22.8.11

"Shake it, baby" oder: Busfahren in Nepal (04.08.2011)

Keine Ahnung, was den Nachbarshund geritten hat, auf jeden Fall war die Nacht mehr oder minder "durchbellt" und wir dementsprechend unwillig, um 5:20 Uhr aufzustehen. Irgendwie klappte es dann doch, eine schnelle Katzenwaesche und ein hastiges Packen stehen schliesslich an. Unsere beiden grossen Rucksaecke bleiben naemlich mit einem Teil unserer Sachen im Hotel in Kathmandu, und ein grosser Rucksack wird mit unseren Wanderutensilien und den Schlafsaecken befuellt (und wiegt eine gefuehlte Tonne) und unserem Traeger uebergeben. Wir behalten unsere Tagesrucksaecke mit Wasser, Regenjacke und allem Noetigen. Draussen wartet schon ein Taxi, das uns zum Busbahnhof bringt, waehrend der immerfreundliche Nachtwaechter das Abschiedskomittee gibt. Der Taxifahrer bugiert uns durch das trotz der fruehen Stunde bereits herrschende Chaos und strahlt immerzu dabei. Am Busbahnhof vertroedeln wir ein wenig die Zeit mit heissem Tee und werden von Ngima noch mit Keksen ausgestattet, da er uns raet, das angebotene Mittagessen aus Hygienegruenden zu verschmaehen. Um 7 Uhr geht schliesslich der Bus, das Gepaeck wird natuerlich auf dem Dach untergebracht. Noch sind im Bus vor allem andere Trekker mit ihren jeweiligen Guides und Traegern, aber die beiden dazu engagierten "Busschreier", die nach der Abfahrt in der offenen Bustuer haengen, plaerren so lange die am Strassenrand stehenden Leute an, bis der Bus auch wirklich und nach nepalesischem Standard "voll" ist. Zuweilen werden durchaus auch Wartende am Arm in unseren Bus gezerrt, es herrschen richtiggehende Kaempfe um potenzielle Fahrgaeste zwischen den verschiedenen Busunternehmen. Sehr spannend das alles! Aber das dauert natuerlich, und so kommen wir kaum voran, sondern tuckern endlos an Strassenstaenden vorbei, dauernd springen fliegende Haendler (gerne kleine Kinder) auf und wollen Wasser, Obst, Chips oder Plastikkram verkaufen. Endlich gehts ueber enge Strassen raus aus der Stadt und rein in die Berge, immer nach dem Motto "Wer am lautesten hupt, gewinnt". Es wird unertraeglich heiss, alle daemmern vor sich hin, bis wir gegen 11 Uhr einen Stop an einem eher fragwuerdigen Strassenlokal und die erste Bekanntschaft mit einem Stehklo machen. Wir lehnen brav das angebotene Mittagessen ab (siehe oben), da die dreckigen Tische in der Tat nichts Gutes verheissen.
Bei der Weiterfahrt wird die Strasse zunehmend schlechter, die Stops zum Ein- und Ausladen der nepalesischen Passagiere oder wegen Hindernissen auf der Strasse (entgegenkommende LKWs oder Busse, Steine, Baeche, ...) werden haeufiger. Gegen 15 Uhr, nach acht Stunden Fahrt, erreichen wir endlich Besisahar, dort muessen sich zunaechst alle Trekker im dortigen Buero registrieren (d.h. es gibt einen Stempel auf die Trekking Permit und wir muessen unterschreiben).
Wir haben nun wirklich keine Lust mehr auf eine weitere Fahrt ueber Rumpelpisten und bestehen darauf, die gut 2 Stunden nach Bhulbhule, unserer heutigen Etappe, zu laufen. Unser Sherpa ist unwillig und wir schicken ihn daher mit dem Bus voraus. So war das ja eigentlich nicht gedacht, dass wir wandern und unser Traeger Bus faehrt!
Wir wandern ueber ueberspuelte Strassen, bei denen wir sogar einmal die Schuhe ausziehen muessen und barfuss durchs Wasser waten muessen, durch Doerfer, Kinder spielen am Rand und gruessen uns freundlich, ueberall stehen und liegen Kuehe, Ziegen, Huehner, Hunde, aussenrum ist alles gruen, der Fluss rauscht wild neben uns her, sehr idyllisch also. Wir sind sehr schnell total verschwitzt, weils extrem heiss ist und dazu die Luftfeuchtigkeit ordentlich hoch ist.
In Bhulbhule bekommen wir ein Zimmer (naja, einen Holzverschlag) im Thorang La Guest House, und es gibt draussen im Garten im Duschhaeuserl doch tatsaechlich warmes Wasser. Ein guter Anfang!
Danach sitzen wir im Garten, trinken ein Bier, lesen, zum Abendessen gibt es Dal Bhat, das nepalesische Nationalgericht, bzw. gebratenen Reis. Wir erwehren uns der wilden Mueckenschwaerme, dazu geistern riesige Spinnen und Geckos um uns herum.
Das Zaehneputzen erfolgt im Freien, da dort das einzig Waschbecken steht. Die Position, die man auf einem Stehklo einnimmt, ist im Yoga uebrigens die Ausgangsstellung der "Kraehe". Hmmm, ob die sich wohl daraus entwickelt hat?
Wir liegen schliesslich im Seidenschlafsack im Bett, im Zimmer krabbeln viele Tierchen umher, es gibt keinen Strom, aber durch die Stirnlampe werden wir heftigst umschwirrt. Dann lieber Licht aus und schlafen!

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