24.8.13

Nasskalt (Goro II, 14.08.2013)

Alles Hoffen war vergebens, nachts faengt der Regen wieder an, und so ist die Stimmung beim Fruehstueck nch einer kalten, ungemuetlichen Nacht, eher mau. Wir beschliessen dennoch einstimmig, zur naechsten Etappe aufzubrechen, keiner hat Lust, noch laenger in den undichten Zelten herumzusitzen, beim Gehen wird's wenigstens warm. Also brechen wir, gut verpackt in Regenkleidung, um 8 Uhr auf. Schweigend marschieren wir hintereinander, Akbar vorneweg, ueber den Gletscher, ein Weg ist nicht zu erkennen, hin und her geht es ueber hoch aufgetuermte Huegel, wir huepfen ueber Eisbaeche, springen ueber kleine Spalten und rutschen auf der duennen Geroellschicht, die das blanke Eis bedeckt. Es regnet dabei ununterbrochen, und ebenso stoisch laufen wir knapp 6 Stunden ueber diesen immer gleich aussehenden Gletscher, der nicht aufzuhoeren scheint.
Die Wolken haengen so tief, dass von den umliegenden Gipfeln (Masherbrum!) nichts zu sehen ist. Fuer laengere Pausen ist es viel zu ungemuetlich, irgendwann sind Handschuhe, Hose, Schuhe etc. durchweicht, als wir endlich um kurz nach 13 Uhr das Camp Goro II (4.300 m), wo wir praktisch alleine sind, erreichen.
Gemeinsam mit uns kommen Packpferde und Traeger an, das Kuechenzelt steht schnell, und kurz darauf schmeissen die Koeche den Benzinkocher mit den zwei Platten an, um ein wenig einzuheizen. Alle draengen sich daraufhin darum, pitschnass und zitternd, vor allem die Pakistanis in ihren unzureichenden Klamotten. Allen voran die beiden Teenager-Jungs, die wohl gerade "angelernt" werden, tun uns leid, wie sie da schlotternd und tropfend sitzen und klaeglich dreinschauen.
Schnell ist Teewasser und Nudelsuppe fertig, wir teilen mit unsere Begleitern, die dringend Waerme brauchen koennen.
Den restlichen Nachmittag verbringen wir damit, Kleidungsstuecke und Schlafsaecke ueber dem Kocher zu trocknen, ganz, ganz langsam entweicht die Feuchtigkeit, und wir stellen regelrechte Produktvergleiche an, welche Jackenmarke denn nun am nassesten bzw. trockensten ist.
Als unsere kleinen Zelte aufgebaut sind, stellt man eine Gaslampe zum Austrocknen und Aufwaermen rein, das funktioniert ein bisschen, doch die Pfuetzen und feuchten Isomatten bleiben. Es hat etwa 5 Grad draussen, und der gemuetlichste Ort bleibt nach wie vor das Kuechenzelt, also setzen wir uns dort auf die Matten, schauen beim Kochen zu und trinken heissen Tee. Endlich kommen wir so mit den Begleitern naeher in Kontakt, es werden Geschichten erzaehlt und gelacht. "Chakir hats schwer", erzaehlt Akbar, waehrend er sich eine Zigarette am Benzinkocher anzuendet. "Seine erste Frau in Karachi bekam Zwillinge - zwei Maedchen! Daraufhin nahm er sich eine Zweitfrau, die ihm auch eine Tochter schenkte, inschallah! Jetzt hat er keine Lust auf Kinder" - denn allein die Verheiratung der drei Maedchen wird ein Vermoegen kosten, sind doch bei Hochzeiten bis zu 1.000 Gaeste zu erwarten und zu verkoestigen. "Wie ist das bei Euch?" - mit solchen Gespraechen vergeht der Nachmittag schnell.
Das Abendessen ist lecker, aber wir haben nicht viel Sitzfleisch, da die Stuehle nach wie vor nass und kalt sind, doch wenigstens gibt es heute heisses Wasser in die Trinkflaschen, die kommen in den Schlafsack und machen schoen warme Fuesse. Der Regen haelt an, das nervt, weil auch die Rucksaecke und deren Inhalt langsam feucht werden.
Ich fuerchte mich vor einer noch lange nicht letzten kalten, nassen und harten Nacht, so ein Urlaub in der Sonne waere auch schoen, denke ich, denn Camping bei Kaelte und Naesse behagt mir gar nicht. Und nun entschaedigt nicht einmal die Umgebung fuer diese Strapazen, denn die Wolken haengen so tief, dass man die hohen Berge nur durch das Grollen der Hin und Wieder abgehenden Lawinen erahnen kann...

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