21.5.15

Russische Küche

Der kleine Mann wird gerade bettfein gemacht, da bleibt wieder einmal Zeit für einen kurzen Tagesbericht, bevor Norman und ich uns noch ein Glas Wodka einschenken und recht schnell schlafen gehen - das frühe Aufstehen jeden Tag ist doch anstrengend!
Obwohl wir heute fast schon "ausschlafen" konnten! Titus ist heute morgen gegen halb vier zwar mal polternd von seiner Matratze am Boden gepurzelt, woraufhin wir ihn zu uns ins Bett geholt haben, aber dort hat er immerhin noch bis fast 7 Uhr geschlafen, hurra!
Wieder strahlte die Sonne durchs Fenster, und nach einem gemütlichen Vormittag brachen wir gegen 10 Uhr auf zum Stadtspaziergang, bei mindestens 25 Grad draußen. Gut eine Stunde spazierten wir, vom Bolschoi-Theater ausgehend (beeindruckend groß!) durch das Viertel Kitay Gorod; vorbei am im Jugendstil erbauten Metropol-Hotel, durch die Nikolskaya-Straße mit ihren teuren Geschäften, an wunderschönen orthodoxen Kirchen- und Klösterbauten und Markthallen vorbei, alles wunderbar gepflegt und schön anzuschauen.
Endlich erreichten wir die Moskwa und machten uns auf die Suche nach einer Anlegestelle für eine Bootsrundfahrt; dabei waren wieder einmal vielspurige Straßen zu überqueren. Doch erstaunlicherweise hält man sich hier akribisch an Ampeln und sogar Zebrastreifen.
Die etwa einstündige Bootsfahrt dann war ein großes Vergnügen, zu schön war's, vom praktisch menschenleeren Ausflugsboot die Stadt noch einmal von der Wasserseite aus zu "erfahren", und das noch bei herrlichstem Wetter und einem lauen Lüftchen! 


Zum Flußufer hin haben sich die schönsten Fassaden versammelt, vorbei ging's am Kreml, der Christ-Erlöser-Kathedrale, den Kunstmuseen, dem Gorky Park bis zur Kievsky Brücke westlich des Zentrums. Titus hatte einen Riesenspaß, über das ganze Schiff zu krabbeln bzw. seine Laufkünste zu verfeinern und dabei auf's Wasser zu gucken.



Als wir wieder ausgestiegen waren, war's Zeit für das Mittagessen, und praktischerweise waren wir nicht allzu weit von der Arbat entfernt, die wir ja gestern bereits erkundet hatten und die eine hohe Café- und Restaurantdichte aufweist. Also marschierten wir, wieder über bröckelige Gehsteige und an (für uns) unleserlichen Straßenschildern vorbei bis dorthin und kehrten im Café My-My ein, wo wir uns einfach ein bisschen auf gut Glück durch die Karte probierten und recht begeistert waren. Unser kleiner Reisebegleiter scheint ein großer Freund der russischen Küche zu sein, zumindest verspeiste er begeistert Rote-Bete-Salat, Pelmeni (gefüllte Teigtaschen) und trinkt mit Vorliebe Kwass (so eine Art malziger Brottrunk), nachdem er zum Frühstück heute morgen bereits den landestypischen Buchweizenporridge genießen durfte.
Nach einer U-Bahn-Fahrt, bei der wir endlich mal bewusst einen Blick auf die tatsächlich wunderschönen und riesigen U-Bahnhöfe werfen konnten und einem kurzen Supermarktabstecher war's wieder Zeit für das Nachmittagsnickerchen im Apartment, zu anstrengend ist das Herumgelaufe und ständige Kinderwagen-Geschleppe.
Um 18 Uhr fanden wir uns dann pünktlich und herausgeputzt - denn die Order lautete: no sport shoes! - im Café Pushkin zum Abendessen ein. Die vielen Kellner, deren Habitus aus der Zarenzeit zu stammen scheint, umwuselten uns fast schon diensteifrig, während wir noch die Einrichtung bestaunten, eine Mischung aus Wiener Caféhaus, altenglischem Club und Adelswohnsitz, mit original altem Drahtkorb-Aufzug und vielen antiquarischen Büchern. Die Speisekarte mutete ebenfalls ein wenig "angestaubt" an, aber das Essen war sehr fein (wenn auch nicht besonders Vegetarier-freundlich), und Titus hatte große Freude daran, Norman sämtliche Pelmenis und mir mein Nachtisch-Eis wegzufuttern und danach seine Socken von der Galerie aus ins darunterliegende Stockwerk zu den dort sitzenden Restaurantgästen zu werfen.  Ein Erlebnis!

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