22.8.12

Machame Gate - los geht's! (16.08.2012)

Der Muezzin singt ab 5 Uhr laut hoerbar, ausserdem liefern sich diverse Haehne ringsherum wohl eine Art Wettkampf, aber wir muessen eh frueh raus. Ich geniesse die letzte Dusche fuer die folgenden 7 Tage sehr, wasche ausgiebig die Haare und wecke Norman. Schon in den Wandersachen gehen wir rueber zum Fruehstuecksbuffet - direkt vor der offenen Terrasse mitten im Garten steht unbeeindruckt ein Kronenkranich und pickt im Gras. Er beaeugt uns wahrend des Fruehstuecks so halb interessiert, brummelt hin und wieder, und hat eine durch und durch alberne Frisur. Henri, so heisst der Vogel, gehoert wohl zum Hotel und wohnt dort im Garten.
An der Rezeption geben wir unser verbleibendes Gepaeck sowie einen Beutel Waesche ab, kurz darauf ist Diglan mitsamt Jeep, Anhaenger und einigen Traegern da, und los geht die Fahrt. Bei diversen Zwischenstopps werden noch Gasflaschen besorgt, wild mit dem Anhaenger rueckwaerts ausgeparkt, Kekse gekauft, Norman wird von einer ueberambitionierten Obstverkaeuferin ueber den Tisch gezogen und zahlt 2 $ fuer vier Bananen, und gegen 11 Uhr erreichen wir Machame Gate, unseren Startpunkt auf 1.800 m. Vom Berg selbst ist heute nichts zu sehen, der Himmel ist wolkenverhangen.
Am Gate ist reger Betrieb, ueberall lungern Traeger herum, Bergsteigertruppen stehen aufgeregt daneben, Verkaeufer wollen Wanderstoecke, Huete und aehnliches loswerden, es wird wild gepackt, registriert,...
Fuer uns passiert eineinhalb Stunden mal wieder nichts; waehrenddessen wird unser ganzes Equipment auf 9 Traeger (!) verteilt, und genauestens gewogen, damit keiner mehr als 20 kg aufgeladen bekommt. HNhach einer Unterschrift im Registrierungsbuero und der Ermahnung, viel zu trinken und "pole pole" (langsam) zu gehen, laufen wir mit Diglan los. Die Traeger folgen, riesige Koerbe und Saecke auf dem Kopf und Ruecken transportierend.
Fuer die naechsten 3 1/2 Stunden steigen wir durch dichten Regenwald 1.200 m hinauf. Es ist nicht zu warm, und die Hoehe bremst uns auch noch nicht, also ist der sehr gut befestigte Weg gut zu bewaeltigen. Vom Himmel ist vor lauter Farnen, Lianen und moosbewachsenen Baeumen nicht viel zu sehen. Norman ratscht wahrend des ganzen Aufstiegs mit unserem Guide ueber Mangoanbau, die europaeische Wirtschaftskrise, Fussball, Tourismus in Tansania und was weiss ich noch alles. Ich marschiere voraus und hoere einfach zu, waehrend ich die Bewegung geniesse. Erstaunt registriere ich die (zwar rudimentaeren) Klohaeuschen, die in regelmaessigen Abstaenden am Wegrand stehen. Nun, bei den horrend teuren Eintrittspreisen fuer den Kili-Nationalpark ja auch zu erwarten.
Gegen halb fuenf erreichen wir den heutigen Campingplatz auf 3.000 m inmitten von Baeumen und Bueschen. Auch hier gibt es eine Registrierungsstelle, bei der wir unterschreiben muessen, und auch hier wird das Gepaeck der Traeger nochmals gewogen, damit sich ja keiner zuviel auflaedt.
Weit oben lichten sich die Wolken, und der Gipfel strahlt im Sonnenlicht - hui, da gehts noch ganz schoen weit rauf!
Nach und nach treffen unsere Traeger ein, ein paar Minuten spaeter ist unser kleines Zelt aufgebaut, und wir richten uns haeuslich ein. Ein steter Strom von Traegern und Touristen kommt bis in die spaeten Abendstunden auf dem Platz an, einige sehen jetzt schon ein wenig erledigt aus. Es gibt zig Klohaeuschen (= Holzhuette mit Loch im Boden, Luft anhalten ist angesagt, und die Stirnlampe schadet auch nicht). Wir bekommen eine Schuessel mit heissem Wasser fuer "wash wash", dann ist im Kochzelt tea time angesagt, waehrend daneben schon fleissig fuers Abendessen geschnippelt wird.
Den ganzen Abend ueber ratschen wir mit Diglan und den Traegern bzw. dem Koch, der ueber seine Daunenjacke sogar extra eine Kochschuerze gezogen hat und sich koestlich amuesiert. Immer wieder werden uns neue Swahili-Woerter beigebracht, mal schauen, ob ich mir davon irgendwas merken kann.
Gegen halb sieben geht die Sonne unter, und es wird frisch. Aber mit Fleecepulli, Jacke und heissem Tee laesst es sich im Zelt aushalten. Aussen herum sieht man von den sicherlich hunderten Menschen nicht allzu viel, da sich die Gruppen zwischen den Baeumen gut voneinander abgrenzen.
Wir bekommen ein ganz fantastisches Abendessen serviert: Gurkensuppe, danach Salat, Bratkartoffeln, Gemuese (extra viel fuer die "vegetarian lady") und Fisch fuer alle ausser mich. Ich ueberlege kurz, wie der Fisch wohl hierhergekommen ist - ungekuehlt vermutlich? Egal, ich muss ihn ja nicht essen. Die ganze Mannschaft will uns offenbar maesten, aber nach einer sehr feinen Mango als Nachtisch geht nix mehr.
Bei einer letzten Tasse Tee "brieft" uns Diglan fuer den naechsten Tag, dann putzen wir die Zaehne unterm Sternenhimmel (und recht schnell, denn es ist doch ganz schoen kalt) und schluepfen in den zum Glueck sehr warmen Schlafsack.
Trotzdem ists eine unruhige Nacht, wegen der ganzen Dauertrinkerei muessen wir natuerlich nachts raus, ausserdem ist der Boden recht hart, und ich kann ewig nicht Einschlafen.

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