8.8.16

San José (07.08.2016)

Die Uhr auf meinem Handy zeigt an, dass es vor Ort in Costa Rica gerade kurz nach 19 Uhr ist, während mein Tablet immer noch auf deutsche Zeit eingestellt ist und uns daran erinnert, warum wir alle so müde sind: 03:14 Uhr - 8 Stunden später.
Wir liegen also schon alle frisch geduscht auf dem Bett herum, Norman kommt gerade vom Supermarkt und hat noch eine Kleinigkeit zu essen besorgt, und Titus hört über Kopfhörer Kinderlieder und ist total erledigt.

Uns steckt wohl nicht nur die Zeitverschiebung, sondern auch die lange, lange Anreise gestern in den Knochen - obwohl tatsächlich alles vorbildlich geklappt hat!
Aber von vorne:
Am Samstag steht pünklich um 09:30 Uhr unser lieber Nachbar Jochen vor der Tür und bringt uns mit seinem Auto zum Flughafen, was für ein toller Service, und so viel entspannter als mit der Bahn! Bereits beim Check-In lernen wir die amerikanischen Gepflogenheiten kennen und werden auf recht "investigative" Art über den Zweck unserer Reise, unsere Aufenthaltsorte im Land und unsere Berufe in Deutschland befragt. Dann dürfen wir endlich unser Gepäck (2 große Rucksäcke, ein kleiner Trolley und die Kraxe) abgeben, und reihen uns in die große Schlange am Security Check ein. Titus geht ganz tapfer alleine zu den Sicherheitsbeamten und lässt sich mit dem Piepsgerät abtasten, trägt auch sehr stolz seinen eigenen kleinen Rucksack herum und verlangt dann erst einmal nach einem zweiten Frühstück.

Und schon ist Zeit zum Einsteigen, um 12: 30 Uhr starten wir los nach New York. Der gut 8stündige Flug vergeht erstaunlich schnell, Titus beschäftigt sich ausgiebig mit seinen neuen Duplo-Steinen, Büchern, den Kinderliedern auf dem mp3-Player und hält einen recht späten, dafür umso längeren Mittagsschlaf. Auch das Essen an Board schmeckt ihm ausnehmend gut!
Der Landeanflug ist so holperig, dass wir die Spucktüten griffbereit haben, dafür kommen wir abe in den Genuss der gesamten Skyline von Manhattan und der Freiheitsstatue.
In Newark haben wir knapp 3 Stunden Aufenthalt, doch das ganze Procedere aus Immigration, Gepäck am Gepäckband holen, durch den Zoll bringen, mit dem Airtrain rüber ins andere Terminal, wieder einchecken und nochmal durch den Security Check führt dazu, dass wir noch genau 10 Minuten Zeit haben vor dem nächsten Boarding. Gerade genug für einen Snack und 100x den langen Gang hin- und herrennen, damit Titus ein wenig Bewegung bekommt.

Die folgenden gut 5 Stunden Flug nach San José sind dann sehr zäh, wir sind alle müde, schließlich ist es schon weit nach Mitternacht in deutscher Zeit. Wir halten Titus so lange wach wie möglich, doch irgendwann schläft er ein und wir ebenfalls. Um 21 Uhr Ortszeit landen wir in Costa Rica, Titus wird gar nicht richtig wach, bis wir mit Sack und Pack draußen vor dem Flughafen stehen. Dort erwartet uns zum Glück schon der Fahrservice unseres Hotels und bringt uns durch zum Glück recht leere Straßen bis mitten ins Stadtzentrum ins Hotel Presidente.
Schnell beziehen wir unser Zimmer, suchen Schlafanzüge und Zahnbürsten heraus und liegen um 23 Uhr alle im Bett.

Entgegen meiner Befürchtungen schlafen wir alle bestens bis um halb 8 Uhr Ortszeit - ich hatte mir im Vorfeld ausgemalt, dass Titus mitten in der Nacht hellwach durchs Bett hopst und nach Frühstück verlangt. Aber so sitzen wir ausgeschlafen beim Frühstück und verleiben uns Pancakes, Obst und frischen Saft ein und starten zur Stadtbesichtigung.
Man empfiehlt uns einen Bus zur Stadtrundfahrt, der an verschiedenen Stationen anhält (Hop On/Hop Off), wir warten eine dreiviertel Stunde lang am Abfahrsort in einem Park inmitten ratschender Taxifahrer, Hotelangestellter und frühaufstehender Trinker, die vor allem zu Titus unheimlich freundlich sind. Der wiederum ist schwer irritiert, dass er nichts versteht, und fragt dauernd: "Was hat der Mann gesagt???", "Was habt Ihr geredet???"
Der große "Bus" stellt sich dann als kleiner Sprinter heraus, in den 10 Touristen gesteckt werden und damit eine Stunde lang kreuz und quer durch die Stadt kutschiert werden, während der vorne sitzende Guide in englisch und spanisch die Sehenswürdigkeiten erklärt. Die Stadt ist nicht allzu groß, das meiste ließe sich auch zu Fuß erlaufen, doch Titus verdreht bereits beim Einsteigen die Augen und knackt eine Minute nach Abfahrt weg... Also besichtigen wir die (wenigen) hübschen Häuser im Kolonialstil, die Museen und Parks, doch ehrlich gesagt ist die Stadt nicht sonderlich hübsch und auch nicht beeindruckend. Ein wenig angegammelt sieht das meiste aus, der Putz bröckelt, die Wände schimmeln, in den Parks tummeln sich Hunderte von Tauben neben überquellenden Mülleimern und die Staßen sind an diesem Sonntag vormittag praktisch leer.
Das Nationaltheater, auf das die Costa-Ricaner so stolz sind (nach dem Vorbild der Pariser Oper erbaut!) ist niedlich klein, in das Foyer passen gerade mal ein paar Touristen, und das vielbesungene Café dort hat vielleicht 12 Tische. Aber das scheint passend für dieses Land, dass nur überschaubare 4 Mio. Einwohner hat!

Erst mittags füllt sich die "Fußgängerzone", die SB-Restaurant nach amerikanischem Vorbild (von mir liebevoll "Pollo-Buden" genannt) öffnen, aus den Läden schallt laute Musik, und die Einheimischen zieht es mit Kind und Kegel mitten hinein in den Trubel. Wir brauchen erst einmal ein MIttagessen, und wie schön ist es, in einem Land zu sein, in dem man ohne  Bedenken Salat essen und Leitungswasser trinken kann! Die Kellner versorgen Titus aufs Beste mit Stiften und Papier, überhaupt schleppt hier jeder mindestens zwei Kleinkinder mit sich herum und so gibt es überall selbstverständlich Kinderstühle und -besteck.
Nur ein Kinderwagen wäre hier fehl am Platz, die Gehwege sind übersät mit Schlaglöchern und die Bordsteine gleichen einem Hürdenlauf - wir sind also sehr froh, dass wir uns gegen den Kinderwagen und für die Kraxe entschieden haben!
In der thront Titus glückselig, als wir am Nachmittag zu Fuß ins "Museo de los ninos" marschieren, einem Museum in einem verlassenen ehemaligen Gefängnis, das ganz und gar für Kinder ist. Dort ist sonntags natürlich einiges los, doch zu unserem Erstaunen ist das Museum riesengroß, mit den verschiedensten Ausstellungen und einen riesigen Außenbereich, so dass zwei Stunden im Nu vorbei sind. Titus begeistert sich am meisten für die Dinosaurier-Austellung, wo man in ein Dino-Ei schlüpfen und im Sand nach Dino-Überresten suchen kann.
Draußen steht eine große Eisenbahn, außerdem gibts ein Gehege mit Hühnern und Gänsen, einen großen Spielplatz, ein Flugzeug, in das man einsteigen kann, dazu noch Ausstellungen über Luftfahrt und Recycling-Prozesse, alles ist zum Anfassen, Ausprobieren und Spielen - großartig!
Wir schaffen leider nur einen Bruchteil der Räume zu besuchen, dann geht uns buchstäblich allen die Luft aus und wir müssen dringend zurück ins Hotel. Titus wird beim Marsch zurück immer stiller, und beim Kaffee im Hotel, während der er ein Buch vorgelesen bekommt, fallen ihm dauernd die Augen zu. Wir beschließen also, das abendliche Ausgehen zum Essen zu canceln und verziehen uns in unser Zimmer.

Inzwischen schläft Titus schon tief und fest neben mir, er glüht ein wenig und ich hoffe, er brütet nichts Ernstes aus. Morgen früh um halb sieben werden wir abgeholt und fahren in den Tortuguero-Nationalpark an der Karibikküste!

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