30.8.12

Daktari (25.08.2012)

Nach zwoelf Stunden Schlaf wache ich auf und bin immer noch nicht wieder gesund, ganz im Gegenteil. Die Entscheidung ist also gefallen: wir brauchen einen Arzt. Zum Glueck gibt es im Ort Karatu, 30 km entfernt Richtung Serenget eine neue, vom Amerikanern betriebene kleine Klinik, dorthin geht es nach dem Zusammenpacken.
Es ist sehr bewoelkt heute und leicht regnerisch, trotzdem ist die Sicht klar bei der Fahrt hinauf aufs Great Rift, man kann ein wenig die Ausmasse dieser gigantischen Riftzone erahnen.
In Karatu gehts ueber eine Schotterpiste erst einmal in die Pampa, bis wir tatsaechlich vor einem neugebauten Klinikkomplex stehen. Offenbar sehe ich so elend aus, dass mich der amerikanische Arzt sofort drannimmt - vor den versammelten Massai-Grossfamilien, die mich mindestens so interessiert angucken wie umgekehrt. Das Untersuchungsergebnis: fieseste und hartnaeckige bakterielle Infektion, nur zu bekaempfen mit viel Antibiotika. Ich bin erleichtert, das kriegen wir in den Griff, und versorgt mit Medikamenten und einer geradezu laecherlichen Rechnung fuer Laboruntersuchungen etc. ziehen wir wieder ab. Unser Koch fuehlt sich furchtbar schuldig an allem, tigert waehrend der Untersuchung furchtbar ungluecklich draussen herum, doch er kann nun wirklich nichts dafuer, da war wohl eher die Hygiene am Kilimandscharo schuld.
Da der Arzt meinte, es sei okay, einfach unsere Tour wie gehabt weiterzumachen, geht es ueber die schrecklichsten Staubpisten zum Ngorogoro-Krater hinauf, den wir genauer in zwei Tagen besichtigen werden.
Der naechste Stopp ist an der Olduvai Gorge, einer der "Wiegen der Menschheit". Hier wurden, eingebrannt in die verschiedensten Schichten des Erdreichs, unterschiedlich alte Fussspuren von bereits aufrecht gehenden Hominiden entdeckt, und diese Spuren mitsamt von Knochen- und Werkzeugfunden sind dort zu bestaunen. Prinzipiell sehr interessant, allerdings bin ich nicht so recht aufnahmefaehig... Hier machen wir Mittagspause, bekommen von einem schlecht englisch-sprechenden angeblichen Anthropologen noch eine kurze Erklaerung zu den Funden hier, und setzen uns wieder ins Auto fuer eine weitere Etappe der rueckenzermuerbenden Rumpelfahrt.
Irgendwann passieren wir die Gedenktafeln von Prof. Bernhard Grzimek und seinem Sohn Michael, deren Asche hier am Rande des Kraters verstreut wurde.
Und dann ist es soweit: wir stehen vor dem Naabi-Gate, dem Eingangstor zum Serengeti-Nationalpark (das wohl eher symbolisch zu sehen ist, denn die Nationalparks haben keinerlei Zaeune oder sonstige Begrenzungen rundum, die Tiere koennen gehen und kommen, wie sie wollen), und soweit das Auge blickt, endlose Savanne. Kaum sind wir durch das Tor gefahren, stehen am Wegrand zahllose Impalas und grasen voellig unbeeindruckt.
So fahren wir ein paar Stunden quer durch, ohne gross anzuhalten, sehen Strausse, Warzenschweine, kaempfende Elefantenbullen, zwei Geparden, die keine 20 m entfernt auf einem Stein herumliegen, Nilpferde in einem Teich, kurz: alles, was man aus den Tierfilmen so kennt. Am erstaunlichsten ist, dass sich die Tiere hier in keiner Weise von den vorbeifahrenden Jeeps stoeren lassen. Sie spazieren an uns vorbei, zucken nicht einmal mit den Ohren, wenn ein Motor angelassen wird, sondern zeigen sich voellig unbeeindruckt - egal,, ob scheue Gazelle, jagende Loewinnen oder fressende Elefanten. Die Warzenschweine sind ein wenig schreckhaft und rennen gerne mit senkrecht erhobenem Schwanz davon, aber sonst?!
Daher haben wir wirklich einzigartige Tiererlebnisse, die Zeit vergeht wie im Flug. Hinter uns baut sich sehr malerisch in der Zwischenzeit eine riesige Wolkenfront auf, pechschwarz, und es blitzt. Also schnell zum Campingplatz, den wir gegen halb sieben zum Einbruch der Dunkelheit erreichen, nur einmal halten wir noch kurz an, weil ein Leopard gesichtet wurde, doch unser Fahrer winkt ab, den suchen wir morgen lieber gezielter erneut.
Auf dem heutigen Campingplatz sind wir nicht allein, zig andere Gruppen jeglicher Nationalitaet sind hier und machen im Essensbereich einen Heidenlaerm, waehrend im Kochhaus die jeweiligen Koeche um die Wette arbeiten. Als wir mit dem Essen fertig sind, hat uns das Gewitter eingeholt, ein heftiger Regenguss geht herunter. Zurueck im Zelt stellen wir fest, dass wir eine nasse Stelle am Dach und damit verbunden auf meiner Matratze haben. Aber zum Glueck laesst der Regen schon nach...

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