24.8.13

Aufbruch! (Askole, 08.08.2013)

153 Kilometer in 9 Stunden - mit dem Auto, wohlgemerkt! Das ist das Ergebnis unserer heutigen Fahrt nach Askole...
Denn um kurz vor 10 Uhr heute morgen betraten ein strahlender Akbar und ein deutlich zufrieden aussehender Kamal das Hotel, riefen: "The bag has arrived - we can leave!", und kaum 10 Minuten spaeter waren wir 6 Trekker, auf zwei Jeeps verteilt, unterwegs. Die Autos mit allem Equipment waren schon am Tag vorher aufgebrochen.
Die ersten 20 km waren recht gemuetlich auf geteerter Strasse, auch wenn anscheinend der Ramadan fast vorbei ist, und die meisten sich auf grosse Familien-Feierlichkeiten vorbereiten. In Skardu war dementsprechend wildes Getuemmel auf den Strassen, an den Staenden etc., und wo man hinschaut: nur Maenner.
Als wir den Indus ueberqueren und hinter uns lassen, ist buchstaeblich "Ende der Ausbaustrecke". Nun folgen fuer die naechsten 8 Stunden Schotterpisten, Sandduenen, Bachlaeufe, alles entlang des Shigar-Flusses, und zum Teil ganz schoen ausgesetzt. Wir rumpeln so gemuetlich, oft im Schritttempo, dahin, werden ordentlich durchgeschuettelt, es ist heiss und staubig, nur unterbrochen von einem Reifenwechsel (der in Rekordzeit durchgefuehrt wird) und diversen Polizei-Kontrollposten.
Einer der Wachhabenden sagt beim Blick in den Jeep zu mir: "You look like  Pakistani!", ohne das weiter auszufuehren.
Immer tiefer fahren wir ins Gebirge, es ist karg, oben spitzeln die Gletscher durch, und trotz der staubigen, felsigen Landschaft ist die Luft erstaunlich klar.
Zu Mittag halten wir an einer "Raststaette" (also einer Holzhuette mit Garten) und erfahren dort, dass die vor uns durchreisenden Trekkinggruppen fast alles aufgegessen haben. Trotzdem zaubert man noch schnell Omeletts und Naan-Brote fuer uns, waehrenddessen werden wir von zig kleinen Buben bestaunt und angegrinst. Viele Kinder sind hier unterwegs zu sehen, beim Kuehe-Hueten, Heu wenden, baden, aber immer nur Jungs - wo verstecken die nur all die Maedchen und Frauen?
Die Maenner jedenfalls sind sehr schoen anzusehen, mit ihren dichten, oft gar nicht so dunklen Haaren und ihrem erstaunlich hellen Teint. Viele haben braune oder gar blaue Augen, wo das wohl herkommen mag?
Bei der Weiterfahrt am Nachmittag - noch liegen knapp 40 km vor uns - wird der Weg deutlich wilder, und an zwei Stellen ist der dann auch ganz zu Ende: Erdrutsche! Also laden wir uns das Gepaeck auf und marschieren zu Fuss weiter, auf der anderen Seite stehen wunderbarerweise immer schon neue Autos bereit, und so kann die Fahrt weitergehen.
Hin und wieder ueberqueren wir den Fluss, auf freischwingenden Holzbruecken mit zum Teil reifengrossen Loechern in den Planken und einer Breite, bei der unser Fahrer schon ganz genau links und rechts gucken muss. Fuer mich heisst das: nur nicht rausgucken auf die tosenden Wassermassen unter uns.
Gegen 18 Uhr ist dann, 8 km vor dem Ziel, wirklich Schluss: ein herabstuerzender Gebirgsbach hat einen Teil der "Strasse" ueberspuelt, ein Durchkommen durch die sprudelnden Fluten, in denen massenhaft Geroell talwaerts gespuelt wird, scheint nicht moeglich. Die Pakistanis stehen bis zur Huefte im eiskalten Wasser und versuchen, den Weg zu ertasten, und werden dabei in ihren rutschigen Schlaeppchen schier den Hang hinunter gespuelt. Wir machen uns schon auf eine Ueberquerung zu Fuss (und nasse Schuhe) gefasst, als wir doch wieder in einen der Jeeps beordert werden - man wolle es wagen. Mir ist ein bisschen flau, v.a. weil wir nun auf der Ladeflaeche stehen und uns schon innerlich aufs Abspringen gefasst machen, sollte der Wagen abrutschen oder kippen. Doch mit viel Schwung klappt es tatsaechlich, wir sind drueben - alle jubeln, und die Erleichterung bei den Pakistanis laesst erahnen, dass sie sich auch nicht hunderprozentig sicher waren...
So langsam geht die Sonne unter und taucht die 5000er ringsum in rotgoldenes Licht. Zu guter Letzt - wir stehen immer noch auf der Ladeflaeche und lassen uns durchschaukeln - haengt das Auto noch im Matsch fest, es muss geschoben, geschaufelt und gezetert werden. Unser Guide Akbar, dessen Salwar Kamiz noch klatschnass vom Flussabenteuer ist, zittert besorgniserregend. Endlich kommt der Wagen frei, und kurz darauf ist das Ende der Fahrtstrecke erreicht, nun folgt nur noch ein 30-minuetiger Fussmarsch, bis wir endlich Askole auf gut 3.000 m und unser Zeltlager erreichen.
Es ist fast dunkel, als wir um halb acht da sind, zum Glueck stehen die Zelte schon, und aus dem Essenszelt toent es kurz darauf: "Tea is ready!". Also finden wir uns zur Teestunde ein, danach folgt das Abendessen (wofuer wohl eines der vorhin noch froehlich zwischen den Toepfen umherlaufendes Huhn dran glauben musste - fuer mich gibts Gemuese) und ein kurzes Update zum morgigen Tag. Die Fahrt war anstrengend, alle Muskeln schmerzen und so verabschieden wir uns frueh in die Zelte.

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