23.6.15

Wanderung - Tag 3 im Delger-Jurtencamp

Das Wetter hat heute ein bisschen ein Einsehen mit uns, am Morgen bedecken ein paar Wölkchen den Himmel und es ist auch nicht ganz so heiß. Genau richtig also für unsere geplante Wanderung auf den Berg direkt hinter den Jurten. Gemeinsam mit Zee steigen wir zügig bergauf, es geht vorbei an dornigen Büschen und über die Hinterlassenschaften der Ziegen und Schafe hinweg. Irgendwann wird es steinig und steil, dank des Windes ist es einigermaßen angenehm, und Titus brabbelt auf meinem Rücken ohne Unterlass vor sich hin.
Nach einer Dreiviertelstunde erreichen wir den Gipfel, dort befindet sich wie so oft hier ein "Ovoo", ein schamanistisch bedeutsamer Ort, dem gehuldigt wird, indem dort ein Steinhaufen errichtet wird, der dann dreimal umrundet werden muss - nur von Männern übrigens. Bienen und Fliegen summen herum, die Aussicht ist grandios: direkt unter uns liegt das Jurtencamp, auf der anderen Seite ist die große Sanddüne in voller Länge zu sehen und hinten am Horizont erkennt man gerade noch die Landstraße.


Guide Zee ist nun bereits zum dritten Mal auf diesem Gipfel, da er jeden Abend zum Telefonieren hier herauf steigt - nur hier ist Handyempfang zu bekommen.  Danach eilt er dann immer hektisch hinunter, da er Angst vor den vielen Wölfen hat, die sich hier herumtreiben. Deshalb wird auch jeden Abend das Vieh wieder eingesammelt und eingepfercht.
Wir fotografieren ein bisschen, Titus sitzt derweil auf der Decke und wirft mit Steinchen umher, dann geht es wieder hinab. Um kurz vor zwölf Uhr erreichen wir unsere Jurte, gerade rechtzeitig, denn nun scheint die Sonne und es wird schon wieder sehr heiß.



Das Mittagessen heute ist wie so oft wieder russisch-mongolisch gemischt: nach einem Karottensalat gibt es eine sehr leckere Borschtsch-Suppe, dazu mit Gemüse gefüllte Hefeteigknödel. Alles sehr lecker, wie immer viel zu viel und auch wie immer isst Titus von allem eine ordentliche Portion.

Ich verschwinde in die Jurte, deren Dach Norman geschlossen hat, denn die Wolken sind zurück und es tröpfelt sogar ein bisschen. Titus bleibt derweil im Essenszelt mit den Kindern, die stundenlang mit ihm an der Hand herumspazieren, bis er auch irgendwann erschöpft ist, so dass wir alle gemeinsam ein Nachmittagsschläfchen halten. Geweckt werden wir von der vorbeiziehenden Ziegenherde, die wir durch die offene Tür sehen können. Titus setzt sich im Bett auf, zeigt darauf, macht "Mäh!" und will seinen Nachmittagssnack.
Wir bekommen eine Schüssel Joghurt, den hier alle Mongolen selbstmachen und stets vorrätig haben, außerdem teilt sich Titus Kekse und Rosinen mit den drei Mädchen, die alle drei in großes "Aaaah" ausbrechen, als ich ihnen noch unseren Block und unsere Buntstifte zum Spielen gebe. Gestern konnte ich schon mit den Luftballons großen Eindruck schinden. Die Mädchen spielen so unfassbar geduldig mit unserem kleinen Mann, der ihre Aufmerksamkeit natürlich genießt, nur der kleine viermonatige Junge ist ihm ein bisschen unheimlich, zumindest hält er sich von dem Baby immer fern.

So vergeht der Nachmittag mit Tee trinken, spielen, lesen, die Ziegen draußen beobachten und vor allem malen, bis es Zeit für's Abendessen ist. Die drei Mädchen sind mitsamt Titus alle so vertieft in ihre Malerei, das ist so herrlich anzuschauen. Wir bekommen von der Großen, der 10jährigen Tsylmyyn, sogar ein signiertes Gemälde geschenkt, das sie verschämt in unserer Jurte versteckt!


Nach dem Essen nehmen wir in der neu aufgebauten Duschjurte noch eine Dusche, hier wurden mit Plastikplanen kleine Kabinen abgeteilt, dort steht wieder der uns schon vom Trek bekannte Kanister mit Pumpfunktion und Schlauch bereit. Das klappt wunderbar!

Mal schauen, ob wir heute einen ruhigeren Abend haben werden. Gestern konnte Titus bis halb elf nicht einschlafen, sondern lag einfach im Bett, erzählte vor sich hin, kullerte von oben nach unten, wollte kuscheln, bis er irgendwann müde war. Dabei war er so zuckersüß, dass wir nicht einmal ungeduldig wurden mit ihm, sondern uns einfach mit ihm hinlegten, ein bisschen lasen, ein bisschen sangen und abwarteten, bis er bereit zum Schlafen war. Zuhause wären wir sicher relativ schnell genervt gewesen, aber hier spielt es schlichtweg keine Rolle - das ist Urlaubsentspannung!

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