese Stadt ist so riesig, dass man wirklich die ganze Zeit an gigantischen Hochhäusern und Menschen, Menschen, Menschen vorbeifuhr, während der Taxifahrer auch mal wieder zwischendrin für 15 Minuten anhielt und verschwand, weil er auf der anderen Straßenseite einen Kumpel gesichtet hatte, mit dem erst mal wieder geschwätzt werden musste.

Die Slums von Mumbai liegen alle direkt am Flughafen, so dass, während man im Flugzeug sitzt und auf die Startbahn rollt, direkt neben der Rollbahn die Leute aus dem Fenster bei ihren täglichen Verrichtungen sehen kann, dahinter türmen sich Wellblechhütten soweit das Auge reicht.

Unser Gepäck wog zusammen tatsächlich NUR 35 kg (da hätten wirklich noch ein paar Saris mehr reingepasst!), schließlich ging's in 9 Stunden Flug nach London und von dort aus nach München, wo wir um 23.30 Uhr Ortszeit landeten und von meinen Eltern mit einer Flasche Rotwein und Semmeln herzlich empfangen wurden; die Flasche wurde natürlich direkt am Flughafen gleich geleert.

Tja, und nun sind wir wieder hier, die Waschmaschine läuft auf Hochtouren und wir werden von unseren Eltern fleissigst gemästet, das ist ganz toll! Außer den "normalen" Mitbringsel hatte ich tatsächlich auch eine lebende Kakerlake im Koffer, die gestern durch's Zimmer krabbelte und die von meiner Mama dann auch gleich todesmutig auf dem Balkon im Schnee gewaltsam erfroren wurde. Der Rucksack wurde deshalb auch gleich mal eine Nacht auf dem Balkon "schockgefrostet" und landet danach auch in der Waschmaschine. Gut übrigens, dass ich mir nicht den ultrateuren Tatonka-Rucksack gekauft habe, mit dem ich geliebäugelt hatte, sondern mir einen 30 Euro teuren bei Ebay ersteigert habe. Denn der Rucksack sieht aus, als hätte ich ihn 8 Wochen lang durch den Schlamm gezogen - danke an die indischen Bus-Gepäckklappen!

Eine Foto-Show mit indischem Essen und Musik folgt am kommenden Freitag in Senden (wer Lust und Zeit hat, ist herzlich eingeladen - einfach bei mir melden!) und bald auch in München. Ich darf noch ein paar Tage länger Urlaub machen (danke an's Büro!) und werde ab nächstem Samstag wieder in meine Lieblingsstadt ziehen.

Zuerst muss ich aber noch die Untersuchungsergebnisse abwarten, ich war vorbildlicherweise gestern gleich mal beim Arzt, da ich so einen leisen Verdacht auf "Mitbringsel" habe, und bin nun gespannt.

Bis bald also und danke für's Lesen und alle lieben Mails!

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