5.9.11

Pornotempel und Pool (02.09.2011)

Um kurz vor 6 beende ich die Nachtruhe, mache schnell eine Katzenwaesche im Klo auf dem Gang (was gar nicht so einfach ist, denn der Zug ruckelt beim Fahren schon sehr, man muss aufpassen, sich nicht die Zahnbuerste aus versehen in die Backe zum rammen), und behalte dann die Haltestellen im Auge. Und richtig, wir erreichen Khajuraho tatsaechlich 35 Minuten VOR der offiziellen Ankunftszeit! Nitschi ist gerade erst aufgewacht, als wir ganz schnell ausssteigen muessen, und daher ein wenig desorientiert.
Draussen geht gerade erst die Sonne auf, ringsum ist es deutlich huegeliger und auch gruener als in Delhi oder Agra. Wir feilschen mal wieder mit den Rikschafahrern, wehren die Hotelschlepper ab und lassen uns in die "Innenstadt" bringen. Dort ist zu dieser fruehen Stunde leider noch fast alles geschlossen. Stattdessen wird uns alle paar Meter ein Zimmer in einem Hostel angeboten. Endlich finden wir ein offenes Restaurant, der verschlafene Angestellte schafft es, uns nach und nach schlechten Kaffee (den wir mit eigenem Instantpulver aufhuebschen muessen), halbwegs gutes Ruehrei und Toast mit angeschimmeltem Rand zu bringen.
Nach dem Fruehstueck duerfen wir unser Gepaeck in einem Cafe einschliessen, und dann betreten wir die beruehmte Tempelanlage.
Es ist kaum was los, und so nehmen wir uns gut 2 Stunden Zeit, die vielen Tempel mit den unfassbar detailliert gearbeiteten Skulpturen aussen zu betrachten. Wir amuesieren uns natuerlich sehr ueber die ueberaus akrobatischen Kamasutra-Darstellungen, finden auch den Mann, der sein Pferd ueber alles liebt, und freuen uns ueber die angenehmen Temperaturen (bewoelkt, windig, bei vielleicht 25 Grad). Die ganze Anlage ist extrem gepflegt, ueberall arbeiten Gaertner am perfekten Rasen und den wunderschoenen Hibiskus- und Rhododendron-Bueschen.
Nach unserer Besichtigung, es ist erst 10 Uhr, gibts Cappucchino und Lassi, und dann kommt irgendwie die Idee des Tages auf: Mara liest im Reisefuehrer, dass man gegen Zahlung von umgerechnet 5 Euro den Pool im Radisson Hotel benutzen darf. Wir sind begeistert, das machen wir, schliesslich muessen wir ja wieder den ganzen Tag vertroedeln. Wir handeln beinhart mit den Rikschafahrern, versorgen uns mit Wasser und Knabberkram, und wenige Minuten spaeter stehen wir vor der Rezeption des Hotels.
Trotz unseres etwas abgerissenen Auesseren ist man ueberaus freundlich, selbstverstaendlich duerfen wir an den Pool, bekommen Liegen und Handtuecher, in den Duschen stehen Shampoo und Duschgel bereit, und mit einem seligen Grinsen huepfen wir ins Nass. Wie die Kinder erfreuen wir uns die naechsten 5, 6 Stunden an unserem dekadenten Herumliegen am Pool, in dem viele winzige Froesche wohnen, an der Sonne, am Cocktail, den wir uns goennen (jaja, bei den Rikschas feilschen wir wie die Marktweiber um 10 Rupien, leisten uns dann aber einen suendteuren Cocktails fuer 450 Rupien) - es ist herrlich!
Wir lesen, schwimmen, machen Fotos, doesen, und trennen uns gegen 18 Uhr nur schweren Herzens und nach einer ausgiebigen Dusche. Die Rikschafahrer draussen nennen unverschaemt hohe Preise, wir bleiben hart und machen Anstalten, die 2 km zu Fuss zurueck in die Stadt zu gehen. Endlich, schon nach dem 1. Kreisverkehr knickt wieder einmal einer ein, zum Glueck, denn just in diesem Moment beginnt es heftigst zu regnen.
Zurueck in Kharjuaho City versuchen wir uns am Abendessen, haben aber alle nicht so recht Hunger, fuer mich gibts nur eine halbe Gemuesesuppe, mir ist nicht nach Essen, ich krieg nix runter und mir ist schlecht. Ausserdem sind wir Opfer fieser Mueckenangriffe.
Im stickigen Internetcafe vertun wir noch ein wenig Ziet, gegen halb 10 lassen wir uns wieder nach aeusserst zaehen Verhandlungen zum Bahnhof fahren. An der Rikscha scheint der Auspuff kaputt zu sein, es ist ohrenbetaeubend laut, trotzdem versucht sich der Fahrer in Konversation, muss aber aufgeben.
Ich wuesste gerne, wie oft wir heute im Lauf des Tages gefragt wurden, ob wir ein Hostelzimmer oder eine Rikscha brauchen und wo wir jetzt gerade hingehen. Es ist nervig, ausser einem knappen "No!" lassen wir uns kaum auf Gespraeche ein.
Am Bahnhof vergehen die eineinhalb Stunden Wartezeit erstaunlich schnell, wir ratschen, waehrend um uns die indischen Grossfamilien auf dem harten Steinboden liegen und schlafen. Es regnet immer noch, das ist also endlich mal ein wenig Monsun-Feeling.
Als der Zug um kurz nach 23 Uhr einfaehrt, finden wir schnell unsere Plaetze, drei Betten uebereinander, und richten uns fuer die Nacht ein. Ich schaffe es sogar, die Fenster zu schliessen, der nasse Boden verraet naemlich, dass es ziemlich reinregnet, wenn die offen sind.
Die Nacht ist erstaunlich gemuetlich, es ist angenehm temperiert, und dank Oropax koennen wir alle drei richtig viel schlafen - trotz lauter Grossfamilie, die irgendwann mitten in der Nacht ohne Ruecksicht auf Verluste das Abteil stuermt.

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