17.9.12

Selig im Samburu-Nationalpark (13.09.2012)

Unser persoenlicher "Weck-Krieger kommt wie besprochen um 5:45 Uhr mit einem froehlichen "Good mo'ni'g!" vorbei, daran koennte ich mich gewoehnen. Im Bad erschrecke ich mich kurz darauf zu Tode, als ich die Klospuelung betaetige und zwei dunkle, zappelnde Flecken im Wasser entdecke. Nachdem ich mich mit Stirnlampe und v.a. Brille ausgeruestet habe, sehe ich zwei Froesche, die wohl die Feuchtigkeit der Kloschuessel als ihr Nachtlager gewaehlt haben, wild um ihr Leben zappeln. Ich muss so lachen, dass ich fast ersticke, und Nitschi wartet besorgt, bis ich mich soweit beruhigt habe, um mein Erlebnis mitteilen zu koennen. Derart gut gelaunt treffen wir uns um 6 Uhr zur Abfahrt mit Titus und unserem heutigen Fahrer Dipa, dem Besitzer dieser wunderbaren Unterkunft. Er, ein Samburu, tanzte frueher einmal fuer Touristen in Mombasa, heiratete dann eine amerikanische Professorin, die sich dort in ihn verguckte, und konnte daraufhin mit ihrer (finanziellen?) Unterstuetzung. ins Tourismusgeschaeft einsteigen. Wahre Geschichte!
Wir brechen mit seinem grossen Landrover auf, Titus ist natuerlich mit an Bord, ebenfalls unser "Lieblingskrieger" Lalale als "Spaeher". Puenktlich zum Sonnenaufgang fahren wir zum Samburu-Nationalpark, bezahlen dort den an Zahnputzaesten kauenden Angestellten den happigen Eintritt (70 $ p. P.) und los gehts mit der Safari!
Ueber drei Stunden kurven wir kreuz und quer, sehen einer 20koepfige Elefantenherde beim Baden und Trinken am Fluss zu, bei dessen Durchquerung die drei sehr kleinen Kaelber bedrohlich weit abgetrieben werden, bis die Muetter sie mit ihren Ruesseln wieder einfangen. Warzenschweine, Strausse, Kudus, Dik-Diks, komische Guinea-Huehner, Oryxe, Adler entdecken wir in der Savanne, ausser uns sind kaum andere Menschen unterwegs. Gegen 9 Uhr halten wir am Fluss an und machen Fruehstueckspause, unser Chefkoch hat an alles gedacht und Picknicktueten und Kaffee vorbereitet. Fuer Lalale, den jungen Krieger, ist die Sache problematisch, denn eigentlich darf er keinesfalls im Beisein von Frauen essen. Er entscheidet dann aber, dass wir als Weisse eh quasi nicht zaehlen, und so ringt er sich durch, etwas verschaemt hinter dem Auto versteckt zu fruehstuecken.
Bei der Weiterfahrt entdecken wir kurz darauf direkt am Wegrand ein totes und bereits sehr zerlegtes Kudu, und nur ein paar Meter weiter liegt schwer atmend ein total ueberfressenes Geparden-Maennchen im Gras und kann sich kaum ruehren. Wir fahren bis auf 3 m an ihn heran, zwischendurch hebt er den Kopf und schaut uns muede an, bevor er wieder vollkommen fix und fertig abliegen muss. Doch irgendwann wird ihm das Begafftwerden wohl doch zu blied, wie in Zeitlupe kommt er auf die Beine, sein Bauch haengt fast runter bis auf den Boden, er tapst zwei Schritte, bevor er sich noch ein wenig tiefer in den Schatten eines Baumes plumpsen laesst. Ich sage zusammenhanglos in die Runde: "Das ist das schnellste Tier der Welt.", was in Folge der eben erlebten Traegheit nur ein trockenes "Aha" und anschliessendes schallendes Gelaechter nach sich zieht. Als wir gut 5 Stunden spaeter wieder an derselben Stelle vorbeifahren, liegt das Tier praktisch unveraendert und sichtlich immer noch verdauend da und hat sich sichtlich ueberfressen.
Da es mittags zu heisst ist, um Tiere zu beobachten, suchen wir eine noble Lodge mitten im Nationalpark auf und verbringen in deren Lounge die Mittagszeit mit Kaffee trinken, lesen, Postkarten schreiben. Irgendwann nervt uns das sinnlose Herumgesitze, und unsere Begleiter sehen auch gelangweilt auf, machen aber keinerlei Vorschlaege, wie man die Zeit besser nutzen koennte. Endlich koennen wir nach ein bisserl Herumquengelei aufbrechen und streunen noch einmal gut 2 Stunden durch die Savanne, um besagten Gepard zu besuchen, und vor allem in der Hoffnung, Loewen zu sehen. Doch: "hakuna simba", die Loewen sind heute wohl abwesend, und nachdem unsere Samburus noch vollkommen gesetzeswidrig mit ihren Macheten eine Palme abgeholzt haben (sie brauchen die Blaetter, um daraus eine Tuer zu bauen, erzaehlen sie uns), fahren wir Richtung Ausgang. Nitschi und ich stehen im offenen Dach in der heissen (aber sehr angenehmen, da trockenen) Nachmittagssonne, ringsum grasen Elefantenherden, die Savanne breitet sich unendlich weit aus, nur unterbrochen von Felsen und Huegeln, soweit man blickt - es ist ein perfekter Tag, und eines ist klar: freilebende Elefanten so nah zu sehen, macht einfach nur gluecklich.
So strahlen wir beide bei der Rueckfahrt selig vor uns hin, hier, mitten der einzigartigen Landschaft, bewacht von Samburu-Kriegern und froehlich winkend begruesst von am Wegrand stehenden Kindern und toll geschmueckten Frauen, die unzaehlige Perlenketten um den Hals tragen, insgesamt bis zu 4 kg schwer, so moechte man ewig weiterfahren. Durch Kamel-, Gazellenherden und ungeruehrt ueber die Schnellstrasse wandernde Pavianrudel fuehrt der Weg zum Sonnenuntergang zurueck ins Camp, wo wir schon zum Abendessen erwartet werden.
Leider gibt es nun den dritten Tag hintereinander das exakt selbe Essen (Kohl und dazu Karotten und Kartoffeln in Kreuzkuemmelsauce, eh schon nicht mein Lieblingsessen). Titus bekommt mit, dass Nitschi und ich das nicht ganz so prima finden, und verpasst dem wirklich zauberhaften alten Koch einen Einlauf, er kennt da nix, offenbar hat der Kenianer keinerlei Hemmungen, sein Missfallen gegenueber anderen auszudruecken. Davon sind wir wiederum peinlich beruehrt, und so eh schon etwas verschnupft, als wieder einmal eine grosse Diskussion darueber beginnt, wann wir wem wieviel fuer die Uebernachtung und Verpflegung zu bezahlen haben, bevor wir morgen frueh abreisen. Denn der eine Angestellte darf nicht wissen, wieviel die Unterkunft hier eigentlich kostet, der andere wiederum nicht, wieviel Trinkgeld der naechste bekommt - ach, es ist immer alles furchtbar kompliziert hier. Wir geben auf, das werden wir nie verstehen, und so verabschieden wir uns unter die Dusche und ins Bett, heute ist irgendwie der Lagerkoller ausgebrochen...

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