30.8.12

Lake Manyara (24.08.2012)

Der fragwuerdige Alleinunterhalter waescht sich heute morgen recht verkatert am Waschbecken und draussen und hat offenbar und gluecklicherweise unsere Namen vergessen, zumindest wuerdigt er uns keines Blickes...
Um halb neun werden wir von einem Guide abgeholt, der uns auf einem sog. "cultural walk" durch das Dorf Mto wa mbu fuehrt, was uebersetzt etwa "Fluss mit Moskitos" heisst, das klingt doch vielversprechend. Hier wurden Mitglieder der verschiedensten Staemme angesiedelt und ihnen wurde Land zum Ackerbau zur Verfuegung gestellt. Wir bekommen viele der hier wachsenden Pflanzen und ihre Verwendung erklaert, sind erstaunt, dass es immer noch zig Obstsorten gibt, von denen wir noch nie etwas gehoert haben, spazieren ueber Reisfelder, vorbei an sehr, sehr einfachen Lehmhuetten.
Die afrikanischen Frauen buecken sich bei der Feld- und Hausarbeit immer mit durchgedrueckten Knien, das sieht sehr ungewohnt aus. Horden von Kindern tauchen an jeder Ecke auf, nehmen uns ungeniert bei der Hand, strahlen uns um die Wette an, streicheln unsere Arme (sie wollen wohl testen, ob sich "weisse" Haut anders anfuehlt) und ueber die Haare und laufen ein bisschen mit, bis sie sich winkend wieder verabschieden und die naechste Gruppe uebernimmt.
In einer der vielen kleinen Kirchen des Dorfs ist gerade Messe, hinten im Kirchraum liegen ein paar Huehner mit zusammengebundenen Beinen neben sonstigem Gepaeck derweil herum.
Unser Guide erklaert uns, dass es immer wieder Probleme mit den Massai-Staemmen gibt, die notorische Kuhdiebe sind, da sie glauben, per Definition Herren ueber alle Rinder zu sein und sich ihr Eigentum daher einfach hin und wieder "zurueckholen". Da sie Nomaden sind, verschwinden sie dann einfach in der Wildnis damit. Deshalb stehen neben den aermlichen, von den jaehrlichen Hochwassern deutlich in Mitleidenschaft gezogenen Lehmhuetten ueberall recht massiv gezimmerte Viehstaelle. Die Klo- und Waschhaeuschen dagegen sind einfach aus trockenen Bananenblaettern zusammengebundene Unterstaende.
An einer Stelle im Dorf haben die Maenner des Makonde-Stammes ihre Werkstaetten, sie siend vor dem Buergerkrieg 1977 aus Mosambik geflohen und beruehmt fuer ihre Ebenholz-Schnitzereien. Die Arbeiten sind wunderschoen, und so ersteht Norman eine tolle Maske als kleine Erinnerung.
Als naechstes besuchen wir das "Freiluft-Atelier" junger Kuenstler, die afrikanische Malerei betreiben, darunter recht naiv aussehende Werke im Tinga-Tinga-Stil, fuer die wir uns nicht erwaermen koennen.Schliesslich folgt der besorgniserregendste Punkt der Tour: unser Fuehrer bringt uns ins "Dorf-Pub" (= drei Holzhocker unter einem Bananenblatt-Dach) und zeigt uns, wie dort das lokale Bananenbier gebraut wird, das wir im Anschluss natuerlich verkosten sollen. Ich lehne ab, das bringt mich wahrscheinlich vollends um, die ganze Prozedur sieht nicht besonders hygienisch aus, ueberall sitzen Fliegen und Schlimmeres drauf. Norman nimmt tapfer einen ganz, ganz winzigen Schluck, damit hat sich's aber auch.
Unser Fahrer holt uns am Ende der Tour wieder ab, nachdem wir noch ueber den lokalen Obst- und Gemuesemarkt spaziert sind, und bringt uns zum Mittagessen wieder zum Campingplatz. Leider erspaeht uns hier der imme rnoch herumlungernde Saenger und fuehlt sich bemuessigt, unser Mittagessen durch seine fragwuerdige Darbietung zu verschoenern, offenbar ist er wieder fit genug dafuer, oh je. Ich brauche danach jedenfalls eine Pause und mache eine kleine Siesta...
Am fruehen Nachmittag steht unser Fahrer bereit fuer eine Rundfahrt durch den Lake Manyara-Nationalpark. Am Eingang bereits nisten Hunderte Stoerche in den Baeumen, was laut Norman auch deutlich zu riechen ist. Der Park selbst unterscheidet sich landschaftlich voellig vom Tarangire Nationalpark. Viel waldiger ist es hier, und in den Baeumen wohnen natuerlich unzaehlige Affen. Sowohl Paviane als auch Meerkatzen (mit lustigen blauen Eiern) kreuzen staendig unseren Weg, haben meist auch Babys dabei, die sehr putzig festgeklammert an ihren Muettern haengen.
Ein weiteres Highlight hier ist sicherlich der See inmitten des Nationalparks, in dem ganze Kolonien von Pelikanen wohnen, gemeinsam mit mindestens ebenso vielen Stoerchen. Ist das ein Geflatter, Gekreische, Gefliege und Getue! Nach der Besichtigung weiterer Warzenschweine, Zebras, Gnus etc. kann ich nicht mehr uns muss raus hier. Da es mir offensichtlich so schlecht geht, bringt uns unser Fahrer zu einer "Apotheke" (also einem Kiosk mit ein paar Medikamenten), verhandelt dort knallhart und unter Einmischung aller Anwesenden ueber den Preis zweier Tabletten gegen bakterielle Infektionen. Als sich alle einig sind, kaufen wir die Dinger, mir ist eh schon alles egal.
Nach der Tabletteneinnahme und ein paar Dosen Elektrolyte verkrieche ich mich ins Zelt, Abendessen faellt heute zumindest fuer mich aus - erst recht, als ich hoere, wie wieder das E-Piano angeworfen wird und der Alleinunterhalter sein Repertoire, bestehend aus fuenf Liedern, wieder aufnimmt. Norman erzaehlt spaeter, zum Glueck sei heute ein japanischer Tourist da, der als neu erklaerter "good friend" habe fuer saemtliche Songeinschuebe herhalten muessen.

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