28.9.11

Heimreise mit Hindernissen (18./19.09.2011)

Nach dem lustigen Abend vorher schlafen wir tief und fest bis halb acht, dann gestaltet sich leider das Duschen als etwas schwierig, da die einzige Dusche auf dem gesamten Stockwerk in Dauerbenutzung ist und man sich buchstäblich einreihen muss. Irgendwann ist aber auch das geschafft, und für die quasi letzte Mahlzeit wählen wir wieder das "indische Frühstück". Heute, am Sonntag, gibts Idlis mit Dip und ein scharfes Curry mit frittierten Quarkkringeln, wie gewohnt fettig und würzig, da hat man länger was davon. In der "Mumbai Times", die wir während des Frühstücks durchblättern, ist ein Foto vom "german beer festival" drin, mit zünftigen Mädels in Tracht. So langsam holt uns also die Heimat auch hier ein. Schnell ist fertig gepackt, im Rucksack ist immer noch Platz.
Wir verabschieden uns unten auf der Straße herzlich von Mara, die noch ein paar Tage in Indien bleibt, und die uns mit einem Taschentuch (oder sollte es etwa Klopapier sein?) im Taxi hinterherwinkt, als wir Richtung Flughafen aufbrechen. Diesmal konnten wir den Fahrer überzeugen, dass das Gepäck auf der Rückbank besser aufgehoben ist, als auf dem Dach des Kleinwagens. Besagter Fahrer rast dann leider wie ein Verrückter durch die leeren Straßen, es bleibt kaum Zeit, letzte Eindrücke der Stadt aufzunehmen. Im Eiltempo gehts vorbei an den Slums, aber leider so schnell, dass man das Gesehene überhaupt nicht verarbeiten kann.
Gegen halb zehn treffen wir am Flughafen ein, Nitschi wird vom Uniformierten am Eingang aufgehalten, der sich eine Weile über ihren "komischen" Nachnamen lustig macht, bevor er sie zum Check-In lässt. Ich muss mir dort von Nitschi noch 6 Rupien (= 10 Cent) borgen, denn die Flughafengebühr ist noch zu entrichten, und ich habe noch genau 252 Rupien in der Tasche, freue mich schon, dass ich so mein letztes indisches Geld loswerde, doch leider kostet die Gebühr 258 Rupien. Mist.
Beim Security Check interessiert sich wieder einmal niemand für unsere volle Wasserflasche im Rucksack, dahingegen wird die Geldkatze (= der Umschnallbauch) aufs Genaueste untersucht. Leider fällt mir in der sterilen Atmosphäre des Flughafens auf, dass das Ding nach den vielen Wochen Körperkontakt und Geldkontamination leider extrem unangenehm riecht, aber die Sicherheitsangestellte zeigt sich unbeeindruckt.
Wir investieren Nitschis letzte Rupien in Kaffee und Tee und Muffins in einem Café bei den Gates, unsere Geduld wird noch einmal auf die Probe gestellt, denn der Angestellte ist der wohl langsamste Mensch der Welt, und so bleibt gar nicht mehr viel Zeit, bevor Nitschi in den Flieger steigt. Der Plan ist, dass wir uns in London-Heathrow am Flughafen wieder treffen, denn ab dort fliegen wir gemeinsam nach München. Also verabschieden wir uns nur kurz, und schon ist sie weg.
Ich habe noch Zeit, meine Maschine soll etwas später starten, aber dann kommt alles anders. Der Abflug verzögert sich wegen "technischer" Probleme um gut 1 Stunde, mir ist klar: das wird verdammt knapp in London. Und richtig, als wir endlich, nach stundenlangem Rumstehen und der Erkenntnis, dass der Inder jetzt nicht der bestorganisierteste Mensch der Welt ist, in der Luft sind, sehe ich mich die Nacht in London verbringen. Egal, mit Rotwein und Filmen gehen auch die 8 Stunden Flug rum, übrigens ist man als Vegetarier auch an Bord gut dran, denn man bekommt das Essen immer als erstes!
Die Stewardess bietet mir noch an, mich nach der Landung in London als erstes Aussteigen zu lassen, und rät mir, so schnell zu rennen wie möglich, doch leider ist die Maschine Richtung München tatsächlich schon weg. Eine kurze SMS an Nitschi, die wohl noch versucht hat, das Bodenpersonal zum Warten zu überreden, und ein Anruf an Norman - leider kann ich erst auf ein Flugzeug am nächsten Mittag umgebucht werden.
Bei der British Airways bekomme ich also ein neues Ticket, Bustickets und Hotelvoucher, ein "Overnight Baggage" mit allen Nötigen (= hässliches T-Shirt in XXL, Zahnbürste, Kamm, ...) drin - mein Gepäck bleibt nämlich am Flughafen - und dann stehe ich nach stundenlangem Warten bei der Einreise draußen am Busterminal und kriege einen Temperaturschock. In London hat's doch tatsächlich nur 11 Grad, und ich habe in meinem Handgepäck nur eine Strickjacke und einen Schal, bin ich doch bei fast 40 Grad in Mumbai losgeflogen. Ach herrje.
Zum Glück ist das Marriott Hotel nicht weit, der Check In dort dauert aber leider Stunden, denn ich bin nicht die einzige "gestrandete" an diesem Sonntag abend. Um kurz vor 22 Uhr endlich halte ich Schlüssel und Essensgutscheine in der Hand und stürme noch schnell das Salatbuffett, bevor ich auf mein Zimmer gehe. Die Dusche, die weißen Handtücher, das riesige Bett mit den Unmengen Kissen und den weißen Laken ist herrlich, und so schlafe ich diese Nacht selig und halbwegs versöhnt mit der Welt.
Leider riechen meine Klamotten am nächsten Tag auch nicht besser als vorher, ich hab ja nichts zum Wechseln dabei, aber na gut, ist ja nur noch für ein paar Stunden. Ich kann mich am Frühstücksbuffett (Obst! Kaffee! Müsli! Saft! Zeitung!) gar nicht sattsehen und -essen, leider muss ich um 8 Uhr schon Richtung Flughafen aufbrechen. Dort findet sich zumindest mein Gepäck und wird zum richtigen Flieger gebucht, und nun bleibt auch noch ein wenig Zeit zum Shoppen, bevor endlich (auch mit Verspätung) die Maschine Richtung München abhebt.
Im Flugzeug stelle ich, sitzend zwsichen all den Anzugmenschen, fest, dass mein Rucksack und meine Klamotten noch schlimmer riechen, als befürchtet, aber ich versuche, mir die gut 2 Stunden lang nichts anmerken zu lassen. Nur als ich meinen Rucksack öffne, um meinen Ipod herauszuholen, schüttelt's mich einen kurzen Moment.
Und endlich, mit fast 18 Stunden Verspätung, lande ich am Nachmittag im schönen München, werde abgeholt und bin wirklich froh, wieder zuhause zu sein. Sofort wird alles ausgepackt, die Sachen im Rucksack sind allesamt feucht und mufflig nach der langen Reise, die Waschmaschine wird angeworfen (leider wird's auch nach der ersten Wäsche nicht besser, da müssen härtere Geschütze aufgefahren werden) und zur Feier des Tages gibts Champagner - und eine Käseplatte. Das ist so herrlich und schmeckt wie das beste Essen der Welt!

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