23.9.12

Bei den Arabern (19.09.2012)


Als gestern abend endlich das Geblaese der Pizzeria unter uns verstummt ist, das unaufhoerlich Fettgeruch in unser Zimmer gepustet hat, uebernimmt die Karaokebar im Hinterhof die weitere Beschallung. Zum Glueck gibt es Ohrstoepsel. Die helfen aber nicht gegen die Muecke, die uns die weitere Nacht regelmaessig vom Schlafen abhaelt. Und zu guter Letzt schrecken wir beide wie vom Donner geruehrt auf, als Punkt vier Uhr der Morgenruf der Muezzine per Lautsprecher ueber die Stadt schallt. Okay, Grossstadtlaerm ist vielleicht doch nicht so toll.
Ein wenig geraedert sitzen wir im Cafe gegenueber, und leider dauert es unfassbarerweise eine halbe Stunde, bis wir endlich Kaffee serviert bekommen, obwohl wir ziemlich die einzigen Gaeste sind und die 5 unterbeschaeftigten Kellner unaufhoerlich um uns herumwuseln. Aber egal, wir sind sehr geduldig, denn wir muessen den heutigen Tag so gut wie moeglich in der Stadt vertroedeln, unser Nachtbus geht erst um 22 Uhr.
Um 10 Uhr checken wir aus dem Hostel aus, duerfen netterweise unser Gepaeck dort unterstellen, und spazieren langsam in die "Old Town" Mombasas. Dort schaffen wir es durch unsere unuebertrefflich charmante Art wieder einmal, erfolgreich ohne Guide durch den Eingang des Fort Jesus zu gelangen. Der Trick der Herren ist naemlich immer, einfach ungefragt mitzulaufen, einen fortwaehrend ungefragt zuzutexten (ob mit Fantasiewissen oder wirklichen Infos, laesst sich meist nicht feststellen), und hinterher ein saftiges Trinkgeld zu verlangen. Aber so koennen wir selbststaendig durch das alte Fort streifen, und sind froh ueber das Meereslueftchen, das oben ueber die Ausgucke weht. Rein museumspaedagogisch betrachtet koennte man das Ganze sicherlich huebscher aufbereiten, dennoch ist die Anlage hoch oben ueber der Bucht recht beeindruckend.
Mit dem Reisefuehrer in der Hand wagen wir uns dann auf eigene Faust an einen Stadtrundgang durch das eindeutig sehr arabisch gepraegte Viertel mit seinen vielen alten, kleinen Haeusern, die aber nur zum Teil gepflegt sind. Doch die Aesthetik des Verfalls in den kleinen Gaesschen passt ganz gut hierher, nur die stickenden Fischabfaelle und die Muellhalden zwischendurch sind ein Angriff auf unsere Geruchsnerven. Nervig sind auch wieder einmal die Souvenirhaendler, die nicht begreifen koennen, dass "Vorbeilaufen am Laden ohne ihn eines einzigen Blickes zu wuerdigen" moeglicherweise bedeutet, dass wir nichts kaufen moechten.
Um die Mittagszeit verziehen wir uns in ein Cafe, wo wir recht unbehelligt als einzige Gaeste knapp 2 Stunden mit Lesen und Doesen zubringen, leider herrscht Stromausfall, so dass auch unsere Getraenkewuensche nicht erfuellt werden koennen, aber was macht das schon. Es ist wieder viel zu heiss und stickig draussen, als wir uns wieder auf den Weg machen, und so schaffen wir es gerade mal in den Supermarkt, wo wir uns mit Wasser und ein paar Snacks aufruesten und am liebsten ins Kuehlregal sitzen wuerden, und anschliessend fuer Stunden ins Internetcafe verschwinden. Denn an Sehenswuerdigkeiten haben wir soweit das Wichtigste abgehakt, und immer noch ist es erst frueher Nachmittag.
Erstaunlich leicht fällt es uns, den gesamten Nachmittag zu vertrödeln, zuerst im Webcafé, dann Kaffee trinkend, endlich ist es Zeit für das Abendessen, das wir in einem übertrieben teurem indischen Restaurant so lange wie möglich hinauszögern - alles alkoholfrei natürlich.
Mit dem Tuktuk fahren wir zum Busbahnhof, der Wartesaal ist überfüllt mit plärrenden Kindern; wir hoffen, das keines davon bei uns im Bus mitfährt.
Gegen halb elf geht es los, wir haben wieder die Luxiusplätze ganz vorne gebucht und sind froh, als der Fahrtwind, der durch die offenen Fenster hereinströmt, wenigstens ein bisschen Abkühlung in der feucht-klebrigen Hitze bringt. Leider erleide ich kurz daraufhin eine böse Nasenvergiftung, als wir am Hafen Mombasas vorbeifahren und ich nicht vorbereitet auf den Gestank von modrigem Abwasser, verrottenden Fischresten und sonstigem bin. Schnell schließe ich das Fenster neben mir.
Obwohl im Bus so einige Käfer umherkrabbeln, können wir bis zum Zwischenstopp an einer Raststätte nachts um 2 Uhr und auch danach einigermaßen schlafen. Der Busfahrer, dessen Stimme klingt wie früher der Bandsalat beim Kassettenrecorder, fährt einigermaßen vertrauenswürdig, nur die entgegenkommenden LKW, die immer die Lichthupe geben, nerven.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen