26.8.11

Endspurt! (21.08.2011)

Und endlich ist er da - unser letzter Wandertag. Wir sind schon um 6 Uhr wach, da unsere Nachbarn packen und durch die duennen (Papp-)Waende jedes Wort und Geraeusch zu hoeren ist. Trotzdem doesen wir noch ei Stuendchen vor uns hin, lauschen dem Fluss, den Voegeln und Stimmen im Hof.
Schliesslich wird noch einmal der Rucksack gepackt oder besser gesagt gestopft und die Zaehne im Hof geputzt. Ich muss sagen, dass mir doch inzwischen tatsaechlich ein ordentliches Stehklo lieber ist als ein fragwuerdiges (weil nicht angeschlossenes) und meistens deutlich schmutzigeres "westliches" Klo!
Zum Fruehstueck gibts tibetisches Brot mit Yakkaese, beides eher fettig, Porridge und Schwarztee. Norman hat immer noch nicht aufgegeben mit den Kaffeeversuchen.
Um kurz nach 8 Uhr brechen wir auf zur letzten Etappe. Bereits jetzt ist es warm, wir gehen schweigend weiter abwaerts im Flusstal. Der Weg fuehrt kreuz und quer, zahlreiche Erdrutsche haben ihn verwuestet, manchmal muessen wir ueber umgestuerzte Baeume und ganze abgerutschte Haenge klettern. Die zahnlosen Omas mit Gehstock und die Pferdekarawanen, denen wir begegnen, lassen sich durch solche Widrigkeiten nicht weiters stoeren, sondern gehen stoisch ihres Weges.
Nach einer guten Stunde muessen wir eine Verschnaufpause machen, es ist unertraeglich heiss und unser Micorpur-behandeltes Wasser endlich trinkbar. Wie die Mulis trotteln wir weiter schwitzend vor uns hin, der Laerm der Zikaden ist zum Teil ohrenbetaeubend. Nach knapp 3 Stunden hat und das wirkliche Leben wieder. Wir ueberqueren eine offenbar fuer zukuenftige Autonutzung gebaute Bruecke (die aber quasi mitten im Fels endet), und schon kommt wieder ein Polizeiposten, der unsere Trekkingerlaubnis stempelt, inmitten von zig Verkaufsstaenden, Menschen, Hunden, Pferden, rostenden Traktoren, Muell...
Wir verschnaufen ein allerletztes Mal beim allerallerletzten Polizeiposten (kaum 10 Minuten vom vorhergehenden entfernt), insgesamt haben wir etwa 15 Stempel gesammelt und kommen uns vor wie bei einer Schnitzeljagd. Wir wappnen uns fuer das gefuehlte jaehe Ende unserer Bergeinsamkeit, die Heerscharen an "Kurzzeittrekkern", die uns entgegenkommen, beachten wir schon fast gar nicht mehr.
Ein letzter steiler Anstieg, und wir erreichen Nhaya Pul, Ziel des Annapurna Circuit Treks. Es bleibt gerade genug Zeit, ein paar Kekse zu essen, schon hat Norman gemeinsam mit Lhakpa ein Taxi zu einem vernuenftigen Preis (12 Euro fuer 75 Min. Fahrt) organisiert, das uns nach Pokhara bringen soll.
Als wir in den wackligen, quietschenden kleinen Suzuki einsteigen (der Rucksack wird kurzerhand oben aufs Autodach geschnallt), sind wir noch skeptisch, ob wir nicht doch lieber auf den Bus haetten warten sollen. Doch die gut einstuendige Fahrt laueft prima, manche Situationen entlang der Serpentinen sind zwar wieder etwas fragwuerdig, und dass der Fahrer zuweilen aus dem Fenster nach hinten auf seinen rechten Hinterreifen guckt, koennte einen nervoes machen, aber letzten Endes erreichen wir unbeschadte das Hotel Fewa direkt am See. Der Taxifahrer freut sich wie bolle, dass er 1 Euro Trinkgeld bekommt.
Wie kriegen ein nettes Zimmer mit Balkon zum See, richtig feudal fuer 15 Euro/Nacht und laden Lhakpa noch zum Mittagessen ein. Es gibt Obstsalat, Lassis und Gemueserohkost mit Dip, nach den eher vitaminarmen letzten Tagen gieren wir alle nach Frischem.
Wir unterhalten uns noch ein bisschen, tauschen Mailadressen aus und den geniessen den schoenen Platz am See, mit Blick auf den hin und wieder hervorspitzelnden Machhapuchare-Gipfel. Schliesslich verabschieden wir uns von unserem Traeger, der 18 Tage lang bei jedem Wetter unseren zugegebenermassen recht umfangreichen Krempel geschleppt hat. Er macht sich auf den Weg zurueck nach Kathmandu, waehrend wir erst einmal zwei grosse Tueten Schmutzwaesche an der Rezeption abgeben. Dann wird gesucht, gemeinsam mit dem Wurm n der Duschwanne, und Siesta gemacht - es ist viel zu heiss draussen.
Gegen 16 Uhr wagen wir uns hinaus, ein wenig bummeln, und sind begeistert von den huebschen Geschaeften, wo nicht halb soviel los ist wie im staubigen Kathmandu. Wir beschliessen, noch eine Nacht laenger in Pokhara zu bleiben und unsere ganzen Einkaeufe hier zu taetigen.
Sehr angetan von den Ausblicken auf den See erstehen wir im Supermarkt ein Flaeschen Rum und eine Flasche Mangosaft und setzen uns selig mit einem Aperitif auf unseren Balkon.
Zum Abendessen suchen wir uns das Restaurant "Boomerang" aus, wir kriegen einen Platz im Garten direkt am See, sehr huebsch! Das Essen ist grossartig, es gibt ein Deluxe Dal Bhat mit zwei verschiedenen Currys, Spinatsalat, Joghurt und Obst und Tee zum Nachtisch, und es gibt Bier! Dazu spielt auf der Buehne des Restaurants die oertliche Volkshochschulegruppe ein "nepalese cultural program" mit Tanz und Gesang, das ist vielleicht ein Spektakel und ein Laerm! Die Taenzer mit den Gurkhamessern sind allerdings wirklich toll.
Irgendwann fluechten wir in die "Busy bee bar", trinken Cocktails mit den Namen "A long trek" und "Mountain Lady" und essen Popcorn. Ausser uns sind nur ausgehwuetige Nepalesen da. Als wir uns um 22 Uhr auf den Heimweg machen, steppt draussen der Baer! Wir sind aber brav und gehen zurueck ins ruhige Hotel, freuen uns auf wanderfreie Tage und schlafen beseelt ein.

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