5.6.15

Regen und Sonnenschein

Titus ist seit gestern abend das Maskottchen der 10köpfigen taiwanesischen Reisegruppe, die hier im Gästehaus abgestiegen ist - er wirft sich den dazugehörigen Damen in die Arme, sobald er ihrer ansichtig wird, lässt sich herumreichen, fotografieren und hält in seinem Kinderstühlchen im Speisesaal richtiggehend Hof. Bei uns ist er momentan eher ein bisschen ungezogen, will immer seinen eigenen Kopf durchsetzen und kann inzwischen ganz schön wütend werden, wenn's mal nicht so läuft, wie er das gerne möchte, oder wir nicht schnell genug reagieren!

Immerhin schläft der kleine Kerl hier auf Olkhon erstaunlich gut und meistens auch recht lange, also scheint ihn der erneute Ortswechsel doch nicht so zu beeindrucken wie befürchtet. Der einzige, der hier nicht so gut schläft, ist Norman, da er sich mit Titus ein Bett teilt und stets in Sorge ist, dass es zu warm oder zu kalt ist und deshalb stündliche Temperaturchecks durchführt...

Es ist aber auch vertrackt hier auf der Insel; Regen und Sonne wechseln sich tagsüber wirklich halbstündlich ab, nachts kann es in unserer Holzbehausung empfindlich kalt werden, so dass wir morgens vor dem Aufstehen erst einmal den Heizlüfter anschalten, und sobald tagsüber die Sonne rauskommt, wird es sehr warm.
Nach dem Frühstück heute haben wir also ein wenig das Wetter beobachtet, und sind gegen halb elf dann zu einer weiteren Wanderung aufgebrochen. Diesmal ging es gut 6 km am Ufer entlang. Dort war's mit warmer Jacke sehr angenehm, denn hier bläst immer ein frischer Wind, und obwohl es hier einen beeindruckend langen und schönen Sandstrand gibt, wird hier wohl eher nicht gebadet, denn der Baikalsee hat momentan max. 15 Grad und wird auch im Hochsommer nicht viel wärmer. 


Das Gehen über die Sanddünen war ganz schön anstrengend, so dass wir nach einer Weile den Strand verlassen haben, um etwas oberhalb davon durch den Kiefernwald weiterzumarschieren. Titus hing sehr vernügt bei Norman auf dem Rücken, war aber durch das Dauergeschaukel bald müde und verschlief den Großteil des Weges.


Nach gut 1 1/2 Stunden waren wir bis zum kleinen Flugplatz der Insel gelangt und beschlossen, den Rückweg über die "Straße" (also die Schotterpiste) anzutreten. Dort schien die ganze Strecke über die pralle Sonne auf uns nieder, die Jacken wurden abgelegt, und wir marschierten über sandige Wege bis zurück nach Kuzhir. Während der gesamten dreistündigen Wanderung sind wir wieder einmal keiner Menschenseele begegnet...


Nach dem späten Mittagessen und ein paar Spielrunden mit Titus spazierte ich dann mit dem kleinen Mann wieder zu dem schönen Spielplatz, wo wir uns eine Weile vergnügten, bis die nächste schwarze Wolke den Himmel verdunkelte. Pünktlich mit den ersten dicken Tropfen erreichten wir wieder unser Zimmer, und mussten uns also dort noch ein Beschäftigungsprogramm ausdenken.

Viel Spaß haben wir mit den vielen Luftballons, die wir mitgebracht haben, die sind ein tolles Spielzeug und nehmen nicht viel Platz weg. Titus ist faziniert, wenn man so einen Ballon aufpustet und dann im Zimmer herumsausen lässt, man kann ihn zuknoten und Ball spielen, man kann einen aufgeblasenen Ballon auf eine leere Wasserflasche stülpen, man kann ihn quietschen lassen und und und...
Außerdem hat er gerade ein Faible für Bilderbücher (sehr empfehlenswert: die "Unkaputtbar"-Babypixie-Reihe vom Carlsen Verlag: macht ihrem Namen alle Ehre und ist prima für Reisen!) entwickelt, alle naselang bringt er uns eines und besteht darauf, dass man ihm daraus vorliest. Genauso gerne räumt er immer noch Dinge ein und aus, da bieten sich die herumliegenden Gepäckstücke natürlich an, und so finde ich immer wieder einen meiner Schuhe wahlweise im Mülleimer oder in seinem Koffer.

Abends nach dem Essen, das heute leider gar nicht nach Titus' Geschmack war (Kartoffelbrei, bäh!) und einer weiteren Charmeoffensive bei den Taiwanesinnen ist schnell Schlafenszeit, und so schaffen Norman und ich es, bei einem Dosenbier eine weitere Staffel der "IT Crowd" fertigzugucken - im Dunkeln auf dem Tablet, ganz still und heimlich, damit das Kind nicht aufwacht, wenn wir lachen müssen, das fühlt sich ein bisschen so an, wie heimlich unter der Bettdecke zu lesen!

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