9.8.16

Tortuguero-Nationalpark (09.08.2016)

Um kurz nach 23 Uhr bekommen wir einen Eindruck, was "Regenzeit" in Costa Rica bedeutet: der Himmel öffnet seine Schleusen, und für den Rest der Nacht fallen sintflugartige Niederschläge vom Himmel, es donnert und blitzt und der prasselnde Regen ist so laut, dass ich nach meinen Oropax suche. Morgens ist vor unserer Terrasse ein großer See entstanden, und Titus sorgt sich um die Echsen ("Die verstecken sich vielleicht unter Blättern?"). Unser Guide sagte gestern bereits, dass es zu dieser Jahreszeit 22 von 24 h regnet, wir hatten gestern also schlichtweg einen der wenigen trockenen Tage erwischt.

Nichts desto trotz müssen wir irgendwann raus, nachdem ich beim Duschen noch einen Gecko an der Wand erschreckt habe. Also Gummistiefel an, Regenschirme in die Hand, und so eilen wir durch die Wassermassen Richtung Restaurant. Hier ist alles von einem Feuchtigkeitsfilm überzogen, der Boden ist rutschig und der Pool schwappt bereits über. Niemand stört sich daran, denn es hat trotzdem gut 25 Grad und alle patschen in Flipflops durch die großen Pfützen.
Wir frühstücken in Ruhe, Titus entdeckt seine Liebe zu Babybananen und French Toast mit Ahornsirup und tobt danach glücklich durch den Speisesaal, singend und "Hola!" rufend.

Um 9:30 Uhr sind wir abmarschbereit, eine geführte Tour durch den hoteleigenen Park steht an. Gleich hinter unserer Hütte treten wir ein in einen dichtbewachsenen Urwald (Titus: "Wohnen hier Uhren? Wo sind die Uhren?"), es tropft stetig, immer wieder fallen kurze Schauer. Wir sehen einen Rotaugenlaubfrosch, es gibt kleine Gewächshäuser voller Schmetterlinge und Frösche (und voller Stechmücken) und es ist trotz des Regens ziemlich warm.
Nachdem wir nochmal die großen Leguane, die Papageien und die unter unserem Vordach hängenden Fledermäuse bewundert haben, packen wir was zu trinken ein und gehen wieder aufs Boot, um eine Rundfahrt durch die Kanäle des Nationalparks zu machen.

Leider stellen wir erst beim Betreten des Bootes fest, dass dieses nicht überdacht ist, und es ist zu spät, um noch die Regenjacken zu holen - also hoffen wir das beste, momentan ist es auch tatsächlich trocken. Die Fahrt geht los, Titus juchzt vor Freude, und wir erspähen im dichtbewachsenen Flussufer verschiedene Echsenarten, zwei große Tukane und verschiedene Schlangenhalsvögel, die ihr Gefieder mit weit ausgespannten Flügeln trocken lassen.
Wir sind noch nicht weit gekommen, da bricht wieder ein tropischer Regenguss über uns aus, innerhalb von Sekunden sieht man keine 10 m weit, es prasselt ohne Unterlass auf uns nieder. Titus packen wir in die Regenjacke, doch auch darunter wird es bald nass, und im Boot steht das Wasser schnell knöcheltief. So harren wir etwa 20 Minuten aus, während unser Guide tapfer weiterfährt und -späht, obwohl nun wirklich nichts mehr zu sehen ist. Irgendwann sind alle bis auf die Unterhose nass und wir beschließen gemeinschaftlich, dass es nun reicht.
Titus harrt stoisch und patschnass aus, gibt keinen Mucks von sich und lächelt nur jedes Mal freudig, wenn ich unter seine Kapuze luge.

Durch den Fahrtwind kühlen wir nun doch ein wenig aus, und so eilen wir zurück in der Lodge triefend schnell unter die heiße Dusche. Da es immer noch schüttet, besteht keine Chance, dass unsere nassen Klamotten trocken, wir hängen sie trotzdem mal auf, doch ich laufe nach 4 Stunden immer noch mit nassen Haaren herum und die Buchseiten werden klamm.
Alle Nachmittagsaktivitäten fallen aus, also halten wir gemeinschaftlich ein langes Mittagsschläfchen, spielen, toben, liegen in der Hängematte und organisieren unsere weitere Reise.

Nach dem Abendessen ziehen wir uns dunkle Kleidung an und packen die Regenjacken (!) in die Kraxe. Gegen 18 Uhr hat es zwar aufgehört zu regnen, doch man weiß ja nie. Pünktlich um 19:30 Uhr stehen wir am Bootssteg, denn heute abend dürfen wir auf eine Schildkrötentour. Dafür muss man sich beim Nationalpark anmelden, es gibt zwei Touren pro Tag, eine um 20 Uhr und eine um 22 Uhr - welche man bekommt, wird willkürlich entschieden. Wir haben also Glück, dass wir die frühe Tour machen dürfen, und bläuen Titus ein, dass er in den nächsten 2 Stunden möglichst leise sein muss...

Mit dem Boot geht es Richtung Strand, dort werden wir vom Ranger auf die Regeln eingestimmt, die bei der Schildkrötentour gelten. Die Suppenschildkröten kommen jede Nacht im Sommer an den Strand, um dort ihre Eier abzulegen, und kriechen danach ins Meer zurück. Nichts und niemand darf diesen Vorgang stören, da die Schildkröten sonst unverrichteter Dinge wieder verschwinden, sobald sie Gefahr wittern. Uns wurde gesagt, dass es keine Garantie gibt, dass man überhaupt Schildkröten sichtet, aber bereits kurz nach dem Betreten des Sandes sehen wir eine 1,50 m große Schildkröte auf ihrem mühsamen Weg zurück ins Meer. Wir sind begeistert, Titus in der Kraxe freut sich unbändig, doch bereits nach kurzem Fußmarsch werden wir angehalten zu warten. Der Mond scheint hell, die Sterne funkeln, und es blitzt zwar regelmäßig, doch scheint es trocken zu bleiben. Das Meer rauscht wild, und immer wieder erkennen wir Schildkröten, die sich aus den Fluten hinaus in den Strand kämpfen.
Unser Ranger winkt uns herbei, leuchtet mit seiner roten Taschenlampe auf den Boden und dort sehen wir minutenlang einer großen Schildkröte bei der Eiablage zu. Ei um Ei purzelt in das vorher von ihr ausgegrabene Loch, scheinbar ungerührt von unserer Anwesenheit - und auch Titus ist ruhig und guckt fasziniert zu.

Danach beenden wir die Tour, mehr kann man nicht sehen, und wir hatten offenbar riesiges Glück. Euphorisch ist die Stimmung bei der nächtlichen Bootsfahrt zurück in die Unterkunft, ein echtes Erlebnis! Und dank unseres Mittagsschlafes hat Titus gut ausgehalten und liegt nun müde und von den Schildkröten erzählen um 22 Uhr im Bett...

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