17.6.15

Draußen sein

Eine große Zufriedenheit erfüllt mich, als ich abends im untergehenden Sonnenschein hinter dem Zelt stehe und im Freien meine Zähne putze - endlich wieder "Outdoor-Leben"! Allerdings deutlich "luxuriöser" als jemals zuvor...

Noch am Morgen gegen 9 Uhr brechen wir pünktlich vom Hotel aus auf, die Hälfte unseres Gepäck lagern wir dort ein. Wir besteigen mit Rob und Marie, Guide Tamir, der Köchin, zwei Helferinnen und dem Fahrr den klapprigen Bus, für Titus gibts sogar einen Kindersitz, in dem er erst einmal einschlummert. Während wir Ulan-Bator (kurz: UB) hinter uns lassen, erzählt Tamir ein bisschen über die Stadt und deren Geschichte, so dass uns der morgendliche Berufsverkehr nicht weiter stört. Außerhalb der Stadtgrenze reiht sich bald Jurten-Camp an Jurten-Camp, hier hausen die sesshaft gewordenen Nomaden in provisorischen Siedlungen und bauen Grenzzäune um ihre Jurten herum. Diese Siedlungen wachsen von Jahr zu Jahr massiv an, immer mehr Nomaden geben ihr anstrengendes Leben in den Weiten des Landes auf und wollen etwas vom Wohlstand der Hauptstadt abbekommen.

Nach 90 Minuten Fahrt erreichen wir die 40 m hohe Statue des "Nationalheiligen" Dschingis Khan, die von einem der reichsten Männer der Mongolei gestiftet wurde und protzig über uns aufragt. 


Nach einem kurzen Zwischenstopp dort biegt der Bus bald von der befestigten Straße auf einen Feldweg ab, und hinein geht es in die schier endlos scheinende Steppe. Links und rechts tauchen immer mehr Pferde, Kuh-, Schaf- und Ziegenherden auf, oft von mongolischen "Cowboys" entweder zu Pferd oder auf dem Motorrad und von Hütehunden - zum Schutz vor den vielen Wölfen hier - bewacht. Man erzählt uns, auf die etwa 3 Millionen Mongolen kommen 40 Millionen Stück Vieh, die fast ausschließlich hier in der freien Natur gehalten werden.
Titus inzwischen erwacht und Birne futternd, flippt jedes Mal fast aus, wenn er ein weiteres Tier entdeckt, nichts hält ihn mehr im Sitz, und so wird er ringsum von den netten Begleiterinnen auf den Arm genommen und herumgereicht.
Der Weg indessen wird immer schmaler und unbefestigter, der Bus röhrt sich hügelauf und -abwärts und biegt nach 3 Stunden plötzlich mitten auf die Wiese links ab. Dort machen wir, inmitten von erstaunt glotzenden Kühen, Mittagspause; Lunchpakete, Wasser und sogar Feuchttücher (sehr zu Normans Begeisterung) werden verteilt, und wir bekommen einen ersten Eindruck vom "Leben" im mongolischen Outback.
Nach kurzer Rast geht die rumpelige Fahrt noch etwa 1 Stunde weiter. Erstaunlicherweise begegnen uns auf dem matschigen Weg mehrfach komplett mit Möbeln und sonstigem Hausstand beladene Kleintransporter. So ziehen heutzutage also die Nomaden umher, der Yak-Karren scheint ausgedient zu haben.
Endlich erspähen wir an einem kleinen Bach vor uns die Yaks, wir parken auf der Wiese, und werden von drei einheimischen Helfern in Empfang genommen, die sich gleich daran machen, an einer geschützten Stelle die Zelte aufzubauen. Eine mittelgroße Jurte, die künftige Küche, steht bereits.
Die 4 1/2köpfige Reisegruppe macht derweil einen ersten Spaziergang, wir steigen auf einen nahe gelegenen Hügel, um uns die unfassbare Weite der Landschaft anzuschauen. Außer ein paar vereinzelten Jurten ist weit und breit nichts zu sehen außer Grassteppe, Bäume und Berge, so weit das Auge reicht.
Leider ist das Wetter immer noch extrem wechselhaft und ändert sich stündlich von Sonnenschein zu Regen, so dass wir zurück zum Lagerplatz marschieren, als die nächsten schwarzen Wolken aufziehen.
Dort darf Titus die drei schwarzen Yaks und das Pferd inspizieren, die dort grasen und uns die nächsten Tage begleiten werden. Bis zum Schlafengehen will der kleine Mann dann alle paar Minuten an der Hand zu den angebundenen Tieren spazieren, und kann innerhalb kürzester Zeit das Muhen der Yaks originalgetreu imitieren.


Zwischendurch wird er von den mongolischen Helferinnen entführt, darf in der Küchenjurte spielen, während wir im Essenszelt Kaffee trinken und mit den beiden Amerikanern quatschen.
Verpflegt werden wir zum Abendessen kurz darauf bestens mit Salat, Suppe, Hauptspeise und Obst, alles in der Jurte auf zwei Gasherdplatten zubereitet, das Wasser wird auf dem großen Holzofen dort gekocht. Auch unsere Zelte sind toll, riesige Tipis mit Feldbetten, frisch bezogenen Decken und Kissen, und sogar ein Klozelt (d.h. ein geschaufeltes Loch im Boden mit Zelt drumherum) gibt es, das ist schon fast "Glamping"!
Titus ist fix und fertig von dem aufregenden Tag, er muht beim Einschlafen noch ein paar Mal abwechseln mit den Yaks und verschwindet dann vollständig in seinem Schlafsack, den wir sicherheitshalber mitgenommen haben. Momentan ist es noch einigermaßen angenehm, mit Fleecejacke und Jogginghose hält man es einigermaßen aus, aber mal schauen, wie die erste Nacht im Zelt wird!

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