22.8.12

Von Dar es Salaam nach Arusha (15.08.2012)

Noch im Dunkeln verlassen wir unser Zimmer, halbwegs wach nach einer kalten Dusche. Das vorbestellte Taxi soll um 5:30 Uhr kommen, die "boarding time" beim Bus ist 6:30 Uhr. Wir stehen mit dem Nachtwaechter draussen am Tor herum, und herum, und herum - doch kein Taxi kommt.
Ich werde nervoes, denn man erzaehlte uns von dem Verkehrschaos, dras ab 6 Uhr morgens Dar es Salaam befaellt, wenn alle Leute auf dem Weg zur Arbeit sind, und ich sehe uns schon den Bus verpassen.
Der Nachtportiert textet uns auf Swahili zu, das hilft auch nicht weiter. Wir marschieren im Finstern vor zur naechstgroesseren Strasse, in der Hoffnung, vielleicht ein Tuk-Tuk anhalten zu koennen - doch auch da ist (noch) ziemlich tote Hose, und die paar, die vorbeiknattern, sind schon besetzt.
Zurueck beim Hostel druecken wir dem Portier das Handy in die Hand, und geben ihm mit Haenden und Fuessen zu verstehen, er moege uns doch bitte ein Taxi bestellen. Ich bin fix und fertig, als um zehn nach sechs tatsaechlich das urspruenglich bestellte Taxi vor dem Tor anhaelt. Nun begehen wir den Kardinalsfehler, dem Fahrer zu sagen, dass wir nur noch 20 Min. bis zum Einsteigen haben. Denn er legt sogleich den Turbo ein, eroeffnet kurzerhand mitten in der Stadt eine Ueberholspur und rast los, ueberholt ruecksichtslos, steigt vor jedem der vielen speed bumps in die Eisen und beschleunigt wieder. Ich versuche, moeglichst nur aus dem Seitenfenster zu schauen. Zum Glueck ist nicht soviel Verkehr wie befuerchtet, und um Punkt 6:30 Uhr fahren wir auf dem Busbahnhof ein.
Dort herrscht Chaos, Hunderte Busse stehen zur Abfahrt bereit, dazwischen lungern Gepaecktraeger und Verkaeufer mit allem moeglichen Kram herum. Unser Bus steht bereit, wir steigen ein, haben die Plaetze direkt hinter dem Fahrer, ich bin sehr erleichtert - und dann passiert lange erstmal nichts.
Endlich, gegen halb acht (die ganze Hektik also umsonst), fahren wir los, und dank der Vomex-Tablette, die ich auf Normans Geheiss hin genommen habe, schlafe ich quasi sofort komatoes die ersten beiden Stunden durch, trotz des ohrenbetaeubenden Laerms aus dem Radio. Doch wir sind mit Oropax, Decke, Aufblaskissen gut praepariert.
Waehrend der Fahrt gehts hinaus in die weite tansanianische Landschaft, es sieht fast so aus, wie ich mir das in meiner Phase der kitschen Afrika-Romane, die ich als Teenager eine Zeitlang verschlungen habe, vorgestellt habe. Alle Schattierungen von Braun- und Gruentoenen, je weiter wir fahren, desto bergiger wird die Landschaft. Hin und wieder rennt ein Affe mit hocherhobenem Schwanz ueber die Strasse.
Wir passieren ueber Stunden die Usambara-Mountains (ja, die gleichnamigen Veilchen kommen von dort), sehen endlose Ananas-Felder, Frauen mit umgebundenen Babys auf dem Ruecken, die Besiedlung ist spaerlich.
Einige Pippi-Pausen spaeter, in denen ich mir immer wieder ein bis zwei Swahili-Woerter anschaue, die ich in den folgenden Stunden wiederhole, taucht er vor uns aus den Wolken auf: Mount Kilimanjaro, wolkenverhangen und schneebedeckt. Sehr beeindruckend.
Irgendwann koennen wir nicht mehr sitzen. Seit Stunden hoeren wir dieselbe tansanianische Popmusik in abartiger Lautstaerke. Endlich taucht ein Schild auf: Arusha 45 km. Die ziehen sich aber wegen Stau und zig Stopps, bei denen Passagiere scheinbar im Nirgendwo am Strassenrand aussteigen, noch hin.
Die Sonne ist laengst untergegangen, es ist finster (Scheinwerfer werden offenbar nur hoechst unwillig eingeschaltet), als wir nach fast 12 Stunden Fahrt auf dem Busbahnhof einfahren.
Zum Glueck haelt draussen jemand ein Schild mit unseren Namen drauf hoch, denn beim Aussteigen werden wir sofort von sog. "flycatchern" ueberfallen, die uns wahlweise eine Safari, ein Hotel oder ein Taxi andrehen wollen.
Aber so retten wir unser Gepaeck, bevor fremde Haende es sich schnappen, und sitzen im Jeep von Basecamp Tanzania, dessen Fahrer uns fix zum Hotel L'Oasis bringt. Dort treffen wir endlich Achmed, mit dem Norman zigmal per Mail korrespondiert hat in den letzten Wochen, um unsere Bergtour und die anschliessende Safari zu organisieren.
Bei ihm sitzt Diglan, der die folgenden sieben Tage auf dem Kili unser Fuehrer sein wird, und der uns nun bei Bier und Ingwer-Limo genauestens vorbereitet. Wir muessen Rede und Antwort stehen, ob und wie sehr wir bergerfahren sind, und schliesslich kommt er sogar mit uns in unsere putzige kleine Huette und inspiziert genauestens jedes Kleidungsstueck, Gamaschen, Schlafsaecke und Bergschuhe. Als er auch noch die Wandersocken sehen will, versichere ich ihm, dass wir auch da bestens ausgestattet sind. Ich hab naemlich Hunger. Offenbar haben wir die Ueberpruefung bestanden, und wir werden instruiert, am naechsten Morgen um acht Uhr fertig gepackt bereit zu stehen.
Nun koennen wir endlich ans Buffet, essen schnell und stellen dann ein rechtes Durcheinander in unserem Zimmer an, denn die Rucksaecke werden kompett ausgepackt, einer wird befuellt mit den Sachen fuer die Wanderung, der zweite bleibt bis zu unserer Rueckkehr im Hotel. Gegen 22 Uhr ist auch das geschafft, und wir muessen dringend schlafen, beim Liegen fuehle ich immer noch das Ruetteln des Busses...

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