31.8.13

Wüstensonne (Doha, 24.08.2013)

Die "paar Stündchen" Schlaf waren wörtlich gemeint, diesmal klingelt der Wecker bereits um 1 Uhr wieder, nach einer eher unergiebigen Dusche (aus der nur ein winziger Wasserstrahl kommt - Entkalken scheint hier nicht üblich zu sein) steht kurz darauf schon ein Taxi bereit. Groß ist die Überraschung, als unser Fahrer, der uns von Skardu hierher chauffiert hat, wieder vor uns steht - der ältere Herr hat wohl auch keinen Erholungsschlaf abbekommen. Schweigend bringt er uns durchs so gar nicht nachtschlafende Islamabad zum Flughafen, dort herrscht tatsächlich um diese Zeit schon ein riesiges Chaos. Kamal hat uns noch gedrängt, mindestens drei Stunden vor Abflug da zu sein, das hielt ich für leicht übertrieben. Nachdem wir aber bereits vor dem Flughafengebäude eine Stunde in einer unübersichtlichen Schlange stehen, deren Unordnung durch kinderreiche muslimische Familien mit ungezählten Gepäckstücken und diversen sich wahllos dazwischen drängelnden, verabschiedenden Verwandten noch vergrößert wird, bin ich froh über unseren Zeitpuffer.
Bereits jetzt ist es sehr heiß, alles schwitzt und ist sichtlich genervt, und der Unmut entlädt sich tatsächlich in einer waschechten Schlägerei zweier bieder aussehender, dickbäuchiger Familienväter, die sich gegenseitig der Drängelei bezichtigen.
Endlich, nach zig Pass- und Sicherheitskontrollen, bei denen ich mein Durchkommen immer sehr mit dem Hinweis auf meinen "husband" beschleunige (der Mann muss hier halt alles richten), stehen wir endlich am Check In-Schalter. Allerdings auch hier: Chaos, denn das Gepäckbeförderungsband funktioniert sichtlich nicht, und so wird nach längerer Diskussion sämtliche Gepäck aller Reisenden kurzerhand in einer Ecke der Halle gestapelt. Na, da bin ich ja gespannt, ob wir schon wieder ohne Gepäck bei der Landung dastehen!
Wir haben nun gerade noch Zeit für einen Abstecher auf der Toilette - bei mir liegt dort das Putzpersonal am Boden, schläft und reagiert auf die Störung recht ungehalten, außerdem sind deutlich erkennbare Schuhabdrücke auf der Klobrille der "western toilet" (die Damen stehen wohl auch hier konsequenterweise lieber, als dass sie sich hinsetzen) - und schon geht's ans Einsteigen. Wir waren also keine Sekunde zu früh da, und fallen erleichtert in die Sitze.
Als wir in Doha (Qatar) landen, verkündet der Pilot bereits jetzt, um kurz vor sechs Uhr morgens, 33 Grad Außentemperatur. Im Bus zwischen den Terminals verabschieden Norman und ich uns in aller Kürze (umarmt und geküsst werden darf hier in der Öffentlichkeit ja eh nicht), für ihn geht gleich der Anschlussflug nach München, ich habe 14 Stunden Aufenthalt bis zu meiner Weiterreise nach Indien und möchte die Zeit für eine kleine Stadtbesichtigung nutzen.
Bei den Scheichs ist man bestens organisiert, schnell habe ich ein Visum und qatarische Rial und sitze in einem Taxi, von dem ich mich zum äußersten Ende der "Corniche" (also der Strandpromenade) bringen lasse. Mein Plan, zu Fuß dann genau diese 8 km lange Promenade zurückzuschlendern und dann Richtung Altstadt und Souk abzubiegen, ist theoretisch gut. Praktisch bin ich nach den knapp 2 Stunden gegrillt, es ist jetzt, um 9 Uhr, unfassbar heiß, weit über 40 Grad, und trotzdem joggen ein paar Wahnsinnige an mir vorbei, während ich alle 500 m im dürftigen Schatten einer liebevoll bewässerten Palme ausruhe. 
Die Skyline ist beeindruckend, doch der Rest der Stadt ist eine einzige große Baustelle, das ist nicht schön, und ich habe Mitleid mit den meist afrikanischen und philippinischen Bauarbeitern, die hier ackern müssen.
Endlich finde ich den Souk und bin fast wieder versöhnt, schön ist der, ähnlich wie der in Istanbul in einer weit verzweigten Halle gelegen, die zum einen schön restauriert und zum anderen recht kühl ist. Erstaunlicherweise lässt man mich hier vollkommen in Ruhe beim Herumstreunern. Schnell finde ich in einer Seitengasse ein wirklich hübsches Café, in dem ich bei Eiskaffee und Klimaanlage viel länger verweile als geplant.
Gegen Mittag trenne ich mich dann doch, will zu einem Internetcafé, das laut Stadtplan höchstens 1 km entfernt sein muss - nach zweimal wegen einer Baustelle einen Umweg gehen und ständiger Suche nach Straßennamen bin ich nach einer Viertelstunde patschnass geschwitzt, außer mir sind auch keine weiteren Fußgänger unterwegs. Also halte ich ein Taxi an, ein junger Kenianer sitzt am Steuer, er freut sich über meinen beschränkten Swahili-Wortschatz, und gemeinsam machen wir uns nun dran, ein Internetcafé ausfindig zu machen. Er fährt mich eine ganze Weile kreuz und quer durch die Stadt, hält zigmal an, um in Geschäften und bei Passanten nachzufragen, sein Ehrgeiz ist gepackt. Endlich ist er erfolgreich, und dann überlässt er es mir, den Fahrpreis zu bestimmen. Als ich mich ziere, nennt er einen lächerlichen Betrag, als dank lege ich noch was drauf und verschwinde für drei Stunden am PC. Die Zeit dort vergeht wie im Flug, auch dort will man nur einen Centbetrag von mir, obwohl Doha sonst ein teures Pflaster ist.
Am späten Nachmittag lasse ich mich zurück zum Flughafen fahren, der geplante Museumsbesuch fällt aus, ich habe keine Lust auf einen erneuten Marsch durch diese mörderische Wüstenhitze. Stattdessen sitze ich im Pulli im tiefgekühlten Terminal, trinke Eiskaffee, lese, schlafe, sprühe mich mit Parfum voll (und bin begeistert, wie gut ich nach wochenlang nur - wenn überhaupt - Wasser und Seife rieche), so vergeht die Zeit bis zum Abflug nach Thiruvanathapuram schnell.
Beim Einsteigen ärgere ich mich kurz mal wieder über die Eigenart der Inder, einem immer viel zu nah auf die Pelle zu rücken, sowas wie einen individuellen Sicherheitsabstand kennen sie nicht, außerdem wird Drängeln ganz großgeschrieben, Höflichkeit ist da eher selten. Aber ich bin ja selbst schuld, habe ich mir diesen Ausflug doch selbst ausgesucht, also schmunzle ich lieber und verschlafe den Flug...

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