15.9.11

Fishermen and Honeycollectors (08.09.2011)

Sehr frueh, ich glaube, es ist kurz nach 6 Uhr, kommt Leben ins Schif, es wird rumort, aber wur haben eh ausgeschlafen und lungern faul auf unseren Betten herum. Eine nette Inderin (keine Ahnung, wo die auf einmal herkommt), bringt uns Chai, und um 7 Uh wird der Anker gelichtet. Wir fahren los zum Museum des Sundarbans Tiger Reserve auf der Nachbarinsel. Ganz indianlike versuchen wir dort unser Glueck in Flipflops, werden aber auf dem vollgeregneten, glitschigen Boden belehrt, dass das wohl fuer uns ungeuebte Europaer nix ist.
Im Museum gibts nun wirklich nicht viel zu sehen, ein paar Fotos von Tieren und Pflanzen, die im Reservat heimisch sind, draussen gibts noch ein paar Teiche mit angeblich Tieren drin, ausser einem kleinen Krokodil ist aber auch von dort nichts Nennenswertes zu berichten. Ach doch: eine giftige Schlange kriecht ueber den Weg, aber das scheint ausser uns niemanden zu kuemmern.
Fuer den gesamten Tag haben wir als Begleiter einen offiziellen Nationalpark-Guide mit dabei, er kommt mit uns zurueck aufs Boot, und im Folgenden schippern wir die naechsten 8 Stunden lang durch die Kanaele und verbringen die Zeit mit der Suche nach Tieren in den Mangrovenwaeldern auf den Inseln rundherum.
Unterbrocen wird das Ganze durch regelmaessige Nahrungszufuhr, zum Fruehstueck gibt es fettiges Brot mit Kartoffelcurry, dazwischen immer wieder heissen Chai, zum Mittag ein Dal,...
Wir lassen uns von der immer gleich aussehenden Landschaft (Matschfarben) einlullen, lesen, schreiben (unser Fuehrer fragt sogar, ob wir "famous writers" seien, weil wir alle emsig in unsere Notizbuecher schreiben), doesen, ratschen, waehrend die Inder an Bord angestrengt das Ufer im Auge behalten.
Wir sehen ein paar Eis- und andere Voegel, ein paar Krokodile, die farblich kaum vom Uferschlamm und vom braunen Wasser zu unterscheiden sind. Am meisten Begeisterung rufen die Rehe und Hirsche hervor, die recht oft in den Waeldern beim Fressen zu sehen sind, die Inder brechen jedes Mal in Hektik aus, das Boot wird gewendet, alle schreien und zeigen und gestikulieren, wir gucken pflichtschulig interessiert - und bringen es nicht uebers Herz, ihnen zu gestehen, dass Damwild auch in Deutschland heimisch und gar nicht so selten ist...
Der "offizielle" Fuehrer des Reservats erzaehlt mir, dass wir auslaendischen Gaeste ja alle so wahnsinnig wohlerzogen seien und niemals leere Plastikflaschen oder anderen Muell ueber Bord ins Wasser werfen wuerden, ganz im Gegensatz zu den indischen Besuchern, die das gar nicht einsehen koennten. Und dabei mache ich mir die ganze Zeit schon Sorgen darueber, dass unsere beiden Toiletten an bord direkt und ohne Umweg ins Brackwasser unter uns abgelassen werden, und das mitten in einem bewohnten Naturschutzgebiet. Sehr lecker.
Er berichtet mehrfach, dass die Menschen hier auf den Inseln vornehmlich "Fishermen" und "Honeycollectors" (ein aeusserst gefaehrlicher Beruf, da diese Maenner haeufig Opfer von Tigerangriffen werden) seien, und wir fragen uns, warum noch keiner die Imkerei erfunden hat.
Zwischendurch machen wir einen kurzen "Landausflug" ueber einen mit Zaeunen rundum gesicherten Weg, doch auch hier laesst sich kein Tiger blicken, nur lustige, einarmige rote Krabben und wieder ein paar Rehe.
Ab nachmittags beginnt es zu regnen, teilweise richtig heftig, und es hoert auch bis in die Nacht hinein nicht mehr auf. Unterm Dach auf dem Deck mit den Kissen am Boden ist es trotzdem sehr gemuetlich, und so verweigern wir auch einen weiteren Landgang zu einem Aussichtsturm, denn es schuettet in dem Moment wie aus Eimern, und auch die Tiere verstecken sich bei dem Wetter.
Um 17 Uhr ist die Rundfahrt beendet, wir legen an, steigen aus und marschieren entlang mit zahnlosem Mund grinsender Inselbewohner und Kindern, die selbstvergessen mit einem sehr kaputten Ball spielen, zum Guest House. Dort gibts eine dringend noetige Dusche, nach dem Tag und der Nacht an Bord klebt alles. Leider ist die Temperatur und die Schwuele an Land deutlich hoeher, so dass man eigentlich direkt nach dem Abduschen schon wieder verschwitzt ist.
Also schnell zurueck aufs Boot, wir kaufen noch Biernachschub und machens uns alle an wieder an Deck gemuetlich. Nitschi und ich lesen mit Stirnlampe, umschwirrt von Faltern und Kaefern, die Englaender spielen mit Mara und AJ Karten. Irgendwann regnet es so heftig, dass wir alle in die Kabine des Steuermanns umziehen muessen, dort gibt es Abendessen (Curry und Chapattis, die Pickles sind aus einem Gemuese, das ich noch nie vorher gesehen habe), und wir ratschen.
Endlich koennen wir im Gespraech mit dem 19jaehrign AJ die Fragen klaeren, die uns schon so lange auf der Seele brennen:
Warum tragen alle maennlichen Inder einen Schnurrbart??? Laut AJ schient das wohl ein Zeichen zu sein, dass man nun ein Mann ist, nur die ganz hippen Grossstaedter und Bollywoodstars verweigern sich dieser Tradition. Gut, das erklaert so einiges, die Moustache-Dichte ist hier wirklich sehr auffaellig.
Wir bekommen auch alle gewuenschten Infos zum Paan-/Betelnusskauen, es wird viel gelacht und auch die 2. Flasche Bier ist flugs geleert.
Gegen 21 Uhr gehts in die Kojen, das Schiff hat nicht wegen des Biers Schieflage, sondern inzwischen ist Ebbe und es liegt auf Grund...

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