22.8.12

Staubschicht (17.08.2012)

Staub. Das heute alles beherrschende Thema ist Staub. Staub, der bei jedem Schritt aufwirbelt, sich in jede Pore setzt, sogar in die Nase (die Taschentuecher beweisen es). Staendig haben wir dreckige Haende und Fingernaegel, ohne irrgendwas angefasst zu haben. Die Klamotten sind innerhalb kuerzester Zeit mit einer braunen Staubschicht ueberzogen.
Aber von vorne: um 7 Uhr werden wir geweckt, mit einer Schuessel warmem Wasser versorgt, dann packen wir alles zusammen und bekommen Fruehstuck: Porridge, Omeletts, Toast, Obst - alles da, kein Wunder, dass wir soviele Traeger brauchen. Und wieder die Aufforderung, soviel wie moeglich zu essen. Als ich die riesigen Lunchboxen sehe, die uns in die Hand gedrueckt werden, verweigere ich ein bisschen, wenn ich das alles essen wuerde, muesste man mich den Berg hochtragen. Also gut, der Koch nimmts mit Humor, nur beim Trinken sind alle nach wie vor sehr streng, es wird genauestens ueberwacht, dass wir genuegend Wasser dabei haben.
Von mehreren Seiten hoere ich, dass ich heute nicht mehr "mein" Tempo laufen darf, sondern eben "pole pole" machen soll. Auch gut, also lauf ich hinter Diglan mit Norman um 8:40 Uhr im strahlenden Sonnenschein los.

Nachdem wir gestern den Regenwald grade so verlassen haben, geht es heute den ganzen Tag durch trockene Landschaft, mit vielen Bueschen, dornigen Gewaechsen und mehr und mehr Felsen.
Es ist ernuechternd: hunderte Traeger, die vollgepackt sind, sowie zig Bergtouristen reihen sich quasi hintereinander ein, und los geht der knapp vierstuendige Aufstieg zum naechsten Camp auf 3.800 m. Das ist nicht besonders malerisch, auch wenn der Blick ueber die dichtbewachsenen Haenge rundherum sehr schoen ist. Nach einer Lunchpause, bei der wir beobachten, wie fuer einige Gruppen wieder extra die Esszelte aufgebaut werden und aufgekocht wird (auch eigene "Klozelte" gibt es - der Traeger, der die chemische Toilette die ganze Zeit auf dem Kopf traegt, bekommt bestimmt einen Extralohn), erreichen wir gegen 13 Uhr den Zeltplatz.
Heute waren unsere Traeger schneller, die Zelte stehen schon. Wir werden wieder mit einer Schuessel warmem Wasser und der Aufforderung zum "wash wash" versorgt, und ich versuche mich an einer, naja, Halbkoerperwaesche mit Norman als Duschvorhang. Denn wir sind natuerlich nicht alleine hier, rundherum bauen endlos viele Gruppen ihre Lager auf. Das funktioniert also draussen im Freien, immerhin im Sonnenschein, also nur so halb gut, der Staub macht das Ergebnis eh gleich wieder zunichte.
Im mollig warmen Zelt machen wir ein Nachmittagsnickerchen, draussen blaest der Wind weiterhin Staub ins Zelt, so dass sogar in unseren Packsaecken eine braune Schicht auf allem liegt.
Nach dem gefuehlt 1000sten Klogang (soviel zum Thema "viel trinken") machen wir einen Akklimatisierungs-Spaziergang mit Diglan zu einer Anhoehe etwa 100 m weiter oben. Hier blaest ein kalter Wind, die Schneehaenge des Kili sind zu sehen, der Gipfel ist leider wieder in den Wolken verschwunden. Riesige Raben kreisen umher, bis hierhin breiten sich die Zelte der Reisegruppen aus. Laut Diglan gibt es hier oben das schoenste Klo, also gut, probieren wir das auch noch aus, tatsaechlich deutlich huebscher als die Holzverschlaege mit Wellblechdach, Loch im Boden und abartigem Gestank.
Zurueck in unserem Camp ist tea time im Essenszelt, in dem unsere Traeger in einer Reihe auf ihren Lagern am Boden sitzen, waehrend der Koch Lazaro schon sehr beschaeftigt ist.
Nach zwei Taeschen Heissgetranken spielen Norman und ich ein paar Runden Romme - sogar die Karten sind inzwischen staubig...
Als wir zum Abendessen um halb sieben wieder ins Essenszelt gehen, geht gerade die Sonne ueber den Bergspitzen unter, leider ist es jetzt bewoelkt, die Farben sind trotzdem speaktakulaer. Doch kaum ist sie weg, wirds kalt, also schnell in die warme "Kueche", wo wir wieder mit vegetarischem und nicht-vegetarischem Drei-Gaenge-Menue verwoehnt werden. Erst nachdem wir gegessen haben, wird fuer die Traeger gekocht, die bis dahin uns geduldig zugeschaut bzw. bedient und abgespuelt haben. Das Wasser dafuer wird in jedem Camp von einer mehr oder weniger weit entfernten Quelle geholt.
Diglan bespricht mit uns wieder den kommenden Tag, dann putzen wir bibbernd vor Kaelte die Zaehne und schluepfen in die Schlafsaecke. Mit Stirnlampen versuchen wir uns noch an ein wenig Kartenspielen, doch spaetestens um 21 Uhr ist Nachtruhe.
Ich muss natuerlich um 2 Uhr wieder raus, es ist totenstill draussen. Diesmal denke ich dran, meine Brille aufzusetzen - und werde mit einem fantastischen Sternenhimmel belohnt. Keine Wolke ist am Himmel, die Milchstrasse ist klar und deutlich zu sehen, dazu Millionen von Sterne - wenn es nicht so kalt waere (unter 10 Grad), wuerde ich noch weiter staunen, aber so kuschle ich mich lieber schnell wieder in den Schlafsack.

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