23.8.11

Der grosse Tag rueckt naeher (13.08.2011)

Die kalten Fuesse nachts waren ein echtes Problem - solange, bis ich meinen Fleecepulli in den Schlafsack verfrachtet und um meine Fuesse gewickelt habe. Der Akku des Ipods ist leider schon seit 2 Tagen leer, und hier oben kann man elektronische Geraete nur gegen Bezahlung aufladen, aber das hilft auch nicht weiter, wenn's grade ueberhaupt keinen Strom gibt.
Mit endlich warmen Fuessen schlafe ich dann aber doch erstaunlich gut bis halb sieben, aufs Aufstehen folgt wieder das entnervende Packen, draussen ist es grau, aber immerhin halbwegs trocken.
Wir fruehstuecken alle zusammen am grossen Tisch, jeder ordert was Warmes (Porridge, Tsampa oder Muesli mit heisser Milch), und dann wird verabschiedet und losgewandert.
Es nieselt, aber trotz der Wolken sieht man wunderbar die Gipfel von Gangapurna und Annapurna III. Wir marschieren immer noch ins Tal hinein, immer hoeher, die Landschaft ist wundervoll gruen, dank des Monsuns bluehen ueberall gelbe, blaue, rote Bluemchen, soweit man blickt.
Auf dem Weg begegnen uns immerhin drei yakaehnliche Kuhgestalten, oberhalb auf den Haengen sind aber doch noch ein paar Herden zu erkennen. Wir kommen am aus drei Haeusern bestehenden Letdar vorbei, und weiter gehts, immer haeufiger unterbrochen von Trinkpausen, die Schritte werden langsamer, zumindest, wenns bergauf geht.
Schlussendlich gehts noch einmal ueber eine rutschige Holzbruecke und gut 200 m zickzack aufwaerts. Puh, das ist anstrengend. Ich ueberhole Lhakpa, meine heutige "Playlist" hilft dabei, auf dem Programm steht naemich Cat Stevens. Ich habe seit Beginn unserer Wanderung furchtbare Ohrwurmattacken, die aber immer thematisch geordnet sind - an einem Tag sinds alle Take That-Songs, am naechsten sind Simon & Garfunkel dran, und ich bin jeden Tag aufs Neue gespannt, mit was ich heute beschallt werde.
Endlich sind wir oben angekommen, dort steht mitten im Nirgendwo eine Steinhuette, bewohnt von einem Paar, das die exponierte Lage nutzt, um dort einen Teestand zu betreiben. Und zugegebenermassen: der Tee tut einfach nur gut, die Sicht auf die schneebedeckten Flanken direkt vor uns ist wundervoll, und Kekse und Traubenzucker fuellen die Energiereserven wieder auf.
Der Hund der Besitzer hat grade vier winzige Welpen bekommen, die wir begeistert beobachten, die sind noch blind und kuscheln sich auf einem Tierfell im kalten Wind eng aneinander.
Die letzte halbe Stunde der heutigen Etappe geht problemlos, nun wird die Umgebung deutlich felsiger, hochalpiner. Nach insgesamt drei Stunden Marsch erreichen wir gegen halb zwoelf Thorong Phedi auf gut 4.500 m Hoehe. Uns gehts prima, selbst der Ruhepuls liegt immer noch bei knapp 70 Schlaegen / Minute.
Das Zimmer hier oben ist nun wirklich sehr einfach, die Toiletten ebenso, und wir werden ein wenig seltsam angeguckt, als wir 1 Eimer heisses Wasser bestellen. Damit gehts ins "Badezimmer", und wir koennen uns halbwegs ordentlich waschen, herrlich ist das.
Danach: lange Unterhose und -hemd, Fleecepulli, dicke Socken, auf jeden Fall mehrere Schichten uebereinander, so laesst sichs einigermassen aushalten.
Fuer die innere Waerme gibts Nudelsuppe und natuerlich Tee, das ist wirklich ein asketischer Urlaub: kein Alkohol, kein Fernsehen, kaum Fleisch, kein Handy - die einzige "Suende" ist der fast schon taegliche Schokopudding.
Ich lese in der halbwegs warmen "dining hall" noch ein Weilchen, leiste dann aber Norman im Zimmer Gesellschaft, wir verdoesen eingemummelt in den Schlafsack den Nachmittag. Draussen regnet sich's tatsaechlich ein, irgendwann schaffen wir es auch, uns vom kuschlig-warmen Bett zu verabschieden, und setzen uns wieder mit Tee und Lesestoff in den inzwischen leider recht kalten Aufenthaltsraum.
Man sieht zuweilen sogar den Atem, da hilft auch der heisse Schwarztee nicht weiter.
Gegen 18 Uhr gibts Abendessen (Sportlernahrung: Nudeln mit Tomatensauce), und Lhakpa eroeffnet uns, dass morgen der Aufbruch fuer 5 Uhr geplant ist! Wir handeln ein wenig mit ihm, naja, nicht wirklich erfolgreich.
Es regnet weiterhin, wir sind komplett in die Wolken eingehuellt, und die beiden spanischen Trekker, inzwischen ist auch noch ein Italiener dazugestossen, und wir sitzen dick eingepackt herum und sind ein bisschen aufgeregt ob des morgigen Wanderprogramms.
Nicht vorstellbar ausserdem, wie kalt es hier zur Hauptsaison im Oktober/November erst sein muss!
Die anderen verabschieden sich bereits um 20 Uhr ins Bett, wir koennen uns noch nicht aufraffen, und endich signalisiert uns einer der Angestellten, dass unter einem der Tische doch tatsaechlich ein funktionierender Heizluefter steht - gottseidank! Dort waermen wir uns also noch ein wenig vor, bevor wir ins kalte Zimmerchen gehen. Dort packen wir und sind ganz schoen abgebrueht: es stoert uns nicht weiters, dass es von der Decke tropft und dazu tausende von Faltern und aehnlichem Getier um uns herumschwirrt.
Stattdessen schluepfen wir in die Schlafsaecke, ziehen noch die bereitliegende dicke Decke drueber und sagen um 21 Uhr "Gute Nacht".

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