24.8.13

Wasserspiele (Payu, 10.08.2013)

Dank Elektrolyte-Droehnung gehts mir heute schon deutlich besser, nach einem schnellen Fruehstueck brechen wir bereits um kurz nach 6 Uhr auf und geniessen die noch sehr angenehmen Temperaturen. Wir marschieren knapp vier Stunden lang entlang des Braldu-Flusses, immer auf und ab am Ufer, mit viel Sand, auf dem es sich sehr anstrengend geht. Irgendwann schafft es dich Sonne ueber die Gipfel im Osten, und schon ist es wieder heiss. Die Luft ist durch Sand und Staub in der Luft so trocken, dass man kaum schwitzt, dafuer muss staendig irgendwer niesen.
Um kurz nach 10 Uhr erreichen wir den heutigen "Lunch"-Stop, einen Campingplatz mitten in einer schattenlosen Ebene. Nur ein einfaches Steinhaeuschen steht mittendrin, dort wohnt zu Jagdzeiten (Steinboecke!) winters und sommers ein zahnloser, baertiger Alter, der uns inzwischen fast gar gekochte Touris zu sich in die Behausung bittet, zum Essen duerfen wir gar auf seinem Lager Platz nehmen. Duster ist es hier drinnen, und nicht sehr komfortabel, aber deutlich kuehler als draussen.
Nach Suppe, Keksen und Tee marschieren wir weiter, und muessen in dert trockenen Luft regelmaessige Trinkpausen einlegen. Es sieht aus wie im Death Valley: karge Steinformationen, ausser ein paar aermlichen Grasbuescheln weit und breit kein Gewaechs und kein Schatten und ueber 40 Grad - wenn da nicht die Fuenf- und Sechstausender mit ihren schneebedeckten Gipfeln waeren!
Kurz nachdem die Sonne ihren Zenith ueberschritten hat, stehen wir einem etwa 20 m breiten Fluss, den es zu ueberqueren gilt. Unsere Traeger stehen schon verteilt mittendrin und haben ein Seil von einem Ufer zum anderen gespannt. Also: Schuhe ausziehen (Akbar empfiehlt, die Socken anzubehalten), alles wasserdicht verpacken, und dann wage ich mich hinein. Die Stroemung ist immens, aber dank des Seils, der dagegenhaltenden Traeger und der erstaunlich rutschfesten Socken habe ich einigermassen Halt. Das Wasser ist etwa oberschenkeltief und fast eiskalt. Etwa aber der Haelfte habe ich kein Gefuehl mehr in den Fuessen, und die armen Pakistanis muessen da solange drin stehen, bis wir alle durch sind. Drueben angekommen, bohre ich die tiefgekuehlten Fuesse in den heissen Sand, und mit frischen, trockenen Socken gehts auf zur letzten Etappe.
Am Fuss des Baltoro-Gletschers finden wir uns gegen 15 Uhr beim schoen ein ganzes Stueck oberhalb des Ufers gelegenen Campingplatz Payu ein. Die Traeger sind total erledigt, der Weg war weit und es war heiss, also eine sehr anstrengende Etappe, auch wenn wir "nur" auf 3.400 m gelaufen sind. Einer fragt uns sogar kurz vor dem Ziel, ob wir ihm zu trinken geben koennen, da druecke ich ihm gleich noch einen Traubenzucker zur Staerkung in die Hand. Kurz erwaegen wir ein Bad im Fluss, als wir aber feststellen, dass darin Eisbloecke schwimmen, wird die Idee wieder verworfen.
Bei der Ankunft hat unser Kuechenteam bereits Teewasser aufgesetzt, und so koennen wir in Ruhe die Ankunft der Traeger, der Maultiere, der Ziegen und Huehner beobachten, letztere sind als Proviant dabei. Es gehen Geruechte um, dass es hier eine Dusche geben soll, in Wahrheit ist es ein Schlauch mit Gletscherwasser mitten am Hang, also wieder nur Katzenwaesche, neugierig beaeugt von den Maultieren, dafuer aber grandiosen Ausblick auf die umliegenden Gletscher.
Beim Abendessen hoeren wir schon laute Gesaenge draussen, Akbar erklaert uns, dass die Einheimischen an diesem Camp abends immer feiern, denn morgen ist Ruhetag, also frei. Wir setzen uns dazu in den Kreis der singenden, klatschenden und auf Packkisten trommelnden Pakistanis, die irgendwann auch noch anfangen, in der Mitte zu tanzen, und jeden Trekker dazuholen, der sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen kann. Mir ist nicht nach tanzen, aber die rhythmischen, endlosen Gesaenge gehen schon unter die Haut, dazu all die froehlichen Gesichter, der Sternenhimmel - schoen ist das! Jeder zweite der Traeger erzaehlt, wenn er hoert, dass wir aus Deutschland sind, dass der die "Huberbuam" kennt, die 2011 hier die Trango Towers erklettert haben (die man von hier aus sieht) und offenbar einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.
Um 22 Uhr ist die Party zu Ende, wir hangeln uns zu den Klohaeuschen, die recht abschuessig am Hang stehen, und kriechen ins Zelt - morgen ist Ausschlafen angesagt!

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