25.8.11

Endlich: ein Blutegel (18.08.2011)

Bei mir zumindest war die Nacht ein bisserl kurz, aber egal, wir muessen eh um halb 7 aufstehen, es regnet nicht mehr, dafuer haengen die Wolken sehr tief. Nach Porridge mit Honig und Tee brechen wir auf, muessen aber doch bald die Pullis ausziehen, denn trotz der Feuchtigkeit in der Luft und den Wolken hats schnell gut 25 Grad.
Wir marschieren weiter suedwaerts und damit auch abwaerts, kommen hinein in die tropische Vegetationszone, alles ist gruen und wuchert, dazu passt perfekt das neblig-truebe und feuchte Wetter.
Wir laufen zuerst entlang der Strasse, verlassen diese aber nach gut 2 Stunden, nachdem wir wieder einmal einen Polizeiposten in Ghasa passiert haben: diesmal hatten die beiden Polizisten sogar einen PC zur Eingabe unserer Daten! Wir bekommen sogar noch "sicheres" Trinkwasser ein paar Haeuser weiter.
Nach Ghasa gehts ueber eine der ueblichen Haengebruecken auf die andere Flussseite, hinauf durch tropfende Waelder. Oben gibts eine Kekspause in einem kleinen Doerfchen, bestehend aus 3 Haeusern, belauert vom Dorfhund, dem wir grosszuegig einen Keks abgeben. Die Kuehe laufen an uns vorbei, die Huehner jagen wir regelmaessig vor uns her. Ueberhaupt, was hier alles an Tier-Sch... auf den Wegen herumliegt, ein regelrechtes Zickzack-Laufen ist das. Dazu noch die ewig matschigen und nassen Pfade...
Wir steigen ueber viele steile Steinstufen und -wege wieder Richtung Fluss ab, es regnet wieder und soll so bald auch nicht mehr aufhoeren. Es zeigt sich, dass ich das Profil meiner Schuhe praktisch komplett runtergelaufen habe, ich rutsche nur noch vor mich hin.
Nach einer weiteren Haengebruecke sind wir zurueck auf der Strasse, leider muessen wir schnell wieder einen Umweg gehen, denn einer der vielen Erdrutsche hat die Strasse unpassierbar gemacht. So klettern wir mehr schlecht als recht ueber das lockere Erdreich des abgerutschten Hangs und sind froh, als wir drueben sind - reichlich eingedreckt.
Wir schlagen das Essensangebot der direkt an einem Wasserfall gelegenen Lodge sehr zum Bedauern unseres Traegers aus und laufen noch ein Stuendchen weiter - inzwischen ists schon sehr nass, und Norman wandert beharrlich mit Regenschirm. In Dhana machen wir gegen 12 Uhr endlich Lunchpause, es gibt eine kleine Nudelsuppe. Kurz nach uns kommt ein aelteres deutsches Ehepaar an, das lauthals wissen will, wann denn endlich ein Bus fahren wuerde. Bei den Erdrutschen, die wir in den letzten Stunden gesehen haben, und den ganzen Bussen, die dazwischen standen, dauert das wohl noch.
Ein wenig gestaerkt gehts weiter, entlang Bananen- und Feigenbaeumen, vielen, vielen Hanfpflanzen, wir begegenen ein paar Sadhus (heilige Maenner, meist Asketen und indischer Herkunft), die in Flipflops oder barfuss nur mit Tuechern bekleidet ins Heiligtum nach Muktinath pilgern. Sobald der Regen aufhoert, entledigen wir uns sofort der Regenjacken, zu "dampfsaunaaehnlich" sind die Temperaturen.
Doch alle 10-15 Minuten kommt der naechste Schauer. Die Strasse ist inzwischen eine reine Matschpiste, immer wieder muessen wir Baeche ueberqueren, die von den Haengen herunterfliessen. Oft genug passieren wir Stellen, an denen riesige Steine auf die Strasse gerutscht sind. Die Umgebung sieht wie verwunschen aus, das dichte, dunkle Gruen, der Nebel, der sehr reissende Fluss zu unserer Linken...
Gegen halb drei erreichen wir nach knapp 7 Stunden Gehzeit endlich Tatopani, wir sind nun auf etwa 1.200 m  Hoehe angekommen. Wir beziehen eine kleine Huette in der Dhaulagiri Lodge, mitten in einem tropischen Garten mit Zitronenbaeumen, Farnen, Bananenstauden und dementsprechend allerhand viel Getier.
Nach einem kurzen Schlaefchen machen wir uns auf die Suche nach den vielgeruehmten heissen Quellen. Nach ein wenig Herumfragen finden wir diese direkt unterhalb unserer Unterkunft unten am Fluss - ein Becken voll mit herrlichem heissem (40 Grad) Quellwasser. Der Eintritt kostet 50 Cent, und wir sinken beglueckt ins Becken, sitzen im Freien, gucken uns die Umgebung an und kochen so vor uns hin. Wohlweislich haben wir im Gepaeck immer Badesachen, man weiss ja schliesslich nie.
Auser uns ist noch ein nepalesisches Ehepaar da, das sich amuesiert ueber unsere "Kocherei" - denn das Wasser ist wirklich sehr heiss. Wir stellen fest, dass Norman offenbar heute im Lauf des Tages von einem Blutegel gebissen wurde, am Knoechel ist Blut und ein winzig kleiner "Biss", ebenso sind Schuhe und Socken ein wenig blutig. Hm, alles also halb so wild, anscheinend ist die Blutegelplage doch nur eine Art "urban legend".
Tiefenentspannt steigen wir nach dem heissen Bad schnell zurueck in unsere Unterkunft, stilecht nepalesisch in Flipflops auf rutschigen Steinstufen. Die Dusche dort ist leider ziemlich kalt, naja. Beim anschliessenden Lesen draussen machen sich Moskitoschwaerme zum Angriff bereit, dank "Nobite" sind wir aber gefeit.
Zum Abendessen wagen wir uns an eine "cheese tomato lasagne", die erstaunlich viel Aehnlichkeit mit dem Original hat. Wir sind recht verbluefft. Auch der Schokopudding ist ordentlich. Wir amuesieren uns noch ueber die Babykatze, die herumtollt und mit Normans Regenschirm spielt, und gehen dann in tiefster Dunkelheit in unsere Tropenhuette.

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