12.8.12

Busfahrer müsste man sein

Beim Frühstück gönnen wir uns heute mal was und schenken zwei Gläsern vom bereit stehenden Sekt ein - doch schon beim ersten Schluck stellt sich fest, dass es sich um ein blubberndes und alkoholfreies Pfirsichgetränk handelt, wie mir der Kellner dann auch ganz begeistert erzählt. Na, dann halt nicht.
Da es recht windig und damit noch zu kühl für den Strand ist, wagen wir einen zweiten Ausflug; diesmal geht's mit dem Bus ins 6 km entfernte Grand Baie. Der Bus ist voll mit Damen in bunten Saris, und als wir ankommen, ist der Grund dafür klar: die gesamte Hindugemeinde ist in den festlichsten Outfits auf den Beinen, und wir geraten just in eine große Prozession - für was oder wen, ist leider nicht zu ermitteln. Die Straße ist abgesperrt, das Fernsehen dabei, eine Menge Schaulustige stehen am Straßenrand. Zunächst schaue ich mir noch begeistert die farbenfrohen Saris an und höre den zig kleinen und großen Kapellen zu, die den Umzug begleiten. Dich dann sehe ich, dass sich viele der mitprozessierenden jungen Männer Haken in die nackten Oberkörper gestochen haben, an denen sie kleine Wägelchen hinter sich herziehen oder Zitronen befestigt haben, dazu gibt es welche, die auf Schuhen mit umgedrehten Stacheln laufen, und alle tanzen, aufgeputscht von der Musik, den sie anfeuernden Umstehenden und wahrscheinlich noch anderen Dingen.
Damit haben wir genug, und verschwinden im nahegelegenen Supermarkt, der in seinen Ausmaßen ganz französischen Vorbildern ähnelt, und stocken dort unsere Getränkevorräte nochmal auf.
Zurück an der Bushaltestelle, die wir erst auf mehrmalige Nachfragen finden, ist wieder mal kein Fahrplan oder ähnliches zu sehen, also wird jeder anhaltende Bus befragt: "Vous allez à Trou aux biches?" Schon der zweite Fahrer nickt, winkt uns rein, sein Hiwi kassiert, und er heizt los. Schnell stellen wir fest, dass wir offenbar eine andere Route fahren als beim Hinweg, irgendwann fahren wir seltsamerweise wieder genau denselben Weg nach Grand Baie zurück, und Ratlosigkeit breitet sich unter den Fahrgästen aus. Weder Fahrer noch Kassierer halten es für nötig, irgendwelche Erklärungen zur neuen Streckenführung abzugeben. Und nachdem der Bus zweimal irgendwo mitten auf der Strecke gewendet hat, gehts endlich doch in die richtige Richtung. Norman zeigt sich begeistert über die scheinbare Willkür des Fahrers, der wohl je nach Gutdünken entscheidet, ob er die am Fahrbahnrand winkenden potentiellen Fahrgäste erhört oder nicht, und beschließt, im nächsten Leben diesen Beruf zu ergreifen. Wo hat man schon soviel Entscheidungsfreiheit über das Wohl und Wehe seiner Mitmenschen?!
Nach diesem wahnsinnig aufregenden Vormittag bleibt nur, den Rest des Tages am Strand zuzubringen, und Norman schafft es sogar, mich zu überzeugen, einen sportfreien Tag einzulegen. So bleiben wir bis zum Sonnenuntergang (um 18 Uhr!) auf der Strandliege und trinken den eilends aus unserem Zimmer herbeigezauberten Sundowner, um den wir von den französischen Herrschaften neben uns sichtlich beneidet werden. Das Meer hier in der Lagune ist praktisch wellenlos, draußen am Horizont kreuzt ein Schiffchen vorbei, und die Sonne erfüllt ihre Aufgabe, möglichst hübsch unterzugehen, bravourös. Kaum ist die Sonne weg, färbt sich der Himmel rosa, und wir hüpfen noch schnell ins Wasser. Wie Maloney sagen würde: so geht das.

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