22.8.11

"Baby, es gibt Reis" oder: Balanceakte (05.08.2011)

Ohne Wecker wachen wir um halb sechs auf, der Laerm des neben unserer Lodge rauschenden Flusses ist immens! Wir packen unseren Kram zusammen, putzen die Zahne mitten im Garten, und es verspricht jetzt schon, ein heisser Tag zu werden. Zum Fruehstueck gibts Porridge mit Obst und Tee, unser Traeger Lhakpa packt recht ungluecklich dreinschauend den Rucksack, wir befuellen unsere Trinkflaschen noch mit kochendem Wasser und wollen los. Doch halt, erst brauchen wir noch einen Stempel auf unserer Trekkingerlaubnis, leider duscht der zustaendige Herr grade, also muessen wir ein wenig warten. Um 7:15 Uhr brechen wir auf; gewandert wird durch sehr nasse Reisfelder, wir ueberqueren alle paar Minuten irgendwelche Baeche, die sich in den Hauptstrom ergiessen und balancieren auf Steinen ueber Wasserlaeufe - immer in der Hoffnung, keine nassen Fuesse zu bekommen.
In den Baeumen sehen wir Affen, ueber die Wege huschen riesige Eidechsen, es flattern die tollsten Schmetterlinge umher. Das Tal ist wahnsinnig gruen, wir sehen Huegel und Reisterrassen, so weit das Auge reicht. Am fruehen Morgen blitzen zwischen den Wolken sogar die richtig hohen Berge (Manaslu I) hervor. Wir kommen immer wieder an kleinen Doerfern und Huetten mit Unterstaenden fuer Ziegen, Huehner und Kuehe vorbei, davor sitzen die Dorfbewohner, Frauen waschen Waesche, Kinder rennen herum, alle Maenner humpeln am Stock umher, und alle gruessen uns freundlich.
Erste Erkenntnis des Tages: der Durchschnittsnepalese wandert in Flipflops! Und ist damit ungefaehr dreimal schneller als wir in unseren Wanderschuhen.
Es ist unglaublich heiss, durch die hohe Luftfeuchtigkeit sind wir schnell klatschnass und froh um den Sonnenhut. Pausiert wird unterwegs immer mal wieder, wir staerken uns mit Riegeln und Keksen, dadurch holt uns der etwas langsamer gehende Lhakba, der sichtlich unter der Hitze leidet, immer wieder ein. Wir begegnen auf dem Weg 2-3 anderen Trekkern, aber das wars auch schon.
Immer wieder ueberqueren wir den grossen Fluss, dann auf abenteuerlichen Haengebruecken, waehrends oben schaukelt, schaeumt zig Meter unter uns das Wasser.
Nach gut 5 Stunden Wanderung und etwa 200 Hoehenmetern erreichen wir um 12 Uhr Ghermu. Fuer Norman gibts dort Momos (so eine Art nepalesischer Maultaschen) zum Mittagessen, ich bin schon mit einer Cola zufrieden. Unser Traeger kommt eine halbe Stunde nach uns in dieser Lodge an - als wir vorschlagen, einen Ort weiterzuwandern (d.h. etwa 2 Stunden zu gehen), ist er nicht begeistert und raet ab. Also bleiben wir in Ghermu, spazieren durch den Ort und schlagen den Nachmittag mit lesen, Kniffel spielen, duschen und doesen tot. Am spaeten Nachmittag holen uns die Wolken ein, es beginnt zu regnen und hoert auch den ganzen Abend ueber nicht mehr auf.
Beim Abendessen laesst uns die Besitzerin keine Auswahl, es gibt Dal Bhat und Tee fuer alle. Zaehne geputzt wird am Familien-Wasserloch im Garten, und wir gehen ins Bett, waehrend die Besitzer noch begeistert vor dem Fernseher sitzen - wir sind eh die einzigen Gaeste weit und breit...

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