29.8.12

Ein Koenigreich fuer eine Dusche (22.08.2012)

Herrlich, ich habe etwa zehn Stunden durchgeschlafen, bin nur hin und wieder aufgewacht, um kurz nachzuspueren, was wo wehtut. Ab halb sieben sind alle aussenrum bereits geschaeftig, heute laeuft das Packen, Anziehen und Fruehstuecken irgendwie schneller als bisher - ich glaube, wir wollen alle einfach nur schnell ins Tal.
Als alles soweit abmarschbereit ist, kommt die grosse Verabschiedungszeremonie. Unser gesamtes "Personal" stellt sich im Halbkreis auf und singt fuer uns den Kilimandscharo-Song, dazu wird getanzt. Anschliessend bekommt jeder ein paar Scheine als Trinkgeld in die Hand gedrueckt, gepaart mit einer herzlichen Verabschiedung. Es ist genau geregelt, wer im Vergleich wie viel bekommt: der Koch mehr als die Traeger, der Traeger, der mit auf dem Gipfel war, mehr als die anderen...
Um zwanzig vor acht marschieren wir los, zu Beginn sind meine Beine total steif, wir haben etwa 1.400 m Abstieg vor uns. Der Weg, der zunaechst durch Regenwald, spaeter durch "normalen" Wald fuehrt, ist total glitschig, trotz der Stoecke gehen wir vorsichtig, Norman legt sogar trotzdem einen spektakulaeren Sturz hin, zum Glueck wird er "nur" schmutzig, und das ist jetzt eh schon egal.
Natuerlich werden wir auch hier wieder trotz der Rutschpartie von geradezu hinabrennenden Traegern ueberholt, wie auch immer die das mit Lasten und schlechtem Schuhwerk hinkriegen.
Je weiter wir absteigen, desto schneller werden auch wir, jetzt werden keine Pausen mehr gemacht, und so erreichen wir um kurz nach 10 Uhr das Gate. Hier dauern alle Formalitaeten in der Registrierungsstelle wieder ein wenig, wir bekommen eine offizielle "Besteigungsurkunde", waehrenddessen waschen sich alle Traeger ganz ungeniert an den Waschstellen am Parkplatz.
Wir warten, bis das Auto fertig beladen ist, und werden waehrenddessen von findigen Menschen angesprochen, die wahlweise unsere Schuhe putzen oder uns ein "I did Mt. Kilimanjaro"-Shirt verkaufen moechten. Endlich brechen wir nach einer Stunde Warterei auf, zurueck geht es nach Arusha, und nach kurzer Zeit hat uns die Zivilisation wieder. Waehrend der zweistuendigen Fahrt versuche ich, noch einen Blick auf den Berg zu erhaschen, doch er ist wie immer scheu und versteckt sich in dichten Wolken.
Als wir endlich im Hotel in Arusha ankommen, sind meine Knie so matschig, dass ich kaum aus dem Auto komme. Nun verabschieden wir uns endgueltig ein letztes Mal von unserem Trupp, checken im Hotel ein, bekommen den hinterlegten Rucksack und - oh Wunder - einen Beutel frischgewaschener Klamotten ausgehaendigt, und dann endlich: eine Dusche! Heiss!
Die wird natuerlich ausgiebig genutzt, danach folgt die Bestandsaufnahme (von unten nach oben): laedierte Fuesse voller Schrunden, rundum aufgeratschte Waden von den Schaeften der Bergstiefel, geschwollene Knie, wunde Hueftknochen links und rechts, wunde Haende, eingerissene und dreckige Naegel, aufgerissene Lippen, sich schaelende Nasen, kurz: schoen macht so eine Bergtour nicht.
Nachdem ich versucht habe, einigermassen den Staub von allen Sachen zu entfernen und ein freundlicher Hotelangestellter tatsaechlich unsere Schuhe geputzt hat, setzen wir uns zum Mittagessen in die Sonne, geniessen die Ruhe und freuen uns, den verrueckten Henri-Vogel wiederzusehen.
Den Nachmittag verbringe ich mit einem geliehenen Laptop in der Lounge, drinnen und draussen spaziert derweil der lustige Kranich umher und gibt seltsame Geraeusche von sich. As ich kurz in unser Zimmer gehe, trete ich auf dem Weg draussen fast auf ein kleines Chamaeleon, das sich in Zeitlupe fortbewegt, waehrend der Vogel ueber die Autos auf dem Parkplatz turnt und laut schreit.
Als wir gerade mit dem Abendessen fertig sind (und auch endlich gemeinsam das erste "Kilimanjaro"-Bier getrunken haben), kommt unser Touranbieter Achmed hinzu und geht mit uns die Safari, unseren naechsten Programmpunkt durch. Er gibt auch wichtige Hinweise zum Thema "Klogang" (nachts immer direkt am Zelt und tagsueber nur direkt hinter dem Jeep!), "Lebensmittelaufbewahrung" (niemals im Zelt!) und "Vorsicht vor Nilpferden!". Als er fertig ist, gesellt sich ein Kunde von ihm zu uns, der gerade von einer solchen Safari zurueckkommt und in der folgenden Stunde dermassen begeistert von all den Tiererlebnissen berichtet, dass wir nun wirklich gespannt sind. Nach ein paar Bier spaeter verabschieden wir uns ins Bett, hach, ein richtiges Bett...

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