9.6.15

Klosterbesuch

Eine ruhige Nacht liegt hinter uns, nach den wenigen Stunden Schlaf in der Nacht zuvor sind wir nun endlich richtig ausgeschlafen, als Titus gegen halb acht morgens laut "Papapa" kräht und sich auf Norman stürzt. Beim Frühstück steht das britische olympische Judo-Team vor uns am Buffet und ordert Unmengen Eier, die Bedienungen sind also ausgelastet und haben keine Zeit, Titus herumzutragen, der darüber fast ein wenig enttäuscht wirkt.

Kurz darauf steigen wir ins Taxi und lassen uns zum Gandan-Kloster, dem bedeutendsten buddhistischen Kloster Ulan-Bators bringen. 

Wir sind zunächst ein wenig enttäuscht, da es viel kleiner ist, als wir gedacht hatten. Doch die große, gut 20 m hohe und in Goldfarbe getauchte Statue im Inneren des Heiligtums ist beeindruckend, ebenso die Hunderte von Gebetsmühlen, die ringförmig darum herum angeordnet sind. Titus, der auf meinen Rücken geschnallt ist, ist begeistert davon und will die Gebetsmühlen unbedingt auch drehen, fällt vor lauter Hingabe fast aus der Manduca, und die Mongolen einschließlich einiger Mönche freuen sich darüber.


Die Mönche halten gerade ihre Morgenzeremonie ab mit monotonen Gesängen, Trommeln, dabei weht der Geruch der vielen Kerzen durch die dunklen, mit buddhistischen Erzählungen bunt bemalten und mit Statuen vollgestellten Tempel. Es sind viele Gläubige da, die genau darauf achten, beim Verlassen der Tempel rückwärts zu gehen, um niemals dem Altar den Rücken zuzukehren. Fast unwirklich scheint ein solcher Ort der Ruhe und Besinnung auf uns, außen herum stehen die Hochhäuser und lärmen die vielen, vielen Baustellen der Stadt, die unaufhörlich wächst...

Wir marschieren weiter zum nahe gelegenen Park, dort soll es laut Reiseführer einen "Children's Garden" geben, und wir hoffen auf einen netten Spielplatz, eventuell ein Café oder ähnliches. Bis zum Eingang des Parks laufen wir an einer 6spurigen Straße entlang, und drinnen wird's leider auch nicht besser - kein Mensch ist zu sehen, von Grünflächen kann man beim Anblick der vertrockneten Grasreste auf dem Acker nicht reden, und der Vergnügungspark hat definitiv auch schon bessere Zeiten gesehen.

 Zum Glück ist Titus kurzerhand im Kinderwagen eingeschlafen und bemerkt gar nicht, dass wir auf dem Absatz umkehren und das nächste Pub aufsuchen, wo wir uns die Mittagszeit mit einem Bierchen vertreiben. Titus bekommt nach dem Aufwachen die eingepackten Reste des gestrigen Pizzeria-Besuchs und lässt sich seine Portion seeeehr knoblauchlastiger Spaghetti schmecken, das ganze Kind riecht seit gestern abend wie eine Dönerbude.

Zurück im Hotel wälzen wir Bilderbücher, malen, "telefonieren" mit der Fernbedienung am Ohr mit Gott und der Welt und skypen mit den Lieben zuhause. 

Titus hat bitzschnell gelernt, dass man auf Mamas oder Papas Rücken klettern kann, wenn diese auf dem Bett sitzen, und will sich immerzu herumtragen lassen und "Pferd" spielen, das ist anstrengend! 

Also packen wir den wuseligen Kerl ein und gehen wieder zum Spielplatz um die Ecke, dort wird gerutscht und geklettert, und wir kommen mit einer ziemlich gut Deutsch sprechenden mongolischen Mama ins Gespräch, die lange in Salzburg studiert hat...
Unsere Wäsche ist fertig, und so sind wir nach der Rückkehr ins Hotel eine ganze Weile damit beschäftigt, unser Gepäck für die ab morgen startende viertägige Trekkingtour mit anschließendem Aufenthalt im Jurten-Camp umzuräumen. Wir wollen alles unnötige Gepäck während unserer Abwesenheit im Hotel deponieren. Wir sind so mit Packen beschäftigt, dass wir erst mitkriegen, dass Titus die Schiebetür des Garderobenschranks ausgehängt hat, als er bitterlich zu weinen beginnt, weil ihm die Tür auf die Füße gefallen und er einen dicken Kratzer abbekommen hat. Zum Glück ist das Schlimmste mit ein bisschen pusten, trösten und Pflaster drauf wieder überstanden.

Darüber vergessen wir fast die Zeit, und schon steht unser Guide, Tamir, für die nächsten Tage vor der Tür, der uns zu einem "Welcome-Dinner" in ein nahegelegenes Restaurant abholt. Wir lernen die beiden Mitreisenden unserer Trekkingtour, Maria und Rod aus Oregon, kennen, und haben ein tolles Abendessen in einem BBQ-Restaurant, wo alles, was man sich am fast schon unüberschaubaren Buffet holt, frisch gegrillt wird. Während des Essens erzählt Tamir uns einiges über die mongolische Geschichte und über den Ablauf der Tour, und bald sind alle Fragen beantwortet und sogar Titus ist irgendwann satt. Zurück im Hotel räumen wir noch die letzten Dinge ein und stecken den Junior ins Bett, der nach seinem Schreck vom Nachmittag ganz erledigt ist.

Wir verabschieden uns nun erst einmal für eine gute Woche und gehen "offline". Abfahrt morgen ist um 9 Uhr, mit dem Bus geht es vier Stunden lang hinaus aus der Stadt und in die mongolische Steppe, und ab dann wird gewandert. Das Yak läuft mit und darf auf seinem Karren das gesamte Gepäck, die Zelte und die Verpflegung transportieren. Mal sehen, wie kalt es wird, nachts kann es wohl um die 0 Grad haben, aber zur Not haben wir eine Wärmflasche dabei, die wir Titus in den Schlafsack legen können...

1 Kommentar:

  1. Anonym9.6.15

    Viel Spaß bei der tollen Yak-Wanderung! Freu mich schon sehr, in einer Woche wieder von euch zu lesen und Fotos zu sehen. Sagt Titus von mir, er soll gut auf euch aufpassen. Liebe Grüße von Dajana

    AntwortenLöschen