5.9.11

Schwitzen in Agra (31.08.2011)

Der Abschied von Norman faellt mir schwer, 30 Tage haben wir nun Tag und Nacht zusammen verbracht, es war ein wunderschoener Urlaub, und er wird mir in den naechsten zweieinhalb Wochen sicher fehlen. Sein Flieger geht heute um 11 Uhr zurueck nach Muenchen.
Wir Maedels stehen dagegen um halb 6 auf, packen leise und verabschieden uns von ihm. Dann checken wir aus dem etwas seltsamen Hostel aus und marschieren die 15 Minuten zur U-Bahn - trotz der fruehen Stunde schwitzen wir, als wir dort ankommen. Wenigstens ist auf der Strasse noch nix los, so kommen wir zuegig voran. In der tiefgekuehlten Metro freuen wir uns noch einmal ueber das uebersichtlich leere Frauenabteil, waehrend sich in an den anderen Wagons die Maenner stapeln. Das fuehre ich in Muenchen auch ein - Frauenabteile, tolle Erfindung!
Am Bahnhof in New Delhi ist nicht zu eruieren, auf welchem Gleis wir abfahren, doch der Kioskverkaeufer, den wir fragen, nimmt sich eifrig der Sache an, rennt sofort los und bringt irgendwo die gewuenschte Information in Erfahrung. Zur Belohnung trinken wir bei ihm am stinkigen Gleis (die Toiletteninhalte der Zuege gehen direkt und ungefiltert auf die Schienen) einen Chai.
Der Zug faehrt puenktlich ein, und schnell durchschauen wir das Nummerierungssystem und finden unsere Sitzplaetze - offenbar klappt das Buchungssystem uebers Internet doch tatsaechlich problemlos?!
Der Zug ist zum Glueck auch nicht besonders voll, und so laesst sich die gut vierstuendige Fahrt eigentlich gut aushalten, v.a. waehrend der Fahrtwind durch die offenen Fenster weht. Nach einiger Zeit laesst es sich nicht mehr hinausschieben: ich muss aufs Klo! Also gut, ich bin auf alles gefasst und dementsprechend ueberrascht. Klar, es ist ein Stehklo (gar nicht so einfach im fahrenden, sehr ruckeligen Zug), klar geht der Abfluss direkt auf die Gleise, aber sonst ist es erstaunlich sauber. Die Maedels sind nach meiner Berichterstattung sichtlich erleichtert.
Ein bisserl doesen, es wird immer heisser, ein bisserl lesen, aus dem Fenster gucken, waehrend im Zug die Haendler und Bettler lauthals schreiend durch den Gang laufen - flugs vergeht so die Zeit, und wir erreichen mittags um 12 Uhr puenktlich Agra.
Direkt nach dem Aussteigen werden wir von einem aelteren Rikschafahrer "verhaftet", der uns nicht mehr aus seinen Faengen laesst, bis wir uns auf einen Preis mit ihm einigen koennen. Auf der Fahrt zum vorreservierten Hostel Kamal kaut er uns buchstaeblich ein Ohr ab, bietet sich uns mehrfach als Fahrer fuer den ganzen naechsten Tag an, will uns ueberreden, doch ein anderes Hostel aufzusuchen, und leider dreht er sich dabei immer zu uns nach hinten um - bis Nitschi ihn recht vehement bittet, waehrend der Fahrt doch lieber auf die Strasse zu gucken.
Unbeirrt weiterquasselnd faehrt er im Hostel schwungvoll die Einfahrt hinein und quasi ueber die dort gerade arbeitenden Bauarbeiter. Waehrend des daraus resultierenden Wortwechsels fluechten wir zur Rezeption.. In unser eigentlich gebuchtes 2er-Zimmer wird kurzerhand ein drittes Bett gestellt, wir sind zufrieden damit und suchen uns erstmal ein Dachterrassenrestaurant mit Schatten, wo es Lassis und Mittagessen gibt.
Und da ist er, der Taj Mahal - thront mitten in der Stadt, schoen wie eine Illusion. Wenn's nicht so heiss waere, wuerden wir uns ja noch laenger daran erfreuen. Aber so muessen wir erst einmal ausgiebig unter die Dusche und dann folgt eine Siesta, schwitzend unter dem Ventilator liegend.
Gegen 17 Uhr trauen wir uns erst wieder raus, die draussen aufgehaengten kurz durchgewaschenen Klamotten sind schon wieder trocken. Ich setze mich 2 Stunden ins Internetcafe, blogge und schreibe Mails. Dann ist schon Zeit fuers Abendessen, wir hoffen auf eine Dachterrasse mit Blick auf einen angestrahlten Taj, doch der vergeblich, der Taj wird offenbar nicht beleuchtet. Dann dinieren wir eben ohne Aussicht, dafuer mit leckerem Obstlassi zum Nachtisch.
Der Strom faellt dauernd aus, sofort rattern dann ohrenbetaeubend laut die Generatoren los, das ist so gar nicht stimmungsvoll, es riecht nach Diesel. Auf der Strasse beklaeffen sich die Hunde, dazwischen liegen Kuehe im Muell am Strassenrand, und in dem stehenden Wassern links und rechts im Graben stinkt es bestialisch. Wir steigen wieder einmal um auf Mundatmung, und marschieren recht zuegig zum Bier-Shop, wo wir 3 eiskalte Kingfisher-Bier erstehen. In Uttar Pradesh gibts naemlich (zumindest offiziell) keinen Alkohol in den Restaurants zu kaufen, zu teuer sind die Schanklizenzen.
Dann gehen wir schnell nochmal an einen PC und buchen - nach den positiven Erfahrungen vom Vormittag - gleich die uebernaechste Zugfahrt nach Varanasi. Das Bier gibts dann auf der mit Leuchtgirlanden ganz nett geschmueckten Dachterrasse unseres Hostels, es ist sehr gemuetlich und die Temperatur halbwegs ertraeglich. Um 23 Uhr dann "Bettruhe", der Ventilator und die Klimaanlage laufen auf Hochtouren, dank Oropax kann man trotzdem halbwegs gut schlafen.

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