12.8.16

Sarapiquì (11.08.2016)

Nach der ungefähr vierten Tasse Kaffee scheint der Regen ein wenig nachzulassen, und da wir mit unserem kleinen Wirbelwind sowieso dringend was unternehmen müssen, steigen wir ins Auto und fahren ins Tirimbina-Naturreservat,  4 km entfernt von unserer Unterkunft.
Der Eintritt ist wie alles hier ziemlich teuer, aber nun sind wir schon einmal hier... Titus marschiert fröhlich in seinen Gummistiefeln vorneweg, wir hinterher, und die Regenpause scheint anzuhalten. Mitten durch das Reservat führen Wanderwege und große Hängebrücken durch den Urwald ("Uhrenwald"), und bereits an der ersten Weggabelung läuft uns ein kleines Wasserschwein über den Weg. Immer tiefer hinein ins Dickicht führt uns der Pfad, über schmale Stege, und die meterhohen Urwaldriesen lassen kaum Licht hinein. Zwar regnet es nicht mehr, doch tropft es unaufhörlich von den Bäumen, ständig fallen tote Blätter herunter oder brechen morsche Äste ab. Wir entdecken einen Tukan in den Baumwipfeln, sehen einen daumennagelgroßen roten Frosch, der wohl giftig ist, sowie unzählige metergroße Spinnennetze, dicke Raupen und einen Blütennektar trinkenden Kolibri. Bald schallt uns lautes Geschrei von den Baumwipfeln entgegen, der Ranger am Eingang wird uns später bestätigen, dass dieses von den Brüllaffen kommt. Da ist der Name eindeutig Programm! Dasselbe Geräusch hat uns bereits heute morgen geweckt, doch haben wir die urtümlichen Laute fälschlicherweise für Baulärm gehalten...

Wir sind erstaunt, wie lange Titus mit uns durch den Regenwald wandert, gut eine Stunde lang klettert er bergauf und bergab, doch irgendwann verlassen ihn die Kräfte und für die letzten paar Minuten darf er in die Kraxe sitzen. Vor uns liegt noch einmal eine mindestens 50 m lange Hängebrücke, die beim Überqueren ordentlich schwankt. Als wir gerade in der Mitte hoch über dem Fluss sind, entdeckt Norman in den übers Wasser ragenden Baumästen riesige Echsen, die viele Meter über den Boden am äußerstens Astende sitzen und die Sonne genießen, die zwischenzeitlich hervorgekommen ist. Wie diese recht träge wirkenden Tiere dorthin gekommen sind, ist uns ein Rätsel.

Am Eingang melden wir uns wie versprochen wieder beim Ranger ab und steigen ins Auto; in unserer Lodge hat man uns ein Lokal fürs Mittagessen empfohlen, und Titus verlangt dringend nach einer Mahlzeit. Das kleine Gasthaus direkt an der Straße sieht von außen gar nicht so einladend aus, doch das Essen ist sehr lecker, es gibt ein typisch costaricanisches Lunch mit viel Bohnen, Reis, eingelegten und gebackenen Bananen, und wir kriegen es sogar hin, für Titus und ich eine vegetarische Variante zu bestellen.

Am Nachmittag steht dann unser zweiter Programmpunkt an diesem Tag an, wir besichtigen die auf dem Gelände unseres Hotels gelegene Ameisenfarm. Stolz zeigt uns der Ameisenforscher, der diese Station angelegt hat, seine beiden großen Kolonien von Blattschneideameisen, die über z.T. 90 m lange Wege die klein geschnittenen Blätter der Kakao-, Papaya- und Mangobäume in ihren Bau transportieren. Titus ist anfangs nur mäßig begeistert, zu nervig sind die dauernd um uns herum schwirrenden und uns angreifenden Stechmücken, doch nach einer Weile interessiert es ihn doch, wie die winzigen Ameisen in meterlanger Schlange ihre Beute transportieren, und wir dürfen dann sogar noch die Ameisenkönigin sehen ("Das ist die Mama von den Ameisen!").
Ganz nebenbei macht uns der Naturkundler noch auf den Vogel aufmerksam, der direkt vor der Tür unserer Hütte brütet, außerdem sehen wir einige von den Rotaugenlaubfröschen und eine dicke fette Kröte. Und alles im Umkreis von wenigen Metern rund um unser Zimmer!

Nun ist das Abendessen vorbei, und ich liege wieder einmal in der Hängematte draußen und höre dem lauten Zirpen der Grillen zu. Heute ist es deutlich kühler draußen, der Regen hat die Luft abgekühlt, und immerhin ist es seit heute vormittag trocken geblieben. Auch wenn so ein tropischer Regenguss auch ein besonderes Erlebnis ist!

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