11.8.16

Sarapiquí (10./11.08.2016)

Wieder sitze ich im Regenwald, während um mich herum der Regen niederprasselt. Inzwischen sind wir bereits in unserer nächsten Unterkunft, der netten Anlage "La Quinta de Sarapiquí", nördlich von San José am Rio Sarapiquì gelegen.

Gestern waren wir den ganzen Tag über noch begeistert von unserem Schildkröten-Erlebnis, und auch Titus hat immer wieder davon erzählt, die die riesige Schildkröte mit ihren Hinterbeinen den Sand über ihre Eier geschaufelt hat, bevor sie zurück ins Meer gekrochen ist.
Um 9 Uhr morgens verabschiedeten wir uns aus der Mawamba Lodge, mit immer noch nassen und klammen Klamotten im Rucksack, und fuhren mit dem Boot zurück nach La Pavona. Die einstündige Bootsfahrt verging wie im Flug, zwar schüttete es zwischendrin mal ordentlich, doch diesmal hatten wir ein Dach über dem Kopf, und der Regen hörte ebenso schnell wieder auf. In den großen Bäumen am Ufer entdecken wir Kapuzineräffchen, die darin herumtollten, und eines hatte sogar dabei eine Kokosnuss in der Hand, woraufhin Titus sogleich "Die Affen rasen durch den Wald..." anstimmte.

In La Pavona herrschte Chaos, zig Reisegruppen bestiegen Boote bzw. kamen zurück aus dem Nationalpark und zerrten ihre teils schrankgroßen Koffer über den matschigen Uferweg. Ich bin immer wieder erstaunt, wieviel Gepäck manche Menschen dabeihaben! Titus ist eine große Hilfe beim Gepäckverladen, er hilft mit großem Ernst, seinen Trolley zu ziehen und trägt selbstverständlich seinen kleinen Rucksack selbst.
Leider müssen wir fast 1 Stunde auf unseren Bus warten, das schwül-heiße Klima macht alle schläfrig, nur Titus singt und tanzt ununterbrochen, während ihm die Schweißtropfen über die Stirn laufen.
Der klimatisierte Bus ist dann eine Wohltat, wir fahren gut 90 Minuten lang zurück nach Guapiles und bestaunen dabei wieder die großen Bananen-Plantagen. "Mama, schau, da sind wieder Bananen in den blauen Tüten" - richtig, die Bananenstauden werden zum Schutz vor Hitze und Insekten in große blaue Planen eingeschlagen, und mitten durch die Plantagen führen vorsintflutlich anmutenden, verrostete Förderanlagen, an deren Haken diese "Tüten" dann gehängt und abtransportiert werden: "Bananen-Gondeln", wie Titus sagt.

Mir wird die Fahrt ein bisschen lang, die Strecke kennen wir ja bereits von der Hinfahrt, doch zum Glück unterhält sich Titus wenigstens bestens und kommentiert alles, was er draußen entdeckt: Pferde, Kühe, Hühner, Bananen, Kokospalmen, Lastwägen, "Büsse",...
Endlich erreichen wir das Restaurant Rio Danta, dort dürfen wir unseren Mietwagen in Empfang nehmen. Einer der Angestellten präsentiert uns noch stolz ein Baby-Gürteltier, das sich aus dem nahen Regenwald verlaufen hat, und nach einer Kaffeepause mit "Kinder-Cappuccino" besteigen wir unser neues Gefährt, einen Suzuki Vitara 4WD.

Titus nimmt auf dem Rücksitz in seinem Kindersitz Platz und ist fast sofort eingeschlafen, während Norman sich noch mit dem Auto vertraut macht und ich versuche, anhand der schlechten Straßenkarte unsere Route ausfindig zu machen. Die knapp 60 km Fahrt nach Puerto Viejo de Sarapiquí geht schnell, es ist kaum Verkehr, und einzig auf die Hühner am Straßenrand und die Schulbusse müssen wir ein bisschen achten. In Puerto Viejo gehe ich in den kleinen Supermarkt, um uns mit Windeln, Getränken und ein paar Snacks zu versorgen. In der Obsttheke liegen bestimmt zehn verschiedene Sorten Bananen, alle ein klein wenig unterschiedlich aussehend und auch mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet, von 45 bis 90 Colones das Stück, doch da ich mich nicht auskenne, nehme ich mir einfach die günstigsten, die hier einzeln verkauft werden, und bin dann beeindruckt, dass die Kassiererin zweifelsfrei erkennt, um welche Sorte und Preisklasse es sich dabei handelt.

Bald erreichen wir La Quinta de Sarapiquí und beziehen unsere hübsche kleine Hütte am Rand der großen Anlage, die wieder mitten im Regenwald liegt. Bislang ist es trocken, und wir nutzen das, um in den kleinen Pool zu springen - auch wenn Titus viel Überredung braucht, bis er sich in die das ein wenig kühle Wasser traut. Lange können wir aber nicht drin bleiben, denn wir werden von fast den vielen Stechmücken aufgefressen. Also Nobite aufgesprüht und los zu einer Erkundungstour durch das Gelände. Es gibt neben verschiedenen Pools und Badestellen am Flußufer ein großes Schmetterlingshaus, einen Kräutergarten und einen Teich, in dem Kaimane leben. Diese verstecken sich aber äußerst erfolgreich vor uns.
In den großen Bäumen raschelt es unentwegt, Vögel kreischen und Insekten summen. Wir setzen uns auf die große Terrasse, Norman und ich trinken ein kaltes Imperial-Bier, während Titus sich mit der Kiste voller Bauklötze spielt, die hier herumsteht. Es ist angenehm warm draußen, obwohl es bereits stockdunkel ist.
Beim Abendessen verkaufen wir Titus die gebackenen und frittierten Bananen als "Pommes", und er vertilgt davon und von der Maissuppe eine Riesenportion.

Norman bringt Titus dann ins Bett, während ich es mir zum Lesen in der Hängematte vor unserer Hütte gemütlich mache. Eigentlich wollen wir noch eine Runde Karten spielen, wenn der junge Mann schläft, doch die Wärme, Dunkelheit, die Geräusche des Regenwalds und das Schaukeln der Hängematte lullen mich dermaßen ein, dass ich um 21 Uhr ins Bett gehe.
Um Mitternacht werde ich von einem lauten "Rumms" geweckt - Titus ist aus dem Bett gefallen, der unruhige Schläfer hat es geschafft, sich bis zum Fußende vorzuarbeiten. Zum Glück ist nichts passiert, und nachdem wir ihn beruhigt haben, schlafen wir bis halb sieben weiter.

Wach werde ich davon, dass Titus neben mir im Bett sitzt und den Vorhang zur Seite schiebt, um aus dem Fenster zu gucken. Er strahlt mich an, anscheinend ist er ausgeschlafen und wieder mal voller Tatendrang. Irgendwie beschäftigen wir ihn noch eine Stunde, bis es Frühstück gibt. Inzwischen regnet es wieder laut prasselnd, doch wir gelangen trockenen Fußes durch die überdachten Wege zum Frühstücksbuffet. Wieder gibt es viel frisches Obst, und Titus freut sich über Mango und Pancakes mit Ahornsirup. Überhaupt klappt es wunderbar, mit ihm gemeinsam am Buffet sein Essen auszusuchen, er findet eigentlich immer etwas, das ihm schmeckt.

Da es immer noch regnet, verschieben wir unsere Ausflugspläne erst einmal, denn wir haben keine Lust, beim anvisierten Spaziergang durch den Tirimbina-Nationalpark wieder so nass zu werden wir vor zwei Tagen. Also schenke ich mir noch einmal eine Tasse Filterkaffee (bäh!) ein und setze mich zum Schreiben in die Lobby...

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