25.6.09

Santiago de Chile (20./21.06.09)

In Santiago holte uns leider wieder das schlechte Wetter ein, in der Stadt sah es aus wie bei uns im November (kahle Bäume, nass, kalt), als wir gegen Mittag am Busbahnhof ankamen.
Dort schafften wir es, uns eine wiederaufladbare Fahrkarte für die Metro zu besorgen, und kamen endlich wieder einmal in den Genuss eines vernünftigen und leicht durchschaubaren U-Bahn-Systems, das uns schnell in den Stadtteil Barrio Brasil beförderte, wo wir unser vorreserviertes Zimmer im Hostel Casa Roja (ja, das ist ein rotes Haus!) bezogen.
Dieses Hostel befindet sich in einem palastartigen Gebäude wohl aus dem 19. Jahrhundert, mit unzähligen Räumen, Innenhöfen, einer riesigen Küche und einem überaus beeindruckenden Speisesaal mit gigantischem Kamin, meterhohen Decken mit orginal Stuck-Verzierung und passenden Kronleuchtern - kurzum: eine sehr ungewöhnliche Unterkunft!
Es gab Fernseh- und Leseräume, Internetzimmer, eine Bar, Schlafsäle, Gemeinschaftsduschen und alles weitere, was das Backpackerherz so begehrt, unter anderem auch ein kleines Reisebüro, wo Norman sich gleich mal Infos zu Skiausflügen holte.

Nachdem wir das Hostel besichtigt hatten, machten wir einen Abstecher im nahegelegenen Café und snackten Empanadas; dort meinte ein Angestellter, dass wir sehr untypisch sprechen würden, nämlich sehr weichklingend, obwohl sonst Deutsch ja eher "militärisch" klingen würde?!
Anschliessend nutzten wir die U-Bahn-Karte und fuhren zum Palacio de Bellas Artes, wo wir - wirklich wie bei uns im Herbst - den regnerischen und sehr kalten Nachmittag damit verbrachten, das Museo Nacional de Bellas Artes und das Museo de Arte Contemporaneo mit der sehenswerten Ausstellung "Post-It City".
Als wir endlich mit der Besichtigung fertig waren - und Norman so kalte Füße hatte, dass er kaum noch stehen konnte - war es draussen auch schon wieder dunkel, und wir machten uns auf Abendessen-Suche (Gewinner: mexikanisch mit leckeren Margaritas). Im Hostel legten wir im Aufenthaltsraum, in dem sich alle um die aufgestellten Heizstrahler scharten, noch ein paar Runden Backgammon aufs Brett und tranken ein Bier.

Sonntag im Casa Roja: lange ausschlafen, Totenstille auf den Fluren, kein Mensch weit und breit in den Duschen zu sehen, und erst gegen 12 Uhr erwachte so langsam das Leben bei den faulen Touristen :-) Das Frühstück war eher naja, dafür mit umso mehr Ameisen rund um die Marmelade, aber da sind wir ganz andere Sachen gewöhnt...
Den faulen Sonntag wollten wir nun zur Stadtbesichtigung nutzen, und machten uns zunächst auf zum Cerro Santa Lucíca, einen mitten in der Stadt gelegenen Hügel, bestiegen diesen und guckten ein bisserl über die Stadt, als sich sogar endlich die Wolken ein wenig lichteten und den umwerfenden Blick freigaben auf die schneebedeckten Berge - alles ein bisschen höher als in München und auch ein bisschen näher. Danach das üblich: Nationalbibliothk, Palacio de la Moneda, Allende-Statue, Justizpalast, ... Ganz hübsch, aber auch nicht unbedingt einzigartig.
Ebenso überbewertet: die allgegenwärtigen "Cafe con piernas", die vielen "Cafés mit Beinen", in denen leichtbegleitete Damen, ganz ohne Schmuddelfaktor, als Bedienungen arbeiten und Kaffee servieren. In Ecuador erzählte uns sehr begeistert ein Südamerikaner davon, aber auch das war nicht halb so aussergewöhnlich wie erwartet und am Sonntag nachmittag eher spärlich besetzt.

Stattdessen tranken wir Kaffee bzw. Milchshake direkt an der Plaza de Armas (wie könnte es auch anders sein), die wie alle südamerikanischen Innenstadt-Plätze gesäumt wurde von einer Kathedrale und anderen Prachtbauten, in der Mitte plätscherte ein Brunnen, das Volk tummelte sich, ...
Mit der Metro gings dann in den Künstler-Stadtteil Bellavista, der uns so gut gefiel, dass Norman sogleich hier in einem Hostel ein Zimmer für die Tage reservierte, wenn ich schon wieder abgereist sein würde.
Und natürlich hatte auch Pablo Neruda hier wieder ein Wohnhaus, nämlich "La Chascona", das wir selbstverständlich auch - und diesmal mit einer sehr interessanten Führung - besichtigten. Nun sind wir wahrscheinlich Neruda-Experten, und wurden auch hin und wieder nach Einzelheiten zu den anderen Wohnhäusern "abgefragt". Am Schluss folgte natürlich die Frage, welches der drei Häuser uns am besten gefallen hätte, und wir waren uns recht einig, dass das in Valparaiso einfach mit seinem einzigartigen Blick über Stadt und Meer der Favorit ist.

In Bellavista gibts natürlich, wie sich das für ein Künstlerviertel gehört, viele viele Restaurants und Bars, und so gabs zur Abendeinstimmung einen Piscola (die Bar wählten wir aus, weil dort ein kleiner Heizofen stand, inzwischen und nach Sonnenuntergang wars nämlich wieder mal richtig kalt), und danach dinierten wir richtig italienisch im "Il Siciliano", das war richtig gut! Und zum Glück erwischten wir auch noch die U-Bahn, die hier in Santiago nur bis ca. 23 Uhr abends fährt...

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