14.8.16

La Fortuna / Arenal-Vulkan (12./13.08.2016)

Schon geht unser zweiter Tag am Fuß des Arenal-Vulkans zu Ende. Ich sitze in der schwülen Augusthitze auf der Terrasse unseres kleinen Bungalows, während Blitze fast im Minutentakt den Nachthimmel erleuchten, der Regen von den Blättern der Palmen tropft und die Grillen ohrenbetäubend laut zirpen. Zeit, die letzten beiden Tage Revue passieren zu lassen!

Gestern wurde ich wie immer von Titus geweckt, der aus dem Fenster spähte, und sich dann sein Lieblingslied "Guten Morgen, Sonnenschein" wünschte. Vollkommen zurecht, denn die dicken Wolken waren verschwunden und uns begrüßte strahlender Sonnenschein und blauer Himmel. Wir packen schnell zusammen, beluden unser Auto und fuhren bereits um kurz vor 9 Uhr los. Die etwa 80 km lange Fahrt von Puerto Viejo de Sarapiquì bis nach Fortuna gefiel uns allen sehr gut, dank des schönen Wetters konnten wir ungestört den Anblick der Bergketten und vor allem des perfekt kegelförmigen Vulkans Arenal genießen. Die Straße wand sich kurvig hinauf und hinab, entlang an Kokosnussfeldern und Bananenplantagen,  aus dem Radio dudelten mittelamerikanische Rhythmen und Titus sang und plauderte fröhlich vor sich hin. Nach gut anderthalb Stunden Fahrt machten wir eine kurze Pause auf einem Supermarktparkplatz, denn nur dort gab es Schatten, die Temperaturen lagen inzwischen so hoch, dass sich das Auto in minutenschnelle aufheizte, sobald die Klimaanlage ausgeschaltet war. Weiter ging die Fahrt mitten hinein ins sehr touristische La Fortuna, und nach einigen Irrfahrten gelangten wir endlich zu unserer etwas außerhalb gelegenen Unterkunft, die Villas Eco Arenal.

Gleich beim Aussteigen stolperte ich fast über eine fast handtellergroße Grille oder Heuschrecke, von denen wir dann zig weitere auf dem Rasen und in den Pflanzen entdeckten, und die man zu Titus' großer Begeisterung mit einem leichten Stups dazu bringen konnte, einen großen Sprung zu machen! Unser Zimmer war noch nicht bezugsfertig, und so stiegen wir gleich wieder ins Auto und fuhren ein paar Kilometer weiter zum Vulkan Arenal-Nationalpark und wanderten dort knapp 600 Stufen abwärts zum großen Wasserfall. Titus stapfte tapfer ein ganzes Stück alleine bergab, war aber dann doch froh, sich in die Kraxe auf Normans Rücken setzen zu können. Am Wasserfall und dem dazugehörigen Fluss gibt es zahlreiche Badestellen, und da das Wetter nach wie vor hochsommerlich war, tummelten sich hier wahre Menschenmassen. Trotzdem fanden wir am Ufer eine einigermaßen ruhige Stelle, breiteten unsere Decke aus und verbrachten zwei sehr gemütliche Stunden in dieser wunderschönen Umgebung mitten im Regenwald. Die 600 Stufen mussten dann allerdings wieder emporgestiegen werden, da kamen wir ganz schön ins Schwitzen!

Beim Beziehen unseres Bungalows mussten wir diesen leider sofort wieder fluchtartig verlassen, denn dieser hatte sich tagsüber so aufgeheizt, dass wir drinnen Saunatemperaturen hatten. Also setzten wir uns alle zusammen auf die Terrasse, Titus spielte mit seinen Duplosteinen und war zufrieden, wenn man hin und wieder seine Bauwerke bewunderte.
Inzwischen war ein heftiges Gewitter aufgezogen, es donnerte so laut, dass der kleine Mann schreckliche Angst bekam, und da sein Mittagsschlaf leider ausgefallen war, war er sowieso empfindsamer als sonst und voller Besorgnis. Also brachen wir recht früh zum Abendessen auf, doch bereits die fünf Minuten lange Autofahrt reichte aus, um das Kind in Tiefschlaf zu versetzen. Zwar bekamen wir ihn für den Besuch in der Pizzeria kaum wieder wach, doch nachdem er eine dreiviertel Pizza verspeist hatte, rannte er schon wieder kreuz und quer durch das Lokal und brauchte dann ewig zum Einschlafen...

Sehr gut gelaunt startete die Familie heute dann in den Tag. Beim Frühstück schwirrten Kolibris in den Blüten der Hibiskussträucher herum und auch von den Heuschrecken entdeckten wir wieder zahlreiche Exemplare. Wir packten den Kofferraum, statteten dem Supermarkt noch einen kurzen Besuch ab und fuhren los Richtung Vulkan. Nach etwa 15 km mussten wir Landstraße verlassen und weiter gings über eine Schotterpiste voller Schlaglöcher - "Das ist eine Rumpelstraße", tönte es vom Rücksitz! Endlich erreichten wir den großen Parkplatz der Gondel, dort erstand Norman "für den Preis eines halben Jahresgehalts" (Zitat Ende) Tickets für eine Gondelfahrt und fuhren in luftiger Höhe hinauf. Titus freute sich unbändig und schrie bereits beim Aussteigen oben, dass er "nochmal!" fahren wolle. Zunächst genossen wir aber den tollen Bllick auf den Arenal-See und den Vulkan, der sich (fast) wolkenfrei zeigte, so dass wir den Krater und den daraus aufsteigenden Rauch sehen konnten. Die anderen Fahrgäste der Gondel waren bereits ausgestattet mit Gurten und Seilen und düsten kurz darauf an Seilrutschen zwischen den Baumwipfeln hinab. Wir wählten die kinderfreundlichere Variante und wanderten durch den Regenwald auf einem steilen Pfad bergab. Anfangs drehte Titus noch jedes Blatt um und zupfte an jedem Ast, doch bald entdeckte er seine Wanderfreude wieder und marschierte ohne Murren mehr als 2 Stunden lang den Berg hinunter, freute sich über jeden Wegweiser ("Da ist ein Pfeil, da müssen wir lang!"), die vielen Schmetterlinge, die Hängebrücken und die über uns hinwegschwirrenden Leute an den Seilrutschen.
Ich bin immer noch beeindruckt darüber, wie viel der kleine Mann heute gelaufen ist, Respekt!

Unten am Parkplatz machten wir ein Picknick und Titus verspeiste sehr begeistert unser nicht sehr lukullisches Mittagsmahl: labberiges Vollkorntoastbrot (natürlich ungetoastet) mit Scheiblettenkäse und immerhin Scheiben von frischer Gurke dazu.
Bei der kurzen Fahrt hin zum Vulkan-Observationszentrum schlief der kleine Wandersmann aber bereits nach wenigen Minuten ein, so dass wir dort angekommen erst einmal eine Pause im Restaurant einlegten, Titus auf einem Sofa ablegten und knapp zwei Stündchen mit perfektem Blick auf Vulkankegel und See eine Lesepause einlegten.
Verschwitzt und sehr glücklich schlug Titus dann die Augen auf, kletterte vom Sofa herunter und marschierte sofort wieder los, bereit zum nächsten Spaziergang. Diesmal allerdings nicht ganz so lang, es ging über eine kleine Hängebrücke hinüber zu einem Mini-Museum über den Vulkan-Nationalpark und einen Rundweg durch den Dschungel. Norman entdeckte einige Tukane in den Bäumen, ich fand ein paar Frösche auf dem Weg und Titus, der schon wieder weitgehend alleine und ohne Hilfe die steilsten Stufen hinauf- und hinunterstieg, titulierte die Urwaldriesen als "Brokkolibäume" wegen ihrer dichten Blätter.

Noch eine Banane als Stärkung, und da die Wolken bereits heranzogen, traten wir die Rückfahrt nach La Fortuna an. Auf der "Rumpelstraße" lief uns mal eben ein Weißrüsselnasenbär (was für ein Name!) über den Weg und Norman fuhr fast (?) über eine Schlange. Auf der Landstraße angekommen, herrschte dort dichter Verkehr, am Straßenrand parkten die Autos Stoßstange an Stoßstange, denn auf dieser Strecke sind überall heiße Thermalquellen zu finden. Einige sind nur durch schicke, teure Thermalbäder zu betreten, andere sind aber offenbar frei zugänglich und so liefen überall Menschen in Badebekleidung am Straßenrand herum.

Doch bald passierten wir mehrere parkende Autos, deren Insassen vollständig bekleidet am Straßenrand standen und in die Bäume starrten. Norman fuhr sofort rechts ran, schnappte sich die Kamera und stieg aus - und richtig, ganz oben im Baumwipfel saß offenbar ein Faultier. Da es kaum zu erkennen war, fuhren wir bald weiter, doch schon nach wenigen Minuten bot sich das gleich Szenario noch einmal, und diesmal hatten wir einen ungestörten Blick auf ein sich an einem Ast entlanghangelndes Faultier, das sich sehr fotogen bald nach links, bald nach rechts drehte.
Ganz selig fuhren wir weiter, ein Faultier hatten wir entdeckt, einfach so, am Wegrand! Herrlich! Doch damit nicht genug: kaum hatten wir zurück an unserem Bungalow unsere Schuhe ausgezogen, hörten wir schon wieder Brüllaffen schreien, und diesmal turnte eine ganze Horde davon gleich hinter unserem Häuschen in den Bäumen herum! Laut brüllend natürlich. Die mussten ausgiebig bestaunt werden, und nach einer schnellen Dusche war es schon Zeit fürs Abendessen. Auf dem Weg dorthin tummelten sich zahlreiche Frösche oder Kröten auf der Straße, die wohl die nahende Feuchtigkeit erahnten, schließlich blitzte und donnerte es bereits wieder. Wir schafften es noch trocken bis zum Mexikaner, bevor ein tropischer Regenguss hinunterprasselte. Titus verputzte selbstvergessen eine Riesenportion Pommes - so ein Wandertag macht hungrig!

Nun liegt der kleine Mann im Bett, Norman hat sich gerade eine Dose kaltes Imperial-Bier geöffnet und ich freue mich, dass es hier keine so lästigen Stechmücken wie noch vorgestern in Sarapiquì gibt, sondern hier höchstens mal ein handtellergroßer fliegender Käfer gegen die Wand rumst...

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