11.9.12

Auf dem Viktoriasee (07.09.2012)

Fruehmorgens machen Nitschi und ich uns auf die Suche nach einem Ort zum Fruehstuecken, geweckt wurden wir vom Muezzin und von recht unverschaemt gurrenden Tauben. Die Stadt ist noch recht verschlafen, dennoch finden wir eine Wellblechhuette in einer Seitengasse, in der bereits viel Betrieb ist und die offensichtlich eine Art Cafe ist, in der v.a. Arbeiter sitzen. Das ist ein gutes Zeichen, wir wagen uns also hinein, und den Angestellten am Eingang geht nach einem skeptischen Blick sogleich das Herz auf, als ich ein paar Begruessungsworte auf Swahili von mir gebe. Sogleich steht ein Fruehstueck mit Omelett, Chapattis und Chai auf dem Tisch, das deutlich besser ist als gedacht! Als die Rechnung kommt, sind wir ueberrascht, denn das ganze hat pro Person nur etwa 80 Cent gekostet...
Zurueck im Hostel treffen wir Titus, beladen das Auto und fahren zum See. Auf dem Weg blaettere ich durch die Tageszeitung und bin hochgradig amuesiert ueber die Modetipps fuer die hippe kenianische Frau.
Am See verhandelt unser unentbehrlicher Quotenmann knallhart mit den Bootsmaennern, dann brechen wir auf zu einer dreistuendigen Fahrt ueber den zweitgroessten See der Welt, von dem wir nur einen klitzekleinen Teil sehen koennen. Unser Boostfuehrer ist ein wandelndes zoologisches Lexikon, kennt jeden Fisch und jeden Vogel sowohl mit lateinischem und englischem Namen und kann dazu noch jeden beliebigen Tierruf imitieren, was zuweilen zu Irritationen fuehrt. Dazu weiss er natuerlich zig Geschichten ueber und um den See zu erzaehlen, kennt jeden der Fischer, die ihre einfachen Segelboote am Ufer entlang bewegen und ausschliesslich sehr junge Burschen sind, persoenlich, so dass es eine rundum unterhaltsame Fahrt wird.
Am Ufer bearbeiten Frauen den Fang des Tages und tragen anmutig grosse Koerbe auf ihren Koepfen zum Markt, andere waschen Waesche, dazwischen baden unzaehlige Kinder und winken froehlich. Immer wieder tauchen Nilpferdkoepfe aus dem Wasser auf, die werden moeglichst grossraeumig umfahren, denn die reagieren sehr ungehalten, wenn man ihnen zu nahe kommt, und beissen jaehrlich so einige Fischer zu Tode. Dennoch koennen wir ausgiebig und mit Sicherheitsabstand eine Nilpferdmama beobachten, die ihr Kalb bewacht, das am Ufer grast.
In den Aesten des sog. "Leberwurstbaumes" (ja, der heisst wirklich so) und im dicht mit Papyrus bewachsenen Ufer tummeln sich Webervoegel, die an ihren filigranen Nestern bauen, Reiher, Ibisse, Stoerche, Eisvoegel, Kormorane, Spechte und sonstiges Federvieh, so langsam werde ich richtiggehend zum Ornithologen. Leider entdecken wir weder Schlangen noch Warane oder Otter, aber das macht nichts, es war auch so hochinteressant und dank Sonnenschein ein schoener Vormittag.
Wieder am Ufer ist Titus, der nicht schwimmen kann, recht erleichtert, wieder festen Boden unter den Fuessen zu haben, und wir picknicken erst einmal im Gras sitzend, wir muessen ja noch die ganzen Bananen, Karotten und Mangos wegfuttern.
Am fruehen Nachmittag verabschieden wir uns aus Kisumu und machen uns auf den Weg in den Wald von Kakamega (kaka ist uebrigens Swahili und heisst Bruder). Doch erst einmal holt uns ein richtig heftiges Gewitter ein, es prasselt dermassen, dass Titus anhalten muss, denn von der Strasse ist nichts mehr zu sehen. Leider zeigt sich, dass ausgerechnet hinten links, wo ich sitze, das Fenster nicht dicht ist und ich auf einmal im Nassen sitze. Schnell raeumen wir um, ich verziehe mich auf die andere Seite, und da man die Warterei im Sauwetter am besten mit einem Getraenk auflockert, schenken Nitschi und ich uns kurzerhand unsere stets greifbaren Plastikbecher mit Wodka und Mangosaft voll. Die Stimmung ist also bei der Weiterfahrt ausgelassen, wir erfreuen uns wieder mal am Musikprogramm, und gerade als wir mitten im Herumalbern sind, kommt der naechste Speed Bump - und leider ist mein Becher danach leer und das Wageninnere mit Wodka-Mango geduscht, v.a. ich bin patschnass und klebrig. Auch schon egal, dass passt ja zum nassen Ruecksitz.
Endlich lassen wir Regen und Strasse hinter uns, ueber Holperstrecke geht es in den Wald hinein. Auf dem Weg kommt Titus der wichtigen Aufgabe nach, und wie vereinbart taeglich mit Avocados zu versorgen, und kauft einer Frau am Wegrand vier Stueck fuer insgesamt 20 Cent ab, von denen jede mindestens so gross wie eine Mango ist.
Heute sind wir in sog. "bandas" untergebracht, runden Huetten aus Lehm und Kuhdung mit Strohdach mitten im Wald. Bei der Ankunft werden wir vom Mananger Solomon freundlichst begruesst, und im Anschluss werden wir Zeugen der sich anbahnenden Verhandlungen zwischen ihm und Titus ueber den Preis fuer Unterkunft, Verpflegung und Waldspaziergang. Als die Herren sich endlich einig sind und wir unsere Zimmer bezogen haben (die dunkel und leicht mufflig sind), versuche ich mich im Duschhaeuschen an einer Reinigung vom klebrigen Saftzeugs, dank Solarenergie kommt sogar lauwarmes Wasser aus dem rostigen Rohr. Als mir eine daumenlange Kakerlake die Wade hinaufkrabbelt, verlasse ich die Dusche aber schnell, genug Sauberkeit fuer heute.
Bis es dunkel wird, sitzen wir in der offenen "Aufenthaltshuette", umgeben von durch die Baeume turnenden Affen, zu hoeren ist nur lautstarkes Vogelgezwitscher. Dann wird der Generator angeworfen, damit wir wenigstens zum Essen ein wenig Licht haben, ansonsten ist es Stockfinster, und irgendwie sind wir heute alle so erledigt, dass wir frueh ins kalte Bett kriechen. Leider macht unsere Huette einen recht "insektenanfaelligen" Eindruck, so dass wir wohl oder uebel die sehr stinkigen Moskitonetze ueber unsere Betten ziehen und Augen und Ohren vor saemtlichem Gekrabbel verschliessen.

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